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Читать книгу: «Abessinien, das Alpenland unter den Tropen und seine Grenzländer», страница 4

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Nicht unerwähnt darf hier bleiben, was die verschiedenen Missionäre, namentlich Isenberg und Krapf, für unsere Kenntniß Abessiniens gethan haben, deren Wirken bei der Schilderung der Missionsversuche die gebührende Würdigung erhält, während die Reise des vortrefflichen Franzosen Wilhelm Lejean im Jahre 1863, der in die Gefangenschaft des Königs Theodoros II. gerieth, gleich so vielen andern Europäern, in einem besondern Kapitel besprochen wird.

Hier soll nur noch die deutsche Expedition, oder wenigstens der Theil derselben, welche unter v. Heuglin und Steudner bis Etschebed in Dschama-Gala vordrang, als würdiger Schluß dieser Aufzählung der Reisen in Abessinien, ihre Erwähnung finden. Es handelte sich bekanntlich darum, das Schicksal des in Afrika verschollenen deutschen Reisenden Eduard Vogel aus Leipzig aufzuhellen, von dem man glaubte, daß ihn der Sultan von Wadaï zu Wara in Gefangenschaft halte. Zu dem Ende trat auf Anregung des Dr. August Petermann in Gotha ein Comité zusammen, welches in ganz Deutschland Sammlungen veranstaltete, eine Instruktion entwarf und mit der Leitung der Expedition Theodor v. Heuglin betraute. Ihm wurden als Botaniker beigegeben Dr. Hermann Steudner, geboren 1832 zu Greiffenberg in Schlesien, der Mechaniker Kinzelbach aus Stuttgart, welcher Positionsbestimmungen vornehmen sollte, M. L. Hansal, ein mit den Gegenden am oberen Weißen Nil schon vertrauter Mann, und endlich Werner Munzinger, der sich in Massaua an die Expedition anschließen sollte.

Theodor v. Heuglin, einer der bedeutendsten Reisenden der Gegenwart, geboren den 20. März 1824 zu Hirschlanden in Württemberg, unternahm bereits im Jahre 1850 eine Reise längs dem Rothen Meere, durchzog dann 1853 mit dem österreichischen Konsul Dr. Reitz von Galabat aus einen bedeutenden Theil Abessiniens, worüber er in seinen „Reisen in Nordostafrika“ (Gotha 1857) berichtete. Er wurde österreichischer Konsul in Chartum, erforschte die Somaliküste, sowie abermals das Rothe Meer, und trat schließlich an die Spitze der deutschen Expedition, die sich Glück zu wünschen hatte, einen so umsichtigen, thätigen und mit den Verhältnissen des Landes vertrauten Führer zu erhalten.

Am 17. Juni 1861 landeten die Mitglieder glücklich in Massaua, von wo sie sich nach Mensa und Keren in Bogos begaben, um sich auf die große Reise gehörig vorzubereiten. Mit Anfang Oktober, nachdem die eigentliche Sommerregenzeit zu Ende war, rüstete man sich zum Aufbruch, zog durch die bergige Provinz Hamasién und trennte sich zu Mai Scheka in Serawié. Munzinger und Kinzelbach reisten von hier aus am 11. November längs dem Mareb weiter nach Westen, um Nachrichten über Eduard Vogel einzuziehen, während Heuglin und Steudner einen höchst beschwerlichen, an Abenteuern, aber auch an Ausbeute reichen Zug nach Süden unternahmen, der sie bis ins Gallaland und das Feldlager des Königs Theodoros II. führte. Die Reisenden besuchten in Adoa den greisen Botaniker Schimper, machten mit ihm einen Ausflug nach den Ruinen von Axum, kreuzten den Takazzié, überstiegen die Alpen von Semién und zogen am 23. Januar 1862 in der Hauptstadt Gondar ein. Ihre Absicht, in westlicher Richtung weiter nach Westen vordringen zu dürfen, wurde vereitelt, denn aufs strengste hatte der Negus Befehl ertheilt, die Reisenden vor sich zu führen. Geleitet von deutschen Missionären begaben sie sich nun, am Nordufer des Tanasees hin, über Gafat und Magdala, das 15,000 Fuß hohe Kollogebirge durchziehend, in das Feldlager des Königs zu Etschebed im Lande der Dschama-Gala. Der Empfang war ein außerordentlich gnädiger, und reich beschenkt durften die Reisenden am 25. April den Rückweg antreten, auf welchem sie das 13,000 Fuß hohe Gunagebirge passirten, bei Wochni die abessinische Grenze erreichten und über Metéme und Gedaref nach Chartum gelangten, dessen Moschee ihnen am 7. Juli 1862 entgegenleuchtete. Die großen Reisen Heuglin’s und Steudner’s auf dem Weißen Nil und dem Gazellenfluß in Gemeinschaft mit den Damen Tinné, wobei Steudner im Dschurdorfe Wau am 10. April 1863 dem Klimafieber erlag, gehören nicht hierher. Außer in geographischer Beziehung war das Ergebniß der deutschen Expedition, welche allerdings das ursprüngliche Ziel, die Aufsuchung Eduard Vogel’s, aus den Augen verlor, namentlich für die Botanik und Zoologie von großem Werthe. Nachdem die Berichte derselben einzeln in den „Geographischen Mittheilungen“ und der Berliner „Zeitschrift für Erdkunde“ erfolgt, faßte sie Heuglin nochmals in seiner „Reise nach Abessinien“ (Jena 1868) zusammen.

Das Land, seine Pflanzen- und Thierwelt

Begrenzung. – Das Hochland. – Geologie Abessiniens. – Der versteinerte Wald. – Heiße Quellen. – Oberflächengestaltung. – Natürliche Felsenfestungen. – Die Alpen Semiéns. – Charakter der Flüsse. – Ihr Anschwellen. – Ursachen der Nilüberschwemmungen. – Der Tanasee und der Abai. – Klimatische Verhältnisse. – Die Vegetationsgürtel. – Kola. – Woina Deka. – Deka. – Die niederen Thiere. – Vögel. – Säugethiere. Ihre Lebensweise, Nutzanwendung, Jagd.

Am südlichen Ende des Rothen Meeres, schroff gegen dessen Gestade abstürzend, aber langsam und allmälig gegen Ost-Sudan sich abstufend, liegt zwischen dem 16. und 8. Grade nördlicher Breite das afrikanische Alpenland Abessinien. Ringsum dehnen sich weite, ungesunde und glühende Sandwüsten aus, natürliche Grenzen, die den Verkehr erschweren und die ungeheure Bergfeste gegen feindliche Angriffe von außen zu schützen scheinen. Im Norden sind die Hochlande von Mensa, Bogos und die von den Beni-Amer am Barka bewohnten Gegenden die Grenze; im Westen das Gebiet der heidnischen Bazen, die wild- und steppenreichen, vom Setit und Salam durchflossenen Theile Ost-Sudans, der Neger-Freistaat Galabat und ein Gürtel von größtentheils unbewohnten, feuchten, mit Bambus und Waldregion bedeckten neutralen Gebiets, das sich gegen Ost-Senaar ausdehnt; im Süden bildet eine Strecke weit der Blaue Nil die Grenze, dann aber fast unbekannte, von den Gala bewohnte Distrikte; endlich im Osten, wo die Gebirgsmauern Abessiniens am steilsten abfallen, sind es die wasserlosen, von räuberischen muhamedanischen Hirtenvölkern bewohnten Küstenlandschaften, welche die Grenze ausmachen.

Ganz Abessinien ist im wesentlichen ein Hochland, das von allen Seiten mit steilen Rändern aus dem Flachlande aufsteigt. Wenn der Reisende diesen jähen Rand mühsam erklommen hat, während seine Füße von den scharfen Steinen geritzt, seine Kleider von den Stacheln der Mimosen zerrissen wurden, sieht er ein zweites und bald ein drittes Plateau vor sich, ebenso jäh wie das erste, ebenso rauh und zerklüftet. Wie an ein zerstörtes Titanenwerk erinnernd, drängen sich die Berge in den wunderbarsten Formen durcheinander. Hier Tafelberge gleich zertrümmerten Mauern, dort runde Massen in Gestalt von Domen, hier gerade oder geneigte, oder umgestürzte Kegel, spitz wie Kirchthürme, dort Säulenreihen in Gestalt ungeheurer Orgeln. In der Ferne verschmelzen sie mit Wolken und Himmel, und in der Dämmerung meint man ein aufgeregtes Meer vor sich zu sehen. Aber dieses Felsenmeer ist in seinem Innern keineswegs so starr und öde, als es der äußere Anblick erwarten läßt. Obgleich sich seine Berge in weiten Flächen oft zu einer Höhe von 10,000 Fuß erheben und ihre höchsten, sich in die Wolken verlierenden Gipfel über 15,000 Fuß hoch aufragen, birgt sich doch in seinen Thälern und Klüften manche Abwechselung, manche Landschaft voll tropischer Fülle.

Der geologische Charakter Abessiniens ist ziemlich einförmig und zeigt keineswegs große Abwechselung bezüglich der vorkommenden Formationen. Zander, der sich sehr eingehend mit der Bodenbeschaffenheit des Landes abgab, nimmt an, daß nur zwei allgemeine vulkanische Revolutionen und Hebungen des Landes stattfanden, daß dagegen partielle geologische Oberflächenveränderungen nicht vorhanden sind. Er bemerkt hierüber in dem erwähnten Manuskripte: „Die Uroberfläche des Landes war fast überall eben, und nur hier und da wurde dieselbe von Hügelketten durchzogen, deren höchste Spitzen bis zu 6000 Fuß über dem Meere anstiegen. Die allgemein herrschende Gebirgsart in jener Periode war Trachyt, dessen größte Mächtigkeit zwischen 6000 und 7000 Fuß beträgt und der oft von mächtigen Basalten durchsetzt ist, so in den Ländern Daunt, Woadla und Wollo, wo wir 70–100 Fuß mächtige Basalte antreffen.

„Diese „Uroberfläche“ Abessiniens wurde durch zwei nacheinander folgende vulkanische Revolutionen zerrissen, zerklüftet, zerspalten; es entstanden jene unzähligen größeren und kleineren Risse, von denen manche jetzt noch eine Tiefe von 4000–5000 Fuß haben, andere dagegen im Laufe der Zeit durch Erdbeben und Zersetzungen aller Art wieder verschüttet oder in sanfte Thäler umgewandelt wurden.

„Die erste dieser großen Umwälzungen hob das Land allgemein, nur waren ihre Wirkungen in den verschiedenen Theilen des Landes bald stärker, bald schwächer. Die höchsten Hebungen fanden statt in Semién, Woggera, Begemeder, Daunt, Woadla, Lasta, Talanta, Wollo und Schoa, während in Godscham die Hebungen bereits im Abnehmen sind, um sich in der Nähe des Nil ganz zu verlieren. Alle obengenannten Länder stehen in einem innigen Zusammenhange und zeigen durchweg den kräftigsten Verlauf der Hebung von Südost nach Nordwest. Zwischen der Wasserscheide des Rothen Meeres und des Nilgebietes im Osten und den Hochlanden von Semién im Westen war ein großes Becken entstanden, das die heutigen Länder Hamasién, Tigrié und Enderta umschloß. Hier, eingerahmt von den Hochlanden, breitete sich ein großer Süßwassersee aus, als dessen Ablagerungsprodukte und Zeugen seines einstigen Vorhandenseins der rothe Eisenthon, der Sandstein und die Grauwacke gelten müssen, welche hier in der ruhigen Periode zwischen der ersten und zweiten vulkanischen Umwälzung abgesetzt wurden. Neben diesen Flötzformationen treten als eigentliche Bildner des Landes folgende drei Gebirgsarten in Abessinien auf: zu oberst Trachyt, unter diesem Urthonschiefer von verschiedener, bis zu 1500 Fuß ansteigender Mächtigkeit, und zu unterst Granit, welcher oft mit Porphyr und Syenit wechselt.

„Die Wirkungen und Bewegungen der zweiten Umwälzung waren jenen der ersten ziemlich gleich. Die bedeutendsten Hebungen fanden jetzt auf der heutigen Wasserscheide des Rothen Meeres und Nilgebietes statt; die niedrigsten in den Ländern Semién, Woggera, Begemeder, Lasta und Wollo. Der große Süßwassersee im heutigen Tigrié verschwand, und sein horizontal gelagerter Absatz, das Eisenthongebirge und der Sandstein, erhielt eine sanfte Schrägung nach Westen hin, infolge der allgemeinen und überall gleichmäßigen Hebung; und in der That gewahren wir, wie heute das rothe Eisenthonplateau sich ununterbrochen und allmälig in westlicher Richtung bis Semién und von da noch nördlich bis Woggera und Wolkait absenkt. Die Gesammtsenkung beträgt ungefähr 2000 Fuß, denn die Eisenthone liegen an der Wasserscheide zwischen dem Rothen Meere und Nilgebiete 8000, an der Grenze von Wolkait und Semién dagegen nur 6000 Fuß hoch. So weit ausgebreitet dieses Eisenthonplateau auch ist, so wenig mächtig erscheint seine Lagerung; denn während es an der östlichen Grenze nur einige Zoll stark auftritt und im Innern Tigrié’s, seinem Centrum, eine Mächtigkeit von nahe an 12 Fuß erreicht, nimmt es am Fuße der Länder Semién, Woggera und Wolkait wieder bis zu 1 oder 2 Fuß Mächtigkeit ab.

„Unter diesem rothen Eisenthone folgt der Sandstein, dessen Oberfläche gleichfalls eben wie jene der Eisenthone verläuft, dessen Mächtigkeit aber von der Gestaltung der Urthonschiefer abhängig ist, welche seine Unterlage bilden. Risse und Spalten, welche die Eisenthone wie die Sandsteine (oder Grauwacke) durchziehen, zeigen einen äußerst wilden und romantischen Charakter, der selbst im Laufe der Jahrtausende, welche seit ihrer Bildung verflossen, nicht zerstört wurde.

„Auch durch die zweite gewaltsame Umwälzung entstanden viele neue größere und kleinere Risse, aus denen sich, wie bei der ersten Revolution, große Lavaströme auf die Oberfläche des Landes ergossen, namentlich auf der dem Rothen Meere zugekehrten Seite des östlichen Gebirgsabfalles. Wenn der Reisende von Massaua aus den Weg nach Halai einschlägt, so bieten sich seinem Auge am Fuße des Tarantagebirges und noch bis zur Hälfte an diesem hinauf in Rissen und Spalten große Lavaströme dar. So mündet ungefähr zwei Stunden oberhalb Hamhamo (im Tarantapaß) linker Hand ein Spalt in das große Thal, aus welchem sich ein etwa 40 Fuß hoher, gut erhaltener Lavastrom herabstürzt, und in vielen Spalten desselben Thales sind die Felswände noch hier und da mit Lava überzogen. Die hier stets herrschende heiße trockene Luft, die geringe Regenmenge waren der Erhaltung dieser Lavamassen besonders günstig, was vom Innern Abessiniens nicht behauptet werden kann, wo fortwährend starke Regen und feuchte Luft die Zersetzung der Laven begünstigen. Im Innern fanden überhaupt auch weniger Lavaergießungen statt und sind deren Spuren überhaupt äußerst selten. Einen merkwürdigen Lavaüberrest aus der Zeit der ersten Revolution fand ich am Flusse Mareb unterhalb der Ortschaft Gundet am Wege nach Hamasién. Er bildete die Spitze eines abgeplatteten Hügels, war fest auf den Trachyt gelagert, 2½–3 Fuß mächtig und bestand aus lauter Röhren von ½–1½ Zoll Durchmesser, die theils hohl, theils mit schmuziggelbem Eisenocker ausgefüllt waren.“

So viel berichtet Zander über die geologischen Verhältnisse des Landes. Zur weiteren Erläuterung fügen wir hier noch Rüppell’s kurze Bemerkungen bei: „Jenseit des flachen Meeresufers und in geringer Entfernung von der Küste erhebt sich ein mit diesem ziemlich paralleler Gebirgszug von imposanter Höhe, welcher zehn Stunden landeinwärts bereits durchschnittlich 8–9000 Fuß über die Fläche des Arabischen Busens hervorragt. Er besteht durchgehends aus Schiefer- und Gneisfelsen; an seiner östlichen Basis aber erblickt man mehrere Trachyt-Lava-Ströme; isolirte vulkanische Kegel tauchen aus der aufgeschwemmten Uferfläche des Annesleygolfs bei Afté und Zula hervor und das von Salt beobachtete Vorkommen des Obsidians zu Amphila ist ein Beweis für die Verbreitung einer früheren vulkanischen Thätigkeit längs der ganzen Küste hin. Westlich von dieser Küstengebirgskette bildet durchaus das nämliche Schiefergebilde den Kern der ganzen Landschaft und wird namentlich in allen tief eingewühlten Strombetten beobachtet. Diese Schieferformation ist mit einem weitverbreiteten, horizontal geschichteten Sandsteinplateau überdeckt, das aber durch spätere vulkanische Thätigkeit auf eine merkwürdige Weise theils senkrecht gespalten und verschoben, theils verschiedentlich emporgehoben wurde. An mehreren Orten, z. B. vermittelst der beiden Berge Alequa in den Provinzen Ategerat (Atigrat) und Schirié, durchbrach die Lavamasse die bereits sehr zerarbeitete Sandsteindecke und erhob sich, isolirte zugespitzte Kegelberge bildend, über dieselbe; anderwärts, wie in der Umgebung von Axum, entstanden durch diese Lavaergießungen zusammenhängende vulkanische Hügelzüge; stellenweise endlich senkte sich eine weite Strecke entlang die ganze Sandsteinformation und bildete die auf ihrer einen Seite durch steile Felswände begrenzte Verflachung der Landschaften von Geralta und Tembién, deren mittlere Erhebung über die Meeresfläche auf sechstausend Fuß anzuschlagen ist. Diese allgemeine Einförmigkeit in dem geognostischen Charakter des ganzen östlichen Abessinien sah ich nur durch zwei andere Gebirgsformationen unterbrochen. Die eine derselben sind die aus Kreide und Kalkmergel bestehenden Höhen, welche zu Sanafé (in Agamié) zu Tage kommen und die ich außerdem noch auf dem Wege von Adoa nach Halai zu Agometen und Gantuftufié sah. Die andere Ausnahme bilden die Granitmassen, welche theils als stark verwitterte kolossale Blöcke, theils als plumpe Massen etwas südlich von Amba Zion und unfern des Städtchens Magab sichtbar sind und die ich in Schirié, unter einem fast gleichen Breitengrade, als die Seitenwände der von dem Kamelo durchflossenen Thalausflötzung wiederfand.“

Spätere Reisende, namentlich Heuglin, haben dann noch einzelne andere geologische Gebilde angetroffen. So tertiäre Gesteine in Hamazién, und nach demselben Forscher zeigt sich dolomitischer Kalk überall lose in der Dammerde; dann, an einzelnen Stellen, wie in Dembea, Gyps und Mergel. Als Zersetzungsprodukte von Laven und Basalt erscheinen Thone und fette Dammerde von schwarzer und rother Farbe. Sehr beträchtliche Braunkohlenlager, die jedoch nicht ausgebeutet werden, finden sich im Goangthal zwischen Dembea und Tschelga; ebensowenig benutzt man andere mineralische Artikel, mit Ausnahme von Schwefel und Salz. Besonders hervorzuheben in geologischer Beziehung ist noch die Entdeckung einer Menge von versteinerten Baumstämmen bei Tenta, zwischen dem Kollogebirge und dem Beschlofluß durch Steudner und v. Heuglin. Sie sind verkieselt und zeigen deutlich die Jahresringe, Spuren von Rinde und Gänge von Insektenlarven. Offenbar sind diese Stämme durch den Einfluß heißer, kieselerdehaltiger Quellen versteinert worden; sie sollen sich auch auf den Hochebenen von Woadla, Talanta und im Galaland finden. Nach Professor Unger, welcher dieses Holz Nicolia aegyptiaca nannte, besteht der sogenannte „versteinerte Wald“ bei Kairo aus derselben Spezies; die ihn bildenden Stämme wurden durch Hochwasser aus den oberen Nilgebieten nach ihrer jetzigen Lagerstätte geführt und unter Verhältnissen begraben, die ihre Konservirung zur Folge hatten.

Trotz der großen vulkanischen Thätigkeit, welche in Abessinien geherrscht, zeigt keine der höheren Gebirgskuppen Spuren eines Kraters. Doch ganz unten im Schoadathale, sowie an einigen Stellen in der Fläche von Woggera und in Telemt, erheben sich einige isolirte Kegel mit deutlicher kraterförmiger Vertiefung, welche sicherlich Spätlinge der vulkanischen Thätigkeit waren. Jedenfalls sind in historischer Zeit nur vereinzelte Vulkanausbrüche bekannt geworden, zuletzt im Jahre 1861, als der Vulkan von Ed an der Danakilküste des Rothen Meeres zwei heftige Eruptionen hatte. Auch führt Rüppell nach den Landeschroniken einen heftigen Aschenregen an, der für ganz Abessinien ein unerhörtes Ereigniß war. Erdbeben sind dagegen ziemlich häufig.

Bei der vulkanischen Natur des Landes kann es nicht Wunder nehmen, daß heiße Quellen in demselben keineswegs selten vorkommen. Die berühmtesten Quellen sind in Begemeder, bei Ailat (Eilet) in der Nähe Massaua’s im Küstenlande und zu Filamba im nördlichen Schoa. Letztere, fünf an der Zahl, in einer lieblichen Gegend der Provinz Giddem gelegen, umgeben von prächtigen Bäumen, sind der Zufluchtsort aller Kranken und Siechen von weit und breit, die hier Heilung von den verschiedensten Uebeln suchen. Die heilkräftigste dieser Quellen führt den Namen Aragawi nach einem der neun griechischen Sendboten, welche das Christenthum in Abessinien ausbreiten halfen. Nahe dabei liegt der Quell „Heilige Dreieinigkeit“, dessen Temperatur 48 °C. beträgt. Die Zulassung zu den Bädern muß mit einem Stück Salz im Werthe von etwa 2½ Groschen erkauft werden. Der Geschmack des klaren Wassers ist leicht nach Schwefelwasserstoffgas.

Oberflächengestaltung. Betrachten wir nun die Oberflächengestaltung des Landes und seine Gebirgsbildungen. Schroff gegen die Gestade des Rothen Meeres abstürzend, nur durch wenige Pässe durchbrochen, zieht sich an der ganzen Westgrenze des Landes eine lange Bergkette hin, die sich durchschnittlich 8000 bis 9000 Fuß über dem Meere erhebt. Westlich von dieser treffen wir im Herzen Tigrié’s auf theils isolirte, theils zusammenhängende Berge, die, namentlich in der Umgebung der Hauptstadt Adoa, unter dem Namen der Aukerkette zusammengefaßt werden. Alle die vielen Gipfel derselben gehen wenig über 9000 Fuß hinauf; die meisten erheben sich nur zwischen 7000 und 8000 Fuß. Der höchste unter ihnen, der Semajata im Osten Adoa’s, steigt bis zu 9518 Fuß. Von diesem Systeme verzweigt sich durch die Provinzen Agamié und Haramat eine andere Reihe von Gebirgen, die in Bezug auf groteske Formen alles hinter sich zurücklassen, was wir in den Alpen, den Cordilleren Amerika’s oder in den malerischen Gebilden der Sächsischen Schweiz zu sehen gewohnt sind, und die in der That einzig auf unsrer Erde dazustehen scheinen als Ausgeburten einer seltsamen Laune der Natur. Ihre höchste Erhebung finden sie in dem Tatsén oder Alequa bei Adigrat mit 10,390, und im Sanafé mit 10,242 Fuß. Die Reisenden, welche diese Gegenden durchwanderten, werden nicht müde, die seltsamsten Vergleiche heranzuziehen, um dem Leser einen Begriff von diesen wunderbaren Formen zu machen. Alle übrigen Berggestaltungen unsrer Erde, die verschiedensten Bauformen – Rüppell spricht sogar von ägyptischen Tempeln – werden angeführt, doch ist das geschriebene Wort nur wenig dazu geeignet, in uns eine lebhafte Vorstellung zu erwecken. Hier tritt der Griffel des Künstlers in sein volles Recht, und die Abbildungen, die wir glücklicherweise in dieser Beziehung vorführen können, sind vollkommen geeignet, eine klare Anschauung der betreffenden Gebirgsformationen herzustellen. Isenberg, der von Adoa aus einen Theil Haramats auf seinem Zuge in das Lager Ubié’s 1838 berührte, ist ganz entzückt über jene herrlichen Gestalten und schildert eine dieser Amben – so nennt man jene Bergformen – folgendermaßen: „Wir gelangten in ein Thal, ringsum von hohen steilen Felsen eingeschlossen, an dessen östlichem Ende auf der Spitze eines Granitfelsens – aus welchem überhaupt meistens diese Berge bestehen – über einem Engpasse ein Kloster Namens Debra Berberi (Pfefferberg) liegt. Dieses Thal durchschritten wir und bestiegen dann ein wellenförmiges Plateau, welches links von einer majestätischen von Norden nach Süden ziehenden Felswand begrenzt ist, welche einen unbeschreiblichen Eindruck auf mich machte. Dieser Amba oder Berg zieht sich mit meist senkrechten mächtigen Wänden fünf oder sechs Stunden weit hin und gleicht einem ungeheuren gothischen Naturgebäude in kolossalster Form und Vollendung.

Die in regelmäßigen Dimensionen voneinander stehenden zahlreichen Säulen, womit die ganze ungeheure Wand besetzt ist, vermehren bedeutend den Anblick eines Kunstwerkes, und nicht minder einige fensterähnliche Oeffnungen, durch welche man, weil an diesen Stellen der Fels sehr dünn ist, hindurchschauen kann. Dieser Berg heißt Amba Saneïti. An seinem südlichen Ende steht ein großer isolirter konischer Fels, der einer höchst kolossalen alten Ritterburg ähnlich ist.

Diese und ähnliche Berge, an welchen besonders Agamié so reich ist, dienen häufig, da sie in der Regel von den meisten Stellen unzugänglich, und sehr häufig oben, wo sie meist platt sind, Wasser haben, Empörern und überhaupt kriegführenden Haufen als natürliche Festungen, wo sie, wenn sie sonst Vorräthe an Lebensmitteln haben, sich lange gegen den belagernden Feind vertheidigen und leicht Ausfälle auf ihn machen können.“ Prachtvoll ist auch der Anblick der Amba Zion, welche sich südlich von Atigrat in der Landschaft Haramat bis zu 9269 Fuß erhebt. Rüppell zog durch wiesenreiche Gründe am 1. Juni 1832 an dieser märchenhaften Felswand hin. „Die Sandsteinterrasse bildete zur Rechten unsres heutigen Weges ein schroffes Vorgebirge, das sich bei 1200 Fuß über die Thalebene erhob und einen ausgezeichneten Punkt zur geographischen Orientirung darbot; sein Name ist Amba Zion. Der Boden der Landschaft fing nun an, ziemlich eben zu werden (nach Süden zu) und bestand in einer nackten, unfruchtbaren und stellenweise mehrere Fuß breit auseinandergerissenen Sandsteinmasse, deren Spalten durchaus von emporgehobener Lava ausgefüllt waren.“

Von all den eben angeführten Gebirgen werden die noch höheren und majestätischeren Berge Semién’s durch den Takazziéstrom, eine der Hauptwasseradern Abessiniens, getrennt. Der Reisende, welcher auf dem hohen Plateau, das sich im Osten des Takazzié in Tigrié ausdehnt, dem Lande Semién zuschreitet, erblickt bald vor sich ein wunderbares Panorama. Die Thäler von Telemt und Semién liegen noch in Frühnebel eingehüllt, auf den dunkle Purpurschatten fallen. Wie ein Meer breiten sich die obern Flächen der Dünste horizontal und leicht vom Winde bewegt über dem tiefen Bette des Takazzié und andern unzähligen Rissen und Thälern aus, daraus ragen im Morgensonnengolde Zacken und Kegel wie Inseln und Burgen aus einem blauen Ozean und dahinter als hohe Mauer der hoch zum Himmel aufstrebende Gebirgsstock von Semién mit weit vorgeschobenen, Tausende von Fuß senkrecht abfallenden Massen. Diese Gebirge sind durchaus vulkanischer Natur, aber längs ihrer vom Takazzié bespülten Basis findet sich dieselbe Formation wie auf dem östlichen Ufer dieses Stromes, Schiefer in der Tiefe mit horizontalem Sandstein überdeckt und vulkanische Lavakegel, die den letztern durchbrochen haben. Die höchsten Spitzen von Semién reichen bis in die Eisregion und sind namentlich während der Regenzeit zuweilen auf mehrere tausend Fuß herab mit hagel- oder firnartigem, sehr körnigem Schnee bedeckt, der jedoch schnell schmilzt, und nur auf der Nordseite sieht man an sehr vor der Sonne geschützten Felsbänken und in Schluchten fast das ganze Jahr über Eis, d. h. gefrorene, in den Bergen entspringende Wasser, oft in ansehnlichen Massen, theilweise allerdings auch von etwas derber Textur; von Gletschern und ewigem Schnee kann aber hier nicht die Rede sein.

In der Tigriésprache heißt der Schnee Berit. Bruce, welcher nur über die niedrige Kette des Lamalmon in Semién gekommen war, glaubte nicht, daß jemals Schnee auf den Bergen gesehen werde, obgleich die Thatsache in der frühesten Nachricht vom Lande, in der adulitanischen Inschrift des Kosmas Indikopleustes, und später von den am besten unterrichteten Jesuiten, welche in Abessinien reisten, erwähnt wird. Rüppell fand im Juni das obere Viertheil der ganzen Gebirgskette mit Schnee bedeckt, eine Erscheinung, die im Kontrast mit dem dunklen Lazur des Himmels und den üppig grünen Pflanzen des Vordergrundes etwas in Afrika höchst Fremdartiges an sich hatte. Der durchaus aus vulkanischer Felsmasse bestehende schroffe Gebirgskamm, welcher die Provinz Semién von Ostsüdost nach Westnordwest zu begrenzt, umzieht in seinem weiteren Verlaufe in gewissermaßen ellipsoidischer Form den ganzen ungeheuren Dembeasee wie ein weiter Kesselrand, und der Buahat (Bachit), welcher die ganze Gruppe überragt, krönt gleichsam den Gebirgskreis mit seiner erhabenen Kuppe. Hier ist die echte „afrikanische Schweiz“, die unter die Tropen gerückte Alpenwelt, wie Munzinger in Erinnerung an seine Heimat Abessinien getauft hat. Und in der That, der Alpencharakter springt jedem, der es sah, in die Augen. „Unser Marsch am 26. Juni“, schreibt Rüppell, „brachte uns in eine Landschaft, welche ganz den Charakter der schöneren europäischen Hochgebirgspartien hatte. Coulissenartig springen auf den Seiten die Höhen mit Nebenthälern hervor, welche theils beholzt, theils mit einem grünen Teppich der schönsten Gerstensaat besäet sind. Das Ganze aber umgiebt amphitheatralisch ein Kranz von hohen Bergen, deren schneeige Gipfel über fette Alpenweiden emporragen. Bald erweitert sich das Hauptthal etwas nach Südwesten zu, und nun zeigt sich in pittoresker Gestalt der weit herab mit Eis bedeckte Berg Abba Jaret, einer der höchsten der ganzen Kette. Wasserreiche Kaskaden umgeben auf beiden Seiten den Ataba, um ihm den Tribut der Berge zu bringen, und hier und da schmückt eine ehrwürdige Baumgruppe die grasreichen Ufer desselben. Ueber der ganzen Landschaft aber schwebte das herrliche, ganz reine Lasurgewölbe des Himmels tropischer Hochgebirgsregionen. Kurz, alles vergegenwärtigt hier den Charakter der Hochalpen Europa’s, und es fehlten nur die malerisch gelegenen Sennhütten.“

Der Ataba ist ein sehr wasserreicher, dem Takazzié zuströmender Gebirgsfluß, dessen Bett mit Felsblöcken gleichsam durchsäet ist. An seinem Ufer erhebt sich der 11,500 Fuß hohe Dschinufra, dessen trachytische, mit Mandelsteinen und Basalten durchsetzte Gebirgsmassen hier 3000 Fuß jäh abfallen und namentlich in seinem Woikall genannten Zweige von Süden her einen imposanten Anblick gewähren. Ueberreich ist Semién an ähnlichen grotesken Fels- und Berggestaltungen, sodaß es schwer hält, aus der großen Zahl der herrlichen Partien nur einige der schönsten auszuwählen, um sie dem Leser vorzuführen. Da ist der Awirr, der sich nach Norden zu mit dem hohen Selki verbindet und der nach Osten zu ins Takazziéthal abfällt, während sich sein Westabhang ins Appenathal senkt; ferner treffen wir hier auf die malerische Felspartie Teiit, ein Theil des Totscha.

Unsere schwindelerregenden Alpenpässe mit ihren grausigen Schlünden, sie reichen in ihrer Gefährlichkeit nicht an die Berge Semiéns hinan. Der Weg windet sich oft an einer senkrechten Felswand neben furchtbaren Abgründen hin, sodaß auf ihm kaum ein unbeladenes Maulthier sicher hindurchkommen kann. An mehreren Stellen würde es sogar für Menschen unmöglich sein, vorbeizuklettern, wenn nicht an der ganz lothrechten Felsmasse auf künstlich angelegten Baumstämmen ein Pfad geschaffen wäre; aber auch dies ist mit so wenig Geschick gemacht, daß man oft in großer Lebensgefahr schwebt. Dazu gesellt sich das dornige Gesträuch, welches aus jedem Felsspalt dieser vulkanischen Massen wildwuchernd hervorstarrt und das Beschwerliche des Marsches im hohen Grade vermehrt. Diese Gefahren werden besonders von Heuglin in seiner Ueberschreitung des Amba-Ras in anschaulicher Weise geschildert. „Der Pfad, den kein Maulthier zu erklimmen im Stande ist, führt über zwei sehr enge, tiefe Schluchten hinweg von einem Felsgrat zum andern, übrigens häufig durch üppigen Baumschlag und grünes Gebüsch, an Quellen mit moosigem Gestein und blumigen Rasenplätzen hin, steiler und immer steiler aufwärts. Ueber schwindelnder Kluft liegt ein halbmorscher Baumstamm als Brücke, links erhebt sich eine starre Felswand; rechts herabzublicken in den Abgrund wagt keiner, ehe er die verhängnißvolle Passage hinter sich hat. An steilen Geländen windet man sich immer höher, zuweilen über weite Eisstrecken weg. Da scheint der höchste senkrechte Abfall des Amba-Ras wirklich jedes weitere Vordringen unmöglich zu machen, doch es öffnet sich eine Felsspalte von nur zwei bis drei Fuß Weite, wie in einem Schornstein klettert man vorsichtig, damit kein Stein lose wird, in alle möglichen Situationen übergehend, von Vorsprung zu Vorsprung und kommt zuletzt mit wunden Köpfen, Händen und Füßen auf der Plattform zwischen Bachit und Amba-Ras wieder zu Tage.“ So sind die Wege in Semién beschaffen und doch haben sie Armeen, aber abessinische Armeen, durchzogen und entscheidende Schlachten auf den Eisfeldern des Landes geliefert. Die meisten der angeführten Bergriesen Semiéns, außer denen wir hier noch den Walia-Kant, den Jotes-Saret, Barotschuha, Taffalesser und Ras-Tetschen nennen, erreichen eine Höhe von mehr als 14,000 Fuß über dem Meere und werden nur noch durch das Kollogebirge in den Galaländern übertroffen.

Возрастное ограничение:
12+
Дата выхода на Литрес:
28 мая 2017
Объем:
501 стр. 3 иллюстрации
Правообладатель:
Public Domain

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