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IMPRESSUM

Hinter der Bühne

Wolf Wrobel

Copyright © 2020 Wolf Wrobel

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-3523-4


Ein kurzes Vorwort

Ich möchte betonen, dass es sich hier um meine Erlebnisse handelt. Also habe ich sie auch aus meiner Sicht geschildert. Viele meiner Kollegen haben es wahrscheinlich ähnlich erlebt und dieselben Empfindungen, aber trotzdem bleibt es in erster Linie meine Sicht. Ich beanspruche nicht das Prädikat: Vollständig. Manches trifft sicherlich genau die Wahrheit, manches mag ähnlich passiert sein. Ich schreibe dies hier nicht aus Spaß, sondern nur aus einem Grund: Weil ich es mit meinen Kollegen erlebt habe. An einigen Stellen mehr, als es mir lieb war. Andere frühere Teilnehmer dieser Produktion können sicher noch andere Geschichten erzählen. Vielen Dank an Erik Stephens für die zusätzlichen Photos. Die Namen der einzelnen positiv, wie negativ Mitwirkenden habe ich natürlich verfremdet. Darüber hinaus will ich an dieser Stelle noch meiner ständigen Rechtsschutz-versicherung und Seelenbetreuung danken, meinem Vater, ohne den ich dieses „Intermezzo“ nie überlebt hätte

2020 © Wolf Wrobel

Thorin Eichenschild und die Zwerge

„Herr der Ringe“ war eine Musical Produktion in Berlin im Jahr 1998-1999.

In einem speziell dafür gebauten Zelt sollte diese Produktion, auf einem Platz neben dem Tacheles in der Oranienburger Strasse, ab November 1998 acht mal pro Woche open end spielen.

Angekündigt als Weltpremiere mit allerlei Superlativen war es auch eine Überraschung, denn die Tolkien Gesellschaft ging bis dahin nur sehr zögerlich mit der Rechte Vergabe um. Und dies war das erste offiziell goutierte Bühnenstück.

3. Auflage November 2020

INHALTSVERZEICHNIS

Ein kleines Lexikon der Musical- und Theaterwelt

Zeittabelle Herr der Ringe

Das erste Kapitel

Gute Aussicht, schwacher Start

Der Produzent

Der Komponist und Regisseur

Die Choreographin

Die Probenzeit

Im Zelt

Ensemble-Uneinigkeiten

Gesicht ‘98, der 21. November 1998

Das „Event“, der 24. November 1998

Einen Tag danach schrieb ein Kollege:

Vier Tage nach dem Event schrieb eine andere Kollegin:

Premierentermine

Die „technische“ Generalprobe

Die Premiere, der 11. Dezember 1998

Kostüme

Gute? Ideen, die nicht auftauchten, oder einfach wieder verschwanden

Der Ton

Akrobaten

Krankheitsfälle und deren Konsequenzen

Pyrotechnische Effekte und Ähnliches

Die Verletzten

Geld ist kein Problem

Die Traumhochzeit

Verwarnungen und Abmahnungen

Ersetzende Studien

Wie man aus etwas richtig schlechtem etwas gerade erträgliches macht

Verschwörungstheorien

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff

Vertragsbruch

Meine Geschichte

Fast geschafft

Das war‘s?

Addendum

Ein amerikanisches Weihnachtsgedicht

Castnews

Das Weltpremieren-Team

Premierenkritiken

Die Silvester Einladung

Geld

Ein kleines Lexikon der Musical- und Theaterwelt

(nur das Wichtigste)

Audition:

Ein Vortanzen, Vorsingen und/oder Vorspielen für eine Position in einem Stück.

Callback:

Termin, den man nach einer erfolgreichen Audition bekommen kann um seine Fähigkeiten in der engeren Aus-wahl zu zeigen.

Stage Manager:

Auf Deutsch auch Inspizient genannt, ist er für alles was auf der Bühne stattfindet verantwortlich. Er ruft die Darsteller zu Proben und Szenen ein und gibt Zeichen für Technik und Licht während der Vorstellung.

Company Manager:

Für alles zuständig, was die Darsteller betrifft. Auf Deutsch: Leiter des künstlerischen Betriebsbüros.

Dresser:

Ankleider. Sie helfen bei schnellen Umzügen und kümmern sich um das Wohl der Kostüme.

Dance Captain:

Verantwortlich für die Beibehaltung der Choreographie während der Spieldauer und für die Einstudierung von neuen Besetzungen, falls Choreograph und Assistent nicht anwesend sind.

Cover:

Oder Zweitbesetzung, je nach Vertrag. Ein Cover springt im Notfall in die vorgesehene Rolle ein.

Swing:

Ein vielseitiger Darsteller, der bei Bedarf verschiedene Positionen oder Rollen übernehmen kann.

Monitor:

Lautsprecher auf, oder in der Nähe der Bühne, damit man auf der Bühne das Orchester und andere Darsteller besser hören kann. Teilweise werden sie auch schon als kleine Kopfhörer (In ears) eingesetzt.

Staging:

Wie genau eine Szene auf die Bühne gebracht wird. Mit Gängen und Bewegungen der Darsteller. Damit wird festgelegt, was zu welcher Zeit, wo auf der Bühne stattfindet.

Zeittabelle Herr der Ringe

16.03.98 Audition in Berlin

30.04.98 Mein Callback

21.05.98 Vorvertrag

11.06.98 Vertrag

31.08.98 Probenbeginn in der Freien Volksbühne

02.10.98 Diskussion umausstehendes Gehalt und gestatteter Streik-Probentag

08.10.98 Erste verspätete Zahlung (Aug.+Sept.)

03.11.98 Zweite verspätete Zahlung (Okt.)

05.11.98 Vertraglicher Premierentermin

10.11.98 Treffen der Abteilungsleiter zur Besprechung des Premierentermins (26.11.98)

17.11.98 Erster Probentag im Zelt

21.11.98 Gesicht ‘98

24.11.98 „Öffentliche Probe“- Das „Event“

26.11.98 1. Verschobener Premierentermin

27.11.98 Eingang des falschen Gehaltes auf meinem Konto

03.12.98 2. Verschobener Premierentermin (blieb aber intern)

08.12.98 Erste Voraufführung

11.12.98 Premiere

31.12.98 Die ersten Darsteller verlassen die Show durch Kündigung

04.01.99 Erste Abmahnung (Grober Verstoß gegen die Hausordnung)

07.01.99 Anhörung wegen erster Abmahnung und Rücknahme derselben

29.01.99 Ankündigung, dass die Januar-Gehälter am 1. Februar auf unseren Konten eingehen „sollen“

31.01.99 Die Choreographische Assistentin wird auf einer Ensemblefeier gefeuert.

03.02.99 Krisensitzung im Hinterzelt mit verspätetem Eintreffen der neuen Geschäftsführung

17.02.99 Meine 2. Abmahnung (Handeln gegen die Interessen der Gesellschaft)

26.02.99 Meine fristlose Kündigung per Fax

04.03.99 Bedrohung per Fax und Telefonanruf

25.03.99 Rücknahme meiner 2. Abmahnung mit Entschuldigung

03.04.99 Letzte Vorstellung von „Herr der Ringe“

Das erste Kapitel

Es sollte einem doch zu denken geben, wenn am Tag der Premiere eines Stückes in einem Zelt sich der gefühlt kälteste Tag des Jahres mit -11°C „einschmeichelt“, dann kurz vor Beginn der Strom ausfällt und sich eigentlich alles auf‘s Heftigste weigert, diese „Show“ über die Bühne gehen zu lassen.

26. Februar 1999

Die Frau am anderen Ende der Leitung lachte. „Normalerweise freuen sich die Leute, wenn Geld auf ihrem Konto eingeht“. Die Bankangestellte schüttelte wahrscheinlich den Kopf als ich mich fluchend, herzlich bei ihr bedankte und seufzend auflegte.

Verdammt! Dabei hätte es so einfach sein können. Diese Produktion lässt einen einfach nicht zur Ruhe kommen. Das fünfte Mal wäre mein Gehalt zu spät, oder falsch überwiesen worden, und das gäbe mir das erneute Recht, nach diversen, wiederholten Abmahnungen, fristlos zu kündigen.

Kündigen, endlich kündigen …

Nicht mehr in diesem Chaos spielen zu müssen. Kein flaues Gefühl mehr in der Magengegend, wenn man nur den Bus zur „Arbeit“ besteigt. Sich nicht mehr herausreden zu müssen, wenn man gefragt wird, was man denn „gerade so macht“. Die beste Ausflucht ist: „Ich bin Schauspieler.“ Damit hofft man, dass die Sache gegessen und man vom Antworten erlöst sei. Mit „Ich bin Musicaldarsteller“ wertet man sich leider ab, da tatsächlich viele Menschen nicht nur in unserem Metier denken, ein Musicaldarsteller sei kein richtiger Sänger – Tänzer eigentlich auch nicht und Schauspieler erst recht nicht. Er kann von Allem ein bisschen, aber Nichts richtig! So haben wir Musicaldarsteller durch Casting Agenturen und Auditions einen Stempel und eingebauten Minderwertigkeitskomplex verpasst bekommen.

Dann kommt aber noch: „Und wo spielen sie zur Zeit?“ Jetzt bleibt einem nichts weiter übrig als „Ach, momentan bin ich gerade frei!“, oder „Mal dies, mal das, nichts Festes!“ Peinlich.

Das Schlimmste aber ist, dass jeder, der einen kennt, feststellt, wie sehr man sich verändert hat. Wie sehr man gealtert ist und wie wenig Freude man noch ausstrahlt. Und wenn selbst die eigene Freundin nicht mehr weiss, wie sie mit einem umgehen soll, dann wird es Zeit Konsequenzen zu ziehen!

Meine Laune und mein Leben hatte sich gewaltig geändert – dieses Mal ausnahmsweise zum Positiven – als ich die Entscheidung traf zu kündigen. Eine Felswand krachte von meinen Schultern. Eigentlich fiel sie erst gerade eben, denn meine Kündigung ist im Moment durch das Faxgerät gelaufen. Es tut gut, wieder aufrecht gehen zu können.

Dabei wurde angekündigt, dass auch diesen Monat die Überweisungen leider wieder zu spät sein werden, mit dem Anhang einer Entschuldigung der Buchhaltung. Als ob das noch nie vorgekommen wäre.

Man kann sich auf nichts verlassen. Vor allem nicht auf Dinge, die einem Vorteile brächten. Man fühlt sich wie in einem schlechten Alptraum. So frei nach dem Motto: „Welcome to FANTASY MUSICAL PRODUCTIONS, where your worst dreams come true, and even some you haven‘t thought of!“ Wenn man denkt, schlimmer kann es ja nicht kommen, hat man sich getäuscht; es kommt garantiert noch schlimmer. Aber Respekt, bisher war die Spannbreite schon enorm. Und schließlich ist man nur noch damit beschäftigt, mental am Leben zu bleiben und einen Weg zu finden, aus dem Schlamassel herauszukommen.

So etwas sollte nicht wieder passieren und alle, die einen neuen, viel versprechenden Job in Aussicht haben, sollten sich im Klaren sein, worauf sie sich einlassen. Zumindest soweit sie das erkennen können. Aber Erfahrung und Erlebnisse schulen. Und es gibt immer gewisse Anzeichen, wenn etwas schief läuft. Dann, genau dann, sollte man seine Ohren spitzen und seinen bisher ungehörten sechsten Sinn belauschen. Wie ging es eigentlich los?

Gute Aussicht, schwacher Start

Ein Anfänger.

Gerade mal zwei große Theaterproduktionen („Gypsy“ und „30 60 90° Durchgehend geöffnet“) hinter mich gebracht, schlitterte ich in diese Produktion.

Noch arbeitete ich am Theater des Westens in Berlin, dem TdW. Ein wunderbares Haus, in dem ich von einer tollen Belegschaft unglaublich viel lernte. Man arbeitete in einer Familie, die sich durch alle Abteilungen zog. Viele der Kollegen, sowie das Orchester waren fest am Haus engagiert. Und wenn man in das Stück und in die Familie passte, wurde man auch als Gast in die nächste Produktion übernommen. Als staatlich subventioniertes Theater spielten wir im TdW ca. alle 3 Monate ein neues Stück. Meistens vollkommen neue Produktionen oder auch deutschsprachige Premieren in 6 Vorstellungen pro Woche. Für einen Darsteller, ein Traum und Luxus pur. Kein Fabrikgefühl das nach 8 Vorstellungen pro Woche oft aufkommt, da man mit einem freien Tag in der Woche, dem Montag, nicht wirklich zu viel zu gebrauchen ist.

Vielfältigkeit, gute Bezahlung und Organisation, eine tolle Stimmung im Haus, mit den „ganz Großen“ zusammenarbeiten und von ihnen lernen, sind alles Dinge, die man erst richtig zu schätzen weiss, wenn man es einmal anders erlebt hat. Und so nahm das Theater des Westens unter der Leitung von Helmut Baumann mehr, oder weniger eine Inselstellung in Deutschland ein. Das Finden und Sammeln neuer Talente, Ausprobieren neuer Stücke, ohne das klassische Musical Genre zu vernachlässigen. Viel Risiko mit ebenso viel Liebe zum Detail. Etwas, wonach man heute leider in dieser Größenordnung vergebens sucht. Ich sehe es, obwohl ich leider nur so kurz (1997-1998) dabei war, immer noch als mein „zu Hause“ an.

Aber als Musicaldarsteller müssen wir uns leider, sobald wir das neue Engagemant haben, schon um das nächste kümmern. Wir informieren uns, was es Neues gibt, wann und wo die Auditions sind und bewerben uns. Mit Lebenslauf und Photo und hoffen darauf, eingeladen zu werden.

Wir trainierten damals im TdW während „30 60 90° Durchgehend geöffnet“ jeden Tag. Im Stück gab es eine „Gang“, die einen Waschsalon unsicher machte. Zusätzlich zu Gesang und Tanz kümmerten sich so zwei Stuntmen speziell um uns Gangmitglieder. Wir trainierten mit ihnen Kämpfen, Fallen, Schlagen, Akrobatik und die Arbeit mit richtigen Waffen, wie Butterfly Messer, Totschläger, Wurfsterne, … Mit anderen Worten: Wir waren gut im Training und ziemlich hart im Nehmen. Ich weiss nicht wie ich auf die damals nahe Zukunft reagiert hätte, wäre ich frisch von der Schule da hineingerutscht.

Die erste Audition für „Herr der Ringe“ in Berlin war am 16. April 1998. Die Ankündigung einer Weltpremiere und vor allem einer Weltpremiere „Der Herr der Ringe“ lockte viele Darsteller in den Ballettsaal der damals leerstehenden Freien Volksbühne. Unglaublich viele. Wir konnten deswegen beim Lernen der Tanzkombinationen kaum etwas sehen. Man musste sich entweder nach vorne kämpfen um etwas zu erspähen, oder gross sein, oder flink taktisch in Bewegung bleiben, um von einer Sichtlücke zur nächsten zu springen. Und ein verdammt rutschiger Boden machte dabei das Tanzen zur höchst interessanten Herausforderung.

Die Choreographin war streng, wusste was sie wollte und teilte auch schon mal das eine oder andere harte Wort aus. Hart sein ist o.k., persönlich verletzend dagegen nicht. Wir bekamen den Eindruck, sie suche Fonteyns und Baryshnikovs. Aber wer ist das schon. Eine ganze Menge Darsteller gingen nach dem Tanzen verbittert und genervt nach Hause, da sie glaubten, schlecht behandelt worden zu sein.

Auch die Sänger litten, denn sie mussten lange, bis zu 6 Stunden warten. Gleich ob mit, oder ohne Termin.

Die Auditions in Wien, Köln und Hamburg verliefen ähnlich, obwohl der Musical-Buschfunk, der sehr schnell funktioniert, meldete, es sei inzwischen gemäßigter. Darsteller kamen aus England, Irland, Österreich, Australien und sogar aus den USA und das, obgleich sie den Flug auch selbst bezahlen mussten, nur um sich für diese Produktion vorzustellen. Und dennoch, so etwas spricht sich per eben diesem Musical-Buschfunk schnell herum, hatten sie noch nicht viele Darsteller gefunden.

Dann folgten die Callbacks. Das war um den 30. April 1998.

Und wer daraufhin ein Angebot bekam, und sei es „nur“ für das Ensemble, wurde unter Kollegen mit Bewunderung bedacht. „Du kannst Dir was darauf einbilden, wenn Du den Job nach diesen Auditions bekommen hast“. Und das haben wir, die es geschafft haben, uns dann auch ein wenig. Doch wer hätte das nicht. Man fühlt sich schon etwas privilegiert, wenn man durch ein hartes Auswahlverfahren läuft und in Konkurrenz mit vielen hundert anderen bestehen kann.

Am 21. Mai 1998 erhielt ich endlich meinen Vertrag. Genauer gesagt, die Einverständniserklärung, was wohl in Amerika einem Vorvertrag entsprechen soll. Die angebotene Gage war nicht berauschend, Handeln war auch nicht drin. Bis die eigentlichen Verträge kamen, bedurfte es noch vieler Telefonate und noch mehr Geduld. Aber wir waren alle guter Dinge und voll Vertrauen.

An das Warten hätten wir uns besser jetzt schon gewöhnen sollen.

Seltsamerweise hatte ich kein gutes Gefühl, als ich erfuhr, dass ich den Job habe. Eher so ein eigenartiges Ziehen im Bauch, das sich nur schwer erklären lässt. Doch wer hört schon auf sein Bauchgefühle, seinen Instinkt? Wir schieben ihn erstmal beiseite. Ist ja auch bequemer so. Denn die Aussicht an etwas Neuem teilzuhaben war einfach zu verlockend: Eine andere Art von Theater zu schaffen, etwas zwischen Theater und Zirkus, neue Figuren mit Leben, eigenen Ideen und Eigenheiten zu erfüllen und viel mehr Möglichkeiten zu haben, als das „normale Theater“ bieten kann.

Unsere Naivität war groß, der Enthusiasmus riesig und unser rechtliches Verständnis nicht annähernd marginal entwickelt. Von Geld konnten wir uns nicht leiten lassen, denn die finanziellen Aussichten waren nicht rosig, aber wir hätten davon leben können. Man musste sich eben ein wenig einschränken. Die Versprechung: „Wir wollen nicht dieselben Fehler wie Space Dream machen, (ein Musical, das in der Freien Volksbühne zuvor kläglich scheiterte) daher sind wir zu Anfang mit der Bezahlung etwas bescheidener, doch sobald es läuft, können wir für alle vertretbar mit der Gage raufgehen. Hoffentlich“.

Doch wegen der Gage hatte keiner dieses Engagement angenommen. Der Hunger nach etwas Neuem, der Wille etwas Einzigartiges zu schaffen, raus aus dem 8 Vorstellungen pro Woche Brei der großen Stella Produktionen – das war es, was uns antrieb.

Künstler sind ja so einfach zu durchschauen. Ködere sie einfach mit ihrer Lieblingsspeise Kreativität, dann musst Du ihnen auch nichts bezahlen.

Das ist fast, aber leider nicht ganz richtig. Wir üben einen Beruf aus, der uns mit Leidenschaft Spass macht und unser Leben ausfüllt. Ich gehe nicht um 18 Uhr nach Hause und kann abschalten. Ein Künstler arbeitet mit sich selbst. Und in mir arbeitet es weiter. Ich müsste mich um 18 Uhr selbst vor die Tür hängen, um vor mir Ruhe zu haben. Es macht Spass. So viel Spass, dass ich manchmal gefragt werde, was ich denn tagsüber, also hauptberuflich machen würde. Beim ersten Mal war ich regelrecht sprachlos. Es gibt tatsächlich Menschen, die sich unseren Beruf nicht als richtigen Beruf vorstellen können. „Lern was vernünftiges!“ stimmt. Auch ein Künstler muss seine Miete bezahlen. Manche können es, manche vergessen über ihre Begeisterung hinaus allerdings, dass sie es auch müssen.

Noch nie hatte ich ein so talentiertes Ensemble gesehen. Alle Darsteller wollten sich vollkommen auf dieses neue Projekt konzentrieren. Und es hatte alles so viel versprechend geklungen:

„Der Herr der Ringe“ als Musical. Ein gewagtes Unterfangen, das, gut geplant, grandios sein konnte. Und das Ganze sollte auch noch in einem Zelt stattfinden. Fantastisch! Etwas Neues auf die Beine zu stellen und eine neue Produktion mit zu kreieren ist weitaus attraktiver, als viel Geld zu verdienen.

Mit großem Idealismus, beträchtlicher Energie und letztendlich einer gehörigen Portion Naivität, haben wir uns alle „‘rangeschmissen“ und diesen Vertrag unterschrieben. Die meisten von uns sogar, ohne ihn richtig zu lesen und prüfen zu lassen! Und das sollte nicht ohne Folgen bleiben.

Der Produzent

Der Geschäftsführer einer unabhängigen Finanzconsulting Gesellschaft. Ein Investor und Finanzier von Pharma-Parks. Dies war sein erster Ausflug in die schönen Künste.

Es begann, wie eigentlich alles in Deutschland geschäftlich beginnt: Auf Mallorca.

Ein verschuldeter Schweizer Opernliebhaber bittet seinen Nachbarn, denn beide haben ein Haus auf Mallorca, um Hilfe. Er bräuchte ein wenig mehr Geld für ein sehr viel versprechendes Projekt in Deutschland mit einem österreichischen Autor. „Aha“, denkt sich der Nachbar, „Du hast ja schon Schulden bei mir, was kann das dann wohl sein?“ „Ein Musical soll das werden“ meint der Opernliebhaber. In diesem Moment kommt die Frau des Nachbarn herein. „Was, ein Musical? Ich liebe Musicals …“ Und so nimmt alles seinen Lauf.

So muss es nicht, aber so kann es gewesen sein. Der Nachbar übernimmt seiner Frau zu Liebe die Finanzierung ohne jegliche Ahnung vom Theater zu haben. Dafür bleibt ja der Opernliebhaber, der das eigentlich allein machen wollte. Aber so ist es auch nicht schlecht.

399
430,07 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
148 стр. 15 иллюстраций
ISBN:
9783844235234
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
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