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Im Leben geht es um nichts anderes als darum, Liebe zu lernen

Das ist genauso, wie man Mathematik oder Tontöpfern lernen kann. In den verschiedenen Situationen oder Begegnungen, die einem das Leben bietet, kann und soll man diese Fähigkeit üben, indem man sich einfach die Frage stellt: Was würde in diesem Moment die Liebe tun? Ist das, was ich jetzt sage, tue oder denke, voll und ganz auf Liebe ausgerichtet? (Mehr dazu im Kapitel »Liebe ist, was Liebe tut«.)

Als praktische Anleitung im Alltag würde diese Einsicht folgendermaßen klingen:

Wenn du in eine Situation gerätst, in der du die Wahl hast, dich lieblos (also egoistisch und intolerant) oder liebevoll zu verhalten, dann entscheide dich für die liebevolle Variante.

Das ist alles. Mehr braucht es nicht, um dieses Leben »gewinnbringend anzulegen«.

Ich vermute, dass man die Anzahl der heute lebenden Menschen, die hundertprozentig nach diesem Vorbild leben, an zwei Händen abzählen kann. Solche seltenen Exemplare verdienen das (zugegebenermaßen etwas antiquierte) Prädikat »heilig«, weil ihr Leben heilbringend und heilsam ist für die Welt. Eigentlich ist es das erklärte Ziel jedes Menschen, diesen Zustand der Heiligkeit – also der ausnahmslosen Ausrichtung auf die Liebe – zu erreichen. Aber seien wir ehrlich: Wer kann von sich behaupten, dieses Ziel bis zum Ende dieses Lebens erreichen zu können? Braucht es da nicht noch ein bisschen mehr Zeit und Gelegenheit?

Welcher Schüler wäre in der Lage, bereits nach der Absolvierung des Kindergartens den Doktor in Physik zu machen? Der Weg dorthin führt zuerst einmal über die Primarschule, wo er die Grundbegriffe des Rechnens, Lesens und Schreibens lernt, anschließend über die Mittelstufe, dann über das Gymnasium und schlussendlich das Studium an der Universität. Schritt für Schritt, Lektion für Lektion schreitet der Schüler voran, wird klüger, erfahrener und reifer, bis er bereit ist, den Doktorhut zu empfangen.

Was für das Studium der Physik gilt, gilt gleichermaßen für das Studium der Liebe. Wer nämlich denkt, dass er den Doktorhut in Sachen Liebe in einer einzigen Lektion – sprich einem einzigen Leben – abverdienen kann, ist auf dem Holzweg. Wir benötigen einen Lehrgang, der viele Lektionen und Ausbildungen umfasst, die wir unter anderem als Menschen auf dem Planeten Erde absolvieren. Der christliche Glaube hingegen verkündet, durch den Opfertod des Jesus von Nazareth seien unsere Sünden getilgt, und wer an ihn glaube, der gelange nach dem Tod auf direktem Weg in die ewige Seligkeit. Auf dieses Thema werde ich auf den folgenden Seiten noch vertieft eingehen.

Die meisten Menschen lehnen die Vorstellung, im Verlauf ihrer seelischen Entwicklung mehrere irdische Leben zu absolvieren, schon deshalb ab, weil sie »es sich nicht vorstellen können«. Aber wer konnte sich noch vor sechzig Jahren vorstellen, dass der Mensch je auf dem Mond landen würde? Außer ein paar eingeweihten Wissenschaftlern schlicht niemand, und heute ist die Mondlandung kalter Kaffee. Wer hätte sich vor fünfzehn Jahren vorstellen können, dass die halbe Menschheit mit einem handgroßen Gerät in der Hosentasche herumläuft, mit dem man telefonieren, filmen, fernsehen, Einzahlungen machen, Bücher lesen, Schach spielen und -zigtausend Musiktitel speichern kann? Unvorstellbar!

Vollkommen liebevoll zu werden ist eine anstrengende Aufgabe, für die uns nicht nur alle Zeit der Welt zur Verfügung gestellt wird, sondern ebenso viele Ausbildungsdurchgänge – sprich Leben –, wie wir eben brauchen. Manche Schüler sind talentiert und kommen rascher vorwärts, andere sind langsamer und müssen halt einmal eine Klasse wiederholen. Es gibt aber auch fortgeschrittene Individuen, die als Vorbilder und Lehrer auf die Welt kommen, um den Menschen als Leitbilder zu dienen und ihnen zu schnelleren Fortschritten zu verhelfen. Die ganz Großen dieser Lehrmeister wie Moses, Buddha, Jesus, Mohammed u. a. haben der Menschheit ihre heiligen – gleich heilsamen – Botschaften hinterlassen, die dann als Religionen von der angesprochenen Anhängerschaft gepflegt wurden.

Der Sinn des Lebens ist es also, die Fähigkeit zu lieben zu vervollkommnen.

Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind:

Jeder Lebensweg ist ein Weg zur Liebe hin, denn es gibt kein anderes Ziel

Es darf einen nicht verwirren, dass dieser Weg keine direkte Autobahn ist und manchmal über Stolperwege und Abgründe führt. Die Versuchung, sich mit dem freien Willen für den eigensüchtigen Profit und dadurch gegen das Liebesprinzip zu entscheiden, ist die große Fußangel in diesem Spiel, über die man immer wieder stolpert. Wie bei den Brettspielen, bei denen es heißt, fünf Felder zurück oder gar zurück zum Start, gibt es auch in der Existenz eines Menschen Phasen, in denen das Vorwärtskommen stagniert oder scheinbare Rückschritte zu verkraften sind. Eines ist jedoch gewiss: Jeder kommt ins Ziel oder, wie es Jesus ausdrückt: Kein Schaf wird verloren gehen (nach Johannes 10 : 28). Die zentrale Frage (auf die ich später noch eingehen werde) ist nur: Schafft man das wirklich in einemeinzigen Leben? Kann man in einem Lebensdurchgang vom Glühlämpchen zur Sonne werden? Und welche Rolle spielt dabei der sogenannte Opfertod des »vom Himmel gesandten« Jesus von Nazareth für uns, diesen mühevollen und langen Weg zu verkürzen?

Auf meinem Weg der Suche kam ich immer wieder an Stationen, die mich zum Teil über Jahre hin beschäftigten. Diese Stationen waren Begriffe, hinter denen sich weitläufige Themenkreise verbargen, die mich zwangen, zuerst einmal mit den Begrifflichkeiten klarzukommen. Wir werfen locker mit Wörtern wie »Liebe«, »Sünde« oder »Gott« um uns und denken, alle Menschen würden sich unter diesen Begriffen dasselbe vorstellen und es sei klar, was damit gemeint sei. Ich musste allerdings feststellen, dass diese Begriffe gar nicht so eindeutig sind, und dass es davon ebenso viele Interpretationen gibt wie Menschen. Jeder und jede hat seine eigene Vorstellung von diesen großen und praktisch undefinierbaren Themen. Also galt es zuerst einmal, die Inhalte und den tieferen Sinn dieser Themen zu begreifen und zu formulieren.

Wenden wir uns also zunächst einmal jenen Begriffen zu, die in den Religionen und ganz allgemein in der Spiritualität zum ABC gehören. Zualleroberst auf dieser Liste steht die komplexeste dieser Bezeichnungen.

Gott: Ein zorniger Rächer?

Vielleicht ist dir beim Lesen des vorhin beschriebenen »Licht-Phänomens« aufgefallen, dass ich es vermieden habe, es mit dem Wort Gott zu verbinden. Gott ist ein von Menschen entwickelter Begriff, und was wir dazu assoziieren, ist ein von Propheten, Kirchenlehrern, alten Schriften, moralischen Vorstellungen und purer Fantasie geprägtes Bild. Zumeist wird Gott als ein übergeordnetes Wesen interpretiert, das aus unerfindlichen Gründen die Welt erschaffen hat, und dem wir, seine Geschöpfe, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. So ähnlich war auch meine Gottesvorstellung, bevor ich diese umwälzende Erfahrung machte, die alles, was ich zu diesem Thema gelernt hatte, über den Haufen warf.

Aber wer oder was ist denn nun dieses Phänomen namens Gott? Soll man sich überhaupt die Mühe machen, das Unendliche, das Unbegreifliche mit Worten beschreiben zu wollen? Heißt es nicht vorsorglich, du sollst dir von Gott kein Bildnis machen? Das vor allem deswegen, weil Gott möglicherweise gar keine vorstellbare Gestalt hat, sondern eine ganz andere Beschaffenheit besitzt, die sich unserem materiell geprägten Vorstellungsvermögen entzieht? Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen, heißt es zwar, aber diese Aussage bezieht sich wohl weniger auf unser Aussehen, als auf unsere Fähigkeit zu fühlen, zu erschaffen, zu lieben und zu verzeihen.

Umgekehrt versuchen wir hingegen dauernd, Gott nach unserem Ebenbild zu gestalten. Vieles, wenn nicht sogar das meiste, was Menschen über Gott und die höheren spirituellen Wesen sagen, läuft eher darauf hinaus, sie auf unsere Ebene zu holen, als unsere Wahrnehmung zu erhöhen und auf deren Ebene zu bringen. Ich staune immer wieder, wie infantil gewisse kursierende Gottesvorstellungen sind, und wie unbedacht sich eine Mehrheit der Menschen mit zum Teil haarsträubenden Definitionen zufriedengibt.

Der erste und größte Irrläufer ist, dieser unbekannten Größe »Gott« ein männliches Geschlecht anzuhängen

Gott der Herr, der Vater, der Allmächtige, der Herrgott und so fort. Kurz: Es wird grundsätzlich nicht in Zweifel gezogen, dass Gott ein Mann ist. Dass dieses Bild auf uralte patriarchalisch strukturierte Gesellschaftsformen zurückgeht, in welchen der Mann der Erzeuger, Ernährer und Machtinhaber der Familie und der Sippe ist, liegt auf der Hand. Es ist auch einfach zu verstehen, dass man vor Tausenden von Jahren diese Attribute auf den Übervater, den Schöpfer und Erhalter der Welt übertrug, weil man sich schlicht nichts anderes vorstellen konnte. Die Frau wurde ja nicht als ebenbürtiger Partner angesehen, sondern als »dem Manne untertan«. Aber ich finde es doch mehr als interessant, dass man diese vorsintflutliche Vorstellung von Gott in einer aufgeklärten, hoch technisierten und wissenschaftlich so fortgeschrittenen Zeit kritiklos übernimmt.

Auf einer meiner Konzerttourneen habe ich meinem Publikum eine kleine provokante Satire vorgelesen, deren Pointe einerseits Heiterkeit oder Verblüffung, aber andererseits auch herbe Ablehnung hervorgerufen hat. Die Geschichte ging so:

Eines Tages im Garten Eden sagte Eva zu Gott: »Gott, ich habe ein Problem!«

»Was ist das Problem, Eva?«

»Gott, ich weiß, dass du mich erschaffen hast, mir diesen wunderschönen Garten und all diese fabelhaften Tiere und diese seltsame Schlange geschenkt hast, aber ich bin einfach nicht glücklich.«

»Warum bist du nicht glücklich, Eva?«, kam die Antwort von oben.

»Gott, ich bin einsam, und ich kann Äpfel einfach nicht mehr sehen.«

»Na gut, Eva, in diesem Fall habe ich die Lösung für dein Problem. Ich werde für dich einen Mann erschaffen und ihn dir zur Seite stellen.«

»Was ist ein Mann, Gott?«

»Dieser Mann wird eine missratene Kreatur sein, mit vielen Fehlern und schlechten Charakterzügen. Er wird lügen, dich betrügen und unglaublich eitel und eingebildet sein. Im Großen und Ganzen wird er dir das Leben schwer machen. Aber er wird größer, stärker und schneller sein und er wird es lieben zu jagen und Dinge zu töten.

Er wird dümmlich aussehen, wenn er erregt ist, aber ich werde ihn derart beschaffen, dass er deine körperlichen Bedürfnisse befriedigen wird.

Er wird witzlos sein und solch kindische Dinge wie kämpfen und einen Ball herumkicken über alles lieben. Er wird auch nicht viel Verstand haben, sodass er deinen Rat brauchen wird, um vernünftig zu denken.«

»Klingt ja umwerfend«, sagte Eva, »wo ist der Haken, Gott?«

»Also … Du kannst ihn unter einer Bedingung haben.«

»Welche Bedingung ist das, oh Gott?«

»Wie ich schon sagte, wird er stolz und arrogant sein und sich selbst stets am meisten bewundern … Du wirst ihn daher im Glauben lassen müssen, dass ich ihn zuerst geschaffen hätte.

Denke daran, das ist unser beider kleines Geheimnis … Du weißt schon, von Frau zu Frau.«

Ich war erstaunt, wie viele Menschen es ohne Weiteres akzeptieren, dass Gott ein Mann ist, aber wenn man »ihn« als Frau darstellt, ist Verwirrung und Ablehnung die Folge.

Selbstverständlich werde ich mir nicht anmaßen, eine Definition Gottes entwerfen zu wollen. Gott ist kein Objekt, das man de-finieren, also be-grenzen kann. Ich kann nur schildern, was mir bei meinem Jenseitserlebnis – man verzeihe mir das altmodische Wort – offenbart wurde, und das war beim besten Willen kein strenger alter Mann mit einem langen Bart, der auf einer Wolke sitzt und nach Gutdünken seine Kreationen zu sich in den Himmel holt oder ins ewige Feuer wirft. Das Sehen des Lichts in der geistigen Welt hat mir eine Einsicht vermittelt, die nichts mit dem zu tun hat, was hier auf Erden als Gott propagiert wird.

Eines kann man mit Bestimmtheit sagen: Gott ist weder ein männliches noch ein weibliches Wesen, da diese Kategorien ein Ausdruck der Polarität sind, welcher Gott als Einheit nicht unterworfen ist.

Gott ist die Einheit, die alles enthält und in allem enthalten ist. Gott ist, wenn man unbedingt mit geschlechtlichen Normen operieren will, bestenfalls ein Es und nicht ein Er. Es gibt andere NTE-Erfahrene, die das vorbelastete Wort »Gott« lieber mit einem neutraleren Ausdruck ersetzen würden. Der Neurologe Dr. Eben Alexander nennt es in seinem Buch Blick in die Ewigkeit das »Om«.

Gott ist ein Thema, das sich jedem Suchenden im Laufe seiner Existenz auf eine persönliche Weise erfahrbar macht, und diese eigene Erfahrung ist die einzige Realität, die der Einzelne akzeptieren sollte. Selbst der weiseste Lehrer, der erhabenste Prophet und der heiligste Gottessohn mit ihren Heil bringenden Verkündigungen entbinden einen Menschen nicht davon, sich selbst auf die Suche zu machen und auf seine Weise und durch seinen Einsatz zur Liebe und somit zur Energie Gottes zu gelangen. Wenn uns sogar Jesus auffordert, zu suchen, um zu finden, so kann das nur so viel heißen wie: »Löst euch los von Bevormundung und macht euch auf euren persönlichen Weg.«

Der Weg zu Gott, der nichts anderes als der Weg zur Liebe ist, ist in jedem Fall ausnahmslos eine persönliche Suche: Eine Aufgabe, die einem von niemandem abgenommen werden kann.

Gott ist Energie

Beim kläglichen Versuch, Gott anhand materieller Vorstellungen beschreiben zu wollen, kommt einmal mehr der Ausdruck »Energie« der Wirklichkeit wohl am nächsten. Was soll Gott denn sonst sein als Energie? Alles ist Energie, die in höheren oder niedrigeren Frequenzen schwingt. Das hat die Physik schon längst entdeckt: Es gibt nichts außer Energie: Das Licht ist schwingende Energie, Klang und Ton ist Schwingung und basiert auf Energie, Gefühle und Gedanken sind Träger von Energie, ja sogar die Materie ist nichts anderes als dicht schwingende Energie.

Untersucht man nämlich die Materie mit immer leistungsfähigeren Methoden, kommt man an die Grenze zwischen Konkretem und nicht Konkretem. Man sieht erst Kristalle, dann Atome, dann Elementarteilchen, und in einem gegebenen Augenblick bemerkt man, dass die Materie eine Wahrscheinlichkeitswelle ist. Die Materie entmaterialisiert sich in dem Maße, wie man beobachtend immer tiefer in sie eindringt.

Also kann man sagen, dass Gott die Energie ist, die in allen erdenklichen Frequenzen schwingt und sich darin offenbart und sie belebt. Das kann als Materie sein, als radioaktive Strahlung, als Gedanke, als Musik, als was auch immer im Universum schwingt. Es gibt nur eine Energie, die in verschiedenen Schwingungsformen erscheint, und diese Ur-Energie können wir getrost Gott nennen. So ähnlich wie man aus einem Klumpen Ton alles Erdenkliche formen kann, so kann sich Gottes Energie in allem Erdenklichen und nicht Erdenklichen offenbaren.

Der Vergleich von Gott mit Licht ist eine Metapher, die durchaus einleuchten könnte: Wir alle wissen, was Licht ist, und wir wissen, dass wir ohne Licht nicht existieren können, aber wir können nicht festlegen, welches Licht das originale, »richtige« Licht ist. Ist es die Sonne, die Glühlampe, die Kerze, die Neonröhre? Wir erfahren dieses Phänomen Licht aus verschiedenen Quellen. Auch Gott erfahren wir nicht direkt, sondern über Allegorien: Ein freundliches Lächeln, ein blühender Apfelbaum, ein Sonnenuntergang, eine hilfreiche Tat, ein tröstendes Wort … überall, wo Schönheit und Liebe erscheinen, ist das eine Erscheinung Gottes. Auch wenn wir das Licht gerade einmal nicht sehen können, zum Beispiel, weil wir in einem dunklen Zimmer sitzen, so wissen wir doch mit unerschütterlicher Gewissheit, dass es Licht gibt.

Aber nicht nur das Licht, auch die Musik bildet so ein Thema, das sich wunderbar für Gedankenspiele eignet: Wir alle meinen zu wissen, was Musik ist, weil wir schon welche gehört haben. Musik jedoch existiert nur in dem Moment, da sie gerade erklingt, danach verschwindet sie wieder und ist nicht mehr da. Wir wissen aber trotzdem, dass es Musik gibt, auch wenn wir gerade keine hören.

Nun gibt es unendlich viele Melodien und Stilformen, in denen Musik erscheint. Das kann das urtümliche Trommeln eines Urwaldvolkes sein, die Flötenmelodie eines fünfjährigen Kindes, das wilde Klanggewitter einer Punkband oder ein Menuett von Haydn – und immer ist es Musik, so unterschiedlich sie sich auch anhören mag. Eigentlich sollte man hier weniger von Musikstilen reden, sondern eher von Musikenergie. Wie in den Gefühlen wohnt nämlich auch in jedem Musikstil eine bestimmte Energie inne.

Der Jazz zum Beispiel ist ein Ausdruck einer Energie von Wildheit, Freiheit, Unbändigkeit und Kreativität, wohingegen in der Klassischen Musik Feingeistigkeit, kontrollierte Form und Ästhetik schwingt. Die Rockmusik vertritt eine Energie von roher Kraft, Auflehnung, auch Gewalt und Zorn, während die Schlagermusik Angepasstheit, Biederkeit und eine gewisse Naivität in sich trägt. In einem Naturjodel schwingt Naturenergie und Ursprünglichkeit mit, während ein gregorianischer Choral Träger einer transzendenten Energie ist, die meditativ, beruhigend, zeitauflösend wirkt.

Um Musik aber wahrnehmbar zu machen, braucht es Instrumente und Menschen, die diese bedienen. Ohne Instrumente und ohne Musiker gibt es keine Musik.

Ebenso ist Gott – jedenfalls in der materiellen Welt – angewiesen auf Menschen, Abläufe und Interaktionen, die ihn zum Erscheinen bringen. Die Musik und das Licht erscheinen also, wie auch Gott, nur durch Vermittler. Wir sind solche Vermittler Gottes. Als Musiker würde ich sagen: Jeder Mensch ist eine Melodie Gottes.

Aber genauso, wie wir Lebewesen im Grunde nichts als eine Ansammlung von Neutronen sind, die um Atomkerne sausen – also schwingende Energie –, sind wir trotz allem Individuen, Personen. So zweifle ich nicht daran, dass auch Gott eine Person ist, wenn auch in einem weitaus komplexeren Sinn, als wir uns das vorstellen können.

Gottes Wille. Was will er denn?

Der zweite Trugschluss, der sich aus der ersten Fehlannahme ergibt, ist, dass dieser »Herr« Gott einen Willen hat, den er uns aufzwingen will. Ich muss immer wieder lächeln, wenn ich Predigern zuhöre, die mit Bestimmtheit zu wissen glauben, was Gott will. Oft ist dieser »Wille Gottes« das eigene Wunschbild, das man einer höheren Instanz unterjubelt, um sich selbst mehr Autorität zu verleihen. Da habe ich schon die abstrusesten Behauptungen gehört, was Gottes Wille sei, bei denen sich mir die Haare sträubten, die aber immer wieder ein dankbares Publikum finden.

Der Ausdruck »Wille« ist zu sehr in menschlichen Kategorien gefasst, zu eng, als dass man ihn der universalen All-Energie zuschreiben dürfte, aus der alles entstanden ist.

Bei einer allumfassenden Energie, was ja »Gott« schlussendlich ist, von einem Willen zu sprechen, dünkt mich nicht passend. Eine Energie hat keinen Willen, höchstens eine Tendenz, ein Bestreben, eine Ausrichtung. Auch unser menschlicher Wille ist nichts anderes als unsere gedankliche, geistige Energie, die sich auf ein bestimmtes Thema richtet: »Ich will essen«, »Ich will diesen Berg besteigen«, »Ich will ein Haus bauen.«

Dieses energetische Gedankenprogramm namens Willen hat die Kraft, physische Abläufe in Gang zu setzen: Der Gedanke zieht und befiehlt, und der Körper läuft quasi hinterher und führt aus. Der Wille ist also die geistige Energie, die wie ein Motor Dinge in Bewegung setzt, und zwar in jene Richtung, in die er programmiert ist: Essen, Berg besteigen, Haus bauen.

Nun gibt es Menschen, deren Wille auf höhere, liebevolle Ergebnisse fokussiert ist und solche, deren Wille sich auf niedrige Ziele ausrichtet. Das hängt offenbar von der Grundenergie des betreffenden Menschen – oder spirituell ausgedrückt: von seiner Seelenschwingung – ab. Nur ein Mensch mit niedriger Seelenschwingung hat das Bedürfnis, einen anderen zu betrügen oder gar umzubringen. Sein willentliches Programm ist also auf eine grobschlächtige, dunkle Energie aufgebaut. Umgekehrt hat ein Mensch mit einer höheren seelischen Energiefrequenz das Bedürfnis zu heilen und zu helfen, was sich in seinem Willen, Gutes zu tun, ausdrückt. Also hat auch die Gottesenergie keinen expliziten Willen, sondern eben eine Ausrichtung, ein Programm.

Dieses Programm – nenne es den »Willen Gottes«, wenn du unbedingt möchtest – ist nichts anderes als der kreative Drang der Liebe, sich zu realisieren, zu manifestieren, den Gedanken der Liebe in die Tat umzusetzen und so in Erscheinung treten zu lassen: Ein Statement, das sich im berühmtesten Gebet der Christenheit, im »Vaterunser«, niederschlägt. Dort finden wir die Aussage: »Dein Wille geschehe.«

Ich habe viel über dieses Gebet nachgedacht und versucht herauszufinden, was sich hinter den Begriffen wie »Dein Wille geschehe«, »Vater im Himmel«, »gib uns heute unser tägliches Brot«, »unsere Schuld«, oder mysteriöseren Sätzen wie »dein Name werde geheiligt« und »führe uns nicht in Versuchung« verbirgt. Dieses Gebet wurde ja, wie man weiß, von dem jungen Juden Jesus von Nazareth unter die Leute gebracht.

So wie ich diesen »Nazarener« durch Bibelstudium kennengelernt habe, hatte er einen Hang für Gleichnisse, das heißt, er erzählte seinen Zuhörern eine Geschichte, hinter der sich eine andere Geschichte, nämlich ein spiritueller Sachverhalt, verbarg. So gehe ich davon aus, dass er auch seinen Leuten auf die Frage: »Meister, wie sollen wir beten?«, ein Gebet anbot, hinter dem sich eine spirituellere Botschaft befand, als die bloßen Worte zu sagen scheinen.

Ich habe versucht, die tiefere Bedeutung hinter diesen Sätzen zu ergründen und bin zu folgender Interpretation des »Vaterunser« gelangt, die ich der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten möchte.

Das Vaterunser

Vater unser = Ursprung der Liebe, die Energie, aus der wir entstanden sind und die in uns allen schwingt.

Der du bist im Himmel = Du bist zwar materiell unsichtbar, aber deine Auswirkungen sind gegenwärtig. Die Kraft der Liebe ist überall tätig, wo sie erwünscht und zugelassen wird. Dieses Kraftfeld der Liebe, in dem du dich aufhältst, ist der Himmel.

Geheiligt werde dein Name = Dein Name ist »heilig« (heilbringend). Ein Name ist das, was man anruft, wenn man Kontakt schaffen will. Also: Wer dich anruft, der wird geheilt, dem wird geholfen. Und wer ist dieses du? Die Liebe. Wer also im Namen der Liebe bittet, denkt oder handelt, dem ist das Heil gewiss.

Dein Reich komme = Das »Reich« ist die Ebene der Liebe, auf der nichts anderes vorhanden ist als ebendiese reinste Kraft. »Dein Reich komme« ist die Bitte, dass diese Ebene sich in der materiellen Welt, zu der die Erde gehört, verwirkliche.

Dein Wille geschehe = Der »Wille Gottes« ist nichts anderes als der kreative Drang der Liebe, sich zu realisieren, zu manifestieren, den Gedanken der Liebe in Tat umzuwandeln.

Wie im Himmel, so auch auf Erden = Wie das geistige Kraftfeld »Liebe« das ganze All umhüllt, so soll es sich in der materiellen Welt ver-wirk-lichen, das heißt wirken.

Gib uns unser tägliches Brot = So wie Jesus das Wort Brot anwandte, ist wohl nicht der Mehlfladen gemeint, sondern das »himmlische« Brot, die geistige Nahrung, das »Brot des Lebens«, von dem sich die Seele ernährt. In diesem Sinn bedeutet der Satz: Schenke uns die tägliche Ration Liebeskraft, damit sie uns erfülle und uns im Geist der Liebe tätig werden lasse.

Und vergib uns unsere Schuld = Unsere »Schuld« ist nichts anderes als das Ungleichgewicht, das durch die selbst gewählte Absonderung von der Liebe entsteht (= Sünde), die Abwesenheit des Liebesmotivs in unseren Absichten und Handlungen. Dieser Satz ist die Bitte um Nachsicht, wenn wir uns zu stark mit der trügerischen Realität der Materie identifizieren.

Wie auch wir vergeben unseren Schuldnern = Das ist der Vorsatz, auf solche Menschen, die sich eben in jenem Zustand der Liebesferne befinden und uns mit der dazugehörigen negativen Kraft, also mit Aggression und Hass begegnen, mit Nachsicht, Verständnis und Verzeihen zuzugehen.

Und führe uns nicht in Versuchung = Die treffendere Wortwahl wäre: »Halte uns fern von Versuchung«, denn die Liebe führt nicht absichtlich und vorsätzlich in »Versuchung«, wie uns dieser Satz suggeriert. Versuchung ist der durch unser Dasein in der materiellen Welt bedingte Drang, uns auf materielle »Werte« zu verlassen, anstatt der Kraft der Liebe zu vertrauen. Diese Identifikation mit der Materie sondert uns ab von der Liebe und es entsteht die sogenannte »Sünde«.

Sondern erlöse uns von dem Bösen = Das Böse ist die Abwesenheit der Liebe. Wo das Vertrauen in die Liebe fehlt, dort ist Angst. Die Hölle ist der permanente Zustand der Angst. Die Erlösung von der Angst ist das Vertrauen auf die Kraft der Liebe.

Nun, wie wir wissen, gab es in der Weltgeschichte immer wieder einzelne Personen, die sich bemüht haben, die Themen »Gott, Liebe und ewiges Leben« den Menschen näherzubringen. Dazu gehören Abraham (2. Jahrtausend v. Chr.), Zarathustra (17. Jh. v. Chr.), Lao-Tse (6. Jh. v. Chr.) Buddha (6. Jh. v. Chr.), Jesus Christus (Zeitenwende), Mohammed (7. Jh. n. Chr.), um die wichtigsten zu nennen.

Sie verkündeten ihre heilsbringende Botschaft erst einmal einer kleinen Anhängerschar, in der Absicht, diese Botschaft in deren Herzen zu pflanzen und in den Hirnen der Menschen eine Änderung ihres bisherigen Verhaltensprogramms zu bewirken. Bekanntlich ging in einigen Fällen diese Saat auf, und nach dem Schneeballprinzip verbreiteten die Anhänger jener heiligen Männer die Botschaften weiter, oft gegen äußerst widrige Umstände.

Man stellte aber bald fest, dass die Vertiefung und Konstanz dieser Lehren ohne Rituale keine Chancen hatte. So wurden Rituale eingeführt, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie gewannen mit der Zeit immer mehr an Bedeutung, was dazu führte, dass ihre Einhaltung und Ausübung oft wichtiger wurden als die Gesinnung, die sie ausdrücken sollten.

Beide Elemente, Lehre und Ritual, verdichteten sich zu Institutionen, die als Religionen die Menschen in Gesinnungsgruppen zusammenfassten, welche einander oft ablehnend bis feindlich gegenüberstanden (und das auch heute noch tun). Obwohl diese Gruppierungen ausnahmslos das Seelenheil des Einzelnen zum Inhalt haben und sich selbst als heilig anpriesen, wurden mörderische Kriege ausgefochten, mit dem Ziel, die anderen Gruppen, die zwar denselben heiligen Kern hatten, aber verschiedene Rituale praktizierten, nach Möglichkeit auszurotten. Es entstand zwischen einzelnen Religionen ein erbittertes Konkurrenzdenken, das bis heute anhält.

Spiritualität, die außerhalb dieser Institutionen ausgeübt wurde, wurde von diesen ebenfalls einhellig bekämpft und ihre Sympathisanten als Irr- oder Ungläubige, Ketzer, Häretiker oder Freigeister im Namen Gottes verfolgt und umgebracht. Bei objektiver Betrachtung der Geschichte muss man also feststellen, dass kaum ein noch so diktatorisches Regierungsgefüge sich als vergleichbar herrschsüchtig, unbarmherzig und intolerant erwies wie das System der Religionen.

Da die organisierten Religionen den Daumen auf die Spiritualität gelegt hatten und quasi das Monopol auf dieses Thema in Anspruch nahmen, hatten andere spirituelle Systeme, die nicht die Ambitionen hatten, sich als machtvolle Gewalt durchzusetzen und zu behaupten, kaum eine Chance. Mit raffinierter Propaganda wurden (und werden) sie von den »Großen« lächerlich gemacht, verteufelt und geächtet.

Das ist ein interessanter Sachverhalt, der geradezu danach schreit, sich näher mit ihm zu befassen. Darum widme ich das nächste Kapitel diesen machtvollen und rätselhaft zwiespältigen Organisationen.

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