Читать книгу: «Liebe gegen jede Regel», страница 3

Шрифт:

3. Kapitel

Zwei Wochen später verstaute Geoff seine kompletten Besitztümer auf der Ladefläche eines Trucks, den er von der Farm mitgebracht hatte. Die Beerdigung seines Vaters war reibungslos verlaufen, auch wenn eine Menge Tränen geflossen und noch mehr alte Geschichten und Erinnerungen ausgetauscht worden waren.

Geoff hatte tatsächlich die Lobrede gehalten und feststellen müssen, dass er mit seinen Worten die meisten Leute in der Kirche zum Weinen gebracht hatte. Glücklicherweise konnte er seine eigenen Tränen bis zum Schluss zurückhalten. Dann hatte er seinen Platz neben Len eingenommen und an dessen Schulter geweint.

Ein paar Tage später war er zurück nach Chicago gefahren, um seinen Job zu kündigen und seine Wohnung auszuräumen. Er hatte Mr. Vain damit ziemlich überrumpelt, weil dieser sogar angedeutet hatte, dass er gerne wieder etwas Zeit mit Geoff verbringen würde, aber Geoff hatte ihm ohne weiteres einen Korb gegeben. Die meiste Zeit der darauffolgenden zwei Wochen verbrachte er damit, seine Arbeit den Kollegen zu übergeben.

Raine war nicht gerade begeistert gewesen, dass Geoff ging, hatte es aber schließlich hingenommen.

»Du könntest jederzeit mitkommen«, hatte Geoff angeboten.

»Was soll ich denn auf einer Farm?« Raines spöttische Anwort hatte sie zum Lachen gebracht. Dann waren sie ein letztes Mal zusammen ausgegangen, bevor Geoff die Stadt verließ. Sie waren so gute Freunde geworden und Geoff nahm Raine das Versprechen ab, dass er ihn wenigstens besuchen kommen würde.

Die Fahrt zurück zur Farm war angenehm und Geoff fuhr zufrieden mit offenen Fenstern und aufgedrehter Musik. Am frühen Nachmittag lenkte er den Truck schließlich in die Einfahrt. Das Haus war verlassen, Len draußen bei der Arbeit. Also entschied sich Geoff, zu entladen, was er auf die Schnelle tragen konnte, und die unhandlicheren Sachen auf später zu verschieben. Als Len wiederkam, wartete Geoff bereits mit dem fertigen Mittagessen auf ihn.

»Was hast du den Rest des Tages vor?«, fragte Len, als er sich setzte.

»Den Truck entladen und dann mit den Pferden arbeiten. Ich will den Stall für Princess fertig machen. Sie sollte ja kurz vorm Fohlen sein, wenn sie es nicht schon getan hat, als ich weg war…?«

»Nein, sie sieht so aus, als wäre sie in den nächsten paar Tagen fällig. Die Jungs und ich kontrollieren auf den westlichen Weiden die Zäune. Ich will ungefähr hundert Rinder da hin übersiedeln.« Geoff setzte sich und sie begannen zu essen. »Wie lief's mit deinem Job und diesem Raine?«

»Den Job aufzugeben, war leicht, schwerer war es, Raine zurückzulassen. Er ist der beste Freund, den ich seit langem hatte.« Geoff schaufelte das Essen in sich hinein. Er hatte noch so viel zu tun. »Ich dachte, ich schau mir heute Abend mal die Buchhaltung an, um mich ein bisschen einzuarbeiten.«

Bevor er zurück nach Chicago aufgebrochen war, hatte er bereits erfahren, dass die Farm von Vollzeitmitarbeitern betrieben wurde und dazu noch ein paar Aushilfskräfte beschäftigte, die bei den allgemeinen Arbeiten halfen und den Stall ausmisteten oder das Heu einbrachten.

»Könntest du das morgen machen? Es gibt da etwas, über das ich mit dir heute Abend reden möchte«, bat Len.

»Sicher.« Geoff brachte sein und Lens Geschirr zum Abwasch. »Ich mach das später.«

Geoff ging wieder nach draußen, räumte sein restliches Hab und Gut vom Truck ins Haus und parkte das Fahrzeug anschließend am Stall, wo es nicht im Weg herumstand. Anschließend bereitete er die größte Box für die bevorstehende Geburt vor und mistete einige der anderen Boxen aus, tränkte alle Pferde und füllte ihre Krippen mit Heu und ein wenig Hafer.

Joey trudelte ein, als er gerade fertig wurde, und packte bei den letzten Handgriffen mit an. Er brachte mehr Heu vom Heuboden und fegte die Stallgasse.

»Bleibst du zum Abendessen, Joey?«

»Nein, heute kann ich nicht. Mom kocht was Besonderes zu meinem Geburtstag.« Er wirkte sehr aufgeregt.

»Na dann ab nach Hause und feier schön!« Geoff scheuchte ihn aus dem Stall und beobachtete, wie er zu seinem Fahrrad rannte und in Richtung Heimat abzog. Len und die anderen Farmarbeiter bewegten sich soeben zurück zum Haus. Geoff fragte sich, was los war, bis er sich daran erinnerte, dass Freitag war.

Lens wöchentliches Pokerspiel war eine Tradition auf der Farm und das seit... immer. Geoff erinnerte sich daran, als Kind neben Len gesessen und ihm beim Spielen zugeschaut zu haben, um von ihm zu lernen.

»Geoffy... bist du bereit, beim Pokern die Hosen runter zu lassen?«, rief ihm einer der Männer zu.

»Ich komme gleich!«, entgegnete er und lächelte. Fred hatte ihn schon immer Geoffy genannt – er war der Einzige, dem er das durchgehen ließ. Es war schön, zu Hause zu sein. Das Leben in der Stadt hatte Spaß gemacht, aber diese Leute kannten ihn schon fast sein ganzes Leben lang. Er bedeutete ihnen etwas.

Inzwischen standen die Dinge allerdings ein bisschen anders. Früher war sein Vater der Boss gewesen. Derjenige, der die schweren Entscheidungen gefällt hatte, und Geoff war nie wirklich davon betroffen gewesen, hatte sich nicht um die Konsequenzen scheren müssen. Nun war Geoff der Boss und jeder auf der Farm erwartete von ihm, dass er die Entscheidungen traf. Richtige Entscheidungen.

Es machte ihn nervös. Natürlich hatte er Len, der ihm mit Rat und Hilfe zur Seite stand, aber der Betrieb und das Wohlbefinden der Tiere und der Menschen, die hier arbeiteten, waren jetzt von ihm abhängig. Er war für sie verantwortlich.

Oh Mann, wie soll ich das schaffen?

Die Tragweite dessen, was er da übernommen hatte, traf ihn mit einem Mal wie ein Keulenschlag. Er lehnte sich gegen die Stallwand und zwang sich, tief durchzuatmen.

»Mach einen Schritt nach dem anderen. Das würde Dad jetzt sagen.« Er nahm einen weiteren Atemzug. »Herrgott nochmal, jetzt rede ich schon mit mir selbst. Zieh den Kopf aus deinem Arsch, du bist kein Kleinkind mehr. Du bist hier aufgewachsen. Du weißt, was zu tun ist.«

Das Gefühl von Panik ebbte langsam ab und Atmen fiel ihm langsam wieder leichter. Er riss sich zusammen und schritt Stallgasse hinunter zu Kirks Box. Der majestätische, schwarze Kopf erhob sich über die halbhohe Tür, sobald er sich ihr näherte. Geoff nahm im Vorbeigehen eine Karotte und verfütterte sie an Kirk, während er seine Nüstern streichelte. Das Pferd beruhigte seine Nerven mit seinem lauten Schmatzen – die großen, tiefgründigen Augen beobachteten ihn genau.

»Du bist schon etwas Besonderes, Junge.«

Len hatte seit Jahren versucht, seinen Vater davon zu überzeugen, Kirk kastrieren zu lassen, aber Cliff wollte nichts davon hören und Geoff hegte diesbezüglich auch keinerlei Absichten. Er streichelte noch einmal zum Abschied über die weiche Nase und verließ dann den Stall in Richtung Haus.

Die Küche war mit Stimmen und Gelächter gefüllt, vier Männer redeten und scherzten miteinander.

»Komm her, Geoffy, nimm dir 'nen Stuhl.«

Er nahm den Platz neben Fred und Len teilte ihm bei der nächsten Runde Karten aus.

Simon nahm seine Stichelei wieder auf. »Pete, hast du gesehen, wie Joey heute Nachmittag Kirk gestriegelt hat?«

Kirk ließ Pete nicht in seine Nähe, ohne den kleinen, stämmigen Mann zu beißen. Nicht, dass Simon, auch Lumpy genannt, an ihn heran kam, aber Pete hatte immer schon damit angegeben, wie gut er mit Pferden umgehen konnte.

Ein Erdnussflip flog über den Tisch. »Halt die Klappe, Lumpy.« Er hatte gut gezielt ‒ und hinterließ einen orangefarbenen Fleck auf Simons Hemd. »Spielen wir nun, oder was?«, murrte Pete in seine Karten.

Sie wurden ruhiger, während sie ihre Einsätze machten. Nicht, dass viel Geld im Spiel gewesen wäre. Geoff meinte sich zu erinnern, dass jemand mal vor Jahren fünf Dollar gewonnen hatte. Für sie ging es eher darum, wer wen besser austricksen konnte.

Geoff konnte nicht anders, als bei den Neckereien mitzumischen. »Kommt schon, Leute, Kirk ist doch nur ein großes Baby.«

Fred kicherte. »Nur weil er dich mag.«

»Und Joey anscheinend auch.« Die Tatsache, dass der Hengst Gefallen an dem Teenager gefunden hatte, amüsierte Geoff ungemein. Er hatte schon immer gewusst, dass Pferde ein feines Gespür für Charaktereigenschaften hatten, und Kirk war ein besonders kluges Pferd. Dass er Joey mochte, sagte viel über den jungen Mann aus. Es schadete auch nichts, dass der Junge ziemlich niedlich war. Wenn er ein bisschen älter wäre... Geoff vertrieb den Gedanken aus seinem Kopf, als er, ein Full House auf der Hand, zurückhaltend seinen Einsatz machte.

Tatsächlich setzte Lumpy deutlich mehr, was vermutlich hieß, dass er bluffte, also ließ Geoff es darauf ankommen.

»Drei Neunen.« Der große, drahtige Mann deckte seine Karten siegessicher grinsend auf.

Geoff lächelte. »Full House.«

Lumpy stöhnte und warf seine Karten hin, während Geoff den Pot einheimste. »Joey scheint ein wirklich netter Junge zu sein«, kommentierte Geoff und die Konversation um den Tisch herum erstarb. »Was denn?« Er hätte nicht erwartet, dass der simple Kommentar so einen Effekt hat.

Len lehnte sich vor, seine Stimme tief und ernst. »Sein Vater ist vor einem Jahr gestorben und seine Mutter tut ihr Bestes, aber es ist nicht leicht für sie. Joey hing für eine Weile beim Stall herum und fragte dann irgendwann, wie viel Reitstunden kosten. Ich hab ihm gesagt, wenn er im Stall aushilft, gebe ich ihm umsonst Unterricht. Du hättest sein Gesicht sehen sollen – da ist plötzlich die Sonne aufgegangen. Allein der Ausdruck war ein Jahr Unterricht wert.« Daran zweifelte Geoff nicht. »Warum, wie kommst du jetzt darauf?« Len konnte praktisch sehen, wie es hinter Geoffs Stirn arbeitete, aber dieser schüttelte den Kopf, noch nicht bereit, darüber zu reden.

Geoff klopfte Len auf die Schulter. »Du alter Softie«, zog er den Mann auf, als er zum Kühlschrank ging. »Braucht sonst noch jemand was?«, fragte Geoff in die Runde, in der die anderen allmählich wieder ihre Gespräche aufnahmen.

»Ich nehm 'n Bier.«

Geoff brachte zwei Flaschen mit und gab eine an Len weiter, bevor er sich wieder hinsetzte. Fred nahm den Kartenstapel auf und fing an, zu mischen, während die ersten Einsätze gemacht wurden.

»Ich hab' gehört, deine Tante Janelle ist stinksauer auf dich.« Pete ging mit Geoffs Cousine Jill aus. Es war ihnen ziemlich ernst und was auch immer Janelle gerade quer lag, mussten Vicki und ihre Kinder sich anhören.

Len murmelte etwas – das verdächtig nach alte Hexe klang ‒, aber Geoff ignorierte es einfach. »Sie hat bei ihrem Besuch nach Dads Tod versucht, etwas aus dem Haus zu stehlen. Ich hab sie erwischt und sie gezwungen, es zurückzugeben. Natürlich ist sie sauer.« Hinterlistiges Weib.

Fred mischte sich ein. »Diese Frau ist die rachsüchtigste Kreatur auf Erden.«

Die Karten wurden ausgegeben und die Runde begann.

»Kümmert mich nicht wirklich. Sie kann woanders rachsüchtig sein. Sie wird hier nichts stehlen und damit davon kommen. Verdammt, sie kann froh sein, dass ich nicht die Polizei gerufen habe.« Geoff beschloss, das Thema zu wechseln. »Also Pete, wie geht's dir und Jilly?«

Die Wetteinsätze wurden in die Mitte geworfen. Pete errötete sofort. Er war nach Geoff der Jüngste der Runde und seit der High School in Jill verknallt. Vor zwei Jahren hatte er endlich den Mut aufgebracht, sie um ein Date zu bitten. Seitdem waren sie unzertrennlich.

»Uns geht's gut.«

Fred versorgte ihn mit Details. »Pete wird um ihre Hand anhalten, sobald er sich den Ring leisten kann.«

Pete wand sich immer noch verlegen. »Ich bin bald so weit.«

Geoff lächelte Pete zu. »Freut mich für dich. Sie ist ein nettes Mädchen, sie hat jemanden verdient, der sich gut um sie kümmert.« Seine Cousine war nett, nicht besonders schlau, aber bodenständig, sehr süß und mütterlich. Er zweifelte nicht daran, dass diese beiden sich umeinander kümmern und gute Eltern werden würden.

»Und, wie fühlt es sich an, der Boss zu sein?« Man konnte sich darauf verlassen, dass Lumpy früher oder später wieder zu sticheln begann.

Geoff überlegte schnell, wie er antworten sollte. »Ich weiß noch nicht. Werden wir dann sehen, wenn ich deinen Gehaltsscheck unterschreibe.« Ein Chor von Ohhhhhs schallte ihm entgegen und dann lachten alle.

Er kannte diese Jungs schon seit geraumer Zeit, alle standen ihm nah, aber er konnte sehen und fühlen, dass sich einige Dinge geändert hatten. Früher hatten sie ihn oft gepiesackt und geneckt. Jetzt waren alle – bis auf Fred – deutlich zurückhaltender. Geoff kannte die Gründe dafür, er wusste nur noch nicht, was er davon halten sollte.

Geoff stieg aus und warf seine Karten auf den Tisch. Er beobachtete den Rest der Runde, während die gemütliche Unterhaltung und gutmütigen Neckereien der Männer untereinander um den Tisch herum fortfuhr. Gerüchte und Klatsch wurden geteilt.

»Lumpy, hast du gehört, dass der alte Jones behauptet, er habe einen Bär auf seinem Besitz gesehen?«, fragte Len.

Lumpy lachte. »Genauso wie er vor zwei Jahren behauptet hat, dass er einen Gorilla gesehen hat, und es stellte sich heraus, dass es die Kombination einer Vogelscheuche mit zu viel Whiskey war.«

Alle außer Len lachten. »Trotzdem, bleibt wachsam und haltet die Augen nach Anzeichen auf.«

»Es wurde seit 20 Jahren kein Bär mehr in der Gegend gesichtet. Ich wette, es war einer von Hamms' Bären, die er durch den Boden seines Bierglases gesehen hat«, sagte Lumpy.

Die Spielrunde löste sich wie immer gegen neun Uhr auf. Die Männer halfen beim Aufräumen und machten sich dann auf den Weg nach Hause. Die meisten von ihnen lebten im Umkreis von ein paar Meilen außerhalb der Farm.

»Len, wusstest du, dass Joey heute Geburtstag hatte?«, fragte Geoff. Lens Antwort war ein Kopfschütteln. »Er war heute beim Stall... hatte alte Tennisschuhe an und Jeans, die mehr Flicken haben als Jeansstoff«, fügte Geoff hinzu.

»Worauf willst du hinaus?« Len starrte ihn an. »Willst du ihn hier nicht mehr sehen, ist es das?« Das Funkeln verwandelte sich in einen finsteren Blick. »Dazu hab ich dich sicher nicht erzogen.«

»Welche Laus ist dir denn auf einmal über die Leber gelaufen?« Warum war Len auf einmal so bissig? »Ich dachte eigentlich eher daran, ihn morgen in die Stadt mitzunehmen, damit ich ihm ein Geburtstagsgeschenk besorgen kann. Ein Paar Stiefel, eine vernünftige Jeans und vielleicht einen Hut. Wenn er draußen in der Sonne ist, braucht er einen.«

Len drehte sich weg und Geoff wusste, dass er seine Rührung zu verbergen versuchte. »Manchmal vergesse ich einfach, wie viel von deinem Vater in dir steckt.«

»Da ist genau so viel von dir in mir wie von ihm. Vergiss das nicht.« Geoff klopfte Len auf die Schulter und wanderte dann in das ehemalige Büro seines Vaters, um Len ein wenig Privatsphäre zu gewähren.

Er schaute sich um, fand die Geschäftsbücher und Bestandsaufzeichnungen auf dem Tisch und sah sie aufmerksam durch. Es wurde schnell offensichtlich, dass sie nicht auf dem aktuellen Stand waren. Keine große Überraschung und so setzte er sich an den Schreibtisch und fing an, zu arbeiten.

Eine Stunde später war er ungefähr auf dem Laufenden über das, was sein Vater getan hatte und was noch vor ihm lag, um die Bücher nachzuarbeiten. Er machte sich auch eine Notiz, dass er zur Bank gehen sollte, um dort Informationen über die Konten der Farm und die persönlichen Konten seines Vaters einzuholen. Außerdem wäre es sicherlich nicht schlecht, in Erfahrung zu bringen, um was es sich bei dem sogenannten Notfallkonto handelte, das sein Vater eingetragen hatte.

Len klopfte am Türrahmen. »Können wir uns unterhalten?«

Geoff schloss die Bücher und machte das Licht aus. »Im Wohnzimmer?«

Len nickte und Geoff folgte ihm.

Len setzte sich in seinen üblichen Stuhl. »Ich habe mich dazu entschlossen, umzuziehen.«

»Was? Wo willst du hin?« Das war nicht gut. Er wollte nicht, dass Len irgendwohin ging.

»Tut mir leid... Ich meine, dass ich das Schlafzimmer wechseln will. Das Haus ist jetzt deins, und du solltest das große Schlafzimmer benutzen und...« Geoff wartete, dass er fortfuhr. »In dem Zimmer ohne Cliff zu schlafen... Ich dachte, ich könnte es, aber es geht nicht. Da sind zu viele Erinnerungen«, schloss Len.

Geoff war sich auch nicht sicher, ob er das Zimmer bewohnen konnte, aber er verstand Lens Gefühle. »Ich helfe dir beim Umzug, wann immer du möchtest.«

»Danke.« Len griff in seine Tasche und holte einen Briefumschlag heraus. »Dein Vater bat mich, dir den zu geben, sobald du dich dazu entschieden hast, die Farm zu behalten.« Len überreichte ihm den Brief und stand von seinem Stuhl auf. »Ich seh dich dann morgen.«

Er ging nach oben, Geoff starrte den Umschlag an, den er in seiner Hand hielt. Sein Name stand dort in der vertrauten Sauklaue seines Vaters. Endlich öffnete er ihn und zog einen handgeschriebenen Brief raus.

Mein lieber Sohn,

ich bin mir sicher, dass Len dir inzwischen erzählt hat, was ich getan habe und warum. Ich weiß, du bist bestimmt enttäuscht von mir, aber ich wollte es so. Diese vergangenen paar Monate waren voller nicht enden wollender Schmerzen durch den Krebs und den Versuch der Ärzte, ihn zu besiegen. Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe, aber ich wusste, du hättest versucht, mich davon abzuhalten, und ich konnte dir noch nie etwas verwehren.

Ich bat Len, dir diesen Brief zu geben, sobald du dich entschieden hast, ob du die Farm behältst oder verkaufst. Ich weiß, was du wählen wirst, und ich bin stolz, dass du dich dazu entschlossen hast, sie zu behalten. Du wirst die vierte Generation sein, die die Farm führt, und ich weiß, du wirst sie an die nächste Generation in so gutem Zustand weitergeben, wie du sie von mir bekommen hast. Du liebst dieses Land genau so sehr wie ich; es liegt dir im Blut.

Es gibt ein paar Dinge, um die ich dich bitten will. Bitte kümmere dich um Len. Er ist die Liebe meines Lebens und ich wurde mit ihm und dir gesegnet. Ich hoffe, er findet jemanden und wird wieder glücklich. Wenn es soweit ist, darfst du nicht versuchen, ihn aufzuhalten. Er verdient jedes Glück, genau so wie du. Landwirtschaft kann ein sehr einsames Leben sein, also finde jemanden, der für dich das ist, was Len für mich war. Das wiegt alles andere wieder auf.

Zum Schluss möchte ich dir noch sagen, wie sehr ich dich liebe und dass ich stolz bin, dich zum Sohn zu haben. Du hast mein Leben jeden einzelnen Tag lang bereichert. Das erste Mal, dass ich dich im Arm hielt, konnte ich nicht fassen, wie schnell jemand mein Herz gewinnen kann, aber ein Blick aus deinen blauen Augen und es war um mich geschehen. Und dann bist du zu einem außergewöhnlichen Mann mit einem großen Herzen herangewachsen.

Du wirst in den kommenden Jahren durch viele Dinge geprüft werden, aber was auch immer passiert, bleib derselbe liebende, liebevolle Mensch, der du heute bist.

Ich werde dich immer lieben,

Dad

Geoffs Augen brannten und sein Hals tat weh, als er den Brief zurück in seinen Umschlag steckte. Er ging zurück ins Büro und legte den Brief in die oberste Schublade der Kommode, schaltete das Licht aus und stieg die Treppe nach oben. Die Worte seines Vaters hallten noch lange in seinen Ohren nach.

4. Kapitel

Geoff hatte noch nie einen Wecker gebraucht, um morgens aufzustehen – vorausgesetzt, er hatte am Abend vorher nicht getrunken – und dieser Morgen bildete da keine Ausnahme. Es war immer noch dunkel draußen, aber Geoff schon aus dem Bett. Gewaschen und angezogen, machte er sich vor seinem morgendlichen Ausritt in der Küche etwas zu essen.

Er hörte ein leises Klopfen, öffnete die Tür und stand Lumpy gegenüber. Er sah besorgt aus.

»Da ist etwas im Stall, was du dir anschauen musst.«

Geoff wunderte sich über die ominöse Andeutung, folgte Lumpy aber über den Hof in den Stall und zur leeren Box am anderen Ende, aus der ein paar schwarze Stiefel zu sehen waren. Beim näheren Hinschauen konnte er auch die dazugehörigen Beine erkennen, und als er um die Ecke linste, die schlafende Gestalt eines Jungen.

Zwar lag der Stall bis auf das dämmrige Morgenlicht, das durch Fenster und die geöffnete Tür drang, immer noch zum Großteil im Dunkeln, aber Geoff konnte nichtsdestotrotz das ungewöhnliche Äußere des Jungen erkennen. Erst jetzt bemerkte er die schwarzen Hosen, die unter einem schwarzen Mantel hervor lugten, den der Junge als Decke benutzte, und den breitkrempigen Hut, der sorgfältig auf der leeren Krippe abgelegt worden war. Was zum Teufel machte ein Amish-Junge schlafend in seinem Stall?

Geoff konnte nicht lange darüber nachdenken, weil die Augen des Jungen sich ein paar Sekunden später öffneten und ihr ängstlicher Blick auf seinen traf. Urplötzlich war der Bursche auf seinen Beinen und raste wieselflink aus dem Stall hinaus auf den Hof. Lumpy schaute zu Geoff und wollte ihm hinterher, doch Geoff rief ihn zurück.

»Ich geh'. Du fängst mit deiner Arbeit an.«

Lumpy nickte und Geoff hob den Hut und die Stiefel auf und ging hinaus. Im Dämmerlicht konnte er den Jungen an der Straße stehen sehen, wie er zurück zum Stall schaute. Geoff lief langsam in seine Richtung, behandelte den Jungen wie ein verschrecktes Pferd. Er achtete darauf, keine plötzlichen Bewegungen zu machen.

»Du hast deine Stiefel und den Hut vergessen.« Geoff hielt sie ihm hin. Als der Junge keine Anstalten machte, sie zu nehmen, bückte sich Geoff ruhig und legte beides auf den Boden.

»Ist schon in Ordnung, ich tu' dir nichts.« Er trat zurück und der Junge bewegte sich vorwärts, zog seine Stiefel an und nahm seinen Hut. »Warum hast du im Stall geschlafen? Wo ist deine Familie?«

»Rumspringa.«

Das Wort hörte sich für Geoff fremd an. »Ich weiß nicht, was das bedeutet.«

Der junge Mann – Geoff konnte nun sehen, dass er definitiv kein Kind mehr war – stand wieder auf. Der Blick der strahlend blauen Augen bohrte sich in seinen.

»Es ist meine Zeit weg von der Gemeinschaft.«

Geoff nickte. Er wusste nicht allzu viel über die Amish außer dem, was er von anderen gehört hatte. Aber wenn der Junge weg von der Gemeinschaft leben sollte und in seinem Stall schlief, hatte er offenbar keinen Ort, wo er bleiben konnte.

»Hast du Hunger?«

Der junge Mann stand wie erstarrt, als ob er entscheiden musste, ob er antworten oder lieber weglaufen sollte, seinen Ängsten folgen oder seinem Magen.

»Ja.«

Geoff lächelte und streckte seine Hand aus. »Ich heiße Geoff, ich bin der Besitzer der Farm.«

Der Amish-Junge schaute sich um, seine Augen wanderten über das Haus und die Ställe. Sein Gesicht nahm einen bewundernden Ausdruck an.

»Ich bin Elijah, Elijah Henninger.« Er nahm Geoffs Hand und schüttelte sie zaghaft.

»In Ordnung, Elijah. Komm mit, wir machen dir was zum Frühstück.« Geoff drehte sich um und ging zum Haus, schaute sich dabei nur kurz um, um zu sehen ob Elijah ihm folgte. »Es ist alles in Ordnung. Wir gehen nur rein.«

Er führte sie zur Hintertür und in die Küche. Elijah folgte ihm und nahm sofort seinen Hut ab, als er hinein kam, unsicher, wo er hingehen und was er machen sollte.

Lens Überraschung war kaum zu übersehen, als er den jungen, amischen Mann in der Küche stehen sah, aber glücklicherweise schaute Elijah sich gerade um. Geoff tat so, als hätte er ihn ebenfalls nicht gesehen und redete weiter, als wäre die Situation nichts Ungewöhnliches.

»Ist das Frühstück bald fertig?«

Für eine Sekunde sah Len ihn an, als ob er drei Köpfe hätte, aber dann erinnerte er sich an seine Manieren. »In ungefähr zehn Minuten.«

»Gut.« Geoff bedeutete Elijah, zu ihnen zu kommen. »Len, das ist Elijah. Er wird mit uns frühstücken. Elijah, das hier ist Leonard – Len. Er ist hier der Vorarbeiter auf der Farm.«

Auf keinen Fall würde Geoff versuchen, ihre Beziehung zu erklären, und Len schien das zu verstehen und folgte seiner Vorlage.

Geoff bugsierte Elijah zu einem der Stühle, wo dieser sich gehorsam niederließ, und den Hut dabei unter dem Stuhl ablegte.

»Danke, Sir.«

Len deckte den Tisch fertig, während Geoff Gläser mit Saft füllte und auf dem Tisch abstellte.

»Was ist das?«

Geoff sah wie Elijah auf das Glas deutete. Oh mein Gott... der Junge wusste nicht...

»Das ist Orangensaft... probier einfach.«

Elijah schien das nicht ganz geheuer zu sein, nahm aber einen vorsichtigen Schluck. Er lächelte und probierte mehr, bevor er das Glas wieder abstellte. Dann fing er an, mit Genuss zu essen. Die Eier, Pfannkuchen und das getoastete Brot verschwanden schnell und wurden mit Saft runtergespült. Er war definitiv hungrig.

Geoff beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während er sein eigenes Frühstück aß und an seinem Kaffee nippte. Er hatte Elijah auch eine Tasse voll eingegossen und der junge Mann hat ein Schlückchen davon getrunken, geschaudert und sie wieder hingestellt, ohne sie danach noch einmal anzurühren.

Len musterte Elijah nachdenklich. »Ich kenne dich.« Dann erinnerte er sich. »Ich sehe dich immer in der Bäckerei, wenn ich Brot kaufe.«

Ein lautes Klopfen von draußen ließ sie alle zusammenfahren und Elijah schien am liebsten aufspringen zu wollen. Fred kam in die Küche gestürmt. Einen Moment lang schaute er verwirrt, als er Elijah sah, ehe er sich wieder besann.

»Len, es ist Princess, sie hat Probleme beim Fohlen. Ich hab' die Tierärztin angerufen, aber sie ist noch bei einem anderen Fall. Ihre Sprechstundenhilfe meinte, sie kommt so schnell sie kann.«

»Verdammte Scheiße.« Len sprang von seinem Stuhl auf, griff nach seiner Jacke und war mit Fred im Schlepptau aus der Tür raus.

Geoff goss den Rest seines Kaffees runter, als würde er ein Glas Whiskey exen, und griff nach seinem Mantel. Er war sich nicht sicher, ob er etwas tun konnte, aber er würde ganz sicher nicht hier sitzen, während eines seiner Pferde in Schwierigkeiten steckte.

»Komm!« Er reichte Elijah seinen Mantel und hetzte durch die Tür. Elijah folgte ihm auf dem Fuße.

»Kennen Sie sich mit der Geburt von Pferden aus?«, rief Elijah hinter ihm.

Er hatte es viele Male gesehen und er wusste, wie das ablaufen sollte, aber Geoff hatte noch nie bei einer Geburt geholfen und war noch nie bei einer schwierigen dabei gewesen.

»Nicht wirklich«, gab er zu.

Im Stall bewegten sich die Tiere unruhig in ihren Boxen. Geoff wandte sich an die Männer, die um Princess' Stall standen.

»Bringt die anderen Pferde raus.«

Die Männer gehorchten sofort und machten sich an die Arbeit. Langsam wurde es ruhiger im Stall und Geoff spähte in Princess' Box. Der Anblick setzte ihm mehr zu, als er erwartet hätte. Die Stute lag schweißgebadet auf der Seite und atmete so schwer, als ob sie gerade ein Rennen hinter sich gebracht hätte. Ihr Kopf ruckte hin und her und ihre Augen... baten um Hilfe.

Geoff machte einen Schritt zurück und rempelte dabei Elijah an.

»Sorry.« Er hoffte sehr, dass die Tierärztin bald kam.

Elijah schaute in den Stall und Geoff machte ihm Platz. Der junge Mann beobachtete die Situation einen Moment lang, bevor er sich zu Geoff wandte. Er reichte ihm Mantel und Hut, krempelte sich die Ärmel hoch und betrat schweigend die Box. Sanft und leise redete er auf das nervöse Pferd ein, während er ihren Bauch befühlte.

»Das Fohlen liegt in der falschen Position. Es ist nicht allzu schlimm, aber es muss gedreht werden.« Er stand wieder auf. »Wo kann ich mich waschen?«

Geoff deutete in Richtung des Waschraums neben der Sattelkammer und sah zu, wie Elijah darin verschwand. Er hörte Wasser rauschen, dann tauchte Elijah im Unterhemd wieder auf. Er marschierte schnurstracks zurück zu Princess' Box.

Geoff war von der Verwandlung beeindruckt. Verschwunden war der zögerliche Junge, der geflohen war, sobald er ihn gesehen hatte, und an seiner Stelle war ein hochgewachsener, selbstbewusster, junger Mann getreten, der wirkte, als wüsste er genau, was zu tun war.

Elijahs Stimme erklang erneut beruhigend und sanft, und er tastete noch einmal den Bauch der Stute ab.

»Ich werde ein wenig Hilfe benötigen.« Geoff und Len traten ohne zu zögern zu ihm in die Box und warteten auf Anweisungen. »Ich werde versuchen, das Fohlen zu drehen. Ich möchte, dass Sie versuchen, Princess so ruhig, wie möglich zu halten.«

Geoff setzte sich neben Princess' Kopf, streichelte sie sanft und sprach auf sie ein, während er beobachtete, was Elijah tat. Len hockte in der Nähe ihres Rückens und versuchte ebenfalls sein Bestes, um sie ruhig zu halten.

Elijah positionierte sich hinter Princess und führte langsam erst eine Hand, dann die andere in sie ein. Das Pferd bewegte sich, aber Geoff gelang es, sie wieder zu besänftigen.

»Ich hab's gleich... versuchen Sie, sie ruhig zu halten.« Princess zuckte, so als sie ob aufstehen wollte, doch Geoff und Len gelang es, sie einigermaßen in Position zu halten. Dann sah er, wie Elijah seine Hände zurückzog und aus dem Weg rutschte.

Eine Minute später erschien ein kleiner Huf, dann ein zweiter, gefolgt von einem Kopf, Schultern und dann – wusch – folgte der Rest des Fohlens. Elijah stand wieder auf, als Len den Rest übernahm und sicherstellte, dass alles in Ordnung war. Er zog das Fohlen ein Stückchen weg, sodass Princess aufstehen konnte. Dann verließ auch Len die Box und sie schauten gebannt zu, wie das kleine Hengstfohlen sich erschöpft im Stroh ausruhte.

Nach ein paar Minuten streckte es die Beine aus und versuchte, aufzustehen. Nach ein paar Anläufen stand es auf wackeligen Beinen; dann knickte es schon wieder ein, nur um sich sofort darauf wieder aufzurappeln. Dieses Mal schaffte es ein paar zögerliche Schritte in Richtung seiner Mutter und fing sogleich an zu trinken.

Ein erleichterter Seufzer schallte durch den Stall. Die Männer lächelten und klopften Elijah auf den Rücken. Dieser grinste nur und ging in den Waschraum, um sich zu säubern.

Die Stalltür öffnete sich und Geoff sah Jane Grove, die Tierärztin, in seine Richtung eilen.

Бесплатный фрагмент закончился.

399
621,47 ₽
Возрастное ограничение:
18+
Объем:
242 стр. 4 иллюстрации
ISBN:
9783958235069
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают