Читать книгу: «Dionarah - Das Geheimnis der Kelten», страница 7

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Alan nickte erleichtert. Also würden Bran, die Prinzessin und Ergon mit fünf Soldaten nach Myth´allan aufbrechen, Myrthan wollte sich als Drache verwandeln und die Höhlenmänner suchen. Fio´rah beschloss, die Fiiljas alleine zu holen, da sie meinte, ohne Begleitung schneller und unauffälliger zu sein. Ceara, Daron, Alan, Trian und die restlichen drei Soldaten vereinbarten, sich auf die Suche nach der Rune zu machen. So verbrachten sie die letzte gemeinsame Nacht zusammen.

Am Morgen verabschiedeten sie sich mit einem dumpfen Gefühl im Magen. Sie hofften alle inständig, sich bald in dem kleinen Dorf in Monalyth wiederzusehen. Seora flehte ihren Mann nun doch an, mit ihr zu kommen, aber Trian blieb hart.

»Ich denke, es tut uns ganz gut, wenn wir uns eine Weile nicht sehen. Die Soldaten werden gut auf dich und Ergon achten. Ich vertraue ihnen.«

Seora wollte empört etwas erwidern, überlegte es sich aber scheinbar doch anders. »Pass bitte auf dich auf und kehre gesund zu uns zurück«, sagte sie unter Tränen und umarmte Trian.

Der nickte ernst und nahm seinen kleinen Sohn beiseite, dem ebenfalls Tränen in den Augen standen. »Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich. Du musst gut auf deine Mutter aufpassen, ja?«

Ergon versprach es und unterdrückte ein Schluchzen. Dann verschwanden alle in verschiedene Richtungen und Myrthan verwandelte sich unter dem staunenden Blick seiner Freunde in den wunderschönen Drachen, der anmutig in die beginnende Morgendämmerung nach Süden flog.

Daron, Ceara, Alan und Trian, sowie die drei Soldaten, wanderten den ganzen Tag an der Küste entlang und obwohl das Wetter schön war und die Landschaft atemberaubend, hingen die meisten von ihnen düsteren Gedanken nach. Die drei Soldaten, Morad, Geldan und Faras, waren ohnehin sehr schweigsam. Trian hatte ihnen das ›du‹ angeboten und gesagt, sie sollten ihn nun nicht mehr als Prinzen, sondern als Gefährten betrachten. Doch die Soldaten schienen sich dabei nicht wohl zu fühlen und hielten sich abseits.

Als sie am Abend ein Stück im Landesinneren zwischen lichten Buchen und Eichen lagerten, sah Prinz Trian sehr unglücklich aus.

»Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht, als ich Seora und Ergon allein gelassen habe. Vielleicht wird sie mir das niemals verzeihen.«

»Meinst du, sie lässt sich scheiden?«, fragte Ceara mit vollem Mund. Sie hatte gerade ein paar Beeren gepflückt, welche sie nun verspeiste.

Trian schaute sie mit zusammengezogenen Augenbrauen verständnislos an. »Was meinst du damit?«

Alan begann zu grinsen und Ceara erklärte: »Na ja, dass sie dich verlässt, eure Ehe auflöst.«

Sowohl Trian als auch Daron sahen sie derart fassungslos an, dass Alan laut zu lachen begann.

»Ich befürchte, das ist hier nicht üblich!«

»Eine Frau kann doch die Ehe nicht einfach auflösen!«, rief Trian empört.

»Dort wo ich herkomme aber schon«, erklärte Ceara.

»Und wo ist das?« Der junge Prinz wirkte vollkommen fassungslos.

Ceara warf Daron einen fragenden Blick zu und der nickte kaum merklich.

»Ich bin eine Weltenwanderin, ebenso wie Alan und Bran«, erklärte sie.

Trians Augen weiteten sich noch mehr. Er keuchte leise und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. »Ich … ich habe einmal davon gelesen, aber nie geglaubt, dass es diese Weltentore tatsächlich gibt.«

»Es gibt sie. Und zumindest ich bin schon zweimal hindurchgegangen.«

»Erzähle mir von deiner Welt«, verlangte Prinz Trian, nun ganz gespannt. »Bei euch können Frauen tatsächlich eine Ehe beenden?«

Ceara nickte grinsend und Alan sagte lachend: »Also, ich glaube, ich werde wirklich hier bleiben!«

Empört boxte Ceara ihn in die Seite und begann ein wenig von ihrer Welt zu erzählen, die auch Daron noch immer sehr fremd war und die Trian gar nicht fassen konnte. Es war schon sehr spät, als sie sich schlafen legten. Die drei Soldaten bestanden darauf, als Erstes Wache zu halten. Dies sollte eine der wenigen friedlichen Nächte sein, die sie in nächster Zeit erwartete.

Ein blutüberströmter Soldat war ins Schloss zurückgekehrt und berichtete Adamath und Krethmor, dass die Gesuchten nicht ertrunken waren, sondern zumindest ein Teil von ihnen sich auf der Flucht befand. Daraufhin befehligte der Hochkönig all seine Orks, Dämonenreiter und die Soldaten des ehemaligen Königs des Felsenreichs, das jetzt offiziell unter Adamaths alleiniger Herrschaft stand, überall im Felsenreich und in Fearánn nach den Flüchtenden zu suchen.

»Wer mir meine Verlobte bringt, den werde ich mit dem Königsthron des Felsenreichs belohnen«, verkündete er, woraufhin sich alle die nach Macht gierten − und das waren nicht gerade wenige − bereitwillig aufmachten, jede Gefahr auf sich zu nehmen. Adamath selbst beschloss, auf eigene Faust nach Fearánn zu reiten. Er wollte diese elenden Rebellen endlich zur Strecke bringen und es wäre ihm eine große Freude, dies selbst zu erledigen.

Währenddessen kehrte Krethmor in seinen Turm zurück. Er wollte noch einige Schattenwölfe aus der Feuerquelle beschwören, damit diese bei der Suche helfen konnten. Auf dem Krăădan flog er nach Kes´kadon zurück.

Myrthan hatte unglaubliches Glück. Wäre er nur einen Tag früher aufgebrochen, wären er und Krethmor sich begegnet. Doch so flog er im Abstand eines Tages gen Süden.

Prinzessin Seora und die anderen, unter der Führung von Bran, hatten ebenfalls Glück. Es war zwar keine einfache Reise, doch sie trafen auf keinen Widerstand und erreichten innerhalb von etwa drei Wochen das kleine Dorf am Rande des Elfenreichs. Sie hatten Glück gehabt und die Kriegspferde gefunden, die Bran und seine Freunde vor langer Zeit gegen die Elfenpferde getauscht hatten. Das hatte ihre Reise ein wenig abgekürzt.

Nun warteten sie in dem kleinen Dorf, das es mittlerweile zu einer ertragreichen Landwirtschaft gebracht hatte, und machten sich nützlich, wo es nur ging.

Kapitel 3 Der Hüter des Waldes

Kapitel 3

Der Hüter des Waldes

eara, Daron, Alan, Trian und die Soldaten liefen durch die hellen, freundlichen Wälder des fünften und sechsten Hügels von Fearánn. Daron hatte Recht behalten, Ceara war ganz begeistert von den Wäldern, die von großen Lichtungen, Seen und kleinen Flüssen durchzogen waren. Es gab viele Wildtiere und die Felsen, die den Wald durchsetzten, hatten teilweise groteske Formen, die an einen Märchenwald erinnerten.

Daron, der die ganze Zeit über schon sehr schweigsam und nachdenklich war, wurde kreidebleich, als sie an einem nebligen Tag einen erhöhten Felsen erreichten, auf dem die Ruinen einer Burg standen.

Ceara nahm seine Hand. »Was ist das?«

»Die Reste von Talasar. Hier hat einst der König von Fearánn geherrscht«, antwortete er, ganz in der Vergangenheit versunken.

Ceara betrachtete die Ruinen der Burg, die man kaum von den vielen ungewöhnlich geformten Felsen der Umgebung unterscheiden konnte. Die hohen Mauern waren von Flechten und Efeu überrankt. Am Fuße der ehemaligen Burg lag ein See, auf dem man noch die Überreste einer Brücke erkennen konnte, die zur Burg führte. Die andere Seite war von hohen Felsen geschützt. Nur ein schmaler, von Felsen gesäumter Weg zog sich den Berg hinauf.

»Möchtest du hinaufgehen?«, fragte Ceara vorsichtig,.

Eine Zeit lang antwortete er nichts, doch dann nickte er. Trian und Alan blieben bei den Soldaten. Sie spürten, dass Ceara und Daron lieber allein sein wollten. Der Felsengang war teilweise verschüttet und sie mussten an manchen Stellen klettern, um zur Burg hinauf zu gelangen. Ceara bewunderte die Reste der Mauern, an denen man noch kunstvolle Verzierungen sehen konnte. Teilweise waren es in den Stein gemeißelte Blätter und Ranken, hier und da Jagdszenen, welche die alten Mauern zierten. Über dem Eingang zum Schloss waren gekrönte Köpfe eingemeißelt – wahrscheinlich die Überreste längst vergangener Könige.

»Warst du schon einmal hier?«, fragte Ceara, als sie im Burghof standen.

»Ich war vielleicht so alt wie Ergon. Es gab ein großes Fest. Der König hatte erst geheiratet und das ganze Volk von Fearánn eingeladen«, erinnerte er sich.

Ceara umarmte ihn. »Ich habe dich nie gefragt, aber wie alt bist du eigentlich?«

Er runzelte die Stirn. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Wenn man meistens Zeit allein ist, vergisst man, die Zeit zu zählen. Aber ich denke, ich müsste wohl etwa neunundzwanzig Sommer alt sein. Ein Sommer hin oder her, das weiß ich nicht.« Er lächelte sie ein wenig traurig an. »Und wie alt bis du, wenn ich fragen darf?«

»Hmm, als ich weggegangen bin, war ich dreiundzwanzig«, rechnete sie nach. »Aber hier vergeht die Zeit anders als in meiner Welt. Also könnte ich auch schon vierundzwanzig sein. Keine Ahnung.«

»Ich hätte dir alles so gerne gezeigt. Die Burg und die kleinen Dörfer außen herum. Die Burg von Talasar war nicht sehr groß, aber wunderschön. Meine Eltern sagten immer, König Lorgath wäre ein guter und gerechter König gewesen.«

Ceara drückte seine Hand. Sie konnte sich sogar ein wenig vorstellen, wie es hier ausgesehen hatte, als die Burg noch vollständig gestanden hatte. Es musste ein friedlicher Ort gewesen sein. Doch plötzlich machte sich ein ungutes Gefühl zwischen den beiden breit. Der Nebel schien sich zu verdichten und die feuchte Kälte kroch ihnen in die Kleider. Ceara und Daron sahen sich gleichzeitig an. Es herrschte Totenstille. Die Vögel hatten aufgehört zu singen und man hatte das Gefühl, alles würde den Atem anhalten.

Glühende Augen erschienen im Nebel und plötzlich löste sich ein Schattenwolf aus einer dunklen Ecke des Schlosshofs. Knurrend stürzte er sich auf die beiden Menschen. Beinahe im gleichen Augenblick zogen Ceara und Daron ihre Waffen.

Daron wehrte den Wolf mit seinem Schwert ab. »Lauf, ich habe meinen Bogen nicht dabei. Du weißt, dass wir die Silberpfeile brauchen«, schrie er.

Mit einem eiligen Nicken rannte Ceara zum Ausgang, doch von dort kamen zwei weitere knurrende Bestien. Entsetzt wandte sich Ceara um und rannte nun zu den noch stehenden Mauern der Ruine. Daron schlug, ziemlich sinnlos, auf die Wölfe ein, die sich immer wieder erhoben und beeilte sich, Ceara zu folgen. Sie hasteten die halb verfallenen Treppen hinauf und suchten nach einem Versteck.

»Sie können uns nicht sehen. Wir müssen uns nur verstecken und warten«, keuchte Ceara. Doch sie konnten bereits den hechelnden Atem der Wölfe hinter sich hören.

Sie rannten eine halb verfallene Wendeltreppe hinauf und fanden schließlich sogar eine Tür, die noch einigermaßen intakt zu sein schien. Rasch schlüpften sie in das Turmzimmer und schlugen die alte Eichenholztür zu. Draußen hörten sie die Wölfe wütend heulen und spürten, wie sie gegen die Tür sprangen. Nach Atem schnappend lehnten sich die beiden Menschen gegen die Tür, die verdächtig krachte. Das Holz war uralt und die Beschläge zum größten Teil verrostet. Daron schleppte einen Balken an, den er in der Tür verkeilte. Er hoffte, dass diese eine Zeit lang halten würde.

»Meinst du, sie verschwinden wieder?« Ängstlich starrte Ceara zur Tür, als diese erneut erbebte.

»Sie wissen, dass wir hier drinnen sind.« Er trat zum Fenster des Turmzimmers und beugte sich hinaus. Unter ihnen war der schimmernde See zu sehen. »Wir werden hinunter klettern müssen.«

Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube blickte Ceara viele Meter in die Tiefe hinab. Die Mauer hatte einige Spalten und Risse, in die man sicherlich hineintreten konnte, doch alles war brüchig und verfallen. Aber es blieb wohl keine andere Wahl.

»Wenn wir wenigstens ein Seil hätten«, schimpfte Daron.

Ceara zuckte die Achseln und begann aus dem Fenster zu klettern. Immer wieder krachten die Wölfe gegen die Tür und jaulten wütend. Von weitem, durch die Nebelschwaden hindurch, konnte Ceara sehen, wie Alan und die anderen sich ebenfalls gegen eine Horde Wölfe verteidigten. Doch jetzt musste sie sich um sich selbst kümmern und durfte sich nicht ablenken lassen. Vorsichtig begann sie nach unten zu klettern. Wenn Ceara hinauf blickte, sah sie, wie Daron sie immer wieder besorgt beobachtete.

»Keine Angst, Daron, ich komme zurecht, kümmere dich nicht um mich. Ich bin als Kind auch immer in den Felsen herumgeklettert.«

Schritt für Schritt hangelten sie sich an der brüchigen Mauer nach unten. Nicht nur einmal drohte einer von ihnen abzurutschen, als sich ein Stück Fels löste und polternd in die Tiefe stürzte. Da trat Daron einen Stein los, der Ceara an der Schulter traf. Sie schaffte es gerade noch, nicht loszulassen und biss die Zähne zusammen.

Ihre Schulter war beinahe gefühllos.

»Hat der Stein dich getroffen?«, rief Daron von oben.

»Alles in Ordnung!« Sie blinzelte die Tränen weg, die in ihre Augen traten. Besser, er wusste es nicht. Allerdings musste Ceara kurze Zeit bleiben wo sie war, bis sie endlich wieder ein wenig Gefühl im Arm hatte.

Über ihnen hörten sie heiseres Gebell. Die Wölfe hatten es geschafft, durch die Tür zu kommen, doch folgen konnten sie ihnen zum Glück nicht. Aber zu ihrer beider Entsetzen tauchte nun das maskierte Gesicht eines Dämonenreiters auf, der mit teuflischem Lachen seinen Bogen spannte und auf sie zielte.

»Spring! Ceara, spring!«, schrie Daron und deutete auf den See, der dunkel schimmernd unter ihnen lag.

Schon zischten die ersten Pfeile vorbei. Ceara zögerte noch, doch dann schloss sie die Augen und sprang. Es schien ihr, als würde sie stundenlang fallen. Weitere Pfeile flogen an ihr vorbei.

Wenn dort unten Felsen im Wasser sind, ist es vorbei, dachte Ceara noch, bevor sie schmerzhaft auf der Wasseroberfläche aufschlug und einige Meter unterging. Sie bemühte sich, nach oben zu schwimmen, doch ihre Schulter spielte noch nicht richtig mit. Außerdem zogen das Schwert und ihre nasse Kleidung sie unaufhaltsam in die Tiefe. Langsam ging ihr die Luft aus und die rettende Oberfläche schien noch unendlich weit weg zu sein. Doch dann zog sie eine starke Hand nach oben und sie schnappte nach Luft.

»Ceara?«, keuchte Daron.

Mit den Augen signalisierte sie ihm, dass alles in Ordnung war. Luft zum Sprechen hatte sie noch immer nicht. Ceara schwamm, so schnell es ihre Schulter zuließ, in Richtung der verfallenen Brücke. Immer wieder klatschten Pfeile aufs Wasser, doch auf diese Entfernung traf der Dämonenreiter glücklicherweise nicht.

Endlich hatten sie die Brücke erreicht und Daron half ihr aus dem Wasser. »Kannst du mir mal bitte sagen, warum ich mit dir immer im Wasser lande?«, fragte er grinsend. »Erst in Esgath, dann im Felsenreich, und jetzt hier.«

Ceara lachte nur, dann beeilten sie sich, zu den anderen zurückzukommen, die noch immer von Dämonenwölfen angegriffen wurden.

»Den Bogen, Alan, nimm den Bogen!«, schrie Daron von weitem und rannte mit gezogenem Schwert auf seine Freunde zu.

Unterdessen versuchte Ceara verzweifelt, wieder Gefühl in ihren linken Arm zu bekommen, aber zumindest funktionierte der rechte noch. Alan schien sich zu besinnen und nahm Darons Bogen, der nicht weit von ihm entfernt lag. Zwar war Alan kein sonderlich guter Bogenschütze, doch zumindest schaffte er es, zwei Wölfe zu erlegen, bis Daron eintraf.

Im Laufen hob Daron die Silberpfeile auf, die er noch fand und nahm Alan kurz darauf den Bogen ab. Bald war nur noch ein einziger Wolf übrig, der sich jaulend davonmachte. Aber es folgte schon Nachschub in Gestalt der Wölfe, die in der Burg gewesen waren und des Dämonenreiters, der mit seinem unheimlichen Pferd auf sie zu galoppiert kam. Ceara sammelte hektisch die Silberpfeile ein und gab sie Daron zurück. Dann war der Dämonenreiter auch schon da und fegte wie ein tödlicher Windstoß durch ihre Reihen. Einen Soldaten erwischte er am Arm, aber Alan schaffte es, das Pferd zum Stürzen zu bringen und der Reiter krachte auf die Erde.

Sofort erhob sich der Dämonenreiter wieder. Er suchte sich Prinz Trian als ersten Gegner aus, welcher ihn allerdings mit einigen gezielten und geschickten Schlägen außer Gefecht setzte. Daron gelang es, die letzten drei Wölfe zu erschießen, dann war es endlich ruhig. Der Dämonenreiter lag am Boden und blutete aus einer tiefen Wunde in seiner Brust. Trian riss ihm die Maske vom Gesicht und erstarrte – er blickte in das Gesicht eines Soldaten seines Vaters.

»Krogon?!«, rief er ungläubig.

Der Mann hustete etwas Blut und grinste teuflisch. »Du wirst nicht entkommen, Prinz. Hochkönig Adamath wird siegen. Und dein Vater ist auch tot.«

Mit fassungslosem Gesicht taumelte Trian zurück. Dann beugte er sich zu dem Mann hinunter. »Wer hat ihn umgebracht?«, fragte er schneidend.

Krogon lachte keuchend. »Er war so dumm, dich schützen zu wollen. Er hat sich im letzten Moment noch gegen meinen Herrn erhoben. Niemand darf sich gegen den Hochkönig stellen!«

Trian schlug dem Mann mit einer angewiderten Geste den Kopf ab und stolperte zum nächsten Baum, wo er sich niederließ. Morad, einer der Soldaten, stand auf. Er war nicht schwer verletzt und hatte nur eine oberflächliche Fleischwunde am Arm. Auch Faras kehrte zum Glück kurz darauf unverletzt zurück. Der dritte Soldat, Geldan, war verschwunden. Nach einigem Suchen fand Alan ihn ein Stück entfernt – er war tot.

Daron betrachtete ihn prüfend. »Ein Wolf hat ihn gebissen. Es ist zu spät. Wären wir früher gekommen, hätten wir ihn vielleicht retten können.«

Alan schluckte. Er selbst war vor längerer Zeit von einem Schattenwolf gebissen worden und erinnerte sich mit Schrecken daran.

Nachdem sie Geldan begraben hatten, kehrten sie zum Lagerplatz zurück. Noch immer saß Trian mit starrem Blick an den Baum gelehnt und Ceara versuchte, ihn zu trösten.

»Ich habe meinen Vater einen Feigling genannt, als ich gegangen bin. Aber das war er nicht«, sagte Trian tonlos.

Mitfühlend legte ihm Ceara eine Hand auf den Arm. »Du hast doch nicht wissen können, dass er sich am Ende doch noch für einen anderen Weg entscheidet. Du hast doch gesagt, dass er immer für Adamath war.«

»Trotzdem. Wir haben uns im Streit getrennt. Und durch meine Schuld ist er jetzt tot.«

Daron kam näher. »Nein, durch Adamaths Schuld. Auch ich habe mich immer für alles verantwortlich gefühlt.« Er lächelte Ceara zu. »Aber durch meine Freunde habe ich gelernt, dass es nicht so ist. Auf manche Dinge hat man einfach keinen Einfluss.«

Nach kurzem Nachdenken erhob sich Trian langsam.

»Wir sollten verschwinden. Wer weiß, ob nicht noch mehr von diesen Kerlen hier sind«, sagte Alan und begann ihre Sachen zusammenzupacken.

Kurze Zeit später machten sie sich auf den Weg. Zwar sahen sie keine Spur von weiteren Wölfen oder Dämonenreitern, dennoch blieben sie wachsam. Die friedliche Stimmung des Waldes war verschwunden und alle waren angespannt und lauschten immer wieder nervös. Auf einer kleinen Erhöhung machten sie für die Nacht rast, trauten sich aber nicht, ein Feuer zu entzünden. Sie wollten in Zweiergruppen Wache halten.

Die Nächte wurden jetzt schon merklich kühler und einzelne Büsche hatten bereits bunte Blätter, ebenso wie die Bäume.

»Hier oben wird es früher Herbst«, erklärte Daron auf Cearas Frage und wollte ihr den Arm um die Schulter legen, woraufhin sie leise aufschrie und das Gesicht verzog.

»Was ist?«

»Meine Schulter.«

Daron zog ihr die Decke von der Schulter und löste ihren Umhang, dann betrachtete er ihre angeschwollene und bläulich schimmernde Schulter.

»Ich habe mir doch gleich gedacht, dass der Stein dich getroffen hat«, sagte er anklagend. »Warum hast du denn nichts gesagt? Ich hole dir gleich ein paar Kräuter.«

Seufzend lehnte sie sich an den dicken Stamm einer Buche. Daron verschwand und kehrte kurze Zeit später mit einer Handvoll Kräutern zurück, die er zerstampfte und anschließend den Brei auf ihre Schulter rieb. Dann legte er einen Verband an.

»Du musst nicht immer tapfer sein«, schimpfte er.

»Hätte ich mich vielleicht heulend auf einen Felsen setzen sollen, während ihr gegen die Wölfe kämpft?«, erwiderte sie zynisch.

Daron schnaubte nur und zog ihr Hemd wieder hoch.

»Du hältst heute Nacht keine Wache«, bestimmte er. Als sie den Mund aufmachte, sagte er mit wütendem Blick: »Keine Widerrede!«

»Na gut.« Vorsichtig legte sich Ceara auf den mit Moos und Blättern bedeckten Boden. Die Schulter tat tatsächlich nach kurzer Zeit nicht mehr so weh und Ceara schlief bald ein.

Kopfschüttelnd ging Daron zu Alan hinüber, der Wache hielt.

»War sie schon immer so?«

Alan nickte grinsend. »Sie war sogar schlimmer als die meisten Jungen bei den Fahrenden. Einmal ist sie von einem Wildpferd gefallen und hat drei Tage lang nicht gesagt, dass sie sich den Arm gebrochen hat.«

Erneut schüttelte Daron den Kopf. Dann räusperte er sich. »Ähm, Alan, was ich schon lange sagen wollte … also damals habe ich ja behauptet, dass ich nicht an ihr … du weißt schon«, stammelte er unentschlossen.

Doch Alan schlug ihm grinsend mit der Hand auf den Arm. »Schon gut. Ich bin dir nicht böse. Ceara und du, ihr gehört wirklich zusammen. Das habe selbst ich irischer Sturkopf endlich eingesehen.«

Erleichtert atmete Daron aus. Das hatte ihm schon lange auf der Seele gelegen, denn eigentlich mochte er Alan recht gern. »Wenn mir mal etwas passiert, kümmerst du dich dann um sie?«, fragte er plötzlich ernst.

»Natürlich, aber wie kommst du jetzt darauf?«

»Nur so.« Daron verschwand in der Nacht, um Ausschau nach Verfolgern zu halten.

Alan blickte ihm nachdenklich hinterher und legte sich schließlich schlafen.

In dieser Nacht blieb es ruhig, obwohl man hin und wieder glaubte, das Heulen von Schattenwölfen zu hören. Zweimal herrschte diese merkwürdige, unnatürliche Stille, die immer dann einsetzte, wenn diese Kreaturen in der Nähe waren.

In den nächsten Tagen kamen die Gefährten nur sehr langsam vorwärts. Entweder, sie entdeckten Soldaten in der Nähe, oder das unheilvolle Geheul der Schattenwölfe ertönte in der Ferne.

»Wie weit ist es denn noch bis zu dem Platz, an dem die Rune sein soll?«, fragte Alan eines Tages missmutig, als sie sich nahe eines kleinen Flusses unter einem Felsüberhang versteckten. Daron hatte einen größeren Trupp Soldaten entdeckt, der sich näherte.

»Eigentlich hätten wir Norns Auge im Laufe des heutigen Tages erreicht, wenn nicht diese verfluchten Soldaten überall herumschwirren würden«, antwortete Daron düster. Adamaths Soldaten hatten sich im Wald verteilt und suchten nach Spuren, daher konnten die Gefährten erst am nächsten Morgen aufbrechen.

Aber auch an diesem Tag war es mehr als gefährlich. Immer wieder hörten sie das verräterische Knacken von schweren Stiefeln oder sahen das Aufblitzen einer Waffe. Der Nebel, der an diesem Tag über dem Waldreich lag, gewährte ihnen zumindest einen kleinen Vorteil. Mittlerweile liefen sie in Zweiergruppen verteilt, um nicht zu sehr aufzufallen. Zum Glück waren die Soldaten nicht sehr vorsichtig und machten meist so viel Lärm, dass man ihnen gut aus dem Weg gehen konnte. Gefährlicher waren die Dämonenreiter, die tauchten meist aus dem Nichts auf. Trian und einer seiner Soldaten hatten es einmal in letzter Sekunde geschafft, einen der maskierten Männer unschädlich zu machen, bevor dieser seine Männer zu Hilfe rufen konnte.

Gegen Mittag wurden die Gefährten etwas nach Westen abgedrängt, da sie einem Trupp Orks ausweichen mussten. Ceara und Daron schlichen durchs Unterholz des Waldes und waren bald an einer Senke angekommen, wo man die Überreste eines Dorfes erahnen konnte. Hier und da standen noch ein paar Mauern, die vor vielen Jahren niedergebrannt waren. Ein kleiner Schuppen war noch beinahe vollständig erhalten.

Stocksteif blieb Daron stehen und rührte sich nicht mehr. Seine Miene war starr und als Ceara ihn etwas fragte, reagierte er gar nicht.

»Daron, was ist denn?« Sie beobachtete ihn besorgt, dann fragte sie leise: »War das dein Dorf?«

Nach einer kleinen Ewigkeit nickte er, so als ob die Worte erst jetzt zu ihm durchgedrungen wären. Mechanisch ging er weiter und schritt durch die Überreste des Dorfes, ohne auch nur auf seine Umgebung zu achten. Ceara folgte ihm mit nervösem Blick und behielt die Bäume im Auge. Zum Glück war alles ruhig. Nebelschwaden hingen über der kleinen Senke.

Ceara konnte sich kaum vorstellen, wie es hier früher einmal ausgesehen haben mochte. Alles war von Unkraut überwuchert und die ehemaligen Behausungen waren kaum noch zu erkennen. Durch das Dorf floss ein kleiner Bach. An einigen Stellen glaubte man, noch die Überreste von Feldern zu sehen, auf denen wohl Getreide angebaut worden war.

Daron setzte sich auf einen Stein neben dem lustig plätschernden Bach und deutete auf zwei große runde Steine, die zerbrochen im Flussbett lagen.

»Dort war die Mühle. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wie der Müller hieß. Sein Sohn war mein bester Freund«, sagte er mit heiserer Stimme.

Ceara nahm ihn in den Arm, aber eigentlich schien er sie gar nicht wirklich wahrzunehmen. Stumm betrachtete er sein früheres Dorf.

Irgendwann stand er auf und schüttelte sich. »Wir sollten weitergehen, es scheinen keine Soldaten in der Nähe zu sein.« Seine Stimme klang bedrückt.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie vorsichtig.

Daron nickte nur stumm und ging weiter. Ceara betrachtete die Ruinen noch einmal traurig und folgte ihm dann. Sie kamen ein gutes Stück voran und trafen sich bald wieder mit Alan, Trian und seinen beiden Soldaten. Doch als es langsam dunkel wurde, wurden sie plötzlich von einem kleinen Trupp von Adamaths Soldaten entdeckt. Zum Glück waren es nur fünf Männer, aber es dauerte doch einige Zeit, bis diese besiegt waren. Schwerter klirrten in der Stille des Waldes und hier und da war ein Schrei zu hören. Kurz darauf waren die Soldaten entweder tot, oder zumindest kampfunfähig. Alan hatte eine Schnittwunde am Arm, die aber nicht sehr schlimm war. Daron holte ein paar Kräuter, die Alan sich auf die Wunde legte. Glücklicherweise schienen keine weiteren Truppen in der Nähe zu sein, die den Kampflärm gehört hatten.

Nach einer unruhigen Nacht brachen sie wieder auf. Im Morgennebel erreichten sie einen Steinkreis auf einer großen Lichtung mitten im Wald. Rund herum standen mächtige, uralte Eichen. Einige von ihnen waren mit Misteln bewachsen. Eine mystische, prickelnde Stimmung herrschte, als die Gefährten auf den Steinkreis zugingen. Es handelte sich um fünf mächtige, hellgraue Monolithen, die im Kreis standen. Der größte der Steine hatte die Form eines Hirschkopfes.

»Hier war früher die Stelle, wo wir Opfer für eine gute Jagd gebracht haben«, erklärte Daron und betrachtete ehrfürchtig den Stein mit dem Hirschkopf. »Das ist die Statue von Norn, dem Hüter des Waldes. Die weisen Männer der Fearánn haben hier auch ihre Zeremonien durchgeführt.«

»Wie die Eichenpriester der Druiden«, murmelte Ceara fasziniert und berührte den mächtigen Stamm einer uralten Eiche.

»Und dort soll die Rune sein?« Trian betrachtete den Hirschkopf interessiert. Er war zwar ein paar Mal zum Jagen in Fearánn gewesen und kannte auch die Schlossruine, aber diese Opferstelle hatte er noch nie gesehen.

Ehrfürchtig trat Daron in den Steinkreis. Alle spürten, dass irgendeine magische, kaum fassbare Kraft von den uralten Steinen ausging. Ein leiser Wind hatte sich erhoben und ließ die Bäume und Büsche sanft wogen.

Ceara, Alan, Trian und die Soldaten verteilten sich im Wald, da sie auf Verfolger achten mussten. Daron ging zu dem großen Stein, kletterte hinauf, und fasste direkt in die Öffnung, die das Auge des Hirsches darstellen sollte. Er tastete ein wenig in dem kleinen Loch herum, fand jedoch nichts. Nun wandte er sich dem zweiten Auge zu – und zog enttäuscht seine Hand zurück.

»Ich kann nichts finden«, rief er leise.

Alan fluchte und Ceara trat zu Daron in den Steinkreis.

»Hast du genau nachgesehen?«

Daron kletterte wieder hinab. »Verdammt, was sollen wir denn jetzt tun?«

Plötzlich kniff Daron die Augen zusammen. Er glaubte, im Nebel eine schemenhafte Gestalt zu erkennen. Kurz darauf war er sich allerdings nicht mehr so sicher. Wahrscheinlich hatten ihm seine Augen einen Streich gespielt.

Aber da sagte Ceara plötzlich kaum hörbar: »Was ist das denn?«

Am Rande der Lichtung trat ein mächtiger weißer Hirsch aus dem Nebel. Immer wieder schien er in Nebelschwaden zu verschwinden und man wusste nicht, ob er real war oder nicht.

»Norn«, flüsterte Daron fasziniert und erschrocken zugleich. Wollte der Hüter des Waldes nun sein Leben einfordern? Daron nahm Cearas Hand in seine. Sie blickte ebenfalls gebannt auf den Hirsch, dessen Augen unglaubliche Weisheit ausstrahlten.

Bevor Daron noch etwas sagen konnte, riss urplötzlich der Nebel auf. Ein Lichtstrahl erschien und zeigte genau auf das rechte Auge der Hirschstatue über Cearas und Darons Köpfen. Die beiden wandten sich um und als sie sich wieder zurück drehten, war der Hirsch verschwunden. Der Lichtstrahl war allerdings geblieben.

»Und jetzt?« Cearas Stimme war heiser vor Aufregung und Faszination.

Erneut kletterte Daron auf den Felsen und griff in die Öffnung. Er konnte es nicht glauben, aber nun lag ein kleiner Stein mit einer Rune darin. Rasch sprang Daron hinab und zeigte ihn der überraschten Ceara.

Verwundert blickte sie ihn an. »Norn hat uns geholfen.«

Daron versuchte im Nebel etwas zu erkennen, aber Norn war verschwunden. Nun brach die Sonne komplett durch und der ganze Steinkreis war erleuchtet. Auch Trian und die anderen kamen nun zu ihnen.

»Habt ihr die Rune?«, fragte Trian gespannt.

Daron nickte abwesend und blickte sich im Steinkreis um.

»Aber ihr habt doch gesagt …«, begann Alan verwirrt.

Aber Ceara unterbrach ihn. »Wir haben sie. Norn hat uns geholfen.«

Daron war froh, dass sie die Rune nun hatten, aber es wunderte ihn, dass Norn sein Leben nun doch nicht eingefordert hatte.

Wer weiß, am Ende war es damals in den Schwarzen Bergen doch nur ein Traum, dachte er und drückte Ceara einen Kuss auf die Wange.

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Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
585 стр. 10 иллюстраций
ISBN:
9783941963153
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