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Читать книгу: «Frau Dirne», страница 8

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Sechstes Kapitel

Noch ehe die Mitgliederversammlung zum ersten Male wieder zusammentrat, lief der Betrieb in der ›Neuf d'or‹ so regelmäßige Bahnen, daß es für Eingeweihte über Charakter und Erträgnisse des Instituts keinen Zweifel mehr gab. Die Leitung war sich klar, daß sie nach Ablauf eines Jahres das Mitgliedsgeld verdoppeln und verdreifachen konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß auch nur ein Mitglied absprang. Die Vertrauensseligen erhielten befriedigende Berichte, die sie an Freunde und Verwandte weitergaben. Geschickt in die Zeitungen lanzierte Notizen machten Aufsehen und weckten Interesse. Öffentliche Vorträge über sexuelle Themen verfolgten, ohne daß man die Absicht spürte, den Zweck, und erreichten ihn, daß die Neugier immer weitere Kreise zog. Alles deutete darauf hin, daß ein neuer Zweig der Wohltätigkeit, deren Erfolg letzten Endes ja doch immer nur von dem Wohlbehagen abhing, das die Wohltäter dabei empfanden, entdeckt war. Und diese Entdeckung versprach viel.

Frau Ina saß mit Katz in ihrem Salon.

»Machen doch wir Beide uns keinen Dunst vor,« sagte er, knöpfte den Mantel auf und zog sich, was er sonst nie tat, die abgeschabten roten Glacéhandschuhe von den behaarten Händen. »Ich durchschaue Sie.«

»Ich habe nie geleugnet, daß ich den Grafen liebe.«

Katz kniff die roten Augen zusammen, schüttelte den Kopf und sagte:

»Nein! Sie können alles; eines können Sie nicht, und das gerade macht Sie so stark . . .«

»Was kann ich nicht?« fragte Frau Ina.

»Lieben.«

»Haben Sie die Absicht, mir einen Vortrag über die Liebe zu halten?«

»Nein. Aber ich habe die Absicht, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich liebe Sie« – Frau Ina zog unabsichtlich ihren Stuhl zurück – »aber ich liebe auch mein Geschäft. Je hoffnungsloser das Eine wird, um so intensiver werfe ich mich naturgemäß auf das Andere.«

»Ich sagte Ihnen doch . . .«

»Verzeihung! hören Sie mich zu Ende. Ich weiß, daß ich zur Zeit« – er betonte diese beiden Worte und machte, nachdem er sie ausgesprochen hatte, eine Pause – »keine Chance bei Ihnen habe. Daher komme ich auch nicht darüber hinweg, daß Sie mir in so raffinierter Weise dies große Geschäft aus den Händen gewunden haben.«

»Es war so respektlos und frech von Ihnen, mir ein derartiges Geschäft vorzuschlagen, daß ich nur die Wahl hatte, Sie hinauswerfen zu lassen oder – Sie hineinzulegen. Dies Letztere war wirksamer und für mich vorteilhafter.«

»Sie werden Millionen verdienen.«

»Ich bin überzeugt davon.«

»Wenn Sie genug haben, um die Schulden des Grafen bezahlen und als Gräfin Scheeler standesgemäß leben zu können, wird es sich empfehlen, daß Sie sich von den Geschäften zurückziehen.«

Ina lächelte überlegen und sagte:

»O nein.«

»Es gefährdet auf die Dauer Ihre gesellschaftliche Position.«

»Im Gegenteil! es befestigt sie. – Wir werden den Konzern erweitern. Unsere Wohltätigkeit wird sich in ein paar Jahren über ganz Europa erstrecken, und ich werde als Gründerin und Präsidentin Gräfin Scheeler Weltruhm erlangen.«

»So lange der Schwindel unaufgedeckt bleibt.«

»Das lassen Sie meine Sorge sein.«

»Ich gebe zu, Sie haben es genial angestellt. Und wenn Sie erst Gräfin Scheeler sind, wird Ihnen niemand und nichts mehr schaden können.«

»Nun also.«

»Aber soweit sind Sie noch nicht! Und es gibt einen Menschen, der es verhindern könnte, daß es so weit kommt.«

»Wen?« fragte Sie lebhaft.

Katz schlug mit der Faust auf den Tisch und sagte:

»Mich!«

Ina richtete sich auf, sah ihn fest an und fragte:

»Was wollen Sie tun?«

»Veröffentlichen, wodurch Sie zu dieser Gründung gekommen sind und was Sie damit bezwecken.«

»Das werden Sie nicht tun!«

»Ich werde es tun!«

»Was fordern Sie?« fragte Frau Ina und ergriff seine Hand. »Sagen Sie, was Sie fordern,« wiederholte sie und rückte – diesmal absichtlich – mit ihrem Stuhl nahe an ihn heran. »Ich will es mir überlegen« – und dabei schloß sie die Augen – »ob ich es Ihnen bewilligen kann.« – Ihre Kniee berührten sich jetzt. – Wir kennen uns lange genug. Und es ist wohl natürlicher, daß ich Ihnen etwas zu Liebe, als daß Sie mir etwas zu Leide tun.« – Sie lehnte sich in den Sessel zurück und zog seine Hand mit sich, so daß sie auf ihrem Schoß zu liegen kam.

»Ich . . . leugne . . . nicht,« sagte Katz atemlos und mit belegter Stimme, »daß . . . ich . . . ein . . . starkes . . . Verlangen . . . nach . . . Ihnen . . . habe . . .«

»Sie waren mir niemals unsympathisch,« log Frau Ina.

»Doch! . . . doch! . . .«

»Ich schwöre es Ihnen.«

»Sie schwören falsch!«

»Nein, nein!«

»Doch, doch! Das gerade reizt mich ja!«

»So einer«, sagte sie leise und lächelte.

»Du willst nicht?« fauchte er sie an und packte sie an den Gelenken.

Sie wehrte sich.

»Zuwider sind Sie mir!« rief sie. Wenn Sie wüßten, wie ich mich vor Ihnen ekle!«

»Recht so! recht so!« rief er und packte sie fester.

»Das sage ich nicht etwa, weil Sie es hören wollen. Es ist so! Hund du!« und sie stieß ihn mit den Beinen.

»Bestie!« rief er und rang mit ihr; minutenlang, bis er sie überwältigte.

Dann ließ er sie los und sagte:

»Du bist ein Weib!!«

Frau Ina fuhr sich mit der Hand über die Stirn und hauchte:

»Hilfst . . . du . . . mir . . . nun . . . zu . . . dem . . . Grafen?«

»Ja!«

»Aber . . . erst . . . muß . . . er . . . fort . . .«

»Wer?«

»Er . . . steht . . . mir . . . gesetzlich . . . im . . . Wege . . .«

»Dein Mann?«

»Ja.«

»Wo ist er?«

»Drüben in der Reitbahn.«

»Ich gehe hinüber.«

»Was . . . willst . . . du . . . tun?«

»Überlaß das mir.«

»Du . . . bist . . . erregt. Es geht . . . besser . . . im Guten. Geh mit ihm in die »Neuf d'or ».«

»Was soll er da?«

»Schaff einen Scheidungsgrund.«

Katz lachte niederträchtig.

»Du und ich«, sagte er. »Wir gehören zusammen. – Wir wollen zusammen gehen.«

»Bis ich's erreicht hab', bleibst du mir vom Leibe.«

»Und dann?«

»Werden wir weiter sehn.«

Katz brachte sich in Ordnung. Als er die abgeschabten roten Glacés aufgezogen hatte, ging er an die Chaiselongue heran, auf der Frau Ina lag, und beugte sich über sie.

Frau Ina griff zur Peitsche, richtete sich auf und sagte:

»Rühr' mich nicht an!«

»Wehe dir!« rief Katz und suchte ihr die Peitsche zu entwinden.

Da sprang sie auf und schlug ihm die Peitsche ins Gesicht, daß er laut aufschrie – mehrmals hintereinander. Dann packte sie den in seinem ersten Schmerz fast Besinnungslosen, schlug wie eine Besessene auf ihn ein, rang mit ihm auf dem Boden, ließ ihn dann plötzlich frei, gab ihm Zeit, sich zu verschnaufen, und lief, als er wieder zur Besinnung kam, aus dem Zimmer.

Siebentes Kapitel

Als Katz von der Reitbahn aus mit seinem Opfer, dem Rittmeister Mertens, in die » Neuf d'or« fuhr, herrschte da bereits reger Betrieb.

»Führen Sie mich ein,« hatte Katz den Rittmeister gebeten, »ich kann nicht gut Ihre Gattin darum angehen.«

Der Rittmeister erklärte sich mit Freuden bereit, meinte aber:

»Zu den Mitgliedern des Vereins zählen so viel Herren und Damen der besten Gesellschaft, daß niemand etwas dabei findet, den anderen einzuführen. Auch meine Frau hätte es sicherlich gern getan.«

»Gewiß!« erwiderte Katz. »Der edle Zweck reinigt das Mittel. Und was man bisher als schmutzig empfand und daher heimlich tat, empfindet man jetzt geradezu als eine moralische Pflicht.«

»Dasselbe sagt meine Frau. Die Mädchen dürfen die Absicht, aus der man zu ihnen kommt, nicht merken. Sie sind von Natur aus eigensinnig.«

»Sehr richtig! Sie müssen glauben, man kommt um seiner selbst willen. Zu dem üblichen Zweck. Dann geben sie sich natürlich und sind nicht mißtrauisch. Auf die Weise wirkt man am besten auf sie und hat Aussicht, sie zu läutern. Haben Sie nicht auch die Erfahrung gemacht?«

Der Rittmeister wehrte ab und erklärte beinahe feierlich:

»Ich bin meiner Frau treu.«

»Gewiß! Dem Geiste nach. Und darauf allein kommt es in an.«

»Wie meinen Sie das?«

»Daß Sie in Gedanken bei Ihrer Frau sind, selbst wenn Sie sich aus edlen Motiven mit einem dieser Mädchen beschäftigen.«

Der Rittmeister sah ihn groß an und fragte:

»Kann man das?«

»Aber ja! Es gibt Männer, beispielsweise in den Kolonien, die lediglich der Wunsch, intensiv an ihre Frau zu denken, also die Sehnsucht, anderen Frauen in die Arme treibt. Sie glauben bei ihrer Frau zu sein. Die fremde Frau ist nur Mittel zum Zweck: sie hilft ihre Phantasie anregen. Ja, lieber Rittmeister, das ist keine Untreue! Das ist das Gegenteil davon! Ein Mann, der seine Frau lieb hat, nehmen Sie an, sie ist krank, er will sie schonen, ja, der hat einfach die Pflicht, um seiner Frau nicht lästig zu fallen, zu diesem Hilfsmittel zu greifen.«

Dem Rittmeister wurde es schwarz vor den Augen.

»Das hat was für sich«, sagte er.

»Ich will es Ihnen beweisen«, fuhr Katz fort. »Es gibt Ehemänner und Ehefrauen, ja, ich glaube, es ist nach mehrjähriger Ehe die Mehrzahl – wenn es die wenigsten auch gestehen werden –, die begehen, und zwar meist aus Feigheit, materiell zwar keinen Ehebruch, aber ideell betrügen sie ihre Ehefrau bei jeder Umarmung, indem sie mit ihren Gedanken dabei bei einer ganz anderen sind! Sehen Sie, das ist, wenn auch nicht juristisch, so doch ideell: Untreue! Aber ein Mann, der, um intensiv an seine Frau zu denken, zu einer andern geht, der ist seiner Frau treu.«

»Daß ich daran noch nie gedacht habe!«

»Und die ›Neuf d'or‹ gar hat den Vorteil, daß man da nicht nur das Nützliche, sondern auch das Ethische mit dem Angenehmen verbindet.«

Das verstand der Rittmeister nun zwar nicht; aber er, dem sich seine Frau grundsätzlich und, wie es schien, unwiderruflich versagte, hielt sich nach diesen Aufklärungen als Ehemann und einer der Gründer der »Neuf d'or« für berechtigt und beinahe verpflichtet, aus der Reserve, die er sich bisher aufgelegt hatte, herauszutreten. Naiv und ehrlich sagte er zu Katz:

»Ich werde noch heute danach handeln.«

Katz, der die »Neuf d'or« für das ansah, was sie war, ließ ungeschickterweise und aus Gewohnheit schon ein paar Häuser vorher halten. Sie gingen zu Fuß die ziemlich enge Straße entlang. In den Haustüren standen die halbentkleideten Mädchen und lockten die Männer an. Fuhren Wagen vorüber, von denen sie annahmen, daß sie zur »Neuf d'or« fuhren, so riefen sie ihnen Schimpfworte nach. – Den Rittmeister, der in Uniform war, faßte eine an den Arm und sagte:

»Herzchen, geh' nicht in die Neppbude, komm zu mir!«

Eine andere griff ihn bei der Hand und sagte: »Nimm mich mit in die Nöfftohr!« Und als der Rittmeister sich, ohne sie zu beachten, losmachte, warf sie sich ihm an den Hals und bettelte: »Eh du mich wegwirfst, sieh mich an!«

Und vor dem Rittmeister und Katz stand ein blutjunges, bildhübsches Ding, das allem andern, nur nicht einer Dirne ähnlich war.

»Alter?« fragte Katz, während der Rittmeister ganz in den Anblick des Mädchens versunken war.

Sie erwiderte:

»Sechzehn.«

»Wie kommst du hierher?«

»Aus Furcht vor den Eltern.«

»Was hast du begangen, daß du dich fürchten mußt?«

»Frage! Frage!« rief das Kind erregt und wies an eine Stelle ihres Körpers, die keinen Zweifel ließ. »Da! da! Was kann ich für mein Temperament?« Aber hinterher, da traute ich mich nicht nach Haus.«

»Seit wann bist du hier?«

»Seit gestern.«

»Wer hat dich hergebracht?«

»Ich mich selbst.«

»Woher kanntest du denn die Straße?«

»Frage! Frage!« wiederholte sie. »Die kennt doch jedes Kind.«

»Und nun willst du nach Haus?«

»Nein! nie! nie! Damit sie mich totschlagen«, erwiderte sie, stutzte dann plötzlich, dachte nach und wurde unschlüssig. »Ja, wenn ihr mitkommt und mich schützt und mit dem Vater redet, dann traute ich mich schon. Aber ihr müßt mir versprechen, daß ihr bei mir bleibt, bis sich der Vater beruhigt hat.« – Und in ihrem Gesicht leuchtete so etwas wie eine neue Hoffnung auf.

Der Rittmeister wandte sich an Katz und sagte:

»Das sollten wir tun.«

»Sind wir die Heilsarmee?« erwiderte Katz. »Wir wollen ein Übriges tun – sie ist jung und hübsch – und sie mit in die »Neuf d'or« nehmen.«

»Willst du?« fragte der Rittmeister.

»Wenn du mit mir gehst. Du gefällst mir.«

Katz gab dem Rittmeister ein Zeichen; sie nahmen sie unter den Arm und führten sie mit sich.

Als sie in der »Neuf d'or« ankamen, sagte Katz zu Anton Drexler, der im Flur den Gästen die Garderobe abnahm:

»Ein Zimmer für den Herrn Rittmeister.«

Drexler stutzte.

Der Rittmeister und das Mädchen küßten sich inzwischen wie ein Paar Kinder ab.

»Ich habe strenge Order, alle Gäste zunächst in das Informationsbureau zu führen«, erwiderte Drexler.

»Esel!« schalt ihn Katz und drückte ihm einen Fünfzigmarkschein in die Hand. »Übrigens: wer sitzt denn in diesem sogenannten Informationsbureau?«

»Ich darf die Namen nicht nennen.«

»Mir ja.«

Drexler bog den Rücken und sagte:

»Frau Mira Rießer und Fräulein Brückner.«

»Die Sache hat Stil«, dachte Katz, und zu Drexler gewandt sagte er mit einem Hinweis auf die beiden:

»Also, wird's nun? Sie sehen doch, es leidet keinen Aufschub.«

Drexler wandte sich an den Rittmeister und sagte:

»Bitte!«

Sie folgten ihm, ohne zu merken, daß Katz in einiger Entfernung hinter ihnen herging.

* * *

»Sie sind Zeuge!« sagte Katz eine Stunde später zu Anton Drexler. Übrigens, die Kleine ist nett. Ich würde Ihnen raten, sie hier zu behalten.«

»Darüber entscheidet die Frau Rittmeister Ina Mertens.«

Katz lachte, und auch Drexler brüllte vor Vergnügen wie ein Affe.

»Ne, so ein Betrieb!« sagte er laut. »Dagegen war et hier früher wie uff'n Kirchhof.«

»Aber Sie verdienen doch besser?«

»Ick schäm' mir bald.«

»Sagen Sie, mich würde es interessieren, den Betrieb hier kennen zu lernen. Schade, daß man nicht auch die anderen Räume, ohne bemerkt zu werden, beobachten kann.«

Anton Drexler sah Katz verständnisinnig an und erwiderte:

»Det kann man – det heißt: Sie nich.«

»Wer denn?«

»Wenn ick Ihnen det anvertrau'n tu, denn muß ick wissen, wofor?«

»Ach so!« Katz griff mit der Hand in die Brusttasche.

Drexler nickte und sagte:

»Jawoll!«

»Hier!«

Er gab ihm fünfzig Mark.

Drexler kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und sagte:

»Ne! Davor verrat ick ihr nich.«

Katz klopfte ihm auf die Schulter und erwiderte:

»Auch nicht nötig, mein Junge. Ich stehe gut mit Frau Ina . . . Frau Rittmeister Mertens«, verbesserte er schnell.

Drexler nahm eine drohende Haltung an und sagte:

»Ick och!«

Katz fuhr zurück, beherrschte sich, sah Drexler, dem die Gewalttätigkeit im Gesicht stand, an und zog, statt ihm mit Worten entgegenzutreten, noch einmal seine Brieftasche hervor. Drexlers Ausdruck wurde milder, er streckte ihm die Hand hin, griente und sagte:

»Na also!«

Katz hielt hundert Mark in der Hand, Drexler lächelte freundlich.

»Dafür müssen Sie mir alles zeigen«, forderte Katz. »Wenn Sie mir bei Frau Rittmeister nicht verraten.«

»Ich verspreche es Ihnen.«

»Unten ooch?«

»Von Anfang an.«

Sie stiegen die mit schweren Persern belegte Treppe hinunter. Drexler wies auf eine Tür, an der stand: Informationsbureau.

»Da hinein?« fragte Katz.

»Ne doch!« erwiderte Drexler und hielt ihn zurück. Dann sah er sich auf dem Flur um, schob einen großen Gobelin, der an der Wand hing, zur Seite, öffnete eine Tapetentür und schob Katz hinein. »Links anknipsen«, flüsterte er ihm zu, schloß die Tür wieder und verschwand.

Katz stand auf einem schmalen langen Gang, der sich um sämtliche Zimmer herumzog. In Abständen, die der Größe der dahinterliegenden Räume entsprachen, waren an kleinen, kaum sichtbaren Öffnungen Hörtrichter angebracht und dicht daneben die üblichen Guckkästchen, die jedoch nur aus einem Loch mit einer Linse bestanden, durch die man den ganzen Raum, der dahinterlag, beobachten konnte.

An dem Schreibtisch, auf dem ein Riesenstrauß dunkelroter Rosen stand, saß in elegantem Straßenkleid, mit Hut und langen Schweden, Nelly Brückner und kokettierte süß lächelnd mit einem alten Herrn.

»Ich wiederhole Ihnen, Gnädigste, da Sie mir gestatten, mit Ihnen darüber zu sprechen, ich würde gern die doppelten und dreifachen Beträge zahlen; aber den Mädchen fehlt die Kultur der Liebe. Sie betrachten, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Liebe zu sehr als Toilettenangelegenheit.«

»Ich verstehe – verstehe durchaus.«

»Das mag für junge Füchse das Richtige sein. Unsereins verlangt mehr. Man will – so wie drück' ich mich aus? – angeregt sein. Und wenn es nur ein Händedruck oder ein liebes Wort ist. Es erleichtert den Verkehr ungemein – und schließlich – es beschleunigt ihn auch.«

»Ich versichere Ihnen, das alles wird kommen«, erwiderte Nelly und machte sich einen entsprechenden Vermerk auf ihrem Notizblock.

»Aber wann?«

»In einigen Wochen – alles das muß ihnen erst beigebracht werden. Und zwar so, daß es auch natürlich wirkt.«

»Dann werde ich meinen Besuch also um ein paar Wochen vertagen«, erwiderte der alte Herr und machte Anstalten, sich zu erheben.

»Aber bleiben Sie doch!« bat Nelly und griff dabei, scheinbar unbeabsichtigt, nach seiner Hand.

Der Alte setzte sich wieder. Nelly ließ seine Hand nicht los, fuhr mit ihren weichen Schweden darüber hin, verstärkte den Druck und sagte:

»Ich will es den Mädchen ja beibringen, damit Sie Freude haben. So einem lieben Herrn muß man so gut sein.« – Sie sah ihn verliebt an. Er lächelte und sagte:

»Nun ja.«

Dann faßte er mit der freien Hand nach ihrer und spielte damit.

»Ziehen Sie mir doch den Handschuh aus«, bat sie und sah ihm zärtlich in die Augen.

Der alte Herr öffnete behutsam die Knöpfe, streifte bedächtig den Handschuh ab und betrachtete andächtig die zarte und gepflegte Hand, die unter dem Handschuh zum Vorschein kam.

»Streifen Sie ihn doch ganz ab«, bat Nelly und drückte dabei leicht seine Hände.

Er zog den Handschuh ganz herunter, so daß der schön geformte, weiße Arm bis zu den Ellenbogen nackt war. Und daneben legte sie jetzt den andern Arm, der mit den langen schwarzen Schweden einen anregenden Kontrast dazu bildete.

Der Alte fuhr mit zitternden Händen den entblößten Arm entlang. Nelly hob ihn ein wenig und sagte:

»Sie dürfen . . .«

Er beugte sich ein wenig nach vorn und führte den Arm an seine Lippen. Nelly legte die behandschuhte Hand auf seinen Kopf, der kahl war, fuhr darüber hin; sie fühlte, wie der Druck seines Mundes immer fester wurde. Sie stand vorsichtig auf, trat dicht an ihn heran, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und küßte ihn auf die Stirn.

Der alte Herr atmete schwer und legte die plumpen Arme um ihre Hüften. Als er den Versuch machte, weiter zu fühlen, wehrte sie sich und sagte:

»Nicht!«

»Sei– en Sie lieb! – Fordern Sie!«

Nelly drückte, ohne daß er es merkte, auf eine elektrische Klingel, die auf dem Schreibtisch stand. Zwei Augenblicke später öffnete sich eine Tapetentür und aus einem Fahrstuhl trat in seidener Pyjama und mit offenem Haar, das fast bis zu den Knien reichte, Motte.

Nelly trat geschickt zur Seite. An ihre Stelle trat Motte, die zärtlich von dem alten Herrn Besitz ergriff und ihn zum Fahrstuhl führte.

Eine Minute später war Nelly wieder allein. Kurz darauf hatte sie ein telephonisches Gespräch mit Frau Ina. Und dies wieder hatte zur Folge, daß der alte Herr am nächsten Tage beim Morgenkaffee unter seiner Post einen Brief vorfand, in dem es hieß:

Wir nehmen gern und dankbar Kenntnis davon, daß Sie zwecks Förderung der Interessen unseres Vereins von heute ab den Mitgliedsbeitrag verdoppeln werden. Im Zusammenhange hiermit ersuchen wir Sie, sich bei Ihren Besuchen auch künftighin zunächst an das Informationsbureau I wenden zu wollen.

Hochachtend und ergeben

Im Namen des Vorstandes:

Baronin Waltner.        Mathilde Brückner.

Dr. Wolfgang v. Erdt.

* * *

Ein talentvolles Mädchen, dachte Katz, als Nelly nach dieser für ein junges Mädchen der Gesellschaft immerhin ungewöhnlichen Leistung ihren Roman, der aufgeschlagen auf dem Schreibtische lag, wieder zur Hand nahm und, als wäre nichts geschehen, darin zu lesen begann. Er wollte eben weitergehen, als er in dem Hörrohr ein Geräusch vernahm. Er blieb stehen, sah wie Nelly den Hörer abnahm und in den Apparat rief:

»Wer, bitte?« fragte sie. Und auf die Antwort, die ihr wurde, erwiderte sie: »Was für'n Kommerzienrat?« – Dabei stellte sie mit der freien Hand den Handspiegel auf, brachte Hut und Frisur in Ordnung, legte Puder auf und nahm das kleine Fläschchen von Houbigeant aus dem Schreibtisch. – »Ah so!« rief sie in den Apparat, »jetzt verstehe ich, also kein Kommerzienrat – ja, ja! ich höre – der Konsistorialrat und Theologieprofessor Schröder – freilich, das ist etwas ganz anderes. – Einen Augenblick, dann sagen Sie ihm, ich lasse bitten.« –

Sie hing den Hörer an, riß den Hut ab, klappte den Spiegel zusammen, fuhr sich mit dem Spitzentuch über das Gesicht und wischte den Puder ab, legte den Roman beiseite, zog aus dem Schreibtisch ein Buch heraus, das dem Format nach die Bibel war, streifte sich den langen Schweden vom linken Arm und zog sich die Ärmel, die durch einen Trick mühelos zu verkürzen waren, bis über die Gelenke herunter. Dann drückte sie auf einen Knopf, und ins Zimmer trat im hochgeschlossenen Gehrock, den Zylinder in der Hand, der Konsistorialrat und Theologieprofessor Schröder.

Als der sich der jungen Nelly Brückner gegenübersah, stutzte er einen Augenblick und sagte:

»Verzeihung, ich weiß nicht, ob man mich hier an die richtige Stelle verwiesen hat.«

Dabei kroch er noch tiefer in seinen langen Rock hinein, stülpte sich den Zylinder auf und sah sich ängstlich in dem Zimmer um.

»Darf ich fragen, was Sie suchen? » fragte Nelly. Und der Konsistorialrat, der es mißverstand und wörtlich nahm, während sich die Frage nur auf den Grund seines Besuches bezog, sah sich zunächst weiter im Zimmer um, atmete erleichtert auf und sagte:

»Ich suchte es nicht – im Gegenteil! Ich bin sehr froh . . .« und dabei trat er näher an den Schreibtisch heran.

Katz mußte lachen, während Nelly ernst blieb.

Aber beide wußten, daß er in dem Glauben, sich in der Etage geirrt zu haben, nun froh war, weder Bett noch Chaiselongue im Zimmer vorzufinden. Auch den hohen Hut nahm er wieder ab.

»Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Konsistorialrat?«

»Gewiß; nur weiß ich noch immer nicht . . .«

»Ich bin die Tochter von Mathilde Brückner und Mitglied des Vorstandes. Mir ist vor allem das persönliche Wohl der Mädchen anvertraut.«

»So, so! dann stimmt es ja. Ich stieß mich an Ihrer Jugend und an Ihrem Äußern . . .«

»Ich bin älter, als ich aussehe«, erwiderte Nelly. »Aber ich mache mich absichtlich jung, um das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen. Mit den alten Vorstandsdamen schließen sie schwerer Freundschaft; daher war es nötig, daß ein jüngeres Mädchen das Opfer brachte. Leicht fällt es mir nicht. Aber dem edlen Zweck zuliebe tut man schließlich viel.«

Der Konsistorialrat war plötzlich wie umgewandelt. Er ging auf sie zu, reichte ihr die Hand und sagte:

»Ich beglückwünsche Sie zu diesem Opfer, das Ihnen zur Ehre gereicht.«

»Das Bewußtsein, Gutes zu wirken, läßt mich alles Häßliche überwinden.«

»Man begegnet heutzutage selten edlen Menschen. Um so größer ist die Freude, wirklich mal einen zu finden.«

»Dabei bin ich überzeugt, es denken nicht einmal alle wie Sie, Herr Konsistorialrat«, erwiderte Nelly. »Auf einem so exponierten Posten bin ich sicherlich übler Nachrede ausgesetzt.«

»Schlechte Menschen!« suchte der Konsistorialrat sie zu beruhigen. »Wer Herz hat und sehen kann, der wird Ihnen nur mit Hochachtung begegnen.«

Nelly, die jetzt nicht mehr süß lächelte, sondern ein ernstes, fast feierliches Gesicht machte, das sie älter und weniger hübsch erscheinen ließ, sagte:

»Wenn doch alle so dächten, man arbeitete noch mal so gern.«

»Sie dürfen nicht dem Beifall der Menschen nachgehen, sondern müssen suchen, Gott zu gefallen.«

Nelly schloß die Augen, senkte den Kopf ein wenig und hauchte:

»Das tue ich.« – Und nach einer Pause: »Sonst hielte ich es hier nicht aus.«

»Die Begegnung mit Ihnen, mein Fräulein,« fuhr der alte Konsistorialrat fort, »bestärkt mich in meiner Absicht, derenwegen ich hier bin.«

»Darf ich fragen?«

»Gewiß! Ich habe, wie wohl viele andere, seinerzeit einen Prospekt über die Ziele Ihres Vereins erhalten. Ich muß gestehen, ich konnte einen bittern Beigeschmack trotz allem Verständnis, das ich den Bestrebungen entgegenbringe, nicht unterdrücken. Ich habe zu trübe Erfahrungen gerade auf dem Gebiete der Wohltätigkeit gemacht. Was hat man nicht alles zu diesem Zwecke mißbraucht? Aber ich bin den Gedanken doch nicht losgeworden. Vielleicht, weil er so ungewöhnlich ist. Und bei dem vielen Denken ist mir da eine Idee gekommen, die es mir als Seelsorger geradezu zur Pflicht machte, mich an Sie zu wenden.«

»Wenn es den von uns erstrebten Läuterungsprozeß beschleunigt – und dafür bürgt in diesem Falle Ihre Person –, so dürfen Sie bestimmt bei uns auf Verständnis rechnen.«

»Es fragt sich, ob dieser Läuterungsprozeß schon genügend vorgeschritten ist, um meine Arbeit mit Aussicht auf Erfolg zu beginnen. Ich will nicht mehr und nicht weniger, als diesen armen gefallenen Mädchen Religion beibringen.«

Nelly stutzte einen Augenblick lang, hob dann den Kopf hoch, sah den Konsistorialrat strahlend an und sagte:

»Das ist ein erhabener Gedanke!«

»Es freut mich, daß ich bei Ihnen auf Verständnis stoße.«

»Erlauben Sie mir, einen Augenblick darüber nachzudenken?«

»Bitte sehr.«

Nelly stützte den Kopf auf und zog die Stirn in Falten.

»Je länger ich es erwäge, um so mehr leuchtet es mir ein,« sagte sie nach einer Weile. »Ja, ich sehe darin eine so gewaltige Förderung dessen, was wir erstreben, daß ich – Sie merken es mir wohl an – meine Rührung nicht mehr unterdrücken kann.« – Und wirklich hatte Nelly jetzt Tränen in den Augen.

Der Konsistorialrat sah sie beglückt und teilnahmsvoll an und sagte:

»Ich freue mich sehr.«

»Mir scheint, daß damit der Erfolg unserer Mühen gesichert und gekrönt wird. Denn das sagte ich mir als gläubiger Mensch oft: ohne Religion geht es nicht!«

»Wie gern – und wie selten hört man das heutzutage.«

»Und Sie würden selbst . . .«

»Auch ich würde es als Krönung und als den würdigsten Abschluß meine seelsorgerischen Tätigkeit betrachten.«

»Ich wünschte, wir könnten gleich zu einer festen Vereinbarung gelangen.«

»Das ist nach meiner Aussprache mit Ihnen auch mein Wunsch. Ich hatte, als ich kam, zwar nur an eine Anregung gedacht; ich wollte mich zunächst mal orientieren. Nun, da das geschehen ist, sind all meine Bedenken behoben.«

»Wenn ich auch nicht selbständige Entscheidungen treffen kann, so glaube ich doch, Ihnen jedes Gehalt, das Sie für den Religionsunterricht beanspruchen, zusichern zu können.«

Der Konsistorialrat wehrte mit beiden Händen ab.

»O nein! Geld nehme ich dafür nicht. Ich werde wie jeder andere den Mitgliedsbeitrag entrichten und, so dachte ich es mir, außer den Einzelstunden, je nach Bedarf, den Mädchen zweimal wöchentlich gemeinsam Unterricht erteilen.«

»Da wage ich natürlich nicht zu widersprechen, zumal ich es selbst so halte.«

»Dann können Sie mir also auch die nötigen Aufschlüsse über die Charaktere und Veranlagung der Mädchen geben.«

»Bis ins Kleinste.«

»An einen systematischen Unterricht denke ich dabei natürlich nicht. Es wird sich in diesem Falle in erster Linie natürlich darum handeln, seelisch auf die Mädchen einzuwirken.«

»Ich verstehe. Sie wollen den göttlichen Funken, der ja in jedem Menschen schlummert, wecken. Damit wäre dann freilich schon viel getan.«

Der Konsistorialrat nickte.

»Sie verstehen mich vollkommen. Es wäre da wohl das Beste, ich beschäftige mich erst einmal eine Stunde lang einzeln mit jedem Mädchen und sehe, wieweit ein gemeinsamer Unterricht überhaupt möglich ist.«

»Das scheint auch mir das Richtige.«

»Und wann, meinen Sie, könnte ich damit beginnen?«

»Wenn Sie mich fragen, Herr Konsistorialrat; am liebsten morgen.«

»Das gefällt mir! Das Gute soll man nicht hinausschieben, sondern gleich tun.«

Er stand auf.

»Wir dürfen Sie somit als unser Mitglied betrachten?«

»Jawohl!«

Auch Nelly erhob sich.

»Ich möchte Sie doch noch mit Mama bekanntmachen. Sie kann Ihnen besser noch als ich Aufschluß über die Veranlagung jedes der Mädchen geben.« – Sie drückte auf einen elektrischen Knopf; gleich darauf erschien Anton Drexler, mit dem sich Nelly durch einen einzigen Blick verständigte.

»Wo hält sich meine Mutter augenblicklich auf?«

»Bei Fräulein Lona.«

»Sie sehen,« wandte sich Nelly an den Konsistorialrat, »wir tun alle, was in unsern Kräften steht. Mama vernachlässigt der Sache zuliebe sogar ihre Kunst.«

Der Konsistorialrat bedankte sich immer wieder, verabschiedete sich und drückte Nelly die Hand. Dann ging er mit Drexler hinaus.

Als er draußen war, unterrichtete Nelly durch das Haustelephon ihre Mutter. Sachlich und ohne Kritik.

Was sie sagte und antwortete, ergab, daß Mathilde Brückner aufrichtig froh über die Hilfe war, die ihr durch die Teilnahme des geistlichen Herrn wurde.

Lebhafter war das folgende Gespräch, das Nelly mit Frau Ina führte. Den tätigen Beitritt des Konsistorialrates schätzten beide höher ein als die Verdoppelung der Mitgliederzahl. Sie beschlossen seine sofortige Aufnahme in den Vorstand und einen Neudruck aller Prospekte. Da sollte sein Name an erster Stelle neben dem der Baronin prangen. In dem Gebäude, das Frau Ina so kunstvoll errichtet hatte, war dies die stärkste Säule, die den Bau festigte und den letzten Zweifler mundtot machte.

* * *

Hier kann man die menschliche Komödie studieren, dachte Katz und kam sich gegenüber dem, was sich ihm hier erschloß, zum ersten Male in seinem wechselreichen Leben wie ein anständiger Mensch – er unterbrach sich in seinen Gedanken, machte ein verdrießliches Gesicht und verbesserte – wie ein Stümper vor.

Nelly schien nach diesen Vorgängen etwas erschöpft; sie lehnte sich in ihren Sessel zurück, nahm aus einer Porzellandose ein paar Pralinés und aß sie, während sie sich gleichzeitig eine Zigarette anzündete. Katz ging weiter. Im nächsten Zimmer saß in einem tiefen Ledersessel Frau Mira Rießer und legte sich Rot auf.

Anton Drexler meldete, daß die rotblonde Lona sie zu sprechen wünsche. Ohne aufzusehen oder sich in ihrer Arbeit stören zu lassen, erwiderte Frau Mira:

»Bitte!«

Lona kam in eleganter Matiné, offenem Haar, in Tränen aufgelöst:

»Menschenskind, wie laufen Sie denn schon wieder herum! Das geht nicht! – Was ist Ihnen denn?«

»Ach Sie!« erwiderte Lona vorwurfsvoll.

»Ich? – Wieso?«

»Sie wissen es genau. – Sie sind mir eine Schöne!«

»Ja, was wollen Sie denn?«

»Gerade der! – Alle anderen an Sie! geschenkt! mit Kußhand! – Aber Willy gehört mir!«

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
30 ноября 2019
Объем:
270 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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