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Ereignisreiche Tage in Angola

Reisen ist die Welt der Schwedin Jasmine und ihres Partners Fabian aus Nordfriesland. Nach einem längeren Aufenthalt in Australien leben sie ihren gemeinsamen Traum: eine Afrika Durchquerung, die sie im Jahr 2013 beginnen. Mit einem alten Land Cruiser und ihrem Maskottchen Norbert bereisen sie den Kontinent und berichten unter www.norbertsadventures.com über ihre Erlebnisse und Abenteuer.

Was sie in Angola erwartete, lesen Sie hier:

Das Zurücklegen der wenigen Kilometer zur angolanischen Grenze dauert Stunden. Wir sind umzingelt von schweren LKWs, welche sich auf der matschigen Fahrbahn langsam die Hügel hinauf und hinab schieben. Immer mal wieder erspähen wir den mächtigen Kongo. Am kleinen Grenzübergang lassen wir den Motor laufen, da die Batterie des Fahrzeugs in den letzten Monaten unter harten Bedingungen und längeren Standzeiten gelitten hat. Die Formalitäten werden wieder einmal auf afrikanisch abgewickelt, mit vielen großen auszufüllenden Büchern und niemand hat es dabei sonderlich eilig. Der örtliche Gesundheitsbeauftragte, welcher normalerweise höchstens den Gelbfieberimpfschutz überprüft, wird etwas nervös, als er unseren Einreisestempel nach Guinea entdeckt. Ebola ist dort gerade ausgebrochen und da die Demokratische Republik Kongo der Ursprung dieses Virus ist, kann man ihm seine Vorsicht mehr als nachsehen. Glücklicherweise erinnert er sich auch an die Inkubationszeit, die nicht mehrere Monate beträgt, und wir dürfen weiterziehen.

Die Einreise nach Angola stellt sich als sehr langwierig heraus und zum ersten Mal treffen wir auf ernsthafte Kommunikationsschwierigkeiten, da keiner von uns auch nur ein Wort portugiesisch beherrscht. Mit einem Mix aus französisch und englisch kommen wir aber dennoch voran. Man verlangt Kopien unserer Pässe und Visa, leider hat jedoch der einzige Kopierer des Grenzüberganges den Geist aufgegeben. Also spazieren wir illegal zurück auf die kongolesische Seite und machen uns auf die Suche. Man führt uns zu einer abgelegenen Hütte den Hang hinunter, welche voller Elektronik ist, die verdächtig nach Hehlerware aussieht – darunter auch ein funktionierender Kopierer. Zurück bei den Angolanern folgen wir einem Polizisten auf einem Mofa hinunter ins Tal, um uns bei der örtlichen Polizeistation anzumelden. Hier hört dann das Verständnis von Fremdsprachen vollends auf und mühsam sowie zeitaufwendig werden unsere Details wieder einmal in einem der beliebten dicken Bücher eingetragen. Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir haben sage und schreibe 7 Kilometer zurückgelegt. Also wird das Lager im Innenhof der Polizeistation aufgeschlagen; es folgt eine Nacht mit lautstarken Diskussionen zwischen den Beamten und einem regen Kommen und Gehen. Dennoch fällt eine große Last von uns ab – wir sind endlich in Angola! Keine Visa, kein Zeitdruck mehr und ein ganzer Monat vor uns um dieses Land zu erkunden.

Am Folgetag geht es über schlechte Piste, durch lange Baustellen und schließlich auf bestem chinesischen Asphalt nach M’banza Congo, einem kleinen, auf bewaldeten Hügeln liegenden Städtchen. Hier finden wir das älteste europäische Gebäude in Afrika südlich der Sahara in Form einer Kirche vor. Nicht viel mehr als ein Torbogen und ein paar verwitterte Wände sind verblieben.

Leider ist Angola für viele Overlander noch immer ein Land, welches man so schnell wie möglich durchquert, um ins angebliche Paradies Namibia zu kommen. Einer der Gründe ist das hohe Preisniveau. Nun, wir finden uns dennoch in einem Supermarkt wieder und erfreuen uns an nicht günstigen aber fast vernünftigen Preisen für Lebensmittel. Zumindest Bier und Chorizo sind recht erschwinglich und was braucht man mehr zum Glücklich sein? Auf dem Weg in Richtung Küste erspähen wir eine verlassene Kiesfläche neben der Straße, welche sich als Buschcamp anbietet. Angola ist noch immer eines der am stärksten verminten Länder Afrikas und so versuchen wir immer so weit möglich, einen zuvor von Menschen oder Tieren frequentierten Platz für unsere Buschcamps zu finden.

Als wir das Meer erreichen, stürmt es stark. Den guten Teerstraßen schon überdrüssig, biegen wir auf eine küstennahe Piste ab und erreichen den kleinen Ort Ambriz, welcher noch viele Spuren des fast 30 Jahre langen Bürgerkriegs in Form von zerstörten Gebäuden aufweist. Auf dem örtlichen Fischmarkt verhandeln wir lange über den Fang des Tages und geben am Ende einem kleinen Jungen den Zuschlag, was uns leckeren gegrillten Fisch am Abend garantiert.

Wir hatten geplant, Angolas Hauptstadt Luanda links liegen zu lassen, da wir zum einen das erste Mal seit langem keine Visa für kommende Länder mehr brauchen und zum anderen wollten wir den wahnwitzigen Verkehr dieser aus den Fugen geratenen Millionenstadt vermeiden. Nur eines zieht uns dorthin, ein Treffen mit Freunden, die vor ein paar Jahren ebenfalls Afrika umrundeten und nun in Luanda leben. Auf einer tollen Piste, die alles bietet, was das Herz eines Offroad-Enthusiasten höher schlagen lässt, von Sand über Schlamm und Wasser bis zu extremen Kurven, geht es die Küste entlang gen Süden. Zwischendurch finden wir uns auf einmal inmitten eines Übungsmanövers des örtlichen Militärs wieder, welche sich von uns glücklicherweise nicht wirklich bedroht fühlen. Noch von weitem können wir die Panzerfausteinschläge hören.

Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße verschlimmert sich die Piste immens und wir kriechen bald von Schlammloch zu Schlammloch. An den schlimmsten Stellen gibt es meist eine Umfahrung, welche man wegen der dichten Bewachsung jedoch nie einsehen kann. Einmal entscheiden wir uns also für die falsche Abzweigung und bleiben am Ende einer sehr schlammigen Sektion in einem tiefen, mit Wasser und Matsch gefüllten, fahrzeugverschlingenden Loch stecken. Nur mit viel Glück, einem brüllenden Motor und langsamen Vor und Zurück zum Ausgleichen des Untergrunds können wir uns im Rückwärtsgang befreien. Währenddessen werden wir konstant von aggressiven Tsetsefliegen attackiert. Jasmine erwischen sie am Bauch, was zwar schmerzhaft aber zunächst nicht weiter schlimm ist. Erst beim Einbiegen auf die Hauptstraße bekommt sie urplötzlich eine allergische Reaktion und ein entsetzlicher Ausschlag breitet sich in Windeseile aus. In weniger als einer halben Stunde ist ihr ganzer Körper mit roten Blasen bedeckt, die sie wie eine uralte Frau aussehen lassen. Wir sind noch mehrere Stunden von Luanda entfernt in spärlich besiedelter Gegend, als Jasmine die Schmerzen und den Juckreiz kaum noch aushalten kann. Nicht einmal die Kleidung auf der Haut ist noch erträglich. So schnell wie möglich fahren wir in Richtung Süden in der Hoffnung, irgendwo auf ein Krankenhaus zu stoßen. An einer Straßensperre der Polizei versuchen wir den Polizisten unsere Eile klar zu machen. Mit angewiderten Blicken werden wir auch schnell durchgewinkt. Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht mitten aus dem Nichts ein großes Gebäude auf. Manchmal muss man einfach Glück haben, es handelt sich tatsächlich um ein staatliches Krankenhaus. Ein kubanischer Arzt wird herbeigerufen, der leidlich Französisch und Englisch versteht und Jasmine zwei Infusionen mit allergiehemmenden Mitteln verabreicht.

Nach einer Weile zeigt die Medikation Wirkung, hinterlässt Jasmine jedoch sehr schwach und wackelig auf den Beinen. Spät am Abend erreichen wir dann Luanda, vermeiden die schlimmsten Staus, da es ein Sonntag ist und fahren zum Yachtclub, wo wir uns mit unseren Freunden treffen.

Wir verbringen etwa eine Woche in Luanda. Während dieser Zeit bekommen wir einen kleinen Einblick in das Leben dieser Millionenstadt abseits der ummauerten Reichenviertel für ausländische Arbeitskräfte. Länger andauernde Stromausfälle sind hier an der Tagesordnung und auch Trinkwasser muss in eigenen Tanks gelagert werden, da man nie genau weiß, wann auch diese Grundversorgung mal wieder zusammenbricht. Luandas Seepromenade und Halbinsel sind gut ausgebaut und modern; einige noch gut erhaltene Kolonialgebäude stehen in direktem Kontrast zu den etwas entfernt liegenden Armenvierteln, die mit ihrer Hanglage stark an die Favelas Brasiliens erinnern. Etwa die Hälfte der über 6 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze und einige wenige leben im exzessiven Reichtum. Der Stadtverkehr kann ein wahrer Alptraum sein, die Straßen sind entweder brandneu oder holprige Pisten. Die Restaurantpreise erreichen astronomische Höhen, andererseits gibt es entgegen weitläufiger Meinung aber auch viele gut sortierte Supermärkte mit angemessenen Preisen. Overlander haben noch einen weiteren Vorteil, da der lokale Yacht Club kostenloses Camping mit Blick auf die Skyline Luandas erlaubt.

Nach dem Aufstocken unserer Vorräte verlassen wir die angolanische Hauptstadt in östlicher Richtung, um die Kalandula Fälle zu besichtigen. Diese gehören zu den größten Wasserfällen Afrikas und sind glücklicherweise touristisch so gut wie kaum erschlossen.

Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir im Dunkeln entlang enger Pfade zu einem kleineren Wasserfall und werden bei Ankunft sofort von hunderten Insekten umschwärmt.

Am Morgen entferne ich die vordere Abdeckung des Land Cruisers, um an die Kühler des Motors und der Klimaanlage zu kommen. Auf den stark zugewachsenen Tracks im Norden Angolas haben sich dort tausende kleiner Samen, Gras und Schlamm verfangen, was nun alles mühsam mit einer Haarnadel wieder entfernt werden muss. Eine einfache Kühlerschürze hätte uns diese stundenlange Arbeit sicher erspart, aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Später am Tag halten wir an einer unserer geliebten Straßenbuden, die sich überall in West- und Zentralafrika finden und immer ein frisch zubereitetes Gericht zu günstigen Preisen anbieten. Normalerweise handelt es sich um ein lokales Grundnahrungsmittel wie Knollenfrüchte oder Kochbananen oder importierten Reis mit einer würzigen Soße und etwas Fleisch oder Fisch. Dieses Mal genießen wir einen deftigen Ziegeneintopf bevor wir uns auf den Weg in Richtung Pedras Negras machen. Diese Felsformationen haben eine schwarze Färbung und ragen spektakulär aus der umliegenden Landschaft heraus.

Wir verlassen die gut ausgebauten Teerstraßen und folgen einem schmalen und überwachsenen Track bis zu einer Fazenda (landwirtschaftlicher Großbetrieb) in den Bergen. Hier erstehen wir 3 kg lokal angebauten und gerösteten Kaffee, der unserer langen Durststrecke mit löslichem Kaffeepulver zum Glück ein Ende bereitet.

Leider haben die Tankstellen auf dem weiteren Weg allesamt keinen Treibstoff und auf den letzten Tropfen Diesel erreichen wir eine der noch versorgten Servicestationen. Dafür verlieren wir später bei der Suche nach einem Buschcamp auf einem kleinen Track die komplette Luft aus einem der Hinterreifen. Ein aus dem Busch ragendes Stück Metall hat die Seitenflanke aufgeschlitzt. Im Dunkeln repariere ich die Flanke notdürftig mit vulkanisierenden Reparaturstreifen. Eigentlich soll dies nur auf der Reifenlauffläche funktionieren, überraschenderweise fahren wir aber noch viele tausend Kilometer auf diesem geflickten Reifen durch Angola und Namibia.

Am Morgen wecken uns in aller Herrgottsfrühe vorbeikommende einheimische Frauen durch ihre Gespräche. Sie grüßen zwar, haben aber eindeutig etwas Angst vor den seltsamen Weißen und ihrem alten Fahrzeug am Rande des Trampelpfads. Wir entscheiden uns aufzubrechen, bevor das gesamte Dorf von unserer Existenz erfährt und folgen der Straße in die Berge. Dichter Nebel legt sich über die Landschaft und die Sicht ist häufig auf gerade einmal fünf Meter beschränkt. Als sich der Nebel lichtet, werden wir mit einer traumhaften Strecke mit vielen Kurven bis zum kleinen Ort Seles belohnt. Zurück an der Küste versuchen wir an den Strand zu gelangen, enden jedoch immer auf irgendwelchen Feldern oder in Sackgassen, weshalb wir uns entscheiden, weiter nach Lobito zu fahren. Hier haben wir eine Einladung von Mario, dem Präsidenten des angolanischen Land Cruiser Clubs, der von unserer Reise durch sein Heimatland gehört hat. Die Stadt Lobito befindet sich in uriger Lage direkt am Meer umgeben von sandigen Hügeln mit keinerlei natürlicher Vegetation. Die einen natürlichen Hafen bildende Halbinsel erinnert uns stark an die Ilha in Luanda; die Kolonialarchitektur befindet sich teilweise noch in gutem Zustand. An der Spitze der Halbinsel dürfen wir beim Zulu Restaurant sogar kostenlos am Strand unser Lager aufschlagen. Mario lädt uns ein, temporär in sein altes portugiesisches Haus einzuziehen und wir verbringen die folgenden Tage mit ihm auf Entdeckungstour rund um Lobito. Wir genießen das fantastische Essen der Meeresfrüchterestaurants, besuchen die Ruinen ehemaliger portugiesischer Forts, staunen über die spektakuläre Küste bei Caotinha, bekommen einen Land Cruiser Service und eine neue Autobatterie in Marios Werkstatt und verlängern unser Angola-Visum bei der Einwanderungsbehörde im nahegelegenen Benguela, die Jasmine aufgrund ihrer „unangemessenen“ Kleidung nicht betreten darf.

Bei unserer Rückkehr nach Lobito bekomme ich plötzlich hohes Fieber, das am nächsten Tag sogar noch weiter auf über 40 °C steigt. Weitere Symptome kommen hinzu und ich führe einen Malaria-Selbsttest aus Sierra Leone durch – mit negativem Ergebnis. Also holen wir unsere Pässe aus Benguela ab, dabei geht es mir rapide schlechter. In einem kleinen Labor werde ich dann doch positiv auf Malaria getestet. Medikamente aus einer lokalen Apotheke helfen jedoch recht schnell, insgesamt verläuft meine Malaria doch weitaus weniger dramatisch als die von Jasmine in Angola.

Auf einer rauen Piste fahren wir durch menschenleere Landschaft die Küste entlang gen Süden. Unsere Tagesaufgabe besteht darin, von einem LKW über viele Kilometer hinweg heruntergefallene Tomaten aufzulesen. Das mag zwar ein wenig seltsam klingen, berücksichtigt man aber, dass ein Eimer Tomaten in Angola 20 US$ kosten kann, mag man unsere Freude über das kostenlose Gemüse besser verstehen. Am Abend errichten wir das Nachtlager etwas abseits der Piste zwischen vereinzelten Büschen, doch ist uns zunächst keine Ruhe vergönnt. Während des Abendessens rennt ein großer schwarzer Skorpion zwischen unseren Füßen herum. Wenige Minuten später hören wir Stimmen, die sich nach unseren Zurufen schnellstens entfernen. Irgendwie ist es uns mitten im Nirgendwo nicht so ganz geheuer, weshalb wir unser Dachzelt wieder einpacken und versuchen, im Dunkeln einen Weg durch die Büsche zurück zur Piste zu finden. Zunächst enden wir jedoch in einem riesigen Spinnennetz und ein faustgroßes gelbes Exemplar von Spinne starrt uns durch die Windschutzscheibe entgegen. Endlich finden wir den Weg zurück, fahren noch eine halbe Stunde weiter, bevor wir am Pistenrand unser Nachtlager aufschlagen.

Nächtliche Scherereien im Kongo

Das Reisen im Kongo ist aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse beschwerlich und zeitintensiv. Es gibt kaum touristische Infrastruktur, weshalb eine Fahrt durch das Land etwas Abenteuergeist voraussetzt. Wer sich dennoch entschließt den Kongo zu bereisen, wird durch eine einzigartige und unberührte Natur belohnt.

Jasmine und Fabian (www.norbertsadventures.com) haben sich auf eine Reise durch das Land gewagt:

Ein Grenzübergang mit abgeschlossener Schranke und niemandem anwesend bis auf ein paar Hühner ist immer ein gutes Zeichen – Dinge werden hier entspannt angegangen. Einige Minuten nach unserer Ankunft taucht ein Typ in T-Shirt auf einem Mofa auf und beginnt, unsere Daten in ein dickes Buch zu übertragen. In einem anderen Raum in der gleichen Hütte findet das Ganze nochmals statt, nur etwas anders interpretiert. Einhundert Meter weiter die Straße hinab, wiederholt sich der Vorgang ein drittes Mal, es wird noch abstruser wie zum Beispiel „Fabian Deutsch aus Schweden“. Immerhin eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für drei Personen. Nach dem Besuch von noch zwei weiteren „hochrangigen“ Persönlichkeiten sind wir endlich in der Republik Kongo.

Die ersten 20 Kilometer werden uns sicher in Erinnerung bleiben. Tiefe Schlammlöcher gefüllt mit Wasser, welches teilweise bis über die Motorhaube reicht, machen das Vorankommen schwierig. Das Aufspüren eines Buschcamps wird extrem erschwert durch dichtes Gras oder dichten Dschungel direkt am Straßenrand mit keinerlei Möglichkeit zum Abbiegen. Da wir noch immer im Konvoi mit unseren Freunden Marc und Doro unterwegs sind, fühlen wir uns sicher genug, auf eine vermeintliche, ehemalige Straßenbauaushebung durch meterhohes Gras zu fahren. Selbstverständlich geht das schief, der Boden gibt plötzlich nach und drei Räder befinden sich in der Luft. Mit der Winde des Landy unseres Freundes werden wir wieder herausgezogen. Erst in der späten Abenddämmerung erreichen wir den winzigen Ort Nyasa und werden von Konstantin, dem lokalen Immigrationszuständigen, in Empfang genommen. Er will unsere Pässe über Nacht einbehalten, womit er bei uns allerdings auf Granit beißt. Freundlicherweise öffnet er aber trotzdem die Tore der örtlichen Unterpräfektur. Wir campieren im weitläufigen Innenhof und erdulden die konstanten Regenfälle.

Nach einem Frühstück mit noch warmem, lokal hergestelltem Brot verabschieden wir uns, helfen kurz einem italienischen Backpacker ihm unrechtmäßig von der Polizei abgeknöpftes Geld wiederzubekommen und wollen starten. Marc bemerkt, dass er vergessen hat, die Gurte am Dachzelt zu schließen und klettert die Rückseite seines Landy hinauf. Er regnet noch immer anhaltend und wir stehen im Matsch, als Marc plötzlich abrutscht und böse auf seinem rechten Handgelenk landet. Es stellt sich später als gebrochen heraus. Mit Doro als Ersatzfahrerin geht es weiter über die raue Piste.

An einem Kontrollposten der Polizei bedeutet man uns, die Fahrzeuge zu verlassen und in eine Bretterbude zu folgen, wo jedes Dokument vom Impfpass bis zum Führerschein genauestens überprüft wird. Die Prozedur dauert und die Stimmung wird immer angespannter. Anscheinend benötigen wir zusätzlich zum Carnet für das Auto und unseren Visa noch ein Laisser-Passer für Personen, das uns erlaubt, uns im Land zu bewegen. Mit etwas Humor und nach langem Palaver drückt man ein Auge zu und wir dürfen ohne dieses unglaublich wichtige Dokument von dannen ziehen.

Die Landschaft wechselt von bewaldet zu schönen, mit hohem Gras versehenen Hügeln. Kurz vor Dolisie endet die Piste und eine brandneue Teerstraße heißt uns willkommen. Da sich der Tag dem Ende neigt, kehren wir um und versuchen, einen Stellplatz für die Nacht entlang der Piste zu finden. Wir folgen einem Nebenpfad und enden an einer Baracke des Militärs, wo man uns natürlich sofort erspäht. Wir sprechen mit dem Kommandanten des Postens und fragen, ob wir im verlassenen Steinbruch an der Abzweigung übernachten dürfen. Alles gar kein Problem gibt er uns zu verstehen, das gesamte Areal sei vom Militär kontrolliert und er würde die anderen Posten über unsere Anwesenheit informieren. Also freuen wir uns auf eine geruhsame Nacht und schlagen unser Lager auf. Natürlich sollte es mal wieder anders kommen. Im Verlauf des Abends muss Marc, der die französische Sprache beherrscht, unser Anliegen viele Male immer höherrangigen Militärs erläutern, weil anscheinend niemand über irgendetwas informiert ist. Der letzte Ankömmling vor unserem Abendessen ist der Kommandant des gesamten lokalen Militärs, der natürlich auch von nichts weiß, angeblich aber kein Problem mit unserer Anwesenheit hat. Damit sollte dann mittlerweile jeder mit Rang und Namen von uns wissen und wir würden unsere Ruhe haben. Aber weit gefehlt. Der Oberkommandant taucht wieder auf, diesmal im Schlepptau mit zwei Fahrzeugen, einem weiteren Soldaten sowie dem Immigrationschef von Dolisie – einem fetten, widerlichen Typen.

Mit einer unglaublichen Aggressivität werden wir verhört, ohne dass man uns die Chance gibt, auch nur eine der abgefeuerten Fragen zu beantworten. Man glaubt uns nicht im Entferntesten, dass wir hier nur die Nacht verbringen und am nächsten Morgen friedlich abziehen würden. Der Chef befiehlt uns, ihm nach Dolisie zu folgen und dort die Nacht zu verbringen, doch mittlerweile haben wir mehr als genug und erklären uns bereit nach Pointe Noire zu fahren. Der Kommandant lenkt ein, aber trotz seiner unzähligen Bekräftigungen, dass wir mehr als willkommen seien, möchten wir diesen Ort verlassen. Dies macht ihn jedoch noch wütender als schon zuvor. Die Lage eskaliert. Er will uns nicht gehen lassen, verweigert die Preisgabe seines Namens und reißt Marc das iPhone aus der Hand, da er davon ausgeht, dass wir Fotos von ihm machen würden. Es endet damit, dass Marc und Doro mit dem Immigrationschef und dem Oberkommandanten um das Handy kämpfen und letzterer nach seiner AK47 (Kalaschnikow) schreit. Das ist die bisher brenzligste Situation der ganzen Reise: mitten in der Nacht, tief in Zentralafrika mit dem Militär in Handgreiflichkeiten verwickelt und keine Menschenseele weit und breit. Wir versuchen, die Wogen ein wenig zu glätten, während wir einpacken und die unwillkommene Gesellschaft so gut wie möglich ignorieren. Dies wird schwierig, als ein Soldat auf Anweisung sein Fahrzeug mit der Front zu unserem Land Cruiser parkt, so dass wir nicht wegfahren können. Mit äußerster Beherrschung geben wir auf Druck unsere Pass- und Visadetails preis, dann dürfen wir endlich abfahren. Spät in der Nacht sind wir Richtung Küste nach Pointe Noire unterwegs. Die beiden Fahrzeuge folgen uns noch viele Kilometer, bis sie an einer Mautstelle endlich aufgeben.

Später erfahren wir von einem im Kongo lebenden Franzosen, dass sich vor nicht allzu langer Zeit extreme Spannungen zwischen Kongo und Angola entwickelten. Letzteres Land beanspruchte anscheinend die Gegend um Dolisie als ihr Territorium und kidnappte dort 50 kongolesische Soldaten. Möglicherweise waren diese Ereignisse zumindest teilweise Grund für das extreme uns gegenüber gezeigte Misstrauen.

Auf dem Weg nach Pointe Noire winden wir uns die Berge hinauf und hinab mit gelegentlich direkt vor einem aus der Dunkelheit auftauchenden, liegengebliebenen LKW, nur markiert auf afrikanische Weise mit einem kleinen Ast einen halben Meter vom Fahrzeug entfernt. Müde und erschöpft schlafen wir ein paar Stunden am Straßenrand und fahren am Morgen die verbleibende Strecke zur Küste.

Dieses war die einzige unbehagliche Situation in der Republik Kongo, wir hatten eine schöne Zeit in dem Land und die meisten Menschen begegneten uns ausgesprochen höflich und freundlich.

399
463,22 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
430 стр. 34 иллюстрации
ISBN:
9783960088301
Издатель:
Правообладатель:
Автор
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