Читать книгу: «Blutsbande», страница 2

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Er nutzte die Taubheit, die er mit aus dem Grab genommen hatte, wie einen Schutzschild… der ihn halb tot hielt und die Leute in seiner Umgebung in Sicherheit. So, wie die Dinge standen, kostete es ihm jedes Bisschen seiner Selbstkontrolle, um seine Gefühle für Tabatha in sich verborgen zu behalten und sie damit vor Misery zu schützen.

Noch immer lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, dass Michael schließlich herausbekommen hatte, dass es Tabatha gewesen war, die ihn aus seinem Grab befreit hatte. Wenn er klar denken hätte können, hätte er eine Möglichkeit gefunden, Scrappy noch eine Weile von Tabatha fernzuhalten, während er sich überlegte, wie er ihr alles erzählen sollte… wenn er es ihr überhaupt erzählte.

Seiner Meinung nach, sollten einige Geheimnisse besser solche bleiben. In Wahrheit hatte er nie vorgehabt, es Tabatha zu erzählen.

Kane knurrte verärgert, als seine Gedanken unterbrochen wurden. Er konnte dämonische Blicke auf sich fühlen, während er ging… jede seiner Bewegungen wurde beobachtet. Er fragte sich, ob Misery sie geschickt hatte. Er konnte sie nicht unter ihnen fühlen, was natürlich sehr viel Sinn ergab. Wieso sollte die Schlampe ihm nachlaufen, wenn sie ihren Untergebenen auftragen konnte, das für sie zu erledigen? Die Stadt war nun überlaufen von ihrem Gefolge… dunklen Kreaturen, die zu erschaffen er geholfen hatte.

Er ging schneller bis er so schnell lief, dass die Scheinwerfer der Autos, die auf ihn zukamen, sich plötzlich hinter ihm von ihm entfernten. Das rote Leuchten der Rücklichter erhellte die Straße für wenige Sekunden, ehe auch das verschwand. Er war früher nie so schnell gewesen, aber mit der Laune, in der er sich in letzter Zeit befunden hatte, hatte er den Anstieg seiner Macht einfach ignoriert.

Im Moment wollte er einfach nur alleine in seiner eigenen Blase sein und nicht in Michaels Gegenwart und auch nicht mit wem auch immer sein bester Freund Schrägstich Bruder an seiner Seite hatte. Er war nicht sicher, ob er es schaffen würde, seine ‚Ich bin wieder bei Verstand‘-Maske zu tragen… nicht heute Nacht. Sein wahres Ich war nahe an der Oberfläche und das war etwas, was Michael nicht zu sehen brauchte.

Kane steckte seine Hände in seine Taschen und versuchte weiterhin, die spionierenden Mistkerle, die ihm folgten, zu ignorieren. Er hatte eine gehobene Gegend der Stadt erreicht und näherte sich dem Teil, wo die meisten Clubs waren. Er brauchte etwas zu trinken und vielleicht eine kleine Schlägerei, auch wenn er sie selbst beginnen musste. Die Clubs würden ihm die hirntötende Flüssigkeit liefern und es sollte einfach sein, ein Vampirnest zu finden, wo er das Andere bekommen konnte.

Als er um eine Ecke auf eine belebte Straße bog, fing Kane einen süßen Geruch im Wind auf und blieb stehen, ließ die Anblicke und die Geräusche der Stadt wieder auf sich wirken. Er konnte sie ganz in seiner Nähe riechen und sah sich suchend um, um herauszufinden, wo sie war. Er atmete tief ein, wollte mehr von ihr, dann fragte er sich, ob er ein Masochist war, dass er sich selbst so quälte.

Er wusste, dass er ihr fernbleiben sollte, nachdem er wie ein Leuchtturm, der den Weg zum Heimathafen anzeigte, auf Dämonen zu wirken schien, aber seine andere Seite warf sofort ein, dass seine Seelenfreundin ziemlich gut dabei war, auch selbst Probleme zu finden. Wenn sie verrückt genug war, hier zwischen all den Dämonen herumzulaufen, dann sollte er vielleicht ihre Erinnerungen wieder auffrischen, damit sie nicht vergaß, was für eine dumme Idee das wirklich war.

Sein scharfer Blick landete auf einem Club, der Silk Stalkings hieß, und er runzelte die Stirn, wusste, dass dort der Gefallene Engel, Kriss, als Tänzer arbeitete. Es war ein interessanter Beruf für einen Gefallenen Engel, aber Kane urteilte nicht schnell über Leute. Resignierend seufzend überquerte Kane die Straße und betrat den Club, damit er Tabatha nach Hause bringen konnte, ehe sie noch mehr Probleme bekam.

Kapitel 2

Tabatha trat durch den Eingang des Silk Stalkings und sah sich um. Sie war hergekommen, um Kriss zu suchen… und betete, dass sie ihn finden würde. Er war vor ein paar Tagen verschwunden und hatte nicht einmal angerufen… und er war ihr schon davor aus dem Weg gegangen. Sie vermisste ihn und begann, sich Sorgen zu machen. In der Vergangenheit hatte er zumindest immer angerufen, um ihr zu sagen, dass es ihm gut ging, wenn er längere Zeit weggegangen war.

Wenn sie nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschen könnte, würde das ihre Angst, dass Misery ihn gefressen oder irgendwo in eine Höhle gesperrt hatte, beruhigen.

Sie setzte sich an einen der hohen Tische und sah der Vorstellung zu, hoffte, dass Kriss kommen würde, und seine eigene Show abziehen würde. Fast eine Stunde war vergangen, ehe ihr klar wurde, wie spät es war, und dass Kriss schon längst auftreten hätte müssen. Einer der Kellner ging an ihr vorbei und berührte sie vorsichtig am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Brauchen Sie etwas, Fräulein?“, fragte er.

Tabatha lächelte. „Ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Ich suche Kriss Reed. Können Sie mir sagen, wann er wieder zum Arbeiten eingeteilt ist?“

Der Kellner seufzte und schüttelte seinen Kopf. „Sie sind schon die sechste Frau diese Woche, die nach ihm fragt. Leider hat er vor einigen Tagen gekündigt und niemand hat ihn seither gesehen.“

Tabatha fühlte sich, als hätte jemand sie ins Gesicht geschlagen. Ihr Herz sank mehrere Zentimeter tiefer und ihr Magen verkrampfte sich unangenehm, sie senkte ihren Kopf, um die Tränen zu verbergen, die sich in ihren Augen sammelten… sie hatte ihren besten Freund verloren.

„Geht es Ihnen gut?“, fragte der Kellner leise.

Tabatha hob den Kopf und lächelte ihn an, wischte die Feuchtigkeit weg, die ihre Wimperntusche ruinieren wollte. „Ja, alles in Ordnung. Aber können Sie mir einen Malibu mit Ananas bringen?“

Der Kellner sah sie fragend an, ehe er seufzte und zurück zur Bar ging. Er erkannte Tabatha als eine von Kriss‘ engen Freundinnen und nahm an, dass Kriss die Stadt verlassen hatte, ohne ihr Bescheid zu sagen. Welche Schande… sie schien ein nettes Mädchen zu sein, und dass Kriss sie verlassen hatte, hatte sie offensichtlich verletzt.

Tabatha nahm sich viel Zeit um ihr kleines Schminktäschchen aus ihrer Handtasche zu holen und ihr Make-Up zu betrachten. Er hatte sie verlassen, ohne auch nur Tschüss zu sagen… als sie mit Devon und Envy nach Florida geflogen waren, hatte er versprochen, dass er sie nie verlassen würde. Sie waren einander nach ihrer Entführung sogar noch näher gekommen… so viel näher.

„Bitte sehr“, sagte der Kellner, als er ihr Getränk vor sie stellte.

Tabatha senkte ihren Spiegel und lächelte ihn an. „Sie können schon einmal eine Rechnung beginnen… ich werde eine Weile bleiben.“

Der Mann nickte und bediente wieder die anderen Gäste, stellte sicher, dass alle alles hatten, was sie wollten, während er regelmäßig zu seinem neusten Gast blickte, um rechtzeitig einschreiten zu können, bevor die Frau sich um den Verstand trank.

Tabatha leerte ihr Glas schnell und stellte es wieder ab. Wieso machte sie sich überhaupt Sorgen? Kriss war ein Gefallener Engel… er hatte bessere Dinge zu tun, als sich mit Menschen abzugeben… und erst recht Menschen, die seine Freunde waren. Oh Mann, sie hasste es, gleichzeitig verärgert zu sein und zu schmollen… es erzeugte ein verstörendes Gefühl.

Ein weiteres Getränk erschien vor ihr und sie leerte auch dieses schnell. Nach etwa sechs weiteren Gläsern war sie schön beschwipst. Sie schielte zur Bühne und schmollte, als sie einen neuen Typen sah, der auf die Bühne kam, bekleidet nur mit einem silbernen Tanga und Flügeln. Sie fragte sich, wo der weinende, betrunkene Guru war, wenn man einen brauchte und ihre Augen wurden schmal vor Hass auf den Tänzer, der sie unwissend verspottete.

„Noch einer, und dann gehe ich?“, fragte sie den Kellner, der seit sie sich gesetzt hatte, in ihrer Nähe geblieben war.

Der Kellner lächelte freundlich und schüttelte den Kopf. „Ich denke, Sie hatten schon mehr als genug. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?“

„Nein“, sagte Tabatha, griff nach ihrer Handtasche und stand auf. „Können Sie Kriss ausrichten, dass er mich anrufen soll, falls er sich daran erinnert, wer seine Freunde sind.“

Natürlich meinte sie es nicht so, aber im Moment war sie richtig wütend auf Kriss… verletzt, dass er ihre Freundschaft nicht einmal genug schätzte, um ihr zu sagen, dass er wegging… oder entführt wurde. Sie öffnete ihre Handtasche, nahm ihre Geldtasche heraus und wollte ihre Getränke bezahlen, aber der Kellner schüttelte wieder den Kopf.

„Ihre Rechnung wurde schon bezahlt“, sagte er. „Jetzt gehen Sie nach Hause, und schlafen Sie sich den Rausch aus… ich bin sicher, er wird bald anrufen.“

Tabatha holte ihre Autoschlüssel hervor und ließ sie zu Boden fallen. „Verdammt!“, zischte sie, denn sie wollte dringend hier raus, ehe sie etwas Dummes tat, wie in der Öffentlichkeit zu heulen.

Sie bückte sich, um sie aufzuheben, aber eine andere Hand kam ihr zuvor. Tabathas Blick folgte der Hand zu einem Arm und einer Schulter. Ihre Augen weiteten sich, als sie auf Kanes schönem Gesicht landeten.

„Komm, Liebling“, sagte er, als er sah, wie sich das Licht in ihren hellblauen Augen brach. Sie war kurz davor zu heulen. Scheinbar war er nicht der einzige, der heute Nacht schlecht gelaunt war. „Wir bringen dich nach Hause.“

Tabathas Unterlippe zitterte, als sie zu ihm hochsah und sie hängte sich an seinem Arm ein, fühlte sofort seine Kraft. Ihr gutaussehender Stalker war gekommen, um sie zu holen, und ausnahmsweise… war sie froh darüber.

Kane nickte über Tabathas Kopf dem Kellner zu, ehe er sie aus dem Club führte. Er knurrte innerlich, denn er wusste, weshalb sie diesen Club gewählt hatte. Sie wollte den Gefallenen Mistkerl finden, der sich vor ihr versteckte.

War es Kriss denn egal, was seine Vernachlässigung mit Tabatha anstellte, oder hatte er sich selbst zu ihrem potentiellen Feind anstelle ihres besten Freundes ernannt? Kane legte einen Arm um Tabathas Schultern und hielt ihren anderen Arm fest umklammert, als sie in ihren Stöckelschuhen beinahe stolperte.

„Hast du ihn gesehen?“, fragte Tabatha und sah hoch zu Kane.

Kane schüttelte traurig seinen Kopf. „Nein, habe ich nicht.“ Er verzichtete darauf, ihr zu sagen, dass das letzte Mal, wo er Kriss über den Weg gelaufen war, er Dean auf ihm riechen hatte können… dem Gefallenen Engel ging es gut.

„Er ist weg.“ Tabatha wischte auf kindische Art eine Träne weg, die schließlich doch entkommen war. „Was, wenn Misery ihn gefressen hat?“

Kane versuchte bei dieser betrunkenen, aber ehrlich besorgten Frage nicht zu kichern. „Misery meint, dass die Gefallenen Engel ekelig schmecken“, wiederholte er Miserys eigene Worte.

„Wieso hat er sich dann nicht verabschiedet?“ Tabatha senkte ihren Blick zum Boden, während sie gingen.

Kane antwortete nicht, sondern half Tabatha einzusteigen und ging zur Fahrerseite herum. Bilder davon, wie er diese seidigen, weichen Flügel von Kriss‘ Rücken riss, liefen in seinem Kopf Amok, aber Kane schob sie zur Seite. Rache konnte warten… im Moment musste er seinen persönlichen Engel sicher nach Hause bringen, ehe die Drehtür seiner Persönlichkeit seine dunkle Seite zum Vorschein beförderte.

Tabatha verhielt sich still, während sie fuhren. Das blaue Licht des Armaturenbretts tauchte das Innere des Autos in ein sanftes Licht, als wollte es sie herausfordern, den Mann am Steuer zu betrachten. Sie war nie jemand gewesen, der eine Herausforderung abgelehnt hätte und obwohl sie Alkohol besser vertrug als die meisten Frauen… halfen die Getränke, eine gesunde Angst zu unterdrücken.

Langsam drehte sie ihren Kopf und starrte mutig genau auf Kane. „Wieso meinte Misery, dass ihr dir gehörte?“

Kanes Kopf wirbelte schnell herum und er spießte sie mit seinem Blick auf. Sie hätte sich nicht daran erinnern sollen, was in jener Nacht passiert war… er hatte ihr diese Erinnerungen genommen. Wie, zum Teufel, konnte sie sich an etwas erinnern, was sie vergessen hätte sollen? Als er Scheinwerfer sah, die genau auf ihr Gesicht schienen, schielte er schnell zurück auf die Straße und riss das Auto gerade noch rechtzeitig herum, um dem entgegen kommenden Auto auszuweichen.

Ihre Hand legte sich instinktiv auf den Türgriff, als sie seine Reaktion auf ihre Frage sah, aber sie hielt sich zurück. Sie war noch nicht betrunken genug, um aus einem fahrenden Auto zu springen. Die Angst, die über ihren Rücken krabbelte, verstärkte nur ihren Mut bis zu einem Punkt der Dummheit.

„Bleib auf einer Spur!“ Tabatha grinste und blinzelte, wollte sich selbst ohrfeigen. ‚Verdammt‘, dachte sie innerlich. ‚Großartig, du Dummkopf, verärgere den Typen mit den spitzen Zähnen.‘

„Du erinnerst dich an jene Nacht?“, fragte Kane, konnte sich nicht davon abhalten.

„Na und?“, fragte sie und zuckte leicht die Schultern. „Was ist schon dabei, dass ich mich erinnere? Nun… an das Meiste zumindest. Vielleicht bist du nicht so gut dabei, Leute zu verzaubern, wie du meinst.“

„Vielleicht werde ich nächstes Mal nicht so sanft sein“, warnte Kane und sah, wie sie bei seinen finsteren Worten zitterte.

Tabatha richtete ihren Blick auf seinen stoischen Gesichtsausdruck. Wie konnte er es wagen, ihren gespielten Mut in Frage zu stellen?

„Nun, bevor du deine Gehirnwäsche wieder an mit probierst, wie wäre es, wenn du mir die Antwort auf Miserys Rätsel sagst?“, forderte sie und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, obwohl ihr bewusst war, dass sie ihren Ärger darüber, dass Kriss sie sitzengelassen hatte, an Kane ausließ… aber vielleicht verdiente Kane ihn auch. Sie wusste nicht einmal, ob nicht Kane vielleicht sogar derjenige war, der Kriss gefressen hatte.

„Entweder du erzählst mir, was sie gemeint hat, oder ich schwöre, ich werde ein großes, saftiges Kuhherz um meinen Hals hängen und mich auf die Lauer legen bis Misery mich findet, damit ich sie selbst fragen kann.“

Sie schrie leise auf und hielt sich schnell am Armaturenbrett fest, als Kane das Auto herumriss, sodass es von der Straße in den Straßengraben fuhr. Er trat fest auf die Bremse und sie schleuderten ein Stück über den Schotter neben der Straße, wobei das Auto sich einmal um die eigene Achse drehte, ehe es stehenblieb.

Kane beugte sich über sie, ehe das Auto zum Halten kam. Tabatha konnte sich nicht davon abhalten, in sein Gesicht zu sehen und die geraden Züge seines starken Kiefers… die violette Farbe seiner Augen zu bewundern. Ihr Blick senkte sich zu seinen perfekten Lippen und sie fragte sich, ob sie eiskalt oder heiß wie Feuer waren.

Kane war mehr als nur wütend und wollte die Frau erwürgen dafür, dass sie an so eine Sache auch nur dachte. Er biss sich auf seine eigene Zunge, bis er sein Blut schmecken konnte, ehe er Tabathas Lippen in einen heißen Kuss einfing. Unter normalen Umständen würde er töten, um dies tun zu können… aber sie musste nüchtern sein, damit es zählte. Der einzige Grund, weshalb er sie jetzt so tief küsste, war, um die gefährlichen Pläne aus ihrem Kopf zu vertreiben, die der Alkohol dort hinterlassen hatte.

Heiß, seine Lippen waren heiß und diese köstliche Hitze wirbelte durch sie, ehe sie sich zwischen ihren Beinen sammelte. Tabatha fühlte plötzlich die Angst, die ihr vor wenigen Augenblicken gefehlt hatte. Sie spülte in wilden Wellen über sie und sie fühlte, wie ihre Zehen sich verkrampften, als sich Panik in ihrem Magen breitmachte. Ihre Gedanken übergaben sich der Angst und sie drückte so fest sie konnte gegen ihn. Leider hatte das denselben Effekt, als wenn sie ein Haus aufheben hätte wollen.

Kane fühlte ihre Hände, die in seine Brust drückten, aber wenn dies ihr letzter Kuss sein würde, dann würde er ihn noch einen Augenblick länger genießen. Er atmete ihren warmen Atem ein, als sein Kuss weicher wurde, ehe er ihn schnell wieder vertiefte.

Tabatha wurde überwältigt von dem süßen, salzigen Geschmack von Kanes Blut und das dringende Bedürfnis, tief in ihn zu klettern, verdrängte die Angst. Dieses Bedürfnis wurde nur noch stärker, als seine Hand sich um ihre Hüfte schloss und sie von ihrem Sitz hob und sie in dem engen Auto fest an sich drückte. Ihre Oberschenkel gingen in Flammen auf und ehe sie sich aufhalten konnte, krabbelte eine ihrer Hände über seine Brust hoch und kam zu seinem Hals, wo sie sein schneeweißes Haar fest umklammerte.

Kane zitterte, als er ihre Nägel über seine sensible Haut kratzen fühlte, sodass sich seine Hüften reflexartig beugten und ein Knurren sich tief in seiner Brust aufbaute. Er wollte sie… oh Gott, er wollte sie so sehr. Ein Hupen ertönte und Kane erinnerte sich plötzlich wieder daran, wo sie waren. Es kostete ihm mehr Kraft, als er gedacht hatte, dass er besaß, ihren Körper wieder loszulassen und sich selbst praktisch in den Fahrersitz zu schmeißen.

„Und, bist du jetzt wieder nüchtern?“, fragte er. Die Muskeln in seinem Kiefer waren mehr als nur angespannt und seine Fingerknöchel wurden weiß, weil er das Lenkrad so fest umklammerte, um seinen Hunger zu bändigen.

Tabatha hob ihre Hand zu ihrem Mund, als sie über die komische Frage nachdachte. Nach ein paar Sekunden nickte sie mit gerunzelter Stirn. „Ja, was bist du, Löskaffee?“

„Was bist du?“, imitierte Kane sie spöttisch. „Völlig verrückt bist du… redest von Kuhherzen und Dämonen.“

Tabathas Augen wurden groß, als ein Blitz ihre Aufmerksamkeit auf die Straße lenkte, die er erhellte. Sie leckte über ihre Unterlippe, schmeckte das Blut dort und schaute dann an sich hinunter, um sicherzugehen, dass ihre Oberschenkel nicht wirklich brannten. Wieder zuckte ein Blitz durch die Nacht und sie beugte sich nach vor, um den Himmel sehen zu können, suchte Gewitterwolken. Als sie keine sehen konnte, blickte sie zurück zu Kane und ihr wurde klar, dass er für die Blitze verantwortlich war.

„Ich denke, du solltest dich wieder beruhigen. Ich lag falsch… du bist nicht Löskaffee, du bist ein Wirbelsturm“, sagte sie und richtete sich im Autositz auf. Es war ihr vorhin nicht aufgefallen, aber als Kane sich über sie gebeugt hatte, war ihr Kleid so weit nach oben gerutscht, dass die Spitzenränder ihrer Unterhose beinahe sichtbar wurden.

Kane rieb sich mit den Fingern die Schläfen und schloss seine Augen… musste es tun. „Tu mir nur einen Gefallen… halte dich von Misery fern.“

„Hast du mich deshalb in Warrens Büro geheilt?“, flüsterte Tabatha, irgendwie wusste sie, dass sein Blut gerade jeden Tropfen Alkohol, den sie heute Nacht getrunken hatte, ausgelöscht hatte. Sie vermisste schon die Sorglosigkeit, die er ihr gegeben hatte, aber sie würde ihn keinen Spielverderber nennen, in der Laune, in der er war. Dennoch musste sie zugeben: wenn er den Kuss nicht abgebrochen hätte, hätte er zu anderen Dingen geführt.

Zu behaupten, dass er instabil war, war wohl eine grobe Untertreibung, wenn man nach der Art, wie er das Lenkrad umklammerte, urteilen konnte. Nach dem, was sie gerade tun hatte wollen… waren sie vielleicht beide instabil.

Als er ihr nicht antwortete, sondern einfach nur geradeaus starrte und die Schulter zuckte, wurde Tabatha wieder wütend. „In Ordnung, bring mich einfach nur nach Hause… oder noch besser: verschwinde aus meinem Auto. Ich kann jetzt selbst fahren.“

Tabatha wurde unsanft in ihren Sitz gedrückt, als Kane das Auto wieder startete, den Motor aufheulen ließ und wieder auf die Straße fuhr… zum Glück war um diese Zeit nicht viel Verkehr.

„Vielleicht solltest du gehen und das Vogelnest suchen, wo auch immer Kriss sich versteckt, und dich zu ihm setzen, nachdem es euch beiden offensichtlich Spaß macht, Geheimnisse vor mir zu haben!“, sagte sie sarkastisch.

„Hat dir noch nie jemand gesagt, dass es keine gute Idee ist, einen Vampir herauszufordern?“, fragte Kane mit trügerisch ruhiger Stimme, aber weigerte sich, sie anzusehen.

„Ich lebe noch“, stellte Tabatha fest.

„Noch“, log Kane, aber fühlte sich zufrieden, als der Rest der Fahrt in unruhigem Schweigen absolviert wurde.

Tabatha lehnte sich in den Beifahrersitz zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie weigerte sich strikt, an den Kuss zu denken und sie wollte schon gar nicht daran denken, wie sexy er ausgesehen hatte, wie er sich über sie gebeugt hatte… wütend oder nicht.

Sobald Kane das Auto in ihrer Einfahrt geparkt hatte, seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, als sie aus dem Fahrzeug sprang und weglief, als wäre sie gebissen worden. Der Gedanke erschien ihm recht ironisch, angesichts der Tatsache, dass er sie schon früher einmal gebissen hatte. Er stieg aus dem Auto und folgte ihr leise, wusste, dass das die falsche Entscheidung war.

Tabatha schlug die Autotür hinter sich zu und rannte zu ihrer Wohnungstür. Sobald sie die Tür sicher hinter sich geschlossen hatte, drehte sie sich um und verbrachte die nächsten Sekunden damit, alle vier Schlösser zu verriegeln, ehe sie das Licht im Wohnzimmer anschaltete.

„Tschüss, Arschloch!“ erklärte sie mit einem bösen Blick auf die Tür, fühlte sich triumphierend… bis sie sich umdrehte. Tabatha kreischte, als sie Kane auf dem Sofa sitzen sah, als würde er hier wohnen und sie warf ihre Handtasche nach ihm.

„Du bist nicht eingeladen!“, tobte sie, dann wartete sie, um zu sehen, ob er sich in Rauch auflösen und verschwinden würde. Es war sogar gut, dass er das nicht machte, denn sie hätte sich mit dem hysterischen Lachen, das davon gekommen wäre, verletzt.

„Verdammt, wieso bist du noch hier?“, fragte sie scharf, schüttelte ihre Stöckelschuhe ab und schleuderte sie mit den Füßen in seine Richtung. Sie freute sich kurz über ihren Erfolg, als er ein Bein bewegen musste, um ihnen auszuweichen.

Zu ihrer Verwunderung saß Kane einfach nur da und starrte sie mit diesem Gesichtsausdruck an, der wie eine Mischung aus Belustigung und Ärger aussah, und sie auf die Palme bringen wollte. Er flimmerte und verschwand einen Augenblick lang, dann hörte sie ein leises Pochen, als etwas die Tür auf beiden Seiten von ihr traf. Tabatha konnte sich nicht bewegen, da er sie an das Holz hinter ihr drückte. Sie hörte Donner draußen und fühlte, wie ihre Angst bei dem Geräusch zunahm.

Kane lehnte sich ein wenig nach vorne, bis seine Wange beinahe ihre berührte und atmete den Geruch ihrer Angst vermischt mit Wut ein. Er wirkte auf ihn wie ein Aphrodisiakum und erinnerte ihn daran, wieso er seine Seelenfreundin nicht genommen hatte, sobald er sie gefunden hatte. Tatsächlich kämpfte er gegen den Drang an, sie hier gleich an der Tür zu nehmen… schnell und kraftvoll.

Die Götter hatten sie vielleicht aneinander gekuppelt, aber sie hatten falsch gelegen in ihrer Wahl. Um ihretwillen… war es falsch. Als er sich weit genug zurücklehnte, um ihr Gesicht zu sehen, war er froh, dass die Wut und Angst dort noch immer waren.

Tabatha fühlte, wie ihre Stirnfransen sich bei jedem seiner Atemzüge bewegten, während er sie mit diesen hitzigen Augen anstarrte. Sie wurde verzaubert, als sie beobachtete, wie seine violetten Pupillen sich vergrößerten und fühlte, wie Enttäuschung durch sie brannte… sie wollte es nicht vergessen.

„Bevor du mich verzauberst… sag mir eine Wahrheit“, flüsterte sie. „Eine echte, völlig ehrliche Wahrheit.“

„Eine Wahrheit, Liebling?“ Kane senkte seinen Blick auf ihre Lippen und senkte seinen Kopf, bis seine Lippen beinahe die ihren berührten… nicht ein Kuss, sondern etwas viel Intimeres. „Ich bin für dich viel gefährlicher, als es ein Dämon je sein könnte.“

Tabatha blinzelte in das Sonnenlicht, das durch das Fenster strahlte, und setzte sich im Bett auf. Sie zog ihre Knie an und schlang ihre Arme um ihre Beine. Sie schenkte dem Tageslicht, das sie scheinbar verspotten wollte, einen bösen Blick. Knurrend schnaubte sie und blies ihre Stirnfransen in die Luft.

„Gefährlich, ja klar“, brummte sie. „Er ist so gefährlich, dass er mich noch ins Bett gesteckt und zugedeckt hat, bevor er ging.“

*****

Zachary betrachtete die Stadtkarte an der Wand und legte seinen Kopf zur Seite. Sie hatten eine Stecknadel an jeden Ort gesteckt, wo sich in den letzten paar Monaten ein merkwürdiger Vorfall ereignet hatte, um zu sehen, ob sie ein Muster feststellen konnten. Sie hatten mit nur wenigen farbigen Stecknadelköpfen begonnen, aber als mehr Berichte kamen, hatten die Stecknadeln begonnen, ein Muster zu ergeben.

Angelica nahm einen schwarzen Filzstift und zeichnete einen Kreis um die Slums und deren direkte Umgebung. „Misery hat in dieser Gegend ihr Unwesen getrieben“, erklärte sie. „Die anderen Vorfälle scheinen andere Dämonen zu sein, die mutig werden und aus ihren Verstecken kommen.“

„Was ist mit dem, was im Love Bites geschehen ist?“, fragte Trevor. „Das war nicht wirklich ihre übliche Vorgehensweise.“

„Wir müssen die Region vielleicht bald ausweiten“, bemerkte Chad. „Und was ist mit der Leiche, die wir heute Morgen gefunden haben?“

Sie alle erschauderten, als sie sich an den Tatort erinnerten. Sie hatten einen Anruf von der Polizei über die Leiche eines jungen Mannes bekommen, da sie meinte, dass sie das sehen sollten. Der Mann war etwa zwanzig Jahre alt und trug die Überreste eines T-Shirts mit dem Namen der lokalen Universität.

Als sie dort angekommen waren, hatte die Polizei die gesamte Umgebung in etwa hundert Metern Umkreis abgesperrt. Chad war das komisch vorgekommen und er war gegangen, um mit ein paar seiner Kumpels aus der Truppe zu reden. Als er zurückgekommen war, war seine Gesichtsfarbe deutlich blasser geworden.

„Was ist los?“, fragte Zachary.

„Sie sagten, dass wir es selbst sehen mussten… es ist mindestens so schlimm, wie das, was ihr von dem Bus letztens erzählt habt.“

Als sich die vier näherten, musste Trevor durch den Mund atmen, um zu verhindern, dass er sich durch den Geruch übergeben musste. Das schlimmste war, dass er den bitteren Geruch sogar schmecken konnte, und das war mindestens genauso schrecklich. Zach gab ihm einen Mundschutz aus seiner Jackentasche… er hatte immer ein paar bei sich, für genau solche Situationen. Als sie die Leiche sahen, musste sogar Zachary wegsehen und ein paarmal tief durchatmen.

Der Körper war buchstäblich auseinandergerissen worden und alles, was drinnen gewesen war, war draußen. Das Schlimmste war, dass sie alle sehen konnten, wo etwas tatsächlich Teile gefressen hatte, wo ganze Stücke Fleisch herausgerissen worden waren. Lange Spuren von Klauen waren in dem Bisschen Fleisch, das noch übrig war, und an den Knochen zu sehen, einige Knochen waren gebrochen und standen in absurden Winkeln ab.

Die Augenhöhlen waren das Schlimmste, denn sie starrten geradewegs zu ihnen hoch… die Augen waren herausgenommen worden. Ein Teil des Skalps war weggerissen worden und der Schädel durchlöchert, wo Teile des Gehirns noch aus dem Loch tropften. Der Mund war geöffnet worden und die Zunge war ebenfalls verunstaltet.

Ein Großteil der Innereien lag über den Körper verteilt und der Magen war weit geöffnet. Angelica drehte sich von der Leiche weg und drückte ihre Hand auf den Mund, um die Übelkeit zu unterdrücken… es half nichts.

„Armer Kerl“, flüsterte Zachary und kniete sich neben den Jungen. Die letzte Woche erschien ihm wie ein einziges Chaos aus dämonischer Aktivität und es schien nicht so, als würde es bald anders werden. „Was sagt der offizielle Bericht?“

„Die Polizei sagt, dass es ein tierischer Angriff war“, antwortete Chad.

Angelica schüttelte ihren Kopf. „Nein, das war kein Tier“, sagte sie mit rauer Stimme und ging zurück zum Auto. „Es war das Grab.“

Zachary schüttelte die Bilder aus seiner Erinnerung ab und sah von dem Stadtplan zu Angelica. „Was hast du gemeint, als du sagtest, es war das Grab?“

Angelica runzelte die Stirn. „Das war alles, was ich von der Leiche fühlen konnte. Die Wunden waren fast zu alt, sodass ich sie kaum spüren konnte. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll, als, dass das Grab ihn getötet hat.“

Zachary trat an den Kaffeetisch, wo sein Laptop stand. Er stellte eine Verbindung mit dem TEP-Netzwerk her und schickte Storm eine Nachricht, in der er die letzten Vorfälle beschrieb… die Antwort kam sofort.

„Es scheint, dass Storm die großen Spieler des TEP in den Fall holt“, erzählte Zachary den anderen, dann hielt er inne, ehe er zu seinen Kollegen hochsah. „Er hat den fabelhaften Ren hergeschickt… er ist schon hier.“

Trevor erzitterte sichtbar, als Rens Name erwähnt wurde. Ren war schon immer das Phantom der Gruppe gewesen… mehr eine Legende als eine echte Person, denn Storm war der einzige, der ihn je getroffen hatte. Er hatte Storm einmal gefragt, wer das mächtigste Mitglied des TEP war, und Storm hatte keine Sekunde mit seiner Antwort gezögert. Aber wenn Storm seinen Stellvertreter schickte, dann bedeutete das, dass er direkt dahinter eine Armee sandte.

Zachary und Trevor wussten beide, was das bedeutete… der Krieg begann.

399
461,10 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
17 апреля 2019
Объем:
320 стр.
ISBN:
9788873045489
Переводчик:
Правообладатель:
Tektime S.r.l.s.
Формат скачивания:
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