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Читать книгу: «"Und jetzt, kommen Sie!"», страница 2

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Kapitelüberschrift 3

zweihundertfünfzig Mal, das einsteigen und am Zielort aus oder in eine U-Bahn umsteigen oder vielleicht womöglich noch einmal ein- und umsteigen, um dann irgendwo wieder auszusteigen. Bei so viel Übung könnte man das ein- und aussteigen schon förmlich mit geschlossenen Augen bewerkstelligen. Also doch nicht so ungewöhnlich mein Lieber,“ erklärte ich den Sachverhalt meinem Ich.

„Wenn ich so über deine Rechnung nachdenke, muss ich dir tatsächlich auch zu stimmen,“ bestätigte mein Ich. Bei so viel konnte man schon alles im Schlaf und somit in aller Ruhe in einem Buch weiterlesen ohne eine Unterbrechung.

Es gab ja noch in und wieder mal die noch älteren Busmodelle, da musste man beim Einsteigen drei Stufen hochklettern. Was wäre dann mit der lesenden Frau passiert? Vermutlich wäre sie dann mit ihrer Lektüre in der rechten Hand in voller Länge in den Bus gestolpert und gefallen. Beim Aussteigen dann ein Sturz auf den Gehweg mit schlimmstenfalls einem oder mehreren Knochenbrüchen an Armen und Beinen. Dann könnte sie in aller Ruhe im Krankenwagen uns anschließend in einem Krankenhaus und einem Krankenbett auf einer Station weiterlesen.

„Oh je, ich dachte wieder einmal schlecht und merkwürdig über meine Mitmenschen. Wenn die das wüssten, sie würden mich aus den morgendlichen Bus prügeln und mich die Straße hinunter jagen.. als unmöglicher Mensch, der nichts in ihren Kreises mehr zu suchen hatte und den der Teufel holen sollte,“ murmelte ich leise vor mich hin.

„Du hast wirklich Recht, du bist manchmal ein merkwürdiger Mensch,“ schimpfte das ich.

Der dritte in diesem Quartett an dieser Bushaltestelle, war ein kleinerer, hagerer etwas gebückter Mann so um die sechszig Jahre schätzte ich ihn. Er hatte es immer sehr eilig beim einsteigen und versuchte sich jedes Mal an. dem Mann mit dem Aktenkoffer vorbei zu drängeln und quetschte sich förmlich in den Bus.

„Du da, der da! Der hat doch etwas auf dem Kerbholz. Das sieht doch schon ein Blinder. Wenn der mal nicht irgendwas und irgendwo angestellt hatte. Autos aufbrechen, durch eine aufgeschnittene Fensterscheibe irgendwo eingestiegen, einen Überfall aus dem Hinterhalt zu morgendlichen Stunde usw.

Wie der sich immer aufführte! Die Busfahrerin blickte immer sehr neugierig durch ihren Rückinnenspiegel und beobachtete ihn aufmerksam und misstrauisch. Man oh man, das war mehr als verdächtig! Stellte ich mit Bestimmtheit fest. Nur komisch war, der Mann stieg jeden Morgen immer in unseren Bus, dem Bus der ehrlichen und schaffenden Steuerzahler ein. Hatte er kein Auto und einen Führerschein, um so unbemerkt und ungesehen seine kriminellen Schweinereien nach Hause zu fahren.

Ich hatte jedes Mal ein verdammt ungutes Gefühl. Der hagere und gebückte Mann schlich flink an mir vorbei und verkroch sich hinter mir in den Sitzreihen. Blickte ich in die gegenüberliegende Busfensterscheibe, konnte ich ihn gut beobachten wie er da gebückt und hinter der Rückenlehne kauernd in seinem mitgeführten Rucksack kramte und nach etwas zu suchen schien. Er wühlte die ganze Busfahrt in seinem Rucksack herum, zog etwas hervor, drehte und wendete es und ließ es schnell im Inneren seines Rucksackes wieder verschwinden. Was er da in den Fingern hielt und wendete, konnte ich nie entdecken, es ging alles zu schnell in seinen Fingern. Ich konnte nur entziffern, das es mal größere, dann mal wieder irgendwelche kleinen Teile oder Gegenstände waren.

„Auf den sollte man die Polizei aufmerksam machen. Das ist doch eindeutig, dass er ein ungewöhnliches Hobby hatte. Sollte ich dem Mann mal heimlich folgen und ihn beschatten, wie ein Spitzel? So wüsste ich, wo er heute und an jedem Morgen einen Teil seines Weges mit uns gemeinsam im Bus verbrachte. Vielleicht könnte ich der Menschheit und der Polizei einen guten Dienst erweisen und bekam womöglich eine und schon seit langer Zeit ausgesetzte Belohnung? Das wäre doch eigentlich eine ganz tolle Sache. Es würde mir bestimmt gewissen Spaß bereiten, mich wie ein Geheimdienstler an die Fersen eines zu höchst Verdächtigen zu heften und ihn anschließend auch noch zur Strecke zu bringen und für ein gerechtes Urteil zu sorgen, diesen Gedanken,“ schmiedete ich halblaut vor mich hin.

„Mensch, nicht so laut! Für das, was du vorhast und planst, bist du viel zu laut und auffällig. Das musst du viel geschickter abwickeln. Das läufst du noch Gefahr, von dem hageren und gebückten Mann ein paar Sitzreihen hinter dir im Bus entdeckt und enttarnt zu werden. Du würdest ein großes Risiko eingehen und Gefahr laufen und eventuell von dem Kerl noch eins auf die Rübe bekommen. Vielleicht auch nicht schlecht, es soll manchmal nichts schaden, so zur rechten Zeit. Bestimmt bist du danach ein ganz brauchbarer und friedlicher, Mitbürger und denkst nicht mehr so eigenartig über deine Mitmenschen an deiner Seite.“ ermahnte mich das Ich.

„Eigentlich könnte ich ruhig mal einen halben oder ganzen Tag blau machen aus irgendwelchem triftigem Grund. Was viele meiner Kollegen machten, durfte ich bestimmt auch mal. Die rufen morgens beim Chef an und sagen, sie können heute leider nicht aus den und den Gründen kommen und entschuldigen sich höflich. Was soll der arme Chef da schon machen, schlucken und zusehen, wie er mit einem tüchtigen Mitarbeiter weniger über die Stunden des Tages kommt., dafür war er Chef, trug viel Verantwortung und wurde für alles mehr oder weniger gut entlöhnt. Ich, als Arbeitnehmer, hatte da eben meine kleinen Freiheiten nach Lust und Laune.,“ stellte ich zufrieden fest.

Zwei Haltestellen rauschte unser Bus jetzt durch, ohne anzuhalten, denn es wollte keiner aussteigen, noch zu uns einsteigen.

Dann aber, an der vorletzten Bushaltestelle vor der Endhaltestelle und der U-Bahnhaltestelle, bremste unser Bus scharf und schwenkte in die Haltebucht vor der überdachten Haltestelle. Beide Türen flogen krachend auf, ein kleiner obeiniger, schwarzhaariger Mann in einer viel zu großen Hose steigt ein. Er grüßte unsere Busfahrerin überschwenglich und dankte ihr vermutlich, das sie ihn noch eine Station mitnahm und er nicht noch weiter laufen musste. An einem Gürtel hatte er sich eine lederne braune Aktentasche über die Schulter gehängt. Geschwind zwängte er sich durch den Mittelgang im Bus und setzte sich auf einen der vielen freier Sitzplätze. Er streift den Gürtel mit der Tasche von seiner Schulter, versucht die Tasche auf den freien Sitzplatz neben sich zu stellen, die Tasche kippt sofort um, fällt ein paar Mal beinahe auf den Fußboden wird dann der Länge nach von ihm wieder auf den Sitz gelegt. Schließlich lehnt er sich an seine wichtige Aktentasche und streift den Gürtel über sein Knie. Das geht solange hin und her, bis wir endlich an der Busendhaltestelle ankommen.

Kurz nach der vorletzten Haltestelle, steht der Bartstreichler von seinem Sitzplatz auf, klemmt sich seinen schwarzen Lederkoffer unter den rechten Arm und hangelt sich mit der linken freien Hand in Richtung vom mittleren Busausgang. Er muss wohl immer der Erste sein, beim Aussteigen. Der Erste, hier im Bus, oder auch an seiner Arbeitsstelle bei seiner Tätigkeit? Das wüsste ich zu gerne! Es soll ja meist genau das Gegenteil von Privat und Beruf sein. Das würde jetzt bei ihm bedeuten, im Beruf rangiert er unter den letzten. Deswegen auch der schöne elegante schwarze Aktenkoffer, wie bei einem Supermanager. Er musste in seinem Leben wenigstens einmal, morgens und auf dem Weg zur und von seiner Arbeit, für alle seine Bekannten und Nachbarn, einmal der Erste und mit dem entsprechenden Statussymbol ausgerüstet zu sein. Welch ein für keinem nachvollziehbares Glücksgefühl! Er war wer! Er war der unter den Besten an seinem Arbeitsplatz, einfach himmlisch! Und sei dieses Gefühl auch nur während der Fahrt zu Arbeitsplatz. Aber auf dem Weg dorthin und wieder zurück, gab es viele Menschen, die ihn aufgrund seiner edlen Aktentasche in schwarzem glänzenden Leder, das sah man sofort, das sie einige hundert Deutsche Mark gekostet hatte, grenzenlos beneideten.

Unsere Busfahrerin trat ungewöhnlich stark auf die Bremse, als sie in die Haltebucht an der Endhaltestelle einfuhr. Alle Köpfe der Fahrgäste schwangen nach vorn und wieder zurück, die beiden Bustüren flogen mit einem Ruck auf und mit einem Riesenschritt sprang der Bartstreichler aus dem Bus auf den Gehweg und verschwand mit komischen kurzen Schritten um die Ecke in die U-Bahnstation. Ein ungewöhnliches Tempo legte er vor. Richtig, er durfte heute der erste aus unserem Bus sein, der auf dem U-Bahnsteig ankam. Das war für ihn das zweite Erfolgserlebnis des Tages, der Erste aus dem Bus, der Erste auf dem Bahnsteig vor allen anderen Busfahrgästen. Er brauchte dafür heute gar nicht zu kämpfen, denn meist gab es weitere Fahrgäste mit ähnlichen Aktionen. Heute war er weit und breit wirklich der Erste und der Einzigste. Was für eine Leistung! Ob er es heute seiner Frau erzählte?

„Das hast du aber nur erträumt, schau da, fast hätte die ständig lesende Frau aus dem gleichen Bus ihn doch beinahe noch eingeholt. Es lag wohl heute daran, das sie heute Sandalen und wollene Socken an den Füßen anhatte, so waren ihre Fußmuskeln ständig besser durchgewärmt für so einen kurzen Sprint bis auf den U-Bahnsteig., als die des Bartstreichlers. Vielleicht hatte die Frau, die Buchleserin, auch tatsächlich längere Beine unter ihrem faltigen Rock, somit hätte sie ihn beinahe eingeholt und auch noch überholt.,“ so machte mich mein Ich auf einige wichtige Punkte aufmerksam. Das wäre eine fürchterliche Niederlage für den Bartstreichler geworden. Der ganze Tag würde ihn jetzt bestimmt schieflaufen, nach so einer peinlichen Niederlage, noch dazu gegen eine Frau. Er hätte sich bestimmt beide Beine sprichwörtlich ausgerissen, die Schrittzahl

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erhöht, die Beinlänge verlängert und geatmet wie bei einem Langstreckenlauf, zehn Atemzüge eingeatmet und zwölf wieder aus. Das müsste doch alles für ihn ein leichtes sein! Für ihn den Mann. Er käme dann fast erschlagen und am Rande seiner körperlichen Kräfte an seinem Arbeitsplatz an, aber er hätte heute einen wichtigen Sieg errungen, einen Sieg gegen eine Frau, eine langberockte! Keiner seiner Arbeitskollegen wüsste, was heute mit ihm los wäre. Keiner würde ihn danach fragen, aber alle würden im Stillen spekulieren und so ihre eigenen Vermutungen haben. Außerdem könnte er doch keinem von seiner peinlichen Niederlage erzählen, welche Blamage, alle würden ihn für einen Schwächling oder ein Weichei halten. Er wurde im Sprint von einer Frau, einer vollkommen fremden Frau geschlagen, die er nicht einmal mit Namen nennen könnte, oh nein!

Außerdem hätte er sich bei der Erhöhung womöglich überschlagen, wäre gestolpert und gefallen und lang auf dem Bahnsteig hingeschlagen, auf seinen schwarz glänzenden Aktenkoffer gestürzt, ihn verschrammt und verbeult, in trauter Zweisamkeit mit seiner zerbrochenen und verbeulten Brille, alles hätte liebevoll mit ihm gemeinsam auf dem Bahnsteig gelegen. Vermutlich hätte er seine Weiterfahrt ins Büro abrupt abgebrochen und wäre verschämt, verletzt und gekränkt mit einer Taxe nach Hause gefahren und hätte sich einige Tage bei seinem Arbeitgeber Krank gemeldet, mit oder ohne triftigem Grund, der Wahrheit, es wäre ihm jetzt alles egal gewesen. Nur um seine peinliche Niederlage und sich selber ausgiebig zu bemitleiden.

Vor dem Bus an der Haltestelle im Dämmerlicht der Straßenlaternen, standen zwei dunkel gekleidete muskulöse Männer in einer Betriebsuniform der U-Bahnwache von Hamburg. Sie traten schnell an den kleinen Buckligen Mann mit dem Rucksack heran, nahmen ihn in die Mitte, stoppten ihn bei seinem Versuch, schnellen Schrittes und teilnahmslos hinter dem Bus in der Dunkelheit des Morgens zu verschwinden. Der etwas größere der beiden Männer sprach ihn an und hielt ihn an seinem Arm fest. Sie gingen mit ihm in den an drei Seiten mit Glas verkleideten Bushaltstellenunterstand., zwängten ihn in eine Ecke und redeten auf ihn ein.

„Siehste, es ist heute nichts mit deiner Idee, dir einen arbeitsfreien Tag zu genehmigen, um diesem kleinen gebeugten Mann mit dem Rucksack zu folgen, um rauszufinden, wo er heute Morgen noch hinwollte und was er so vielleicht noch so trieb. Die U-Bahnwache war schneller. Die Busfahrerin hatte vermutlich alles über Funk an ihre Zentrale weitergeleitet und die hatten sich für diese Kontrolle, wozu sie auch berechtigt waren, entschieden,“ jubelte mein Ich. Der größere hielt noch immer den etwas gebeugten Mann aus unserem Bus in Schach, der ständig noch immer versuchte, den beiden irgendwie zu entwischen, während der andere ihm den Rucksack von der Schulter nahm, ihn vorsichtig öffnete und in ich hineinsah, so gut es bei dem schwachen Lampenlicht am Morgen möglich war. Er holte einige Gegenstände hervor, die aussahen wie ein Autoradio und, so konnte ich weiter erkennen, einen Gegenstand, der aussah, wie eine Pistole. Danach telefonierte er kurz über sein Handy und nicht einmal drei Minuten später hielt ein Streifenwagen der Polizei in der Bushaltestelle. Der Mann wurde von einem Polizeibeamten ergriffen und in den hinteren Teil des Streifenwagens verfrachtet. Er wehrte sich zwar heftig, konnte sich aber aus dem Polizeigriff nicht befreien und in der Dunkelheit entkommen.

„Donnerwetter, unsere Busfahrerin war heute Morgen aber wirklich auf Zack hatte die richtige Vermutung und hatte sofort richtig gehandelt. Mensch ein Mann mit einer Pistole bei uns im Bus, zwei Reihen hinter mir, hinter meinem Nacken, unmöglich. Ich, und alle Fahrgäste schwebten die ganze Zeit über in akuter Lebensgefahr. Unmöglich, was hätte alles geschehen können, wenn? Man hatte ich heute Morgen mal wieder Glück! Wenn ich das heute Abend meiner Frau erzähle,“ platzte es halblaut aus mir hervor.

Der Zweizentner Mann trat mir beinahe beim Aussteigen in die rechte Ferse. Er ratschte mit seiner Schuhspitze über meinen Schuhabsatz, das war für mich Glück im Unglück, denn wenn er auch noch gestolpert wäre und womöglich auf mich gefallen wäre, wie wäre es mir dann wohl ergangen? Ich erhöhte sofort, wie von einer Tarantel gestochen, meine Schrittzahl, um ganz sicher diesen schweren Schuhen hinter mir zu entkommen. Ein Niesanfall erschütterte das Fleischgebirge hinter mir und dröhnte wie ein Gewitter durch den vor mir beginnenden U-Bahntunnel. Eine gewaltige Fontäne von feinen, fast kaum sichtbaren, Niesbläschen versuchte mich von hinten zu erwischen, aber ich war, Gott sei Dank, außer ihrer Schussweite, als ich , nach Luft und Fassung ringend an dem Zeitungskiosk auf dem Bahnsteig ankam.. Dort stand bereits an der Verkaufsluke unser kleiner Schwarzhaarige aus dem Bus. Wie war der bloß so schnell aus dem Bus dorthin gekommen?

„Richtig, der musste durch die Bustür bei unserer Busfahrerin entwischt sein. So hatte er einen etwas kürzeren Weg zum U-Bahntunneleingang. Ich war so mit der Beobachtung der anderen beschäftigt, das ich gar nicht gesehen hatte, wie und wo er ausgestiegen war. Es konnte nur die vordere Bustür gewesen sein.

An wievielter Stelle, in unserer Reihenfolge, er im Tunnel und auf dem Bahnsteig angekommen war, konnte ich nicht mehr nachvollziehen, er war plötzlich am Zeitungskiosk.

„Merkwürdig, der musste ja förmlich geflogen sein. Siehste, siehste, so ungenau beobachtet der Mensch manchmal, wenn er nur ein bisschen abgelenkt ist. Hatte er womöglich sogar den Bartstreichler noch auf der Außenseite überholt? Wie hatte er das gemacht? War er der große Außenseiter, der auf der Außenbahn alle zügig und unbemerkt überholt hatte? Das wäre der Erfolg für ihn und eine Niederlage für alle anderen,“ stellte ich erstaunt fest.

Er war wirklich sehr klein mit seinen großen Hosenbeinen. Die Beine, welche Energiebündel mussten das sein, die für solche Leistungen fähig waren. Vielleicht war er ein durch und durch trainierter Hochleistungssportler, der heute Morgen zu einem Trainings-Meeting fuhr. Er hatte nur eben mal auf dem Weg vom Bus bis auf den U-Bahnsteig ein wenig Gas gegeben, nur so zum Spaß für sich selber. Mit dem linken Arm auf der Holzverkaufsluke aufgestützt, blickte er dem Kioskverkäufer zu, der große schwergewichtige Zeitungsballen mit einem Messer aufschnitt. Der Schwarzhaarige verlangte fast aus jedem Ballen je eine Zeitung, eine von einem ganz bestimmten Platz in einem Regal und zwei von einem Platz unter einem Tisch.

„Mein Gott, der kann Zeitungslesen! Das sind ja alles türkische Zeitungen. Was will der denn damit? Was hat der denn für einen Job? Soviel Zeit zum zeitunglesen? Vermutlich muss er in Deutschland leben und arbeiten, um an seinem Arbeitsplatz so viel Zeit zum Zeitung lesen zu haben. Sowas habe ich an meinem Arbeitsplatz noch nie bemerkt.

Der Bahnsteig dieser U-Bahnstation ist sehr breit. In der Mitte befindet sich ein Gebäude mit einer Frühbäckerei. Dort werden den ganzen Vormittag Brötchen frisch gebacken und es duftet einfach himmlisch. Ab 05.00 Uhr früh gibt es hier die ersten ofenfrischen Brötchen mit etwas drauf oder nach Wunsch belegt und beschmiert, dazu, wenn man möchte, einen Kaffee, Tee oder heißen Kakao für die Leute, die nach dem Aufstehen und der Morgentoilette noch nicht frühstücken können. Davon muss es scheinbar sehr viele geben, denn wenn ich morgens vorbei gehen, stehen die Leute dort in einer Schlange vor dem Tresen. Nun ja, die ruckartige Busfahrt und der Spurt haben jetzt schließlich auch die letzte Schlafmütze geweckt und der Körper und der Magen schreien nach einem Frühstück, wenn auch nur sehr unbequem im Stehen. Hauptsache da rutscht etwas in den Magen.. So riecht nach geraumer Zeit jeder U-Bahnwagen, nach frischen Brötchen und einem heißen Getränk. Warum auch nicht, in der Bahn konnte man wenigstens beim Frühstücken sitzen und hatte es viel bequemer. Das stand einem auch zu, bevor der tägliche Stress in der Firma begann.

„Oh Mann, das riecht aber verdammt gut! Jeden Morgen wird mir förmlich schwindelig bei diesen Frühstücksdüften in der Bahn, hoffentlich konnte bald meine Nase wieder in die frische Luft strecken und ganz, ganz tief Luft holen,“ seufzte mein Ich. Einige Fahrgäste senkten neugierig ihre Morgenzeitung, blickten um sich, um festzustellen, woher der Kaffee-, der Kakao- oder der Tee Duft kamen. Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht vertieften sie sich danach wieder in ihre morgendliche Information, der Zeitung. Bestimmt schluckten sie heimlich und unbewusst ein paar Mal, bei den verführerischen Düften, war das ganz normal, wer konnte da schon widerstehen, auch mit einem guten Frühstück von Zuhause bereits schon im Magen.

Wer womöglich heute das erste Mal in der U-Bahn fuhr, dachte bestimmt, halt hier in Hamburg gibt es in der U-Bahn morgens immer ein Frühstücksbüfett, eine tolle Einrichtung, warum gibt es das bei uns in Berlin, Köln oder München nicht? Ist doch ein toller Service! So konnte man gestärkt und etwas zufriedener seinen Arbeitsplatz ansteuern. Belegte Brötchen, heiße Getränke in der U-Bahn, ein Automat könnte das bestimmt auch zaubern!

Hinter dem Backwarenstand befand sich ein Kiosk in herkömmlicher Art mit den üblichen Reiseutensilien, Zeitschriften, Zeitungen, Süßigkeiten und Getränken mit und ohne Alkohol. Meist alles im Kleinformat. Das weitere Gebäude war früher einmal ein Dienstgebäude. Dort war der Arbeitsplatz vom Bahnsteigschaffner. Heute hielten sich dort hin und wieder mal die Mitarbeiter von der Bahnwache auf..

Seitlich vom Zeitungskiosk trafen sich jeden Morgen immer zwei ältere Männer mit einer Frau mittleren Alters. Der eine der Männer, vermutlich kurz vor dem Rentenalter, hatte eine ziemlich laute Stimme. Vermutlich konnte er gar nicht leise reden. So konnte ich und viele andere wartenden Fahrgäste ungewollt immer alles mithören, was dort bei den Dreien so wichtiges geredet wurde.. Meist beschwerte er sich über die da oben, die Politiker. Die wieder mal unsinnig unsere Steuergelder ausgeben, dann erfuhr jeder der Umstehenden, was er an diesem Wochenende alles unternommen hatte und was er heute und in den nächsten Tagen unbedingt und ganz bestimmt alles unternehmen will. Er erzählte allen laut und deutlich, natürlich ungewollt, was ihn so belastete und bedrückte. Manchmal schimpfte er über seinen Arbeitsplatz und seine Kollegen.

„Du, der muss aber einen sehr lauten Arbeitsplatz haben, dass er immer so laut reden musste, oder war er hochgradig schwerhörig? Echt, der geht mir fürchterlich auf den Geist. Lass uns woanders auf die Bahn warten,“ schlug ich meinem Ich vor und ging ein paar Schritte weiter bis ich die nervige Stimme

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9783742755162
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