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KAPITEL VIER

Colonel Dutch Adams starrte aus seinem Bürofenster. Er hatte von hier aus einen guten Blick über Fort Nash Mowat. Er konnte sogar das Feld sehen, auf dem Sergeant Worthing an diesem Morgen getötet worden war.

"Verdammt nochmal", grummelte er vor sich hin.

Vor weniger als zwei Wochen war Sergeant Rolsky auf die gleiche Weise ermordet worden.

Dann, vor einer Woche Sergeant Fraser.

Und jetzt war es Worthing.

Drei gute Ausbildungsoffiziere.

So eine Verschwendung, dachte er.

Und bis jetzt waren die Agenten der CID nicht in der Lage gewesen, den Fall zu knacken.

Adams fragte sich: Wie zum Teufel bin ich hier als der Leiter dieses Schlamassels gelandet?

Er hatte eine gute Karriere gehabt. Er hatte seine Auszeichnungen mit Stolz getragen – die Legion of Merit, drei Bronze Stars, Meritorious Service Medaillen, eine Meritorious Unit Auszeichnung und jede Menge andere.

Er dachte über sein Leben nach, während er aus dem Fenster sah.

Was waren seine besten Erinnerungen?

Sicherlich seine Kriegseinsätze im Irak, sowohl in der Operation Desert Storm, als auch der Operation Enduring Freedom.

Was waren seine schlimmsten Erinnerungen?

Wahrscheinlich die akademische Schinderei, um genug Abschlüsse für eine Kommission zu sammeln.

Oder vielleicht vor einer Klasse unterrichten.

Aber selbst das war nicht so schlimm, wie diesen Stützpunkt hier zu leiten.

Am Schreibtisch sitzen, Berichte einreichen, Besprechungen leiten – all das war das bisher Schlimmste, soweit es ihn betraf.

Zumindest hatte er gute Zeiten gehabt.

Seine Karriere war nicht ohne persönliche Kosten gewesen – drei Scheidungen und sieben erwachsene Kinder, die kaum mit ihm sprachen. Er war sich nicht einmal sicher, wie viele Enkel er hatte.

So war das einfach.

Die Armee war immer seine wahre Familie gewesen.

Aber jetzt, nach all diesen Jahren, fühlte er sich seltsam entfremdet von der Armee.

Wie würde sich also sein endgültiger Abschied vom Militär anfühlen – wie eine erfreuliche Pensionierung oder wie eine weitere hässliche Scheidung?

Er seufzte bitter.

Wenn er sein Ziel erreichen würde, wäre sein Rang bei der Pensionierung Brigadegeneral. Er würde danach trotzdem alleine sein. Aber vielleicht war das auch gut so.

Vielleicht könnte er einfach leise verscheiden – "verblassen", wie einer von Douglas MacArthurs sprichwörtlichen "alten Soldaten."

Oder wie ein wildes Tier, dachte er.

Er war sein ganzes Leben lang ein Jäger gewesen, aber er konnte sich nicht erinnern, jemals den Kadaver eines Bärs oder Rehs oder sonstigen wilden Tieres gefunden zu haben, das auf natürliche Weise verendet war. Andere Jäger hatten ihm das gleiche erzählt.

Was für ein Rätsel ihm das immer gewesen war! Wo gingen diese wilden Tiere hin, um zu sterben und zu verrotten.

Er wünschte, er wüsste es, damit er ebenfalls dorthin gehen konnte, wenn seine Zeit kam.

Plötzlich hatte er Lust auf eine Zigarette. Unglaublich, dass man in seinem eigenen Büro nicht rauchen durfte.

Da klingelte sein Schreibtischtelefon. Es war seine Sekretärin.

Die Frau sagte, "Kommandant, ich habe den Provost Marshal General in der Leitung. Er will mit Ihnen reden."

Adams war überrascht.

Er wusste, dass der Provost Marshal General der Brigadegeneral Malcom Boyle war. Soweit er sich erinnern konnte, hatte Adams noch nie mit ihm gesprochen.

"Worum geht es?", fragte Adams.

"Die Morde, nehme ich an", sagte die Sekretärin.

Adams knurrte leise.

Natürlich, dachte er.

Der Provost Marshal General in Washington stand allen Militärstrafverfolgungen vor. Er hatte zweifellos gehört, dass die Untersuchung hier noch keine Ergebnisse geliefert hatte.

"Okay, ich werde mit ihm reden", sagte Adams.

Er nahm den Anruf an.

Adams spürte sofort eine Abneigung gegen die Stimme des Mannes. Sie war zu weich für seinen Geschmack, hatte nicht den richtigen Biss für einen hochrangigen Offizier. Wie auch immer, der Mann stand im Rang weit über ihm. Er musste zumindest Respekt vortäuschen.

Boyle sagte, "Kommandant Adams, ich wollte sie nur informieren. Drei FBI Agenten aus Quantico werden in Kürze ankommen und Sie bei den Mordermittlungen unterstützen."

Adams spürte Ärger in sich aufsteigen. Soweit es ihn betraf, arbeiteten bereits zu viele Agenten an dem Fall. Aber er schaffte es, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.

"Sir, ich bin nicht sicher, dass ich verstehe, warum. Wir haben unser CID Büro gleich hier in Fort Mowat. Sie sind bereits an dem Fall dran."

Boyles Stimme klang jetzt ein wenig härter.

"Adams, Sie hatten drei Morde in weniger als drei Wochen. Es klingt für mich, als könnten Sie alle Hilfe gebrauchen, die sie bekommen können."

Adams Frustration wuchs. Aber er wusste, dass er sie nicht zeigen durfte.

Er sagte, "Mit allem Respekt, Sir, ich weiß nicht, warum Sie mich deswegen anrufen. Colonel Dana Larson ist die CID Kommandantin hier in Fort Mowat. Warum sprechen Sie nicht zuerst mit ihr?"

Boyles Antwort brachte Adams aus der Fassung.

"Colonel Larson hat mich kontaktiert. Sie hat mich gebeten das BAU anzurufen. Also habe ich alles arrangiert."

Adams konnte es nicht fassen.

Die Schlampe, dachte er.

Colonel Dana Larson schien alles zu tun, um ihm auf die Nerven zu gehen.

Und warum war überhaupt eine Frau an der Spitze des CID Büros?

Adams tat sein Bestes, um seinen Ärger herunterzuschlucken.

"Ich verstehe, Sir", sagte er.

Dann beendete er den Anruf.

Adams war fuchsteufelswütend. Er schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Hatte er hier gar nichts mehr zu sagen?

Trotzdem, Befehl war Befehl und er hatte sich daran zu halten.

Aber es musste ihm nicht gefallen – und er musste sich niemanden gegenüber zuvorkommend zeigen.

Er knurrte laut.

Es war ihm egal, dass Menschen getötet wurden.

Er würde es diesen Agenten nicht leicht machen.

KAPITEL FÜNF

Während sie Jilly, April und Gabriela nach Hause fuhr, konnte Riley sich nicht dazu bringen, ihnen zu sagen, dass sie gleich wieder losmusste. Sie würde Jillys erstes großes Ereignis verpassen, eine führende Rolle in einem Theaterstück. Würden die Mädchen verstehen können, dass sie unter Befehl stand?

Selbst als sie das Haus erreichten konnte Riley es ihnen nicht sagen.

Sie war so beschämt.

Heute hatte sie eine Auszeichnung für Ausdauer bekommen und in der Vergangenheit für Mut und Tapferkeit. Und natürlich waren ihre Töchter im Publikum gewesen.

Aber sie fühlte sich gerade nicht wie eine Heldin.

Die Mädchen vergnügten sich im Garten und Riley ging zu ihrem Schlafzimmer, um ihre Sachen zu packen. Es war eine vertraute Routine. Der Trick war, eine Tasche zu packen, die alles Notwendige enthielt, um für ein paar Tage oder sogar einen Monat zu reichen.

Während sie alles auf ihrem Bett ausbreitete, hörte sie Gabrielas Stimme.

"Señora Riley – was machen Sie?"

Riley drehte sich um und sah Gabriela in der Tür stehen. Die Haushälterin hielt einen Stapel frischgewaschene Laken, die sie in den Flurschrank räumen wollte.

Riley stammelte, "Gabriela, Ich – Ich muss gehen."

Gabriela blieb der Mund offen stehen.

"Gehen? Wohin?"

"Mir wurde ein neuer Fall zugeteilt. In Kalifornien."

"Können Sie nicht morgen fliegen?", fragte Gabriela.

Riley schluckte hart.

"Gabriela, das FBI Flugzeug wartet bereits. Ich muss gehen."

Gabriela schüttelte den Kopf.

Sie sagte, "Es ist gut, das Böse zu bekämpfen, Señora Riley. Aber manchmal denke ich, dass Sie aus den Augen verlieren, was das Gute ist."

Gabriela verschwand in den Flur.

Riley seufzte. Seit wann bezahlte Riley Gabriela, um ihr Gewissen zu spielen?

Aber sie konnte sich nicht beschweren. Es war ein Job, den Gabriela mit Bravour ausführte.

Riley starrte auf ihre halb gepackte Tasche.

Sie schüttelte den Kopf und flüsterte vor sich hin:

"Ich kann das Jilly nicht antun. Ich kann einfach nicht."

Ihr ganzes Leben hatte sie ihre Kinder für ihre Arbeit geopfert. Jedes Mal. Nicht ein Mal hatte sie ihre Kinder an die erste Stelle gestellt.

Und das, wurde ihr klar, war das, was an ihrem Leben nicht stimmte. Das war ein Teil ihrer Dunkelheit.

Sie war mutig genug, um sich Serienmördern entgegenzustellen. Aber war sie mutig genug, um ihre Arbeit an zweite Stelle zu stellen und ihre Kinder in ihrem Leben zur Priorität zu machen?

In diesem Moment machten Bill und Lucy sich bereit, nach Kalifornien zu fliegen.

Sie erwarteten sie auf dem Flugplatz in Quantico.

Riley seufzte.

Es gab nur einen Weg, um dieses Problem zu lösen – falls sie es denn lösen konnte.

Sie musste es versuchen.

Sie nahm ihr Telefon heraus und wählte Merdiths private Nummer.

Bei dem Klang von seiner rauen Stimme, sagte sie, "Sir, hier ist Agentin Paige."

"Worum geht es?", fragte Meredith.

Sie hörte leichte Besorgnis in seiner Stimme. Riley verstand, warum. Sie nutzte diese Nummer nur in ausgesprochenen Notsituationen.

Sie nahm ihren Mut zusammen und kam direkt auf den Punkt.

"Sir, ich möchte meinen Flug nach Kalifornien verschieben. Nur für heute Abend. Agenten Jeffreys und Vargas können schon vor fliegen."

Nach einer Pause fragte Meredith, "Was ist der Notfall?"

Riley schluckte. Meredith würde es ihr nicht einfach machen.

Aber sie war entschlossen, nicht zu lügen.

Mit zittriger Stimme stammelte sie, "Meine Tochter, Jilly –– sie ist heute in einem Theaterstück. Sie – Sie hat eine der Hauptrollen."

Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend.

Hat er gerade aufgelegt? fragte Riley sich.

Dann sagte Meredith mit einem Knurren, "Könnten Sie das wiederholen? Ich bin nicht sicher, dass ich Sie richtig verstanden habe."

Riley unterdrückte ein Seufzen. Sie war sich sicher, dass er sie sehr genau verstanden hatte.

"Sir, dieses Stück ist wichtig für sie", sagte sie, mit jeder vergehenden Sekunde nervöser. "Jilly – nun, Sie wissen, dass ich versuche, sie zu adoptieren. Sie hatte ein hartes Leben und sie hat eine sehr schwere Zeit hinter sich und ihre Gefühle sind sehr verletzlich und …"

Rileys Stimme verlor sich.

"Und was?", fragte Meredith.

Riley schluckte.

"Ich kann sie nicht enttäuschen, Sir. Nicht diesmal. Nicht heute."

Eine weitere grimmige Stille folgte.

Riley sammelte ihren Mut zusammen, entschlossen nicht aufzugeben.

"Sir, es wird keinen Unterschied in dem Fall machen", sagte sie. "Agenten Jeffreys und Vargas fliegen vor und Sie wissen, wie fähig die beiden sind. Sie können mich auf den neuesten Stand bringen, sobald ich da bin."

"Und wann wäre das?", fragte Meredith.

"Morgen früh. Sehr früh. Ich mache mich auf den Weg zum Flughafen, sobald das Stück vorbei ist. Ich nehme den ersten Flug, den ich bekommen kann."

Nach einer kurzen Pause fügte Riley hinzu, "Auf meine eigenen Kosten."

Sie hörte ein leises Grunzen von Meredith.

"Und ob sie das werden, Agentin Paige", sagte er.

Riley keuchte leise.

Er gibt mir seine Erlaubnis!

Ihr wurde plötzlich klar, dass sie während der ganzen Unterhaltung den Atem angehalten hatte.

Es bedurfte all ihrer Kraft, nicht in unkontrollierte Dankesreden auszubrechen.

Sie wusste, dass Meredith das nicht gefallen würde. Und das Letzte, was sie wollte, war seine Meinung zu ändern.

Also sagte sie einfach, "Danke."

Sie hörte ein weiteres Grunzen.

Dann sagte Meredith, "Sagen Sie ihrer Tochter Hals- und Beinbruch."

Er beendete den Anruf.

Riley atmete erleichtert auf und bemerkte dann, dass Gabriela lächelnd in der Tür stand.

Sie hatte offensichtlich zugehört.

"Ich denke, Sie werden erwachsen, Señora Riley", sagte Gabriela.

*

Mit April und Gabriela im Publikum sitzend, genoss Riley das Theaterstück außerordentlich. Sie hatte vergessen, wie amüsant eine solche Veranstaltung sein konnte.

Die Kinder der Mittelschule trugen alle selbstgemachte Kostüme. Sie hatten auch die Bühnenbilder gemalt, um sie wie Szenen aus der Geschichte von Demeter und Persephone aussehen zu lassen – Blumenfelder, ein Vulkan, die dunklen Höhlen der Unterwelt und andere mythologische Orte.

Und Jilly machte ihre Sache wirklich gut!

Sie spielte Persephone, die junge Tochter der Göttin Demeter. Riley kannte die Geschichte.

Persephone pflückte eines Tages Blumen, als Hades, der Gott der Unterwelt, in seinem Streitwagen vorbeikam und sie entführte. Er nahm sie mit in die Unterwelt, um sie zu seiner Königin zu machen. Als Demeter bemerkte, was ihrer Tochter geschehen war, schrie sie vor Trauer und Schmerz auf.

Riley spürte Schauer ihren Rücken herunterlaufen, als das Mädchen, das Demeter spielte, ihre Trauer zum Ausdruck brachte.

Die Geschichte berührte Riley mehr, als sie erwartet hatte.

Persephones Geschichte schien Ähnlichkeit mit Jillys zu haben. Schließlich war es die Geschichte eines Mädchens, das einen Teil ihrer Kindheit an Kräfte verlor, die größer waren, als sie selbst.

Riley spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.

Sie kannte auch den Rest der Geschichte. Persephone erlangte ihre Freiheit zurück, aber nur für jeweils ein halbes Jahr. Wenn Persephone nicht auf der Erde war, ließ Demeter die Erde erkalten und sterben. Wenn sie zurückkam, dann erweckte sie die Erde wieder zum Leben und der Frühling kam.

Und so waren die Jahreszeiten entstanden.

Riley drückte Aprils Hand und flüsterte, "Hier kommt der traurige Teil."

Riley war überrascht April kichern zu hören.

"Nicht so traurig", flüsterte April zurück. "Jilly hat die Geschichte ein wenig geändert. Schau einfach zu."

Riley konzentrierte sich wieder auf die Bühne.

Im Charakter der Persephone zerschlug Jilly eine griechische Urne auf Hades' Kopf – ein angemaltes Kissen. Dann stürmte sie aus der Unterwelt und zurück zu ihrer überglücklichen Mutter.

Der Junge, der Hades spielte, hatte einen Wutausbruch und brachte so den Winter in die Welt. Er und Demeter lieferten sich dann ein Tauziehen, änderten die Jahreszeiten von Winter zu Frühling und zurück, und so weiter, für den Rest der Zeit.

Riley war begeistert.

Als das Stück endete, ging Riley hinter die Bühne, um Jilly zu gratulieren. Auf ihrem Weg, traf sie auf die Lehrerin, die das Stück geleitet hatte.

"Ich finde es fantastisch, was Sie mit der Geschichte gemacht haben!", sagte Riley zu der Lehrerin. "Es war so erfrischend zu sehen, wie Persephone von einem hilflosen Opfer zu einer starken Heldin wird."

Die Lehrerin lächelte breit.

"Danken Sie nicht mir", sagte sie. "Es war Jillys Idee."

Riley eilte zu Jilly und nahm sie in die Arme.

"Ich bin so stolz auf dich!", sagte Riley.

"Danke, Mom", sagte Jilly mit einem glücklichen Lächeln.

Mom.

Das Wort echote durch Riley. Es bedeutete ihr mehr, als sie sagen konnte.

*

Später am Abend, als sie alle wieder zu Hause waren, musste Riley den Mädchen schließlich sagen, dass sie einen neuen Fall hatte. Sie streckte ihren Kopf durch Jillys Tür.

Jilly schlief schon, erschöpft von ihrem großen Erfolg. Riley liebte den Ausdruck von Zufriedenheit auf ihrem Gesicht.

Dann ging Riley zu Aprils Zimmer und sah hinein. April saß auf ihrem Bett und las ein Buch.

April sah auf.

"Hey, Mom", sagte sie. "Was gibt's?"

Riley trat leise in den Raum.

Sie sagte, "Das klingt vielleicht seltsam, aber … ich muss jetzt los. Ich habe einen neuen Fall, in Kalifornien."

April lächelte.

Sie sagte, "Jilly und ich haben uns das schon gedacht, als du das Meeting in Quantico hattest. Und dann haben wir deine Tasche auf dem Bett gesehen. Wir dachten schon, du würdest vor dem Theaterstück gehen. Normalerweise packst du nicht, wenn du nicht danach sofort aus der Tür bist."

Sie sah Riley an, ihr Lächeln wurde breiter.

"Aber dann bist du geblieben", fügte sie hinzu. "Ich weiß, dass du deinen Flug verschoben hast, zumindest für das Stück. Weißt du, wie viel uns das bedeutet hat?"

Riley spürte Tränen aufsteigen. Sie ging zu April und umarmte sie.

"Also ist es okay, wenn ich gehe?", fragte Riley.

"Natürlich ist das okay. Jilly hat mir gesagt, sie hofft, dass du ein paar Verbrecher schnappst. Sie ist wirklich stolz auf das, was du tust, Mom. Das bin ich auch."

Riley war sprachlos vor Bewegung. Beide ihre Töchter wurden so schnell erwachsen. Und sie wuchsen zu fantastischen jungen Frauen heran.

Sie küsste April auf die Stirn.

"Ich liebe dich, mein Schatz", sagte sie.

"Ich liebe dich auch", sagte April.

Riley wackelte mit dem Finger vor Aprils Gesicht.

"Warum bist du überhaupt noch auf?", fragte sie. "Licht aus und schlafen gehen. Morgen ist wieder Schule."

April kicherte und machte das Licht aus. Riley ging in ihr Schlafzimmer, um ihre Tasche zu holen.

Es war nach Mitternacht und sie musste rechtzeitig nach DC kommen für ihren Flug.

Es würde eine lange Nacht werden.

KAPITEL SECHS

Der Wolf lag auf seinem Bauch auf dem harten Wüstenboden.

Dafür hielt der Mann sich selbst – für eine Bestie auf der Jagd nach ihrem nächsten Opfer.

Er hatte einen exzellenten Blick auf Fort Nash Mowat aus seiner erhöhten Position und die Nachtluft war angenehm und kühl. Er spähte zu dem heutigen Opfer durch das Nachtsichtvisier auf seinem Gewehr.

Er dachte zurück an seine bisherigen, verhassten Opfer.

Vor drei Wochen war es Rolsky gewesen.

Dann kam Fraser.

Dann Worthing.

Er hatte sie mit großer Finesse erledigt, mit Schüssen in den Kopf, so sauber, dass sie wahrscheinlich noch nicht einmal gewusst hatten, was sie traf.

Heute würde es Barton sein.

Der Wolf beobachtete, wie Barton den unbeleuchteten Pfad entlangging. Auch wenn das Bild durch sein Nachtsichtvisier körnig und monoton war, reichte die Sichtbarkeit für seine Zwecke aus.

Aber er würde das heutige Opfer nicht erschießen – noch nicht.

Er war nicht weit genug weg. Jemand in der Nähe wäre vielleicht in der Lage, seine Position zu bestimmen, auch wenn er einen Mündungsfeuerdämpfer auf seinem M110 Scharfschützengewehr montiert hatte. Er würde nicht den Anfängerfehler machen und die Soldaten dieses Stützpunktes unterschätzen.

Barton durch sein Visier folgend, genoss der Wolf das Gefühl der M110 in seinen Händen. Dieser Tage tendierte die Armee dazu, das Heckler & Koch G28 als Standard Schafschützengewehr zu verwenden. Auch wenn der Wolf wusste, dass das G28 leichter und kompakter war, bevorzugte er das M110. Es war präziser, auch wenn es länger und dadurch schwerer zu verstecken war.

Er hatte zwanzig Kugeln in seinem Magazin, aber er würde nicht mehr als eine feuern, wenn die Zeit kam.

Er würde Barton mit einer Kugel erledigen oder gar nicht.

Er konnte die Energie des Rudels spüren, als würden sie ihm zusehen, ihm ihre Unterstützung geben.

Er sah, wie Barton schließlich sein Ziel erreichte – einen der Tennisplätze des Stützpunktes. Weitere Spieler begrüßten ihn, als er auf den Platz trat und seinen Tennisschläger auspackte.

Jetzt, da Barton in einem hell erleuchteten Bereich war, benötigte der Wolf das Nachtsichtvisier nicht mehr. Er tauschte es für sein übliches Visier aus. Dann zielte er genau auf Bartons Kopf. Das Bild war nicht mehr körnig, sondern glasklar und in voller Farbe.

Barton war jetzt etwa 300 Fuß entfernt.

Auf diese Entfernung konnte der Wolf auf eine zentimetergenaue Präzision seines Gewehrs vertrauen.

Es lag an ihm, den Schuss mit einer ebenso genauen Präzision durchzuführen.

Und er wusste, dass er es konnte.

Nur ein kleiner Druck auf den Abzug, dachte er.

Das war alles, was gerade nötig war.

Der Wolf genoss diesen mysteriösen, freischwebenden Moment.

Etwas fast Religiöses lag in diesen Sekunden bevor der Abzug betätigt wurde, wenn er darauf wartete sich selbst zu dem Schuss zu bringen, darauf wartete, dass er sich entschied den Finger zu krümmen. In diesem Moment schien Leben und Tod nicht in seiner Hand zu liegen. Im Bruchteil einer Sekunde würde ein unwiderrufliches Ereignis eintreten.

Es war seine Entscheidung – und doch nicht seine Entscheidung.

Wessen Entscheidung war es also?

Ihm gefiel der Gedanke, dass da ein Tier in ihm war, ein wahrer Wolf, eine reuelose Kreatur, die in diesem fatalen Moment seinen Körper übernahm.

Dieses Tier war sowohl sein Freund, als auch sein Feind. Und er liebte es mit einer seltsamen Liebe, die man nur für seinen Erzfeind empfinden konnte. Das innere Tier brachte das Beste in ihm zutage, hielt ihn auf den Füßen.

Der Wolf wartete darauf, dass das Tier in ihm zuschlug.

Aber das Tier tat es nicht.

Der Wolf betätigte nicht den Abzug.

Er fragte sich, warum nicht.

Etwas stimmt nicht, dachte er.

Ihm wurde sofort klar, was es war.

Der Blick auf den hell erleuchteten Tennisplatz durch sein übliches Visier war einfach zu klar.

Es würde keinerlei Anstrengung erfordern.

Es war keine Herausforderung.

Das war unter der Würde des Wolfes.

Außerdem war noch nicht genug Zeit seit dem letzten Schuss vergangen. Die anderen waren so platziert gewesen, dass sie ein Maximum an Nervosität und Unsicherheit unter den Männern auslöste, die er so verabscheute. Barton jetzt zu erschießen würde den psychologischen Einfluss seiner Arbeit stören.

Er lächelte, als ihm das klar wurde. Er stand auf und ging den Weg zurück, den er gekommen war.

Es fühlte sich richtig an, seine Beute vorerst ungestört zu lassen.

Niemand wusste, wann er das nächste Mal zuschlagen würde.

Nicht einmal er selbst.

399 ₽
Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
10 октября 2019
Объем:
271 стр. 3 иллюстрации
ISBN:
9781640292345
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
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