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1.4 Die Gliederung der Systematischen Theologie

Die Systematische Theologie umfasst als akademisches Fach verschiedene Unterdisziplinen der Systematischen TheologieUnterdisziplinen, die sich im Prozess der Ausdifferenzierung der Theologie herausgebildet haben. An den protestantischen Fakultäten werden vor allem drei Einzeldisziplinen unter dem Obertitel zusammengefasst: Religionsphilosophie, Dogmatik und EthikEthik. Alle drei haben sich erst in der Neuzeit als selbständige Disziplinen im akademischen Lehrbetrieb etabliert. In der Geschichte des Fachs zählte man allerdings noch weitere Disziplinen zu ihr. So bildete sich in der ReformationszeitReformation, Reformationszeit im Zusammenhang mit der Entstehung des protestantischen Dog[10]matikunterrichts die sogenannte PolemikPolemik heraus. Sie widmete sich der Auseinandersetzung mit den von der eigenen KonfessionKonfession abweichenden Lehrauffassungen. Mit dem Nachlassen der Prägekraft von konfessionellen Differenzen in der Aufklärungszeit wurde die Polemik in die KonfessionskundeÖkumenik, Konfessionskunde beziehungsweise Ökumenik überführt. Letztere bildet auch in der Gegenwart einen Bestandteil des Studiums der Systematischen Theologie an protestantischen Fakultäten. Aus der im 19. Jahrhundert entstandenen MissionswissenschaftMissionswissenschaften wurde im 20. Jahrhundert die ReligionswissenschaftReligionswissenschaft, die sich als eigenständige Disziplin sowohl an als auch außerhalb von theologischen Fakultäten etabliert hat. Ebenfalls in der Zeit der Aufklärung entwickelte sich in Auseinandersetzung mit dem modernen Zeitgeist die sogenannte ApologetikApologetik. Ihr oblag die Verteidigung des christlichen Glaubens gegenüber der Kritik seitens der modernen NaturwissenschaftenNaturwissenschaft oder des neuzeitlichen AtheismusAtheismus. Vor allem in der römisch-katholischen Theologie formierte sich hieraus die sogenannte FundamentaltheologieFundamentaltheologie. Deren Aufgabe besteht in der Demonstration der Vernunftgemäßheit der GlaubenslehreGlaubenslehre der Kirche. Auch in der protestantischen TheologieTheologieevangelische, protestantische haben sich in den letzten Jahrzehnten die Stimmen gemehrt, so etwas wie eine evangelische Fundamentaltheologie im akademischen Lehrbetrieb zu institutionalisieren. Bislang ist in dieser Frage jedoch noch kein Konsens erreicht.

1.4.1 ReligionsphilosophieReligionsphilosophie

Zu den klassischen Unterdisziplinen der Systematischen Theologie im Protestantismus gehört die Religionsphilosophie. Als ein eigenständiges akademisches Fach ist diese erst in den 1790er Jahren an deutschsprachigen Universitäten entstanden. Sie setzt die Kritik an der überlieferten *Metaphysik und *theologia naturalis (natürliche TheologieTheologienatürliche) durch Immanuel KantImmanuel KantKant, Immanuel (1724–1804) voraus. In seiner 1781 erschienenen Kritik der reinen Vernunft hatte der Königsberger Philosoph den Nachweis erbracht, dass Gott von der menschlichen Vernunft nicht erkannt werden könne. Intersubjektiv geltende Erkenntnis ist aufgrund ihrer beiden Quellen Anschauung und BegriffAnschauung und Begriff nur im Bereich der Erfahrung möglich. Aus dem Umfeld möglicher Erkenntnisgegenstände schieden damit die über die Erfahrung hinausgehenden göttlichen Dinge [11]aus. Hier knüpft die Religionsphilosophie an. Sie fragt nach dem Gottesverhältnis des Menschen und nicht mehr wie die natürliche Theologie nach einem metaphysischen Gottesbegriff. In der Philosophie der Religion kommt es also zu einer Perspektivenverschiebung. Deshalb ist die Religionsphilosophie keine einfache Fortsetzung der überlieferten Metaphysik und ihres Gottesgedankens. Sie hat mit dem religiösen Bewusstsein ein eigenes Thema.

Die die Aufgabe der ReligionsphilosophieReligionsphilosophie erkundet die Religion und ihre konstitutiven Merkmale, welche sie von anderen menschlichen Kulturgebilden unterscheidet. Indem die PhilosophiePhilosophie der Religion den Nachweis erbringt, dass Religion gleichsam zur conditio humanaconditio humana (Bedingung des Menschen) gehört, begründet sie deren Notwendigkeit und damit den Gegenstand der Theologie. In der protestantischen TheologieTheologieevangelische, protestantische wurde der Grundlagenwechsel von Gott zur Religion noch aus einem weiteren Grund notwendig. Für die ReformationReformation, Reformationszeit fungierte die Bibel als alleinige EntscheidungsinstanzEntscheidungsinstanz in theologischen und religiösen Fragen. Eine solche normative Kompetenz kann den biblischen Schriften allein dann zukommen, wenn sie selbst eine gleichsam göttliche AutoritätAutorität haben und klar, eindeutig und im Hinblick auf das Heil des Menschen vollständig sind. Durch die Einführung des kritischen Geschichtsdenkens in die protestantische Theologie im 18. Jahrhundert wurde diese Stellung der Bibel mit historischen Argumenten aufgelöst. Damit verlor jedoch die Theologie des Protestantismus ihr normatives Fundament. Es wurde im 19. Jahrhundert durch den [12]ReligionsbegriffReligionsbegriff ersetzt, der dadurch zur methodischen Grundlage der modernen TheologieTheologiemoderne avancierte.

Eine grundlegende Aufgabe der Religionsphilosophie besteht darin, eine umfassende Theorie der Religion auszuarbeiten. Freilich ist die philosophische Analyse der Religion von dem zugrundliegenden Philosophieverständnis abhängig. Je nachdem, was unter Philosophie verstanden wird, ergeben sich höchst unterschiedliche Verständnisse von Religionsphilosophie und deren Aufgabe.

Infobox

Typen der Religionsphilosophie:


1. transzendentaletranszendental: Religion ist Bestandteil des menschlichen Bewusstseins (Immanuel KantKant, Immanuel); religiöses Apriorireligiöses Apriori im Aufbau des menschlichen Bewusstseins (Ernst TroeltschTroeltsch, Ernst [1865–1923])
2. phänomenologische: religiöse Erfahrung / Idee des Heiligen (Rudolf OttoOtto, Rudolf [1869–1937])
3. sprachanalytische: Eigenart der religiösen Sprache / Sprachspiele (Ludwig WittgensteinWittgenstein, Ludwig [1889–1951])
4. pragmatische: Lebensfunktion der Religion (William JamesJames, William [1842–1910])
5. spekulative: Religion als SelbstbewusstseinSelbstbewusstsein Gottes (Georg W.F. HegelHegel, Georg Wilhelm Friedrich [1770–1831])

Die Religionsphilosophie fragt nach dem Wesen der Religion und versucht, diese auf philosophische Begründung der Religionphilosophische Weise zu begründen, also ohne Rekurs auf eine göttliche Offenbarung. Die geschichtlichen ReligionReligiongeschichtlicheen sind der philosophischen Analyse bereits vorgegeben. Sie werden nicht durch die Religionsphilosophie hervorgebracht. Um grundlegende Merkmale der Religion zu erschließen, ist die PhilosophiePhilosophie der Religion sowohl auf die ReligionswissenschaftReligionswissenschaft als auch auf Kultur- und SozialwissenschaftenSozialwissenschaften angewiesen. Ohne empirische Kenntnisse über die lebensweltlichen Religionen kann weder eine Untersuchung der Religion vorgenommen noch deren Begriff konstruiert werden. Religion gibt es allein in der Vielfalt der geschichtlich gewordenen Religionen und ihrer Traditionen. Die Religionsgeschichte ist folglich ein konstitutiver Bestandteil der philosophischen Reflexion der Religion. Eine weitere Aufgabe der Religionsphilosophie besteht in der Herausarbeitung der spezifischen KategorienKategorien (Philosophie), welche die religiöse Weltsicht konstituieren. Die religiöse Sprache und Erkenntnis unterscheidet sich von der Alltagssprache auf signifikante Weise. Deren Eigenart hat die philosophische Analyse der Religion zu klären. Und schließlich muss die Religionsphilosophie nach dem Zusammenhang und Unterschied von Religion und Kultur fragen. Geschichtliche Religionsfamilien wie das Christentum oder der IslamIslam sind stets mit Kulturen verwoben und ein Teil von ihnen. Zugleich beanspruchen Religionen, mehr als bloße Kultur zu sein. Auf diese Weise konzipiert die Religionsphilosophie einen kritischen Allgemeinbegriff der Religion, der auf diverse religiöse Phänomene angewendet werden kann. Nur so erfüllt er eine kritische Funktion.

Aber wie gelangt die Religionsphilosophie zu einem Begriff der Religion, der allgemeingültig ist und sich auf alle religiösen Phänomene anwenden lässt? Hierin besteht ihr das methodische Grundproblem der Religionsphilosophiemethodisches Grundproblem. Hatte man in der Aufklärungszeit den Begriff [13]der Religion weitgehend aus dem Christentum abgeleitet und ihn als universal behauptet, so ist das in der globalisierten Welt und vor dem Hintergrund der angewachsenen religionskundlichen Kenntnisse nicht mehr möglich. Der ReligionsbegriffReligionsbegriff soll ja als kritischer Allgemeinbegriff fungieren. Wie aber kann er das leisten, wenn er ausschließlich von einer bestimmten, geschichtlich bedingten Religionskultur abstrahiert wird? Seine Anwendung auf andere Religionen, so hat man argumentiert, würde lediglich den europäisch-nordamerikanischen Imperialismus und Kolonialismus mit anderen Mitteln fortschreiben. Kulturen, die weder Religion als Allgemeinbegriff kennen noch diese von anderen kulturellen Bereichen unterscheiden, wie es in Europa üblich ist, werden mit einem Konzept überformt, welches ihnen fremd ist. Sollte man also auf einen Begriff der Religion verzichten? Das kann freilich keine Lösung des Grundproblems einer Religionsphilosophie sein. Schon um bestimmte Kulturerscheinungen als Religion ansprechen zu können, ist ein VorverständnisVorverständnis von ihr vorausgesetzt.

Die seit gut zweihundert Jahren zwischen Theologen, Philosophen, Religions- und Kulturwissenschaftlern geführten Debatten über die Religion haben deutlich gemacht, dass sich in ihrem Begriff höchst unterschiedliche Dimensionen überschneiden und überlagern. In ihm bündeln sich Binnen- und Außensichten. Um einen gehaltvollen Begriff der Religion konzipieren zu können, kommt man nicht umhin, auf eine bestimmte Religion Bezug zu nehmen. Jeder Allgemeinbegriff lässt sich lediglich aus einer bestimmten, geschichtlich gewordenen Perspektive konstruieren. Das hat seinen Grund in dem zirkulären Charakter des Verstehens von kulturellen Phänomenen wie dem der Religion. Um Letztere identifizieren zu können, ist deren Verständnis bereits in Anspruch genommen. Darin dokumentiert sich die Abhängigkeit jeder ReligionsphilosophieReligionsphilosophie und jedes Allgemeinbegriffs der Religion von einer bestimmten religiösen Tradition und deren SelbstdarstellungSelbstdarstellung etwa in Form einer Theologie. Die Aufgabe der Religionsphilosophie besteht darin, den methodischen ZirkelZirkel, der für einen Begriff der Religion konstitutiv ist, bewusst zu machen. Ausschließen oder gar vermeiden lässt sich ein solcher Zirkel bei keinem geisteswissenschaftlichen Gegenstand. Der Begriff der Religion ist ein akademisches Konstrukt. Der Schwierigkeiten, die mit seiner Fassung verbunden sind, ungeachtet, ist er gleichwohl not[14]wendig, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Religionen zu beschreiben.

Literatur

Hermann Deuser: Religionsphilosophie, Berlin/New York 2009.

Johann Figl: Philosophie der Religionen. Pluralismus und Religionskritik im Kontext europäischen Denkens, Paderborn/München/Wien/Zürich 2011.

Winfried Löffler: Einführung in die Religionsphilosophie, Darmstadt 2006.

Thomas Rentsch: Religiöse Vernunft: Kritik und Rekonstruktion. Systematische Religionsphilosophie als kritische HermeneutikHermeneutik, in: Hans-Joachim Höhn (Hrsg.): Krise der Immanenz. Religion an den Grenzen der Moderne, Frankfurt a.M. 1996, S. 235–262.

Hartmut Rosenau: Art.: Religionsphilosophie I. Christliche Religionsphilosophie, in: TRE, Bd. 28, Berlin/New York 1997, S. 749–761.

Falk Wagner: Was ist Religion? Studien zu ihrem Begriff und Thema in Geschichte und Gegenwart, Gütersloh 1986. 21991.

Aufgaben

1 Welche methodischen Probleme sind mit der Fassung eines ReligionsbegriffsReligionsbegriff verbunden?

2 Informieren Sie sich anhand des Lexikonartikels von Hartmut Rosenau über die Themen der Religionsphilosophie.

3 Fassen Sie die Aufgabe der Religionsphilosophie in Thesen zusammen.

1.4.2 DogmatikDogmatik

Neben der Religionsphilosophie bildet die DogmatikDogmatik einen konstitutiven Bestandteil im Fächerkanon der Systematischen Theologie. Dogmatik nennt man die Darstellung der LehreDarstellung der Lehre einer der christlichen Konfessionen. In diesem Sinne hat sich der Begriff erst im 17. Jahrhundert zur Bezeichnung der Disziplin herausgebildet. Die klassische Schuldogmatik des Protestantismus versteht sich als eine zusammenfassende Darstellung der Bibel. Hieraus resultiert ihr sogenannter heilsgeschichtlicher Aufriss. In ihrer inhaltlichen Erörterung der Lehre setzt sie mit dem Gottesgedanken ein, erläutert die SchöpfungSchöpfung von Welt und Mensch, den AbfallAbfall des Menschen von Gott, um sodann mit den Lehren von Christus und der VersöhnungVersöhnung, Versöhnungswerk den Weg der Rückkehr des Menschen zu Gott zu beschreiben. Hieran schließen sich die Themen der Kirche und schließlich der Lehre von den letzten Dingen, der Eschatologie, an. Auf diese Weise bietet die Dogmatik eine [15]lehrhafte Zusammenfassung der Bibel, an deren Aufbau sie sich anlehnt. Den inhaltlichen Ausführungen der Dogmatik werden sogenannte ProlegomenaProlegomena (von griechisch: prolégein, vorher sagen, Vorwort) vorangestellt, welche die Erkenntnisquellen der theologischen Wissenschaft erörtert. Im Bereich des Protestantismus ist das vor allem die Lehre von der Heiligen Schrift. Sie stellt für die protestantische TheologieTheologieevangelische, protestantische die einzige EntscheidungsinstanzEntscheidungsinstanz in theologischen und religiösen Fragen dar. Infolge der Krise des SchriftprinzipsSchriftprinzipKrise des Sch.s seit der europäischen Aufklärung trat im 19. Jahrhundert an dessen Stelle der ReligionsbegriffReligionsbegriff. In den Prolegomena der Dogmatik wurde nun eine Religionsphilosophie traktiert. Ausgehend vom Begriff der Religion ordnet man das Christentum in die Religionsgeschichte ein und verstand es als Realisierung beziehungsweise höchstmögliche FormForm (Philosophie) der Religion. Damit war die Grundlage für die Entfaltung der materialen Dogmatik gegeben. In neuerer Zeit wird diskutiert, eine evangelische FundamentaltheologieFundamentaltheologie auszuarbeiten. Da diese nicht wie im römisch-katholischen Verständnis als Begründung der Vernünftigkeit der Kirchenlehre aufgefasst werden kann, wird sie zumeist als Einleitung in die Dogmatik konzipiert. Allerdings ist aufgrund der Zir[16]kelstrukturZirkelstruktur der geisteswissenschaftlichen Arbeit eine solche Einleitung selbst schon Dogmatik.

Die DogmatikDogmatik erörtert die theologische Lehre einer christlichen KonfessionKonfession in ihrem systematischen Zusammenhang. Man hat deshalb vorgeschlagen, ihren Gegenstand als DogmaDogmaDogma zu bezeichnen. Sie wäre dann eine Wissenschaft vom Dogma im Sinne von verbindlichen Lehrmeinungen. Dadurch wird der normative Charakter der Dogmatik hervorgehoben und unterstrichen.

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DogmaDogma:

Der Begriff DogmaDogma (griechisch: dokein, was jemand meint) stammt aus der antiken Philosophie und bezeichnet eine verbindliche Lehrmeinung beziehungsweise eine feststehende Aussage. In der Alten KircheKircheAlte wurde der Begriff zur Bezeichnung der wahren kirchlichen Lehre übernommen. Das wahre Dogma ist nun die christliche Lehre. Von ihr gilt, wie es Vinzenz von LerinumVinzenz von Lerinum (gest. zwischen 434 und 450) formulierte, „was überall, immer und von allen geglaubt worden ist“. Erst in der Neuzeit kommt es in der römisch-katholischen KircheKirchekatholische, Katholizismus zu einem Verständnis des Dogmas als verbindlichem, von Gott geoffenbarten Lehrinhalt (Erstes Vatikanisches KonzilKonzil, Erstes Vatikanisches1869–1870). In einem solchen Sinne – als von der Kirche formulierte autoritative Lehre – kann das Dogma im Protestantismus nicht verstanden werden.

Allerdings ist ein Verständnis der DogmatikDogmatik als Wissenschaft von den Dogmen nicht unproblematisch. In den protestantischen Kirchen gibt es im Unterschied zur römisch-katholischen KircheKirchekatholische, Katholizismus keine Instanz, welche ein DogmaDogma festlegen könnte. Zudem würde der Begriff des Dogmas als verbindlicher GlaubensinhaltGlaubensinhalt, der von dem Einzelnen zu glauben ist, dem protestantischen Verständnis des Glaubens widersprechen. Neben dem Dogma wurden deshalb Gott, die Offenbarung Gottes, das christlich-religiöse Bewusstsein und der christliche Glaube als Gegenstand der Dogmatik vorgeschlagen. Je nach dem, was man als Thema der Dogmatik ansetzt, ergeben sich unterschiedliche Konzeptionen.

Infobox

Konzeptionen der DogmatikDogmatik:


altprotestantische TheologieTheologiealtprotestantische: DogmatikDogmatik als zusammenfassende Darstellung der geoffenbarten WahrheitWahrheitgeoffenbarte der Bibel
GlaubenslehreGlaubenslehre: DogmatikDogmatik als systematische Entfaltung des christlich-religiösen Bewusstseins (Friedrich SchleiermacherSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst [1768–1834])
spekulative TheologieTheologiespekulative: DogmatikDogmatik als logische Explikation des trinitarischen Gottesgedankens (Falk WagnerWagner, Falk [1939–1998])
OffenbarungstheologieTheologieOffenbarungs-: DogmatikDogmatik als Darstellung des Ereignisses der Offenbarung Gottes (Karl BarthBarth, Karl [1886–1968])
ErfahrungstheologieTheologieErfahrungs-: DogmatikDogmatik als Entfaltung des christlichen Wirklichkeitsverständnisses (Eilert HermsHerms, Eilert [geb. 1940], Wilfried HärleHärle, Wilfried [geb. 1941], Christoph SchwöbelSchwöbel, Christoph [geb. 1955])
analytische Formen: DogmatikDogmatik als Analyse der Sprachspiele der christlichen Rede

Nun kann Gott aufgrund seiner TranszendenzTranszendenz nicht zum Gegenstand einer Wissenschaft werden. Für die DogmatikDogmatik bleibt dann nur das Gottesverhältnis des Menschen als Themenfeld übrig. Es lässt sich auf unterschiedliche Weise thematisieren. Im 19. Jahrhundert avancierte das religiöse Bewusstsein und damit die Religion zur methodischen Grundlage der Dogmatik. Der Got[17]tesbegriff scheint auf diese Weise in eine Abhängigkeit vom Menschen zu geraten. Die theologische Entwicklung im 20. Jahrhundert hat deshalb im Interesse an der Unabhängigkeit Gottes einer solchen Konzeption der Dogmatik energisch widersprochen und die Offenbarung Gottes als Gegenstand der Theologie angesetzt. Die Alternative Religion oder Gottes Offenbarung als Ausgangspunkt und Thema der Dogmatik, welche die Debatten im 20. Jahrhundert beherrschte, ist jedoch abstrakt. Sie verkennt wesentliche Motive der Neubeschreibung der Religion als Offenbarung Gottes. Auch hier geht es um eine angemessene Fassung der Religion. Sie wird lediglich nicht mehr als anthropologische Anlage gefasst. Weiterführender ist es, die Alternative von Religion oder Offenbarung hinter sich zu lassen und die Dogmatik als Darstellung des GlaubensaktesDogmatik als eine SelbstdarstellungSelbstdarstellung des Glaubensaktes zu verstehen. Ihr Gegenstand ist die als Glaube weiterbestimmte Religion. Mit dem personalen GlaubensaktGlaubensakt und seiner reflexiven Struktur expliziert die Dogmatik das Wesen des ChristentumsWesen des Christentums.

Der Glaube ist ein menschlicher Akt, der in einer Kultur vollzogen wird, aber aus dieser nicht ableitbar ist. Die symbolischen Formen, in denen sich der Glaube darstellt und beschreibt, sind kulturell vermittelt und somit geschichtlich bestimmt. Christlich-religiöse Kommunikation steht wie jede andere in der Spannung von geschichtlicher Abhängigkeit und Transformation. Jegliches Verstehen ist abhängig von einem Standpunkt und seinen Voraussetzungen. Diesen methodologischen ZirkelZirkelmethodologischer expliziert die DogmatikDogmatik, indem sie den GlaubensvollzugGlaubensvollzug beziehungsweise das Wesen des ChristentumsWesen des Christentums darstellt. Das wesentlich Christliche ist nämlich nicht etwas, was bereits vorliegt und gewissermaßen an eine veränderte Zeit angepasst werden müsste. Es ist vielmehr eine SelbstbeschreibungSelbstbeschreibung, die es auch nur als eine solche gibt. Das Christentum und der christliche Glaube existieren allein in dem Vollzug ihrer SelbstdarstellungSelbstdarstellung und Kommunikation, nämlich als solche Weisen eines menschlichen Selbstverständnisses, die sich als christlich beschreiben. Wenn sich die christliche Kommunikation stets in der Spannung von geschichtlicher Einbindung der symbolischen Formen sowie deren Umformung vollzieht, dann stellt sich die Frage nach deren Grenzen. Wo hört eine religiöse Selbstdarstellung auf, christlich zu sein? Es ist die Aufgabe der theologischen Dogmatik, derartige Grenzreflexionen der christlichen Kommunikation zu reflektieren. Darin stellt sie die Iden[18]tität des Christlichen in der Spannung von Geschichte und eigener Gegenwart dar.

Literatur

Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen KircheKirchelutherische, Göttingen 91982 (= BSLK).

Christian Danz: Einführung in die evangelische DogmatikDogmatik, Darmstadt 2010.

Eilert HermsHerms, Eilert: Art.: DogmatikDogmatik, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2, Tübingen 1999, Sp. 899–915.

Eilert HermsHerms, Eilert: Systematische Theologie. Das Wesen des Christentums: In Wahrheit und aus Gnade leben, Tübingen 2016.

Hermann Fischer: Systematische Theologie. Konzeptionen und Probleme im 20. Jahrhundert, Stuttgart/Berlin/Köln 1992.

Konrad Stock: Einleitung in die Systematische Theologie, Berlin/New York 2011, S. 55–61.

Henning Theißen: Einführung in die DogmatikDogmatik. Eine kleine Fundamentaltheologie, Leipzig 2015.

Aufgaben

1 Informieren Sie sich anhand einer Geschichte der protestantischen TheologieTheologieevangelische, protestantische über die Kontroversen zum ReligionsbegriffReligionsbegriff als methodische Grundlage der DogmatikDogmatik.

2 Informieren Sie sich über den Begriff sowie die Geschichte des Dogmas.

3 Nehmen Sie Stellung zu der Frage, warum das DogmaDogma nicht Gegenstand einer protestantischen DogmatikDogmatik sein kann.

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9783846346136
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