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»Das ist Greedy, unsere Pilotin«, stellt July sie vor. Als uns die braunhäutige, mit Idealmaßen ausgestattete und natürlich ebenfalls völlig nackte Frau entgegenkommt, hebt July warnend eine Hand. »Vorsicht! Ich glaube, er mag es nicht, wenn man ihm sofort um den Hals fällt. Wir sollten ihm etwas Zeit lassen, sich bei uns einzugewöhnen.«

»Hallo, Adrian«, werde ich von Greedy begrüßt, die in halbwegs angemessener Entfernung vor mir stehen bleibt, um mich von oben bis unten zu mustern. Ich weiß, es klingt verrückt, aber in diesem Augenblick kommt es mir vor, als würde ich splitternackt im Scheinwerferlicht auf einer Bühne stehen, während diese Frau mich von ihrem sicheren Platz im Zuschauerraum beobachtet.

Und obwohl wir uns überhaupt nicht berühren, scheinen unsere Körper sofort in eine intensive Wechselwirkung zu treten. Ein wohliger Schauer durchfährt mich, als hätte ich gerade einen geliebten Menschen in die Arme geschlossen. Es ist fast wie Sex, aber es kommt so überraschend, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückweiche.

Wie ein kleines Kind bestaune ich diese Frau, ihr freundliches Gesicht, die einladenden Brüste und die frappierende Nacktheit ihres unbehaarten Geschlechts. Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass ich den unbekleideten Körper einer attraktiven Frau zu Gesicht bekomme, doch bei Greedy ist es völlig anders. Wie soll ich es beschreiben? Greedy sieht einfach gut aus. Diese schlichten Worte geben meinen ersten Eindruck recht akkurat wieder.

Wenn Sie jetzt glauben, der Anblick ihrer prallen Titten hätte mich geil gemacht oder ich würde lechzend auf ihre Möse starren, muss ich Ihre galoppierende Fantasie zurückpfeifen. Damit will ich keineswegs behaupten, dass Greedy unerotisch wirkt. Ganz im Gegenteil. Sie weiß genau, dass sie eine Frau ist – und was für eine! Aber sie prahlt nicht mit ihren Reizen. Und sie versucht auch nicht, in gezierter Verschämtheit mit ihrem süßen Geheimnis zu kokettieren. Mir wird in diesem kurzen Augenblick klar, dass Nacktheit für sie ein völlig selbstverständlicher Zustand ist.

Wie soll ich es erklären, ohne Missverständnisse zu provozieren? Greedy versteckt sich nicht in ihrem Körper, wie es viele erdgeborene Menschen tun, sondern sie setzt ihn dazu ein, die Welt zu erleben. Ihre klaren Augen blicken mit wachem Interesse, ihre Nase scheint neugierig meine Witterung aufgenommen zu haben, und ihr Mund ist leicht geöffnet. Dieselbe Offenheit und Neugier drückt sich in ihren runden, straffen Brüsten aus, deren kleine Brustwarzen sich mir wie sensible Sinnesorgane entgegenrecken. Und der haarlose Spalt zwischen ihren leicht gespreizten Beinen ist wie ein zweiter Mund, der dazu da ist, den Kontakt zu anderen Menschen buchstäblich zu vertiefen.

Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich ein wenig ins Schwärmen geraten bin. Selbst für jemanden wie mich ist es eine ziemlich überwältigende Erfahrung, plötzlich einer solchen Frau gegenüberzustehen. Aber irgendwann schaffe ich es, mich wieder zusammenzureißen.

»Hallo, Greedy«, erwidere ich endlich ihre Begrüßung. »Ich dachte, Piloten müssten wenigstens eine Mütze tragen.«

»Die wäre mir längst vom Fahrtwind weggepustet worden«, entgegnet sie und streicht sich grinsend über die glatte Schädeldecke. »Willst du wirklich diese albernen Klamotten mit dir herumschleppen?«

»Gib dir keine Mühe«, wirft July ein, »er scheint ein ziemlich verklemmter Bursche zu sein.«

»Ich frage mich nur, was er zu verbergen hat«, sagt diese Greedy mit einem unzweideutigen Blick auf meinen Unterleib.

»Nichts Besonderes«, erwidert July mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Du hast überhaupt nichts verpasst.«

»Bitte etwas mehr Respekt, meine Damen!«, entrüste ich mich.

Sie lachen nur. Verdammte Weiber!

July besteigt den offenen Gleiter und okkupiert beide hinteren Sitzplätze, sodass ich mich notgedrungen neben die Pilotin setzen muss. Zögernd verwickle ich Greedy in ein Gespräch über die technischen Spezifikationen des Gleiters, um mich von den biologischen Details dieser Frau abzulenken. Doch im Grunde gibt es kaum etwas Bemerkenswertes zu ihrem Gefährt zu sagen, da es sich um ein bekanntes Standardmodell handelt, das in millionenfacher Ausfertigung auf der Erde und anderen Planeten im Gebrauch ist.

Greedy lässt das Fahrzeug behutsam emporsteigen, legt sich in eine elegante Kurve und beschleunigt. Im Fahrtwind kühlt sich mein erhitztes Gemüt allmählich ab, während unter uns der Raumhafenkomplex zurückfällt. Dann gleiten wir über hellgrüne Farngraswiesen und dunklere Wälder aus Moos- und Farnbäumen dahin. Nur vereinzelt tauchen weiße Gebäude aus Betonit auf, doch dazwischen keine einzige Straße, die die nette Landschaft verschandelt hätte. Nur ein Fluss, der sich in weiten Mäandern durch das Grün schlängelt und in dem sich der dunkelblaue Himmel von Arkadia spiegelt.

Dann landen wir vor einer größeren Gebäudegruppe an einem idyllischen See. Die Frauen erklären mir, dass es sich gewissermaßen um das Zentrum von Arkadia handelt, wo sich der größte Teil der Bevölkerung des Planeten konzentriert.

»Arkadiapolis!«, prahle ich mit meinem angelesenen Wissen.

Die beiden stutzen für einen kurzen Moment, bis sie leise lachen.

»Ja, das ist die offizielle Bezeichnung«, bestätigt July, »aber im Alltag benutzen wir sie kaum noch.«

»Verstehe«, sage ich. »Da es die einzige nennenswerte Ansiedlung auf diesem Planeten ist, besteht kaum eine Verwechslungsgefahr mit anderen Städten.«

Zumal das Ganze gar nicht wie eine richtige Stadt wirkt, sondern eher wie eine zufällige Ansammlung von Gebäuden, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Also kein Vergleich mit den über Jahrhunderte gewachsenen, dicht gedrängten Megastädten der Erde.

Schließlich bringen wir mein Gepäck in ein freies Apartment, das man mir für die Dauer meines Aufenthalts zur Verfügung gestellt hat.

Greedy verabschiedet sich von uns, da sie noch einige Aufträge zu erledigen hat, und lässt mich mit July allein. Ich muss zugeben, dass ich darüber gar nicht so sehr enttäuscht bin, obwohl die kesse Pilotin viel eher meinen Vorstellungen von einer atemberaubenden Traumfrau entspricht. Aber schließlich kann man nicht pausenlos den Atem anhalten und träumen.

Dann unternehmen July und ich einen kleinen Bummel durch Arkadiapolis – oder kürzer gesagt, die »Stadt«. Die Architektur bietet eine nette, weitläufige Anlage mit Apartments auf verschiedenen Ebenen, die an schattigen Säulengängen liegen, sozusagen die Arkaden von Arkadia, dazwischen freie Plätze mit Gärten, Springbrunnen und gemütlichen Bänken. Und natürlich tummeln sich überall splitterfasernackte Arkadier und Arkadierinnen, die bestenfalls einen unauffälligen Armbandcom oder einen schmalen Gürtel um die Taille tragen, wenn sie kleinere Dinge zu transportieren haben. Und von beinahe allen werde ich auf geradezu unverschämte Weise angegafft. Am schlimmsten sind die Kinder, die mit dem ausgestreckten Finger auf mich zeigen und die Erwachsenen in ihrer Nähe offenbar in Erklärungsnotstand bringen.

Während des Spaziergangs stellt sich ein merkwürdiger Effekt bei mir ein, denn schon nach kurzer Zeit hat es für mich kaum noch etwas Besonderes oder Aufregendes, überall nackte Brüste, Schwänze und Hintern zu sehen. Und noch etwas anderes Seltsames geschieht, das ich niemals für möglich gehalten hätte: Nach einer Weile fühle ich mich in meinen Klamotten unwohl. Ich habe das dumme Gefühl, mich zum Clown zu machen, wenn ich mich weiterhin bekleidet über die Oberfläche dieses Planeten bewege. Aber ich reiße mich zusammen und warte jedes Mal tapfer ab, bis sich diese Anwandlungen wieder gelegt haben.

Am meisten verblüfft es mich, wie selbstverständlich die Arkadier miteinander umgehen. Sie arbeiten, plaudern, lachen und scheinen nicht die geringste Scheu vor Berührungen zu haben. Im Gegenteil, überall sehe ich, wie sie Händchen halten, sich umarmen und ständig die körperliche Nähe ihrer Mitmenschen suchen. Obwohl ich zugegebenermaßen Schlimmeres befürchtet habe, muss ich feststellen, dass es insgesamt verhältnismäßig gesittet zugeht. Das höchste der Gefühle sind ein junger Mann, der auf einer Wiese liegt und gedankenverloren den Hintern seines offensichtlichen Liebhabers streichelt, und eine Frau mittleren Alters, deren Hand auf den Weichteilen ihres Gesprächspartners liegt. Doch diese Berührungen wirken genauso unverfänglich wie ein alltägliches Schulterklopfen oder Händeschütteln. Obwohl ich jede potenziell verdächtige Bewegung registriere, erkenne ich keinerlei Anzeichen, dass irgendwo tatsächliche Schweinereien stattfinden. Dass die Arkadier bei jeder sich bietenden Gelegenheit in der Öffentlichkeit herumvögeln, scheint zumindest meinem ersten Eindruck zufolge ein Gerücht zu sein, das der ausufernden Fantasie eines Erdenmenschen mit sexuellen Defiziten entsprungen sein muss.

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Dann lässt July mich gnädigerweise eine Weile in meinem Apartment allein, damit ich mich etwas erfrischen und meine ersten Eindrücke verarbeiten kann. Anschließend mache ich mich auf den Weg zum Besucherzentrum. July hat mir nahegelegt, diese Einrichtung unbedingt aufzusuchen, in der die Funktionen eines Fremdenverkehrsamts und einer Einwanderungsbehörde vereint sind.

Hier treffe ich Thela wieder, die noch verschiedene Formalitäten erledigen muss, bevor sie sich offiziell als Arkadierin fühlen darf. Ich habe zwar nicht vor, einen Einreiseantrag zu stellen, aber es gehört zum Pflichtprogramm jedes Neuankömmlings, sich über die Gepflogenheiten der arkadischen Gesellschaft informieren zu lassen. Außerdem kann es nicht schaden, wenn meine geneigten Leser erfahren, welchen Prozeduren sich ein werdender Arkadier zu unterziehen hat.

Man lässt uns eine Weile in der Empfangshalle warten, die mit einem künstlichen kleinen Wasserfall inmitten eines Dschungels aus irdischen und arkadischen Pflanzen dekoriert ist. Dann werden wir von Carl begrüßt, einem freundlichen, kräftig gebauten Schwarzen, der ungeniert seinen imposanten Hammer zwischen den Beinen baumeln lässt. Thela starrt mit kaum verhohlenem Interesse auf sein Prachtstück, bis Carl mir augenzwinkernd auf die Schulter klopft und uns offenbart, dass er weiblichen Reizen nur wenig abgewinnen kann. Thelas Interesse verflüchtigt sich merklich, während ich eine leichte Verkrampfung meines Schließmuskels verspüre. Natürlich habe ich als aufgeklärter Mensch des ausgehenden zweiundzwanzigsten Jahrhunderts meine Erfahrungen an beiden Fronten gemacht, aber in dieser speziellen Hinsicht bin ich äußerst wählerisch.

Wir ziehen uns in eine gemütliche Sitzecke zurück, wo Carl uns einige allgemeine Hinweise gibt, wie man auf Arkadia miteinander umgeht. Er bestätigt meinen ersten Eindruck, dass man sich in der Öffentlichkeit mit zielgerichteten sexuellen Aktivitäten ein wenig zurückhalten sollte. Es würde sich zwar niemand darüber aufregen, wenn man seinen Bedürfnissen gemeinsam oder auch allein freien Lauf lässt, aber im Allgemeinen ziehen es auch die Arkadier vor, ihren Vergnügungen ungestört und in aller Ruhe nachzugehen.

Obwohl die Arkadier auf den ersten Blick kaum etwas voreinander zu verbergen scheinen, wird die Wohnung eines anderen als Privatsphäre heiliggehalten. Wenn man jemandem einen Besuch abstatten möchte und er oder sie nicht auf das Signal des Türmelders reagiert, obwohl man fest davon überzeugt ist, dass sich dieser Jemand in seinen eigenen vier Wänden aufhält, respektiert man einfach diesen Ausdruck des Wunsches nach Ungestörtheit und geht seiner Wege. Man sollte in einer solchen Situation auf keinen Fall ein zweites Mal klingeln, außer wenn ein wirklich ernster Notfall vorliegt.

Als Carl mich davon zu überzeugen versucht, dass ich weniger Probleme hätte, wenn ich auf meine absolut überflüssige Kleidung verzichten würde, stößt er bei mir auf taube Ohren. Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er für meinen exzentrischen Standpunkt nicht das geringste Verständnis aufbringt und mich vermutlich für vollkommen bescheuert hält, aber schließlich gibt er seinen sinnlosen Bekehrungsversuch auf. Denn zu meinem Glück gilt es auf Arkadia als äußerst unfein, irgendjemanden zu irgendetwas zwingen zu wollen.

Das einzige ausdrückliche Verbot besagt, dass man unter keinen Umständen feste oder flüssige Exkremente in der freien Natur hinterlassen sollte, was mich zunächst einigermaßen verblüfft, bis Carl uns die Zusammenhänge erklärt. Das Leben auf Arkadia ist zwar ein weiteres Beispiel für das »Xenosys-Phänomen« – die Tatsache, dass die Genetik aller bisher entdeckten außerirdischen Lebensformen erstaunlicherweise genauso wie auf der Erde in DNS- oder RNS-Kettenmolekülen kodiert ist, bestenfalls mit leichten Variationen der Grundstruktur –, aber damit hat sich die Ähnlichkeit auch schon erschöpft. Das bedeutet unter anderem, dass die rein pflanzliche Ökologie des Planeten einfach nicht auf die Verarbeitung von tierischen und somit auch menschlichen Ausscheidungsprodukten vorbereitet ist. Deshalb geben sich die Arkadier große Mühe, ihren biologischen Kreislauf vom Rest des Planeten zu isolieren. Die Einfuhr von tierischen Organismen ist strikt untersagt, und sogar die irdischen Pflanzen, die zur Nahrungsmittelproduktion importiert wurden, sind genetisch so verändert, dass sie ständig mit einem bestimmten Enzym gedüngt werden müssen, das in der arkadischen Natur nicht vorkommt. Falls sich tatsächlich einmal ein Weizenkorn oder ein Apfelkern in die Wildnis von Arkadia verirren sollten, könnten sie dort überhaupt nicht keimen, geschweige denn sich vermehren und die empfindliche Ökologie durcheinanderbringen.

Selbst im Paradies müssen gewisse Vorschriften eingehalten werden. Und es geht auch nicht ohne Bürokratie zu, wie mir anschließend klar wird. Eigentlich ist mein Pflichtprogramm nun beendet, aber Thela hat nichts dagegen, wenn ich bei der Erledigung ihrer Einreiseformalitäten zugegen bin.

Thelas persönliche Daten und ihr Lebenslauf sind zwar schon vor ihrem Abflug per Stringfunk nach Arkadia übermittelt worden, aber Carl fragt ihr trotzdem noch einige Löcher in den Bauch. Das Ganze erinnert mich verblüffend an ein Bewerbungsgespräch, und mir wird bewusst, dass die Arkadier nicht jeden in ihre Gemeinschaft aufnehmen würden. Besonders wichtig scheint ihnen zu sein, dass die Neuankömmlinge ihnen nicht auf der Tasche liegen.

Carl erklärt mir anschließend, dass die Arkadier sehr geschickt mit ihren finanziellen Mitteln haushalten müssen. Schließlich gibt der Planet selbst kaum etwas her, das sich irgendwie vermarkten ließe. Da die ersten Einwanderer zumeist recht gut situiert waren, konnte in den Anfangsjahren eine solide Rückendeckung aufgebaut werden. Das nötige Kleingeld für die unvermeidlichen Importe kommt heutzutage hauptsächlich über die Universität herein, die sich einen bemerkenswerten interstellaren Ruf erworben hat. Die theoretische Forschung konnte im Laufe der Jahre eine Menge von Patenten anhäufen, die einen satten Gewinn abwerfen. Und jeder Arkadier ist verpflichtet, mindestens fünfzig Prozent seines Einkommens an den Gemeinschaftshaushalt abzuführen, was den meisten keine Probleme zu bereiten scheint, da es hier ohnehin kaum möglich ist, sein Geld für irgendwelchen überflüssigen Schnickschnack zu verprassen.

Was Thela betrifft, so ist sie zwar nicht mit Reichtümern gesegnet, aber sie besitzt eine herausragende mathematische Begabung. Habe ich schon erwähnt, dass sie mir während des Herfluges irgendwann zu erklären versuchte, an welchen Stellen sich der gute alte Einstein damals mit seiner Relativitätstheorie verrechnet hat? Ich kann Ihnen diese Erkenntnisse leider nicht weitervermitteln, da ich überhaupt nichts verstanden habe. Aber Thela hat während ihres Studiums in Singapur im zweiten Semester eine Hausarbeit zu diesem Thema aus dem Ärmel geschüttelt! Ich war jedenfalls ziemlich beeindruckt, wozu ihr hübsches kleines Köpfchen imstande ist – vor allem, nachdem wir zuvor eine interessante neue Stellung ausprobiert hatten, von der ich Ihnen bei Gelegenheit unbedingt erzählen muss …

Aber ich möchte nicht abschweifen. Jedenfalls hat Thela die besten Aussichten, zum guten Ruf der arkadischen Wissenschaft beizutragen, wenn sie in ein paar Jahren ihren Doktor gemacht hat. Sie ist sichtlich zufrieden, als Carl uns in die nahe gelegene Klinik begleitet, wo sie sich einem medizinischen Test unterziehen soll.

Auf meine entsprechende Frage erklärt er unterwegs, dass es gar nicht so häufig vorkommt, wie man meinen könnte, dass Einwanderungswillige abgelehnt werden müssen. Die meisten Bewerber sind angeblich sehr intelligent, arbeitswillig, aufgeschlossen und hoch motiviert. Zumindest die letzten beiden Punkte will ich ihm gern glauben. Bislang mussten noch keine Quoten eingeführt werden, da weniger Menschen zu Arkadiern werden möchten, als der Planet verkraften könnte. Den größten Zuwachs erzeugen die Arkadier aus eigenem Antrieb, da sie aufgrund des Lebens in der freien Natur und des Mangels an zivilisatorischen Ablenkungen über eine gesunde Vermehrungsrate verfügen. In den letzten zehn Jahren wurde die etwa einhunderttausendköpfige Bevölkerung durch knapp fünftausend Neu-Arkadier verstärkt. Davon sind etwa eintausendfünfhundert eingewandert, während es in diesem Zeitraum nur siebenundfünfzig Auswanderer gab, von denen die wenigsten auf Arkadia geboren wurden. Carl ist sichtlich stolz darauf, dass vor allem die Kinder kaum daran interessiert sind, Arkadia zu verlassen und sich in das enge Korsett anderer menschlicher Gesellschaften auf der Erde oder einem Kolonialplaneten wie New Terra zu zwängen.

Carl führt Thela in ein Untersuchungszimmer und bittet mich, draußen im Säulengang zu warten. Ich nutze diese Gelegenheit, mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen. Ich muss zugeben, dass mich all diese Informationen eher misstrauisch gestimmt haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es den Arkadiern wirklich gelungen ist, eine perfekte Gesellschaft aufzubauen. Nicht dass ich es ihnen nicht gönnen würde, wenn sie sich hier rundum zufrieden fühlen. Aber meine schon berufsmäßig bedingte Skepsis lässt mir einfach keine andere Wahl, als jetzt erst recht die Augen offenzuhalten. Irgendwo muss sich doch ein Wurm im Eierkuchen verbergen …


Als Thelas Untersuchung abgeschlossen ist, steckt Carl den Kopf durch die Tür und bittet mich herein.

»Muss ich mich jetzt ebenfalls sezieren lassen?«, frage ich.

»Natürlich nicht«, erwidert Carl freundlich, »aber ich dachte, du würdest vielleicht gern eine Koryphäe der arkadischen Medizin kennenlernen.«

Ich betrete ein ordentlich eingerichtetes Büro, in dem Thela mit einer jungen Frau plaudert, die hinter einem nierenförmigen Schreibtisch sitzt.

»Wenn ich vorstellen darf«, sagt Carl, »Adrian Ginjeet, unser Besucher von der Erde. Und das ist Doktor Shelley Marock, genannt Rocky.«

»Angenehm«, sage ich.

»Nehmt doch Platz!«, fordert Rocky uns auf. »Die Untersuchung verlief rundum zufriedenstellend. Thela ist kerngesund und wird die Umwandlung zur Arkadierin problemlos verkraften.«

»Kann es dabei zu Problemen kommen?«, hake ich nach, während ich mich auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch niederlasse.

»Höchstens zu geringfügigen«, wehrt Rocky mit einer lässigen Handbewegung ab. Sie ist eine ausgesprochen hübsche Frau mit einem geradezu klassisch proportionierten Busen, wie ich anerkennend feststellen muss. »Manchmal müssen wir ein paar Gene entkoppeln, bevor wir mit der eigentlichen Behandlung beginnen können. Sonst kann es zu einer anhidrotischen Pseudodysplasie kommen. Schließlich wollen wir vermeiden, dass unserer hübschen Patientin nicht nur die Haare, sondern auch die Zähne ausfallen.«

»Oh Gott!«, ruft Thela entsetzt und schlägt sich die Hand vor den Mund.

»Keine Angst«, beschwichtigt Rocky sie lächelnd. »Wie ich schon sagte, bei dir sind nicht die geringsten Nebenwirkungen zu befürchten.«

»Stimmt es«, fragt Carl, während er sich nachdenklich über die Glatze streicht, »dass es auf der Erde immer noch Männer gibt, die keine Kosten und Mühen scheuen, um etwas gegen ihren natürlichen Haarausfall zu unternehmen?«

»Ja, so etwas soll vorkommen«, antworte ich.

Carl und Rocky lachen sich schlapp.

»Wie ist dein erster Eindruck von Arkadia?«, möchte Rocky von mir wissen, nachdem sie sich wieder gefangen hat.

»Nach allem, was ich bisher gesehen habe, scheint es ein ganz nettes Plätzchen zu sein«, sage ich. »Wenn auch sehr gewöhnungsbedürftig.«

»Aus medizinischer Sicht würde ich dir anraten, dich zumindest oberflächlich anzupassen. Es wird dir guttun, deine irdische Hülle abzustreifen, und sei es nur für die Dauer deines Aufenthalts.«

»Es ist schon so schwer genug für mich, den Kulturschock zu verkraften.«

»Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, falls du es dir anders überlegst«, sagt sie und fügt mit einem anzüglichen Grinsen hinzu: »In nur sieben Tagen könnte ich dich zum Arkadier machen.«

Ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich einen ähnlichen Spruch schon einmal gehört habe …

»Danke für das Angebot«, entgegne ich freundlich, »aber meinem Chef wird es überhaupt nicht gefallen, wenn ich mich auf seine Kosten aus dem Staub mache.«

»Wenn du wirklich hierbleiben möchtest«, wirft Carl ein, »würden wir dir über alle finanziellen Probleme hinweghelfen, bis du auf Arkadia Fuß gefasst hast.«

»Ich könnte nie wieder als Reporter arbeiten, wenn ich eurem Verein beitreten würde!«, protestiere ich.

»Unsere Agentur Arkadia News würde einen erfahrenen Journalisten wie dich bestimmt mit Kusshand für die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen«, sagt Carl.

Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr jemanden gebrauchen könntet, der euer Image für den Rest des Universums aufpoliert. Ihr wärt bestimmt nicht so großzügig, wenn ich beispielsweise Modedesigner wäre.«

»Dann könntest du immer noch für unsere Theatergruppe arbeiten«, erwidert Rocky.

Diese Arkadier lassen sich offenbar durch nichts aus der Fassung bringen.

»Ich glaube kaum, dass du dich anschließend auf die faule Haut legen würdest, aber selbst dann hättest du keine Repressalien zu befürchten«, erklärt Carl. »Niemand wird gezwungen, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, aber knapp neunzig Prozent der erwachsenen Arkadier erzielen eine Produktivitätsrate, die zumindest für die Deckung der Grundbedürfnisse ausreicht.«

»Habt ihr Karl Marx posthum zum Ehrenbürger von Arkadia ernannt?«

»Karl Marx hatte einen Bart!«, erwidert Rocky mit gespielter Abscheu. »Außerdem konnte seine Theorie nicht funktionieren, weil er die Natur der menschlichen Sexualität völlig verkannt hat.«

»Aber es muss doch zumindest ein paar Verbrecher, Perverse und Schmarotzer auf Arkadia geben! Habt ihr sie irgendwo eingesperrt oder zur Erde zurückgeschickt?«

»Selbst dort werden solche Methoden nicht mehr angewandt«, sagt Carl. »Und auf Arkadia schöpfen wir alle psychiatrischen und gentechnischen Möglichkeiten aus, um Verhaltensstörungen zu behandeln. Frag Rocky! Es war keine Übertreibung, als ich sie vorhin als Koryphäe auf diesem Gebiet bezeichnet habe.«

»Ach, du sollst mir doch nicht schmeicheln, Carl!«, erwidert Rocky mit geradezu tuntenhafter Geziertheit.

»Sogar ich muss zugeben, dass du rundum gelungen bist«, sagt Carl. »Du bist und bleibst das beste Beispiel für dein Können.«

»Die Geschmäcker sind verschieden, wie es scheint«, sagt Thela mit säuerlicher Miene. »Ich würde trotzdem einen richtigen Mann vorziehen.«

Rocky neigt den Kopf und wirft hinter ihrem Schreibtisch einen Blick nach unten. »Vorhin hast du gesagt, du könntest möglicherweise Gefallen an ihm finden«, sagt sie mit enttäuschtem Unterton in der Stimme.

»Damit habe ich nur ihn gemeint«, erwidert Thela.

»Ich glaube, ich kann euch beiden nicht mehr folgen«, sage ich.

»Meint ihr, ich sollte jetzt mein kleines Geheimnis lüften?«, fragt Rocky und sieht abwechselnd Thela und Carl an.

»Nur zu«, wird sie von Carl ermuntert.

»So etwas hast du bestimmt noch nicht gesehen, Adrian«, bemerkt Thela mit einem zwiespältigen Lächeln.

»Also gut«, sagt Rocky, stemmt mit theatralischer Übertreibung die Hände auf die Tischplatte und erhebt sich. Gemessenen Schrittes kommt sie um den Schreibtisch herum und baut sich mit unübersehbarem Stolz vor mir auf.

Jetzt sehe ich, worauf sie und Thela vorhin angespielt haben – was hinter dem Schreibtisch meinen Blicken bislang verborgen geblieben ist. Zwischen den Beinen verfügt … sie? … über eine unzweideutig männliche Ausstattung.

Sie – der Einfachheit halber bleibe ich mal bei diesem Pronomen – genießt meine Verblüffung und wippt gleichzeitig mit den Brüsten und dem Schwanz.

»Faszinierend«, sage ich.

»Das ist noch längst nicht alles!«, verkündet Rocky dann und spreizt ein wenig die Beine. »Schau ganz genau hin!«, fordert sie mich auf.

Rocky greift sich zwischen die glatten Schenkel und zieht den Sack nach oben. Sie muss diesen Auftritt genau geplant haben, denn sie hat keineswegs zu viel versprochen. Unter den Eiern kommen unzweifelhaft weibliche Organe zum Vorschein.

»Alles ist uneingeschränkt funktionstüchtig«, versichert sie mir und spreizt die Scheidenlippen weit auseinander, um mir ihre Vagina zu zeigen. »Der Penis ist im Prinzip nur eine Hypertrophie, eine monströse Vergrößerung der Klitoris, während ich für das Skrotum einen Teil der großen Labien umgewandelt habe.«

»Eine vielseitig verwendbare Ausrüstung«, bemerke ich und blicke auf. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du als Mädchen auf die Welt gekommen.«

»Ja«, sagt Rocky und hockt sich auf die Schreibtischkante. »Eine solche Umwandlung – oder eine derartige Vervollkommnung, wie ich sie nennen möchte – ist bei Frauen wesentlich einfacher, da sie biologisch viel weiter als Männer entwickelt sind. Man muss nur einige genetische Anlagen aktivieren, die ohnehin vorhanden sind. Die männlichen Sexualgene dagegen haben sich so stark zurückgebildet, dass sie erst einmal rekonstruiert werden müssen, bevor der eigentliche Wachstumsprozess beginnen kann.«

»Und?«, frage ich nach. »Sind das theoretische Überlegungen, oder ist es dir bereits gelungen, einem Mann auf diese Weise zur Vollkommenheit zu verhelfen?«

»Daran arbeite ich noch«, sagt Rocky grinsend. »Falls du interessiert bist – ich suche verzweifelt nach Versuchskaninchen!«

»Danke für das freundliche Angebot«, erwidere ich mit säuerlicher Miene. »Aber ich glaube nicht, dass ich mich damit anfreunden könnte.«

»Ich wollte dir auch nur einen kleinen Eindruck verschaffen, was wir alles bewerkstelligen können«, sagt Rocky. »Falls du dich wegen irgendwelcher körperlichen Makel schämen solltest – ich weiß ja nicht, was du unter deiner Kleidung versteckst –, könntest du dich auch damit vertrauensvoll an mich wenden.«

Ich werde den Teufel tun und dieser Schwuchtel mein kostbarstes Stück in die Hände legen! Nicht dass ich etwas zu verbergen hätte, wie Sie jetzt vielleicht glauben. Nein, in dieser Hinsicht bin ich wirklich rundum zufrieden.

»Keine Sorge«, sage ich. »Mit mir ist alles in Ordnung. Thela wird es dir sicherlich gern bestätigen.«

»Dein Arsch könnte etwas knackiger sein, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen«, sagt sie grinsend.

»Heißt das, ihr beiden habt … miteinander gevögelt?«, schlussfolgert Rocky messerscharf.

»Frank weiß Bescheid«, wirft Thela ein. »Er hat nichts dagegen.«

»Du bist viel zu schade, um dich nur an einen einzigen Partner zu verschwenden«, sagt Rocky lächelnd. »Außerdem sollen diese Weltraumflüge ja ziemlich langweilig sein.«

»Dafür sind die Betten im Raumschiff leider nicht sehr bequem«, erwidert Thela. »Ich habe mir einmal den Fuß verstaucht, und Adrian hatte nach einer besonders heftigen Nummer drei Tage lang Rückenschmerzen.«

»Thela!«, versuche ich, ihren Mitteilungsdrang zu zügeln.

»Und wie schneiden die Arkadierinnen im Vergleich mit den überall behaarten Erdenfrauen ab?«, möchte Rocky von mir wissen. Es klingt, als würde ihr diese Vorstellung einen gruseligen Schauer über den Rücken jagen.

»Abgesehen von Thela, die ja noch keine ›richtige‹ Arkadierin ist, hatte ich noch nicht das Vergnügen, mir diesbezüglich ein Urteil zu bilden«, erwidere ich gelassen.

»Wenn du möchtest, werde ich heute Abend bei dir vorbeischneien«, schlägt sie vor. »Ich verspreche dir, dass es eine unvergessliche Nacht wird.«

»Das glaube ich dir gern«, sage ich. »Aber die Experimente meiner wilden Jugendzeit haben mich zu der Erkenntnis geführt, dass es mit Frauen doch irgendwie netter ist.«

»Ich bin eine Frau!«, ruft Rocky entrüstet. »Und noch viel mehr!«

»Genau das ist der Punkt, der mich stören würde«, entgegne ich.

»Apropos stören …«, sagt Thela mit nachdenklicher Miene. »Entschuldige meine Neugier, aber müssten dir nicht deine Eier im Weg sein, wenn du dich … wie soll ich sagen? … in der Missionarsstellung bumsen lässt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Spaß macht, wenn man dabei diese Dinger zwischen den Beinen hat. Zumal die Hoden ja äußerst schmerzempfindlich sind.«

»Auch dieses Problem konnte ich auf geradezu elegante Weise lösen«, sagt Rocky und steigt vom Schreibtisch, um es ihr anschaulich zu demonstrieren. »Schau mal, wenn ich meinen Finger in die Möse schiebe, sorgt die sexuelle Erregung dafür, dass sich der Hodensack zusammenzieht, wodurch die empfindlichen Stücke aus der Gefahrenzone gebracht werden. Aber im Prinzip hast du recht, in dieser Stellung sollte mich ein männlicher Liebhaber nicht allzu stürmisch nehmen.«

Können Sie vielleicht ein wenig nachfühlen, dass mir diese … dieses Geschöpf immer unsympathischer wird? Auch Thelas Begeisterung für Rockys Lieblingsspielzeug scheint sich in Grenzen zu halten.

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9783957658821
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