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Читать книгу: «Die Mormonen», страница 7

Busch Moritz
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Die Art, wie die Mormonen des Sonntags ihren Gottesdienst abhalten, unterscheidet sich nicht sehr von der Weise der übrigen Secten Amerikas. Man findet sich zu bestimmter Stunde im Bethause ein. Der vorsitzende Priester – in Deseret gewöhnlich der Seher – eröffnet die Feier mit einem Segensspruche über die Versammlung und ihr frommes Beginnen. Dann wird ein Lied aus ihrem Hymnenbuche, und zwar meist nach einer sehr lebhaften und heitern Melodie, gesungen. Dann spricht irgend ein Priester ein Gebet, worauf wieder ein Gesang folgt. Sodann predigt einer von den Priestern, der vorher damit beauftragt worden ist, und hierauf lassen gewöhnlich das eine und das andere Gemeindeglied, »vom Geiste zum Reden angeregt«, allerlei kürzere Ermahnungen und Belehrungen hören. Den Schluß bilden Vorlesungen von Verordnungen und Ankündigungen allgemein interessanter Anordnungen in Betreff der öffentlichen Bauten, der Steuerzahlungen, der Militairübungen u. a. m., welche der Schreiber des hohen Raths vorträgt, wornach die Versammlung mit einem Segensspruche entlassen wird.

Während die Gemeinde sich versammelt und ebenso während sie das Gotteshaus verläßt, spielt das Musikchor, welches sehr zahlreich und, wie es heißt, sehr gut eingeübt ist, allerlei lustige Weisen, Märsche und Tänze, wodurch alle düsteren Gedanken vertrieben und die Gemüther heiter gestimmt werden. Da in Deseret sehr viele Waliser sind, von denen die meisten nur unvollkommen, einige gar nicht englisch verstehen, so wird die Hauptrede gemeiniglich von einem Dolmetscher in wälscher Sprache wiederholt; auch erheitert in der Regel ein wälsches Chor die Versammlung durch den Vortrag einer ihrer wildromantischen seltsamen Melodien.

Daß es bei ihren gottesdienstlichen Zusammenkünften nicht immer vollkommen geordnet zugeht, darf uns nicht Wunder nehmen. Das Reden in Zungen läßt sich nun einmal nicht zurückdrängen, und nicht selten wird der Prediger durch ein derartiges verzücktes Geplapper unterbrochen. Aehnliches kommt jedoch auch bei anderen Secten, namentlich bei den Methodisten häufig vor. Daß die Redner meist sehr lange, nur bisweilen gut, höchst selten gewählt sprechen, muß man ihrer Bildungsstufe (die meisten waren ursprünglich Bauern oder Handwerker) zu Gute halten. Eines aber verdient mit Recht Tadel – die Mormonenprediger fluchen und verdammen von der Kanzel herab wie die Landsknechte, und selbst Brigham Young würzt seine Reden, wenn er in's Feuer geräth, mit den gewaltigsten Flüchen und Schwüren.

Die Gemeinden außerhalb Deseret halten ihren Gottesdienst, wie sich von selbst versteht in einfacherer Weise, auch kommen die kleineren von ihnen selten regelmäßig zu Gebet und Predigt zusammen. In Cincinnati, wo sich im Jahre 1851 eine Mormonengemeinde von etwa zwölf Familien befand, wurde in den Monaten October bis December nur drei Mal Gottesdienst gehalten, und die Zweiggemeinde in Dayton, aus zwei Männern und drei Frauen bestehend, war bei unserem Besuche seit einem halben Jahre nicht versammelt gewesen. Dieser unser Besuch aber wurde für den Vorsteher, den wackeren Schuster Winthrop Graves, Veranlassung, seine Heerde wieder einmal zusammenzurufen und auf die himmlische Weide zu führen.

Wir trafen uns im Hause eines der Gläubigen. Derselbe war Pächter einer Farm und wohnte am Rande des Waldes in einem großen, schwarzverräucherten Ziegelgebäude, das mit einem unordentlichen moosbewachsenen Zaune umgeben war. Die alten Eichen und Ahornbäume, welche das Haus umstanden und deren entlaubte Zweige fortwährend aufs Kläglichste im Winde ächzten, die Verfallenheit des Dachs und der Mauern, der Charakter der Leere und Kälte, den das Innere dieser einsamen Wohnung trug, machten einen trübseligen, unbehaglichen, fast unheimlichen Eindruck. Dem ärmlichen, düsteren, grämlichen Wesen des Hauses entsprach das Wesen seiner Bewohner. Der Mann war eine jener hagern, schlotterigen Gestalten, wie sie in den Hinterwäldern häufig sind. Die Frau schien am Fieber zu leiden. Die Tochter, ein Mädchen in den Jahren, wo Frauen sich in ihren Geburtstagen zu verrechnen anfangen, schaute mit ihren gelben verwelkten Wangen und ihren graugrünen Augen so theilnahmlos und so sauertöpfisch in die Welt, als habe sie Holzäpfel gefrühstückt. Die einzige freundliche Erscheinung war eine junge Witwe, die mit ihren feinen Manieren und ihrer schönen Stimme einen eigenthümlichen Gegensatz zu dem Geschilderten bildete. Wir hielten den Gottesdienst in der Küche, die, wie beim gemeinen Mann in Amerika gewöhnlich, zugleich Wohnstube war. Der Schuhmacher schlug das Buch Mormon auf, legte es auf ein Tischchen vor sich, sprach ein Gebet und hielt hierauf aus dem Stegreif eine Rede, in welcher er die Grundzüge des Glaubens der Latterday-Saints auseinandersetzte, und die so wohlgefügt und an einzelnen Stellen so schwungreich war, daß mancher unsrer Pastoren dabei hätte lernen können. Die verdrießlichen Mienen der vorhin beschriebenen Drei begannen einen anderen Ausdruck zu gewinnen. Der Mann schien seine Sorgen, die Frau ihr Fieber vergessen zu haben. Die grünen Augen der Tochter blitzten von einem seltsamen Feuer, und als nun ein Lied – zu unserm Erstaunen nach der altbekannten Melodie: »Du, Du liegst mir am Herzen« – gesungen wurde, welches den Tod des Propheten beklagte und die Leiden der Brüder in der Wüste schilderte, hatte sich der ganzen Versammlung eine Aufregung bemächtigt, mit der sie wie umgewandelt schien.

 
»Weep, weep not for me, Zion,
Rejoice now and sing ye aloud.
Pray, pray, that Judahs fierce lion
May quickly descend in a cloud.
  Haste, haste, o quickly descend in a cloud!
 
 
To smite with a rod of his power,
To lay Zions enemies low,
While frowns on his countenance lower,
They sink to perdition and woe.
  Yes, yes to perdition and woe!«4
 

So sangen die Mormonen. Und immer höher steigerte sich die Inbrunst. Die Wangen der Frauen rötheten sich, die Blicke der Männer wurden stolz und fröhlich und immer fröhlicher und stolzer, je mehr sie sich durch die weitern Verse des Liedes an die glorreiche Geschichte der Kirche erinnert fanden. Die junge Witwe sank auf die Knie und sprach ein Gebet, welches unter anderen Umständen selbst auf uns eine ergreifende Wirkung gehabt haben würde. Der Farmer folgte ihr in rauherer, aber nicht weniger aufrichtiger Weise. Wir erwarteten ein Reden in Zungen von der Tochter, aber die Witwe schnitt ihr die Gelegenheit dazu ab, indem sie, glühend von schwärmerischem Feuer, aufsprang und, dem Leiter des Meetings vorgreifend, mit wohltönender Stimme in ein Triumphlied ausbrach, in welches alle Anwesenden nach Kräften einstimmten. Sie sangen:

 
»The spirit of God like a fire is burning
The latter day glory begins to come forth,
The visions and blessings of old are returning,
The angels are coming to visit the earth.
We'll sing and we'll shout with the armies of heaven:
Hosannah, Hosannah to God and the Lamb!
Let glory to them in the highest be given.
Henceforth and forever. Amen and Amen!«5
 

Den Schluß bildete der Segen, von dem Schuhmacher gesprochen. Dann aßen die Brüder und Schwestern mit einander, und wir entsinnen uns nicht, während unsers Aufenthalts in Amerika fröhlichere Gesichter beisammen gesehen und ein liebevolleres Benehmen beobachtet zu haben, als bei diesem einfachen Mahle. So verklärt und adelt das, was in den Religionen die Religion ist, selbst den sinnlosesten Wahn, und so geht neben der Truglist der Führer stets die redlichste Einfalt der Massen her.

Den Schluß dieses Abschnitts möge ein Ueberblick über die Kirchenverfassung des Mormonismus bilden. Dieselbe beruht im Wesentlichen auf einer eigenthümlichen Ansicht vom Priesterthume. Die Priesterschaft ist nach Joseph Smith und anderen Dogmatikern, wie Peter Parley Pratt, Spencer und Orson Pratt, unbedingt nothwendig zu einer Kirche, welche Anspruch darauf erhebt, die wahre zu sein. Sie ist unmittelbar von Gott eingesetzt und zerfällt, wie schon beiläufig erwähnt wurde, in zwei Ordnungen, deren erste nach dem geheimnißvollen Freunde Abraham's, dem Priesterkönige Melchisedek benannt ist, während die zweite nach dem ersten Hohenpriester Israels, Aaron, die aaronische, oder auch die levitische heißt.

Das Priesterthum der ersten Classe wurde nach dem Book of Doctrine and Covenants im Anfange der Zeiten an Adam verliehen und von diesem (man sieht, wir haben hier ein Anklingen an die katholische Lehre von der Pneuma-Mittheilung vor uns) auf Noah, Abraham, David, Salomo u. s. w. fortgepflanzt. Ihr Amt und ihre Gewalt ist mystischer Natur. Sie hat »die Schlüssel zu allen geistlichen Segnungen« in Händen und besitzt das Vorrecht, die Geheimnisse des Himmels zu empfangen, sich das Jenseits öffnen zu lassen, und sich mit Gott dem Vater und Jesus dem Mittler in Verbindung zu setzen.

Die Priesterschaft des aaronischen Ordens dagegen hat auf so hohe Dinge keinen Anspruch; sie ist nur mit Besorgung der weltlichen Angelegenheiten der Kirche betraut. Ursprünglich hieß es (wahrscheinlich um die Juden zum Eintritte in die Gemeinschaft der Latterday-Saints geneigt zu machen), die Mitglieder dieser Classe müßten vom Stamme Levi sein. Da sich jedoch keine echten Leviten finden wollten, so begnügte man sich bis auf Weiteres mit Besetzung der Stellen durch Nichtjuden. Wenn der Tempel fertig ist, werden aber zahlreiche Leviten den Mormonen beitreten, und dann werden dieselben außer den jetzt von der aaronischen Priesterschaft besorgten Geschäften wieder Auftrag erhalten, für die täglichen Sünden des Volkes Thieropfer zu bringen.

Jede dieser beiden Classen der Mormonenpriesterschaft zerfällt nun wieder in verschiedene Grade, die ihrerseits wiederum jeder seine leitende Behörde oder seinen Vorsitzenden haben. Die Oberleitung der gesammten Kirche liegt in den Händen der Präsidentschaft. Diese besteht aus dem Seher und zwei anderen Präsidenten, von denen gegenwärtig nur der eine (Heber Kimball) in Deseret, der andere aber (Francis Richards) die große englische Zweigkirche leitend, in Liverpool sich aufhält. Dieses geistliche Triumvirat wird ein Abbild der himmlischen Dreieinigkeit genannt, bisweilen auch als Nachahmung des Regiments der christlichen Urkirche durch Petrus, Jakobus und Johannes bezeichnet. Nach ihnen nimmt das Apostelcollegium (auch schlechthin »die Zwölfe« geheißen) die vornehmste Stelle ein, welches ebenfalls dem Orden Melchisedek angehört und das Recht oder die Pflicht hat, Inspectionsreisen nach den neugegründeten Gemeinden im Auslande zu machen und über dieselben den Vorsitz zu führen. Unter ihnen stehen die Hohenpriester, die Priester, die Aeltesten, die Bischöfe, die Lehrer und die Helfer oder Diakonen, sowie die drei Siebzigercollegien, eine Erinnerung an die siebzig Sendboten, die Jesus außer seinen zwölf Jüngern zur Verbreitung der frohen Botschaft wählte. Jeder Grad bildet ein vollständiges »Quorum« oder Collegium, um die Disciplin unter seinen Mitgliedern aufrecht zu erhalten und die in seine Sphäre fallenden Geschäfte zu besorgen. Bei auseinandergehenden Meinungen appellirt man an die nächst höhere Classe, während die Gesammtheit der Kirchenglieder, in ein Generalconcilium versammelt, die letzte Instanz bilden soll.

So wenigstens liest man im Buch der Lehre und der Bündnisse. In der Wirklichkeit verhält es sich damit anders, indem der Seher und seine nächsten Vertrauten das Volk so kurzgefaßt am Gängelbande halten, daß von der Entscheidung einer streitigen Frage durch die Gemeinde ebenso wenig als von einer Wahl der einflußreichen Beamten die Rede sein kann. Aus zwölf Hohenpriestern zusammengesetzt, steht der Präsidentschaft ein hoher Rath zur Seite, in welchem jedes Mitglied das Recht hat, seine Meinung hören zu lassen. Der Seher, welcher präsidirt, nimmt davon an, was ihm gutdünkt, faßt am Schlusse jeder Sitzung das Vorgebrachte zusammen und giebt dann seine Entscheidung ohne Rücksicht auf die Ansicht der Mehrheit des Rathes. Ein derartiges Verfahren verstößt in schroffster Weise gegen alles Herkommen unter Engländern und Amerikanern. Dennoch hat es sich unter der jetzigen Präsidentschaft noch nie ereignet, daß Jemand es gewagt hätte, sein Misvergnügen laut werden zu lassen, wenn der Willensausdruck des Sehers anders ausfiel, als man gewünscht und gerathen hatte.

Dieser hohe Rath ist aber dem Präsidenten der Kirche – wir sagen, dem Präsidenten, da die beiden anderen der Energie Young's gegenüber bloße Scheinregenten sind – Auge, Ohr und Hand. Seine Mitglieder kundschaften alles, was auf dem Felde oder in der Werkstatt, im Bethause oder im Familienkreise gesprochen wird oder geschieht, mit dem Eifer und der Schlauheit von Spionen aus. So wie irgend eine neue Meinung auftaucht, so wie irgendwo ein verdächtiger Plan laut wird, bringt ihn sicher eines der Mitglieder jenes Rathes in der Versammlung vor, und es werden sofort die geeigneten Maßregeln zur Unterdrückung der misliebigen Neuerung getroffen. Der Urheber derselben wird als unruhiger Kopf vorgemerkt, und ehe er sichs versieht, verliert er den Boden unter den Füßen. Kein Wunder daher, daß viele unter den Bewohnern Deserets, welche die Canäle nicht kennen, durch welche dem Oberhaupte der Kirche Kunde von allen Vorgängen zuströmt, dem »Bruder Brigham« eine Art Allwissenheit zuschreiben und in Folge dessen mit scheuer Ehrfurcht zu ihm aufblicken.

Die Propheten der Mormonen gehen aus allen Graden der Priesterschaft hervor. Im Hauptquartier der Secte residirt ein Patriarch, der besondern Kirchengliedern den Segen »nach der Weise Jakob's und seiner zwölf Söhne und nach der Israels auf dem Krankenbette« zu ertheilen hat. Der Bischofstitel hat bei den Mormonen nicht die hohe Bedeutung wie in anderen Kirchen. Die Bischöfe gehören zu der aaronischen Priesterschaft oder den Leviten. Jeder Nachkomme Levi's, der den Latterday-Saints beitritt, hat gesetzlichen Anspruch auf dieses Amt, und zwar kann derselbe dann unabhängig, ohne beigesetzte Räthe fungiren. Findet sich kein solcher, so kann einer der Priester mit den bischöflichen Geschäften beauftragt werden. Diese bestehen vornehmlich in der Beaufsichtigung der Zehnten-Arbeit, in Einsammlung des Zehnten, mag er nun in Naturallieferungen oder in einem Geldäquivalent eingeliefert werden, in der Verwaltung der Magazine und – so war es wenigstens während der ersten Jahre der Ansiedelung in Deseret – in der Schlichtung von Rechtsstreitigkeiten untergeordneter Art.

»Der Beruf eines Apostels besteht außer der Stiftung und Beaufsichtigung der auswärtigen Gemeinden in der Taufe, in der Weihe anderer Priester, in der Confirmation der Getauften durch Handauflegung, in Lehre, Schriftdeutung und Ermahnung und in der Leitung gottesdienstlicher Versammlungen. Wofern kein Apostel da ist, fallen diese Befugnisse dem Hohenpriester zu. Fehlt auch dieser, so übernimmt sie ein Aeltester. Ist auch kein Aeltester vorhanden, so vertritt ihn als Führer der Gemeinde ein Priester, dem, wenn der Aelteste zugegen ist, lediglich das Taufen und Predigen sowie der Besuch bei den einzelnen Gemeindegliedern zum Behufe häuslicher Erbauung obliegt. Die Pflicht der Lehrer ist stete Wachsamkeit, damit keine Ungerechtigkeit, keine Härte, kein Lügen und Verleumden überhand nimmt und die Gemeinde sich fleißig vor Gott versammelt, sowie den gebührenden Zehnten entrichtet von allem, was sie hat. Der Lehrer darf in Abwesenheit von Mitgliedern höherer Grade auch die Leitung frommer Versammlungen übernehmen und ist in Erfüllung seiner Obliegenheiten von den Diakonen zu unterstützen; doch ist weder er noch einer der letzteren befugt zur Ausspendung der Sacramente oder zur Handauflegung.«

Ein solcher Fall tritt aber nur bei sehr schwachen Gemeinden ein, da die Häupter der Secte, der maßlosen Titelsucht der Amerikaner Rechnung tragend, mit der Verleihung von Graden und Beförderungen äußerst freigebig sind. In Cincinnati z. B. war ein hoher Priester, der, irren wir nicht, seines Zeichens Schneidergesell war. Sein College, der sich Bischof nannte, nährte sich im profanen Leben durch einen Handel mit Hausmitteln und Wunderpillen. Unter der dreißig bis vierzig Köpfe starken Gemeinde waren also, die bloßen Priester und Aeltesten ungerechnet, zwei hohe Würdenträger, und ein ähnliches Verhältniß fand in St. Louis statt, wo wir eine Gemeinde von über tausend Seelen trafen.

Ein eigenthümlicher und ziemlich bezeichnender Zug ist die Verbindung, in welche Smith seine Priesterschaft mit der Freimaurerei setzte. Er lehrte, daß die »königliche Kunst« ursprünglich ein kirchliches Institut gewesen sei, bestimmt, die tiefer liegenden Geheimnisse des Evangeliums, seine esoterische Lehre fortzupflanzen und zu deuten. Er behauptete ferner, daß dieses Institut mit der Abnahme wahrer Frömmigkeit in der christlichen Kirche ebenfalls in Verfall gerathen sei, und gab endlich vor, daß ein Engel ihm die im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangenen wahren Zeichen, Griffe und Worte der verschiedenen Grade des Bundes wieder mitgetheilt habe, und daß er deshalb, als er in die Logen von Illinois getreten, mit der rechten Art zu arbeiten vertrauter gewesen sei als die am Weitesten Vorgeschrittenen. Die Großloge des Staates freilich war darüber anderer Ansicht und untersagte ihm wegen ungebührender Anmaßung und Ignoranz das Betreten der unter ihr stehenden Bauhütten. Aber Smith erklärte dies für eine Handlung des Neides und stiftete nun selbst in Nauvoo eine Loge, die in Neujerusalem fortgesetzt wurde und einst ihre Werkstätte im Tempel selbst haben wird. Die Priester gehören verschiedenen masonischen Graden an. Den besonders Gläubigen wird raschere Beförderung zu Theil. Laue und Solche, die in Entrichtung des Zehnten lässig sind, müssen zurückstehen. Bei der Grundsteinlegung zum Tempel sowie bei seiner dereinstigen Einweihung wird die Freimaurerbrüderschaft eine hervorragende Rolle spielen.

Als Nachtrag sei noch bemerkt, daß es einst auch Priesterinnen geben wird, daß ferner dieselben zugleich in gewisse Grade der Freimaurerei eingeweiht werden sollen, und daß endlich die Berichte, als würde die gesammte Priesterschaft der Mormonen von den Laien ernährt, auf einem Misverständnisse beruhen, indem nur ein Theil der obersten Grade von dem Zehnten des Vermögens neueintretender Kirchenglieder und dem von allem Verdienst erhobenen Zehnten Antheile empfangen, dafür aber mit Geschäften aller Art überhäuft sind, von denen viele der Gemeinschaft wirklichen Nutzen schaffen. Die Zukunft der mormonischen Priesterschaft aber ist eine ungeheure. Außer den Orden Melchisedek und Aaron »giebt es (das stimmt allerdings nicht recht mit dem oben mitgetheilten Glaubensbekenntnisse) durchaus keine von Gott anerkannte Gewalt auf Erden, und Könige, Fürsten, Herrscher, Präsidenten, Gouverneure, Obrigkeiten sind, wofern sie nicht gesetzlich geweiht, und mit der Vollmacht jenes Priesterthums des Sohnes Gottes bekleidet sind, als Usurpatoren zu betrachten« – und, dürfen wir hinzusetzen, nur so lange auf Thron oder Tribune zu dulden, als sie die Uebermacht für sich haben.

Siebentes Kapitel.
Die Vielweiberei der Mormonen, ihre Rechtfertigung und ihre Ausübung. – Auch Christus war mit drei Frauen vermählt. – Verheirathete und Versiegelte. – Die Adoptivsöhne Brigham Youngs

Schon seit geraumer Zeit wurde von den Mormonen berichtet, sie, oder wenigstens einige von ihnen lebten in Deseret in Vielweiberei. Dieser Vorwurf wurde von ihnen fortwährend in Abrede gestellt, und es schien in der That unbegreiflich, wie in einer neugegründeten Colonie die Hühnerehe möglich sein solle, da die Statistik nachweist, daß in derartigen Niederlassungen die Zahl der Männer beträchtlich größer als die der Frauen ist. Allein die Berichte waren aus guter Hand, neuere Reisende erzählten, wie man in Neujerusalem selbst die Thatsache nicht mehr verhehle, daß viele Mormonen und namentlich die Häupter der Secte zahlreich besetzte Harems haben, und daß man demnächst sich offen und ungescheut vor aller Welt zur Polygamie bekennen werde. Dies geschah denn auch im Jahre 1853, wo Orson Pratt in seinem zu Washington erscheinenden »Seer« eine ausführliche Vertheidigung der »Pluralität« oder »himmlischen Vermählung,« wie man das Institut euphemistisch genannt, veröffentlichte.

Allein schon zehn Jahre vorher hatte Joseph Smith eine Offenbarung gehabt, in welcher ihm Jehova die Vielweiberei unter seinem Volke einzuführen gebot, und die Anklagen, welche gegen den Propheten von Nauvoo laut geworden waren, hatten ihre vollkommene Richtigkeit gehabt. Wir theilen jene Offenbarung, die bis jetzt geheim gehalten wurde, als ein Beispiel des kunterbunten Styls, in welchem der Mormonengott redet, in einem ausführlichen, nur die eigenen Worte des Propheten enthaltenden Auszuge mit. Sie wurde Smith am 12. Juli 1843 ertheilt, ist in Nummer 1 der ebengenannten Wochenschrift Pratts abgedruckt und lautet wie folgt:

»Wahrlich, so spricht der Herr zu meinem Knechte Joseph, da Du von mir zu erfahren gewünscht hast, worin ich der Herr meine Knechte Abraham, Isaak und Jakob, desgleichen Moses, David und Salomo, meine Knechte, in Betreff des Grundsatzes und der Lehre, daß sie mehrere Weiber und Beischläferinnen gehabt, gerechtfertigt habe: siehe, so will ich der Herr dein Gott Dir in dieser Sache antworten. Darum so bereite Dein Herz, um die Unterweisungen, die ich Dir zu geben im Begriffe bin, zu vernehmen und ihnen zu gehorchen; denn alle, welchen dieses Gesetz offenbart wird, müssen ihm gehorchen. Denn siehe, ich offenbare Dir einen neuen und ewigen Bund, und wenn Du diesen Bund nicht hältst, so bist Du verdammt; denn Niemand kann diesen Bund verwerfen und in meine Herrlichkeit eingehen. Denn alle, welche einen Segen aus meiner Hand empfangen wollen, sollen dem Gesetze nach leben, welches für diesen Segen bestimmt war, und die Bedingungen erfüllen, welche festgestellt wurden vor Erschaffung der Welt, und welche zu dem neuen und ewigen Bunde gehören. Das Gesetz wurde gegeben, damit meine Herrlichkeit vollkommen werde, und der, welcher dasselbe in seiner Fülle empfängt, muß und soll dem Gesetze nachkommen, oder er wird verdammt, sagt Gott der Herr.

Und wahrlich, ich sage euch, daß die Bedingungen dieses Gesetzes folgende sind: Alle Bündnisse, Verträge, Zusagen, Verpflichtungen, Eide, Gelübde, Verbindungen, Vereinigungen oder Erwartungen, die nicht vom heiligen Geiste der Verheißung, dem Geiste dessen, der gesalbt ist, gemacht, eingegangen und besiegelt sind für Zeit und Ewigkeit durch Offenbarung und Gebot, durch Vermittelung eines Gesalbten, den ich bestimmt habe, auf Erden diese Gewalt zu haben (und zwar habe ich meinem Knechte Joseph diese Gewalt übertragen, und es ist immer nur einer auf einmal auf Erden, dem die Gewalt und die Schlüssel des Priesterthums übergeben sind), sind ungiltig und unkräftig in und nach der Auferstehung der Todten. Denn alle Verträge, die nicht zu diesem Zwecke geschlossen sind, haben ein Ende, wenn der Mensch todt ist.

Siehe, mein Haus ist ein Haus der Ordnung, sagt Gott der Herr und nicht ein Haus der Verwirrung. Werde ich ein Opfer annehmen, sagt der Herr, welches nicht in meinem Namen gebracht wird? Oder werde ich aus euren Händen annehmen, was ich nicht bestimmt habe? Und werde ich euch, sagt der Herr, etwas anders als durch das Gesetz bestimmen, welches ich und mein Vater euch verordnete, ehe denn die Welt war? Ich bin der Herr dein Gott, und ich gebe dir dieses Gebot, daß Niemand zum Vater kommen soll als durch mich oder durch mein Wort, welches mein Gesetz ist, sagt der Herr; und alles, was in der Welt eingesetzt ist, sei es nun von Thronen, Fürstenthümern oder Gewalten irgend welcher Art verordnet, soll, wenn es nicht durch mich, oder durch mein Wort geweiht ist, umgeworfen werden und in und nach der Auferstehung aufhören, sagt der Herr dein Gott. Denn was da übrig bleibet, ist durch mich, und was nicht von mir ist, soll erschüttert und vernichtet werden.

Darum so ein Mann sich in der Welt ein Weib nimmt und sie nicht durch mich und mein Wort heirathet, und er mit ihr ein Bündniß eingeht auf so lange, als er in der Welt ist, und sie mit ihm, so ist ihr Ehebund ohne Kraft, wenn sie todt sind und wenn sie aus der Welt sind. Darum so sind sie durch kein Gesetz gebunden, wenn sie aus der Welt sind. Darum, wenn sie aus der Welt sind, so freien sie nicht, noch lassen sie sich freien, sondern sind wie die Engel im Himmel, welche Engel dienende Geister sind, die zu bedienen, welche einer weit größeren, höheren und ewigen Herrlichkeit würdig befunden worden sind. Denn diese Engel gehorchten meinem Gesetze nicht; deshalb kann ihre Zahl nicht vermehrt werden, sondern sie bleiben für sich und unverheirathet, ohne Erhöhung in ihrem erlösten Zustande in alle Ewigkeit, und sind fortan keine Götter, sondern Engel Gottes ewiglich.

Und wiederum, wahrlich ich sage euch, wenn ein Mann eine Frau nimmt durch mein Wort, welches mein Gesetz ist, und durch den neuen und ewigen Bund, und wenn es ihnen besiegelt wird durch den heiligen Geist der Verheißung, durch ihn, welcher gesalbt ist, dem ich diese Gewalt und die Schlüssel dieses Priesterthums übertragen habe, so soll zu ihnen gesagt werden, ihr sollt in der ersten Auferstehung hervorgehen, und wenn es nach der ersten Auferstehung ist, in der nächsten Auferstehung, und sollt ererben Throne, Königreiche, Fürstenthümer, Gewalten und Herrschaften, alle Höhen und Tiefen. Dann soll es in des Lammes Buch des Lebens geschrieben werden, daß er keinen Mord begehen und kein unschuldiges Blut vergießen soll. Und wenn sie meinem Bunde gehorsam sind und kein unschuldiges Blut vergießen, so sollen sie die Engel und die Götter übertreffen an Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, welche in einer Kraftfülle und in ewiger Fortpflanzung ihres Samens bestehen soll. Dann werden sie Götter sein, weil sie kein Ende haben. Darum sollen sie von Ewigkeit zu Ewigkeit sein, weil sie fortdauern; dann sollen sie über Allen sein, weil alle Dinge ihnen unterworfen sind. Dann sollen sie Götter sein, weil sie alle Macht haben und die Engel ihnen unterthan sind.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ein Mann eine Frau nach meinem Worte nimmt und sie durch den heiligen Geist der Verheißung nach meiner Verordnung versiegelt sind, so werden sie, mögen sie auch alle Sünde und Uebertretung begehen und allerlei Gotteslästerung, ausgenommen Mord und Vergießung unschuldigen Blutes, dennoch in der ersten Auferstehung hervorgehen und erhöhet werden; aber sie sollen im Fleische vertilgt und dem Teufel übergeben werden bis auf den Tag der Erlösung, sagt Gott der Herr.

Ich bin der Herr dein Gott und will dir das Gesetz meines heiligen Priesterthums mittheilen, wie es von mir und meinem Vater verordnet worden ist, ehe denn die Welt war. Abraham empfing alles, was er empfing, durch Offenbarung und Geheiß meines Wortes, sagt der Herr, und ist in seine Erhöhung eingegangen und sitzt auf seinem Throne. Gott gebot Abraham und Sarah gab Hagar dem Abraham zum Weibe. Und warum that sie dies? Weil es Gesetz war, und aus Hagar entsprangen viele Völker. Das war darum Erfüllung der Verheißungen. War Abraham deshalb zu verdammen? Wahrlich ich sage euch: Nein, denn ich der Herr gebot es. Abraham wurde befohlen, seinen Sohn Isaak zu opfern, obwohl geschrieben stand: Du sollst nicht tödten. Abraham aber weigerte sich nicht, und es ward ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Abraham nahm sich Beischläferinnen und sie gebaren ihm Kinder, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet, weil sie ihm gegeben wurden und er meinem Gesetze nach lebte, wie auch Isaak und Jakob, die nichts anders thaten, als was ihnen geboten wurde. Sie sind erhöhet worden nach der Verheißung und sitzen auf Thronen und sind nicht Engel, sondern Götter. Auch David nahm viele Weiber und Kebsweiber, desgleichen Salomo, und Moses mein Knecht und andere meiner Knechte vom Anfange der Welt an.

Ich bin der Herr dein Gott und ich gab Dir, mein Knecht Joseph, den Auftrag, alle Dinge wiederherzustellen. Bitte, was Du willst, und es soll Dir gegeben werden nach meinem Worte. Und da du mich in Betreff des Ehebruchs gefragt hast, wahrlich, wahrlich, so sage ich dir, wenn ein Mann ein Weib nimmt nach dem neuen und ewigen Bunde und sie mit einem andern Manne Umgang pflegt und ich habe es ihr nicht gestattet durch meinen heiligen Gesalbten, so hat sie die Ehe gebrochen und soll vertilgt werden. Und wenn sie dem neuen und ewigen Bunde nicht angehört und mit einem andern Manne Umgang hat, so hat sie ebenfalls die Ehe gebrochen; und wenn ihr Gatte mit einer andern Frau Umgang pflegt, so hat er sein Gelübde verletzt und Ehebruch begangen. Und wenn sie nicht Ehebruch begangen hat, sondern unschuldig ist, und sie es weiß, und ich es Dir, mein Knecht Joseph offenbare, so sollst Du durch die Gewalt meines heiligen Priesterthums die Macht haben, sie zu nehmen und dem zu geben, der keines Ehebruchs schuldig ist.

Und wahrlich, wahrlich ich sage Dir, was Du versiegelst auf Erden, soll im Himmel versiegelt sein, und was Du bindest auf Erden in meinem Namen und durch mein Wort, das soll auf ewig im Himmel gebunden sein, und welche Sünden Du erlässest auf Erden, die sollen ewiglich erlassen sein im Himmel, und welchem Du die Sünde behältst auf Erden, dem sollen sie im Himmel behalten sein. Wen du segnest, den will ich segnen, und wem du fluchest, dem will ich fluchen, spricht der Herr; denn ich der Herr bin Dein Gott.

Wahrlich ich sage dir, ich gebe ein Gebot meiner Magd Emma Smith, Deiner Ehefrau, welche ich Dir verliehen habe, daß sie sich enthalte und nicht genieße, was ich Dich ihr anbieten ließ. Denn ich that es, sagt der Herr, um Euch zu prüfen, wie ich mit Abraham that. Und laß meine Magd Emma Smith freundlich aufnehmen alle, die meinem Knechte Joseph verliehen sind, und welche tugendhaft und rein vor mir sind. Und die, welche sich für rein ausgegeben haben, und nicht rein sind, sollen untergehen. Und ich gebiete meiner Magd Emma Smith, bei meinem Knechte Joseph zu wohnen und ihm anzuhängen und keinem Andern. Wenn sie aber diesem Befehle nicht gehorcht, so soll sie vertilgt werden. Denn ich bin der Herr Dein Gott, und will sie wegen ihrer Uebertretung meines Gesetzes vertilgen. Wenn sie aber diesem Geheiße nicht folgen will, so soll mein Knecht Joseph alles für sie thun, wie er gesagt hat, und ich will ihn segnen und mehren, und ihm geben hundertfältig in dieser Welt, Vater und Mütter, Brüder und Schwestern, Häuser und Ländereien, Weiber und Kinder und Kronen des ewigen Lebens in jener Welt. Und wiederum, wahrlich ich sage euch, lasset meine Magd Emma Smith meinem Knechte Joseph vergeben seine Schuld, dann soll ihr ihre Schuld vergeben werden, mit der sie sich gegen mich versündigt hat, und ich der Herr dein Gott will sie segnen und sie mehren und machen daß ihr Herz jubelt.«

4.D. h. Weine, weine nicht um mich, o Zion; juble nun und singe laut. Bete, bete, daß Judas grimmer Leue herabsteige in einer Wolke. Eile, eile, o steig rasch herab in einer Wolke! Daß er sie mit der Ruthe seiner Gewalt schlage, daß er Zions Feinde darniederlege. Während sein Antlitz finsterblickend zürnt, sinken sie hinab in Verderben und Weh. Ja, sinken sie hinab in Verderben und Weh.
5.D. h. Der Geist Gottes brennt wie ein Feuer, die Herrlichkeit des tausendjährigen Reichs beginnt offenbar zu werden, die Gesichte und Segnungen von ehedem kehren wieder, die Engel kommen, die Erde zu besuchen. Wir wollen singen und jauchzen, mit den Heeren des Himmels: Hosiannah, Hosiannah Gott und dem Lamme! Gebt ihnen die Ehre. Ehre sei ihnen in der Höhe fortan und in Ewigkeit. Amen, Amen.
Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
05 июля 2017
Объем:
190 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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