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Shey Koon

Vatermissbrauch

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Jagdsaison

Ben

Steve

Treffpunkte

Geschehnisse

Familienwachstum

Kontrast

Wendung

Afrikasonne

Sklavenhändler

Lagertiere

Kriegerschaft

Entführt

Heimkehr

Impressum neobooks

Jagdsaison

Ich raste mit meinem goldenen Bentley Mulsanne auf der Bundesstraße 232 entlang, das Jagdfieber trieb mich zu meiner Beute. Freie Sicht, kein Auto weit und breit, der Landstrich war ausgestorben, ein verheißender Vorbote, dass sich zwischen meinem Auftrag und dem Jenseits nichts mehr stellen würde. Mein sechster Sinn schlug aus. Sky befand sich in greifbarer Nähe. Dieses Mal sollte mir dieser miese Abschaum nicht entkommen. Diese Mal nicht. Meine Ladys spürten den teuflischen Hasardeur im Osten Spaniens auf, am Rande der Desierto de Calanda, ein spärlich besiedeltes Trockengebiet.

„Ich werde dich killen, du verfickter Hurensohn. Ja, wie einen räudigen Bastard werde ich dich abknallen.“, schwor ich in den höllischen Morgen.

Ich verließ die Bundesstraße, bog ein, in ein dünn bewaldetes Gebiet, die weibliche Stimme des Navigationssystems führte mich zielsicher aufs Spielfeld. Bereits aus einiger Entfernung erspähte ich die Holzhütte, bremste runter, suchte mit

aufmerksa­men Blick die karge Gegend ab, alles blieb ruhig. Mein Wagen rollte nahe an die Hütte ran, ich stieg aus, die Hitze knallte mir zur Begrüßung hart ins Gesicht. Jetzt nur keinen Fehler begehen. Ich schluckte die Anspannung hinunter, löste meine trockene Zunge vom Gaumen, schritt schnurstracks auf die baufällige Behausung zu und sprang in einem Satz die drei holzigen Stufen hoch. Da stand er, verlottert, in herunter­ge­kommener Kleidung, wortlos, blickte noch nicht einmal zu mir auf. Mir stockte von dem scheußlichen Gestank der Atem. Ein verschlissenes Bett, zwei Stühle und eine rostige Petroleumlampe waren neben dem Stapel prall gefüllter Jutesäcke das einzige Mobiliar, das den Raum füllte. Ich setzte mich auf einen der knarzenden Stühle, starrte ihn an. Plötzlich drehte Sky seinen hageren Kopf zu mir rüber, schnalzte verächtlich mit der Zunge, musterte mich abfällig von oben bis unten und grinste mich mit seinen fauligen Zahnlücken provozierend an.

„Sie wollen nicht, dass du es weißt!“, räusperte Sky mit seiner rauchigen Stimme.

„Vielmehr wollen sie, dass niemand es weiß. Verstehst du? Dass du mich gefunden hast, wird daran nichts ändern.“

Er griff sich eine handvoll übelriechender Kräuter aus dem Jutesack, drückte seine vernarbte Nase gegen die krüppelige Faust und sog den miefigen Gestank ein.

„Shey, du verfügst nicht über genügend Scharfsinn.“

Er trat gegen die Jutesäcke und eine grüngraue Staubwolke füllte den Raum.

„Niemand hat die Macht das zu verhindern. You will see. Go home boy. Glaube mir. Verkriech dich in dein Diamantennest und fick deine beiden Luxus-Schlampen.“

Sky öffnete seine Faust und zerkleinerte mit der anderen Hand das faulige Grünzeug.

„Das grausige Welttheater, betrachte es mit Schampus im Glas und einen Spliff zwischen deinen Zähnen. Das ist mein Rat an dich. Etwas Anderes wird aus dieser tragischen Welt niemals erschaffen werden. Das Böse liegt nun mal in ihrer Natur.“

Sky röchelte den mehligen Staub aus seiner Lunge. „Der Horror ist ein umtriebiger Nachbar.“ Hämisch lachend erhob er den Finger. „Ständig bereit und wach.“

Nachdem die Blätter und Stängel die richtige Größe hatten, stopfte Sky sich das Kraut in den Mund und kaute genussvoll darauf rum. Der Gestank knebelte meine Kehle, mir drehte sich der Magen um. Ich kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, wollte keine Schwäche zeigen, doch ich hielt es nicht mehr aus. Mein Körper schnellte reflexartig hoch, der klapprige Holzstuhl fiel um, ich stolperte luftanhaltend aus der Hütte, raus in die von der Sonne verbrannte Ödnis. Ich würgte, kotzte mir die Seele aus dem Leib, während mir die Hitze den Verstand raubte. Das Rascheln der verdorrten Grashalme dröhnte in meinen Ohren, hitzig blies der Wind die Sandkörner vor sich her, zog mir seine verdreckte Botschaft über den Leib. Um mich herum erstreckte sich das trostlose Land, in dem sich einzig die Leichengeilen Aasgeier wohlfühlten. Die Gluthitze sengte mir die Feuchtigkeit restlos aus meiner Haut, drückte wie ein dumpfer Hammerschlag gegen die Stirn, mergelte mein Gehirn aus. Ich konnte unmöglich einen klaren Gedanken fassen, und sank benommen in die Knie. Das widerliche Kraut tat seine Wirkung an mir.

Sky hüpfte überdreht aus der klapprigen Hütte und summte wie ein Irrer. Er war nur noch mit einer leuchtend roten Unterhose bekleidet, seine Haut war durch den Verzehr des Krautes gelb gefärbt, und obwohl er dürr wie ein Magermodel war, blieben seine zwei Meter Körpergröße beeindruckend. Ich musterte ihn argwöhnisch aus meinem Augenwinkel. Ansonsten war aus ihm eine lächerliche Figur geworden. Noch vor einem Jahr war er ein mordgieriger Satan gewesen, der seinesgleichen suchte, vor dem die gesamte Welt erzitterte. Und nun das. Jetzt brauchte sich kein Wehrloser mehr vor seinen Abscheulichkeiten fürchten, selbst ein Kleinkind würde ihn am Boden kugelnd auslachen. Der grausame Menschenschlächter, der sich wollüstig am Opferblut ergötzte war zur verwirrten Witzfigur verkommen. Sein Zenit war abgelaufen.

„Shey, niemals, niemals, niemals. Shey, niemals, niemals, niemals. Entschuldige vielmals, vielmals, vielmals. Entschuldige vielmals, vielmals, vielmals.“, rappte Sky in monotonen Wiederholungen, tanzte ausgelassen, stampfte gegen den trockenen Boden und wirbelte dabei den heißen Staub auf.

Ungläubig starrte ich Sky an. Seine strohblonden Haare wippten mit seinem schwefelgelben Körper im Gleichtakt, seine stahlblauen Augen quollen hervor, wodurch sein zerfurchtes Gesicht noch grotesker erschien. So verging Minute um Minute, und der Feuerplanet verfolgte als brodelnder Zuschauer das heillose Spektakel.

„Pphhhüüüüütt!“ Jäh zerriss mein schrilles Pfeifen die absurde Szenerie, Sky hielt inne, warf einen verkniffenen Blick über seine knochige Schulter, stach mir damit direkt in die Augen. Ich pfiff abermals durchdringend, bestimmt und kurz.

„Genug jetzt!“, schrie ich ihn an. „Knie dich hin und verneige dich! Sofort! Melde dich ab von dieser Erde, über die du dein Höllenfeuer entzündet hast. Hier ist kein Platz mehr für dich. Fahr endlich in die gottlose Unterwelt.“ Er befolgte sklaventreu meinen Befehl. „Sky, eine Frage habe ich an dich. Wie konntest du diese Grausamkeiten gewissenlos an deinen Schwestern und Brüdern verüben? Das will mir nicht in den Kopf.“

Er grinste teuflisch. „Es war so einfach. Sie hatten es mir überaus leichtgemacht, kaum Gegenwehr, fügsame Geschöpfe, leichtgläubige Opfer, von Gottes Gnaden erschaffen. Wirklich mühelos war es. Soweit meine Augen reichten, eine Welt voller Lämmer und Schäfchen.“

Er zog ein breites Lächeln auf, blähte seine knochige Brust auf und furzte theatralisch.

„Und ich! Ein Wolf, ein Adler, ein Killerhai, griff dankbar zu, weil ich der Stärkere war. Das war alles.“

Sein Geständnis brachte meinen Zorn zum Explodieren.

„Schweig!“, befahl ich ihm rüde.

Eisige Stille legte sich über seine Lippen, die Ernsthaftigkeit meißelte sein hageres Gesicht. Sein Atem beruhigte sich und sein Schweiß verdampfte in der glühenden Bruthitze. Jedes Wort war nun zu viel, ich war bereit für meinen finalen Move.

Ich zog meine 35er Glock, zählte in Gedanken die halbe Millionen Euro, die ich für diesen Auftrag bekam und verabschiedete mich innerlich von ihm. Sorgfältig klopfte ich mir den staubigen Dreck von meinen Meisterschusterschuhen, näherte mich ihm Schritt um Schritt, presste den Waffenlauf gegen seine Schädeldecke und drückte eiskalt ab. Ein dumpfer Knall durchdrang das Flüstern des Windes. Sky sackte leblos nach vorne. Sein toter Körper schlug auf den sandigen Boden, der gierig wie ein durstiger Vampir den eisenhaltigen roten Saft aufsaugte.

„Es ist geschafft. Sky, merke dir eines, ich bin Profistatus. Mein Plan, mein Plan, mein Plan, ist ein Mastermindplan. Glaubt nicht, dass ihr dem gewachsen seid.“

Ich konnte nicht an mir halten und verhöhnte ihn. Eine schlechte Angewohnheit von mir, doch er lag schließlich vor mir und nicht andersherum. Plötzlich verschwand die Helligkeit. Dunkle Wolken zogen ein düsteres Zwielicht mit sich, keine schwarze Nacht, eher ein gräuliches Halbdunkel braute sich über mir zusammen, obwohl die Sonne noch immer am Himmelsfirmament erstrahlte. Ich ließ mich von dieser gruseligen Naturerscheinung nicht abschrecken, begab mich zu meinem Bentley, öffnete den Kofferraum und schnappte mir zwei volle Benzinkanister, die ich zur Hütte schleppte.

„Einer für die Hütte, Sky, einer für dich. Du gottverdammter Bastard, bloß Asche und Rauch wird von dir übrigbleiben.“, prophezeite ich der Leiche, während ich in den Himmel blickte und die kreisenden Aasgeier betrachtete.

Mit zugehaltener Nase stürmte ich in das verpestete Gehäuse, schüttete hastig den Sprit über den Boden, den spärlichen Holzmöbeln und den mannshohen Stapel Jutesäcke. Ich knallte den leeren Kanister auf den Boden, griff mir sein Hemd und rannte ins Freie. Ich knäulte den Stoff zusammen, zündete ihn an und warf den brennenden Ball ins Haus. Die Hütte stand sofort lichterloh in Flammen. Genau der richtige Background-Sound für den Wahnsinn, denn ich angezettelt hatte. Wie ich das Knistern und Knacken des trockenen Holzes vermisst hatte. Alleine die Vorstellung, dass Skys Ableben an diesem Tag nicht die Ausnahme war, versüßte mir meine Strapazen.

„Ich habe es getan. Ich, ich, ich.“, brüllte ich den gierigen Greifvögeln entgegen.

Aufgeputscht rannte ich mit dem zweiten Kanister zum niederliegenden Sky, stupste ihn mehrmals mit meinem Fuß. Er war tot. Ich drehte ihn um, wunderte mich, dass der Schuss kaum Spuren in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Das Projektil war durch seinen Gaumen ausgetreten, hatte ihm die Vorderzähne zerschlagen, die blutunterlaufenen Augen waren bereits von seiner bösartigen Seele getrennt.

„Dein Vater zeugte eine Ausgeburt der Hölle. Deine Mutter gebärde ein Monster. Niemand wird um dich trauern. Das verspreche ich dir.“

Ich tränkte Sky mit Benzin und zündete ihn an. Zwei schwarze Rauchsäulen knisterten empor, zeigten wie zwei freche Stinkefinger gegen die Anthraziten Wolken. Ich fuhr meinem Wagen ein paar Meter zurück, in sicherer Entfernung betrachtete ich siegestrunken die züngelnden Flammen, wartete, bis sie nur noch verkohlte Überreste auf dem kargen Boden hinterließen. Lässig kramte ich mir eine Kokarette aus der Tasche, rauchte sie seelenruhig. Allmählich blühte das hellblaue Himmelsdach auf, das Dämmerlicht verschwand. Laut lachend schnippte ich meine Finger, bestaunte glücklich jeden einzelnen meiner acht mondänen Diamantblingringe.

„Mmmmh, die schrecklichen Auswirkungen des Krauts, seine Sinne waren im Nebel verloren. Dass er überhaupt noch stehen konnte war ein Wunder.“, grübelte ich.

Nachdem alles verbrannt war, suchte ich den Boden gründlich nach dem Projektil und der Hülse ab, fand sie und wickelte sie in ein samtenes Tuch. Ich rieb mir die Hände, verließ als Triumphator das verbrannte Schlachtfeld. Nun gut, ob ich Informationen von meinen Zielpersonen bekam oder nicht, letztendlich hatte ich gewonnen. Nur der Tod konnte mich aufhalten. Das war die Regel dieses Spiels. Meines Spiels.

Bereits am gleichen Abend saß ich zur nächtlichen Stunde im Kristallsalon. Ich nahm einen Schluck Koon-O, ein Longdrink, den ich zusammen mit Horst entwickelt hatte. Williams Chase Gin übergossen mit gekühltem Clos d‚Ambonnay Champagner, und nach Wahl für schwere Tage, die ich selten hatte, verfeinert mit einem Schuss feinstem Kirschlikör. Horst, mein Hairstylist war der Inbegriff eines gutaussehenden Don Juans und sowohl in seinem Handwerk ein Spezialist, als auch im Kreieren von trinkbaren Leckereien. Und ich hatte ein Faible für Spezialisten. Ich erwartete von mir schließlich nicht weniger.

„Weißt du, meine Lebensmaxime ist dem japanische Wort » Kaizen « unterstellt. Das ist die einzig wahre evolutionäre Erkenntnis der mystischen Meister. Diese Tugend umschreibt die edelste aller menschlichen Fähigkeiten. Aus den vorangegangen Erfahrungen lernen, besser und besser werden und sich selbst zur höchsten Blüte entfalten.“

Horst blickte mich kurz an, schmunzelte, nickte knapp und konzentrierte sich auf seinen Haarschnitt, wie wenn es um sein Leben ging.

„Horst, du bist genial, aber leider genauso wortkarg wie ein Wüstenbrand.“

Ich lächelte angeregt, bestaunte sein Werk im Spiegel, sah meinen Fame, bewunderte mich, trank meinen Koon-O leer und folgte ihm zur Kasse. Ich bezahlte ihn fürstlich. Horst bevorzugte die Währung, die er in die Hand nehmen konnte. Ich führte aus Gewohnheit zwei fresche Bündel geballte Lebenslust bei mir. Davon bekam Horst jedes Mal feuchte Augen.

„Horst, weißt du eigentlich, dass die Frisöre und die Barmänner genau die beiden Berufsgruppen sind, die unglaublich oft in Filmen verwendet werden?“

Horst legte zufrieden die Scheine in die Kasse.

„Außer von Soldaten, Terroristen und Bombenlegern natürlich. Bis in einer Woche. Der nächste Kunde wartet bereits.“, erwiderte er schlagfertig und verabschiedete mich.

Angeheitert düste ich mit meinem Zweitwagen, einen Lamborghini Murciélago Purple nach Königstein zur Villa Rothschild Kempinski. Mein beständiges Domizil in Deutschland. Ich öffnete die Türe, auf dem Queensize-Bett räkelten sich bereits Eve und Melanie. Meine Ladys vergnügten sich stöhnend miteinander. Ich betrat die Suite, zwinkerte ihnen zu, schritt auf sie zu und küsste beide leidenschaftlich

„Ladys, ich habe euch vermisst, ja, wahnsinnig vermisst. Gleich bin ich bei euch.“

Ich rührte mir ein Glas Champagner mit Molly an, legte meine Glamourringe ab und verschwand unter die Dusche, bevor ich in das lustvolle Liebesspiel eintauchte. Aufgefrischt küsste ich Eve, liebkoste ihre Brüste, streichelte Melanie an ihrer heißen Pussy. Wir liebten uns hemmungslos bis zum Sonnenaufgang auf einer halben Millionen Euro. Unser Sold. Der Mond ging am Horizont unter, lächelte meinem Treiben zu, bejubelte mich.

„Ich liebe euch beide wahnsinnig. Ihr seid göttlich. Eure Muschis sind göttlich.“

Ich lag erschöpft neben Melanie, Eve schmunzelte mich mit ihren geweiteten Pupillen an, fingerte Melanie zärtlich und warf mir einen Kussmund zu.

„Shey, wir haben so viel Geld, sind unglaublich reich. Warum stoppst du den Wahnsinn nicht?“, fragte sie mich mit ihrem russischen Akzent.

Ich griff an meine Brust, drückte zu, wie wenn ich mir mein Herz raus pressen wollte, verdrehte spielerisch meine Augen.

„Ach Eve, wenn ich nur könnte. Ich bin nicht mehr der, der ich einmal war. Unmöglich umzukehren. Ich folge meiner Bestimmung.“, antwortete ich ehrlich.

Ich wandte mich Melanie zu, die lustvoll aufstöhnte, streichelte ihr langes rotes Haar, schnupperte den Duft ihrer Haut, küsste ihre Schläfe, ihre Wange, stupste sie mit meiner Nase.

„Eines Tages wird dein Glück dich verlassen und du wirst sterben. Dann wirst du nicht mehr heimkommen und auf uns aufpassen, dich um uns kümmern, uns lieben. Sind wir dir denn nicht genug? Brauchst du dieses Spiel unbedingt?“

Melanie stöhnte heftiger und ich streichelte ihr die Brüste, küsste sie voller Leidenschaft und sie kam hemmungslos. Ihr Körper zitterte, sie atmete stoßweise.

„Ich habe dieses Spiel erfunden. Hast du das schon vergessen? Eve, ich kann nicht einfach aussteigen. Wir befinden uns erst an den Ausläufern des Berges, den wir erstürmen wollen.“ Ich zeigte mit meinem Finger nach oben. „Da oben ist der Gipfel, soweit will ich hinaus. Und die Lösung des Rätsels, die ist noch so weit entfernt.“

Ich goss meinen Ladys mit Molly versetzten Champagner nach und verschwand ins Badezimmer. Mein reifes Spiegelbild entblößte mich, zeigte mir die Anstrengungen und Freuden, die ich in den letzten 48 Stunden erlebt hatte. Ich begutachtete mein vierzigjähriges Gesicht, wuschelte durch mein graumeliertes Haar.

„Vielleicht sollte Horst sie färben.“, überlegte ich, wusch mich gründlich, benötigte dringend Schlaf, jedoch der Tag war erst am Anbeginn.

Der Geruch von gebratenen Eiern mit Speck lockte mich hervor. Ich zog mir legere Kleidung über. Meine Wahl fiel auf Phillip Plein, fiel auf helle Töne, denn diese ließen mich auf wundersamer Weise frischer, ja direkt jugendlicher erscheinen.

„Shey, Eve sagt die Wahrheit. Was treibt dich überhaupt dazu? Du hast doch uns zwei. Was brauchst du sonst noch?“, fragte Melanie mit ihrem französischen Akzent.

Eine Wahnsinnsfrau, meine Wahnsinnsfrau, ich hätte die Welt zu einem Herz geformt, wenn sie es verlangt hätte. Ich grinste, neigte meinen Kopf leicht zur Seite, schwieg.

„Willst du noch eine Geliebte? Sollen wir eine dritte Frau zu uns nehmen. Shey, sag es. Und du bekommst sie.“, schwor Melanie kess, hob ihre drei Finger in die Höhe.

„Warte! Frag mich doch zuerst, bevor du ihm das versprichst. Ich will mitentscheiden. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, dass ich Shey mit einer dritten Frau teilen will.“, warf Eve angestachelt ein.

Ihre Eifersucht sprühte aus ihrem bildhübschen Gesicht. Selbst in solchen riskanten Momenten sah sie wunderschön aus.

„Ja, Shey, sag schon, willst du eine dritte Frau?“, bohrte Eve nach und gleichzeitig töteten mich ihre grünen Augen.

Sie sah bezaubernd aus, wie ein Engel, der direkt aus dem ewigen Paradies zu mir geflogen kam. Ihre lockige, blonde Mähne umrahmte ihr abwartendes Gesicht. Wenn ich jetzt etwas Falsches gesagt hätte, hätte sie mich auf der Stelle erwürgt. Melanie griente frech und war nicht minder neugierig. Ich blickte ihnen abwechselnd in die Augen, stellte mich mutig ihrer Falle, zwinkerte dreist, goss ihnen Champagner nach.

„Ihr Zwei. Ich fürchte mich vor euch, wenn ihr wie die wildgewordenen Furien über mich herfallt.“

Ich verstand mit meinen beiden unberechenbaren Frauen umzugehen, erahnte den unvorhersehbaren Moment, genoss es direkt. Ich hatte die leere Champagnerflasche noch in der Hand, sprang unerwartet auf, schleuderte die Flasche ansatzlos gegen den Boden, tausende Splitter flogen umher, ich schnaubte wild wie ein wütender Stier. „Kommt mir nicht so. Sagt doch, dass ihr noch eine weitere Gespielin wollt. Es langt euch wohl nicht. Ich Narr dachte tatsächlich, wir drei sind glücklich. Jetzt kommt ihr mir mit so einem Unsinn.“

Ich ging stampfend auf und ab. Eve und Melanie saßen da, ihre Münder weit aufgerissen, sie waren sprachlos. Mit dieser Wendung hatten sie nicht gerechnet. Doch ich setzte noch eines drauf. Ich griff nach der wertvollen Porzellanfigur aus dem späten neunzehnten Jahrhundert, die den Tisch zierte, und warf sie gegen die Wand. Die scharfen Trümmer sausten durch den Raum.

„Ich fass es nicht. Wir drei und sonst niemand! Wenn ihr eine dritte Frau anschleppt, bin ich weg. Dann seht ihr von mir nur noch eine Staubwolke. Das könnt ihr mir aber glauben.“

Ich schnappte mir das bereitstehende Päckchen, verließ mit knallenden Türen die Suite, und eilte zum Aufzug. Jetzt aber schnell weg. Ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen. Wahrscheinlich saßen sie jetzt überglücklich und zufrieden auf der Couch und öffneten sich eine weitere Flasche Schampus, gaben eine Portion Molly dazu und liebten sich triumphierend.

Ich war auf dem Weg zu Djan, meinem Auftraggeber, ein egozentrischer Multimilliardär, der das Abenteuer liebte, aber andere benötigte, diese gefährliche Lebensweise auszuleben. Ich war einer dieser Anderen.

Das geschmiedete Tor zu seinem Anwesen öffnete sich automatisch und ich fuhr in den gepflegten grünen Park ein. Ein Pfau stolzierte neben den Kiesweg, als ob er mich begrüßen wollte. Ich winkte ihm zu, fuhr gelassen den geschwungenen Weg entlang, bis zu den marmornen Stufen, die hoch zu einem mit Stein eingerahmten See führten. Ich stieg aus, folgte den Stufen nach oben, und ließ meinen Blick über das grünlich schimmernde Wasser schweifen. Zwischen den Seerosen schwammen leuchtend bunte Kois, die den unermesslichen Reichtum meines Auftraggebers offen zur Schau stellten. Djan war ein Mann, der vielen Leidenschaften nachging, ohne jemals den Preis zu scheuen, die sie von ihm abverlangten. Ein Ruderboot mit zwei schwarz gekleideten Männern glitt auf mich zu. Sie waren das perfekte Abziehbild der ganz in schwarz gekleideten Unbekannten in den Agentenfilmen. Keiner kannte sie, aber sie waren bereit, jederzeit für ihren Boss zu sterben.

Sie luden mich mit einer Handgeste ein, in das Boot zu steigen. Ich nahm meinen Platz zwischen ihnen ein, und während der eine Ausschau hielt, ruderte sein Partner durch das wellende Wasser. Nach drei Minuten erspähte ich eine weiße Villa, die in dem weiten Wasserbecken errichtet worden war. Mein dicklicher Auftraggeber kniete am Rand des marmornen Stegs, hielt seine linke Hand ins Wasser, die Brille saß

locker auf seiner Nase und er starrte bewegungslos ins Nass, lauerte wie ein Jäger, wartete ab. Plötzlich schnappte Djan zu, schnappte sich einen Koi, hielt einen Asagi in seinen Händen. Ich selbst war von dieser blauen Koikarpfen Varietät überaus begeistert. Sobald ich sie zu Gesicht bekam, seufzte ich auf, wünschte mir nichts sehnlicher als einen festen Wohnsitz mein Eigen zu nennen und sie in meinem Pool schwimmen zu sehen. Bisher machte es jedoch keinen Sinn, denn die meiste Zeit war ich mit meinen beiden Ladys auf dem Erdball unterwegs, wir verweilten dort, wo unsere Aufträge uns gerade hinführten. Trotz seines Leibesumfangs erhob sich Djan behänd und warf ihn mir zu.

„Fang! Unser Abendessen. Strotzt vor Lebendigkeit. Lecker Sushi.“

Ich drehte mich geistesanwesend weg, ließ den zappelnden Fisch an mir vorbeifliegen, wollte mir die Klamotte nicht mit dem Fischgeruch versauen. Als der Fisch aufs Wasser planschte, zuckte ich, Unschuld vortäuschend, mit meinen Schultern. Er kratzte sich an seiner kugeligen Glatze, richtete sich seinen beigen Anzug zurecht und streckte sich.

„Na, dann gibt es eben Kobe Filet Mignon.“

Djan schüttelte mir kraftvoll die Hand, lachte schmutzig, wie Kobolde es in Zeichentrickserien nur konnten, zog mich zu sich heran und umarmte mich.

„Du hast Sky erwischt, ja?“, fragte Djan flüsternd nach, schlug mir dabei mit seiner nassen Hand freundschaftlich auf den Rücken.

„Ja, sicher. Es ist getan.“, bestätigte ich im gleichen Flüsterton, nickte knapp und Djan bat mich ins Haus. Der Fischgeruch wehte mir um die Nase.

Ich war jedes Mal auf das Neue überrascht, wenn ich von Djan eingeladen wurde. Sein Interieur bezeugte seinen exquisiten Geschmack für auserlesenes Design. Dunkle schwere Holzmöbel im Kolonialstil und dunkles Leder für die Überzüge staffierten die mit ausladenden Palmen gesäumten Räumen, dazwischen präsentierten sich die geflügelten Kunstwerke, die gekonnt in Szene gesetzt waren. Djan sammelte leidenschaftlich Engelsstatuen, ganz gleich ob sie aus feinem Marmor geschlagen, mit Glas veredelt oder aus wertvollen Metallen gegossen waren. Er ersteigerte seine Kostbarkeiten weltweit auf den exklusiven Auktionen, testete tagelang die Plätze in seinem Anwesen aus, bis er den geeigneten Standplatz für seine auserlesenen Raritäten lokalisiert hatte. Mitunter waren es fünf oder sechs Statuen gleichzeitig, die seine Bediensteten von einem Ort zu einer anderen Stelle rückten, solange bis er mit dem Gesamteindruck zufrieden war. Dann bestaunte er wochenlang seine wertvollen Errungenschaften.

Nachdem er mir seinen neuesten Engel, der gänzlich aus einem Kristall geformt war, vorgeführt hatte, setzten wir uns an die Tafel, tranken Zitronenwasser, spülten den Gaumen mit klarem Wasser nach, tupften uns den Mund. Vier fleißige Bedienstete tischten uns das Edelste aller Fleischgerichte auf, füllten unsere Gläser mit Château Cheval Blanc, reichten rote Weintrauben dazu, servierten Pistazieneis auf Silberplatten. Das Festmahl der Götter war angerichtet. Ich speiste ausgiebig, schlürfte schamlos am edlen Wein, vernaschte die hellgrüne Eisspezialität, plauderte mit Djan über dies und über das. Dieses Ritual pflegten wir nach jedem gelungenen Auftrag. Nachdem wir kugelrund auf den Stühlen fläzten, bat mich Djan, ihm zu folgen.

Er führte mich die langen Korridore entlang, in denen ich mich alleine verloren hätte. Die Villa war wie ein Labyrinth mit unzähligen Räumen konstruiert. Oberirdisch wie unterirdisch. Wir nahmen den Aufzug, fuhren zehn Stockwerke in die Tiefe. Er gestaltete für jeden meiner Zielpersonen eigens einen Raum, einem Miniaturmuseum gleich, sammelte die Lebensgeschichten der Vernichteten wie Trophäen. Wir schritten Raum um Raum an den gläsernen Wänden vorbei, die den Blick direkt auf die erworbenen Trophäen lenkten. Jede Perle war ein Unikat und wies bestimmte Besonderheiten auf. Eingravierte Motivbilder waren genauso begehrt, wie die unterschiedlichen Farbtöne, die von gelb über das weißliche Perlmutt bis hin zum satten Schwarz reichten. Die Größen schwankten von einer kleinen Perle bis hin zu Murmelgrößen. Manche Perlen fluoreszierten, in andere wiederrum waren Edelsteine eingearbeitet.

„Wie viele Räume sind es aktuell in deiner Sammlung?“, fragte ich neugierig nach.

Mit stolzem Gesicht und geschwollener Brust atmete Djan ein.

„143 Räume. Du weißt, dass ich eine handvoll an Jägern einsetze. Dennoch bin ich noch nicht an der Spitze. Saraxus, der Honduraner, führt die Weltrangliste an. Obwohl ich doch einige spektakuläre Trophäen mein Eigen nennen darf.“

Ich lächelte ihn herausfordernd an, dachte an meine mehrere hunderte Millionen, die ich bisher allein durch ihn verdient hatte.

„Du bist auch nicht mein einziger Auftraggeber. Vielleicht liegt es daran.“, lachte ich ihn an.

„Shey, hast du die Trophäe dabei? Ich habe den geeigneten Platz dafür. Komm mit, ich zeige in dir.“

Djan betrat einen schwach ausgeleuchteten Raum, ich hinterher. Es gab gerade genug Licht um die Bilder, Fotos und Habseligkeiten auszuleuchten, die wohl einst im Besitz von Sky waren. Djan war über die Gejagten bestens informiert. Ich überreichte ihm das Tuch, in dem das totbringende Projektil und die Hülse eingewickelt waren. „Das war das letzte, was Sky in dieser Welt erleben durfte. Direkt durch seinen Schädel. Das Ungeheuer wird niemanden mehr Leid zufügen können.“

Djan legte sie achtlos beiseite.

„Shey, wo ist die Trophäe?“, hackte er ungeduldig nach.

Feierlich überreichte ich ihm das Päckchen mit der schwarzen Perle. Ungestüm riss er es auf, nahm das Schmuckstück aufgeregt zwischen seine Finger, bewunderte die glänzende Perle, drehte sie in allen Richtungen, bestaunte die drei filigrane Blumen, die eingraviert worden waren und nur durch das Dämmerlicht hervorleuchteten. Er legte das Kleinod sanft auf ein samtenes cremefarbenes Kissen. Sein Staunen kannte keine Grenze. Er erhob seinen dicken Kopf, deutete direkt auf ein Plakat, das eine Gruppe junger indischer Männer zeigte, die ängstlich am Boden kauerten.

„Sky trieb ein blutiges Geschäft mit dem Menschenhandel. Er operierte mit seinen grausamen Söldnern weltweit.“, klärte mich Djan todernst auf.

Natürlich kannte ich die Geschichte dieses Mannes, schließlich hatte ich ihn ausführlich studiert, bevor ich ihn zur Strecke gebracht hatte.

„Seine menschliche Beute, vorwiegend aus den Drittweltländern, behandelte er wie Vieh. Kräftige und gesunde Männer brachten ihm als Arbeitssklaven einen besonders hohen Preis ein, wusstest du das? Die unantastbare Würde des Menschen, tja, war ihm keinen Pfifferling wert. Was auf alles in der Welt bringt so ein Scheusal hervor.“, fuhr er belehrend fort. „Tagelang quälten und vergewaltigten er und seine Männer junge Mädchen auf brutalste Weise, bevor er sie geschändet und willenlos an die asiatischen Bordelle verkaufte.“

Djan spuckte auf ein Foto, zerriss das Gesicht von Sky in tausend Papierfetzen. Ich wusste, dass das Monster selbst vor dem Geschäft der Ausschlachtung nicht zurückschreckte. Wer den eingeforderten Preis bezahlte, konnte ein Herz erwerben oder Leber, Nieren, Augen, kein Wunsch blieb aus. Sky belieferte den roten Markt. Wer für seine perversen Spiele Gladiatoren benötigte, bekam welche, wer das Essen von Menschfleisch bevorzugte, bekam welche, wer einen blutigen roten Raum betrieb, bekam welche. Menschen waren so leicht zu fangen, seine Beute brauchte oftmals nur ein hoffnungsvolles Versprechen, um mit ihm zu gehen. Ich begutachtete die Gesichter der jungen Männer. Sie waren starr und leblos, sie hatten sich wehrlos ihrem grausamen Schicksal ergeben.

„Die Schafe folgten ihm, ihrem Schlächter.“, flüsterte ich ihm wissenden Ton. Djan stupste mich an, winkte mich hinter sich her. forderte mich auf ihm zu folgen.

„Shey, ich habe dieses Mal eine außergewöhnliche Zielperson für dich. Du wirst mich dafür lieben, dass ich ihn, oder vielmehr sie, einzig und allein für dich aufbewahrt habe. Eine wirklich seltene Gelegenheit.“

Meine Neugierde war aus ihrem Schlaf gerissen, meine Hände schwitzen vor Aufregung, der Herzschlag zeichnete sich unter meinem Hemd ab. Ich ließ es mir nicht anmerken. Ich war Profi 24/7. Trotzdem betete ich innerlich, er sollte sich beeilen. Djan öffnete eine weitere Türe, doch es blieb dunkel. Er zwinkerte mir zu, ahnte, dass ich vor Neugier zerplatzte. Djan gab mir ein Handzeichen, dass mich zum Stehen bleiben aufforderte. Er verschwand hinter der Türe, kam nach wenigen Sekunden mit einem silbernen Briefumschlag hervor und überreichte ihn mir.

„Dein Auftrag. 13 Millionen Euro ist mir diese Perle wert. Beschaff sie mir! Streng dich an, das wird kein leichtes Spiel. Es ist die einzig goldene Perle, die es geben wird. Die muss ich unbedingt haben.“, betonte Djan nachdrücklich.

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250 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783748590910
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