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Читать книгу: «Seeabenteuer und Schiffsbrüche», страница 11

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Sie sollten also wieder vereinigt werden. Schon streckte ihm seine Gattin die Arme entgegen, aber in demselben Augenblicke, als er die Bordwand des Bootes ergreifen wollte, um sich hineinzuschwingen, warf ihn plötzlich eine Welle mit dem Kopfe gegen den Ankerbalken, der heftige Stoß betäubte ihn und er sank unter, um nicht wieder zu erscheinen.

Wir haben schon gesagt, daß, kurz nachdem der Feuerruf ertönt war, die Beherztesten von den Matrosen und Soldaten ihren Platz über der Pulverkammer gewählt hatten, um sicherer und schneller den Tod zu finden, wenn das Schiff in die Luft flog.

Einer von diesen Leuten verlor endlich die Geduld, nachdem er die Explosion fünf Stunden lang vergebens erwartet hatte.

»Gut,« sagte er, »da mich das Feuer nicht mag wollen wir sehen, wie es mit dem Wasser steht.«

Mit diesen Worten sprang er in's Meer, erreichte das Boot und war gerettet.

Das Schiff brannte in der That bereits seit sieben Stunden, und es war ein Wunder, daß das Feuer die Pulverkammer noch nicht erreicht hatte.

3.
Der Major Mac Gregor

Während die Boote, in deren Nähe sich alle im vorigen Kapitel erzählten Episoden und Katastrophen ereigneten, ihre zweite Reise nach der Brigg machten, während die Frau eines Soldaten bei ihrer Ankunft am Bord eine Tochter gebar, welche den Namen Cambria erhielt und aller Wahrscheinlichkeit nach heute noch lebt, neigte der Tag sich zu Ende und der Oberstleutnant Fearon, der Kapitain Cobb und der Major Mac Gregor zeigten sich deshalb nur noch um so eifriger in der Erfüllung ihrer Pflichten, indem sie den armen Leuten, die sie zu retten sich vorgenommen hatten, allen möglichen Beistand angedeihen ließen, ehe sie einen Augenblick an ihre eigene Rettung dachten.

Zu dem Ende befahl der Kapitain Cobb, um die Einschiffung in die Boote zu erleichtern und zu beschleunigen, am Ende des Giekbaumes, eines fast horizontal liegenden Mastes, der ungefähr fünfzehn Fuß über das Hintertheil des Schiffes hinausragte, ein Tau zu befestigen, an welchem die Männer vom Schiffe in die Boote hinuntergleiten sollten.

Diese Methode war jedoch mit einer zweifachen Gefahr verbunden, und zwar: Mußte man erstens befürchten, daß man die Spitze des Giekbaumes nicht erreichte, ohne vom Schwindel ergriffen zu werden, denn durch das heftige Schlingern des Schiffes wurde er oft dreißig Fuß über die Meeresfläche emporgehoben.

Die zweite Gefahr bestand darin, daß man, nachdem man glücklich an dem Taue hinabgeglitten war, das Boot verfehlte und in's Wasser getaucht oder gegen die Bordwände geschleudert und zerschmettert wurde.

Viele von Denen, welche keine Seeleute und nicht gewohnt waren, in der Takelage umherzuklettern oder auf den Segelstangen hin zu rutschen, zogen es daher vor, durch die Fenster des Hintertheils in's Meer zu springen, um die Boote durch Schwimmen zu erreichen.

Da indessen trotz aller Rettungsanstalten noch die große Hälfte der Passagiere an Bord war und man nicht wissen konnte, wie viele sich noch daselbst: befinden würden, wenn das Feuer hervorbrach und sie zwang, das Schiff auf der Stelle zu verlassen, begann man aus den Brettern der Hühnerkästen und allen anderen Materialien, welche aufzutreiben waren, einige Flöße zu bauen.

Zu gleicher Zeit wurde der Befehl gegeben, daß Jedermann sich mit einer Leine versehen solle, um sich auf die Flöße festbinden zu können, im Fall man genöthigt wurde, sich ihrer zu bedienen.

Während sich inmitten dieser Gefahren und der damit verbundenen Leiden zu der beständigen Angst, in's Meer und in die Ewigkeit geschleudert zu werden, die ersten Anfälle eines unerträglichen Durstes gesellten; entdeckte ein Soldat zufällig eine Kiste mit Apfelsinen und theilte diesen Fund seinen Kameraden mit.

Alle beschlossen einmüthig mit einer Achtung und Ehrerbietung, die man unter solchen Verhältnissen kaum hätte erwarten sollen, diese Apfelsinen ihren Offizieren zu bringen und sich nicht eher daran zu vergreifen, als bis jeder Offizier eine genommen hatte.

Da zwischen der Abfahrt und Zurückkunft der Schaluppen immer gute drei Viertelstunden vergingen, konnten' die Offiziere in 'der Zwischenzeit interessante Beobachtungen anstellen.

Um diese Beobachtungen unseren Lesern mitzutheilen; nur eine Thatsache, die mit vollkommen im Gedächtniß geblieben ist, glaube ich hier anführen zu müssen.

»Es waren eine solche Menge Menschen an Bord, daß ich in den vielen verschiedenen Charakteren so zahlreiche Nuancen zu finden geglaubt hätte, um, wenn ich so sagen darf, eine Stufenleiter vom Heldenmuthe bis zum äußersten Grade der Schwäche und Verzweiflung herab anfertigen zu können. Ich erkannte jedoch bald meinen Irrthum, denn die Gemütsstimmung meiner Leidensgefährten trennte sich sogleich in zwei streng geschiedene Kategorieen, in zwei grell von einander abstechende Farben, deren Grenzlinie jedoch, wie ich zu bemerken Gelegenheit hatte, von beiden Seiten zuweilen überschritten wurde. Auf der einen Seite standen die Muthigen und Starken, deren Kopf durch die Gefährlichkeit der Situation exaltiert war; auf der andren die ungleich geringere Anzahl Derjenigen, deren That und Denkkraft die Gefahr völlig gelähmt hatte oder die sie in Verzweiflung oder förmlichen Wahnsinn gestürzt hatte.

»Mit lebhaftem Interesse beobachtete ich den Wechsel von Seelenstärke und Niedergeschlagenheit, der während der zehn oder elf Stunden, welche ich dieser Beobachtung widmen konnte, zwischen den beiden Gruppen stattfand. Einige Männer zum Beispiel, die in Folge ihrer kindischen Verzweiflung und Schwäche am Morgen der Gegenstand des allgemeinen Mitleids und selbst der Verachtung gewesen waren, erhoben sich nach Verlauf einiger Stunden durch eine innere Anstrengung bis zum bewunderungswürdigsten Heldenmuthe, während Andere, welche die erste Angst gewaltsam unterdrückt hatten und wegen ihres Muthes und ihrer Ruhe bewundert worden waren, sich plötzlich ohne irgend eine neue Ursache niederwerfen ließen und beim Herannahen der Gefahr ihre ganze körperliche und geistige Kraft zu verlieren schienen.

»Es würde mir vielleicht möglich sein, diese Anomalie zu erklären, aber dies ist nicht der Zweck, den ich mir vorgesteckt habe., Ich beschränke mich darauf, zu erzählen was ich beobachtet habe, und füge einen Umstand hinzu, der einen lebhaften Eindruck auf mich machte.

»Während ich mich auf dem Verdeck mit meinen Beobachtungen beschäftigte, hörte ich einen hinter mir stehenden Soldaten äußern:

»Sieh da, die Sonne geht unter.«

»Diese Worte, die bei jeder andren Gelegenheit ganz ohne Bedeutung gewesen wären, erschreckten mich förmlich, denn es lag fast auf der Hand, daß ich die Sonne zum lebten Male untergehen sah, Ich blickte nach dem westlichen Horizont und nie werde ich den Eindruck vergessen, den das sinkende Tagesgestirn auf mich machte. Von der Ueberzeugung durchdrungen, daß das Meer, in welches die Sonne unterzutauchen schien, noch diese Nacht mein Grab werden würde, trat plötzlich, als ich gleichsam in mein Inneres hinabstieg, der Gedanke an die letzten Augenblicke des Lebens und an die Zukunft nach dem Tode in seiner ganzen entsetzlichen Wirklichkeit vor meine Seele. Dieser Gedanke, daß ich die Sonne, den erhabenen Heerd des Lebens und des Lichtes, zum letzten Male sehen sollte, bemächtigte sich nach und nach meines ganzen Wesens und verlieh meinen Betrachtungen eine düstere Färbung, die ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte. Ich empfand nicht Schmerz über den Verlust eines Lebens, dessen Zweck uns immer mehr oder weniger verfehlt erscheint, wenn wir es von der Schwelle des Todes betrachten. Nein, es war eine gewisse Leere, gleichsam ein Blick in den unermeßlichen Raum der Ewigkeit, ohne einen Gedanken an Jammer oder Glück. Die Ewigkeit, wie ich sie in diesem Augenblicke mit meinen geistigen Augen sah, war das Nichts, eine Atmosphäre ohne Horizont, ohne Tag, ohne Nacht, ohne Vergnügen, ohne Ruhe, ohne Schlaf, etwas Trübes und Eintöniges, ungefähr wie das, was ein Ertrinkender durch den Schleier der Welle erblickt, welche zwischen ihm und dem Himmel liegt. Dieser Gedanke war hundert Mal schlimmer, als wenn mir die Ewigkeit als eine Hölle voll Flammen erschienen wäre, denn so wie ich sie erblickte, war sie weder das Leben noch der Tod, es war eine Art von Betäubung, welche von beiden etwas hatte, und ich weiß wahrhaftig nicht, bis zu welchem Grade diese thörigte Vorstellung meine Verzweiflung gesteigert haben würde, hätte ich mich nicht plötzlich durch eine innere Anstrengung dieses Anfangs von Lethargie entrissen und mich wie ein Sterbender im Todeskampfe an eine der hehren Verheißungen des Evangeliums angeklammert, welche allein im Stande sind, dem Gedanken an die Unsterblichkeit einen Reiz zu verleihen. Der Anblick der sinkenden Sonne führte meine Seele zu dem Schöpfer aller Dinge zurück und bei dem Gedanken an diese herrlichen Verheißungen erinnerte ich mich der »glücklichen Stadt, die weder des Lichtes, noch der Sonne, noch des Mondes bedarf, weil der Ruhm Gottes selbst sie erleuchtet.«.

»Ich ließ daher die Sonne vollends am Horizonte hinabsinken und ging so ruhig, als ob nicht im Entferntesten davon die Rede gewesen wäre, daß ich bald den verhängnißvollen Schritt aus dem Leben in die Ewigkeit thun sollte, in den großen Speisesaal hinunter; um einen Gegenstand zu suchen, mit dem ich mich gegen die Kälte schützen konnte, welche nach dem Untergange der Sonne immer empfindlicher wurde.

»Man konnte sich nichts Traurigeres und Oederes denken als den Anblick dieses Saales, der noch am Morgen der Schauplatz freundschaftlicher und heitere Unterhaltung gewesen war. Er war jetzt völlig leer, und man sah nur einige Unglückliche darin, die es versucht hatten, im übermäßigen Genusse von Wein und Branntwein die Gefahr zu vergessen, und unbeweglich am Boden lagen, oder einige Schurken, weiche plündern wollten und in der Nähe der Sekretaire und Schreibtische umherschlichen, in der Hoffnung, ein Goldstück oder ein Kleinod zu finden, dessen Genuß ihnen doch keineswegs gesichert war. Sopha's, Kommoden und andere elegante Möbeln, welche die englischen Transportschiffe zu Mustern von Bequemlichkeit und Komfort machen, lagen umgestürzt oder zerbrochen am Boden umher. Zwischen den Kissen und Poltern irrten Gänse und Hühner umher, die aus ihren Kästen entkommen waren, und ein Schwein, dem es gelungen war, aus seinem am Vordertheile des Schiffes befindlichen Stalle zu entlaufen, hatte sich auf einem prächtigen türkischen Teppiche, mit dem der Fußboden des einen Zimmers belegt war, häuslich niedergelassen.

»Dieser Anblick, der noch schmerzlicher wurde, als ich den Rauch durch die Spalten der Dielen hervordringen sah, schnürte mir das Herz zusammen; ich ergriff rasch eine Decke und kehrte auf das Verdeck zurück, wo ich unter den wenigen Offizieren, die noch an Bord waren, den Kapitain Cobb, den Oberstleutnant Fearon und die Lieutnants Ruxton, Rooth und Evans fand, welche mit rastlosem Eifer die Einschiffung unserer unglücklichen Kameraden leiteten, deren Anzahl sich rasch verminderte.

»Im Allgemeinen zeigten übrigens die wirklich muthigen Männer weder einen ungeduldigen Drang, das Schiff zu verlassen, noch den Wunsch, zurückzubleiben. Die alten Soldaten hatten zu viel Respect vor ihren Offizieren und ihr eigener guter Ruf lag ihnen zu sehr am Herzen, als daß sie sich zur Einschiffung hätten drängen sollen; auf der andren Seite aber waren sie zu vernünftig und zu entschlossen, um einen Augenblick zu zaudern, wenn sie den Befehl erhielten, das Schiff zu verlassen.

»Als indessen die Schreckensszene sich ihrem Ende nahte, fanden sich doch auch Einige an Bord, welche keineswegs Freude an den Tag legten, wenn die Reihe, das Schiff zu verlassen, an sie kam, sondern im Gegentheil entschieden abgeneigt waren, den gefährlichen Rettungsweg zu betreten. Der Kapitain Cobb mußte daher zuerst in bittendem, dann in drohendem Tone den Befehl wiederholen, daß kein Augenblick Zeit versäumt werden sollte, und einer von den Offizieren des 31. Regiments, der den Entschluß ausgesprochen hatte, daß er bis zuletzt :auf dem Schiffe bleiben;wolle, sah sich in Folge dieses Zauderns genöthigt zu erklären daß er nach Ablauf einer gewissen Frist, die er festsetzte, unfehlbar das Schiff verlassen und die Kleinmüthigen, deren Unschlüssigkeit nicht allein ihre eigene, sondern auch die Rettung der Anderen gefährdete, ihrem,Schicksale überlassen werde.

»Inzwischen rückte die zehnte Abendstunde heran und Einige, denen vor der Höhe des Giekbaumes und dem Toben des Meeres, das allerdings im Dunklen noch grauenvoller wurde, schauderte, weigerten sich unbedingt, diesen Rettungsweg zu benutzen, während Andere darum baten, daß man sie wie die Frauen und Kinder; an einem um den Leib geschlungenen Taute hinunterlassen solle. Plötzlich kam die Meldung, daß das Schiff, welches bereits acht bis,neun Fuß unter die gewöhnliche Wasserlinie gesunken war, abermals rasch um zwei Fuß gesunken sei. Da übrigens die beiden Boote, welche am Hintertheile warteten, in Verbindung mit denen, die man beim Scheine des Feuers von der Brigg zurückkehren sah, als vollkommen genügend erachtet wurden, um die noch am Bord des »Kent« Befindlichen Alle aufzunehmen, so dachten jetzt die letzten drei Oberoffiziere vom 31. Regiment, zu denen ich selbst gehörte, ernstlich an den Rückzug.

»Da ich von der Lage der Anderen am besten ein klares Bild entwerfen kann, wenn ich meine eigene schildere, bitte ich den Leser um die Erlaubniß, ihn einige Augenblicke von mir zu unterhalten und ausführlich zu erzählen wie ich gerettet wurde. Meine Geschichte ist zugleich die von einigen hundert Menschen, welche mir auf dem schmalen Wege, den ich jetzt betreten sollte, vorausgegangen waren.

Der Giekbaum eines Schiffes von der Größe des »Kent« ragt in horizontaler Richtung: fünfzehn bis siebzehn Fuß über das Hinterteil hinaus und befindet sich bei ruhigem Wetter achtzehn bis zwanzig Fuß über der Meeresfläche, bei einem Sturme aber wie der, von dem wir heimgesucht waren, erhebt er sich in Folge der ungeheuren Wogen und des heftigen Schlingerns oft bis zu dreißig und vierzig Fuß.

Um nun das am Ende des Giekbaumes wie eine Angelschnur befestigte Tau zu erreichen, mußte man auf dem runden und glatten Baume hin rutschen, in Manöver, das selbst für geübte und daran gewöhnte Seeleute nicht ohne Gefahr ist und zu dessen glücklicher Ausführung es jedenfalls eines schwindelfreien Kopfes, einer geschickten Hand und kräftigen Muskeln bedarf.

Diese Luftreise hatte schon Manchem von meinem Vorgängern das Leben gekostet. Einige hatten es nicht gewagt, sie zu unternehmen und waren lieber ins Meer gesprungen; Andere waren auf halbem Wege vom Schwindel ergriffen werden und in die brausende Tiefe gestürzt, die sie alsbald verschlungen hatte.

»Noch Andere hatten die Spitze des Giekbaumes und selbst das Ende des Taues glücklich erreicht; hier waren sie aber noch keineswegs in Sicherheit gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie an der Bordwand des Bootes zerschmettert oder in's Wasser getaucht wurden und sie während des Untertauchens das Seil aus Entkräftung loslassen mußten, war eben so groß als die, daß sie sogleich in die Schaluppe gelangten.

»Man sieht also, daß unser einziger Rettungsweg durchaus keine sichere Aussicht auf wirkliche Rettung darbot. Da es aber eben der einzige war, besann ich mich, als an mich die Reihe kam, trotz meiner Unerfahrenheit und meiner Ungeschicklichkeit zu derartigen Wagstücken keinen Augenblick, das glatte Stück Holz wie ein Pferd zu besteigen; aber ich freue mich, es sagen zu können, daß ich, ehe ich mich darauf wagte, dem. Himmel dafür dankte, daß er mir dieses Rettungsmittel gewährte, so gefahrvoll es auch sein mochte, und besonders auch dafür, daß er es mir endlich vergönnt war, auf meine eigne Rettung bedacht zu sein, nachdem ich die Pflichten gegen meinen Landesherrn und gegen meine Kameraden gewissenhaft erfüllt hatte.

»Nachdem ich also ein kurzes Dankgebet zum Himmel gesandt hatte, trat ich meine Luftreife an und rutschte so gut es ging auf dem Giekbaume fort.

»Ich hatte einen jungen Offizier vor mir, der in dem Kunststücke, welches wir aufführten, eben so ungeübt war als ich. Schon hatten wir fast die Spitze des Baumes erreicht, als plötzlich ein so heftiger, mit Regen vermischter Windstoß kam, daß wir inne halten und uns mit aller Kraft an den Balken anklammern mußten.

»Wir glaubten einen Augenblick, daß wir jede Hoffnung, das Tau zu erreichen, aufgeben müßten; aber Gott zog seine schützende Hand nicht von uns ab. Nachdem wir einige Minuten unbeweglich geblieben waren, setzte mein Vorgänger seinen Weg fort, erreichte das Tau, glitt daran hinab und gelangte glücklich in die Schaluppe, allerdings nicht ohne vorher einige Mal in's Wasser getaucht worden zu sein.

»Sein Beispiel diente mir zur Lehre.

»Ich überlegte, daß ich anstatt an dem Taue hinab zu gleiten, während das Boot sich gerade darunter befand, besser that, wenn ich mich hinabließ, während die Schaluppe fünfundzwanzig bis dreißig Fuß von dem Tauende entfernt war, so daß ich in Folge des beständigen Hin- und Herwogens in dem Augenblicke unten ankam, wenn das Boot zurückkehrte.

»Ich erspähte den geeigneten Moment, umfaßte das Tau mit den Händen und mit den Knieen, glitt langsam hinab und gelangte in der That, ohne in's Wasser getaucht worden zu sein und ohne gefährliche Contursionen erhalten zu haben, glücklich in das Boot.

»Der Oberstleutnant Fearon, welcher nach mir folgte, war nicht so glücklich wie ich. Nachdem er mehrere Mal in's Meer getaucht, gegen die Bordwand der Schaluppe geschleudert und selbst unter ihren Kiel gerathen war, fühlte er sich so erschöpft, daß er das Tau loslassen mußte; zum Glück bemerkte ihn noch zur rechten Zeit ein Matrose des Bootes und zog ihn fast ohne Besinnung bei den Haaren hinein.

»Der Kapitain Cobb hatte erklärt, daß er sein Schiff zuletzt verlassen werde. Als ob er für das Leben aller auf dem »Kent« Befindlichen, vom Ersten bis bis zum Letzten verantwortlich gewesen wäre, weigerte er sich beharrlich, in ein Boot zu steigen, ehe er alles Mögliche aufgeboten hatte, um die Zaghaftigkeit der kleinen Anzahl Leute denen die Angst den Verstand geraubt hatte, zu besiegen.

»Doch alle seine Bitten waren vergebens.

»Da er schon alle Kanonen, deren Seite verbrannt waren, einzeln in den Kielraum hatte stürzen hören, wo sie sich entluden, so sah er endlich ein, daß eine längere Aufopferung Wahnsinn sein würde; er warf daher noch einen Blick auf sein schönes Schiff und sprach:

»Lebe wohl, edler Kent! lebe wohl, mein alter treuer Gefährte! Du verdientest einen besseren, einen schöneren Tod, und ich würde mit Freuden Dein Schicksal getheilt haben, wenn wir zusammen in einer Schlacht hätten untergehen müssen; aber dieses Glück ist uns nicht zu Theil geworden. Lebe wohl, edler Kent, lebe wohl! Ach, daß wir uns so trennen müssen!

»Dann ergriff er nach einem kurzen, wehmüthigen Stillschweigen die Leine des Besansegels, und glitt über die Unglücklichen, welche unbeweglich zurückblieben, um den gewissen Tod zu erwarten, an diesem Tau herab; erreichte die Spitze des Giekbaumes, sprang, anstatt sich an dem Seile hinabzulassen, in's Meer und schwamm nach der Schaluppe.

»Obgleich indessen seine Bitten umsonst gewesen waren, konnte er sich doch noch nicht entschließen, diese Unglücklichen ganz zu verlassen, die sich einer viel größeren Gefahr aussetzten, weil sie nicht den Muth hatten der, welche ihre Kameraden bestanden, die Stirn zu bieten.

»In Folge dessen wurde am Hintertheile ein Boot zurückgelassen, mit dem Auftrage, sich nicht eher zu entfernen, als bis die Flammen welche bereits mit Heftigkeit aus den Fenstern des Beratungszimmers hervor schlugen, es ihm unmöglich machten, noch länger daselbst zu bleiben.

»Als endlich eine Stunde nach der Ankunft des Kapitain Cobb auf der »Cambria« das zurückgelassene Boot mit dem einzigen Soldaten, den es noch zur Flucht hatte bewegen können, anlangte, erlaubte der Kapitain der Brigg den Matrosen und dem Leutnant erst dann an Bord zu kommen, als er sich überzeugt hatte, daß Mr. Thomson, ein junger Offizier, der an diesem Tage einen seltenen Eifer und Muth bewiesen hatte, sich auf der Schaluppe befand.«

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
190 стр. 1 иллюстрация
Правообладатель:
Public Domain

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