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Die Langlebensphilosophie der Chinesen


Der vergebliche Versuch, aus unedler Materie das edle Metall Gold zu gewinnen, ist nur ein Beispiel für das Streben nach technischem Fortschritt im Westen, das den Werdegang unserer Zivilisation entscheidend geprägt hat. In China war es das Streben nach Unsterblichkeit oder zumindest nach einem recht langen Leben, das eine Fülle kultureller Errungenschaften, darunter die TCM und mit ihr die Diätetik, hervorbrachte. Diese Entwicklung verdankt China dem Taoismus, der seine Erkenntnisse aus der Beobachtung der Natur und aus dem Verstehen kosmischer Zusammenhänge gewinnt.

Eines der Hauptthemen im Taoismus ist die Lehre von den Wandlungen. Sie besagt, dass es im gesamten Kosmos keinen statischen Zustand gibt; alles ist ständig in Bewegung. Wenn uns ein Zustand statisch erscheint, liegt dies lediglich daran, dass der Entstehungs- oder Zerfallsprozess so langsam vonstatten geht, dass wir ihn nicht wahrnehmen können. Wenn wir ein paar Jahre lang einen Stein oder ein Gebirge beobachten, dann erscheinen diese statisch, es gibt keine sichtbare Veränderung. Nach einem viel größeren Zeitraum jedoch könnten wir eine Veränderung deutlich sehen. Die Natur »denkt« hierbei nicht in Jahren, sondern in Jahrmillionen.

Wir Menschen sind ebenfalls einem ständigen Wandlungsprozess unterworfen, und was die Zukunft bringen wird, ist im Grunde genommen ungewiss. Um dieser existentiellen Unsicherheit zu entgehen, haben die Menschen versucht, die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Veränderungen vollziehen, zu erkennen. Wenn man versteht, wie etwas geschieht, wird es vorhersehbar, kalkulierbar und verliert seinen Schrecken. Die Angst vor dem Ungewissen im menschlichen Dasein ist ein wichtiger Motor, der Philosophien, Religionen, Kultur und technischen Fortschritt hervorbringt.

In China hat die Sehnsucht nach einer Erlösung von den Schrecken des menschlichen Daseins – Unglück, Krankheit und Tod – den Taoismus hervorgebracht. Die Entwicklung von Weisheit und die Erkenntnis vom Ursprung des Seins waren die Ziele der Schüler des taoistischen Meisters Laotse. Viel Zeit musste auf geistige Übungen verwendet werden, um die hohe geistige Reife zu erlangen, die diese Menschen anstrebten. Da sie der Wiedergeburt weniger Bedeutung beimaßen als der Buddhismus, der erst 500 n. Chr. nach China kam, war ihr höchstes Ziel, Unsterblichkeit oder zumindest ein hohes Lebensalter zu erreichen. Alle anderen Bedürfnisse wurden dieser Absicht untergeordnet. Ursprünglich diente das Streben nach einem langen Leben dem übergeordneten Ziel, auf die Erleuchtung hin zu arbeiten. Mit der Zeit allerdings entwickelte die Langlebensphilosophie eine Eigendynamik. Das Eigentliche, die Erleuchtung, trat in den Hintergrund. Das Erlangen eines hohen Alters in Gesundheit war zum Selbstzweck, zu einer fixen Idee der Chinesen geworden.

Unzählige Gesundheitsübungen meditativer und heilgymnastischer Art zeugen von diesen Bemühungen. Tai Qi Chuan ist eine der bekanntesten Methoden. Die anderen therapeutischen Mittel der TCM – die Akupunktur, die Kräuter- und Ernährungstherapie – und insbesondere die Diagnostik wurden von dieser Entwicklung entscheidend geprägt. Die Langlebensidee erzeugte einen hohen Anspruch an die diagnostischen Fähigkeiten der Ärzte mit dem Ziel, das Entstehen krankhafter Prozesse gar nicht erst zuzulassen. Dies ging einher mit einem umfassenden Wissen über die Ursachen von Krankheit.

Der medizinische Erfahrungsschatz wurde innerhalb der Arztfamilien als Geheimwissen bewahrt und vererbt. Diese Tradition, eine Folge der politischen und sozialen Struktur Chinas, diente zwar der Reinhaltung und der korrekten Überlieferung der Lehre, der medizinischen Versorgung des allgemeinen Volkes diente sie jedoch nicht.

Vorbeugen, das oberste Gebot der TCM, erfordert eine große Geschicklichkeit, was die Früherkennung von Funktionsstörungen anbelangt. Noch heute erlaubt die medizinische Diagnostik, Krankheiten oder, besser gesagt, ein Ungleichgewicht zu erkennen, bevor überhaupt ernsthafte Symptome aufgetreten sind. Durch das Betasten des Pulses am Handgelenk an sechs verschiedenen Stellen auf zwei Ebenen lassen sich genaue Aussagen über das Befinden der zwölf Organe und über die Gesamtkonstitution des Menschen machen. Das genaue Betrachten der Zunge – Farbe, Form, Feuchtigkeit und Beweglichkeit, ebenso Farbe und Art des Belages – ist ein weiteres bedeutendes diagnostisches Mittel. Das Bild wird vervollständigt durch das Befragen des Patienten und durch die Gesichts- und Körperdiagnostik. Das ist die praktische Vorgehensweise, die dem Einsatz therapeutischer Ernährungsratschläge zur Vorbeugung oder Behebung einer Erkrankung vorausgeht.

Das frühzeitige Erkennen von krankhaften Veränderungen setzt jedoch noch etwas anderes voraus: eine andere Sichtweise. Der Magen ist nicht erst krank, wenn er weh tut. Bevor Magenschmerzen auftreten, war der Krankheitsprozess bereits im Gang. Bevor es zu einem Herzinfarkt kommt, litt der Betroffene womöglich bereits seit geraumer Zeit unter Beschwerden. Wenn zum Beispiel Schlafstörungen oder innere Unruhe auftreten, dann könnte die Überforderung am Arbeitsplatz oder eine emotionale Belastung der Hintergrund sein. 60 % der deutschen Bevölkerung klagen über Symptome wie Schlafstörungen, innere Unruhe, Übelkeit, Verstopfung, Übergewicht, Müdigkeit, Konzentrationsmangel und andere, sogenannte funktionelle Störungen. Gegen alle diese Probleme gibt es Medikamente. Nach dem eigentlichen Ursprung der Beschwerden fragt bei uns kaum jemand, und der Zusammenhang zwischen einem zunächst banalen Symptom und einer späteren ernsthaften Krankheit wird meist nicht erkannt. Die traditionelle chinesische Diagnostik vollbringt diesbezüglich keine Wunder. Sie fragt lediglich nach dem Ursprung und erkennt die Zusammenhänge. Um diese Zusammenhänge zu verstehen, ist es wichtig, die chinesische Betrachtungsweise des menschlichen Körpers etwas genauer zu untersuchen.

Ungleichgewicht der Körperfunktionen


Was ist Gesundheit?

Leben basiert grundsätzlich auf zwei Komponenten: Energie und Substanz. Ist eine der beiden Komponenten übermäßig oder nur unzureichend vorhanden, dann ist der Mensch krank. Fehlt eine Komponente ganz, gibt es kein Leben. Tod bedeutet, dass Energie und Substanz sich voneinander trennen. Mit dieser Anschauung befinden wir uns bereits inmitten eines chinesischen Denksystems: im Yin-Yang-Modell.

Energie, von den Chinesen Qi genannt (»Tschi« gesprochen), hat Yang-Charakter wie alles Helle, Lichte, nach oben und nach außen Gerichtete, wie der Tag, die Sonne, das Männliche, das Aktive, das Nichtmaterielle, das Nichtsichtbare, das Nichtfassbare.

Substanz hat Yin-Charakter wie alles Dunkle, Schattige, nach unten und nach innen Gerichtete, wie die Nacht, der Mond, das Weibliche, das Bewahrende, das Materielle, das Sichtbare, das Fassbare.

Qi und Substanz sind wie Feuer und Wasser. Sie kontrollieren sich gegenseitig. Feuer kann Wasser verdampfen, und Wasser kann Feuer löschen. Das harmonische Zusammenspiel beider Pole sorgt im gesunden Organismus für eine ausgewogene Temperatur und Dynamik. Ungleichgewicht bedeutet in diesem Sinne: zu heiß oder zu kalt, zu trocken oder zu feucht, zu schnell oder zu langsam.

Im Sprachgebrauch der chinesischen Medizin wird der Yang-Faktor, Energie, immer Qi genannt. Für den Yin-Faktor sind die


Das Yin-Yang-Modell:

Yang ist das Qi, das Helle, der Tag,

die Sonne, das Männliche, das

Aktive, das Nichtmaterielle,

das Nichtsichtbare, das Nichtfaßbare.

Yin ist die Substanz, das Dunkle,

die Nacht, der Mond, das Weibliche,

das Bewahrende, das Materielle,

das Sichtbare, das Faßbare.

Begriffe Blut, Säfte und Substanz gebräuchlich, wenn es darum geht, die Polarität von Yin und Yang auf der Körperebene darzustellen. Manchmal spricht man von Qi und Blut und ein anderes Mal sagt man Qi und Säfte.

Das Yang des Körpers

Auf körperlicher Ebene bedeutet Yang, Qi und Wärme, und meint das, was den Organismus mit all seinen Funktionen am Leben erhält; alle Gefühle, Gedanken und alles Geistige sind ebenfalls darin enthalten. Zusammenfassend also: alles nicht Sichtbare, das zum Lebendigsein dazugehört. Die erste Stufe eines Mangels im Bereich des Yang wird als Qi-Mangel bezeichnet. Er drückt sich unter anderem durch Müdigkeit und Konzentrationsmangel aus. Ein Mangel an Qi und Wärme ist schlimmer als der Qi-Mangel und wird Yang-Mangel genannt. Er beinhaltet alle Symptome des Qi-Mangels und geht darüber hinaus mit Kälteempfindungen wie Frösteln und kalten Füßen sowie mit geistiger und körperlicher Erschöpfung einher. Einen Überschuss an Yang, eine sogenannte

Yang-Fülle, zeigt sich als Hitzeempfindung, rote Gesichtsfarbe, als Zornausbruch und übersteigerte Aktivität.

Wir haben es bei einem Ungleichgewicht entweder mit einer Fülle oder einem Mangel des Yang oder mit einem Mangel des Qi zu tun (eine Qi-Fülle gibt es nicht, da Qi immer etwas Positives ist). Im ersten Fall sagt die chinesische Medizin: »Das Yang ist in Fülle.« In den anderen Fällen heißt es: »Das Yang oder das Qi ist geschwächt.« Oder man sagt ganz allgemein: »Die Yang-Wurzel des Menschen ist gestört.«

Das Yin des Körpers

Für das Yin des Körpers stehen die Begriffe Blut, Säfte und Substanz. Damit ist alles Substantielle gemeint: Körperflüssigkeiten, Blut, Knochen, Gewebe, Muskeln, Gehirnmasse usw., mit anderen Worten ausgedrückt, alles Sichtbare. Wenn »die Yin-Wurzel des Menschen gestört ist«, kommt es zu einem Blutmangel, einem Yin-Mangel oder einer Yin-Fülle. Bei einer Yin-Fülle handelt es sich um eine sogenannte Feuchtigkeit im Körper, die nicht mit den guten Körpersäften gleichzusetzen ist. Hier bilden sich Wasseransammlungen und Schlacken im Gewebe, die zu geschwollenen und schweren Gliedmaßen führen. Des weiteren kann es zu Verschleimung der Bronchien, Cellulitis, Übergewicht, Trägheit und Niedergeschlagenheit kommen.

Die erste Stufe eines Mangels der Yin-Wurzel ist der sogenannte Blutmangel, der häufig Frauen betrifft. Diese Diagnose bedeutet in der chinesischen Medizin etwas anderes als in der Schulmedizin. Sie umfasst sowohl eine Minderung der Blutmenge, oftmals aufgrund einer starken Periodenblutung, als auch der Blutfunktion. Der Blutmangel ist weniger tiefgreifend als der Yin-Mangel und zeigt sich im wesentlichen als Lichtempfindlichkeit der Augen, Neigung zu Muskelkrämpfen und Blässe des Gesichtes.

Ein Yin-Mangel dagegen tritt häufiger bei Männern auf. Er zeichnet sich durch Trockenheit aus, die Körpersäfte erschöpfen sich. Der Mensch ist dann unruhig und nervös, eventuell mager. Haut und Haare neigen zu Trockenheit. Er leidet häufig unter Nachtschweiß, Schlafstörungen und heißen Füßen in der Nacht. Die unangenehmen Begleiterscheinungen der Wechseljahre der Frau – Hitzewallungen, Nachtschweiß und Schlafstörungen – sind Zeichen eines natürlichen Yin-Mangels, der bewirkt, dass die Menstruation aufhört, so dass die älter werdende Frau davor bewahrt wird, weiterhin Blut zu verlieren.

Die hier angeführten Beispiele geben einen allgemeinen, groben Einblick in die Art und Weise, wie die chinesische Medizin Funktionsstörungen versteht. In der Praxis ist es die Aufgabe der Diagnostik, eine Unausgewogenheit zwischen Yin und Yang in jedem einzelnen Organ festzustellen. Ein Ungleichgewicht in einem Organ ist dann eingetreten, wenn es zuviel oder zuwenig Yin oder Yang hat oder wenn das Qi stagniert. Da alle Organe miteinander in Verbindung stehen und voneinander abhängen, bedeutet Gesundheit, die harmonische Zusammenarbeit der Organe aufgrund eines ausgewogenen Angebotes an Qi und Säften.

Da der Mensch permanent inneren und äußeren Schwankungen unterworfen ist, ist das Ausgleichen ein Prozess, der in einem gesunden Organismus ständig vonstatten geht. Wenn ein Organ kurzfristig in einer Fülle oder Leere ist, sorgen die anderen Organe durch Zuführen oder Abziehen von Qi und Säften dafür, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Eine bekömmliche Ernährungsweise, die für ein ausgewogenes Angebot an Qi und Säften sorgt, und ein ausgewogener Lebensstil bewirken, dass die inneren Schwankungen in einem zulässigen Rahmen bleiben. Auf dieser Basis ist der körpereigene Regulierungsmechanismus in der Lage, eine kurzfristige Belastung, die in einem Organ eine Leere oder eine Fülle erzeugt, auszugleichen.

Wie sorgt der Organismus für Ausgewogenheit?


Dieses Kapitel dient dazu einen Einblick in die Physiologie, also die Funktionsweise des Körpers in der chinesischen Medizin zu erlangen. Wie bereits erläutert wurde, handelt es sich bei der Funktionsstörung, die in der TCM-Praxis auch Syndrom genannt wird, immer um ein Zuviel oder Zuwenig an Yang (= Qi und Wärme) oder Yin (= Säfte und Blut) in einem oder mehreren sogenannten Organen. Das Blut fließt bekanntlich in den Blutgefäßen, das Qi fließt in Meridianen, feinstofflichen Leitbahnen, und zirkuliert aber auch frei im Körper. Der Qi-Fluss in den Meridianen und der Blutfluss in den Gefäßen stehen in engem Zusammenhang. Sie fördern sich gegenseitig und sorgen für die Durchlässigkeit des Organismus, indem die Meridiane und das Blut die Organe miteinander verbinden. Aus Sicht der TCM nährt, kühlt und befeuchtet Blut den Körper und ermöglicht die Regeneration des Organismus. Es fördert die geistige Ruhe, die Fähigkeit sich zu entspannen, und einen erholsamen Schlaf.

Qi dynamisiert, transportiert, scheidet aus und wärmt. Eine der wichtigsten Funktionen besteht jedoch darin, Körperfremdes, wie Nahrung, in Körpereigenes, wie etwa Muskeln und Knochen, umzuwandeln. Diese sogenannte Stoffwechselfunktion und die Ausscheidung der Abfallstoffe, die bei jedem Transformationsprozess, z. B. Verdauung, anfallen, kann nur mit Hilfe von Qi vonstatten gehen.

Qi aktiviert den Menschen, auch den Geist, und bringt den Antrieb, die Gefühle und die Lebensfreude hervor. Je nachdem, welche speziellen Aufgaben es gerade erfüllt, erhält es unterschiedliche Namen. Sorgt es für eine gute Abwehr, dann heißt es Wei-Qi (Abwehrenergie). Das Wei-Qi schützt den Organismus vor ansteckenden Krankheiten und bioklimatischen Einflüssen. Es fließt nicht im Meridiankreislauf, sondern zirkuliert frei im Körper und um den Körper herum.

In der TCM kennt man fünf Organpaare: Leber-Gallenblase, Herz-Dünndarm, Milz-Magen, Lunge-Dickdarm, Nieren-Blase. In dieser Reihenfolge werden die Organe über den Meridiankreislauf mit Qi versorgt. Deshalb wird der Kreislauf Fütterungszyklus genannt. Auf den Seiten 98 und 113 veranschaulichen Graphiken den Fünf-Elemente-Zyklus.

Ein Paar besteht immer aus einem Yin- und einem Yang-Organ. Das erstgenannte ist das Yin-, das zweite das Yang-Organ. Die Yin-Organe, auch Speicherorgane genannt, stellen Qi und Yin bereit. Die Yang-Organe, auch Hohlorgane genannt, dienen unter anderem der Aufnahme der Nahrung und Atemluft, der Verdauung und Ausscheidung.

Tritt eine Belastung auf, wodurch in einem Organ vermehrt Qi oder Säfte verbraucht werden, so ist das Organ in doppelter Weise geschützt. Zum einen ist das Partnerorgan bestrebt, den Mangel seines Partners auszugleichen und zum anderen verfährt das vorgelagerte Organpaar ebenso. Wenn beispielsweise in der Milz ein Qi-Mangel auftritt, wird das Paar Herz-Dünndarm vermehrt Qi an die Milz abgeben, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die größte Hilfe kommt jedoch erfahrungsgemäß von dem starken Yang der Niere, wenn das Qi der Milz vor allem durch kalte Rohkost, saure Milchprodukte und Brotmahlzeiten geschwächt ist, die im Gegensatz zu gekochten, gehaltvollen Speisen keine wärmenden Gewürze enthalten. Langfristig kann sich daraus ein Yang-Mangel der Niere entwickeln, von dem in der Ernährungsberatungspraxis leider viele gesundheitsbewusste Frauen aufgrund fehlgeleiteter Empfehlungen betroffen sind.

Das hier gezeichnete Bild ist eine starke Vereinfachung des komplexen Zusammenspiels der Organe untereinander. Es soll deutlich machen, wie sehr die Einzelteile kooperieren. Aufgrund dieser engen Verbindungen werden Störungen – ebenso wie positive Einflüsse – über kurz oder lang immer mehrere Organe oder den ganzen Organismus beeinflussen. Daher ist eine ausgewogene Ernährung der beste Schutz vor körperlichen und geistigen Schwächen. Der Qi-, Blut- und Säfte-Aufbau durch hochwertige, gehaltvolle Nahrungsmittel sorgt dafür, dass die Organe gut versorgt werden und bei Belastungen den Prozess des Ausgleichens vollziehen können.

Funktionsschwächen frühzeitig erkennen und behandeln


In den nachfolgenden Kapiteln werden die Anzeichen und Symptome von Funktionsschwächen, die in der TCM-Praxis Syndrome genannt werden, aufgezeigt, die in einem Organ einen Fülle- oder einen Leere-Zustand erzeugen können. Außerdem wird zwischen inneren und äußeren auslösenden Faktoren unterschieden. Zu den inneren zählen belastende Emotionen und geistige Unruhe, zu den äußeren bioklimatische Einflüsse, Umwelt und nicht zuletzt die Ernährung. Das Ungleichgewicht, das diese Faktoren auslösen können, zeigt sich – wie bereits erwähnt – als Fülle- oder Leerezustand oder auch als eine Blockade im Qi-Fluss.

Störungen, die in erster Linie das Qi und das Yang betreffen, werden als »Ungleichgewicht der Yang-Wurzel« bezeichnet. Innerhalb der Yang-Wurzel kommt es – wie schon geschildert – zu folgenden Syndromen: Qi-Mangel, Yang-Mangel und Yang-Fülle, wobei Yang in diesem Zusammenhang für Wärme oder Hitze steht. Ein Qi-Mangel ist die erste Stufe in der Entwicklung. Qi-Mangel bezeichnet einen Energieverlust, der Yang-Mangel einen Verlust an Qi und Wärme, also einen Kältezustand. Yang-Fülle dagegen bedeutet ein Übermaß an Hitze im Körper und kann langfristig zu einer Austrocknung der Körpersäfte, also zu einem Yin-Mangel, führen.

Störungen, die in erster Linie das Yin betreffen, werden als »Leere oder Fülle der Yin-Wurzel« bezeichnet. Innerhalb der Yin-Wurzel kommt es zu folgenden Syndromen: Blutmangel, Yin-Mangel und Yin-Fülle. Diese Syndrome entwickeln sich über einen längeren Zeitraum, und dementsprechend gibt es graduelle Abstufungen, was den Schweregrad angeht. Ein Blutmangel ist im Vergleich zu Yin-Mangel leichter zu beheben, während der Yin-Mangel mit einer Austrocknung der Körpersäfte einhergeht und sich bis hin zu einer Schwäche der Körpersubstanz entwickeln kann. Dann können Abmagerung, Haarausfall und Osteoporose (Knochenentkalkung) auftreten.

Die Yin-Fülle steht für eine übermäßige Ansammlung von sogenannter Feuchtigkeit im Körper, die zu einem gedunsenen Gewebe in verschiedenen Körperregionen führt. Übergewicht geht immer mit einer solchen Yin-Fülle einher und bedeutet, dass die Ausleitung von Abfallstoffen im Körper reduziert ist. Langfristig kann sich Feuchtigkeit in zähen Schleim verwandeln, sofern gleichzeitig eine Hitze-Symptomatik (Yang-Fülle) vorhanden ist, die zur Entstehung entzündlicher Prozessen beitragen könnte.

In der Ernährungsberatungspraxis und in meinen Seminaren, die fast ausschließlich von gesundheitsbewussten Frauen besucht werden, haben etwa 80 % übergewichtiger und schlanker Frauen ein aufgedunsenes Gewebe. Eine Ausnahme bilden Frauen, die bereits das sechzigste Lebensjahrüberschritten haben und auf die dubiosen Ernährungsempfehlungen der vergangenen Jahrzehnte von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Weltgesundheitsorganisation nicht hereingefallen sind. Sie haben sich weder die Butter vom Brot nehmen lassen noch haben sie auf ihr Frühstücksei verzichtet. Sie haben einen Faible für bittere Blattsalate wie Rucola, Radicchio und Chicorée, die Giftstoffe ausleiten und schlank machen – als Begleitung zu einem gehaltvollen Stück Fleisch oder sättigenden Hülsenfrüchten mit Öl oder guter Butter, die Ihnen genug Eiweiß für die nötige Tatkraft bieten und lang anhaltend sättigen.

Ausgewogenheit der Yang- und Yin-Wurzel bedeutet Gesundheit


In der Fünf-Elemente-Lehre geht es immer darum die Ausgewogenheit von Yin- und Yang zu erhalten und zu fördern. Das gilt für die Funktionen des Körpers und des Geistes und ebenso für die Ernährung. Wobei wir auf das, was wir üblicherweise dreimal am Tag zu uns nehmen gewiss am meisten Einfluss haben. Diese Chance sollten wir nutzen. Zumal ein noch so einfaches und ausgewogenes bekömmliches Gericht auf das wir Appetit haben, nicht nur dem Körper gut tut. Es erzeugt auch ein Wohlgefühl und eine innere Zufriedenheit, wenn man sich selbst eine »gute Mutter« ist. Ausgewogenheit ist die Voraussetzung für eine gute Gesundheit. Darum ist es auch sehr wichtig, dass sich die Yin- und die Yang-Wurzel der Organe die Waage halten.

Zur Yin-Wurzel gehören die materiellen Substanzen, das Blut, die Körpersäfte und alle Gewebe, aus denen der menschliche Körper beschaffen ist. Wenn diese ausreichend vorhanden sind, hat der Mensch die Fähigkeit, sich durch Entspannung und einen erholsamen Schlaf zu regenerieren; dann ist auch sein Nervenkostüm in einem ausgewogenen Zustand.

Die Yang-Wurzel bringt das dynamische Qi und die Körperwärme hervor, die für unsere körperliche und geistige Vitalität sorgen und ebenfalls für eine starke Abwehrkraft. Zur körperlichen Vitalität gehört auch die Libido oder sexuelle Potenz. Diese fördern wir, indem wir unsere Speisen mit erwärmenden Gewürzen anreichern und alle rohen, kalten Zutaten nur in kleinen Mengen zu uns nehmen. Aber bitte nicht übertreiben, was die warmen oder heißen Zutaten wie etwa Chilis angeht. Denn jegliches Übermaß kann das gesunde Gleichgewicht von Yin und Yang wieder stören.

Yang-Wurzel-Schwäche


In einem gesunden Organismus stützen und kontrollieren sich Yin und Yang gegenseitig. Auf der einen Seite der Waagschale befindet sich das Yang, das für die Dynamik des Qi und für die Körperwärme zuständig ist. Solange die Yang-Funktionen ausreichend vorhanden sind, ist ein übermäßiges Ansteigen des kühlenden und befeuchtenden Yin, also eine Yin-Fülle, normalerweise nicht möglich. Es sei denn, dass man in dem Glauben sich etwas Gutes zu tun, häufig zu Milchprodukten greift oder obendrein zu Süßigkeiten, Süßstoff und Light-Produkten, die zu einer Yin-Fülle führen. Das bedeutet, dass sich Schlacken im Körper ansammeln, die immer die Ursache für Übergewicht sind.

Zu den Ursachen einer Schwächung des Yang, Qi und der Wärme, gehören auch bioklimatische Kälteeinwirkung und chronische körperliche Überanstrengung im Beruf, oder beim Sport wie etwa beim Marathonlauf. Da die Organfunktionen im fortgeschrittenen Lebensalter naturgemäß schwächer werden, ist es folglich umso wichtiger mit zunehmendem Alter für eine hochwertige und gehaltvolle Ernährung zu sorgen.

Die Hauptursachen für den, sehr häufig bei gesundheitsbewussten Frauen auftretenden, Milz-Qi- und Nieren-Yang-Mangel, sind jedoch seit den neunziger Jahren die dubiosen Empfehlungen viel Milch, Käse, Joghurt, Rohkost und Vollkornbrot zu essen, die normalerweise nicht mit wärmenden Aromen einhergehen. Während der Verzehr von aromatischen, stärkenden Zutaten, wie etwa in einer Fleischbrühe oder einem Eiergericht hinzugefügt, sehr schnell und deutlich spürbar zu einer Stärkung des Milz-Qi und des Nieren-Yang führen. Dann hat man dank dieser Energiegabe an die Niere wieder mehr Tatkraft und durch die Funktionsanregung der Milz fühlt man sich nach dem Essen Pudelwohl.

Es besteht also überhaupt kein Grund sich Sorgen zu machen, wenn Sie in den folgenden Kapiteln Symptome entdecken, von denen Sie betroffen sind, die man in der westlichen Medizin ja auch nicht als »Symptome einer Krankheit« bezeichnen würde. Sie werden in diesem Buch viele nützliche und ausgleichende Hinweise finden, die Ihnen den Weg zu einer bekömmlichen Ernährung weisen. Darüberhinaus können Sie sich am Ende dieses Buches auch das Cover des »Fünf Elemente Kochbuchs« anschauen, das Ihnen unter anderem den »Fünf-Elemente-Küchenzauber« und 200 weitere Rezepte präsentiert.

Milz-Qi-Mangel


Qi-Mangel: Im Verhältnis zur Yin-Wurzel ist die Yang-Wurzel abgesenkt

Hinweis: Denaturierte Produkte oder ein Mangel an fett-und eiweißreicher Nahrung und der übermäßige Verzehr von rohen und kühlenden Zutaten sind die Hauptursachen für einen Milz-Qi-Mangel

• Appetitlosigkeit, vor allem morgens

• Müdigkeit, vor allem nach dem Essen

• Völlegefühl, Blähungen

• breiiger Stuhl mit unverdauten Nahrungsresten

• kalte Hände und Füße

• schwaches Bindegewebe

• Heißhunger auf Süßes

• Konzentrationsschwäche

• häufiges Grübeln

Mehr dazu finden Sie in dem Kapitel Erd-Element siehe S. 127ff.

Nieren-Yang-Mangel


Yang-Mangel: Im Verhältnis zur Yin-Wurzel ist die Yang-Wurzel stark abgesenkt

Hinweis: Der Nieren-Yang-Mangel entsteht in der Regel auf dem Hintergrund eines Milz-Qi-Mangels, sodass sich die Symptome der beiden Syndrome miteinander vermischen.

• Antriebsschwäche, Erschöpfung

• Schwäche der Tatkraft

• häufiges Frieren

• Kältegefühl von den Füßen bis zum Po

• häufiges Wasserlassen, auch in der Nacht

• Rückensteifigkeit morgens nach dem Aufstehen, bessert sich durch Bewegung

• Abneigung gegen kalte Speisen und Getränke

• starkes Bedürfnis nach Kaffee

• eventuell Ängste und Unsicherheit

• schwache Libido, eventuell Impotenz

Yin-Fülle


Yin-Fülle: Die Yin-Wurzel ist übermäßig erhöht und die Yang-Wurzel ist abgesenkt

Hinweis: Eine Yin-Fülle beruht immer auf einem Milz-Qi-Mangel und geht mit dessen Symptomen einher. Im Sprachgebrauch der chinesischen Medizin wird dieses Syndrom häufig auch als »Feuchtigkeit« bezeichnet. Gemeint ist damit die Einlagerung von Schlacken im Gewebe, die zu Wasseransammlungen führen, die wiederum die Ursache für Cellulitis und Übergewicht sind.

• Wasseransammlung im Gewebe in Gesicht, Armen oder Beinen

• Schweregefühl, vor allem in den Gliedmaßen

• möglicherweise Übergewicht

• möglicherweise ein dumpfes Kopfgefühl, wodurch die Aufnahmefähigkeit geschwächt ist

• sehr wenig Durst

• Neigung zu Niedergeschlagenheit aufgrund der Schwere des Körpers

Wichtige Anmerkung zu den Funktionsschwächen

Bitte beachten Sie, dass heutzutage nahezu alle Menschen in den Industrieländern einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Milz-Qi-Mangel haben, größtenteils aufgrund von denaturierten Produkten, eiskalten Getränken und häufigen Diäten (das gilt inzwischen sogar für Kinder). Daraus kann sich ein Nieren-Yang-Mangel entwickeln; dieser wird unter anderem auch durch eine Überforderung im Berufsalltag ausgelöst. Und wie gesagt sind auch gesundheitsbewusste Menschen, die sich jedoch von der traditionellen, gehaltvollen Ernährung abgewendet haben, häufig von beiden Syndromen betroffen.

Wenn Sie sich hier wiederfinden, dann möchte ich Sie vor allem um eines bitten. Machen Sie sich um Himmelswillen keine Vorwürfe. Ich habe dieses Buch und alle weiteren Bücher in erster Linie geschrieben, damit Sie wissen, wie Sie sich von Ernährungsirrtümern befreien können. Dank der guten Erfahrungen meiner Klienten in der Praxis und den Teilnehmern der Seminare, weiß ich wie froh auch Sie sein werden, wenn Sie diesen Ballast hinter sich lassen können, endlich wieder ein anständiges Essen genießen werden und sich danach pudelwohl fühlen.

Falldarstellung: Milz-Qi-Mangel mit Feuchtigkeit (Yin-Fülle)

Eine 24-jährige Frau, die eine sitzende Tätigkeit ausübt, wird seit Jahren von Übergewicht geplagt. Sämtliche Diäten haben den Zustand, abgesehen von kurzfristigen Erfolgen, eher verschlimmert. Seit einigen Monaten leidet sie zusätzlich unter Müdigkeit, besonders nach dem Essen, unter Völlegefühl und Blähungen, einem Heißhunger auf Süßes und einem starken Bedürfnis nach Kaffee. Ansonsten hat sie fast nie Durst. Die Hände sind häufig kalt, und sie friert leicht. Wasseransammlungen im Gesicht frühmorgens nach dem Aufstehen und eine Neigung zu Niedergeschlagenheit beeinträchtigen seit einigen Monaten ihr Wohlbefinden. Ein ausführliches Gespräch ergibt folgendes Bild: In ihrer Kindheit gab es nach jedem Mittagessen eine Quarkspeise. Ihre Mutter war Milchprodukten insgesamt sehr zugetan. Das Übergewicht ist eine Folge des Milz-Qi-Mangels, der durch die befeuchtende und abkühlende Wirkung der Milchprodukte verursacht wurde. (Auf die Temperaturwirkung der Nahrungsmittel wird in den folgenden Kapiteln noch genauer eingegangen.) Der Körper hatte nicht genug Qi und Wärme, um die Nahrung zu verbrennen, und so kam es zu Wasseransammlungen und Schlacken im Gewebe. Die darauf folgenden Diäten, bei denen Südfrüchte, die den Körper ebenfalls abkühlen, eine wichtige Rolle spielten, verschlimmerten das Geschehen.

Wiederum waren Wasseransammlungen im Gewebe und Niedergeschlagenheit die Folge. Insgesamt führte der chronische Qi-Mangel zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels und weiter zu einer Ansammlung von Feuchtigkeit (Yin-Fülle).

Yin-Wurzel- Schwäche

Bei den oben beschriebenen Funktionsstörungen und bei dem Beispiel handelte es sich um eine Minderung des Qi oder des Yang und eine Zunahme des Yin, also um eine Schwäche der Yang-Wurzel. Nun zum umgekehrten Fall: Wie sieht eine Verminderung des Yin und ein Ansteigen des Yang aus? Erinnern Sie sich an die Störungen der Yin-Wurzel: Blutmangel und Yin-Mangel bedeuten Trockenheit, Yang-Fülle bedeutet Hitze. An dieser Stelle ist es wichtig, die enge Verbindung zwischen den beiden Wurzeln zu erwähnen. Denn ein Blutmangel geht in aller Regel mit einem Qi-Mangel der Milz einher, da die Milz die verwertbare Essenz aus der Nahrung bereitstellt, aus der der Organismus Blut produziert. Oder anders gesagt: Der Blutmangel ist oftmals eine Folge des Milz-Qi-Mangels. Diese Tatsache ist im weiteren Verlauf für die Auswahl der Nahrungsmittel von Bedeutung: Die Ernährungsempfehlungen bei bestehendem Blutmangel beinhalten immer auch Nahrungsmittel, die das Qi der Milz stärken, damit aus dem Angebot an Nahrungsmitteln für den Blutaufbau überhaupt Blut produziert werden kann.

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