Tiergeschichte aus der Vorzeit
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William Quindt, der aus einer bäuerlichen Familie stammte, verlor früh seine Eltern und schlug sich ab dem 15. Lebensjahr mit verschiedenen Berufen durchs Leben. Schließlich wurde er Journalist. Doch auch diese Tätigkeit gab er wieder auf, um – seiner «Tiersehnsucht» folgend – Pressechef bei großen Zirkusunternehmen wie Sarrasani, Busch und anderen zu werden, mit denen er in der Folge ganz Europa bereiste. Weitere Reisen brachten ihn auch nach Afrika und Indien. William Quindt ist ein Autor, dessen besondere Begabung weit entfernt liegt von den Stoffgebieten und den Zielen üblicher Romanschreiber, ein Mann, der zu erzählen weiß von Tieren und Abenteuern, nicht nur, weil er das Leben der Tiere und die Gefahr der Abenteuer erlebt hat, sondern weil er sie liebt und mit seinem ganzen Herzen an ihnen hängt.
Am Ende des Tales, vor dem niedrigen Geröllfeld, in dem die Murmeltiere pfeifen, bleibt der alte Mammutbulle zögernd stehen. Er dreht den Kopf nach links, nach rechts, er reibt die runden Fußsohlen im Moos, dann wiegt er sich auf seinen starken Beinsäulen hin und her, hin und her durch lange Zeit. Ein Goldfuchs, der am Rande der alten Moräne pirscht, lüstern nach fettem Murmeltierfleisch, setzt sich auf die Hinterkeulen und sieht den Giganten mit klugen und kalten Augen an.
Schwer und gewaltig steht das Mammut auf dem leuchtend grünen Moos. Lang, zottelig, rostbraun umfließt ihn das dichte Fell. Ein mächtiger Fetthöcker wölbt sich hinter dem Hügel des Kopfes auf seinem Rücken, gibt dem Riesenleib eine nach hinten abfallende Schräge. Grellweiß in der Sonne des Mittags gleißt die geschwungene Wehr seiner Zähne. Klein und schlau blinzeln die braunen Augen aus der dicken Unterwolle, die den knochig wulstigen Schädel umhüllt. Hinter dem Alten verharrt das Rudel, die fuchsroten Weiber und die fahlblonden Jungen, wartet geduldig und still auf den Weitermarsch.
Der alte Bulle wiegt sich hin und her. Einmal fährt sein Rüssel in die Höhe, das Lippenpaar des Rüsselmundes, die spitze Oberlippe, die breit hervorlappende Unterlippe, öffnet sich weit, das Mammut saugt so stark die Luft ein, dass der Fuchs sich erschrocken duckt und das Pfeifen der Murmeltiere für Minuten verstummt. Aber sogleich fällt der Rüssel wieder herab, das Mammut schlenkert den Kopf und steht still: Es ist kein Geruch, der seine Sicherheit gestört hat. Was ihn stört, was ihn unsicher macht, kommt nicht von außen, es sitzt in ihm, es spricht aus ihm, es ist die Erinnerung.
E-Book 1: Eine Tiergeschichte aus der Vorzeit.
E-Book 2: Der Kampf
E-Book 3: Tanz in der Nacht
E-Book 4: Der Stier
E-Book 5: Der weiße Wolf
E-Book 6: Wolfsmutter
E-Book 7: Große Jagd
E-Book 8: Abgeschlagen
E-Book 9: Die Menschenfrau
E-Book 10: Hungerwinter
E-Book 11: Die Höhle
E-Book 12: Das Feuer
E-Book 13: Die große Not
E-Book 14: Verwundet
E-Book 15: Wärme
E-Book 16: Güte
E-Book 17: Liebe
E-Book 18: Frühling
E-Book 19: Tier des Menschen
E-Book 20: Die fremden Jäger
E-Book 21: Das Mammut
E-Book 22: Nachwort
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