Читать книгу: «Immer über die Kimm», страница 11

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Handtuch hinzu, liess sie an einem Tampen zu Wasser und zog sie schwimmend hinter sich her. Hinter einem Holzstoß kleidete er sich, vor Kälte schlotternd, an und zog um die Häuser Chathams, armseliges Städtchen mit ein paar Pubs. Der Abend brachte nichts und um Mitternacht schwamm Bernd erneut durch das kalte schwarze Wasser und enterte das tief liegende Schiff über das Hauptdeck.

„Unerlaubtes Vonbordgehen,“ brüllte der Alte aus der kurzen Brückennock, wo er kauerte und den Vorgang beobachtete „das wird Folgen haben.“

„Leck mich am Arsch,“ murmelte Bernd mürrisch und suchte seine warme Kammer.

Nach drei Tagen auf dem Fluß verholte der Kümo endlich an die Pier und als erstes fuhr ein LKW vor, der neun Persennige abwarf.

„Holt mir die Dinger an Bord,“ rief der Alte aus der Brückennock.

Aber die Dinger wogen und die Planke, die sie als Gangway benutzen, bog sich gefährlich durch. Bernd schlug vor, einen Baum zu takeln, worauf ein Streit eskalierte und der Matrose, kaum waren sie zur Beratung auf dem Achterdeck angekommen, Bernd überraschend mit der Faust mitten zwischen die Augen schlug. Daraufhin machte Bernd einen Satz, sich zu revanchieren, stolperte über die gespannte Spring und schlug mit der Stirn auf die gleichfalls gespannte Achterleine aus Draht. Gleich neben dem Poller.

„Was ist los,“ schreckte Bernd auf und hielt mit Kauen inne, die Stulle in der rechten Hand anstarrend, von der er gerade abgebissen hatte. Er saß in der kleinen Messe beim Abendbrot und wusste nicht, wie er dazu gekommen war. „Was ist los.“

„Was soll los sein,“ sagte kauend Opa und sah sich irritiert um. „Was soll los sein.“

„Wie komm ich hierher. Was ist passiert.“

„Was soll passiert sein. Du bist mit dem Kopf auf die Achterleine gefallen, aufgestanden und in die Messe gegangen.“

„Was ?“

„Du bist in die Messe gegangen. Hierher. Und hast auf das Essen gewartet.“ „Ich?“ „Wer sonst.“ „Was denn, ich weiß von gar nichts. Ich weiß nur, dass ich dem Matrosen eine reinhauen wollte.“

„Na ja, hat uns alle gewundert. Du bist gestolpert, über die Spring und auf der Achterleine aufgekommen. Hat Bing gemacht. Mit der Stirn. Dann bist du in die Messe getorkelt. Hat uns alle gewundert, dass du den Kampf so mir nichts, dir nichts abgebrochen hast.“

„Na so eine Scheiße auch,“ sagte Bernd, „so eine Scheiße. Ich erinnere mich an rein gar nichts.“ „Macht nichts. Der Matrose ist ja noch da. Der hängt in der Kombüse mit dem Koch.“

Bereits am ersten Abend an Land, schossen Bernd und der Koch zwei Weiber ab. Shirley, Bernds Weib, lag nächtens gern rücklings im Park und auch im Wald und blickte erschöpfend den Sternen hinterher. Sie redete viel und ließ niemanden an die Unterwäsche heran. Nach drei Tagen beschloß Bernd, die Sache abzubrechen und nach Ipswich zu fahren, Terry abseits der Stadt zu vögeln. Er schrieb ihr einen Brief, seine Ankunft ankündigend und begab sich, drei Tage Urlaub erhaltend, zur Eisenbahn. Den Koch, der auch nicht zum Zuge gekommen war, nahm er mit, so dass die Mannschaft sich mit Stullen zu behelfen Gelegenheit bekam. Die Eisenbahn bestand auf der Route über London, der einen großen Umweg darstellte und Bernd und der Koch nahmen aus diesem Grunde eine Fähre, die sie über die Themsemündung schipperte und fanden sich am jenseitigen Ufer ganz in der Nähe Ipswichs in einer Bahnstation ein, von der es mit dem Bummelzug auch nach London gehen sollte.

„Was ist das hier für ein Scheiß,“ sagte Bernd wütend, die Karte anstarrend. „Wir könnten nach Ipswich geradezu zu Fuß gehen und würden in zwei Tagen dort ankommen. Und jetzt geht das wieder nach London. Wer weiß, wann diese Lore da mal ankommen wird.“

„Ja, das ist Scheiße.“

„Und wer weiß, wie das von London aus weiter geht. Was ist das hier für eine Scheißinfrastruktur. Ich dachte die Limeys haben den Krieg gewonnen.“

„Ja, das ist Scheiße hier.“ „Fällt dir auch mal was anderes ein ?“

„Was?“

„Ich hab ihr geschrieben, dass ich morgen um achtzehn Uhr an der verabredeten Stelle stehen werde. Morgen haben wir in ein paar Stunden. Und jetzt sind wir weiter von Ipswich entfernt, als wir es in Chatham waren.“

„Ja, das ist alles Scheiße. Laß uns den Heimweg antreten.“

In London fanden sie zunächst nicht den Zug nach Ipswich. Und als sie ihn Stunden später doch fanden, sahen sie nur den letzten Waggon.

„immerhin,“ murmelte Bernd, „immerhin gibt es einen Zug, der auch direkt nach Ipswich fahren will. Das wissen wir jetzt. Ein Fortschritt.“

„Das ist alles Scheiße,“ murmelte der Koch, „laß uns heimfahren. Der Alte wird im Karree springen. Wenn wir morgen nicht an Bord sind.“

„Scheiß auf den Alten. Wo wir soweit gekommen sind, schaffen wir auch den Rest. Ich muster ohnehin bei nächster Gelegenheit ab und such mir wieder was für die Hohe See.“

Zwar schaffte Bernd es fristgerecht an dem verabredeten Platz einzutreffen, aber Terry war weit und breit nicht zu sehen. Sie suchten ihre Wohnadresse auf und fanden ein schmuckes Einfamilienhaus in Grau, wie alle Häuser in England und Bernd drückte die Klingel am Gartenzaun. Ein Mann kam ein paar Schritte aus dem Haus und rief aus zwölf Meter Entfernung :“ Ich wünsche nicht, dass meine Tochter ein Verhältnis mit einem Nazi hat.“

Das war keine großartige Überraschung. Man schrieb das Jahr 1961 und die Wogen und der Haß gingen speziell in England hoch. Das hatte Bernd bereits des Öfteren erfahren. Die Makers haßten Deutsche. Die Weiber liebten Deutsche. Deswegen haßten die Makers die Deutschen umso intensiver. Und da sie nicht so viele zu Gesicht bekamen, wollten sie sich meist auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, sich mit denen zu prügeln. Aber die Weiber gaben sich fasziniert von den Deutschen. Und jede wollte einen haben.

„Er sagt, er haßt uns.“ Übersetzte Bernd, denn der Koch verstand eher wenig englisch.

„Warum ?“ Fragte der.

„Ich werd ihn fragen,“ sagte Bernd. „Niemals mit einem Nazi,“ brüllte jetzt der Pappi von Terry drohend und kam einen Meter näher, während Terry zum Teil in der Haustür erschien und offenbar versuchte, sich aus dem Griff, vermutlich der nicht sichtbaren Mutter zu befreien. „Er ist verrückt,“ schrie sie den Gartenweg entlang und der Koch fragte :“Was sagt sie?“ „Verschwinden sie von meinem Gartenzaun,“ brüllte Pappi, und sich wendend, „zieh sie endlich ins Haus.“

„In was ziehst du mich hier herein,“ begehrte der Koch auf. „Die Leute werden sich gleich auf der Strasse zusammenrotten.“

„Morgen, gleiche Zeit, gleicher Platz,“ brüllte Bernd an Terrys Adresse über ihren Vater hinweg., „Morgen.“ „Laß uns gehen,“ sagte der Koch und zog Bernd am Ärmel die Strasse entlang.

„Na so eine Scheiße auch,“ sagte Bernd und ließ sich fortziehen. „Na so eine Scheiße. Hast du Geld für ein Hotel?“ „Ich?“ „Wer sonst.“ „Woher soll ich Geld haben.“

„Laß uns zum Hafen gehen. Da finden wir einen Schuppen zum Schlafen.“

„Laß uns den verdammten Zug suchen gehen und die Heimreise antreten.“

Sie fanden auf den verschlungenen Wegen durch die Hafenanlagen in der Dunkelheit viele Lagerschuppen, die alle verschlossen waren und erinnerten sich an den Autofriedhof der rechts neben der Strasse in die Stadt lag.

„Wir gehen zum Autofriedhof,“ sagte Bernd aufgeräumt, „da ist es schön warm. In einem Auto.“

Das Tor des Autofriedhofs war auch abgeschlossen.

„Werden da Bluthunde zwischen den Wracks warten?“ Fragte der Koch leise, dass niemand sie auf der leeren Strasse, die von ein paar Funzeln erleuchtet war, hören möge, besorgt.

„Das weiß ich nicht,“ sagte Bernd, „geh du vor, du bist fetter. Hunde mögen Köche.“

Der Zaun war etwa Zweimeterfünfzig hoch, so dass Bernd sich an den Maschen hochziehen musste und oben angekommen, wieder den Abstieg begann, dem Koch heraufzuhelfen, der Schwierigkeiten mit den Maschen hatte.

„Du musst deine fetten Finger in die Maschen krallen und dich hochziehen,“ zischte Bernd wütend. „Wenn du noch lange machst, wird wer kommen und uns sehen.“

Nach der Überwindung des Hindernisses fanden sie in dem Gewühl der gestapelten Autos einen LKW mit Sitzen und machten es sich bequem.

„Hübsch hier,“ raunte Bernd. „Hier bleiben wir, bis der Morgen anbricht und das Tor geöffnet wird. Keine Hunde. Sehr leichtsinnig der Eigentümer. Wir könnten alles rauben.“

„Was gibt es hier wohl zu rauben.“

„Betrieb auf der Strasse,“ flüsterte Bernd,“ Jemand kommt mit dem Fahrrad.“ Der Radfahrer blieb am Zaun stehen und zündete sich umständlich eine Zigarette an.

Dann kamen zwei weitere Gestalten daher und gesellten sich zu dem Radfahrer am Zaun. Und schliesslich quälte sich ein Kombiwagen die Strasse entlang, dem drei Leute entstiegen, die sich ebenfalls um den Radfahrer scharten.

„Wir kriegen Besuch,“ argwöhnte Bernd leise. „Ich wette, dass sie uns besuchen kommen.“

Es erschien noch ein eiliger Fußgänger und schloß das breite Tor der Anlage auf. Dann strömten sie auf den Autofriedhof und störten die Nachtruhe. Nach dem wohl achtzigsten Aufreissen einer Wagentür wurde die Tür des LKWs geöffnet und ein Taschenlampenlichtstrahl erfasste den Koch und Bernd, die sich sehr klein auf dem Boden gemacht hatten. Sie wurden herausgezerrt und auf die Wache verschleppt. Ohne Handschellen, denn niemand hatte daran gedacht, Handschellen einzupacken. Nach der Sichtung der Papiere meinte der offenbar der Nachtruhe entrissene, mürrische Kommissar :“Illegaler Aufenthalt in Großbritannien.“

„Er sagt, wir sind illegal in England,“ übersetzte Bernd dem Koch. „ Du wirst hier englisch lernen.“

Nach der Korrektur der Illegalität durch die Legalität, denn Seeleute sind überall legal an Land, wurde die Kommunikation bemüht und festgestellt, dass das Schiff in Chatham lag und dass es das genannte Schiff gab. Daraufhin folgte die getrennte Interrogation in getrennten Räumen und die Interrogation des Koches wurde unversehens aufgegeben, da es sich um ein hoffnungsloses Unterfangen handelte und niemand Zeit verschwenden wollte.

„In was ziehst du mich hier rein,“ jammerte der Koch,“ ich war ein glücklicher Mensch. Ich hab in Frieden gelebt. Bis du angemustert hast.“

„Sie wollen derzeit wissen, was du hier machst, in Ipswich,“ grinste Bernd den Koch an, „sie wollen wissen, warum du illegal soweit ins Land gereist bist. Ich hab ihnen gesagt, dass ich nur dein Dolmetscher bin. Damit du die richtige Fahrkarte lösen kannst.“

Früh am Morgen nahm Bernd den Beamten das Versprechen ab, nicht die Familie von Terry zu informieren, wenn er preisgab, wegen welchem Weib er so weit gereist war, und die Beamten versprachen ihm, nicht die Familie zu informieren, wenn er, Bernd, preisgab, wegen welchem Weib er so weit gereist war. Daraufhin riefen sie unverzüglich die Familie von Terry an und klingelten den griesgrämigen Vater aus tiefer Nachtruhe, der, nach einer Schrecksekunde unverzüglich durch das Telefon zu brüllen begann, so dass der Beamte angewidert den Hörer weit vom Kopf hielt und Bernd dabei wütend anstarrte. „Ich will hier raus,“ flüsterte der Koch kaum vernehmlich.

Hernach wurden beide in eine kleine Zelle gesperrt, in der eine schmale hölzerne Pritsche das einzige Mobiliar war. Aber nachmittags um drei Uhr kam wer zum Aufschliessen und entliess sie auf die Strasse, mit dem Befehl, die Stadt um Mitternacht verlassen zu haben.

„Na also,“ sagte Bernd frohlockend. „Um achtzehn Uhr treffe ich Terry. Zeit, noch einen Spaziergang zu unternehmen.“

Terry war pünktlich, lachte herzhaft und boshaft über die Tobsuchtsanfälle des Pappis, brachte ihre Freundin für den Koch mit und gemeinsam bestiegen sie den Bummelzug nach Felixtown, wo diesmal kein Jahrmarkt war, aber der Schotterstrand besucht werden konnte. Nach Absonderung hielten Terry und Bernd Ausschau nach den seinerzeitigen Säcken, fanden andere Säcke und bumsten bis in die Nacht hinein und den Termin, auf dem Bahnhof zu erscheinen, die Rückreise anzutreten, in der Terry und Bernd sich vermählten und verlobten und Pauline und der Koch schworen, Zeugen zu sein und sich zu erinnern.

„Ich habe Besuch von der Polizei erfahren,“ brüllte der Alte aus der kurzen Brückennock, seinem bevorzugten Aufenthaltsort, herunter, als sie sich über die Pier zurückschleppten. „Ich bin unschuldig,“ brüllte der Koch zurück. „Ich spreche meine Kündigung aus,“ brüllte Bernd.

„Zwei Besatzungsmitglieder sind fahnenflüchtig auf dem Lande von der Polizei aufgegriffen worden. Scher dich in die Kombüse und mach was Fressbares.“ „Ich kündige zu Schleuse Kiel,“ rief Bernd hoch und schritt über die Gangway. „Ich habs gehört,“ brüllte der Alte und setzte Bernd in Brunsbüttelkoog auf die Schleuse, als sie einige Tage später diese erreichten. Bernd ließ den Seesack

an Bord, stieg in den Zug und stand bei Einlaufen der Alte Lund auf der Kieler Schleuse des Kaiser Wilhelm Kanals, grinsend und zum Verdruß des Alten, seinen Sack abzuholen.

Die folgenden drei Monate blieb Bernd in Kiel Holtenau und wohnte im Seemannsheim, in dem zu verweilen zwar nur ein Monat gestattet war, aber man machte eine Ausnahme, weil Bernd den PKW Führerschein machte und die Miete mit Schnittholzschleppen, Abkratzen der Schleusentore, als Landvermesser mit der Bake in der Hand, gar als Friedhofsgräber in der nächtlichen Umbettung vergessener Leichen mit der Sturmlaterne, Schaufel und der Schnapsflasche neben dem Loch, Moderholz auf den Haufen, Knochen in den Sack, dann wieder als Belader mit Schnittholz von LKW, die kein Ende nehmen wollten und aufgereiht warteten und schliesslich als Überführer einer Segeljacht von Kiel nach Sonderburg, die gelang, so dass man ihm das Angebot machte, als Matrose der aufzustellenden Mannschaft beizutreten. Die Fahrschule befand sich im Besitze eines ehemaligen Angehörigen der Kiegsmarine, der volles Verständnis für Bernds Fahrweise aufbrachte und bereitwillig übersah, wenn Bernd beim Abbiegen den einen oder anderen Radfahrer an den Kantstein drückte oder über den Fußgänger fahren wollte.

„Ich kann die auch nicht alle erkennen. Meine Sehkraft hat in den letzten Jahren Schaden genommen.“

„Na ja,“ sagte der Prüfer genervt, „ich kann die auch nicht alle erkennen. Aber sie sollten keine Leute überfahren die ihnen nicht vors Auto laufen. Andererseits sagt der Fahrlehrer sie sind Seemann und leben auf See, wo es keine Autos und wenig Fußgänger gibt. Sie haben bestanden, damit sie nicht wiederkommen.“

So hatte Bernd den Führerschein III erworben, keine Zeit gefunden, die Mutter und Maren in Elmshorn zu besuchen und sah sich gezwungen, auf dem nächsten Schiff anzuheuern, da man ihn im Seemannsheim nicht mehr haben wollte, weil er ja jetzt den Führerschein bestanden hatte und Autos fahren durfte.

Koni war mit 344 Bruttoregistertonnen ein noch kleineres Küstenmotorschiff und tanzte in, über und durch die Wellen wie ein Korken. Bernd musterte als Jungmann an, denn Bernd war immer noch Jungmann und musste anheuern, da die Karriere rief und der Bestand des Geldes drohte und bestieg das Schiff in Kiel Holtenau. Die winzige Kammer teilte er mit einem stinkendem Neger, der Deutscher war und dessen Mutter in Bremen auf den Strich ging.

„Ich werde sie mieten, „ sagte er dem Neger, „ich werde sie mieten, wenn wir Bremen anlaufen.“ Das Schiff war nagelneu, bestens in Farbe und für die Holz und Stahl Ladungen geeignet, die bis nach Duisburg rheinaufwärts zu transportieren waren. Der Eigner machte den Skipper und die beiden Masten konnten problemlos umgelegt werden, bevor eine Brücke kam. Stahl wurde aus dem Ruhrgebiet nach Malmö gekarrt und von Malmö wieder in das Ruhrgebiet verschoben, weil die EWG Exportsubventionen pünktlich zahlte. Die Mannschaft machte sich ein Hobby daraus, mit Kreide die Stahlplatten zu zeichnen und der Alte meinte :“Ist mir egal, ob wir immer die gleichen Platten durch die Welt schleppen oder immer verschiedene.“

Der junge Neger fiel Bernd bald durch Behäbigkeit auf und wurde Opa genannt, weil er sich wie so einer bewegte und weil der Name Bernd geläufig war.

„Ich werde deine Mutter mieten, wenn sie auch so hübsch ist wie du. Sobald wir nach Bremen kommen. Dann werde ich deine Mutter mieten.“

„Wäre mir recht,“ sagte Opa, der Moses war und eine Karriere auf See anstrebte, „wäre mir recht. Wenn du sie bezahlen kannst. Als Jungmann hast du kein Geld und kannst keine Nutte bezahlen. Meine Mutter ist nicht billig.“ „Ich werde bald Leichtmatrose sein. Du solltest keine Kunden vergraulen.“

„Als Leichtmatrose hast du immer noch kein Geld.“

Und Bernd beschloss, bald Matrose zu werden und dann viele Nutten zu mieten.

In der Koralle in Düsseldorf gewann Bernd Marianne, verlor sie einen Tag später auf einem Jahrmarkt, dann gings nach Finnland über leichte Dünung bei schönstem Wetter vier Tage lang zu einer Fabrik, zwanzig Meilen nördlich Helsinkis, wo an der Pier inmitten dichter Wälder festgemacht wurde. Die Taschen voller Finnmark, sie hatten erfolgreich Gin im Kettenkasten an der Schwarzen Gang vorbeigeschmuggelt und an herbeiströmende Interressenten schnapsglasweise verhökert, fuhr Bernd mit dem neuen Koch, ganz so wie auf der Alte Lund nach Helsinki, wo nichts los war und wieder zurück, wo kein Bus mehr war und nicht mehr fahren wollte. Bei stockfinsterer Nacht hangelten sie sich fünf Meilen weit durch und unter vierzig Meter hohen Tannen, mit dem rechten Bein im Strassengraben, Bernd hatte da ja seine Erfahrungen, die jetzt nützlich geworden waren, und erreichten im Morgengrauen das Sägewerk, neben dem ihr Schiff lag. Nach drei Tagen war die Ladung übernommen und die Reise ging nach Köln, wo es viele Kneipen gab und ein neuer Vorrat an Gin, Genever und billigem Vodtka ohne Namen zollfrei angesammelt wurde.

Es war erträglich. Man ging das Zweiwachensystem, arbeitete tags an Deck, weil das Schiff mit Autopilot ausgestattet war, schmierte auf Wache die Maschine ab und pumpte den Tagesgasölbehälter voll. Fressen war ausgezeichnet, sogar ein UKW Funkgerät stand in der Brücke und der Schnapsschmuggel florierte und machte die Mannschaft reich, zumal der Alte keinen Teil illegalen Gewinns abhaben wollte.

„Wenn ihr erwischt werdet, hol ich euch nicht aus dem Knast.“ „Wenn ihr erwischt werdet, wird er alle Hebel in Gang setzen, euch aus dem Knast zu holen. Wie sonst will er hier wegkommen.“ Verbesserte der Steuermann.

Es ging nach Finnland und es ging den Rhein hoch. Erneut in Helsinki machte Bernd die Bekanntschaft von Seyja, die er auf dem Busbahnhof vor der Järnvägstation traf und die nach Hertoiniemi wollte. Lange schwarze Haare, achtzehn Jahre alt und statt nach Hertoiniemi rasch bereit, in den Stadtpark zu gehen und sich dort im dunklen Schatten der wenigen Laternen auf der seidenen Schneedecke dem lustvollen Vorspiel hinzugeben und in Exstase abzuschliessen. Das traumhaft unkomplizierte Finnland.

Es war kalt geworden. Der Winter hatte Einzug gehalten. Beim Auslaufen am folgenden Tag lief die Koni direkt in ein schwarzes Tief und nach zwei Stunden begann sie nach beiden Seiten zu scheren und aus dem Ruder zu laufen. „Kopflastig,“ brüllte der Steuermann. „Liegt vorn zu weit in der See. Kommt von der Eislast.“

Eine Kursänderung, den Schutz der schwedischen Schären aufzusuchen, wurde erforderlich, da niemandem, den man behalten wollte, zuzumuten war,

auf die Back zu krauchen und die dicken Eisschichten mit der Feueraxt zu spalten und von Deck zu treten und selbst über Bord zu rutschen.

Das Manöver gelang und ein paar Tage später übernahmen sie bei Thiessen in Kiel Holtenau Proviant und Gasöl und steuerten Duisburg mit seinen weitläufigen Hafenanlagen und dem endlosen Trümmerfeld in der Stadtmitte an.

„Wie ein Busverkehr geht das bei uns,“ sagte Bernd verdrossen zum Steuermann, mit dem er seine Wache ging. „Wie bei der Bahn. Mich wird’s auf den Atlantik ziehen. Bald.“

Nach Duisburg, wo das Schiff an einer acht Meter hohen Pier festmachen mußte, und nach dem üblichen Saufgelage, diesmal im Lido, hieß es Seeklarmachen und Mentiluoto, in Finnland, wo sonst, anzusteuern. Hier kam eine Teilladung Pulp an Bord und nach Verholung nach Veitsiluoto und einem Ausflug nach Pori wurde nach Kaskö verholt, wo die Ladung zu komplettieren war. Bernd lernte in einem Cafe Nancy kennen und beschloß, sie zu heiraten. Nicht gleich jetzt, aber ganz sicher später. Nancy Äman war siebzehn, schwarze lange Haare, bildhübsch und eine Augenweide vor jedem Hintergrund. Nancy war reich. Ihre Eltern besaßen ein Gut an den allgegenwärtigen Schären und Bernd wollte Nancy unbedingt heiraten und auf dem Gut an den Schären leben und sagte, „wir sind jetzt verlobt.“ Der Alte jedoch entwickelte keinen Sinn für die malerische Romanze und lief unruhig auf dem Achterdeck umher, den Stauern Dampf unter den Hintern machend, denn er wollte ablegen, um noch ohne Eisbrecher aus den Schären zu entkommen. „Wenn wir hier nicht in zwei Tagen draussen sind, frieren wir fest. In diesem gottverdammtem Steingeröll.“ Das war Bernd schon recht, aber die Räume konnten bald seefest geschlossen werden und die Decksladung Pulp wuchs rasch an, bis der Steuermann brüllte:“ Schluß jetzt. Wir sind abgeladen. Noch ein Baumstamm und wir kentern.“ So kam es, daß die Verlobung nicht mehr gefeiert werden konnte, Sex nicht vollzogen wurde und das Schiff alsbald begann, sich vorsichtig durch die dicken Eisschollen schiebend, das offene Meer zu erreichen suchte, das ebenfalls voll von dicken Eisschollen war. „In einer anständigen Familie wird erst nach Eheschluß gefickt,“ sagte der Steuermann, der aus Ostfriesland stammte, überzeugt, „bist du nicht auch in dem Kaff in England verlobt?“ „Eigentlich bin ich auch in Elmshorn verlobt,“ sagte Bernd grübelnd. „Mit Maren. Aber ich hab schon lange nichts mehr von ihr gehört.“ „Wird sich anderswo umgeschaut haben. Hübscher Name. Maren. Wer würde schon Meyer heißen wollen.. “

Kaskö erwies sich als unerreichbar. Es gelang Bernd nie wieder Kaskö zu erreichen. Nancy schrieb unzählige Briefe. Dann schrieb sie sechs Jahre lang gelegentliche Briefe an die Adresse von Bernds Mutter, die diese gelegentlich, wenn sie mal wieder eine neue Adresse von Bernd übermittelt bekam, weiterleitete. Dann mahnte ihre Schwester, endlich Vollzug des Eheversprechens an. Und dann schlief alles ein und Bernd verzichtete schweren Herzens auf das Gut und auf den Status Gutsherr, weil er nie wieder nach Kaskö und später nie wieder nach Finnland kam. Aber selbst nach zehn oder elf Jahren, als Bernd bereits in Berlin lebte, kam noch eine Postkarte aus Malaga in Spanien mit der Einladung, zum Badeurlaub rasch vorbeizukommen. Das aber vermochte Bernd nicht, da er gerade pleite war und sich um Naheliegenderes zu kümmern gezwungen sah.

In der Schleuse Kiel Holtenau, auf der Rückfahrt vom Rhein und vor dem erneuten Vorstoß in die eisige östliche Ostsee, erhielt Bernd einen Brief von Anjas Freundin, die um baldigen Besuch bat, da Anja dank eines Verkehrsunfalls nunmehr beide Beine gebrochen waren und es ihr neben Gehirnerschütterung und anderer Gebrechen nicht sonderlich gutgehen würde. Sie lebte jetzt in einem Krankenhaus. Bernd fuhr, zwei Wochen später, von Abo aus mit dem Bus nach Kotka und fand sie zuhause vor. Anja war in den Beinen gelähmt und ein Fall für den Rollstuhl. Ein Rollstuhl war nicht vorhanden, dafür aber ein Schlitten, auf dem Bernd sie einen ganzen Tag durch den tiefen Schnee zog und krampfhaft versuchte, eine humoristische Stimmung zu erzeugen, was nicht gelang. Anja hatte sich verändert. Aus dem lustigen Mädchen ein paar Monate zuvor, war eine erwachsene Frau mit Sinn für Realität und den Ernst des Lebens geworden Sie wollte studieren und sich gesellschaftlich engagieren. Bernd wollte weg und wieder über den Atlantik und versprach ihr die Aufrechterhaltung der Verlobung und späte Heirat. Abends fuhr der Bus nach Helsinki und der andere Bus von dort nach Abo, wo er sein Schiff in den Schären vor Anker liegend vorfand und einen tobenden Kapitän, der Anker Auf von der kurzen Brückennock brüllte, kaum daß Bernd das Lotsenboot verlassen hatte.

In Elsfleth, dem nächsten Hafen, schrieb Bernd Anja einen langen Brief und schickte mit Fleurop eine Menge rote Rosen. „Feiner Zug,“ meinte anerkennend der Steuermann aus Ostfriesland.“ Feiner Zug. Hätte ich dir nicht zugetraut. Vielleicht wird noch mal was aus dir.“

Elsfleth hatte mehr Kneipen als Einwohner und Bernd versoff einen Teil seiner Heuer und verbriet den Rest mit einer Amateurnutte. Nach Löschen der Ladung ging es nach Kopenhagen, weil der Botnische Meerbusen zwischenzeitlich solide zugefroren war. Eine Woche später wurde Bremen angelaufen, wo Bernd die Bekanntschaft mit Giesela zwei Tage lang pflegte, um dann nach Kellinghusen zu fahren, wo Marion lebte, die er seinerzeit in Kiel kennengelernt und die ihm viele Briefe geschrieben hatte. Marion führte ihn gleich freudig in die Familie ein, in der er als Schwiegersohn freundlich aufgenommen wurde und die er alsbald verließ, denn Weihnachten stand vor der Tür und er hatte kein Geld für überflüssige Geschenke. Auf dem Schiff herrschte dicke Luft. Der Alte drohte mit Kündigung wegen beständiger Inanspruchnahme von Urlaubstagen, die nicht mehr da waren und weder Lothar, der neue Kochmaat und Opa, war es gelungen, den unter der Back stehenden Diesel anzuschmeissen, so daß das ganze Schiff gefroren war und dazu gehörten all die Leitungen, die auch gefroren waren und zu bersten drohten. „Der verdammte Diesel muß laufen,“ fauchte der Alte. „Haut ab nach vorn und kommt nicht wieder, bevor ich das Rattern vernehme.“

Opa, von dem tagelangen Kurbeln sichtlich abgemagert, setzte sich im Kabelgatt auf eine Taurolle und meinte,“ ich kann nicht mehr.“ „Was ist nun,“ sagte Bernd, „was ist nun. Wir sind in Bremen. was ist nun mit deiner Nuttenmutter.“ Aber Opa, der Neger Moses, wollte nicht preisgeben, wo seine Mutter zu finden wäre und da er nie von Bord ging, argwöhnte Bernd, daß er seine leibliche Mutter dieses Mal nicht aufgefunden haben würde, oder möglicherweise gar keine leibliche Mutter hatte.

Der Diesel konnte nach dem Prozess der Entlüftung der Spritleitungen und mittels Brandstiftung unter der Ölwanne dann doch noch zum Anspringen bewegt werden. Und alles begann aufzutauen. Und der Alte zeigte sich zufrieden und vergaß das mit der Kündigung.

In der Wesermündung herrschte Sturm. Acht. In Böen zehn. Die See ging hoch und das Schiffchen tanzte wild umher und war kaum noch steuerfähig. Die Laschen an den beiden Bäumen brachen und die Bäume flogen aus den Halterungen und begannen wild umherzuschwingen, das Schiff zu zertrümmern, was der Alte nicht haben wollte. Der Steuermann kam, Bernd, der Freiwache hatte, aus der Koje zu zerren „Du mußt das Schiff retten,“ sagte er, sich die Hände reibend.“Da oben ist das saukalt. Die Bäume haben sich losgerissen. Alle beide. Saukalt ist das da oben. Zieh Gummistiefel an. Die See kommt über.“ „Was denn alleine? Beide Bäume?“ „Ich komm mit. Aber es ist saukalt da oben. Und das weht kräftig. Zieh Gummistiefel an.“

Der Alte begann den Bug in die See zu drehen, damit nicht alles so schaukelte und die Bäume ruhiger wurden. Dafür begann das Schiff jetzt zu stampfen und nahm an beiden Seiten Wasser über. „So eine Scheiße,“ brüllte der Steuermann aus Leibeskräften gegen das Geheule des Windes in den Wanten. „So eine Scheiße. Ich bin schon völlig durchweicht.“ Er blieb auf dem Hauptdeck am achteren Lukensüll stehen und krallte sich mit weißen Knöcheln daran fest.

„Jemand muß ins Kabelgatt und eine Wurfleine holen,“ schrie er, damit Bernd verstand, wer mit jemand gemeint war. So eine Scheiße hab ich schon mal erlebt, dachte sich Bernd, so einen Mist habe ich schon mal gemacht. Das kommt mir aber sehr bekannt vor.

Die Lukensülls boten keinen Halt, an dem man sich festkrallen konnte. Nur glatte Persenning und Holzkeile. „Mach schon,“ brüllte der Steuermann, „mach schon.“ Während beide Bäume zurückkamen und wuchtvoll gegen die Lagerungen knallten. „Mach schon,“ brüllte der Alte durch sein Megafon von der kurzen Brückennock herunter. „Fangt die verdammten Bäume ein.“

„Jetzt habe ich aber die Schnauze voll von der Seefahrt,“ brüllte Bernd,“ jetzt habe ich aber die Schnauze voll von der Seefahrt,“ und hangelte und hopste an der Schanz durch überkommende eiskalte See nach vorne. Die Gummistiefel voll Wasser und die Klamotten durchweicht, erreichte er das Kabelgatt und kam auf die gleiche Weise wieder zurück, den achteren Baum als ersten anzugehen. Tapfer wie er war und unter den Ermunterungen des Kapitäns, hatte sich der Steuermann nunmehr bis Vorkante zweite Luke vorgearbeitet und wartete schon ungeduldig. „Mach schon. Ich werde gleich unter Erfrierungen leiden.“ „Kann nicht so kalt sein,“ rief Bernd und wischte sich das Wasser aus den Augen, „kein Eis auf dem Deck.“ „Kälter kanns nicht werden. Wirf das Ende über den Kopf des Baumes.“ Bernd warf das Ende mit dem Klunker über den Kopf des Baumes und der Steuermann fing es geschickt auf, momentan den Halt am Süll vernachlässigend. Der Baum schwenkte nach Backbord über See aus und riß ihnen das Seil aus den klammen Händen. Der Steuermann fiel hin und schlitterte zur Bordwand. „Es geht nicht mehr,“ schrie Bernd, „mir frieren die Füsse ab. Die Gummistiefel sind voller Wasser.“ „Was ist jetzt,“ kam die Stimme des Kapitäns aus der Nock,“was macht ihr.“ „Weg hier,“ brüllte der Steuermann, Bernd eine verzerrte Visage zuwendend und kroch auf allen Vieren durch das Wasser zur Leiter zum Achterdeck. In der Maschine, wo es schön warm war, trafen sie sich wieder und empfingen den Alten, der das Ruder kurzfristig leichtsinnigerweise Opa überlassen hatte.

„Wir ziehen uns um,“ sagte der Steuermann und warf seine nasse Unterhose auf die Grätings.“Wir ziehen uns um und versuchen es noch mal. Ohne Gummistiefel.“ „Ihr versenkt mein Schiff,“ sagte der Alte und blickte stirnrunzelnd auf den nackten Arsch seines Steuermanns. „Ich hab keine Zeit. Wer weiß was der Negerjunge mit meinem Ruder auf der Brücke macht. Ich kann den Bug nur noch kurze Zeit in See stellen. Da kommen bald Sandbänke. Irgendwo.“ „Wir machen das gleich, „ sagte der Steuermann und enterte den Niedergang hoch, eine trockene Unterhose zu suchen und alles, was warm hielt solange es nicht naß war. „Warum haben wir auf diesem Schiff kein Ölzeug.“

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