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Kapitel sechs

Jenn folgte Chief Brennan ins Gebäude hinein und hinauf in den zweiten Stock. Sie waren dicht gefolgt von Riley und Bill, als sie sich in die Richtung von Duane Scovilles Wohnung bewegten.

Jenn spitzte die Ohren, als sie aus einem Zimmer ganz in der Nähe ein Geräusch kommen hörte.

Schon wieder diese Musik.

Dieses Mal war sich sich sicher, dass sie die Musik zuvor gehört hatte, doch es war lange her gewesen und sie war sich nicht sicher, wo und wann es war. Es war ein klassisches Stück – etwas langsames, sanftes und unglaublich trauriges.

Sie kamen zur Tür von Scovilles Wohnung und Chief Brennan klopfte an die Tür.

Eine Stimme aus dem Inneren rief: „Herein.“

Als sie eintraten war Jenn überwältigt von der Unordnung, die in der Wohnung herrschte. Ein Chaos breitete sich aus und der Boden war mit leeren Bierflaschen und Verpackungen von Essen übersäht.

Um die zehn Gitarren standen an Ständern, lagen in offenen Koffern oder hingen irgendwo in Sichtweite. Einige von diesen waren akustische, andere elektrische Instrumente. Außerdem waren Verstärker, Boxen und andere elektronische Musikausstattung über die gesamte Fläche der Wohnung verstreut.

Duane Scoville selbst saß in einem Sitzsack. Er hatte lange Haare und einen Bart, war in Jeans und ein Batik T-Shirt gekleidet und hatte auf einer langen Schnur um den Hals das Friedenszeichen baumeln. Auf seiner Nase saß eine große, runde „Oma-Brille“.

Jenn musste ein Kichern unterdrücken. Scoville war ungefähr Mitte Zwanzig, sah aber so aus, als würde er alles dafür geben wie ein Hippie aus den 60-er Jahren auszusehen. Das Zimmer war mit Perlen, billigen Wandteppichen und Vorlegern mit persischen Motiven und Kerzen dekoriert und war in einer allgemeinen Unordnung gehalten. Einige Poster an den Wänden hatten psychedelische Motive, andere stellten Rock Musiker und Schauspieler dar, die lange vor Jenns Zeit beliebt gewesen waren.

In der Luft hing ein starker Geruch von Räucherstäbchen und…

Noch etwas anderem, begriff Jenn.

Duane Scoville saß da und starrte mit glasigen Augen ins Leere, so als wären sie alle gar nicht da. Er war offensichtlich ziemlich high, obwohl Jenn keinerlei Hinweise auf Drogen in der Wohnung sehen konnte.

Chief Brennan sagte zu ihm: „Duane, das hier sind FBI Agenten Paige, Jeffreys und Roston. Wie gesagt, sie haben noch ein paar Fragen an Dich.“

Duane sagte nichts und bot seinen Besuchern auch nicht an irgendwo Platz zu nehmen.

Jenn war perplex, als sie daran dachte, wie tadellos sauber und ordentlich das kleine Häuschen des Opfers gewesen war. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass Robin Scoville diesen Mann jemals gekannt hatte, ganz zu schweigen, dass sie einmal mit ihm verheiratet gewesen sein sollte.

Und dann war da diese Musik…

Statt den Doors oder Jefferson Airplane oder Jimi Hendrix oder sonst irgendeiner anderen Musik, die in diesen Wänden angemessener wäre, hörte Duane irgendeine leise barocke Kammermusik, die ein bewegendes Holzbläser-Solo präsentierte, dass wie ein piepsender, trauriger Vogelgesang klang.

Plötzlich erkannte Jenn das Stück und fragte Duane: „Das ist Vivaldi, oder? Der langsame Satz eines Concertos für die Piccoloflöte.“

Obwohl er Jenn oder ihre Kollegen immer noch nicht ansah, fragte Duane: „Woher wissen Sie das?“

Die Frage wühlte Jenn auf. Sie konnte sich nun genau daran erinnern, wo sie diese Musik früher einmal gehört hatte.

Es war in Tante Coras Pflegefamilie, wo sie aufgewachsen war.

Tante Cora hatte immer klassische Musik im Hintergrund laufen lassen, wenn sie den Kindern die Kunst des kriminellen Lebens beibrachte.

Jenn fuhr zusammen. Es war gruselig und beunruhigend dieses melancholische Melodie nach so vielen Jahren erneut zu hören. Es brachte merkwürdige und verstörende Erinnerungen an frühere Zeiten zurück, die Jenn mit aller Kraft versucht hatte zu verdrängen.

Doch sie wusste, dass sie sich nicht ablenken lassen durfte.

Bleib am Ball, ermahnte sie sich streng.

Statt Duanes Frage zu beantworten, sagte sie…

„Ich hätte Sie nicht für einen Vivaldi Fan gehalten, Duane.“

Duane schaute sie endlich an und ihre Blicke trafen sich.

Er sagte in einer dumpfen Stimme: „Wieso nicht?“

Jenn antwortete nicht. Aus ihrem Studium an der Academy und ihren Erfahrungen mit Riley und Bill wusste sie, dass sie zumindest ein kleines bisschen an Boden gewonnen hatte, indem sie ihn dazu gebracht hatte, sie anzusehen. Nun hatten sie zumindest eine vorübergehende Verbindung hergestellt. Jenn beschloss abzuwarten und Duane als nächstes sprechen zu lassen.

Zuerst sagte er nichts.

Der langsame, traurige Satz kam zu einem Ende und ein funkelnder, schneller Satz erklang.

Duane betätigte einen Knopf an seinem Tonspieler und der langsame Satz begann von vorne.

Endlich sagte er: „Robin mochte dieses Stück sehr. Und dieses war ihr Lieblingssatz. Sie konnte es nicht oft genug hören.“

Dann fügte er mit einem leichten Schnauben hinzu…

„Ich hoffe sie spielen es auf ihrer Beerdigung.“

Jenn erschrak über die aussagekräftige Note der Wut und Bitterkeit in seiner Stimme. Sie fragte sich – was verbarg sich hinter diesen düsteren Emotionen?

Sie blickte zu Riley und Bill. Sie nickten ihr leicht zu und ermunterten sie somit weiter ihren Instinkten zu folgen.

Sie machte einen Schritt auf Duane zu und fragte: „Gehen Sie zu Robins Beerdigung?“

Duane sagte: „Nein, ich weiß nicht einmal wann oder wo sie begraben wird. Drüben in Missouri, nehme ich an. Dort ist Robin aufgewachsen, ihre Familie lebt immer noch dort. St. Louis, Missouri. Ich nehme nicht an, dass ich eingeladen bin.“

Dann fügte er mit einem kaum hörbaren Kichern hinzu: „Und ich denke kaum, dass ich dort willkommen sein würde, auch wenn ich kommen würde.“

„Wieso nicht?“, wollte Jenn wissen.

Duane zuckte mit den Schultern. „Was meinen Sie? Ihre Familie kann mich nicht besonders leiden.“

„Wieso mögen sie Sie nicht?“

Duane schaltete plötzlich die Musik aus. Sein Gesicht verzog sich ein wenig in was Jenn wie Anwiderung vorkam.

Dann wandte er sich an die drei Agenten. „Schauen Sie, lassen Sie uns eins klarstellen, ok? Sie meinen, dass ich sie ermordet habe. Habe ich nicht. Ich bin das alles schon mit Chief Brennan hier durchgegangen. Es ist so, wie ich ihm gesagt habe – ich war in Rhode Island, habe dort einen Gig mit meiner Band gespielt. Wir haben dort übernachtet.“

Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein Stück Papier hervor, dass er Jenn entgegenhielt.

„Muss ich das noch einmal vorzeigen?“, fragte er. „Das ist unsere Motelrechnung.“

Jenn verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ihn mit ausgestreckter Hand dasitzen.

Was auch immer dort drauf stand, sie bezweifelte, dass sie es überzeugend finden würde. Es bewies bestenfalls, dass einige der Bandmitglieder dort übernachtet hatten.

Sie sagte: „Können ihre Bandkollegen dafür bürgen, dass sie die ganze Nacht bei ihnen gewesen waren?“

Darauf antwortete er nicht. Doch sein Blick verriet, dass die Frage Unbehagen in ihm auslöste. Jenns Misstrauen stieg mit jedem Moment an.

Sie fragte ihn: „Können Sie uns sagen, wie wir ihre Kollegen kontaktieren können?“

„Das kann ich schon“, erwiderte Duane. „Aber ich würde es lieber nicht tun.“

„Wieso nicht?“

„Wir haben uns nicht in bester Freundschaft getrennt. Sie hatten mich gerade aus der Band geschmissen. Möglicherweise sind sie nicht gerade kooperativ.“

Jenn begann nun auf und ab zu laufen.

„Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn Sie kooperieren“, sagte sie.

Duane sagte: „Ach ja? Ist das, was ein Anwalt mir sagen würde? Brauche ich einen Anwalt?“

Jenn antwortete ihm nicht sofort. Doch als sie an einem Wohnzimmerschrank, dessen Türen verschlossen waren, vorbeilief, bemerkte sie, dass Duane sich leicht anspannte. Sie schaute die Tür an und schritt näher heran, drehte sich zu ihm und bemerkte, dass seine Nervosität nur zu wachsen schien.

Sie sagte: „Ich weiß nicht, Duane. Brauchen Sie einen Anwalt?“

Duane sank wieder in seinen Sitzsack und versuchte eine entspannte Miene zu machen.

Er sagte: „Schauen Sie, ich möchte jetzt wirklich dass Sie gehen. Es ist eine ziemlich schlimme Zeit für mich, verstehen Sie? Und Sie machen es nicht einfacher. Und ich habe Rechte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihre Fragen nicht beantworten muss.“

Jenn stand nur da und schaute auf Duane, dann auf den Schrank und wieder auf Duane. Sie konnte spüren, dass sie richtig nah dran war, das herauszufinden, was Duane vor ihr verbergen wollte.

Sie griff nach dem Griff der Schranktür, da fuhr Duane abruft zusammen.

Jenn konnte sehen, wie Riley bestimmt den Kopf schüttelte um sie zu warnen, den Schrank auf gar keinen Fall zu öffnen.

Natürlich brauchte Jenn keine Warnung. Sie wusste genau, dass sie ohne Durchsuchungsbefehl den Schrank nicht öffnen durfte. Diese Bewegung war nichts als ein Bluff gewesen – der Versuch eine weitreichendere Reaktion aus dem Mann, der hier lebte, herauszuholen, als es ihr bisher gelungen war.

Und sie hatte auf jeden Fall Erfolg.

Duane streckte eine Hand in Richtung Schrank aus und sagte mit zitternder Stimme…

„Das dürfen Sie nicht machen. Ich habe Rechte.“

Jenn lächelte ihn an, nahm ihre Hand jedoch nicht vom Türgriff.

Sie wollte den retrograden Musiker gerade dazu auffordern mit ihnen aufs Polizeirevier zu kommen und dort weitere Fragen zu beantworten, da sagte Riley plötzlich: „Danke für Ihre Zeit, Mr. Scoville. Wir werden nun gehen.“

Jenns Lächeln wich aus ihrem Gesicht.

Sie war sprachlos. Doch sie sah, dass Riley, Bill und der Polizeichef alle zur Tür gingen.

Gefügig folgte Jenn ihnen aus dem Zimmer hinaus.

Als sie den Hausflur entlang und die Treppe hinuntergingen sagte Riley zu Jenn…

„Was war das eben dort drinnen? Du kannst nicht ohne Durchsuchungsbefehl da rumschnüffeln.“

Jenn sagte: „Das weiß ich, Riley. Ich wollte den Schrank nicht öffnen.“

Riley erwiderte: „Naja, es freut mich das zu hören.“

„Nehmen wir ihn nicht zur weiteren Befragung mit?“, wollte Jenn wissen.

„Nein“, sagte Riley.

„Wieso nicht?“

„Riley seufzte und sagte: “Ich habe Hunger. Lasst uns irgendwo etwas essen gehen. Wir können dort über alles reden.“

Sie legten die Diskussion auf Eis während Chief Brennan sie zu einem Imbiss in der Nähe fuhr. Jenn und ihre Kollegen bestellten ihre üblichen Burger und setzten sich an einen Tisch.

Dann wandte sich Riley an Jenn: „Jetzt erzähl mir, was Du von Duane Scoville hälst.“

Jenn ahnte, dass Riley ihr eine kleine Frage-und-Antwort Lektion in Polizeiarbeit erteilen wollte.

Fang jetzt bloß nicht an dich zu verteidigen, sagte sich Jenn streng. Schließlich würde sie wahrscheinlich tatsächlich etwas lernen, ob es ihr gefiel, oder nicht.

Sie dachte über Rileys Frage nach.

Was halte ich von Duane Scoville?

Sie dachte an ihr Gespräch zurück und führte sich bestimmte Teile davon besonders vor Augen.

Sie erinnerte sich an das Schnauben, als er erwähnte, dass das Vivaldi Stück Robins Lieblingsstück gewesen war…

„Ich hoffe sie spielen es auf ihrer Beerdigung.“

Wieso würde ein Rocker wie er überhaupt Vivaldi hören, erst recht denselben Satz immer und immer wieder?

Außer vielleicht aus Schadenfreude.

Dann erinnerte sie sich an den angewiderten Gesichtsausdruck, als er die Musik ausmachte.

Das war gegen ihn selbst gerichtet.

Jenn konnte sich einen guten Grund vorstellen, aus dem er sich so fühlen könnte.

„Ich glaube, dass er schuldig ist“, sagte Jenn.

Riley lächelte leicht und sagte: „Das glaube ich auch.“

Kapitel sieben

Riley konnte sehen, wie geschockt Jenn aussah von dem, was Riley soeben gesagt hatte. Der Mund der jungen Agentin stand einen Moment lang weit offen.

Jenn schaute kurz zu Bill und Captain Brennan hinüber, die aufmerksam zuhörten und starrte dann wieder Riley an.

Riley unterdrückte ein Lächeln, als sie darauf wartete, dass Jenn etwas sagte.

Endlich fragte Jenn: „Du glaubst auch, dass er schuldig ist? Des Mordes schuldig?“

„Das habe ich nicht gesagt“, entgegnete Riley.

Riley sah, dass Bill nun breit grinste und dass Brennan verwundert dreinschaute. Doch sie wollte nicht genau erklären, was sie meinte, zumindest nicht direkt. Sie wollte, ihre junge Protegé durch Fragen selbst darauf kommen lassen. Schließlich musste Jenn noch viel darüber lernen wie ein Agent der Verhaltensanalyseeinheit zu denken hatte. Und vielleicht konnte Riley Jenn dazu bringen die Dinge aus Rileys Perspektive zu sehen, was Duane Scoville anging. Riley fragte: „Was war dein erster Eindruck, als Du in die Wohnung gekommen bist?“

Jenn runzelte nachdenklich die Stirn. „Naja, es war komisch. Ich meine, die Musik war schon komisch genug, dafür dass er ein Rockmusiker ist. Aber auch wie es dort aussah… Robins kleines Haus war so anders. Alles war so ordentlich. Und so konservativ.“

„Schwer zu glauben, dass sie jemals verheiratet waren, oder?“ fragte Riley.

Jenn zuckte mit den Schultern und sagte: „Na, jedenfalls nich glücklich.“

Riley lächelte ein wenig.

„Es ist nicht so schwer für mich, das zu glauben“, sagte Riley. „Ich habe eine Ahnung, wie es ist sehr jung zu heiraten, wenn man dumm und naiv ist. So ziemlich genauso war es bei mir auch. Robin und Duane waren wahrscheinlich wahnsinnig verliebt und eine Weile lang glücklich zusammen. Ihre Ehe hat vielleicht nicht einmal lange genug angehalten, sodass sie wirklich begreifen konnten, wie wenig sie wirklich gemeinsam hatten.“

Jenn sprudelte los: „Aber – er verhielt sich so…“

Riley sagte: „Schuldig. Ja, ich weiß. Er hatte seinen Gründe. Was meinst du, wieso ihre Ehe in die Brüche gegangen ist? Abgesehen von den Unterschieden, die sie früher oder später wahrscheinlich ohnehin zur Trennung getrieben hätten?“

Jenn starrte ihren unangetasteten Burger an und versuchte offensichtlich auf eine Antwort zu kommen.

Riley sagte: „Naja, es ist nicht so schwierig da draufzukommen. Was weißt du über Robins jüngste Vergangenheit?“

Jenn sagte: „Sie hatte letztes Jahr einen Autounfall und hatte ein Bein verloren, und dann…“

Riley sah, wie Jenn ein Licht aufging.

„Oh mein Gott“, sagte Jenn. „Duane konnte damit nicht umgehen. Er hatte eine wunderschöne junge Frau geheiratet, hatte sie geheiratet, weil sie wunderschön war, und dann war sie plötzlich… entstellt. Er fand sie einfach nicht mehr attraktiv.“

Riley nickte: „Kurzgesagt, er war ein oberflächlicher kleiner Scheißkerl.“

Jenn nickte langsam und sagte: „Und er weiß es auch. Das er ein Scheißkerl war, meine ich. Er fühlte sich schuldig, sobald er sie verlassen hatte. Und jetzt, wo sie tot ist…“

Jenn hielt einen Moment lang inne, fuhr dann fort.

„Er denkt sich immerzu, wenn er nur ein besserer Ehemann gewesen währe, ein besserer Mensch, wäre Robin jetzt vielleicht noch am Leben. Und er hat wahrscheinlich recht. Seine Schuldgefühle zerfressen ihn langsam von Innen.“

Jenn schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Kein Wunder, dass er sich so verhalten hat. Aber… was war dann mit dem Schrank? Wieso wurde er so angespannt, als ich so getan habe, dass ich ihn öffnen wolle?“

Riley kicherte und sagte: „Du wärst auch angespannt, wenn in deiner Wohnung drei FBI Agenten und ein Polizeichef wären, und du einen Bong im Schrank stehen hättest.“

Jenn rollte mit den Augen. „Natürlich. Ich hätte es wissen müssen.“

Riley sagte nichts. Die Wahrheit war, dass…

Wir wissen eigentlich überhaupt nichts.

Duane Scoville hätte seine Frau ebensogut eben doch umgebracht haben können. Vielleicht war ihr Mord ein verzweifelter Versuch seine Scham und Schuldgefühle loszuwerden, dafür, dass er sie verlassen hatte – ein Versuch der kläglich gescheitert war.

Riley dachte zwar nicht, dass das wahrscheinlich war, aber sie konnte sich nicht sicher sein. Sie hatten wirklich keinerlei Anhaltspunkte bisher und sie wollte Jenn nur davon abhalten, voreilige Schlüsse zu ziehen. Sie war froh, dass Jenn nicht wütend und abwehrend wurde, wie sie es in Mississippi gewesen war.

In diesem Moment klingelte Chief Brennans Handy. Er nahm den Anruf entgegen, hielt dann aber sofort die Hand vor den Hörer und sprach zu Riley und ihren Kollegen…

„Es ist Agent Sturman am Apparat. Er sagt, dass seine Leute Kontakt mit den Copelands in Europa aufgenommen haben. Sie haben erzählt, dass ihre Kamera kontinuierlich filmen sollte und dass daher alles, was seit ihrer Abreise passierte, aufgenommen sein sollte. Sturman meinte, dass sie die Dringlichkeit der Situation einsehen und uns daher Erlaubnis erteilen, die Videobänder durchzuschauen. Sie haben uns soeben die gesamten Zugangsdaten überlassen, die wir brauchen um auf die Aufnahmen zugreifen zu können.“

Riley sah, dass Bill strahlte.

„Das bedeutet, dass wir nicht um einen Durchsuchungsbefehl betteln müssen und uns im Anschluss noch mit dem Security Unternehmen rumschlagen“, sagte er.

Riley war auch aufgeregt. Sie fragte: „Wie kommen wir an die Aufnahmen?“

Jenn sagte: „Soweit ich weiß, können wir bei diesen Überwachungssystemen von jedem Computer oder sogar Smartphone online zugreifen.“

„Ich finde es heraus“, sagte Chief Brennan.

Er widmete sich wieder dem Anruf mit Sturman und schrieb etwas auf. Danach legte er auf und zeigte den Kollegen seine Aufzeichnungen.

Er sagte: „Sturman hat mir einen Link gegeben, einen Benutzernamen und ein Kennwort. Wir sollten in der Lage sein und von hier aus direkt einzuloggen.“

Riley schaute zu Jenn, die offensichtlich mehr von diesen Sachen verstand als Bill oder sie selbst. Sie sagte zu ihr: „Na, dann lass mal sehen.“

Chief Brennan überreichte Jenn seine Notizen und sie holte ihren Laptop heraus und stellte ihn auf den Tisch. Sie brauchte nur wenige Sekunden um die Verbindung herzustellen. Die Gruppe drängte sich um den Laptop um sehen zu können, was auf dem Bildschirm passierte.

Das Bild war unscharf und verschwommen. Aber die Kamera hatte genau das aufgenommen, was Riley der Position der Kamera entsprechend erwartet hatte.

Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: “Schaut, das ist die Straße direkt vor dem Copeland Haus. Obwohl man es hier nicht sehen kann, befindet sich Robins Haus direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite.

„Wonach suchen wir denn?“, wollte Chief Brennan wissen.

Riley unterdrückte ein Seufzen.

Gute Frage, dachte sie sich.

Sie erinnerte sich an ihren Versuch in Robin Scovilles Haus einen Einblick in die Psyche des Mörders zu gewinnen. Sie dachte daran, dass sie sich vorgestellt hatte, wie der Mörder Robin aus dem Fenster starrend vorgefunden hatte, als er sich von hinten an sie heranschlich.

Robin hatte draußen etwas beobachtet, davon war Riley überzeugt.

Sie wandte sich an alle: „Wir wollen so viel wie möglich darüber wissen, was sich in den frühen Stunden dieses Morgens ereignet hat. Wir werden den Mörder wahrscheinlich nicht höchstpersönlich auf den Aufnahmen zu sehen bekommen, aber wir könnten auch Glück haben. Es scheint so, als hätte Robin aus ihrem Fenster auf die Straße geschaut, als sie angegriffen wurde. Vielleicht können wir ja einen Hinweis darauf finden, was sie da draußen gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was es sein könnte. Aber ich hoffe wir erkennen es, sobald wir es selbst sehen.“

Dann sagte sie zu Chief Brennan: „Sie sagten, der Todeszeitpunkt wir gegen vier Uhr morgens gewesen sein, richtig?“

Brennan zuckte mit den Schultern. „Das ist die Einschätzung, die der Gerichtsmediziner uns gegeben hat“, erwiderte er.

„Damit können wir arbeiten“, sagte Riley. „Jenn, spul die Aufnahme zu, sagen wir mal, drei Uhr dreißig zurück. Spul vor, bis wir irgendetwas Interessantes sehen.“

Jenn spielte die Aufnahme im Zeitraffer ab. Zuerst war die Straße leer. Dann fuhr ein Auto vorbei. Einige Minuten später fuhr ein weiteres Auto vorbei und danach war wieder alles still.

Jenn stoppte die Aufnahme.

„Was ist das?“, rief sie, als sie auf etwas großes und sperriges zeigte, dass ins Bild geraten war.

Chief Brennan schaute das Standbild genauer an und sagte dann: „Das ist nur die Müllabfuhr. Nichts dubioses.“

Womöglich nicht, dachte Riley sich.

Trotzdem sagte sie zu Jenn: „Spul zurück und lass es langsam laufen.“

Jenn spulte zurück zu dem Zeitpunkt kurz bevor der Müllwagen ins Bild kam. Dann ließ sie es in Zeitlupe laufen. Der Müllwagen war ein Modell mit mechanischen Armen, die die Müllcontainer selbstständig einsammelten und deren Inhalt in das Innere des Wagens beförderten. Obwohl die Aufnahme Robins Haus nicht zeigte, zeigte es wie der Wagen den Müllcontainer vor ihrem Haus einsammelte und ausleerte.

Doch Riley sah etwas viel Bedeutsameres.

Sie zeigte auf den Bildschirm und sagte: „Dort ist ein Mann.“

Rileys Kollegen beugten sich noch näher über den Bildschirm und Jenn ließ die Aufnahme weiterhin in Zeitlupe ablaufen. Genau wie Riley gesagt hatte, lief dort ein Mann neben dem Wagen her. Die niedrige Auflösung des Bildes zeigte ihn extrem unscharf. Er war in den Aufnahmen bloß als schummrige Silhouette erkennbar.

Als der Müllwagen fertig mit Robins Müllcontainer war, fuhr er weiter zum nächsten Haus. Doch der Mann blieb weiterhin dort stehen.

Riley begriff mit einem Kribbeln…

Er starrt Robins Haus an.

Dann fuhr sie zusammen und sagte zu Jenn…

„Halt das Bild an!“

Jenn drückte auf Stop, starrte das Bild an und fragte…

„Was macht er da?“

Die schummrige Silhouette schien nun einen Arm erhoben zu haben.

„Fast so, als würde er mit einer Waffe zielen“, sagte Brennan. „Aber das Opfer wurde nicht erschossen.“

„Für mich sieht es so aus, als würde er auf etwas zeigen“, sagte Bill.

„Auf das Opfer zeigen?“, fragte Jenn nach. „Droht er ihr?“

Riley sagte: „Lass es in Zeitlupe weiterlaufen.“

Jenn ließ die Aufnahme wieder laufen, Bild für Bild. Riley und ihre Kollegen konnten den Mann da stehen sehen, mit erhobenem Arm starrte er auf das Haus des Opfers. Dann ließ er seinen Arm fallen und rannte aus dem Bild.

Riley sagte zu Jenn: „Spiel die ganze Szene nochmal ab.“

Jenn spulte zurück zu dem Zeitpunkt, an dem der Müllwagen ins Bild einfuhr und spielte die Aufnahme in Zeitlupe erneut ab. Erneut sahen Riley und ihre Kollegen wie der Müllwagen anhielt um Robins Müllcontainer einzusammeln. Sie sahen auch wieder, wie der Mann neben dem Müllwagen herging. Dann sahen sie, wie der Müllwagen aus dem Bild zu fahren begann, der Mann aber stehen blieb, gestikulierte und dann endlich auch das Bild verließ.

„Wer ist der Typ?“, fragte Chief Brennan verblüfft.

„Was macht er da?“, fügte Jenn hinzu.

Und wo ist er hin? fragte Riley sich.

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599 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
15 апреля 2020
Объем:
271 стр. 3 иллюстрации
ISBN:
9781640297661
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
Формат скачивания:
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