Читать книгу: «Über Zivilisationen und die Goldenen Regeln»

Шрифт:

Über Zivilisationen und die Goldenen Regeln

Reinhard Matern

AutorenVerlag Matern

Die Erörterung über Zivilisationen und die Goldenen Regeln ist zentral ein sprachliches Projekt, das dazu dienen soll, eine angemessen Bedeutung und mittels dieser einen möglichen Bezug zu finden. Reinhard Matern sucht und entwickelt ein Kriterium, um zivilisierte von unzivilisierten Gesellschaften zu differenzieren und nutzt dabei die weltweit entstanden Goldenen Regeln, die er im Plural anführt, weil sich die überlieferten Formulierungen konkret unterscheiden. Es sind jedoch nicht die Unterschiede, sondern es ist das Gemeinsame, das ihn auf dem Weg zu einem allgemeinen Kriterium interessiert.

Primär im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung werden Spruchweisheiten notiert, über deren Ursprünge nichts bekannt ist. Die Goldenen Regel erlauben gegenüber dem formalisierten Vergeltungsrecht eine grundsätzlich andere Herangehenweise an menschliches Verhalten, ist auf Gleichbehandlung ausgerichtet. Diese vergleichsweise moderne Haltung ermöglicht es, ein allgemeines Kriterium zu bilden. Empirisch ist Gleichbehandlung in heutigen Gesellschaften jedoch immer noch nicht vollzogen, eine Zivilisation deshalb noch nicht erlangt.

Zum Abschluss findet sich ein Ausblick, der eine Erweiterung der Perspektive aufgrund zukünftiger Entwicklungen anstrebt: die Integration von humanoiden Robotern.

1. EBook-Auflage 2017, Version 1

Copyright © 2017 AutorenVerlag Matern

Cover-Design: Joshua, unter Verwendung eines freien Bildes

(Public Domain)

Zeichensätze: linuxlibertine.org

www.softmaker.de (Cover)

ISBN 9783929899917 (ePub)

ISBN 9783929899924 (Mobi)

ISBN 9783929899931 (PDF)

Alle Rechte vorbehalten

Besuchen Sie uns auf unserer Website, oder bei Facebook

Einleitung
I

Vor einigen Jahrzehnten, in den Achtzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts, war es anlässlich Elias’ Zivilisationstheorie (vgl. Elias, N., 1976 (2 Bde.)) und der ersten kritischen Entgegnung von Hans Peter Duerr (vgl. Duerr, H.P., 1988) zu einem Streit gekommen, der bis in die öffentlichen Medien drang, besonders in der ZEIT einen Niederschlag fand (vgl. DIE ZEIT, 1988) Duerr wandte sich gegen Greiners Kritik seiner empirischen Kritik an Elias’ Theorie in der ZEIT, Elias seinerseits gegen Duerr. Greiner und auch die späteren Kritiker von Duerrs Schriften der ZEIT positionierten sich pro Elias, als hätte Duerr sie persönlich angegriffen, ohne die empirische Tragweite seiner Kritik zu berücksichtigen. Eine Theorie ist abhängig von den zugänglichen Daten; ohne empirische Daten gäbe es keine Theorie, allenfalls eine Möglichkeit.

Michael Hinz hatte sich der begonnenen Auseinandersetzung gewidmet (vgl. Hinz, M., 2002); zu dieser Veröffentlichung publizierte DER SPIEGEL eine wenig schmeichelhafte Anmerkung (vgl. DER SPIEGEL, 40/2002). Mir fehlt schlicht die Lust, mich in die vergangenen Streitigkeiten einzumischen. Gefragt ist vielmehr eine andere Herangehensweise an das Thema Zivilisation. Wolf Lepenies hatte 2016 in DIE WELT indirekt darauf hingewiesen (vgl. Lepenies, W., 2016), bemerkte, dass sich „die Modernisierungsleistung anderer Zivilisationen“ durch Elias’ Theorie nicht erläutern und kausal erklären lassen. Bislang ist meiner Ansicht nach der forschende Blick eurozentrisch und sonderbar psychisch/psychologisch verstellt.

In dieser Studie unternehme ich es, mit einer anderen Herangehensweise eine allgemeine Zivilisationstheorie zu entwerfen, die weltweit ausgerichtet ist. Die erste Frage wird lauten: Worauf konzentriert sich überhaupt mein Forschungsinteresse? Weil sich Emotionen in historischen Kontexten nicht empirisch nachweisen lassen, auch in Bezug auf aktuelle Kontexte, z.B. Befragungen, Unsicherheiten bleiben können, werden sie für mich gleichgültig sein. Über erhaltene Technik und Bauten, für die sich besonders Archäologen interessieren könnten, fehlt es weltweit an hinreichenden Daten, darüberhinaus wären sie aus sozialer Sicht lediglich ein Nebenschauplatz, wenn auch auch ein möglicherweise emotional beeindruckender, also bliebe eventuell das Sozialverhalten. Doch auch über das Verhalten der Menschen gibt es historisch und vorgeschichtlich nur unzureichende Daten.

Weltweit bekannt sind aber die Goldenen Regeln, ethische Ratschläge, die ich im Plural anführe, weil sie jeweils konkret unterschiedlich formuliert sind. Aus allen Variationen dieser vergleichsweise alten Volksweisheiten lässt sich etwas Gemeinsames erkennen: eine befürwortete Gleichbehandlung von Menschen, unter Einbeziehung der eigenen Person, die auch im sogenannten ‚Westen‘ nicht erreicht ist, berücksichtigt man z.B. die gesellschaftliche Stellung von Frauen. Meine Aufgabe sehe ich in der Entwicklung eines tragfähigen philosophisch-wissenschaftlichen Ansatzes.

II

Sobald Menschen auf ein Zusammenleben angewiesen waren, weil Familien bzw. Sippen entstanden, ob männlich, weiblich oder paritätisch dominiert, wurden soziale Regeln erforderlich, sowohl nach außen als auch innerhalb von Gruppen. Doch über das Zusammenleben von Menschen in prähistorischen Zeiten ist so gut wie nichts bekannt. Zwar lassen sich Vermutungen äußern, besonders im Zusammenhang mit ehemaligen Zentren, ob in Höhlen (z.B. Gravettien, Solutréen, Magdalénien) oder auf Flächen (z.B. Stonehenge), mit einer empirischen Theorie hätten solche Spekulationen jedoch nichts gemein, sie wären lediglich Deutungen, die darüberhinaus projizierend vorgingen, ‚kulturell‘, ‚astronomisch‘, ‚religiös‘ oder ‚sozial‘. Es würden keine Erkenntnisse entstehen. Die Vorgänge verdeutlichten lediglich die Schwierigkeit, über etwas aussagen zu wollen, worüber man nichts weiß. Projektion würde nicht nur zu einer führenden Kulturtechnik, sondern auch wissenschaftlich relevant, ohne Wissenschaft anbieten zu können.

Wie wichtig es sein kann, von Projektionen abzusehen, hatte ich bereits in meiner Kritik (vgl. Matern, R., 2013 (a) (jüngste Ausgabe)) der „Dialektik der Aufklärung“ (vgl. Horkheimer, M., Adorno, Th. W. 1984) erfahren. Die ihnen zugängliche Empirie spielte für die Autoren kaum eine Rolle.

Um speziell etwas über zivilisatorische Anstrengungen von Menschen zu erfahren, bleiben - entgegen möglicher Schwierigkeiten -, gesammelte Volksweisheiten, besonders die Goldenen Regeln, die vielfältig dokumentiert sind, und zwar weltweit. Ganz ohne Spekulation komme allerdings auch ich nicht aus. Dass es sich bei den Goldenen Regeln um alte Volksweisheiten handelt, die weisheitlichen Schriften, durch die sie übermittelt wurden, lediglich eine Redaktion voraussetzen, nicht auch einen eventuell namentlich bekannten ‚Erfinder‘, kann wahrscheinlicher werden, sobald man die Verbreitung einbezieht, nicht aber nachweisen.

Mehr als um ethische Ratschläge aus zeitlich anderen Welten handelt es sich jedoch nicht. Wie könnte es möglich werden, solche Ratschläge einzubeziehen, zumal die präferierte Gleichbehandlung von Menschen noch nicht einmal heute gewährleistet ist, berücksichtigte man z.B. Frauen? Eine Antwort wäre, wir haben noch keine menschliche Zivilisation auf der Erde, gleichgültig wie hoch und groß etwaige Bauten wurden, wie innovativ die jeweilige Technik lokal oder global erscheinen mag, es handelte sich lediglich um Ablenkungen vom Zentralen, dem Sozialen. Und die auf Erfolg getrimmte westliche Wirtschaft, ließe sich weiter fragen, würde die nicht zusammenbrechen, wenn etwaige Anreize zur Leistungserbringung fehlen würden, die ihrerseits die Entstehung von sozialen Rängen ermöglichen? …

Die Diskussion in Bezug auf zivilisatorische Bemühungen in der Menschheitsgeschichte kann zu hitzigen Gefechten, vielleicht sogar das Thema ad absurdum führen. Bislang haben sich Menschen gegen drohende Gleichbehandlungen erfolgreich gewehrt. Von einer menschlichen Zivilisation gäbe es, würde man eine Gleichbehandlung als Bedingung ausgeben, lediglich Ansätze.

Бесплатный фрагмент закончился.

285,75 ₽
Жанры и теги
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
28 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783929899917
Издатель:
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

С этой книгой читают