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Der Agent

Carboneras, Spanien

Big Chris Cotton warf sich ein Minzdragee in den Mund. Er hasste schlechten Atem und in seinem Gewerbe begegnete er einer Menge Typen mit großer Klappe. Erste Eindrücke waren Cotton wichtig, und nichts vermittelte einen schlimmeren ersten Eindruck als schlechter Atem.

Während sich das Bonbon auflöste, betrachtete er die vorbeiziehende staubige Landschaft Spaniens durch das Fenster. Er war ein Stadtkind, erst Chelmsford, dann London, aber war nun bereit, schmachvoll in Ruhestand zu gehen und sich auf dem Land niederzulassen. Zumindest ein wenig wollte er sich zurückziehen, in seiner Branche gingen nur die Toten früh in Rente. Und Cotton war noch nicht tot und hatte auch nicht vor, daran in nächster Zeit etwas zu ändern. Deswegen hatte er jemanden wie Vlad engagiert, der ihn stillschweigend im gemieteten Opel Insignia herumfuhr. Nicht zu vergleichen mit seinem Range Rover, der in Heathrow auf ihn wartete, aber das Beste, was die Autovermietung zu bieten gehabt hatte. Cotton murrte. Wenigstens war der Wagen schwarz, und der große Russe machte seine Sache gut. Es war nicht so, dass Cotton nicht selbst kämpfen konnte, zu seiner Zeit hatte er den Ruf eines ausgezeichneten Messerschwingers besessen, aber inzwischen betrachtete er es als unter seiner Würde.

Er heuerte gerne Ivans an, wie Vlad. Sie waren zäh, folgten Befehlen und wussten, wann sie die Klappe zu halten hatten. Cotton hatte seit dem Fall der Berliner Mauer keine Einheimischen mehr engagiert. Erst Polen, dann Litauer und nun ließ er Russen für sich arbeiten. Sie waren mit ihren Löhnen zufrieden, dankbar, in England arbeiten zu können, aber am allerwichtigsten, sie waren Arbeitstiere. Seine Geschäftspartner hielten es mit ihren Landsmännern, aber Cotton hatte keine Zeit, sich mit dickbäuchigen, verweichlichten Schwachköpfen aus Essex herumzuschlagen. Die Ivans wussten, was harte Arbeit war und wie man sie erledigte. Vlad war sein Neuester, er kam aus irgendeiner kleinen Stadt nahe Moskau – Cotton wusste es nicht mehr genau, und arbeitete seit gut sechs Monaten für ihn. Vlad war auf persönliche Empfehlung seines vorherigen Fahrers eingestellt worden, der wieder in seine Heimat musste, um nach seiner gebrechlichen Mutter zu sehen. Cotton hatte ihm finanziell ausgeholfen, er kümmerte sich schließlich um seine Leute.

Die Ivans waren gute Arbeiter und Vlad war keine Ausnahme. Er hatte Cotton vor ein paar Monaten bei einer Meinungsverschiedenheit mit zwei Glasgowern aus der Klemme geholfen. Die beiden waren in einen seiner Clubs marschiert, als gehörte ihnen der Laden, nicht wissend, wer der wirkliche Besitzer war. Vlad hatte sie über Hadrians Wall zum Teufel gejagt, Schottenröcke flatternd im Wind. Er mochte keine Schotten. Tatsächlich hasste er sie sogar. Er hasste eine Menge Leute. Das Problem war, dass sie ihn auch hassten, aber sie respektierten ihn immerhin – zumindest die ältere Generation. Diejenigen, die sich an frühere Zeiten erinnerten.

Er zerkaute den letzten Rest Minzdragee. Ehrlich gesagt wollte er eine Auszeit von allem, wollte mal etwas langsamer machen und sich ein bisschen vergnügen, vor allem jetzt, da diese Blamage einer Ehefrau aus dem Weg war. Er hatte sie endgültig satt und hätte sich schon vor Jahren von ihr trennen sollen, hatte es aber nicht übers Herz gebracht. Genau das war’s, er war weich geworden und das nutzte niemandem etwas. Er war nie sachte mit seinen Mädchen umgegangen, den Olgas, die in seinen Clubs arbeiteten. Die liebten das. Cotton warf einen Blick auf seine große Armbanduhr, er wollte sich das Haus ansehen und dann irgendwo zu Mittag essen – wahrscheinlich Tapas, bevor er die Nacht in seinem Hotelzimmer verbrachte, gemeinsam mit ein paar Kostproben der örtlichen Delikatessen. Das Leben war schön und es wurde immer besser. Er ließ ein lüsternes Grinsen sein pockennarbiges Gesicht spalten.

Vlad bremste den Opel ab, Cottons Augen verengten sich, als er durch die verdunkelte Scheibe auf die freistehende Villa hinter einer langen, niedrigen Mauer starrte. »Ist es das?«

»Ja, Mr. Cotton.« Vlads Englisch war perfekt, sein Akzent russisch.

»Sehr Miami Vice.« Cotton kicherte, das gefiel ihm. Die Gangster und Gauner der alten Schule kauften sich Grundstücke nahe der traditionellen Touristenziele der Costa Blanca und Costa del Sol, aber Cotton hatte seine Hausaufgaben gemacht und herausgefunden, dass die Provinz von Almeria, die direkt in der Mitte der beiden Regionen saß, weniger erschlossen war. Er wollte Essex nicht den Rücken kehren, um dann mit orange-getönten Pauschaltouristen konfrontiert zu werden, die lautstark Fish & Chips und Sangria verlangten. Natürlich wollte er sich auch nicht unter die Einheimischen mischen, er hatte seine Grenzen. Er betrachtete die Villa durch die getönte Scheibe. Gewichtigkeit war ein Wort, das er aus dem Mund des schnieken Typen von Grand Designs kannte, und dieser Ort hatte das. Viel mehr noch als die weißen Schachteln, die sich seine Geschäftsfreunde bauen ließen. »Wie heißt der Makler?«

»Terry French, Mr. Cotton.«

»Hast du mit ihm gesprochen?«

»Nein, wir haben gemailt.«

»Nichts geht über einen guten Telefonanruf, außer einem persönlichen Gespräch.« Cotton hatte zwei Leute, die seinen Internet-Kram erledigten. Das minimierte seinen digitalen Fußabdruck und abgesehen davon verstand er das alles sowieso nicht. Wie konnte man ein Foto von einem Computer zu einem anderen schicken? Viel zu sehr Star Trek, seiner Meinung nach. »Wo lag nochmal der Preis?«

»Eins Komma vier Millionen Euro.«

Chris rollte die Augen. »Komm mir nicht mit dem Spielgeld, Vlad. Wie viel in Pfund?«

»Einen Moment.« Vlad rechnete um. »Etwas unter eins Komma eins Millionen Pfund, Mr. Cotton.«

»Meine erste Bude hat nur zwölftausend gekostet, wusstest du das, Vlad?«

»Nein, Mr. Cotton. Das ist sehr wenig.«

»Ja, so waren die Zeiten damals, Junge. War das alte Haus meiner Mutter, hab’s der Stadt abgekauft, renoviert. Und sieh mich jetzt an, richtiger Landadel.«

Vlad manövrierte den Opel durch ein großes, kunstvoll verziertes Eisentor und parkte in der eindrucksvollen Einfahrt. Er stieg aus und öffnete Cottons Tür.

»Danke.« Cotton holte tief Luft. »Riechst du das, Vlad? Ordentliche Meeresluft.«

Vlad atmete ein. »Sie ist frisch.«

»Warte beim Auto, sollte nicht lange dauern.« Cotton setzte seine Sonnenbrille auf.

»Jawohl, Mr. Cotton.«

Cottons Bootsschuhe quietschten auf den romanischen Bodenfliesen, als er sich auf die Eingangstür zubewegte. Er war verärgert, dass der Makler nicht draußen auf ihn wartete, sein erster Ausrutscher. Er würde keine weiteren tolerieren. Eine riesige Palme stand auf jeder Seite der großen, bogenförmigen Vordertür, teilnahmslose Wächter, die ihn musterten. Cotton legte seine Hand auf den klobig aussehenden Messingklopfer und schlug an die Tür, die einen Augenblick später von einer hübschen Brünetten geöffnet wurde.

»Sie müssen Mr. Cotton sein.«

»Das muss ich wohl.« Cotton setzte seine Sonnenbrille ab, um sie von oben bis unten zu mustern. Er verbarg nicht, dass ihm der Anblick gefiel. Business-Frauen machten ihn an. Vor allem die in weißen Leinenanzügen.

Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. »Ich bin Terri French.«

»Ich dachte, Sie wären ein Mann.«

Terri lächelte. »In diesen Schuhen?«

»Nein, ich meinte, ich dachte, ich würde einen Mann treffen.«

»Das kann jedem passieren.«

Cotton nickte. »Macht ja nichts. Kann ich mich umsehen?«

»Natürlich.« Terri schwang die Tür noch weiter auf und Cotton trat ein.

Cottons Augen brauchten einen Moment, um sich an das schummrige Licht zu gewöhnen, das durch die Fenster schimmerte. »Ziemlich dunkel.«

»Ich würde es gemütlich nennen.«

Cotton inspizierte den dunkel gefliesten Boden. Er schritt hinüber zum großzügigen Treppenaufgang und tippte mit dem Fuß gegen die unterste Stufe. »Original?«

Terri versuchte nicht das Gesicht zu verziehen. »Ja.«

»Kann man die ändern? Ich meine, steht das Ding unter Denkmalschutz oder so was?«

»Ich weiß nicht, ob es so etwas in Spanien gibt. Das müsste ich erst herausfinden.«

»Machen Sie das.« Cotton durchquerte den Flur und betrat ein großes Zimmer auf der rechten Seite. Ein hohes Fenster zeigte auf die Einfahrt und ein gewaltiger Kamin nahm den Großteil einer der Wände ein. »Der Raum auf der anderen Seite ist auch so?«

»Ja, das Gebäude wurde um einen zentralen Innenhof errichtet, also hätten Sie die Auswahl zwischen vier identischen Empfangssalons. Gibt es eine Mrs. Cotton?«

»Nein«, schoss es aus Cotton heraus, bevor er seine Fassung zurückerlangte und sein Gesicht sich entspannte. »Sind letztes Jahr getrennte Wege gegangen. Warum fragen Sie?«

»Ich wollte sagen, dass so jeder seinen eigenen Flügel haben könnte, falls Sie unterschiedliche Dinge wollen.«

»Darum haben wir uns getrennt, wir wollten unterschiedliche Dinge.« Cotton wollte seine Sekretärin haben und seine Frau eher nicht.

Terri zwang sich zu einem Lächeln. »Na, auch für einen Junggesellen ist es ein großartiges Objekt. Viel Platz zum Feiern.« Terri kam einen Schritt näher und er erhaschte einen Hauch ihres teuren Parfüms, als sie den Lichtschalter betätigte.

»Ich feiere gern.« Cotton lächelte nun und sah ihr in die Augen. Es waren die grünsten Augen, die er je gesehen hatte. »Und Sie?«

»Ich liebe Partys.« Terri erwiderte sein Lächeln. »Wer tut das nicht? Sollen wir weitergehen?«

Terri führte ihn den Flur entlang und über den Innenhof. Sie betraten einen weiteren Empfangssalon, diesmal mit Blick auf die hintere Terrasse, den Pool und den dahinterliegenden Strand.

»Also das gefällt mir.« Cotton ging näher ans Fenster und kniff die Augen leicht zusammen, er konnte geradeso den Umriss einer Jacht am Horizont ausmachen. Durch das offene Fenster hörte er die Glocken einer Kirche in der Ferne. »Ich hab ja keinen rechten Glauben. Sie?«

»Ich glaube nicht an den Himmel.« Terri hielt seinem Blick stand. »Ich glaube an die Hölle. Ich glaube, dass wir für unsere Sünden büßen müssen.«

»Das ist ein bisschen heftig, Liebes.« Cotton schmunzelte. »Dann säße ich tief in der Scheiße.«

Terri holte tief Luft. »Sollen wir uns die Küche ansehen?«

»Warum nicht? Ich koche nicht für mich selbst, also weiß ich nicht, was ich mir da ansehe. Meine Frau hat sich um so was gekümmert.«

Sie gingen zurück in den Innenhof und bogen nach links zur Küche ab. Große Steinplatten bedeckten den Fußboden und Kochutensilien hingen an Haken von der Decke. »Landhausstil, alles sehr hochwertig und teuer.«

»In der Küche wäre das teurer Geschmack.« Er kicherte. »Geschmack – verstehen Sie?«

»Ich verstehe.« Terri lächelte.

Cottons Blick fiel auf die Haken. »Nun das find’ ich ja etwas mittelalterlich, wie das da rumbaumelt.« Cotton griff nach einem der Haken und zog daran. »Glaub’ nicht, dass das jemanden aushält.«

»Es ist nur für Kochgeschirr. Wie ist Ihr Eindruck bisher, Mr. Cotton?«

»Nenn mich Chris.«

»Wie ist dein Eindruck bisher, Chris?« Sie strahlte ihn an.

»Ich glaube, wir können ins Geschäft kommen, Liebes. Falls es noch einen gewissen Verhandlungsspielraum gibt?«

»Für Verhandlungen bin ich immer offen.« Sie ging zu dem großen doppeltürigen Kühlschrank hinüber und holte eine Flasche Champagner heraus.

Cotton wedelte mit dem Zeigefinger. »Na, das ist aber frech, Liebes. Die Bläschen da drin lassen mich dumme Sachen machen. Hast du das da reingestellt? Für mich?«

»Hm-hm.«

»Dann bist du ganz schön ungezogen. Und es wäre unhöflich von mir, abzulehnen.«

Terri reichte ihm die Flasche. »Kannst du das aufmachen? Ich habe immer Angst, dass ich mir mit dem Korken ins Gesicht schieße.«

»Aber mit Vergnügen.« Cotton wickelte die Folie ab, lockerte den Drahtkäfig und drückte dann fachmännisch den Korken aus dem Flaschenhals. Terri zauberte zwei Champagner-Gläser hervor und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Cotton neigte die Flasche mit geübter Hand, füllte beide Gläser, bevor er die Flasche abstellte und Terri eines davon reichte. »Cheers!«

»Auf die Verhandlungen?«, fragte Terri mit einem Zwinkern. Sie beide tranken. Terri leerte ihr Glas in einem Zug. Cotton hob die Augenbrauen. »Sorry, ich hatte Durst.«

Er zeigte mit dem Glas auf sie. »Ich mag Frauen, die was vertragen. Darf ich nachschenken?«

»Bitte.« Terris Lächeln wurde breiter. Cotton reichte ihr das Glas, sie hob es an ihren Mund, aber ihre Hand zuckte und der Inhalt landete auf ihrer Bluse, badete ihr Dekolleté in Champagner.

Cotton machte sich nicht die Mühe, seinen Blick von ihrem nun durchsichtigen Ausschnitt abzuwenden. »Tut mir leid.«

»Nein, das war meine Schuld. Gehen wir nach oben? Du kannst dich dort umsehen und ich kann mir ein Handtuch aus dem Badezimmer holen.«

»Tolle Idee.« Cotton gestikulierte mit seinem Kinn, sie solle vorangehen, da er sein Glas in der einen Hand und die Flasche Bollinger in der anderen hielt. Er folgte ihr aus der Küche, den Flur entlang und die Stufen hinauf und ließ derweil seinen Blick nicht von ihrem Hintern weichen, der unter ihrem engen, kurzen Rock zuckte. Er fühlte seine Lenden erwachen. »Mit jedem Schritt gefällt mir besser, was ich sehe.«

»Das Haus hat großartige Ausblicke«, erwiderte Terri, sich der Doppeldeutigkeit anscheinend nicht bewusst.

Sie erreichten das obere Stockwerk und Terri zeigte auf einen Raum zu ihrer Rechten. »Das ist das große Schlafzimmer, mit fantastischem Blick auf das Meer. Warum wirfst du nicht schon mal einen Blick hinein, während ich versuche, mich trockenzulegen?«

»Okay.« Cotton ging mit einem Lächeln davon. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, könnte das noch was werden! Wie im Rest des Hauses waren die Wände des Schlafzimmers weiß und der Boden aus Terrakotta-Fliesen, nicht sein Geschmack, aber das konnte man ändern. Ein Himmelbett stand an der hinteren Wand. Er setzte sich darauf und testete die Sprungfedern. Würde reichen, für einen Quickie zumindest. Die Türen zum Balkon standen offen. Er erhob sich und ging hinaus. Terri hatte recht, der Ausblick war fantastisch. Gleich darunter lag die Terrasse, die zum Pool, dem Garten und dem Sandstrand führte. Er füllte sein Champagner-Glas auf und stellte die Flasche auf einem Tischchen ab. Er nahm einen großen Schluck, schloss die Augen und ließ die frische Brise die Müdigkeit der Reise und den Stress des Geschäfts hinfortblasen.

»Lust auf eine kleine Runde?«

»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du umwerfend aussiehst?«

»Ja, aber noch nicht heute.«

Er trat vorwärts, die Beule in seinen Chinos nun recht deutlich, und legte seine linke Hand an ihre Wange. »Ich mag die Villa, aber du wirst noch Überzeugungsarbeit leisten müssen.«

»Und wie kann ich dich überzeugen?« Sie schmiegte ihren Kopf an seine raue Hand und fuhr mit dem Zeigefinger seinen Hals entlang, bis er den Anhänger an seinem Goldkettchen berührte. Ihre Augen richteten sich darauf, als bemerkte sie das Schmuckstück erst jetzt. »BC, wofür steht das?«

Seine Hand wanderte zu ihrer Taille und er zog sie an sich, drückte sich an sie. »Das kann ich dir zeigen.«

Terri trat einen Schritt zurück. »Komm mal mit, das Schlafzimmer hat ein riesiges Badezimmer und ich fühle mich schmutzig.«

Cotton grinste, als sie das Schlafzimmer durch die Verbindungstür verließen. Sie ging ein Stück zur Seite und machte ihm den Weg frei. Cotton tat einen Schritt und blieb dann verdutzt stehen. »Was ist das alles?«

»Dein Leben, Christopher.«

Cotton konnte sich für einen Moment nicht rühren, als er den Anblick verarbeitete, der sich ihm bot. Die gesamte lange Wand des rechteckigen Badezimmers war mit Fotos übersät. Das war keine Kunst oder Dekoration, es sah aus wie das Werk einer dieser Stalker oder Serienkiller, die er bei Dexter gesehen hatte. Die Schnappschüsse hingen nicht in Rahmen, sondern waren mit Klebeband direkt auf die weißen Fliesen geklebt. Und die Fotos waren alle von ihm … seine Hand begann zu zittern und er leerte gierig sein Champagner-Glas.

Er tat einen zögerlichen Schritt nach vorn, dann noch einen. Ganz hinten links neben der großen Duschkabine zeigte eine Reihe von Fotos ihn und seine Ex-Frau. Manche waren scharf und in Farbe, andere schwarz-weiß und verschwommen, mit Fernobjektiv aufgenommen. Was sie alle gemeinsam hatten, war, dass sie ihn dabei bloßstellten, wie er sie am Arm zog, seine Faust ihr gegenüber erhob, und in einigen Fällen, wie diese Faust mit ihrem Gesicht kollidierte. Cotton schüttelte langsam den Kopf.

Er rückte weiter vor, den Fotos nun zum Anfassen nah, und folgte ihnen entlang der langen Wand mit seinen dicken Fingern, wie ein Blinder, der sich in einem fremden Raum zu orientieren versuchte.

»Alles da, schwarz auf weiß.« Terri hielt kurz inne, ein Lächeln auf dem Gesicht, das er nicht sah. »Und in Farbe. Wir haben Fotos von allem. Die letzten paar Male, als du deine Frau geschlagen hast, Treffen mit Geschäftspartnern, du beim Empfangen und Prüfen von Lieferungen und natürlich bei der Pflege von Geschäftsbeziehungen. Die Kollektion unten links ist einen Blick wert. Erinnerst du dich an Jimmy Gomez? Dort auf dem Bild prügelst du ihn zu Tode.«

Cotton wirbelte herum, sein Gesicht puterrot. Er brach sein Glas entzwei und hielt den gezackten Stil empor. Als er sprach, flog Speichel aus seinem Mund und sein Dialekt klang entschieden mehr nach Essex. »Ich weiß nich’, wer du wirklich bist, Lady, oder was du willst, aber von mir kriegst du gar nichts. Erst leg ich dich flach und dann leg ich dich um!«

»Baby Cock.«

»Was?« Cotton runzelte die Stirn.

»Das ist es doch, wofür BC steht?«

Cotton geriet außer sich. Wütend schwang er seinen linken Arm gegen die Wand und riss ein paar der Fotografien ab, bevor er sie anfiel. »Das wird mir Spaß machen, Terri. Ich hatte keinen Hass-Fick mehr, seit ich mein Weib vor die Tür gesetzt hab!« Cotton wankte vorwärts, die linke Hand in der Luft fuchtelnd, während die rechte das Glas festhielt. »Ist kein Messer, aber das wird’s auch tun!«

Er war zwar schnell und offensichtlich versiert, aber Terri sah den ersten Haken voraus. Sie wich der Faust mit der improvisierten Waffe aus und trat ihm kräftig zwischen die Beine. »Ooh, BC.«

Cotton keuchte und krümmte sich vor Schmerz. »Miststück!«

Terri trat erneut zu, diesmal in seine rechte Kniekehle, und er ging zu Boden. »Sieht aus, als würde ich dich flachlegen, BC.«

Augen weit aufgerissen, seine missliche Lage kaum fassend, schleppte sich Cotton über die Fliesen und zurück ins Schlafzimmer. Der Schmerz in seiner Leistengegend war wie ein brennend heißes Gewicht, dass ihn zu Boden zerrte. Er erreichte das Bett und zog sich daran hoch, erst in die Hocke und dann auf die Beine. In einem Spiegel sah er sie lächelnd gegen den Türrahmen lehnen. »Das hat mir gefallen«, sagte er, holte tief Luft und versuchte sich zu entspannen. »Ich mag es, wenn sie sich wehren.«

»Wie Jimmy Gomez? Hat es dir gefallen, als er sich zur Wehr gesetzt hat?«

Cotton lachte verächtlich. »Jimmy Gomez war eine 24-karätige Schwuchtel!«

»Aber er hat sich gewehrt, einen Zahn hat er dir ausgeschlagen – ich hab ein Foto davon.«

»Ist es das, worum es hier geht? Homo-Jimmy Gomez?«

»Ja.«

Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug und wandte sich ihr zu. »Okay, du hattest deinen Spaß. Jetzt mach ich dich fertig.«

Terri änderte ihre Haltung, ihre Positur die einer trainierten Kämpferin.

»Ich liebe es! Ich liebe es, verdammt nochmal!« Cotton brüllte, als er auf sie losging. Terri versuchte wieder auszuweichen, aber diesmal rechnete Cotton damit und setzte seinen linken Ellbogen ein. Er streifte damit ihre Schulter, kein direkter Treffer, aber genug, dass sie ihren Halt verlor. Sie rollte aus dem Weg, während Cotton versuchte, seinen Schwung abzubremsen. Sein rechtes Knie gab nach und er landete mit dem Gesicht zuerst. Blut schoss aus seinem Mund und er brüllte wieder zornentbrannt.

»Mr. Cotton? Mr. Cotton?«, rief eine Stimme.

Cotton war auf seinen Knien und richtete sich langsam auf, als er den großen, dunkelhaarigen Russen im Raum stehen sah. »Vlad, Kumpel. Halt sie fest, bis ich mich sortiert hab!«

Vlad sah zu Terri. Er sprach, sein Akzent nun zweifellos britisch. »Irgendwelche Probleme?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nichts, womit ich nicht klarkäme, Aidan.«

Cotton spürte, wie ihm die Kinnlade herunterklappte. Sein Mund öffnete und schloss sich ein paarmal, bevor er irgendwelche Worte formulieren konnte. »Vlad … was zum Geier?«

Vlad starrte dem Gangster direkt in die Augen. »Ich heiße nicht Vlad. Mein Name lautet Aidan Snow. Ich arbeite mit dem Außenministerium zusammen und ich bin hier, inoffiziell, um Ihre Übergabe an die spanischen Behörden zu arrangieren.«

»Was quatschst du da?«

Terri ergriff das Wort. »Christopher Cotton, mein Direktor hat mich angewiesen, Sie nach Madrid zu überführen.«

»Direktor?«

»Gerardo Gomez. Sie kennen ihn nicht, aber er ist der Leiter der Centro Nacional de Inteligencia, spanischer Geheimdienst, und ganz zufällig der Onkel von Jimmy Gomez, dem unschuldigen Mann, den Sie erschlagen haben.«

Cotton spürte, wie seine Beine zitterten. »Nein, das kann nicht sein. Das lass’ ich mir nicht gefallen. Hört ihr? Ich lass’ das nicht zu. Wenn ihr mir was vorzuwerfen habt, dann beweist das vor Gericht!«

»Wer sagt, dass Sie vor Gericht landen?«, fragte Terri.

»Ich hab Rechte, es gibt Gesetze. Internationale Gesetze zu meinem Schutz!«

»Sie sind während des Urlaubs in Spanien verschollen«, stellte Aidan Snow fest. »Nur einer von vielen britischen Kriminellen, die in Europa jedes Jahr verloren gehen.«

Cotton musterte den Mann, der sich nun Aidan Snow nannte, bevor er auf Terri zeigte. »Wie ist dein Name? Dein richtiger Name.«

»Das könnte ich dir verraten, aber dann müsste ich dich töten«, sagte Terri trocken.

Cotton kochte vor Wut. Er streckte die Brust heraus und ballte seine Hände zu Fäusten. »Ihr werdet ‘ne Armee brauchen, um mich mitzunehmen, eine verdammte Armee!«

Aidan Snow neigte den Kopf und lauschte dem fernen, aber unverkennbaren Geräusch eines Helikopters. »Sie hat eine.«

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Возрастное ограничение:
18+
Дата выхода на Литрес:
30 марта 2022
Объем:
220 стр.
ISBN:
9783958354715
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Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
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