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2.Bauch- oder Flankenatmung?

„Ich atme falsch, bei Präsentationen vergesse ich zu atmen.“ Solche Sätze höre ich fast täglich. Wir atmen alle ein und aus – immer. Wir machen uns keine Gedanken über unseren Atem. Atmen ist reflektorisch. Die Atmung wird von unserem Kleinhirn gesteuert und läuft ganz von allein. So wie unser Herz schlägt, ohne dass wir daran denken. Nur in besonderen Situationen merken wir, dass das Atmen nicht mehr automatisch läuft. Dann bleibt uns die Luft weg. Denn der Atem ist eine sensible Sache. Wenn wir schlafen, atmen wir entspannt. Wenn wir Stress haben, rutscht der Atem nach oben oder wir halten die Luft an. „Ich weiß ja, dass ich in den Bauch atmen soll. Aber in der Präsentation geht das gar nicht.“ Ich schaue mein Gegenüber an. Die junge Frau hat gerade mehr Verantwortung übernommen, das bedeutet Präsentationen und Meetings. Sie führt ihren Gedanken weiter: „Im Yoga atmen wir immer in den Bauch“, und setzt nach: „Aber das gelingt mir nicht.“

Warum ist das so? Das liegt daran, dass es zwei verschiedene Atemtypen gibt: Bauch- und Flankenatmer.

2.1Wie öffnest du einen Tetrapack Sojamilch?

Die beiden Atemtypen unterscheiden sich darin, welche Atemphase die aktive ist. Bei Einatmern/Einatmerinnen (Flankenatmern) ist die Einatemphase aktiv, bei Ausatmern/Ausatmerinnen (Bauchatmern) die Ausatemphase. Wenn du deinen Atemtyp kennst, weißt du, wo deine Kraft liegt: beim Einatmer in der Einatmung, beim Ausatmer in der Ausatmung. Eine natürliche Haltung für Ausatmer sind entriegelte Knie und ein ballenlastiger Stand. Das bedingt auch, dass das Kinn zur Brust zeigt. Dagegen steht die Einatmerin fersenlastig, mit durchgedrückten Knien und hat das Kinn leicht angehoben. Probiere beides aus.


Ausatmerin/Ausatmer


Einatmerin/Einatmer

Beachtest du die typgerechte Körperhaltung und Atmung, dann entfaltet sich deine Stimme. Du wirst merken, dass dir ein voller Stimmklang leicht aus der Kehle kommt und du dich nicht anstrengen musst.

Übung 2: Tongebung für Flanken- und Bauchatmer

„Schon flog der Vogel hoch empor.“ – Sage diesen Satz (aus dem Sprechtrainingsbuch „Der kleine Hey“) einmal in der Einatmerhaltung und zieh den Ton zu dir. Sage den Satz dann in der Ausatmerhaltung und schiebe den Ton von dir weg. In welcher Haltung fühlst du dich wohler? Das gibt dir einen ersten Hinweis, zu welchem Atemtyp du gehörst.

Was dir ein Tetrapack verrät

Noch skeptisch? Dann lass doch mal seh’n, wie du einen Tetrapack öffnest. Geh zum Kühlschrank, öffne mit der rechten Hand die Kühlschranktür und stell den Tetrapack vor dich hin. Jetzt öffne ihn. Welche Hand hat gedreht und hast du bei der Bewegung ein- oder ausgeatmet? Wenn du rechts gedreht und eingeatmet hast, dann bist du höchstwahrscheinlich eine Einatmerin. Wenn du links gedreht und ausgeatmet hast, dann bist du eine Ausatmerin. Und wenn du eine Mischform gemacht hast, dann lässt du dich nicht eindeutig bestimmen und bist wahrscheinlich ein sogenanntes „Fragezeichen“. Egal zu welchem Atemtyp du gehörst, alle haben Vorteile, die du nutzen kannst, um zu strahlen. (Der Test wird übrigens nicht davon beeinflusst, ob du Rechts- oder Linkshänder bist.)

Was hat das alles mit souveränem Präsentieren zu tun? In Stresssituationen neigen Ausatmer dazu, die Luft anzuhalten, und Einatmer, das Einatmen zu vergessen. Für die Präsentation gilt: Einatmer atmen aktiv ein, am besten mit der Vorstellung, das Meer zu riechen oder einen angenehmen Duft. Der Vorgang des Ausatmens ist passiv. Ausatmer atmen hörbar aktiv aus und lassen die Luft wieder passiv einströmen. Um einen Überdruck zu vermeiden, hilft ihnen ein kleines, lautloses „h“ vor dem ersten Satz.

Übung 3: Die atemzwingende Übung

Diese Atemübung gilt für alle Atemtypen: Breite die Arme weit aus und führe sie über die Magenlinie zurück nach unten, halte einen Moment inne und breite die Arme erneut aus. Wie hast du geatmet? Wir alle atmen beim Ausbreiten der Arme ein und beim Zurückführen aus. Kehre es einmal um: Breite die Arme beim Ausatmen aus und atme beim Zurückführen ein. Spüre, wie disharmonisch sich das anfühlt. Mache es jetzt wieder in der ersten Form. Spüre die Harmonie.


Das ist eine atemzwingende Übung. Mit dieser Übung kommst du in eine natürliche, tiefe Atmung, die dich stressresilient macht. Mache diese Übung täglich, sie gibt dir Ruhe und ein Bewusstsein, wie sich dein natürlicher Atemfluss anfühlt. Dein Atem ist dein Freund im Rücken.

Übung 4: Bindegewebstest

Das ist eine Partnerinnenübung. Falte ein Kissen über die Rückenlehne eines Stuhls, setze dich rittlings auf den Stuhl und lege den Oberkörper auf dem Kissen ab. Deine Partnerin checkt jetzt die Dehnbarkeit des Bindegewebes am Rücken. Das macht sie, indem sie mit ihren Fingerkuppen leicht am Bindegewebe zupft. Wie weit lässt sich das Gewebe am oberen, mittleren und unteren Rücken ziehen? Bitte sie, für alle drei Regionen einen Wert in Zentimeter anzugeben.

Dann atmest du dreimal aktiv ein und lenkst den Atem dabei aktiv in die Flanken. Beim vierten Mal hältst du den Atem für 16 Sekunden an und lässt ihn dann ohne Druck ausströmen. Jetzt checkt deine Partnerin wieder die Dehnbarkeit des Gewebes und gibt wieder für alle drei Regionen einen Wert an. Hat sich etwas verändert? Es geht weiter: Du atmest dreimal aktiv aus und lässt beim Einatmen den Atem passiv unhörbar einströmen. Die Atembewegung ist beim Ausatmen am Bauch und unteren Rücken spürbar. Beim vierten Mal atmest du aus und versuchst dabei, so nah wie möglich an 16 Sekunden heranzukommen. Hast du schneller ausgeatmet, verharrst du die restlichen Sekunden im ausgeatmeten Zustand. Jetzt checkt deine Partnerin wieder die Dehnbarkeit des Gewebes und gibt wieder für alle drei Regionen einen Wert an. Hat sich etwas verändert?

Ist nach dem Einatmen das Bindegewebe fester, dann bist du wahrscheinlich keine Einatmerin. Ist nach dem Ausatmen das Bindegewebe fester, dann bist du wahrscheinlich keine Ausatmerin. Hat sich die Dehnbarkeit beim Einatmen erhöht, dann bist du eine Einatmerin, und hat sich Dehnbarkeit beim Ausatmen erhöht, dann bist du eine Ausatmerin.

Und was ist mit den Fragezeichen?

Kannst du bei den Übungen keinen Unterschied feststellen, dann bist du wahrscheinlich ein Fragezeichen. Fragezeichen fühlen sich in beiden Welten zu Hause. Sie sind das Bindeglied zwischen Ein- und Ausatmern. Als Fragezeichen geben dir die Atemübungen im nächsten Abschnitt einen Hinweis.


Bei Einatmern ist die Einatemphase-, bei Ausatmerinnen die Ausatemphase aktiv. Verschiedene Übungen, aber auch die Art, wie du einen Tetrapack öffnest, geben dir einen Anhaltspunkt, zu welchem Atemtyp du gehörst. Beim Präsentieren sollten sich Einatmerinnen auf das Einatmen konzentrieren. Ausatmer sollten aktiv und hörbar ausatmen.

2.2Ein- oder Ausatemübung

Die Atmung ist das Futter für die Stimme. Deshalb gibt es hier zwei Übungen, eine für die Einatmer, also eine Flankenatmungsübung, und eine für die Ausatmer, eine Bauchatmungsübung. Wenn du jetzt weißt, dass du ein Einatmer bist, dann probiere Übung 5 aus. Wenn du eine Ausatmerin bist, dann ist Übung 6 richtig für dich. Du kannst dich noch nicht zuordnen? Das kommt vor. Dein Vorteil ist, du verstehst beide Prinzipien und kannst dich darin einfühlen. Der Nachteil ist, du weißt (noch) nicht, wo deine Kraft ist. Du bist ein Mittler. Du hast annähernd gleiche Teile beider Prinzipien in dir. Dein Körper hat sich in den ersten zwei Lebenswochen für ein Prinzip entschieden, du verstehst aber beide. In deiner Familie/In Gruppen bist du das Bindeglied.

Tipp für Fragezeichen

Fragezeichen empfehle ich, die Flankenatemübung drei Tage hintereinander zu machen. Am vierten Tag machst du die Bauchatemübung. Spüre gut in deinen Körper hinein, wie sich die andere Übung anfühlt. Hast du mehr Luft? Fühlst du dich in deiner Mitte, in deiner Kraft? Wenn du noch immer unsicher bist, dann mach den Fragebogentest auf www.sprechbarberlin.de.

Übung 5: Die Flankenatemübung

Lege dich mit dem Rücken auf eine weiche Matte, die Beine lang ausgestreckt, die Fußspitzen zeigen nach oben zur Decke (nicht nach außen drehen), die Arme neben dem Körper, der Daumen in der Faust.

Atme aktiv ein und passiv aus.

Funktionsübung: Stelle den linken Fuß auf, schleudere den Unterschenkel nach oben, flexe den Fuß, halte kurz und lass dann das gestreckte Bein fallen. Dann die rechte Seite. Jede Seite abwechselnd achtmal.

Halteübung: Stelle beide Füße auf, atme dann gut ein, halte den Atem an und strecke die Beine in einem V geöffnet 45 Grad nach oben zur Decke, schiebe die Fersen raus, entspanne die Zehen und halte die Position und den Atem für 16 Sekunden. Lass die Beine fallen und atme passiv aus. Genieße den nächsten Atemzug – deine Ernte – ganz bewusst, indem du aktiv ein- und passiv ausatmest.

Übung 6: Die Bauchatemübung

Lege dich mit dem Bauch auf eine feste Unterlage. Unter die Fußrücken legst du ein Kissen, damit die Lendenwirbelsäule entspannt ist. Der Kopf ist nach rechts gedreht, beide Hände sind in Augenhöhe zu lockeren Fäusten geballt, der Daumen bleibt draußen. Atme aktiv aus und passiv ein.

Funktionsübung: Schlage den rechten Unterschenkel gegen den Oberschenkel, mache eine kurze Pause, führe dann den Unterschenkel langsam zur Unterlage zurück. Dann die linke Seite. Jede Seite abwechselnd achtmal.

Halteübung: Ziehe beide Unterschenkel mit der Ausatmung an die Oberschenkel und halte sie dort im ausgeatmeten Zustand für 16 Sekunden. Löse dann die Unterschenkel, der Atem strömt ein, und führe mit dem Ausatmen die Unterschenkel auf das Kissen zurück.

Mache deine Übung täglich. Durch sie erweitert sich dein Atemvolumen. Du merkst in kurzer Zeit, dass du mehr Luft für lange Sätze hast.


Die Bauchatemübung und die Flankenatemübung helfen dir, auch in Stresssituationen tief zu atmen. Einatmende atmen aktiv ein und passiv aus, Ausatmende atmen passiv ein und aktiv aus.

2.3Tonöffnung

Sportler wärmen sich auf, Sängerinnen singen sich ein und Sprecher? Sprechen einfach los? So einfach geht das nicht. Wer sprechen will, braucht für die Stimme ein Warm-up und ein Training für die Sprechwerkzeuge. Sonst passieren die gefürchteten Katastrophen wie Verhaspeln, die Stimme rutscht weg oder sie gehorcht einfach nicht. Ein tägliches Stimmtraining gehört zu jedem Sprecherberuf, denn so bleibt die Stimme gesund und belastbar. Im nächsten Abschnitt lernst du ein Training für deine Sprechwerkzeuge kennen.

Sieben auf einen Streich

Die Sprechwerkzeuge sind:

Das Zwerchfell: unser Hauptatemmuskel. Es bewegt sich bei der Einatmung nach unten und gibt so den Lungen Raum. Beim Ausatmen bewegt es sich zurück in die Ausgangslage und presst so die Luft aus den Lungen. Die kontinuierliche Bewegung des Zwerchfells massiert alle Organe.


Die Voice Box (Kehlkopf): In ihr liegen die beiden Stimmbänder oder Stimmlippen. Mit ihnen regulieren wir die Atemluft und erzeugen durch Schwingung Töne. Sie sind nicht größer als ein halber Daumennagel.

Das Golden Gate (Gaumensegel): Der Rand des weichen Gaumens liegt hinten im Rachen. Für den Sprechklang ist das Golden Gate ein wichtiges Stellwerk.

Der Kiefer (Ober- und Unterkiefer): Er dient nicht nur dem Kauen, sondern ist beim Sprechen eine wichtige Stellschraube für den Klang.

Die Zunge: ist größer, als man gemeinhin denkt. Sie kann bei der Klangbildung wortwörtlich im Weg sein, wenn sie sich nach hinten zurückzieht und aufwölbt. Sie ist für die Artikulation wichtig.

Die Zähne: sind wichtiger Bestandteil der Artikulation. Mit ihnen wird der Luftstrom reguliert. Sie sind an der Konsonantenbildung beteiligt.

Die Lippen: formen die Sprechlaute, wie zum Beispiel das M oder auch den Vokal O.

Das Übungsgähnen

Es gibt Übungen, die sind existenziell, jeder Sänger, jede Sprecherin macht sie als Warm-up. Eine davon ist das Gähnen. Beim Übungsgähnen schlägt man sieben auf einen Streich, man lockert mehrere Sprechwerkzeuge. Wichtig ist, dass die Zungenspitze Kontakt zum Zahnfleisch der unteren Schneidezähne hat, nur so ist die Zunge flach und nicht im Weg.

Gähne und finde heraus, ob du nach oben oder nach unten gähnst. Ob du also erst den Unterkiefer nach unten klappst und dann gähnst oder ob dein Gähnen innerlich beginnt und du dann erst nach oben öffnest. Wenn du nach oben gähnst, dann bist du wahrscheinlich ein Einatmer, wenn du nach unten gähnst, dann bist du wahrscheinlich eine Ausatmerin. Du kannst die Übung unterstützen, indem du mit Daumen und Mittelfinger an die Ohrläppchen fasst und an beiden Seiten gleichzeitig einmal ziehst, während du gähnst.

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80 стр. 17 иллюстраций
ISBN:
9783967400793
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