Читать книгу: «Ruhend», страница 2

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Riley schloß die Augen und lauschte einen Moment lang dem Geräusch der Wellen.

Es gab überhaupt keine anderen Geräusche – weder Stimmen, noch Fernseher, noch Verkehr.

Riley atmete glücklich lang und tief ein.

So als ob er auf ihren Seufzer antwortete, sagte Blaine…

„Riley, ich habe mich gefragt…“

Er hielt inne. Riley öffnete ihre Augen und schaute ihn an, ein klitzekleines Gefühl der Sorge im Blick.

Dann fuhr Blaine fort…

„Meinst Du, dass wir einander bereits eine lange Zeit kennen, oder doch eher eine kurze Weile?“

Riley lächelte. Es war eine interessante Frage. Sie kannten sich nun seit ungefähr einem Jahr und hatten vor ungefähr drei Monaten beschlossen, dass sie sich voll und ganz aufeinander einlassen wollten. In dieser Zeit waren sie einander sehr nahe gekommen.

Sowohl sie selbst, als auch ihre Familien waren durch Momente großer Gefahr gegangen, in denen Blaine unglaublichen Erfindungsreichtum und Mut bewiesen hatte.

Durch all dies hatte Riley ihm zunehmend ihr Vertrauen und ihre Bewunderung geschenkt.

„Das ist schwer zu sagen“, sagte sie. „Beides, nehme ich an. Es kommt mir wie eine lange Zeit vor, weil wir uns so nahe gekommen sind. Dann scheint es wieder erst so kurz, weil… naja, ich manchmal nicht glauben kann, wie schnell wir uns so nahe gekommen sind.“

Es stellte sich erneut eine Stille ein – eine Stille, die Riley bewusst machte, dass Blaine sich genauso fühlte.

Dann sagte Blaine…

„Was meinst du… sollte als nächstes passieren?“

Riley schaute ihm in die Augen. Sein Blick war ernst und fragend.

Riley lächelte und sprach aus, was ihr als erstes in den Kopf kam. „Wieso, Blaine Hildreth – machst Du mir gerade einen Antrag?“

Blaine lächelte und erwiderte: „Komm mit rein. Ich muss dir etwas zeigen.“

KAPITEL DREI

Riley stockte nun ein wenig der Atem. Eine ganze Welt voller zukünftiger Möglichkeiten schien sich vor ihr zu eröffnen, und sie wusste nicht genau, was sie von all dem halten sollte.

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Also nahm sie einfach ihr Glas Wein und folgte Blaine ins Esszimmer.

Blaine ging zu einem Schrank und holte eine große Papierrolle heraus. Als sie hier angekommen waren, hatte Riley gesehen, wie er die Rolle aus dem Auto herausgeholt hatte, zusammen mit anderem Strandkram, aber sie hatte nicht nachgefragt, was sie genau enthielt.

Er rollte das Papier auf dem Esstisch auseinander und stellte Tassen auf die Ecken, um es zu beschweren. Es sah nach einem komplizierten Grundriss aus.

„Was ist das?“, wollte Riley wissen.

„Erkennst du es nicht?“, erwiderte Blaine. „Es ist mein Haus.“

Riley warf nun leicht verwirrt einen zweiten, genaueren Blick auf die Zeichnung.

Sie sagte: „Ähm… es sieht zu groß aus, um dein Haus zu sein.“

Blaine kicherte und sagte: „Das liegt an diesem Flügel hier, der noch nicht gebaut ist.“

Riley wurde etwas schwindlig, als Blaine die Zeichnungen weiter erläuterte. Er erklärte, dass der neue Flügel Schlafzimmer für April und Jilly haben würde. Und natürlich würde es eine separate Wohnung für Gabriela, Rileys Hausmädchen, geben. Gabriela würde weiterhin für sie arbeiten können, wenn erst einmal alles fertig gebaut war. Der neue Grundriss sah sogar ein kleines Büro für Riley vor. Sie hatte kein eigenes Büro mehr seitdem Jilly eingezogen war. Als Ersatz hatte sie ihr Schlafzimmer notdürftig umfunktioniert.

Riley war gleichzeitig überrumpelt und amüsiert.

Nachdem er seine Ausführungen beendet hatte, sagte sie…

„Dann – ist das deine Art mich zu fragen, ob ich dich heiraten will?“

Blaine stammelte: „Ich – ich nehme an, ja. Ich weiß, dass es nicht besonders romantisch ist. Kein Ring, kein auf die Kniefallen.“

Riley lachte und sagte: „Blaine, wenn du dich vor mich hinkniest, ich schwöre dir, dass ich dir eine klatsche.“

Blaine starrte sie überrascht an.

Aber Riley meinte das ernst. Sie musste an Ryan denken. Wie er ihr damals vor so vielen Jahren einen Antrag gemacht hatte. Da waren sie sie noch jung und arm gewesen – Ryan ein noch wenig erfolgreicher Anwalt und sie Praktikantin beim FBI. Ryan hatte das gesamte Ritual aufgeführt. Kniend hatte er ihr einen Ring, den er sich eigentlich wirklich nicht hatte leisten können, vor die Nase gehalten.

Damals war es ihr durchaus romantisch vorgekommen.

Doch ihre Ehe hatte ein so böses Ende genommen, dass in Rileys Erinnerung nichts als Bitterkeit geblieben war.

Blaines sehr viel weniger traditioneller Antrag erschien ihr im Vergleich dazu geradezu perfekt.

Blaine legte seinen Arm um Rileys Schultern und küsste ihren Hals.

„Weißt du, verheiratet zu sein hätte auch seine praktischen Vorzüge“, sagte er. „Wir müssten nicht in separaten Schlafzimmern schlafen, immer wenn die Kinder dabei sind.“

Sein Kuss und seine Anspielung riefen in Riley ein lustvolles Kribbeln hervor.

Ja, das wäre durchaus ein Vorzug, dachte sie.

Intime Momente waren rar. Die beiden schliefen selbst in diesem wundervollen Urlaub in getrennten Schlafzimmern.

Riley seufzte tief und sagte: „Es gibt hier viel zu bedenken, Blaine. Für uns beide.“

Blaine nickte. „Ich weiß. Deshalb erwarte ich auch nicht, dass du freudig ‚ja, ja, ja!‘ schreiend durch die Gegend hüpfst. Ich wollte dich nur wissen lassen,… dass es mir schon länger durch den Kopf geht, und dass ich hoffe, dass es auch dir schon einmal durch den Kopf gegangen ist.“

Riley lächelte und gab zu: „Ja, es ist mir auch schon mal durch den Kopf gegangen.“

Einige Momente lang schauten sie einander in die Augen. Erneut genoss Riley die Stille zwischen ihnen. Doch sie wusste natürlich auch, dass sie diese Fragen nicht unbeantwortet lassen konnten.

Schließlich sagte Riley: „Lass uns wieder rausgehen.“

Sie füllten ihre Gläser mit Wein auf und gingen wieder auf die Terrasse, um sich dort wieder hinzusetzen. Die Nacht wurde mit jedem Augenblick schöner.

Blaine nahm Rileys Hand in seine. „Ich weiß, dass es eine große Entscheidung ist. Wir müssen beide über vieles nachdenken. Zum einen waren wir beide schon einmal verheiratet. Und…naja in der Zwischenzeit sind wir nicht jünger geworden.“

Riley dachte still…

Umso mehr haben wir einen Grund eine feste Bindung einzugehen.

Blaine fuhr fort: „Vielleicht sollten wir erst einmal damit anfangen, all die Gründe aufzuzählen, aus denen das vielleicht keine so gute Idee wäre.“

Riley lachte und sagte: „Oh, Blaine – müssen wir das wirklich tun?“

Aber sie wusste, dass er Recht hatte.

Dann kann ich auch gleich den Anfang machen, dachte sie.

Sie holte einmal langsam und tief Luft und sagte: „Zum einen müssen wir an mehr als nur an uns denken. Wir haben beide bereits Kinder, drei Teenager genauer gesagt. Und wenn wir heiraten, werden wir auch zu Stiefeltern – ich für deine Tochter und du für meine beiden Mädels. Das ist schon mal eine ziemlich große Sache.“

„Ich weiß“, sagte Blaine. „Aber ich finde den Gedanken schön, ein Vater für April und Jilly zu sein.“

Riley hörte die Aufrichtigkeit in seinen Worten und spürte plötzlich einen Kloß im Hals.

„Mit Crystal geht es mir genauso“, sagte sie. Dann fügte sie mit einem Kichern hinzu: „Meine Mädels haben bereits eine Katze und einen Hund. Ich hoffe, dass das ok ist.“

Blaine sagte: „Schon in Ordnung. Ich werde auch keine Haustierkaution von euch verlangen.“

Ihr Lachen schallte harmonisch durch die Abendstille.

Dann sagte Riley: „Ok, du bist dran.“

Blaine seufzte tief und sagte: „Wir haben beide Ex-Partner.“

Riley seufzte ebenfalls und erwiderte: „Das ist wohl wahr.“

Ein Schaudern durchfuhr sie, als sie sich an ihre einzige Begegnung mit Blaines Ex-Frau, Phoebe, erinnerte. Diese Frau hatte die arme Crystal in betrunkener Rage physisch angegriffen. Riley hatte das Mädchen nur mit Mühe aus den Händen der Frau befreien können.

Blaine hatte Riley erzählt, dass die Ehe mit Phoebe eine Jugendsünde gewesen war, und dass er sie geheiratet hatte, bevor er wusste, dass sie eine bipolare Störung hatte und für sich und andere eine Gefahr darstellte.

Als könnte er Rileys Gedanken erraten, sagte Blaine…

„Ich stehe kaum noch im Kontakt mit Phoebe. Sie lebt wohl bei ihrer Schwester Drew. Ich melde mich ab und zu bei Drew. Sie sagt, dass Phoebe eine Therapie macht und dass es ihr besser geht, aber dass sie nie an mich oder Crystal denkt. Ich bin mir sicher, dass sie unsere Leben endgültig verlassen hat.“

Riley musste schlucken als sie sagte…

„Ich wünschte, dass ich dasselbe von Ryan behaupten könnte.“

Blaine drückte Rileys Hand und sagte: „Naja, er ist Aprils Vater. Er wird weiterhin ein Teil eures Lebens sein wollen. Auch Jillys. Ich kann das verstehen.“

„Du siehst ihn in einem zu guten Licht“, sagte Riley.

„Wirklich? Wieso?“

Riley dachte nach…

Wo soll ich anfangen?

Ryans einziger Versuch Frieden zu schließen und wieder mit ihr zusammenzukommen war desaströs gescheitert – besonders im Hinblick auf Jilly und April, die einmal mehr hatten lernen müssen, dass sie sich in keinster Weise auf ihn verlassen konnten.

Riley hatte keine Ahnung, wie viele Freundinnen Ryans Leben in der Zwischenzeit betreten und wieder verlassen hatten.

Sie nahm einen Schluck Wein und sagte: „Ich denke nicht, dass wir Ryan oft zu sehen bekommen werden. Und ich finde, dass das gut so ist.“

Riley und Blaine schwiegen eine Weile. Als sie so dasaßen und in die Nacht starrten, begannen sich Rileys Sorgen um Phoebe und Ryan langsam aufzulösen. Sie konnte die wundervolle Wärme von Blaines Gegenwart wieder genießen.

Die Stille wurde durch das Geräusch von Schritten, Stimmen und Lachen unterbrochen, als die Mädchen schließlich aus ihrem Zimmer gerannt kamen. Es klang so, als würden sie etwas in der Küche tun – wahrscheinlich holten sie sich einen Mitternachtssnack, dachte Riley.

Währenddessen begannen Riley und Blaine über verschiedene mögliche Hindernisse zu sprechen – darüber, wie ihre sehr unterschiedlichen Berufe einander möglicherweise in die Quere kommen konnten, darüber, dass Riley das Townhaus verkaufen müsste, das sie vor nur einem Jahr gekauft hatte, darüber, wie sie ihre Finanzen aufteilen würden und andere, ähnlich geartete Dinge.

Als sie sprachen, dachte Riley…

Eigentlich wollten wir doch nur Gründe finden, die einer Ehe im Weg stehen.

Stattdessen erschien das Ganze mit jedem Moment der verstrich eine viel bessere Idee zu sein, als sie anfangs geglaubt hatte.

Das wirklich wunderbare war jedoch, dass keiner von ihnen es laut aussprechen musste.

Ich hätte eben so gut ja sagen können, dachte sie sich.

Sie fühlte sich auf jeden Fall so, als wären sie bereits verlobt.

Und dieses Gefühl gefiel ihr.

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als April mit Rileys Handy in der Hand auf die Terrasse gerannt kam.

Das Handy vibrierte.

Als sie das Telefon an Riley übergab, sagte April…

„Hey, Mom – du hast dein Telefon in der Küche liegen gelassen. Du wirst angerufen.“

Riley unterdrückte ein Seufzen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Anruf von einer Person kam, mit der sie gerade gerne sprechen wollte. Wie erwartet sah sie auf dem Display, dass es sich bei dem Anrufer um ihren Boss, Spezialagent Brent Meredith, handelte.

Bestürzt begriff sie…

Er will, dass ich sofort zur Arbeit zurückkehre.

KAPITEL VIER

Als Riley den Anruf annahm, hörte sie Merediths vertraut grimmige Stimme.

„Wie verläuft Ihr Urlaub, Agentin Paige?“

Riley musste sich zusammenreißen, um nicht zu sagen:

„Bis gerade eben sehr gut.“

Stattdessen antwortete sie: „Es ist alles wunderbar. Danke der Nachfrage.“

Sie erhob sich aus ihrem Sessel und begann auf der Terrasse auf und abzugehen.

Meredith grummelte zögerlich und sagte dann…

„Hören Sie zu, wir haben einige merkwürdige Anrufe von einer Polizistin in Mississippi erhalten – aus einem kleinen Strandstädtchen Namens Rushville. Sie arbeitet dort an einem Mordfall. Einem Bürger der Stadt wurde der Schädel mit dem Hammer eingeschlagen und…“

Meredith hielt erneut inne und sagte dann…

„Sie hat die Vermutung, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben.“

„Wieso?“, wollte Riley wissen.

„Weil etwas ähnliches schon einmal in Rushville passiert ist – vor ungefähr zehn Jahren.“

Riley runzelte überrascht die Stirn.

Sie sagte: „Das ist eine lange Zeit zwischen den Morden.“

„Ja, ich weiß“, erwiderte Meredith. „Ich habe mit ihrem Chief gesprochen, und er hat gesagt, dass an der Sache nichts nichts dran wäre. Er meinte, sie sei einfach eine Kleinstadtpolizistin, die das Abenteuer sucht. Die Sache ist aber, dass sie immer wieder anruft, und sie macht nicht gerade den Eindruck, verrückt zu sein. Vielleicht handelt es sich also doch um…“

Erneut wurde Meredith still. Riley blickte ins Innere des Hauses und sah, dass Blaine den Mädchen in der Küche eine Kleinigkeit zu Essen zubereitete. Sie sahen alle so glücklich aus.

Riley wurde beim Gedanken, den Urlaub vorzeitig beenden zu müssen, ganz elendig zumute.

Dann sagte Meredith: „Schauen Sie, ich dachte nur, falls Sie vielleicht schon zu viel vom Urlaub haben und Ihnen die Arbeit bereits fehlt, könnten Sie vielleicht runter nach Mississippi fahren und – “

Von sich selbst ein wenig überrascht hörte Riley, wie ihre Stimme ihn scharf unterbrach.

„Nein“, sagte sie.

Es wurde wieder still in der Leitung, und Riley spürte, wie ihr Herz zu rasen begann.

Grundgütiger, dachte sie.

Ich habe Brent Meredith gerade eine Absage erteilt.

Sie konnte sich nicht daran erinnern, das jemals zuvor getan zu haben – aus sehr gutem Grund. Meredith war bekannt dafür, eine starke Abneigung gegen das Wort ‚nein’ zu haben, insbesondere wenn es viel zu tun gab.

Riley machte sich auf eine saftige Standpauke gefasst. Stattdessen vernahm sie ein ächzendes Seufzen.

Meredith sagte: „Ja, ich hätte es eigentlich besser wissen sollen. Wahrscheinlich ist an der Sache eh nichts dran. Es tut mir leid, sollte ich Sie gestört haben. Genießen Sie den Rest Ihres Urlaubs.“

Dann hatte Meredith aufgelegt. Riley blieb auf der Terrasse stehen und starrte auf ihr Handy.

Merediths letzter Satz ging ihr nicht aus dem Kopf…

„Es tut mir leid, sollte ich Sie gestört haben.“

Das klang überhaupt nicht nach dem Chief.

Entschuldigungen jeglicher Art waren einfach nicht sein Stil.

Was war da also wirklich los?

Riley hatte das Gefühl, dass Meredith auch nicht an das glaubte, was er da eben von sich gegeben hatte…

„Wahrscheinlich ist an der Sache eh nichts dran.“

Riley hatte den Verdacht, dass irgendetwas an dem Bericht der Polizistin Merediths Interesse geweckt hatte und dass sich in ihm das nagende Gefühl, dass es da tatsächlich einen Serienmörder in Mississippi gab, festgesetzt hatte. Doch da es keine wirklichen Beweise gab, wäre es übertrieben gewesen, von Riley zu verlangen, ihren Urlaub zu unterbrechen, um den Fall zu übernehmen.

Riley starrte weiterhin auf ihr Handy und begann zu überlegen…

Sollte ich ihn vielleicht zurückrufen?

Sollte ich nach Mississippi fahren und wenigstens kurz nachsehen, was da los ist?

Sie wurde von Aprils Stimme aus ihren Gedanken gerissen.

„Und, was ist los? Ist der Urlaub vorbei?“

Riley drehte sich um und sah, dass ihre Tochter auf die Terrasse gekommen war und sie mit beleidigter Miene ansah.

„Was? Wie kommst du darauf?“, fragte Riley.

April seufzte und sagte: „Komm schon, Mom. Ich hab’ gesehen, von wem der Anruf kam. Du hast einen neuen Fall, stimmt’s?“

Riley blickte wieder zur Küche, wo Blaine und die anderen beiden Mädchen noch immer dabei waren, Snacks vorbereiteten. Doch auch Jilly warf Riley kurz einen besorgten Blick zu.

Plötzlich fragte Riley sich…

Was zur Hölle habe ich da gerade gedacht?

Sie lächelte April an und sagte…

„Nein, ich muss nirgends hin. Stell dir vor…“

Sie lächelte stolz und fuhr fort…

„Ich habe ‚nein‘ gesagt.“

Aprils Augen weiteten sich. Dann lief sie zurück in die Küche und rief den anderen laut zu…

„Hey Leute! Mom hat nein zu einem Fall gesagt!“

Die beiden anderen Mädchen begannen „Yay!“ und „Gut gemacht!“ zu schreien, und Blaine schenkte Riley einen freudigen Blick.

Die Mädchen begannen sich untereinander scherzhaft zu necken, und Jilly sagte zu ihrer Schwester…

„Ich habe es dir gesagt. Ich hab’ gesagt, dass sie ‚nein‘ sagen wird.“

April entgegnete: „Nein, hast du nicht. Du warst noch pessimistischer als ich.“

„Stimmt ja gar nicht“, behauptete Jilly. „Du schuldest mir zehn Dollar.“

„Wir haben nie darauf gewettet!“

„Doch haben wir!“

Die zwei Mädchen schubsten einander spielend und kicherten, während sie sich weiter scherzhaft zankten.

Riley lachte ebenfalls und sagte: „Ok, Kinder. Jetzt ist gut mit der Streiterei. Verderbt uns nicht den perfekten Urlaub. Lasst uns lieber etwas essen.“

Dann gesellte auch Riley sich zu der plappernden, lachenden Truppe und den zubereiteten Abendsnacks.

Während sie aßen, warfen sie und Blaine sich immer wieder liebevolle Blicke zu.

Sie waren tatsächlich ein Paar mit drei Teenagern.

Riley fragte sich…

Wann hatte ich nur das letzte Mal einen so wundervollen Abend?

*

Riley lief barfuß über den Strand. Das Morgenlicht spiegelte sich in den Wellen. Die Möwen schrien, und es wehte eine kühle, sanfte Brise.

Das wird ein schöner Tag, dachte sie.

Doch etwas stimmte nicht.

Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, was es war…

Ich bin ganz alleine.

Sie suchte den Strand mit Blicken ab, doch konnte weit und breit niemanden entdecken.

Wo sind sie alle hin? fragte sie sich.

Wo waren April und Jilly und Crystal?

Und wo war Blaine?

Eine merkwürdige Panik begann in ihr aufzusteigen. Gleichzeitig kam ihr ein schrecklicher Gedanke…

Vielleicht habe ich das alles nur geträumt.

Ja, vielleicht hatte es die letzte Nacht nie so gegeben.

Vielleicht war nichts von alledem passiert.

Die liebevollen Momente mit Blaine, in denen sie ihre gemeinsame Zukunft geplant hatten.

Das Lachen ihrer zwei Töchter – und auch Crystals Lachen, die bald ihre dritte Tochter sein würde.

Das warme Gefühl der Geborgenheit und der Zugehörigkeit – ein Gefühl, das sie ihr gesamtes Leben lang gesucht hatte, nach dem sie sich immer gesehnt hatte.

Alles nur ein Traum.

Und nun war sie allein – genauso allein wie sie es immer in ihrem Leben gewesen war.

In diesem Moment drangen Worte und Gelächter an ihr Ohr.

Sie drehte sich um, und da waren sie…

Blaine, Crystal, April und Jilly rannten über den Sand und warfen einander einen Strandball zu.

Riley atmete auf.

Natürlich war es echt, dachte sie.

Natürlich habe ich es mir nicht nur eingebildet.

Riley lachte glücklich und begann ihnen entgegenzurennen.

Doch dann hielt sie etwas Hartes und Unsichtbares zurück.

Wie eine unsichtbare Wand schob sich dieses etwas zwischen sie und die Menschen, die sie am meisten liebte.

Riley lief die Wand ab, fuhr mit den Händen tastend über sie und dachte…

Vielleicht kann man sie irgendwie umgehen.

Dann hörte sie ein bekanntes heiseres Lachen.

„Gib’s auf, Kindchen“, sagte eine Stimme. „Dieses Leben ist nichts für dich.“

Riley drehte sich um und sah jemanden in nur wenigen Metern Entfernung vor ihr stehen.

Es war ein Mann in der Uniform eines Marine Colonels. Er war groß und schlank, sein Gesicht verbraucht und faltig von jahrelanger Wut und vom Alkoholkonsum.

Er war der allerletzte Mensch auf dieser Welt, den Riley sehen wollte.

„Daddy“, murmelte sie ernüchtert.

Er kicherte düster und sagte: „Hey, du brauchst nicht so schrecklich verbittert zu klingen. Ich dachte, du würdest dich freuen, mit deinem eigenen Fleisch und Blut endlich wiedervereint zu werden.“

„Du bist tot“, sagte Riley.

Er zuckte mit den Schultern und sagte: „Nun ja, wie du weißt, hält mich das nicht davon ab, mich ab und zu bei dir zu melden.“

Riley musste sich eingestehen, dass das der Wahrheit entsprach.

Es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Vater seit seinem Tod letztes Jahr traf.

Und es war auch nicht das erste Mal, dass seine Anwesenheit sie verwirrte. Sie begriff nicht, wie sie mit einem Toten sprechen konnte.

Doch einer Sache war sie sich sicher.

Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.

Sie wollte von Menschen umgeben sein, die sie nicht in den Selbsthass trieben.

Sie drehte sich um und wollte schon weiter in Richtung von Blaine und den Mädchen laufen, die weiterhin mit dem Strandball spielten.

Doch erneut wurde sie von der unsichtbaren Wand aufgehalten.

Ihr Vater lachte. „Wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen? Du gehörst nicht zu ihnen.“

Riley schüttelte es am ganzen Körper – ob vor Wut oder Trauer konnte sie nicht genau sagen.

Sie drehte sich zu ihrem Vater um und schrie…

„Lass mich in Ruhe!“

„Bist du dir sicher?“, fragte er. „Ich bin alles, was du hast. Ich bin alles, was du bist.“

Riley brummte: „Ich bin überhaupt nicht wie du. Ich weiß, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden.“

Ihr Vater schüttelte den Kopf und scharrte mit den Füßen im Sand.

„Es ist nicht so, dass ich kein Mitleid hätte“, sagte er. „Es ist ein verdammt sinnloses Leben, das du da führst – Gerechtigkeit für Menschen einzufordern, die bereits tot sind, für genau die Menschen, die keine Gerechtigkeit mehr brauchen. So wie ich in Vietnam, in einem dummen Krieg, den man nicht gewinnen konnte. Doch du hast keine Wahl, und es ist an der Zeit, dass du damit Frieden schließt. Du bist ein Jäger, genau wie ich. Ich habe dich so erzogen. Wir kennen nichts anderes – keiner von uns beiden.“

Riley schaute ihm jetzt direkt in die Augen, so als könnte sie ihm so ihren Willen aufzwingen.

Manchmal gewann sie, wenn sie ihn zum Blinzeln brachte.

Doch heute war keiner dieser Tage.

Sie blinzelte selbst und musste den Blick abwenden.

Ihr Vater lachte höhnisch und sagte: „Ach, wenn du alleine sein willst, so sei es. Auch ich kann auf deine Gesellschaft gut und gerne verzichten.“

Er drehte sich um und lief in die andere Richtung, den Strand hinab.

Riley drehte sich um und musste mitansehen, wie auch ihre Lieben sich aufmachten, zu gehen – April und Jilly hielten sich an der Hand, Blaine und Crystal machten sich auf ihren eigenen Weg.

Als sie begannen im morgendlichen Nebel zu verschwinden, begann Riley auf die unsichtbare Wand einzuschlagen und zu schreien…

„Kommt zurück! Bitte, kommt zurück! Ich liebe euch alle!“

Ihre Lippen bewegten sich zwar, doch kein Laut kam über sie.

*

Riley riss die Augen auf und fand sich im Bett liegend wieder.

Ein Traum, dachte sie. Ich hätte wissen müssen, dass es nur ein Traum war.

In ihren Träumen begegnete sie ihrem Vater gelegentlich.

Wie hätte sie ihn sonst sehen können, jetzt wo er tot war?

Sie brauchte einen weiteren Augenblick um zu bemerken, dass Tränen ihr über die Wangen liefen.

Die überwältigende Einsamkeit, die Isolation von den Menschen, die sie am meisten auf der Welt liebte, die warnenden Worte ihres Vaters…

„Du bist ein Jäger, genau wie ich.“

Kein Wunder, dass sie in solch einem Zustand aufgewacht war.

Sie griff nach einem Taschentuch und versuchte, ihr Schluchzen zu beruhigen. Doch auch nachdem ihr das gelungen war, wollte das Gefühl der Einsamkeit nicht weichen. Sie machte sich bewusst, dass die Kinder gleich im Zimmer nebenan waren und sie und Blaine entschieden hatten, in getrennten Zimmern zu schlafen.

Doch das half ihr jetzt auch nicht.

So ganz allein in der Dunkelheit hatte sie das Gefühl, dass alle anderen Menschen irgendwo sehr weit weg sein mussten, auf der anderen Seite der Welt.

Sie überlegte kurz, ob sie aufstehen und sich zu Blaine ins Bett schleichen sollte, aber…

Die Kinder.

Sie übernachteten in separaten Zimmern wegen der Kinder.

Sie schüttelte die Kissen neben ihrem Kopf auf und versuchte wieder einzuschlafen, doch die Gedanken konnte sie so leicht nicht abschütteln…

Ein Hammer.

Irgendjemand wurde in Mississippi mit einem Hammer ermordet.

Sie sagte sich, dass es nicht ihr Fall war, und dass sie Brent Meredith eine Absage erteilt hatte.

Doch selbst als der Schlaf sie langsam wieder überkam, ließ ein Gedanken sie noch immer nicht los…

Ein Mörder ist auf freiem Fuß.

Es gibt einen Fall, der gelöst werden muss.

399
599 ₽
Возрастное ограничение:
16+
Дата выхода на Литрес:
02 апреля 2020
Объем:
271 стр. 3 иллюстрации
ISBN:
9781640296077
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
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