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4 Immer besser

ALEX

Er parkte den Porsche direkt vor dem Eingang des Marriott. Am Nachmittag hatte er Cat angerufen und sie für diesen Abend zu einem Chinesen ein Stückchen außerhalb der Stadt eingeladen.

Wie sehr er sich darüber freute, dass sie zugesagt hatte, würde er nicht einmal vor sich selbst zugeben.

Er wollte gerade hineingehen, um am Empfang Bescheid zu geben, da kam Cat bereits durch die Tür.

Sie sah atemberaubend aus, wie immer. Das Cocktailkleid endete knapp über ihren Knien, war saphirblau und sehr schlicht. Zusammen mit ihren langen, schwarzen Haaren, die sie zum ersten Mal, seit er sie wiedergesehen hatte, offen trug, sah sie aber absolut hinreißend aus.

"Du siehst wunderschön aus", sagte er leise, als sie bei ihm ankam.

"Danke." Ein kleines Lächeln erhellte ihre Züge, als er ihr die Tür aufhielt und beim Einsteigen half. Dieses kleine Lächeln traf ihn mitten ins Herz, denn er hatte es über sieben Jahre lang vermisst.

Während er die Beifahrertür schloss, zog er die Augenbrauen nachdenklich zusammen.

Wie konnte es sein, dass sie ihm nach allem, was vorgefallen war, noch so nahe ging?

Er wollte es nicht, wollte sich nicht noch einmal in die Gefahr begeben, dass sein Herz von ihr in Stücke gerissen wurde.

"Hattest du einen schönen Tag?", fragte er, als er ebenfalls im Auto Platz genommen hatte.

"Ja, ich habe das Wellnessangebot ausgenutzt." Das verspielte Grinsen in ihrem Gesicht machte sein Herz nicht gerade leichter.

Die gesamte Fahrt über erzählte sie von dem eindeutig homosexuellen Masseur, der aus ihrer Sicht ein klein wenig Ähnlichkeit mit Captain Jack Sparrow hatte. Alex war ihr beinahe dankbar dafür, denn dadurch hatte er Zeit, seine eigenen Gedanken und Gefühle wieder auf die Reihe zu bekommen.

Im Restaurant angekommen führte der Kellner sie zu dem reservierten Tisch.

Seine Gefühle hatte er noch immer nicht unter Kontrolle. Alles in ihm drängte ihn, die Chance am Schopf zu packen und zu sehen, ob noch immer etwas zwischen ihnen war.

Aber es war nicht das, was er tun sollte. Er sollte einfach nur versuchen, einigermaßen mit Cat klarzukommen, um seine Freundschaft mit Ryan wieder geradezubiegen.

Von sich selbst genervt drehte er an der Lünette seiner Rolex. Ein nervöser Tick, den er sich zusammen mit dieser Uhr zugelegt hatte.

"Ist sie neu?"

Verwirrt sah Alex auf. "Wie bitte?"

Cat nickte zu seiner Uhr. "Die Uhr, hast du sie neu?"

Beinahe wehmütig lächelte er auf die Uhr hinab. "Nein, ich habe sie von meinem Dad geerbt."

Cat sah ihn mit großen, weit aufgerissenen Augen an. "Das tut mir sehr leid für dich, Alex. Wann ist er denn gestorben?"

Alex verzog ironisch das Gesicht. "Darf ich dich daran erinnern, was du mir gesagt hast, nachdem deine Mum gestorben ist?"

Cat schien wirklich nicht zu wissen was er meinte, aber Alex hatte die Worte eins zu eins behalten. Wie fast alles, was Cat ihm jemals gesagt hatte. All die Momente mit ihr hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.

"Du hast gesagt: 'Hör endlich auf mit diesen Floskeln!'"

Cat schüttelte entschieden den Kopf. "Das habe ich nicht gesagt. Es ist einfach höflich, sein Beileid zu bekunden, die Menschen erwarten das von einem."

Alex lächelte schief. "Das war übrigens mein Part bei diesem Gespräch damals. Also ich habe gesagt, dass es einfach nur höflich ist und es erwartet wird. Daraufhin hast du mir die Standpauke meines Lebens gehalten."

"Ich habe dir nie eine Standpauke gehalten", wehrte sich Cat.

"Und ob. Du sagtest: 'Es wird erwartet, weil wir es so gelernt haben. Aber sei doch mal ehrlich, niemand von uns möchte nach so einem Verlust reden. Es gibt keine Worte, die diesen Schmerz heilen können. Warum müssen wir die anderen dann mit unseren Beileidsbekundungen noch ständig an ihren Schmerz erinnern?' Und du hattest recht. Richtig verstanden habe ich es erst, als ich jeden Tag eine neue Karte und einen neuen Anruf bekam, der mich daran erinnerte, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht mehr bei mir sind."

Cats Gesichtsausdruck wurde trauriger und weicher zugleich. Dann nickte sie. "Ich erinnere mich an dieses Gespräch."

Alex hätte gerne geantwortet, dass er sich an jedes Gespräch mit ihr erinnerte, ließ es aber sein. Er wollte nicht, dass sie mehr hineininterpretierte, als wirklich zwischen ihnen war.

Da er selbst keine Ahnung hatte, was genau gerade zwischen ihnen passierte, würde das alles sonst nur noch mehr verkomplizieren.

CAT

Das gesamte Essen verlief ungewöhnlich ruhig und völlig ohne Streitigkeiten. Es war fast so, als wären die letzten sieben Jahre nie passiert.

Nur die Tatsache, dass sie beide lockere Themen wählten, zeigte, dass nicht alles völlig in Ordnung war, wahrscheinlich auch nie mehr sein würde.

Deshalb entschied sie sich, einen Vorstoß zu wagen. "Meinst du … du könntest vielleicht mal zu Besuch kommen? Ryan … er würde sich wirklich freuen."

Alex lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "Nur Ryan?"

Ihr Herz hatte schon bei der Frage extrem schnell geschlagen, jetzt schien es beinahe aus ihrer Brust zu springen.

Sie konnte sich noch allzu gut an all die Nachrichten erinnern, die sie auf Alex' Mailbox hinterlassen hatte. Spürte die Verzweiflung und die Einsamkeit, als wäre es erst gestern gewesen.

Sie wusste noch genau, wie es sich angefühlt hatte, als er sich einfach nicht mehr bei ihr meldete. Das Gefühl, als sie begriffen hatte, dass Alex sie gar nicht liebte und sie mit ihren Problemen im Stich gelassen hatte, war vollkommen unbeschreiblich gewesen.

Sie sah aus dem Fenster, beobachtete zwei Vögel dabei, wie sie sich in einem kleinen Brunnen badeten. Selbst nach sieben Jahren war der Schmerz noch zu frisch, zu nah unter der Oberfläche.

"Cat?" So sanft hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihr gesprochen. Der Ton schmerzte, erinnerte sie daran, was sie verloren hatten.

Mit einem traurigen Lächeln im Gesicht sah sie ihn an. "Ich kann nicht, Alex."

Verwirrung, Wut und Schmerz lösten sich so schnell hintereinander in seiner Miene ab, dass sie es beinahe nicht gesehen hätte.

"Als Freunde, Cat."

Sie sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. "Und du meinst, das können wir sein?"

Er grinste ein wenig unsicher. "Ich würde es gern versuchen."

Cat nickte. "Einen Versuch ist es wert."

Der Kellner kam, räumte ihre Teller ab und brachte ihnen die Glückskekse.

"Mach du deinen zuerst auf", sagte Cat und beobachtete ihn dabei, wie er auf diese ihm eigene ernste Art den Keks entzweibrach.

"Eine unabänderliche Situation sollte man sich zum Freund machen", las er vor.

Cat lachte. "Passt irgendwie gerade ziemlich gut."

Alex grinste schief und nickte. "Jetzt du."

Sie zog die Folie ab und brach den Keks in zwei Hälften.

"Wahre Liebe endet nie, sie … macht nur Pausen." Die letzten Worte flüsterte sie nur noch.

"Passt irgendwie", murmelte Alex kaum verständlich und Cat war mehr als nur froh, dass er kurz darauf aufstand, um zu bezahlen.

ALEX

Am darauffolgenden Nachmittag holte er Cat zu einem Spaziergang am Rhein ab. Aus irgendeinem Grund hatte er das Bedürfnis, ihr zu zeigen, wie schön seine Heimat sein konnte.

Das knielange Kleid, das sie an diesem Nachmittag trug, war weicher und anschmiegsamer als die steifen Kostüme der letzten Tage.

Nachdem er ihr in den Wagen geholfen hatte, lenkte er den Porsche in Richtung ihres Ziels.

Den ganzen Vormittag hatte er auf seinem Balkon verbracht und hatte darüber nachgedacht, was zwischen ihnen alles schiefgelaufen war.

Mehr und mehr ereilte ihn der Verdacht, dass alles, was zwischen ihnen geschehen war, nur auf Missverständnissen basierte.

Auf Missverständnissen, einem ganzen Haufen verletzter Gefühle und gekränkter Eitelkeit.

Nachdem er aus China zurückgekommen war, hatte er Cats unzählige Nachrichten auf seiner Mailbox vorgefunden.

Der Schmerz in seinem Herzen war noch zu frisch, zu roh gewesen, um über den Tellerrand hinauszusehen.

Er konnte ihre Stimme beinahe noch in seinen Gedanken hören, wie sie von Anruf zu Anruf verzweifelter klang.

"Ich muss mit dir sprechen. Bitte ruf mich zurück."

"Bitte, Alex, es ist wichtig."

"Kannst du nicht wenigstens auf meine Anrufe reagieren?"

"Alex. Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen. Bitte ruf mich zurück."

Er hatte immer gedacht, Cat wollte sich für ihren Verrat an ihrer Liebe entschuldigen, damit Alex nicht mit Ryan darüber sprach.

Aber das hätte er sowieso niemals getan. Er wollte Ryan nicht verletzen, der seine kleine Schwester über alles liebte.

Außerdem hatte er schon zwei Wochen zuvor begonnen, den Schmerz tief in seinem Herzen zu vergraben.

Er hatte mit niemandem darüber gesprochen, hatte alles mit sich allein ausgemacht. Vielleicht war es ein Fehler gewesen. Vielleicht hätte ein Dritter ihm die Augen öffnen können und hätte ihm damit sieben Jahre voller Schmerz erspart.

Er parkte den Wagen und bot Cat dann seinen Arm an, um sie den Spazierweg am Rhein entlangzuführen.

Der Tag war genauso warm und sonnig wie der letzte. Genau richtig für einen gemütlichen Spaziergang am Nachmittag.

"Du bist so still heute. An was denkst du?", fragte Cat leise, nachdem sie schon einige Zeit nebeneinanderher gegangen waren.

Er warf ihr ein kleines Lächeln zu, ehe er den Blick wieder geradeaus heftete.

"Was alles schiefgelaufen ist zwischen uns", gestand er einige Minuten später.

"Das ist lange her, Alex." Ihre Stimme klang weich, aber machte doch deutlich, dass sie dieses Thema gern endgültig abschließen würde.

Das war es, und dennoch waren da noch so viele lose Enden, dass er so niemals zur Ruhe kommen konnte.

Neben Cats unzähligen Nachrichten auf der Mailbox, hatte er damals auch eine von Ryan vorgefunden.

Ryan war unglaublich wütend gewesen auf Bastian. Eine beinahe irrationale Wut.

Ja, Ryan war davon ausgegangen, dass sein damaliger Freund seine kleine Schwester geschwängert und dann im Stich gelassen hatte.

In der Nachricht hatte Ryan ebenfalls erzählt, dass Cat im Krankenhaus lag, weil sie eine Fehlgeburt erlitten hatte, und dass er jedem verdammten Scheißkerl den Arsch aufreißen würde, der Cat jemals anfassen würde.

Damals hatte Alex ihm kaum zugehört, in seinem Kopf hatten sich nur endlose Bilderabfolgen von Cat mit einem anderen Mann im Bett abgespielt.

Wort für Wort hatte es ihm das Herz stückchenweise aus der Brust gerissen.

Er konnte noch immer kaum begreifen, dass das alles nicht stimmte, dass es keinen anderen Mann gegeben hatte und Cat ihn nicht betrogen hatte.

Dann ließ ihn ein Gedanke so abrupt innehalten, dass Cat an seinem Arm ins Stolpern geriet.

"Was …?"

Alex starrte sie fassungslos an. "Wenn du nicht mit jemand anderem geschlafen hast, dann …" Dann war es mein Baby, konnte er einfach nicht aussprechen.

Ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, dann nickte sie.

Alex fühlte sich, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Mit zittrigen Knien steuerte er eine Bank in der Nähe an.

Er ließ sich darauf fallen, den Blick starr auf den Rhein gerichtet.

Der Gedanke, dass er sie mit all dem allein hatte klar kommen lassen, ließ sein Herz rasen und seinen Magen rebellieren.

"Es tut mir so leid, Kätzchen", flüsterte er.

Cat nahm seine Hand in ihre und drückte sie leicht. "Es ist okay, Alex. Es ist lange her."

Aber es war nicht okay. Weder für sie noch für ihn. Hätte er damals einfach über sein gebrochenes Herz hinweggesehen und sie zurückgerufen, oder hätte Cat Ryan die Wahrheit gesagt …

"Warum hast du Ryan angelogen?", fragte er.

Cat wandte sich ab und sah auf den Rhein hinaus. "Ich habe ihn nicht wirklich angelogen. Ich habe ihm nur keine Antworten gegeben und er hat falsche Schlüsse daraus gezogen. Vielleicht nicht die feine Art, aber ich selbst hatte einfach nicht die Kraft dazu, mich mit all dem auseinanderzusetzen. Ich wollte einfach nur den Kopf in den Sand stecken und vergessen."

Alex beobachtete ihr schönes Profil, sah die Müdigkeit in ihren Augen und den Schmerz, mit dem sie seit Jahren selbst fertig werden musste.

"Du hättest das alles nicht allein durchstehen müssen …", sagte er und es klang sogar in seinen eigenen Ohren anklagend.

Ein schwermütiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.

"Ich wollte einfach nicht, dass Ryan noch mehr leiden muss. Deine Freundschaft zu verlieren, hätte ihm in dieser schweren Zeit den Rest gegeben."

Alex schlang seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Hielt sie fest an sich gepresst, wie er es vor Jahren hätte tun sollen.

"Es tut mir alles so verdammt leid, Kätzchen."

Sie streichelte beruhigend über seinen Rücken, wehrte sich nicht gegen seine Umarmung.

"Es ist okay, Alex, es ist alles okay."

Aber das war es nicht, nicht für ihn. Alles, was er in den letzten Tagen erfahren hatte, zehrte an seinen Kräften.

Seine Gedanken kamen seit Cats erstem Anruf in dieser Woche nicht mehr zur Ruhe, drehten sich unaufhörlich im Kreis, verloren sich in wilden Wenn-hätte-aber-Spekulationen.

Er hatte nicht vor, dieses Thema ruhen zu lassen. Er hatte die letzten sieben Jahre damit vergeudet, seinen Groll zu hegen und die Risse in seinem Herzen notdürftig zu stopfen.

In diesem Moment würde er Cat nicht weiter bedrängen, aber er würde herausbekommen, was genau passiert war.

CAT

Eine ganze Zeit lang saßen sie so da, gaben sich gegenseitig Kraft und Halt, wie sie es vor Jahren hätten tun sollen, dann löste sie sich von ihm.

Gemeinsam schlugen sie den Rückweg ein, jeder in seinen Gedanken versunken. Sie hatte nicht vor, all die alten Wunden noch weiter aufzureißen, aber sie musste ihm die Antworten geben, die er suchte, damit er Frieden finden konnte.

Einen Frieden, der ihr selbst verwehrt bleiben würde.

"Wann geht dein Flieger?", riss Alex sie aus ihren Grübeleien.

"Morgen Früh um elf Uhr", antwortete sie und stieg in den Wagen.

"Ich fahre dich. Vielleicht bekomme ich noch einen Platz in der Maschine, dann könnte ich Ryan besuchen …" Es klang eher wie eine Frage an sie, als wollte er von ihr wissen, ob es für sie in Ordnung wäre.

Gern hätte sie geantwortet, dass sie lieber allein fliegen wollte. Sie freute sich, dass Alex endlich ihren Bruder besuchen wollte, aber sie brauchte diese neun Stunden Flugzeit, um ihre eigenen Gefühle wieder auf die Reihe zu bekommen.

Ryan würde schon auf sie warten, da war sie sich sicher. Er würde alles ganz genau wissen wollen und sie und ihre Gefühlslage dabei ununterbrochen analysieren.

Um dieses Verhör durchzustehen, musste es in ihrem Inneren wieder einigermaßen aufgeräumt sein.

Klarheit und Gelassenheit, mehr durfte in ihrem Verstand nicht herrschen.

"Nimm dir doch noch ein paar Tage Zeit. Entspann dich und komm, wenn es dir gut geht."

Alex sah sie vom Fahrersitz aus mit gerunzelter Stirn an. Cat wusste genau, dass er versuchte herauszufinden, was in ihr vorging.

Er nickte zögerlich, aber Cat befürchtete, dass das nicht das letzte Wort gewesen war.

"Okay … ich verstehe."

Wahrscheinlich verstand er sie sogar wirklich. Alex hatte immer wortlos verstanden, was in ihr vorging. Sie hatte ihm nie sagen müssen, wenn sie etwas nicht wollte, oder wenn ihr etwas nicht gefiel.

Es war stets so gewesen, als würde er sie vollkommen verstehen.

Warum sollte es jetzt also anders sein? Natürlich lagen so viele Jahre der Trennung zwischen ihnen, aber sie waren doch noch immer dieselben Menschen.

Sie hatten sich beide weiterentwickelt, aber tief in ihr spürte sie noch immer dieses tiefe Verständnis, das wortlose Verstehen.

Sie schluckte schwer, als das Hotel in Sichtweite kam und Alex den Wagen davor hielt.

Einen Moment blieb sie schweigend sitzen, versuchte sich zu sammeln, dann lächelte sie ihm ein wenig brüchig entgegen.

"Also dann … bis morgen."

"Bis morgen, Kätzchen."

Das altbekannte Kosewort versetzte ihr einen Stich ins Herz, aber sie ließ sich nichts anmerken, als sie aus dem Porsche stieg.

5 Getrennte Wege

CAT

Sie fühlte sich merkwürdig beklemmt, als Alex sie zum Flughafen brachte.

Die Hand, die er auf ihren unteren Rücken gelegt hatte, um sie durch das Gebäude zu führen, machte den Aufruhr in ihrem Inneren nicht gerade besser.

Er war so nah bei ihr, dass sie den Duft seines Aftershaves riechen konnte. Klar und frisch, wie ein Bergsee oder eiskalte Winterluft.

Im Wartebereich blieben sie stehen. Alex sah sie wieder auf diese nachdenkliche Art an.

"Ich komme bald", sagte er schließlich und griff nach ihrer Hand.

Sie nickte, unsicher, ob sie sich freute oder nicht. Alex wühlte zu viel in ihr auf, wo sie doch immer noch damit beschäftigt war, Frieden zu finden.

Sie versuchte krampfhaft, sich vor ihren eigenen Gefühlen zu schützen. Vor der Angst und der Sehnsucht, die sie schon jetzt erfüllten.

Er legte seine Hand auf ihre Wange und beugte sich langsam näher.

Ihr Herz raste, ihre Hände wurden schweißnass.

Sie sollte sich zurückziehen, ihm ausweichen, nicht zulassen, dass er sie küsste.

Und doch konnte sie nichts anderes tun, als auf seine Lippen zu starren, die sich wie in Zeitlupe näherten. Dann trafen sie unendlich sanft auf ihre, liebkosten sie, als wären sie das Wertvollste, das sie jemals berührt hatten.

Cats Augen brannten, der Schmerz in ihrem Herzen war bittersüß und die Verzweiflung raubte ihr die Luft zum Atmen.

Sie durfte das nicht zulassen, konnte nicht erneut in diesen Strudel geraten, der ihr nichts als Schmerz gebracht hatte.

Zögerlich legte sie eine Hand auf seine Brust und schob ihn langsam von sich.

Sein Blick war liebevoll und verwirrt, als könnte er selbst seine Gefühle nicht einordnen.

"Nicht …", flüsterte sie.

Er blinzelte und nur langsam schien das Wort zu ihm durchzudringen.

"Warum?"

"Ich … ich kann nicht …"

Alex schüttelte den Kopf, als versuchte er, den Kopf klar zu bekommen.

"Aber wir haben das doch geklärt, wir …"

"Es hat nichts mit dir zu tun, Alex", unterbrach sie ihn. "Es ist etwas Persönliches."

Ihre Hand konnte sie ihm nicht entziehen. Sie brauchte diese Stütze genauso sehr wie er.

Seine Miene verfinsterte sich. "Gibt es jemand anderen?"

"Nein", beruhigte sie ihn sofort, weil sie spürte, dass es ihn sehr verletzen würde.

"Ich kann einfach nicht. Ich muss das alles erst einmal verarbeiten … allein sein."

Zögerlich nickte er, als könnte er sie verstehen. "Aber nicht endgültig."

"Ich weiß es nicht. Ich brauche jetzt erstmal etwas Zeit für mich." Sie musste ihr zerrissenes Inneres wieder zusammenflicken.

Unendlich sanft streichelte er über ihre Wange. "Ich werde dich vermissen."

Diese schlichten Worte stachen messerscharf in ihr Herz. Sie war sich nicht sicher, ob die Vergangenheit genug von ihrem Herzen zurückgelassen hatte, um sich wieder voll auf jemanden einzulassen.

Vor allem nicht auf Alex. Denn egal aus wie vielen Missverständnissen ihre Trennung resultiert war, in ihrem Innern stand er für all den Schmerz und die niemals heilenden Wunden.

Sie schluckte krampfhaft, drängte die Tränen mit Gewalt zurück. Sie würde nicht weinen. Nicht bevor sie alleine war und Zeit hatte, alles wieder in Ordnung zu bringen.

"Ich muss gehen", sagte sie leise.

Damit meinte sie nicht nur das Flugzeug, sondern vor allem ihn.

Sie musste weg von dem einzigen Mann, der es schaffen würde, die schlecht verheilten Narben aufzureißen, bis nur noch offene, blutende, klaffende Wunden zurückblieben.

Sie wollte nicht zurück in die Dunkelheit, die sie so lange umfangen gehalten hatte. Es hatte sie all ihre Kraft gekostet, sich aus diesem Dreck zu ziehen. Ein zweites Mal würde sie es nicht überleben.

Er nickte zögerlich, streichelte noch ein letztes Mal über ihre Wange und löste sich dann von ihr.

"Bis bald, Kätzchen."

Dann drehte er sich um und ging. Der Anblick seiner hängenden Schultern ließ ihren Magen rebellieren und ihre Augen vor Verzweiflung brennen.

Sie hatte ihn genauso schwer verletzt wie er sie. Sie waren beide nicht ohne Narben aus ihrer Beziehung hervorgegangen.

Alex war noch immer stark und unbeugsam und dennoch genauso gebrochen wie sie selbst.

Mit dem Handrücken wischte sie sich die erste Träne von der Wange. Die erste von vielen, die noch folgen würden.

ALEX

Er schaffte es nicht, den Wagen zu starten. Saß einfach nur hinter dem Lenkrad und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe.

Ihre Zurückweisung hatte ihn härter getroffen, als er zugeben wollte.

Das Wissen, dass sie ihn nicht betrogen hatte, veränderte alles. Die Gefühle, die er so lange unterdrückt hatte, drängten mit Gewalt zurück an die Oberfläche. Nur knapp eine Woche in ihrer Gegenwart hatte gereicht, um alles wieder wachzurütteln, was er einst für diese ganz besondere Frau empfunden hatte.

In diesem Moment saß sie bereits in ihrem Flugzeug auf dem Weg zurück nach Hause. Allein, so wie sie es wollte.

Mit ihrem unerschütterlichen Willen hatte sie alles geradegerückt, was zwischen Alex und ihr stand. Sie hatte den Weg für seine Freundschaft mit Ryan geebnet und sich dann von ihm abgewendet.

Alex hatte es in ihren Augen gesehen: Auch wenn die meisten Dinge zwischen ihnen geklärt waren, der alte Schmerz saß bei ihr zu tief, um ihm wirklich zu vergeben.

Sie wollte mit ihrem Leben weitermachen. Ohne ihn, ohne die Liebe, die sie einst verbunden hatte.

Alex lehnte den Kopf zurück an die Nackenstütze des Sitzes und schloss gequält die Augen. Ob er wollte oder nicht, er musste sich eingestehen, dass seine Cat sich in den letzten Jahren verändert hatte.

Sie war erwachsen geworden, abgeklärter und kälter. Es war seine Schuld und er bereute jeden verpassten Moment.

Damals war sie alles für ihn gewesen. Seine beste Freundin und die Frau, die sein Herz erobert hatte. Sie hatten etwas miteinander geteilt, das Alex bis zu diesem Tag nie wieder gefunden hatte. Ihre Herzen, ihre Gedanken waren so gleich gewesen, dass sie sich blind verstanden.

Je länger er darüber nachdachte, was er an Cat verloren hatte, desto sicherer war er sich, dass er sie nicht gehen lassen wollte.

Sie beide waren erwachsen geworden, ihr Inneres war reifer und er konnte viel deutlicher erkennen, was für ein großes Geschenk ihre Liebe gewesen war.

Nein, er würde sie nicht noch einmal verlieren, auch wenn er sich in unzähligen kleinen Schritten zurück in ihr Leben kämpfen musste.

Am Ende würde er sie zurückgewinnen.

Unvermittelt schoss ihm ein weiteres Gespräch mit Cat in den Kopf. Es war die Nacht vor seiner Abreise nach Deutschland gewesen.

Sieben Jahre zuvor

Cat hatte sich eng an ihn gekuschelt, lag in seinen Armen, während sie die letzte Nacht zusammen verbrachten.

Sie war ungewöhnlich still und er konnte ihre Angst und den Abschiedsschmerz fast schon körperlich spüren.

"Es wird alles gut werden", flüsterte er und streichelte beruhigend über ihren Rücken.

Sie presste sich noch fester an ihn, als wäre er es, der sie vor allem beschützen konnte.

"Woher willst du das wissen?" Ihre Stimme war so leise und ängstlich, wie er sie selten gehört hatte.

Er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

"Ich liebe dich, Kätzchen. Für alles andere finde ich eine Lösung."

Ein kleines Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. "Ich liebe dich auch."

Er küsste ihre Stirn. "Ich kümmere mich um alles, dann komme ich zurück und wir leben glücklich bis an unser Lebensende", neckte er sie und versuchte, sie mit ihrer hoffnungslos romantischen Vorliebe für Märchen aufzuziehen.

Aber sie lächelte nicht, wie er es erwartet hatte, sondern hob nur die Hand und streichelte über seine Wange. "Märchen enden auch nicht immer gut, weißt du?"

Er presste seine Lippen auf ihre. "Aber unseres wird gut enden. Ich sorge dafür."

"Versprochen?", fragte sie dicht an seinen Lippen.

"Versprochen."

***

Alex richtete sich in seinem Sitz auf. Er hatte es ihr versprochen, das perfekte Happy End. Wenn es noch nicht zu spät war, wenn sie es noch zulassen konnte, würde er alles dafür tun.

Er warf den Motor seines Porsches an und lenkte den Wagen zurück nach Hause. Als erstes musste er mit Ryan telefonieren und seinen Besuch ankündigen, dann ein Flugticket besorgen und seine Sachen packen.

In wenigen Tagen würde er sie wiedersehen. Cat, seine große Liebe. Und dann würde er alles daran setzen, ihre Beziehung wieder in den Griff zu bekommen.

CAT

Körperlich und vor allem emotional vollkommen erschöpft verließ sie das Gebäude des Logan International Airports in Boston.

Vor dem Gebäude sah sie Tom, eines der Mitglieder von Fire&Ice, der mit den Jahren auch ein treuer Freund für sie geworden war.

"Hey, was machst du denn hier?"

Er grinste dieses für ihn typische Sonnyboy-Lächeln. "Dein Bruder hat mir gesagt, dass du heute landest und er es wegen Sky nicht schafft, dich abzuholen. Da dachte ich, dass meine liebste Freundin ein Taxi gebrauchen könnte. Hier bin ich!"

Cat schnaubte. "Hör auf mit dem Süßholzraspeln. Rück schon raus mit der Sprache, was brauchst du?"

Tom kam zu ihr, küsste sie auf die Wange und nahm ihr den Koffer ab.

"Ich bekomme Besuch aus Arizona und bräuchte ein Zimmer."

Er sagte das, ohne sie anzusehen, tat so, als wäre er vollkommen damit beschäftigt, ihren Koffer im Kofferraum zu verstauen.

Alles in allem war Tom ihr sehr ähnlich. Er machte alles mit sich selbst aus, war zwar oberflächlich zu jedem freundlich und gut gelaunt, zeigte aber selten, was wirklich in ihm vorging.

Sein wirkliches Ich ließ er nur selten aufblitzen, war meist so verschlossen wie eine Auster.

Dennoch versuchte sie, ihm zu entlocken, was er verbarg.

"Besuch? Wer kommt denn?"

Er schloss den Kofferraum und öffnete die Beifahrertür.

"Eine Freundin der Familie. Niemand wichtiges."

Cat stieg ein und verdrehte die Augen. Sky dachte, dass Tom und Fabio sich sehr ähnlich waren, aber das stimmte nicht. Fabio trug sein Herz auf der Zunge. Tom hingegen … Cat hatte das Gefühl, dass sein Herz so wie ihres irgendwann zu kaltem Stein geworden war.

"Eine Freundin der Familie? Warum wohnt sie dann nicht bei dir im Gästezimmer?"

Die Art, wie seine Kiefer sich anspannten, zeigte deutlich, dass er eigentlich schon am Ende seiner Geduld war, was persönliche Themen betraf.

"Warum interessiert dich das?", fragte er und lenkte den Wagen in den fließenden Verkehr.

"Naja … wenn du sie nicht bei dir haben willst, möchte ich schon gerne wissen, was genau mit ihr nicht stimmt. Ich will mir ja schließlich keine Serienkillerin ins Haus holen."

Das entlockte ihm sogar ein Lachen. "Sie ist völlig ungefährlich für dich. Versprochen."

Cat schwieg nachdenklich. Tom wählte seine Worte immer mit Bedacht. Er hatte deutlich gesagt, sie sei eine Freundin der Familie, und nicht, dass sie eine Freundin von ihm ist.

Und er hatte gesagt, sie sei ungefährlich für Cat, was im Gegenzug bedeutete, dass sie ihm sehr wohl gefährlich werden konnte.

Cat beschloss, dass sie ihn für einen Tag genug gequält hatte und kam ihm entgegen.

"Wenn wir im Hotel sind, schauen wir nach, was noch frei ist. Aber in der nächsten Zeit sollten keine Messen sein, also wird das schon klappen."

Tom entspannte sich und nickte. Was auch immer an dieser Frau so besonderes war, Cat hatte vor, es herauszufinden. Und wie sollte das besser gehen, als wenn sie unter ihrem Dach lebte?

"Wie war deine Reise?", fragte Tom und sie war sich sicher, dass auch dahinter mehr als nur höfliche Konversation lag.

"Erfolgreich würde ich sagen", antwortete sie ehrlich, weil sie sich sicher war, dass Alex Ryan besuchen würde. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie sich noch immer darüber freute.

Alex hatte etwas in ihr wachgerufen, das sie lieber nicht mehr gefühlt hätte. Etwas, das besser in der Vergangenheit geblieben wäre.

Seine weichen Lippen hatten Erinnerungen heraufbeschworen, die sie lieber weiterhin tief in sich begraben gelassen hätte.

"In welchem Sinn erfolgreich?", hakte Tom nach.

Cat warf ihm mit gerunzelter Stirn einen Seitenblick zu. "Was meinst du?"

"Erfolgreich für Ryans Anliegen … oder für deines?" Den letzten Teil des Satzes sagte er so leise, als würde er ein Geheimnis ausplaudern, das eigentlich niemand wissen durfte.

"Ryans. Ich habe kein Anliegen."

Er schwieg einen Moment, dann sagte er: "Gut. Ich denke, es ist besser so."

Irrationale Wut keimte in ihr auf. Warum zum Teufel sprach er über Dinge, von denen er überhaupt keine Ahnung hatte? "Ich weiß nicht, wovon du sprichst, aber du nervst", sagte sie bissig.

Im Augenwinkel sah sie sein schiefes Lächeln. "Auch wenn Ryan es vielleicht nicht mitbekommen hat, manche von uns haben sehr wohl bemerkt, was zwischen Alex und dir gelaufen ist."

Cat zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Sie hatte nicht gewusst, dass irgendjemand etwas von der Beziehung zwischen Alex und ihr mitbekommen hatte.

"Das ist lange her. Es wäre schön, wenn du um des Friedens willen nicht mehr damit anfangen würdest." Sie wusste sich anders einfach nicht zu helfen, fühlte sich ihm gegenüber eindeutig im Nachteil.

Gerade weil ihr eigenes Gefühlchaos sie im Moment so sehr aus der Bahn warf.

"Gut." Die schlichte Antwort irritierte Cat.

"Gut?"

"Ich kann verstehen, dass du nicht über die Vergangenheit sprechen willst." Die Ruhe und Gelassenheit in seiner Stimme brachten ihre sowieso schon wacklige Fassade gehörig ins Wanken.

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