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Читать книгу: «Seeabenteuer und Schiffsbrüche», страница 4

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6.
Die Rupien der Madame Bremner finden abermals nützliche Verwendung

Die Freude des unglücklichen John über das Wiedersehen seiner Leidensgefährten, über seine Rettung und über den Anblick des Reises, den er kochen sah, war so groß, daß sie ihn fast um den Verstand gebracht hätten.

In Folge dessen dachte er in diesem Augenblicke gar nicht an die arme Madame Bremner: denn er war nicht im Stande, seine Gedanken zu sammeln, noch weniger sie mit Worten auszudrücken und hatte nur eine unbestimmte verworrene Erinnerung von dem Geschehenen.

Der Reis war inzwischen gar geworden. John nahm einige Körner in den Mund, kauete sie, konnte sie aber nicht hinunterschlucken. Als einer der Rajas seine vergeblichen Anstrengungen sah, goß er zum Scherz ein wenig Wasser in die Hand und warf es ihm in's Gesicht. Von diesem Waffe: bekam er einige Tropfen in den Mund und sie spülten die Reiskörner mit hinunter; durch wiederholte Anstrengungen erhielten überdies seine Schlingmuskeln ihre Elastizität wieder, und bald konnte er schlucken. Anfangs mußte er jedoch zu jedem Löffel Reis auch einen Löffel Wasser nehmen. Diese Erstarrung der Halsmuskeln war indessen noch nichts gegen die andren Qualen des armen John. Durch die Hitze und Trockenheit waren nicht nur die Lippen, sondern die ganze Mundhöhle aufgesprungen und bei jeder Bewegung der Kinnladen quoll das Blut aus den Rissen, die ihm unerträgliche Schmerzen verursachten.

Der Schlummer machte diesen Schmerzen ein Ende. Kaum hatte John einige Löffel Reis und etwa in Glas Wasser genossen, so übermannte ihn auf's Neue der unwiderstehliche Schlaf, in den er schon einmal versunken war, und er erwachte erst gegen Abend wieder.

In diesem Augenblicke des Erwachens fühlte sich der wackere Mann wie neu geboren, denn alle seine Körper- und Geisteskräfte kehrten allmählig zurück und damit auch sein Gedächtniß.

Er erinnerte sich der jüngsten Vergangenheit und rief mit einem Ausdrucke von Angst und Reue aus:

»Ach! die arme Madame Bremner!«

Er sagte hierauf den Rajas, daß noch die Gattin des Kapitains und einige andere Personen auf dem Schiffe zurückgeblieben seien und daß diese Personen Geld hätten, um sie zu belohnen, wenn sie einen Versuch zu ihrer Rettung machen wollten.

Die zweifache Hoffnung, eine gute That zu verrichten und Geld zu verdienen, hatte den günstigen Erfolg, daß die Raja's versprachen, das Wrack während der Nacht im Auge zu behalten. Ihrer Meinung nach mußte in der Nacht die Fluth das Schiff noch näher an die Küste treiben und dadurch das Rettungswerk erleichtert werden.

Dies war Alles, was der arme John noch verstand, denn die unüberwindliche Schlafsucht überfiel ihn auf's Neue; er sank zu Boden und schlief schon fest, als der Raja noch sprach.

Um Mitternacht wurde er geweckt und ihm gemeldet, daß die Dame mit ihrem Sclaven glücklich an's Land gebracht worden sei.

Er stand sogleich auf und ging zu ihr, ohne mehr einer Stütze zu bedürfen.

Madame Bremner saß am Feuer; sie hatte eben ein Glas Wasser getrunken und ein wenig Reis gegessen. Ihr Gesicht war der Spiegel der höchsten irdischen Freude.

John's Bemerkung, daß sie Geld habe, wäre fast ihr Verderben geworden. Einige von den am Strande umherstreifenden Raja's hatten schon das Komplott angezettelt, sich auf das Wrack zu begeben und sie auszuplündern; ein rechtschaffener Birmane aber, der John Mackay schon seinen Turban gegeben, hatte sich vor den Räubern auf das Schiff begeben und die unglückliche Frau gerettet, ohne einen Lohn dafür zu verlangen.

In der nämlichen Nacht ging das Wrack auseinander. Der Rumpf blieb zwischen einigen Riffen eingeklemmt, das Verdeck aber wurde so nahe 'an's Ufer getrieben, das die bis zuletzt auf dem Schiffe gebliebenen beiden Männer ebenfalls, gerettet werden konnten.

Die Naht war sehr unfreundlich z es regnete in Strömen und die obdachlosen Schiffbrüchigen hatten viel von der Kälte zu leiden. Am Morgen gaben ihnen die Eingeborenen noch ein wenig Reis, erklärten aber zu gleicher Zeit, daß sie in Zukunft nichts mehr umsonst bekommen könnten, sondern Alles, was sie ferner haben wollten, bezahlen müßten.

Die Unbesonnenheit, welche John Mackay begangen hatte, indem er von den Rupien der Madame Bremner sprach, trug ihre Früchte.

Die Lascars, welche zuerst an's Land geschwommen waren und auch zuerst die unglückliche Witwe des Kapitains in Kontribution gesetzt hatten, trafen ein Abkommen mit den Eingeborenen und nahmen von nun an mit an ihren Mahlzeiten Theil, denn ihre Religionsgebräuche erlaubten ihnen nicht, mit Leuten andren Glaubens an einem Tische zu essen.

Madame Bremner, die sich jetzt doppelt freute, daß sie einiges Geld gerettet hatte, weil es nicht nur ihr selbst, sondern auch den Anderen nützlich wurde, unterhandelte mit den Eingeborenen, und sie erklärten sich bereit, für zwei Rupien täglich sie und die übrige gerettete Mannschaft vier Tage lang mit Lebensmitteln zu versorgen.

Nach Verlauf dieser vier Tage hoffte man hinlänglich gestärkt zu sein, um das nächste Dorf zu erreichen, welches dreißig Meilen nördlich lag.

Die Schiffbrüchigen wunderten sich darüber, daß die Eingeborenen, anscheinend aus keinem anderen Grunde, als um sie zu bedienen, am Strande blieben; beim Eintritte der Ebbe aber wurden ihre Absichten offenbar. Sie begaben sich auf das Schiff und durchsuchten es, um zu sehen, ob sie vielleicht noch etwas Werthvolles darin fänden.

Sie fanden nichts, als einige zerbrochene Gewehre, ein wenig Eisen und Blei und das Kupfer der Beschläge.

Diese Plünderung machte einen schmerzlichen Eindruck auf den guten John, denn kein braver Seemann steht es gern, wenn das Schiff, auf dem er gefahren ist, verstümmelt wird. Er bemerkte daher den Eingeborenen, daß ihre Spekulation zwar für den Augenblick vortheilhaft sei, ihnen aber in der Folge leicht nachtheilig werden könne', indem die Besitzer des Schiffes wahrscheinlich früher oder später ihr Eigenthum von ihnen zurückfordern würden. Diese Bemerkung wurde jedoch sehr übel aufgenommen und er sollte bald erfahren, daß er besser gethan hätte, sie nicht zu äußern.

Von diesem Augenblicke an erhielt er von den Reislieferanten immer die kleinsten Portionen und wurde stets zuletzt bedient. Ohne einen braven Birmanen, der ihm seinen Turban geliehen und der Madame Bremner gerettet hatte, würden sie ihn vielleicht sogar haben hungern lassen.

Es war übrigens ein großes Glück, daß ihnen die Nahrung so spärlich zugemessen wurde; denn im entgegengesetzten Falle hätten sie sich durch zu reichliches Essen den Tod zuziehen können. Da aber die Eingeborenen nicht deshalb so geizig waren, um den Schiffbrüchigen das Leben zu erhalten, wußten diese ihnen ihre Knauserei keines Weges Dank.

Wahrscheinlich um ihren Reisvorrath zu schonen, gingen mehrere von den Raja's auf die Jagd und erlegten einige Stück Wild, die sie ganz in der Nähe ihrer Gäste brieten, ohne ihnen jedoch etwas davon anzubieten; diese hoben demüthig die abgenagten Knochen auf und kochten sich eine Suppe davon, die ihnen so vortrefflich schmeckte, daß sie sie bis auf den letzten Tropfen genossen.

Die Zeit verging indessen, ohne daß sich bei der schmalen Kost die Kräfte der Unglücklichen heben wollten. Besonders Madame Bremner war noch so schwach, daß sie sich nicht auf den Füßen erhalten konnte. Sie fragte daher die Hindus, ob sie sie und ihren Sclaven nicht bis zum nächsten Dorfe in einen Palankin tragen könnten.

Die Unterhandlungen dauerten lange, denn die die Börse der Madame Bremner sei unerschöpflich. Endlich ließen sie sich bereit finden, für zwölf Rupien den Transport zu übernehmen.

So besaß also die arme Dame noch zwei Rupien.

Für diese beiden letzten Rupien wollte man sie und ihre drei Begleiter bis zum nächsten Dorfe noch mit Reis versehen.

Die vier Personen, für welcher dieser Handel abgeschlossen wurde, waren Madame Bremner, ihr Sclave, John Mackay und der junge Mann, der mit ihm an's Land geschwommen war.

John fürchtete sehr, daß er nicht die Kraft haben werde, den Palankin zu Fuße zu begleiten. Er wollte daher mit den Hindus auch wegen seiner Transportirung unterhandeln; aber sie verlangten dafür sechzehn Rupien baar, indem sie behaupteten, er sei noch einmal so schwer als Madame Bremner.

Der arme John mußte sich demnach entschließen, auf ein Bambusrohr gestützt, neben dem Palankin her zu gehen.

Der Aufbruch fand am 17. Juli statt.

Die kleine Truppe, welche den Palankin begleitete, bestand aus John, dem Kanonier, dem Equipagenmeister und dem jungen Matrosen. Die Lascars hatten nähere Bekanntschaft mit den Eingeborenen, gemacht und blieben bei ihnen.

Man ging zuerst ungefähr zwei Meilen weit; dann wurde eine Stunde Halt gemacht. Während dieser kurzen Rast schlief' John wieder ein. Als er aber erwachte, fühlte er sich so matt, daß er nicht glaubte, weiter mit fortkommen zu können. Es gelang ihm jedoch, sich wieder aufzuraffen; aber er mußte so oft ausruhen, daß er es für besser hielt, zurückzubleiben, damit wenigstens die Anderen nicht aufgehalten würden.

Der junge Matrose, dessen besondere Zuneigung er sich erworben hatte, blieb bei ihm, und daß dieser ihn nicht verließ, durfte er überzeugt sein, denn er fürchtete sich so sehr vor den Tigern, daß er sich keine zwanzig Schritt weit zu entfernen wagte.

Gegen vier Uhr Nachmittags verloren sie ihre Gefährten aus den Augen. In dem nämlichen Augenblicke aber bemerkten sie eine Truppe Eingeborener von Arrakan, welche Mogs genannt werden. Diese Indier waren am Strande damit beschäftigt, Reis zu kochen und sie sahen entweder; die beiden Wanderer nicht oder achteten nicht auf sie.

John, dem die Träger des Palankins keinen Reis gegeben hatten, empfand eine große Sehnsucht, an der Mahlzeit Theil zu nehmen, welche dort am Ufer gekocht wurde; da er aber die Sprache der Mogs nicht verstand und besonders auch kein Geld hatte, wußte nicht, wie er die Befriedigung seines Wunsch es erlangen sollte.

Bitten dünkten ihm, wenn nicht das sicherste, doch das mindest gefährlichste Mittel. Er näherte sich daher den Mogs mit ausgestreckter Hand und flehender Miene, und da sein abgezehrtes Gesicht so wie die Lumpen, in die er gehüllt war, keinen Zweifel an seiner Bedürftigkeit gestatteten, schien der Häuptling der Truppe im ersten Augenblicke Mitleid zu empfinden, so daß er ihn auf portugiesisch fragte, wie er in diesen traurigen Zustand gerathen sei.

Zum Glück verstand John etwas von dieser Sprache, und er konnte daher auf die an ihn gerichtete Frage antworten. Er erzählte seinen Schiffbruch, schilderte die entsetzlichen Hungerqualen, welche er und seine Unglücksgefährten zwanzig Tage lang ertragen hatten, sagte, auf welche wunderbare Art sie endlich an's Land gekommen waren, wie sie hier mit Hilfe der Rupien der Madame Bremner einige Unterstützung gefunden hatten und wie sie endlich von den Palankinträgern unterwegs zurückgelassen worden waren, weil sie kein Geld gehabt hatten, um sich ebenfalls tragen zu lassen.

Der Häuptling glaubte dieser Erzählung um so eher, da er vor einer Stunde einen von zwei Hindus getragenen Palankin, den die beiden Unglücksgefährten John's begleiteten, hatte vorüberkommen sehen.

Der Häuptling hatte ein gutes Herz; er tadelte die gefühllosen Menschen, die einen Unglücklichen hatten verlassen können, und führte John mit der majestätischen Würde eines Königs, der einem andren Fürsten die Gastfreundschaft gewährt, an sein Feuer, indem er sowohl ihn als seinen jungen Begleiter einlud, daran Platz zu nehmen.

Dann legte er ihm das Beste von seiner Mahlzeit vor, rieth ihm aber, nicht zu viel zu essen, nicht aus Geiz, sondern weil es nöthig sei, daß er seinen geschwächten Magen nicht überlade, und versprach ihm, daß er bis zur Ankunft im Dorfe für sie Beide sorgen wolle.

Ex gab ihnen in der That Reis auf drei Tage und sagte ihnen, daß die wilden Thiere den Rauch und das Feuer scheuten, so daß sie sich gegen ihre Angriffe sicher schützen könnten, wenn sie des Abends, ehe sie sich zur Ruhe niederlegten, ein tüchtiges Feuer anzündeten. Da sie kein Feuerzeug besaßen; zeigte er ihnen, wie man mit zwei Stücken Bambusrohr Feuer anzündete.

Da außerdem die Wunden, die sie an den Füßen und Beinen hatten, vom Staube und Sande verunreinigt waren und ihnen heftige Schmerzen verursachten, wusch er sie ihnen selbst und legte heilende Kräuter auf, verband sie dann sorgfältig mit alter Leinwand und wünschte ihnen, nachdem sie sich gehörig restauriert und ausgeruht hatten, glückliche Reise.

Der arme John war tief gerührt von dieser Menschenfreundlichkeit des Moghäuptlings, nachdem er die Habsucht der Lascars und die Gefühllosigkeit der Hindu's kennen gelernt hatte. Er konnte sich kaum entschließen ihn zu verlassen. Leider führte den Häuptling, der ein Hausirkrämer war, sein Weg nach einer ganz entgegengesetzten Richtung, denn er kam von Chittagong, seinem gewöhnlichen Wohnorte, und begab sich nach Arrakan, um seine Waaren dort abzusetzen.

Man mußte sich daher trennen. John wußte nicht, wie er sich gegen den edelmüthigen Indier dankbar bezeigen sollte; seine Thränen sprachen für ihn, und der Häuptling konnte nicht zweifeln, daß er seine Güte an keinen Undankbaren verschwendet hatte.

7.
Schluß

Zwei Lieues weiter hin fanden John und seine Begleiter Madame Bremner mit ihrer Eskorte in einer Hütte, wo sie Reis aßen.

John nahm stolz seinen Reis aus dem Quersacke, den er auf den Rücken trug und bereitete für sich und seinen Begleiter das Abendessen.

Während sie noch speisten, kamen mehrere von den Hindu's mit den sechs Lascars an, welche bei ihnen geblieben waren, um das Wrack der »Juno« auszuplündern.

Sie hatten ebenfalls dem Hausirer begegnet, dieser hatte ihnen wegen ihrer Unmenschlichkeit Vorwürfe gemacht, die ihnen natürlich sehr gleichgültig gewesen waren, ihnen aber auch gesagt, daß John Mackay ein angesehener Mann sei, der beim Gouverneur von Kalkutta wahrscheinlich auf strenge Bestrafung ihres Verfahrens antragen werde, und dies hatte einen sehr lebhaften Eindruck auf sie gemacht.

Sie begannen daher von diesem Augenblicke an, John mit mehr Rücksicht zu behandeln. Dieser aber wies ihre zu späten Artigkeiten mit Stolz zurück und nahm nur das Anerbieten des Führers an, seinen Reissack zu tragen.

Am folgenden Tage kamen die Reisenden an einen Fluß; durch sorgfältige Untersuchung desselben überzeugten sie sich, daß er wegen seiner Tiefe und seiner reißenden Strömung zur Flutzeit schwer zu passieren sein werde. Sei warteten daher bis zum Eintritt der Ebbe und benutzten diese Stunden zur Verfertigung eines Floßes von Baumstämmen.

Als das Meer sich zurückgezogen hatte, wurde das Floß vom Stapel gelassen, mehrere Hindu's schwammen nebenher, um es zu halten, damit es nicht vom Strome fortgerissen wurde, und man erreichte ohne Unfall das jenseitige Ufer.

John's Beine waren abermals so steif geworden, daß er schon fürchtete, er werde wieder zurückbleiben müssen; endlich aber überwand er durch festen Willen seine, Schwäche und erreichte kurz nach der kleinen Karawane den nächsten Haltort.

Am folgenden Tage kam man in dem von den Hindu's bewohnten Dorfe an. John war so ermüdet, daß er in die erste beste Hütte trat, deren Thür er offen fand, und sich, nachdem er um Entschuldigung gebeten hatte, auf eine Matte niederlegte, wo er sogleich in den unwiderstehlichen Schlaf versank, der ihn schon mehrere Male übermannt hatte.

Als er wieder erwachte, sah er sich von mehreren Hindu's umgeben, deren Theilnahme sein Zustand erweckt hatte und die ihn zu dem Zemindar des Dorfes begleiteten, von dem er sehr freundlich aufgenommen und mit allerhand Erfrischungen bewirthet wurde.

John war so wenig an diese Theilnahme von Seiten der Hindu's gewöhnt, daß die Aufmerksamkeiten des Zemindars anfangs einen sehr wohlthuenden Eindruck auf ihn machten; als er aber erfuhr, daß er sich nur noch hier Meilen von Ramu, der ersten Factorei der Compagnie befand, und, was nach dem ihm zu Theil gewordenen Empfange etwas ganz Natürliches war, den Zemindar bat, daß er ihm dazu behilflich sein solle, diese Factorei baldmöglichst zu erreichen, sah er mit dem größten Erstaunen, daß Jener, angeblich aus Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand, seine ganze Beredsamkeit aufbot, um ihn zurückzuhalten, indem er ihm zugleich versprach, daß er ihn in vierzehn Tagen, wenn er sich völlig wieder erholt haben werde, in einem Boote von dreißig Rudern nach Kalkutta befördern lassen wolle.

Diese Bitten und Theilnahmebezeigungen waren zu auffallend und erzwungen, als daß John nicht sogleich hätte ahnen sollen, daß der Zemindar ein Interesse daran hatte, ihn möglichst lange von einer Stadt entfernt zu halten, wo er von seinem Schiffbruche Anzeige machen konnte.

Durch weiteres Nachdenken befestigte sich immer mehr die Ueberzeugung in ihm, daß der Zemindar nicht allein bei der bisherigen Plünderung der »Juno« betheiligt gewesen war, sondern daß er sich auch das Plünderungsmonopol für die Zukunft sichern wollte.

Die Ladung, welche, wie wir gesagt haben, ganz aus Teckholz bestand, mußte sich in der That vollkommen gut konserviert haben und sie war für den habgierigen Zemindar eine zu starke Versuchung, als daß er ihr hatte widerstehen können.

John bestand demnach darauf, daß er ihn auf der Stelle nach Ramu bringen lassen solle; als er aber sah, daß der Zemindar es sich fest vorgenommen hatte, ihn durch alle ihm zu Gebote stehenden Mittel zurückzuhalten, fügte er sich anscheinend den Bitten des Spitzbuben, traf aber Anstalten, um am folgenden Tage heimlich allein abzureisen.

Als er jedoch eben aufbrechen wollte, trat der Zemindar bei ihm ein.

Der schlaue Patron' hatte seine Absicht errathen und ging nun ganz offen zu Werke, indem er John bat, ihm ein Zeugniß darüber auszustellen, daß er keinen Antheil an der Plünderung der »Juno« genommen habe. Er sagte, daß er dieses Zeugnisses bedürfe, damit die Behörde des Distrikts Islamabad, die ihren Sitz in Chittagong hatte, ihn für das, was dem Schiffe schon begegnet sei und was ihm noch begegnen konnte, nicht verantwortlich machte.

Unter dieser Bedingung, oder vielmehr gegen diese Gefälligkeit wollte er ihm zu seiner Weiterreife nach Ramu oder nach jedem andren beliebigen Orte ein Boot zur Verfügung stellen.

John war vor Allem darum zu thun, daß er nach Ramu kam. Er stellte daher dem Zemindar das verlangte Zeugniß aus, schickte demselben aber eine ausführliche Erzählung des Schiffbruchs der »Juno« voraus, so daß die Behörde aus dem Zeugnisse ersah, daß Einige von den Schiffbrüchigen gerettet waren und der Unterstützung bedurften.

Es zeigte sich bald, daß John sehr Recht gehabt hatte, wenn er dem Zemindar nicht traute, denn anstatt daß ihm dieser am folgenden Tage die versprochenen Weiterbeförderungsmittel lieferte, begab er selbst sich mit seinem Zeugnisse nach Ramu, um es dem Phugedar vorzulegen. Als dieser sah, daß in dem Papiere von englischen Schiffbrüchigen die Rede war, übersandte er es dem Leutnant Towers, der ein in Ramu stehendes Truppendetachement commandirte. Towers ließ hierauf den Zemindar rufen, legte ihm mehrere Fragen vor und da er die Zweideutigkeit seiner Antworten bemerkte, schickte er sogleich ein Boot mit einer Eskorte, Lebensmitteln und Geld nach Ramu.

Außerdem überbrachte der Anführer der Eskorte auch einen Brief an John Mackay, dem, wie sich leicht denken läßt, in seinem Dorfe bange wurde, als er sah, daß der Zemindar verschwunden war.

Da am Abend des 22. das versprochene Boot noch immer nicht angekommen war und ihm, so oft er in der Wohnung des Zemindars nachfragte, jedes Mal gesagt wurde, er sei ausgegangen, beschloß John endlich, am folgenden Morgen auf jede Gefahr hin abzureisen. Damit sein Vorhaben durch den Einkauf von Lebensmitteln nicht verrathen wurde, legte Jeder von seinen Begleitern einen Theil des Abendessens zurück, worauf John sich zur Ruhe begab, mit der Absicht, am folgenden Morgen vor Tagesanbruch seinen Marsch anzutreten.

Er war jedoch kaum eingeschlafen, so wurde an seine Thür geklopft und ihm die Ankunft des Bootes nebst einer Eskorte gemeldet.

Am folgenden Morgen verließ die ganze Gesellschaft das Dorf und kam gegen Mittag in Ramu an.

Der Leutnant Towers erwartete die Schiffbrüchigen am Ufer des Flusses und führte sie sogleich in seine Wohnung. Madame Bremner erhielt sein eigenes Zimmer und die Anderen wurden in den übrigen Räumen des Hauses untergebracht.

Drei Tage lang durften sie an nichts weiter denken, als an ihre Pflege und Erholung; John Mackay sagt, daß der Leutnant, während dieser drei Tage ihr Diener, ihr Arzt und selbst ihr Koch gewesen sei.

Am 26. schifften sie sich auf zwei Boten wieder ein und kamen am 28. in Chittagong an, wo der Leutnant Price das Commando hatte.

Sie wurden dort eben so gut aufgenommen wie in Ramu, und der Leutnant Price zeigte sich nicht minder aufmerksam gegen sie als Towers.

Nachdem John Mackay, der noch immer sehr angegriffen war, wieder einen Tag ausgeruht hatte, begab er sich zu Mr Thomson, dem Gerichtsverweser des Districts Islamabad, und gab seine Erklärung zu Protokoll. Thomson sandte sogleich eine Wache zu dem Schiffe, um den Plünderungen Einhalt zu thun. Dann wurde ein genauer Bericht von allem Geschehenen abgefaßt und von Madame Bremner, der Witwe des Kapitains, dem zweiten Hochbootsmanne John Mackay und dem Kanonier Thomas Johnson unterzeichnet.

Dieser Bericht wurde den Eigenthümern des Schiffes. in Madras übersandt.

Acht Tage später, als John Mackay sich wieder vollkommen gesund und kräftig fühlte, kehrte er zu der »Juno« zurück, um zu retten was möglich war. Dies geschah am 8. August.

Er miethete dazu ein Boot und nahm mehrere Zimmerleute, sowie das nöthige Handwerkszeug mit.

Am 12. kam er in Ramu an, wo er beim Leutnant Towers ausruhte; am 14. setzte er die Reise in einem Palankin fort, und am 17. erreichte er die Bai, in welcher das Schiff gescheitert war und der er den Namen »Junobai« gab.

Es wurden zwei Hütten gebaut und am folgenden Tage das ganze Holz des Schiffsrumpfes am Strande aufgeschichtet und in Brand gesteckt, um das Eisen zu erhalten, das Einzige an dem alten Gerippe, was noch einigen Werth hatte.

Zu Anfang des Novembers kam der Kapitain Galloway mit dem Schiffe »Restauration«, das von Kalkutta abgesandt war, um das Eisen und die Holzladung einzunehmen, in der Bucht an.

Am 25. war die Ladung eingenommen und an dem nämlichen Tage ging die »Restauration« mit John Mackay an Bord wieder nach Kalkutta unter Segel, wo sie am 12. December 1795 glücklich eintraf.

Will der Leser nun noch wissen, was nach dieser entsetzlichen Katastrophe aus den Hauptpersonen unserer Erzählung wurde, so wollen wir es ihm sagen.

Nachdem John Mackay sich von dem Unglücke völlig erholt hatte, wurde er zu Anfang des Jahres 1796 zum Commandanten eines Schiffes der ostindischen Compagnie ernannt, mit dem er nach Europa segelte, wo er im Monat August 1796 ankam.

Madame Bremner wurde nach vollständiger Herstellung von ihren Leiden schöner und liebenswürdiger als je und sie schloß bald eine zweite, sehr vortheilhafte Verbindung.

Der junge Matrose endlich, der so große Furcht vor den Tigern gehabt hatte, nach der Katastrophe aber noch weit mehr Furcht vor dem Meere bekam, blieb in Chittagong, wo er als Hausirer rechtschaffen lebte und starb, welchen Beruf er wahrscheinlich zur Erinnerung an die portugiesischen Hausirer gewählt, bei denen er an dem Abende, als er und John Mackay von den Hindu's unterwegs zurückgelassen worden waren, so freundliche Aufnahme gefunden hatte.

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Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
190 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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