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Читать книгу: «Der Weltensegler», страница 9

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Piller ließ es sich nicht nehmen, die Herren von Matupi in der Gondel mit dem kleinen Reste von Wein zu bewirten, der noch vom Mars her vorhanden war. Sie alle erklärten, einen so feinen und feurigen Wein noch nie zuvor im Leben getrunken zu haben.

Die Tage auf Matupi waren dem Packen der mitgenommenen Habe und dem Bergen der Instrumente gewidmet. Ballon und Gondel sollten später zerlegt und nach Hause gesandt werden. Pünktlich am 7. September morgens lief der Dampfer »Venus« in die Bucht ein und ging der Faktorei von Matupi gegenüber vor Anker. Nach herzlichem Abschiede fuhren die Herren noch am Abend des gleichen Tages von Matupi ab.

»Ein merkwürdiges Zusammentreffen von Namen!« sprach Stiller zu seinen Gefährten, als sie sich an Bord des Schiffes behaglich eingerichtet hatten. »Vom Mars kommen wir, auf der Venus fahren wir durch die blauen Wogen der Südsee, und die »Stuttgart« erwartet uns, wie der Gouverneur sagte, in Singapore, um uns nach Genua zu bringen.«

Eine Woche später traf der Dampfer in Singapore ein. Schon bei der Einfahrt in den geräumigen Hafen war die »Venus« mit ihren berühmten schwäbischen Fahrgästen der Gegenstand allseitiger Ehrung. Die zahlreichen im Hafen liegenden Schiffe aller möglichen Nationen trugen Flaggengala, und bis auf die malaiischen Prauws und chinesischen Dschunken herunter war alles festlich gekleidet. Von den Festungswerken wurde Ehrensalut gefeuert, als die »Venus« langsam ihrem Anlegeplatz zufuhr.

In feierlicher Weise wurden die kühnen Marsreisenden von den Behörden und Konsuln Singapores begrüßt. Dann fand im festlich geschmückten Hause des deutschen Klubs das unvermeidliche Festessen mit den üblichen Reden statt. Die sechs Herren waren froh, als sie nach all dem Festtrubel und der glühenden Tropenhitze Singapores glücklich auf Deck der »Stuttgart« saßen, die nach dem Eintreffen ihrer Ehrenpassagiere sofort die Anker lichtete und die Straße von Malakka hinaufdampfte.

»Empfinden Sie nicht auch wieder den alten, starken Widerwillen gegen diese Art offizieller Huldigungen, die im Grunde genommen doch meist den Stempel der Unwahrheit tragen?« fragte Piller seinen Freund Stiller.

»Es geht mir wie Ihnen,« erwiderte Stiller. »Mit der würdigen und harmonischen Weise, mit der in Angola Feste gefeiert wurden, stehen diese lauten Bankette, bei denen jeder sein liebes Ich möglichst vorzudrängen sucht, in grellem Gegensatz. Im Verkehre mit den Marsiten hatten wir sofort die Empfindung des Behagens. Hier unten erwacht sofort wieder das alte Unbehagen in der Berührung mit der Menge. Wir fühlen eben instinktiv, daß all die Worte lauter Anerkennung, die sündflutartig immer auf den niederprasseln, der einen nennenswerten äußern Erfolg gehabt hat, vielfach wenigstens gar nicht ernst gemeint sind.«

»Sie sprechen genau meine Meinung aus!« bestätigte Dubelmeier, der dem Gespräch der beiden Gefährten aufmerksam gefolgt war. »Auch ich gestehe, daß mir diese Festessen und Festreden schon jetzt zuwider geworden sind, nachdem sie kaum begonnen haben.«

»Na, wir werden uns noch durch eine ganze Reihe solcher öffentlichen Veranstaltungen durchwinden müssen, bis wir endlich ungestört in der Stille unseres Studierzimmers arbeiten dürfen,« antwortete Piller.

»Dem entgehen wir leider nicht. Ein Glück, daß wir auf dem Meere noch eine Ruhepause haben, bevor der Haupttrubel in der Heimat beginnt!« entgegnete Dubelmeier.

Aber schon in Colombo begann in vermehrter Auflage das Feiern der berühmten Schwabensöhne, und als die »Stuttgart« in Suez eintraf, bat die ägyptische Regierung um die Ehre ihres Besuches in Kairo. Endlich nach zweitägigen Festlichkeiten waren die Marsfahrer wieder auf dem Schiffe, das nun seinen Kurs direkt nach Genua nahm. Dort trafen die Reisenden Anfang Oktober ein. Nach fast dreijähriger Abwesenheit betraten sie hier zum erstenmal wieder den Boden Europas.

Zehntes Kapitel
In der Heimat

Die Reise der Herren durch Italien glich einem Triumphzuge. Halb betäubt von all dem Lärm der letzten Tage langten die Professoren auf der Station Hasenberg an, zu deren Füßen sich Schwabens Hauptstadt malerisch schön ausbreitet. Obgleich es Herbst war, prangte hier alles im reichsten Blumenschmuck. Vertreter des Staats, der Tübinger Universität, die Väter der Stadt, weißgekleidete Ehrenjungfrauen, Musikkapellen und eine tausendköpfige Menschenmenge erwarteten hier die Heimkehrenden.

Schon während der Fahrt durch Schwaben läuteten alle Glocken, nicht nur der Stationen, die der Zug berührte, sondern auch aller Dörfer in der Nähe des Bahnkörpers. Ein brausendes Hoch empfing den blumenbekränzten Zug, als er am 7. Oktober mittags vier Uhr aus dem Hasenbergtunnel herausfuhr. Die vereinigten Musikkapellen von Stuttgart spielten eine Begrüßungshymne, die eigens für diesen Zweck von Musikdirektor Klingle komponiert worden war. Alsdann begann unten in der Stadt das feierliche Spiel der Glocken. Es pflanzte sich fort auf die Vorstädte und erinnerte an die Stunde jenes Dezemberabends vor bald drei Jahren, an dem die Herren die kühne Fahrt nach dem fernen Planeten angetreten hatten.

Die Begrüßungs- und Bewillkommungsreden verhallten im Lärm der allgemeinen Festesfreude. Die Autoelektrikwagen wurden bestiegen. Im ersten saßen die sechs Zurückgekehrten, Riesensträuße in den Händen. Langsam ging es durch die sich drängende, jubelnde Menschenmenge hinab in die reichbeflaggte Stadt. Eine kurze Rast in Marquardts Hotel wurde den so wunderbar wieder heimgekehrten, aber sichtlich erschöpften Gelehrten gestattet, dann aber mußten sie weitere Opfer der gesellschaftlichen Ordnung bringen.

In feierlichem Zuge, unter den betäubenden Hochrufen der in den Straßen flutenden Menschmenge wurden die Gelehrten nach der Liederhalle geleitet. In ihr sollte der offizielle Akt der Begrüßung vor sich gehen. Im großen Festsaale erwartete eine auserlesene Gesellschaft aus allen Kreisen der Hauptstadt die Professoren. Mit jubelndem Zurufe wurden diese begrüßt, als sie in den Saal traten.

Ein Vertreter der Regierung begrüßte als Vorsitzender in warmen Worten die kühnen Weltensegler, die durch die einzig dastehende Fahrt nach dem Mars ihre Namen nicht nur unsterblich gemacht, sondern dadurch auch das Ansehen und die Ehre der engeren Heimat in der gesamten Kulturwelt gefördert hatten. Schwaben sei stolz auf so würdige Söhne und wolle sie zunächst dadurch ehren, daß an dem Orte ihres Aufstieges auf dem Cannstatter Wasen ein Obelisk aus heimischem Granit errichtet werde, der die Namen der Teilnehmer an der Expedition und die allgemeinen Daten über sie eingemeißelt in den Stein tragen solle. Weitere äußere Ehrungen seien vorgesehen; denn eine solche Tat, wie sie Schwabens Söhne ausgeführt, könne überhaupt nicht gebührend genug anerkannt werden. Zunächst überreiche er im Namen der Regierung jedem der Herren einen goldenen Lorbeerkranz, auf dessen Blättern der Name des Trägers und die Daten der Marsreise eingraviert seien.

Nachdem die Übergabe der goldenen Kränze unter rauschender Musikbegleitung vor sich gegangen war, begann das Bankett. Klugerweise war vorher bestimmt worden, daß während des Essens keinerlei Reden gehalten werden sollten. Als das Essen beendigt war, bestieg Stiller das Podium des Saales, um von hier aus zu der glänzenden Versammlung zu sprechen.

»Verehrte Anwesende! In meiner und meiner treuen Gefährten Namen danke ich Ihnen zunächst für die Herzlichkeit des Willkomms, den Sie uns zuteil werden ließen. Er hat uns sehr gerührt. Nehmen Sie es uns aber nicht übel, wenn wir Sie bitten, von jeder weiteren äußeren Ehrung unserer bescheidenen Persönlichkeiten Abstand nehmen zu wollen. Was wir ausgeführt, was wir getan, war ja nur dadurch möglich, daß uns ein seltenes Glück zur Seite stand. Wo aber der Mensch nur durch die Gunst äußerer Umstände sein Ziel erreicht, da ist es mit seiner eigenen Leistung doch viel weniger weit her, als Sie selbst vielleicht annehmen.

Gerade auf dem Mars, bei einem Volke von idealster Lebensauffassung, rückhaltslosester Wahrheitsliebe und tiefster Erkenntnis des eigenen Ichs, da haben wir erst gelernt, uns nach dem wirklichen Werte richtig einzuschätzen, wahr und streng gegen uns zu sein. Mit einer gewissen Selbstüberhebung reisten wir einst ab, mit ruhiger, nüchterner Schätzung unserer eigenen Person kommen wir zurück. Daraus entspringt also unsere Bitte.

Und nun lassen Sie mich Ihnen in kurzen Zügen ein Bild jener wunderbaren Welt entwerfen, in der es uns vergönnt war, zwei volle Jahre leben zu dürfen. Vorausgreifend will ich gleich bemerken, daß wir unsere Erlebnisse in einem Sammelwerke niederlegen werden, in dem Sie dann später alles Wünschenswerte selbst nachlesen können. – Nach der Abfahrt von Cannstatts Wasen langten wir nach dreimonatlichem Fluge durch den Ätherraum ziemlich wohlbehalten auf dem Mars an. Dort trafen wir Menschen an, die uns mit großer Gastfreundschaft aufnahmen. In dem Maße, als wir die Sprache der Marsbewohner erlernten, gewannen wir auch mehr und mehr Einblick in deren Leben, in ihre Sitten und Gebräuche. Voll staunender Bewunderung sahen wir dort oben eine Lebensführung, die wir in dieser Vollkommenheit niemals für möglich gehalten hätten. Das, was wir hier unten auf der Erde früher als Ideal des Lebens geträumt, – dort oben auf jenem Sterne ist es in die schönste Wirklichkeit übersetzt.

Was soll ich Ihnen in dieser Stunde von den Einzelheiten erzählen, die zu der wunderbar entfalteten, natürlichen Moral jener prächtigen Menschen da oben geführt haben! Ich fürchte dadurch nicht allein zu ermüden, sondern auch Ihre freudige Stimmung anläßlich unserer Rückkehr zu vermindern. Dies möchte ich aber nicht. Sie werden, wie gesagt, die Ergebnisse unserer Expedition durch unsere Bücher genau erfahren. Nun aber können Sie mich mit Recht fragen: ‚Ja, warum sind Sie denn wieder zurückgekommen aus einem Eden nach einem Tale des Jammers, wie es unsere Erde nun einmal vorstellen soll?‘ Darauf antworte ich auch offen: Wir sind schweren Herzens von oben fortgegangen. Nicht daß man uns geradezu fortwies, nein, man stellte uns Bleiben oder Gehen zur freiwilligen Entscheidung anheim. Nachdem wir aber sahen, daß wir dem so hochstehenden Marsvolke doch keine Dienste leisten konnten, die als Ausgleich für die uns gebotene Gastfreundschaft hätten dienen können, so verlangte es schon das einfachste Anstandsgefühl, daß wir zur Erde zurückkehrten.

Nur Herr Friedolin Frommherz konnte sich nicht entschließen, die Rückreise anzutreten. Er blieb oben zurück als der einzige lebendige Zeuge unseres Aufenthaltes auf dem Mars. Unsere Ankunft auf Matupi kennen Sie. Zum Schlusse wollen wir dem Schwäbischen Landesmuseum diejenigen Geschenke und Andenken überweisen, die wir oben auf dem Mars, in dem herrlichen Angola, in der Stunde des Abschiedes mit auf den Weg bekommen haben. Wir selbst bedürfen der Sachen nicht. Wie ein Märchen voll Schönheit, voll Zauber und strahlenden Lichtes wird jener Aufenthalt auf dem Planeten in unserer Erinnerung weiterleben, solange wir atmen, und gäbe es eine Seelenwanderung nach fernen Sternen, so würde ich nichts sehnlicher wünschen, als dort oben wieder erwachen zu dürfen, wenn ich hienieden nicht mehr bin.«

Herr Stiller trat ab. Lautlos hatte die Versammlung seinen Worten gelauscht. Manches Gesicht der Anwesenden drückte tiefe Ergriffenheit aus, als Herr Stiller geendet. So hatte man sich die Sache doch nicht vorgestellt. Wohin war die Festesfreude plötzlich gekommen? Herr Klingle griff in die beklemmende Stille, die sich der Versammlung bemächtigt hatte, als rettender Engel ein. Er erhob den Taktstock, und die leichten Töne einer einschmeichelnden Musik gaben der Versammlung ihre alte Fröhlichkeit wieder zurück. Es ließ sich auch hier auf der Erde ganz gut leben. Wozu also nach dem Mars reisen? Eine Fahrt wie die der sieben Schwaben sollte keine Nachahmung mehr finden. Die früher so heitern Männer waren als offenkundige Menschenfeinde zurückgekehrt. Sie wären somit besser im Lande geblieben. Das war die Ansicht vieler, die in später Nachtstunde von dem Bankette nach Hause gingen.

Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
06 декабря 2019
Объем:
162 стр. 5 иллюстраций
Правообладатель:
Public Domain

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