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JUGENDGOTTESDIENSTE

Umsonst und draußen

Herausgegeben von Christian Schramm


Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

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© 2014 Lahn-Verlag

ISBN 978-3-7840-3519-2

In Kooperation mit dem Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf

Alle Bibeltexte: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift

© 1980 Katholische Bibelanstalt Stuttgart

Titelgestaltung: Eva Maria Hamann, Westerdick Design, Mülheim/R unter Verwendung eines Fotos von Kurt Michel@pixelio.de

ePub-Erstellung: Kai & Amrei Serfling GbR

ISBN 978-3-7840-4243-5 Umsonst und Draußen (ePub)

ISBN 978-3-7840-4235-0 Umsonst und Draußen (mobiPocket)

1. Vorwort

»Umsonst und draußen« – bei diesem Slogan denken die meisten wohl als Erstes an Open-Air-Festivals, deren es zahlreiche genau unter diesem Motto gibt. Und damit liegt man bei diesem Jugendgottesdienstband gar nicht so falsch: Es wird zu Open-Air-Festivals der besonderen Art eingeladen! Gottesdienste an ungewohnten Orten, mitten in der Natur oder draußen vor der Stadt, stehen auf dem Programm. Gottesbegegnung ist schließlich überall möglich, ist doch die ganze Schöpfung durchdrungen vom Geist des Gottes, der Leben schafft und der unser Leben Tag für Tag erhält. Gottesbegegnung ist bei Weitem nicht begrenzt auf Kirchen und Kapellen, die zudem für Jugendliche für gewöhnlich nicht die erste Anlaufstelle darstellen. Zu fremd, zu traditionell, zu ungewohnt erscheinen diese Orte oft. Gerade Jugendliche finden vielfach nur zögerlich den Weg in die Kirche. Angesichts dieser Bestandsaufnahme ist es einen Versuch wert, den Schritt mal aus dem Kirchengebäude hinaus zu wagen – in die Natur, hin zu Orten, die unser Beten und Singen und Gottbegegnen ganz neu inspirieren können. Einfach mal die Kirchenbänke hinter sich lassen und neue Orte ausprobieren zum Gottesdienstfeiern. Der gottesdienstliche Horizont muss nicht am Kirchenportal oder am Gemeindehaus enden, dahinter geht es weiter. Möglichkeiten gibt es viele. Hierfür will der vorliegende Jugendgottesdienstband Anregung und Hilfestellung bieten. In kreativen Gottesdienstentwürfen werden experimentell neue Orte für die Gottesdienstfeier erkundet. So führt dieser Gottesdienstband den Band »Hier und Jetzt?« (2011) gewissermaßen fort: Waren es damals eher Orte »drinnen«, so wird diesmal eingeladen zu Gottesdiensten an besonderen Orten, die da wären:

– Berggipfel

– Wald

– Fluss

– Brücke

– Brunnen

– Getreidefeld

– Sommerwiese

– (Schaf-)Herde

– Bienenkorb/-kasten

– Rastplatz

– Wegkreuzung

– Lagerfeuer

– Sendemast

– Sackgasse

Ungewohnte Gottesdienstorte erfordern Mut, ungewohnte Gottesdienstorte bieten aber auch ganz neue Chancen. Und manchmal ist eine Luft- und Ortsveränderung der entscheidende Anstoß dafür, dass es auch geistlich-spirituell funkt. So wünsche ich viel Mut und gutes Gelingen. Wagen wir den Weg, getreu dem Auftrag Jesu: »Geht hinaus in die ganze Welt!« (Mk 16,15)

Christian Schramm

Noch zwei formale Anmerkungen vorweg:

Auf biblische Texte wird in der Regel nur mit Stellenangabe und kurzem inhaltlichen Schlaglicht (kursiv in Klammern) verwiesen, die Texte selbst werden aber nicht abgedruckt. Die Bibeltexte sind über Bibelausgaben oder liturgische Bücher (Lektionare/Evangeliare) problemlos zugänglich. Zudem finde ich persönlich die Verwendung einer Bibel in der Liturgie auch von daher wichtig, um damit einen sichtbaren Unterschied zwischen unseren »menschlichen« Impulstexten, Gebeten etc., und dem »Wort Gottes« zu markieren. Wenn biblische Texte abgedruckt sind, dann handelt es sich entweder um sehr kurze Passagen oder um eigene Übersetzungen, die im Gottesdienstentwurf wichtig sind. Auch bei schwieriger zu entschlüsselnden Textstückelungen wird der Text entsprechend komplett geboten. Lieder werden stets mit Titel sowie den gängigen Angaben (T = Text, M = Musik) ausgewiesen, womit das Identifizieren und Auffinden (Liederbücher, Internet) gut und erfolgreich möglich sein sollte.

2. Gottesdienstentwürfe

Gute Aussichten

Ich muss mal raus

Panta rei – alles fließt

Lasst uns eine Brücke bauen

Weile an dieser Quelle

»Die Erde bringt von selbst ihre Frucht …«

Was grünt und blüht denn da – auf der Wiese und in mir?

Schafe, Rinder, Kleinvieh – oder: Von den Hirten und der Herde Gottes

Sie umschwirren mich wie Bienen

Benötigt: Verschnauforte im Alltag

Wegkreuzungen

Wenn’s brennt

Antenne auf Empfang?

Ich glaub, ich krieg die Krise

Gute Aussichten

Eine Andacht auf dem Gipfel eines Berges

von Anne Elise Liskowsky und Dietmar Hallwaß


Diese Andacht ist konzipiert für eine Rast auf einem Berg. Drei Gegenstände stehen dabei im Zentrum: eine Karte veranschaulicht, dass Gott uns Orientierung schenkt; Schuhe, dass er uns zum ersten Schritt ermutigt; Proviant, dass wir Stärkung bei ihm finden. Ein Wahrnehmungsspiel sowie ein geistlicher Impuls vertiefen den Aspekt der Orientierung und übertragen ihn auf das eigene geistliche Leben.
Benötigte Materialien und Vorbereitung
a)Wanderkarte
b)Wanderschuhe
c)Proviant (z. B. Wasserflasche und Apfel)
d)Blätter mit einer Tabelle (drei Spalten: »1., 2., 3., …« – »stimmt« – »stimmt nicht«; mehrere Zeilen) sowie Stifte für alle TN
Die TN nehmen auf dem Gipfel des Berges in einem Kreis Platz. Sie blicken in die Mitte, wo im Folgenden Gegenstände hingelegt werden.
Begrüssung
V:Herzlich willkommen zur Gipfelandacht. Wir haben es geschafft! Gemeinsam haben wir den Berg erklommen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn ein Aufstieg kostet Kraft und Energie. Gut, wenn man da folgende drei Dinge dabei hat.
S1 legt eine Wanderkarte (a) in die Mitte.
S1:Eine Wanderkarte. Bevor es losgeht, plane ich die Tour. Ich bestimme ein Ziel und lege den Weg fest. Zwischendrin hilft mir die Karte, mich zu orientieren.
S2 zieht sich einen Schuh (b) aus und legt ihn in die Mitte (alternativ: S2 zeigt auf seinen Schuh).
S2:Festes Schuhwerk. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wenn ich mich nicht auf den Weg mache, komme ich nie oben an. Die Schuhe geben mir festen Halt.
S3 legt Proviant (c) in die Mitte.
S3:Proviant. Ich brauche Nahrung für unterwegs. Ich lege eine Pause ein und stärke mich. Das gibt mir neue Energie. So halte ich bis zum Gipfel durch.
Gebet
V:Jesus Christus, unser Bruder und Herr, wie uns die Karte den Weg zum Gipfel gezeigt hat, so zeigst du uns den Weg zum Vater. Noch bevor wir den ersten Schritt tun, bist du bei uns. Du gibst uns Brot, das unseren Lebenshunger stillt. Dafür danken wir dir.
A:Amen.
Lied
»Laudato si« (dt. T: Winfried Pilz; M: aus Italien)oder»Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde« (T: Straßburg,Strophe 2–5 Maria Luise Thurmair nach Ps 148; M: Augsburg/Bamberg)
Meditation
V:Schaut für die folgende Meditation noch einmal, ob ihr bequem sitzt. Wer will, kann die Augen schließen.
kurze Pause
V:Der Aufstieg kostete Kraft. Mit jedem Schritt ging es höher hinauf. Nun bin ich auf dem Gipfel. Ich spüre meine Beine und Füße. Jeder Meter des Aufstiegs liegt unter mir und ich ruhe mich aus.Im Leben gibt es Berge und Täler, Aufstiege und Abstiege. Gott, du begleitest mich überallhin. Manchmal spüre ich deine Nähe. Manchmal scheinst du mir fern. Doch du bist bei mir. Im finsteren Tal und auf den Höhenzügen des Lebens. In grünen Tälern weidest du deine Schafe. Und du warst bei Jesus, als er auf dem Berg Golgota gekreuzigt wurde. Du bist da, wenn ich lache und wenn ich weine, in schlechten wie in guten Zeiten.Wie wunderbar ist alles, was du gemacht hast, Gott: Stein und Stock, Baum und Blume, See und Strand, Wolken und Wind, dazu jedes Tier und auch den Menschen. Mich hast du gemacht und du liebst mich als dein Kind.Ich spüre meine Beine und Füße. Anstrengend war der Aufstieg. Aber ich fühle mich von dir getragen. Du bist der Fels, auf den ich traue. Du wirst auch beim Abstieg bei mir sein.
kurze Pause
Wahrnehmungsspiel
V:Öffnet bitte wieder eure Augen, falls ihr sie geschlossen hattet. Schaut euch nun bitte aufmerksam von allen Seiten die Landschaft an. Dafür könnt ihr umhergehen und verschiedene Plätze ausprobieren. Aber seid bitte still dabei, bis ich euch ein Zeichen gebe, wieder Platz zu nehmen.
Nach einer angemessenen Zeit bittet V die TN, in einem Halbkreis Platz zu nehmen. V macht nun Aussagen zur Umgebung, die den TN im Rücken liegt. Diese beziehen sich auf Vorhandensein, Farbe, Anzahl, Position o. Ä. (Beispiele: »Man sieht einen Zaun«, »Das Kirchdach ist schwarz«, »Es gibt fünf Windräder«, »Vor dem Fluss weidet eine Kuhherde«). Die TN kreuzen auf ihren Blättern (d) an, ob die jeweilige Aussage ihrer Meinung nach richtig (»stimmt«) oder falsch (»stimmt nicht«) ist. Nach der letzten Aussage überprüfen sie selbst ihre Entscheidungen. Danach setzen sich die TN wieder in einen Kreis.
Geistlicher Impuls
V:Wenn man in der Kirche sitzt, kann man die Farbe des Kirchendachs nicht sehen. Und wenn man genau zwischen den Windrädern steht, lassen sie sich schwer zählen. Auf einem Berg hingegen hat man einen guten Überblick. Von hier oben kann man ganz einfach die Farbe des Kirchendachs und die Anzahl der Windräder bestimmen. Wir sind gut im Arbeiten und Erledigen von tausend Sachen. Doch bei allem Tun und Machen besteht die Gefahr, dass wir das große Ganze aus den Augen verlieren. Dass wir weite Strecken zurücklegen, dabei aber im Kreis gehen. Deswegen ist es gut, ab und an sozusagen auf einen Berg zu steigen. Oder anders gesagt: innezuhalten, den Alltag zu verlassen und nach innen zu schauen. Wie so eine Bergtour ist auch dieses Innehalten anstrengend. Schließlich gilt es, die täglichen Gewohnheiten abzulegen und zu hinterfragen. Doch die Aussicht lohnt die Mühe. Nun heißt das noch nicht, dass man automatisch auch alles sieht. Ich weiß nicht, wie es euch eben im Spiel ergangen ist. Meine Erfahrung ist, dass man manches erst sieht, wenn die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird. Deswegen stelle ich euch jetzt noch einmal drei Fragen. Dieses Mal könnt ihr im Kreis sitzen bleiben. Ihr braucht nur die Augen zu schließen. Schließlich gucken wir jetzt nach innen. Dabei ist es euch überlassen, inwieweit ihr die Fragen für euch beantwortet. Ihr könnt sie auch einfach nur auf euch wirken lassen, die Stille genießen oder euren eigenen Gedanken nachgehen.Frage 1: Was war mein schönstes Erlebnis im letzten Jahr?Frage 2: Womit verbringe ich meine Zeit?Frage 3: Was möchte ich in meinem Leben gerne ändern?
Stille (einige Min.)
V:Auf diese Fragen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Es ist aber gut, sich ab und an solche Fragen zu stellen. Jeder einzelne Tag ist es wert, betrachtet zu werden. Manche Menschen tun das vor Gott im Gebet, abends vor dem Schlafengehen. Andere nutzen den Gottesdienst am Sonntag, um Abstand zu gewinnen und ihr Leben zu reflektieren. Jeder kann hier seinen eigenen Stil finden. Lasst euch in jedem Fall die Chance zur Aussicht nicht entgehen!
Lied
»Go tell it on the mountain« (T/M: Spiritual)oder »Zeige uns den Weg« (T/M: Richard Strauß-König)
Fürbitten
V:Lasst uns beten und auf jede Bitte antworten mit dem Lied:»Herr, wir schauen in die Weite« (s. Liedanhang).
S1:Guter Gott, du hast Himmel und Erde geschaffen. Du hast Berge und Täler gesetzt, wie es dir gefällt. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen für die Schönheit der Natur. Lass uns erkennen, wie wunderbar du alles geordnet hast. Hilf uns, deine Schöpfung zu bewahren. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
S2:Guter Gott, du hast die Vögel unter dem Himmel geschaffen und die Fische im Meer. Du kennst jedes Lebewesen beim Namen. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen, in den Tieren deine Geschöpfe zu erkennen. Lass uns eintreten gegen Quälerei und Ausbeutung von Tieren. Hilf uns, sie zu schützen und für sie Sorge zu tragen. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
S3:Guter Gott, du hast den Menschen als dein Ebenbild geschaffen. Du hast ihn zum weisen Herrscher über deine Schöpfung bestimmt. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen, in unserem Nächsten dein Antlitz zu erkennen. Lass uns einander achten und in Frieden zusammenwohnen. Hilf uns, für das Wohl aller einzutreten und nach deinem Willen zu leben. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
S1:Guter Gott, du hast einen Plan für alle Menschen. Du hast auch einen Plan für jede und jeden von uns. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen für deine Wegweiser in unserem Leben. Lass uns erkennen, wo wir unseren statt deinen Willen tun. Hilf uns, immer wieder zu dir umzukehren. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
S2:Guter Gott, du bist in Jesus auf die Welt gekommen. Du hast den ersten Schritt auf uns zu gemacht. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen für deine Gegenwart. Lass uns Schritte wagen hin zu dir und zu unseren Mitmenschen. Hilf uns, uns jeden Tag neu auf den Weg zu machen. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
S3:Guter Gott, du bist die Quelle des Lebens. Du stärkst uns durch dein Wort. Wir bitten dich: Öffne uns die Augen für den Hunger in der Welt. Lass uns von dem weitergeben, was wir empfangen haben. Hilf uns, wo wir selber der Stärkung bedürfen. Gemeinsam singen wir zu dir.
A:»Herr, wir schauen in die Weite«
Vaterunser
V:Alles, was uns noch bewegt, fassen wir zusammen in dem Gebet, das Jesus uns gelehrt hat.
A:Vater unser …
Hinleitung zum Segen
V:Es ist gut, auf einen Berg zu steigen, den Überblick und die Aussicht zu genießen. Doch irgendwann geht es wieder hinunter. Das muss so sein. Von oben nehmen wir die Dinge in ihrem Zusammenhang wahr. Die Dinge erscheinen klein und überschaubar. Zu leben heißt aber auch: an den Dingen dran zu sein, sich dem Einzelnen zu widmen. Auf dem Berg haben wir uns orientiert, jetzt heißt es, die Orientierung zu nutzen. Die Pause auf dem Berg hat uns Kraft gegeben. Den Berg hinunterzugehen, wird uns leicht fallen.
S1, S2 und S3 packen die Gegenstände (Wanderkarte, a; Wanderschuh, b – wird ggf. wieder angezogen; Proviant, c) wieder ein und sagen dabei folgende Sätze:
S1:Die Karte (a) packe ich wieder ein. Vielleicht brauche ich sie noch beim Abstieg.
S2:Den Schuh (b) ziehe ich wieder an. Er gibt mir weiterhin festen Halt.
S3:Den Proviant (c) nehme ich zu mir. Er gibt mir Energie für den restlichen Weg.
Segen
V:Lasst uns aufbrechen unter dem Segen Gottes: Der Segen Gottes stärke uns auf unserer Lebensreise. Gott gebe uns Mutfür erste Schritte und weise uns den Weg. So segne und behüte uns Gott, der Allmächtige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
A:Amen.

Lied

»Herr, wir schauen in die Weite«

T + M: Dietmar Hallwaß

© Autor


Ich muss mal raus

Ein Waldspaziergang

von Alexander Kraus


Dieser meditative Spaziergang findet in einem Wald statt, dauert ca. zwei Stunden und ist gedacht für eine Gruppe von bis zu 20 TN. Er enthält fünf Stationen, u. a. eine Einheit, in der sich die TN über sich selbst und ihre Stärken Gedanken machen können. Phasen zum Reden wechseln sich mit Phasen des Schweigens ab. Die Gruppe geht von Station zu Station und begegnet dort verschiedenen Themen und Aufgaben.
Benötigte Materialien und Vorbereitung
a)Blätter mit der »Geschichte vom Baum« (s. Station 2) für alle TN
b)weiße (dickere) Blätter zum Malen, (Bunt-)Stifte, Eddings
c)Blätter mit Bibeltext (Jer 17,7–8) und Impulsfragen (s. Station 3) für alle TN
d)Blätter mit dem Text »Träumt nicht euer Leben« (s. Station 5)
Der Waldweg für den Spaziergang ist entsprechend vorzubereiten: Der Weg muss abgelaufen und geeignete Orte für die fünf Stationen (z.B. Ausgangspunkt: breiter Weg; 1. Station: Waldrand; 2. Station: besonders auffälliger/großer/schöner Baum; 3. Station: an einer Baumwurzel; 4. Station: auf einer Lichtung; 5. Station: Wegkreuzung außerhalb des Waldes/Ort mit Aussicht) müssen ausgesucht werden. Ggf. sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Zur Ausgestaltung der Stationen können transparente Kunststoffbecher und Teelichter oder Fackeln zum Einsatz kommen. Im Vorfeld ist es empfehlenswert, zu überlegen, an welchen Stellen gesprochen werden darf und wo nicht. Ist die Gruppe überhaupt gewohnt zu schweigen? Will man die Gruppe bewusst zum Schweigen führen? Oder gibt es einfach Phasen zum Schweigen und Phasen zum Reden, die man sich vorab überlegt?
Ausgangspunkt
Hinführung
V:Es gibt ein schönes Sprichwort: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das trifft dann in unserem Leben zu, wenn wir vor lauter Alltag nicht mehr den Sonntag sehen, wenn wir vor lauter Trubel die Ruhezeiten verpassen, wenn wir vor lauter Menschenmassen uns selbst nicht mehr spüren. Heute gehen wir in den Wald und wollen raus aus dem Alltag kommen, wollen uns eine ruhige Zeit gönnen, wollen zu uns selber finden.
Segen für den Weg
V:Egal an welchem Ort wir sind, egal ob wir mit vielen Menschen zusammen oder alleine unterwegs sind. Einen dürfen wir immer bei uns wissen: Gott. Und mit Gott wollen wir uns auch hier und jetzt auf den Weg machen. So beginnen wir diesen meditativen Spaziergang mit demjenigen, der uns Weg im Leben sein will, mit Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
A:Amen.
Lied
»Geh mit uns auf unserm Weg«(T: Norbert Weidinger; M: Ludger Edelkötter)
Die TN machen sich auf den Weg zur ersten Station.
Station 1: (Kein) Brett vorm Kopf – meine Umwelt sehen und wahrnehmen
Die TN kommen an der ersten Station an.
Aktion
V:Ein zweites Sprichwort, das wir alle kennen, ist: »Ein Brett vor dem Kopf haben«. Wenn wir ein Brett vor dem Kopf haben, dann sehen wir Dinge nicht, die eigentlich offensichtlich sind, oder wir verstehen gerade nur noch Bahnhof. An unserer ersten Station möchte ich euch eine Aufgabe geben. Ich bitte euch, ab diesem Punkt nun schweigend durch den Wald zu gehen. Schaut euch um, nehmt den Wald wahr, nehmt die Dinge links und rechts des Weges wahr, nehmt die Geräusche wahr, nehmt die Personen wahr, mit denen ihr unterwegs seid: Wer ist mit euch unterwegs?
Lied
»Wir machen uns auf den Weg« (T: Thomas Laubach; M: Thomas Quast)
Nach dem Lied gehen die TN schweigend zur zweiten Station. Auf dem Weg nehmen sie ihre Umwelt genau wahr.
Station 2: Mein Lebensbaum – ich und meine Lebensgeschichte
Die TN kommen an der zweiten Station an.
Schritt 1: »Geschichte vom Baum«
Die folgende »Geschichte vom Baum« wird vorgelesen und/oder alle TN erhalten sie auf einem Blatt (a) ausgeteilt.
S:»Der Baum.Als ich noch kleiner war, merkte ich nichts. Aber als ich dann heranwuchs und mich selbst betrachtete, fiel mir der Unterschied auf. Ich war klein, knorrig, ein wenig krumm und verwachsen und klammerte mich mit vielen Wurzeln an den Felsen. Die anderen Bäume, die ich sehen konnte, waren dagegen prächtig: machtvolle Buchen mit einer riesigen Krone, hohe schlanke Tannen und Bergahorn, der im Herbst herrlich gelb leuchtete. Ich stehe, müsst ihr wissen, an einer Felswand, auf einem schmalen Vorsprung, und habe meine Wurzeln in das bisschen Erde und in die Felsritzen gekrallt. Ich wollte immer groß und schön werden, meine Krone im Wind wiegen und meine Blätter vom Regen streicheln und von der Sonne trocknen lassen. Aber ich blieb ziemlich klein; der Wind fegte durch meine Äste, wenn er auf die Felswand zublies, die Sonne wärmte mich nur bis zum Mittag, bevor sie hinter der Felswand verschwand und nur die schönen Bäume im Tal und am gegenüberliegenden Berghang beschien. Warum musste ich gerade hier stehen? Aus dem bisschen Erde konnte ich nicht genug Kraft schöpfen, um heranzuwachsen und all meine Schönheit, die in mir steckte, zu entfalten. Ich war unzufrieden mit meinem Schicksal. Warum musste ich so sein und so werden? Eines Tages an einem schönen Vorfrühlingsmorgen, als die Erde vom Tal bis zu mir herauf duftete, die Singdrosseln ihr Lied begannen und mich die allerersten Sonnenstrahlen küssten, durchrieselte es mich warm und wohlig. Was für eine herrliche Aussicht! So weit wie ich konnte kaum ein anderer Baum ins Tal sehen. Die Felswand hinter mir beschützte mich vor der eisigen Kälte, die vom Gletscher herunterwehte. Von diesem Tag an begann ich nachzudenken und langsam wurde mir klar: Ich bin, so wie ich bin, etwas Besonderes. Meine Besonderheit ist mein krummer Stamm, sind meine knorrigen Wurzeln, meine kurzen, kräftigen Äste. Ich passe hier an meinen Platz und bin etwas wert. Ich muss nur die Augen aufmachen und mich richtig ansehen. Die anderen Bäume, die Tannen am Hang gegenüber und die Buchen im Tal haben ihre Schönheit und sind richtig an dem Platz. Aber auch ich habe meinen Platz und bin richtig auf meinem schmalen Felsvorsprung. Warum hat es nur so lange gedauert, bis ich das erkannt habe?«(Quelle unbekannt)
Schritt 2: Malaktion
Nun werden Blätter und Stifte (b) zum Malen eines Baumes ausgeteilt.
V:Bitte male jetzt (d)einen Baum, so wie du dir einen Baum vorstellst in deiner Fantasie. In einem zweiten Schritt bitte ich dich, die Teile des Baumes zu beschriften, indem du die Fragen beantwortest:– Wurzeln: Woher ziehe ich die Kraft für mein Leben und meine Arbeit oder Freizeit?– Stamm: Was hat mich und mein Leben entscheidend geprägt?– Früchte: Was habe ich erreicht, was ist mir gelungen? (Abschlüsse, Leistungen)– Blätter: Mit was kann ich mich präsentieren? (Erfahrungen, Stärken)– Blüten und Knospen: Was möchte ich noch entwickeln, neu entfalten, lernen? (mittelfristiges Lernen, Ziele)
Die TN malen und beschriften ihren Baum (ca. 20–30 Min.). Anschließend stellen sie in Kleingruppen (2–3 TN) ihre Zeichnungen vor.
Gebet
V:Lebensspendender Gott, wir haben eine Geschichte, die wir mit und in uns tragen. Wir durften Erfahrungen und Erlebnisse sammeln. Es durften Stärken und Erfolge wachsen. Unser Lebensbaum hat viele schöne Seiten.Schenke du uns die Kraft weiterzuwachsen, Lebensphasen mit wenig Wasser gut zu überwinden, neue Triebe, Blüten und Früchte entstehen zu lassen. Darum bitten wir durch Jesus, unseren Herrn.
A:Amen.
Lied
»Wohl dem, der Freude hat« (T/M: Gregor Linßen)
Die TN machen sich auf den Weg zur dritten Station.
Station 3: Verwurzelt sein in Gott – ein Wort aus der Bibel
Die TN kommen an der dritten Station an.
Schriftimpuls
Alle TN bekommen den Bibeltext Jer 17,7–8 (c) auf einem Blatt ausgeteilt. Auf demselben Blatt (c) finden sich die folgenden Fragen zur Reflexion:
– Habe ich Hoffnung auf den Herrn?– Welche Hoffnung setzt Gott in mich?– Wohin strecke in meine Wurzeln aus?– Wie tief sind meine Wurzeln in Gott vergraben?– Wie verhalte ich mich, wenn es im Leben heiß zugeht?– Über welche Dinge mache ich mir Gedanken? Mache ich mir unnötige Sorgen?– Welche Segnungen und welchen Segen habe ich im Leben empfangen dürfen?– Welchen Personen will ich ein Segen sein?
Die TN lesen den Bibeltext. Die Reflexionsfragen können erst alleine beantwortet werden. Anschließend können sich die TN in Partner- oder Kleingruppenarbeit darüber austauschen.
Gebet
V:Guter Gott, manchmal spüren wir, dass unsere Wurzeln tief im Boden versenkt sind, manchmal bleiben sie an der Oberfläche ausgestreckt. Aber immer dürfen wir gewiss sein: Dir verdankt unser Baum sein Leben. Nach dir dürfen wir unsere Wurzeln ausstrecken. Wir bitten dich: Lass unseren Lebensbaum tief in dir verwurzelt sein. Darum bitten wir durch Jesus, unseren Herrn.
A:Amen.
Lied
»Ihr sollt ein Segen sein« (T/M: Johannes Roth)
Die TN machen sich auf den Weg zur vierten Station.
Station 4: An die anderen denken – Wünsche und Gebete
Die TN kommen an der vierten Station an.
Aktion
V:An der ersten Station galt es noch, unsere Umwelt und die anderen genau wahrzunehmen. An den zwei vorangegangenen Stationen haben wir uns mit uns selbst beschäftigt. Vielleicht ist uns an den letzten Stationen vieles über uns klar geworden, vielleicht sind uns auch Situationen und Personen durch den Kopf gegangen, die uns nahe waren und sind.Ich lade euch jetzt ein, eure Wünsche, Hoffnungen, Gebete für euch, aber auch für andere aufzuschreiben. Dazu nehmt einfach ein Blatt, das am Boden liegt, oder ein Blatt, das ihr von einem Baum abpflückt, und schreibt in Form eines Stichwortes oder eines Satzes das auf, was euch bewegt, welcher Gedanke euch in den Sinn kommt.
Die TN sammeln und beschriften Blätter (mit Eddings; b). Dann stellen sich die TN im Kreis auf. Die beschrifteten Blätter werden in die Mitte gelegt.
Vaterunser
V:In der Mitte liegen nun all unsere Wünsche und Gebete. Ein Gebet hat uns Jesus mit auf den Weg gegeben. Ein Gebet, das uns in Gott verwurzelt. Ein Gebet, das uns auf den Wegen unseres Lebens begleiten soll.
A:Vater unser …
Lied
»Mein Gebet wächst wie ein Baum zum Himmel« (T/M: Alexander Bayer)
Die TN machen sich auf den Weg zur fünften Station.
Station 5: Weitergehen – träumt nicht euer Leben, sondern lebt euern Traum!
Die TN kommen an der fünften Station an.
Impuls
V:Zum Abschluss teile ich euch Blätter mit einem Text (eines Liedes) aus (d), der euch in den kommenden Tagen und Wochen begleiten soll.
Text»Träumt nicht euer Leben, sondern lebt euern Traum!Hört auf euer Herz und geht den Schritt nach vorn!Glaubt an das, was ihr könnt, und habt Vertraun!Träumt nicht euer Leben, sondern lebt euern Traum!Nehmt euch Zeit zum Leben. Gestern ist nichts als ein Traum. Und weil das, was bisher entstanden, Grundstein für Morgen ist, könnt ihr darauf bauen.Nehmt euch Zeit zum Lieben. Hier und jetzt ist euer Weg. Auch wenn ihr glaubt, ihr seid alleine, Freunde helfen euch beim Glücklichsein.Nehmt euch Zeit zum Träumen. Morgen ist eine Vision. Und liegen Steine auf euren Wegen, ihr habt die Kraft, um sie aufzuheben.Träumt nicht euer Leben, sondern lebt euern Traum!Hört auf euer Herz und geht den Schritt nach vorn!Glaubt an das, was ihr könnt, und habt Vertraun!Träumt nicht euer Leben, sondern lebt euern Traum!«(Elke Josua, Barbara Sperber, Florian Donaubauer)
Segen zum Weitergehen
V:Ewiger Gott, lass uns achtsam sein für dich, für uns, für andere. Lass uns wachsen im Leben und im Glauben. Schütze unsere Lebensbäume. Behüte uns in den Herausforderungen unserer Zeit, im Dickicht des Lebens. Lass uns wachsen in dir. Lass uns in unserer Mitte deine Nähe spüren. Das gewähre uns der liebende und treue Weggefährte, Gott in und mit uns, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
A:Amen.
Schlusslied
»Du führst uns hinaus ins Weite« (T: Johannes Keßler; M: Daniel Schmidt)

Panta rei – alles fließt

Eine Wortgottesfeier an einem Bach zur Erneuerung der Taufe

von Christian Beck


Ohne Wasser ist Leben undenkbar – und zwar im Großen wie im Kleinen. Unser Makrokosmos, die Erde, ist der blaue Planet: Drei Viertel sind von Wasser bedeckt. Unser Mikrokosmos, der menschliche Körper, besteht zu drei Vierteln aus Wasser, das in den Zellen gebunden ist. Wasser um uns und Wasser in uns. Durch die Taufe hat das Wasser in seiner Doppelbedeutung für die christliche Kirche Bedeutung erlangt: Wasser als Zeichen des Todes (ertrinken, ertränkt/ersäuft werden, Tsunami, untergehen) und als Zeichen des Lebens (Wasser als unentbehrliche Lebensgrundlage). Deshalb ist es gut, sich in der Liturgie immer wieder daran zu erinnern.Die folgende Wortgottesfeier kann an einem Bach, Fluss oder See stattfinden, aber auch in der Kirche. Wegen des meditativen Charakters des Gottesdienstes und auch um die Handhabung eines Liedblatts im Freien zu ersparen, werden ausschließlich eingängige Taizé-Lieder gesungen. Ein Vorsänger singt sie vor, die Gemeinde wiederholt sie. Alternativ sind auch noch andere Gesänge angegeben.
Benötigte Materialien und Vorbereitung
[a)wenn der Gottesdienst in der Kirche stattfindet: gefüllter Wassereimer am Kircheneingang]
b)Tischchen oder Hocker, darauf eine große Schale für Wasser
c)Glaskrug
d)kleine Reagenzgläser mit passenden Korken für alle TN (lassen sich leicht im Internet finden und bestellen)
e)Osterkerze
Eingangslied
»In dunkler Nacht« (Taizé; M: Jacques Berthier)
Der liturgische Dienst zieht ein. Dabei wird ein Glaskrug (c) mit Wasser mitgetragen und nach dem Eingangslied gut sicht- und hörbar in die bereitstehende Schale (b) gegossen.
Liturgische Eröffnung und Einführung
V:Wir wollen beginnen im Namen unseres Gottes, der das Wasser erschaffen hat als Grundlage alles Lebendigen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
A:Amen.
V:(schöpft mit seiner Hand Wasser aus der Schale, b): Was wären wir ohne diesen für uns ganz selbstverständlichen, unspektakulären Grundstoff? Was wären wir ohne Wasser? – Wir wären gar nichts ohne Wasser! Denn alles Existierende wäre undenkbar. Unser Makrokosmos, der Planet Erde, besteht zum größeren Teil aus Wasser. Deshalb ist unsere Erde aus dem Weltall betrachtet der blaue Planet. Bislang haben Astronomen keinen vergleichbaren Planeten gefunden, auf dem Wasser im flüssigen Zustand vorhanden ist und deshalb Leben ermöglicht. Unser Mikrokosmos, der eigene menschliche Körper, besteht zu drei Vierteln aus Wasser, das in den Zellen gebunden ist. Wir könnten also sagen: Wir sind Wasser! War es vielleicht deshalb, warum das Wasser seit Anbeginn des Christentums als Wasser der Taufe eine so besondere Rolle bekommen hat? Wir wollen uns in dieser Feier (hier am Bach) auf eine Spurensuche machen. »Panta rei – alles fließt«, sagte der griechische Philosoph Heraklit, um zu beschreiben, dass unser Leben stets in Bewegung und wandelbar ist. Lassen wir uns in dieser Feier von Gott verwandeln.
Kyrie
S1(schöpft mit seiner Hand Wasser aus der Schale, b): Wasser brauchen wir jeden Tag in verschiedener Form: als Getränk, zum Kochen, Waschen, auf der Toilette. Ein köstliches Nass, das uns erfrischt und allen Schmutz mit sich nimmt.
A:»Kyrie 1« (Taizé; M: Jacques Berthier)
S2(schöpft mit seiner Hand Wasser aus der Schale, b): Wasser bedroht als Überschwemmung oder Tsunami das Leben von Mensch und Tier, zerstört ganze Landstriche, liefert uns aber auch Energie. Wasser hat gewaltige Macht.
A:»Kyrie 1« (Taizé; M: Jacques Berthier)
S3(schöpft mit seiner Hand Wasser aus der Schale, b): Wasser ist Überfluss und Mangel. Manche Regionen unseres Planeten werden zur Wüste, weil Wasser mangelt. Andere Regionen werden überschwemmt, weil Flüsse und Land das Wasser nicht mehr aufnehmen können. Wasser im Überfluss und Wassermangel.
A:»Kyrie 1« (Taizé; M: Jacques Berthier)
Tagesgebet
V:Herr, unser Gott, du hast das Wasser in seiner ganzen Ambivalenz, in seiner ganzen Doppeldeutigkeit geschaffen. Du schenkst uns Wasser, das wir zum Leben so nötig brauchen wie die Luft zum Atmen. Wir erleben aber auch die gewaltigen Fluten des Wassers mit ihrer Zerstörungskraft. Du schenkst uns Freude durch die erfrischende und belebende Energie des Wassers: Wir trinken es, baden darin, nutzen es als Transportweg; es reinigt uns und die Dinge, die wir zum Leben brauchen. Wir erleben aber auch das Zuwenig an Wasser, wenn Menschen verdursten müssen; und wir erleben das Zuviel an Wasser, wenn Menschen ertrinken. Du hast uns das Wasser der Taufe gegeben, in dem der alte Mensch ertränkt wird und aus dem der neue Mensch sich erhebt. Dafür loben wir dich durch Christus, unseren Herrn.
A:Amen.
Lesung: 1 Joh 5,6–8
L:Jesus Christus kam zu uns mit dem Wasser seiner Taufe und mit dem Blut seines Todes. Er kam nicht allein mit dem Wasser, sondern mit Wasser und mit Blut. Der Geist bezeugt dies und der Geist sagt die Wahrheit. Es gibt also drei Zeugen: den Geist, das Wasser und das Blut. Die Aussagen dieser drei Zeugen stimmen überein.
Antwortgesang
»Meine Hoffnung« (Taizé; M: Jacques Berthier)
kurze Stille
Halleluja
»Alleluja 7« (Taizé; M: Jacques Berthier)(mit dem Vers: »Ich taufe euch mit Wasser – er wird euch mit Feuer taufen«)
Evangelium: Mt 3,1–2.11
V:In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. […] Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Symbolische Reise
(evtl. erklingt im Hintergrund leise meditative Musik)
Person 1 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Stelle dir eine Waldlichtung vor, umgeben von Bäumen. Weiches Gras – Blumen – Sonnenschein. In der Mitte eine kleine sprudelnde Quelle. Glasklares kaltes Wasser an einem heißen Sommertag. Nach einer langen Wanderung darfst du ausruhen auf dieser Lichtung und das kühlende Wasser genießen. Es löscht deinen Durst, es kühlt dein Gesicht. Ein Genuss – ein Geschenk.
Person 2 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Der Quelle, an der du lagerst, entspringt ein Rinnsal, das sich seinen Weg sucht durch das Gras der Wiese. Du hörst das leise Plätschern und Gurgeln. Du siehst, wie das Wasser des Rinnsals das Gras saftig macht. Kleine Insekten schwirren über dem Wasser. Ein Ort zum Träumen – ein Ort zum Wohlfühlen.
Person 3 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Du folgst dem gewundenen Rinnsal durch Wald und Wiese. Andere kleine Wasserläufe münden darin: ein kleiner Bach entsteht. Über Stock und Stein, durch unwegsames Gelände gräbt sich der Bach sein Bett. Tiere laben ihren Durst an seinem Wasser. Fische siehst du munter darin schwimmen. Hier ein kleiner Wasserwirbel, dort ein kleiner Wasserfall. Es rauscht und gluckst, es zischt und schäumt. Du spürst: Hier ist Leben.
Person 4 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Dem Bach, dem du seit seiner Quelle folgst, haben sich andere Bäche hinzugesellt und sich zu einem Fluss vereint. Du staunst, was aus der kleinen Quelle geworden ist. Du betrachtest die Menschen, die sich am Fluss befinden: Hier angelt ein alter Mann, dort tollt eine Schar Kinder im Fluss, ein Liebespärchen rudert im Boot über den Fluss. Der Fluss ist ein Ort des Lebendigen. Menschen treffen sich hier. Menschen genießen die Gegenwart des Wassers.
Person 5 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Immer weiter bist du dem Fluss gefolgt; immer breiter und größer ist er zum Strom geworden. Kaum kannst du das andere Ufer erblicken. Du betrachtest bewundernd die kleinen und großen Schiffe, die den Strom befahren. Sie bringen vieles, was wir zum Leben brauchen, von einem Ort zum anderen. Gewaltige Lastkähne ziehen gemächlich an dir vorbei. Daneben saust ein schnelles Motorboot über die Wellen. Das Wasser des Stroms schafft für den Menschen Wege: Wasserstraßen. Diese Straßen aus Flüssigem verbinden Menschen miteinander, die weit entfernt voneinander wohnen.
Person 6 geht mit dem Glaskrug (c) langsam zum Bach (bzw. zum Wassereimer am Eingang, a), schöpft dort Wasser, kommt damit langsam nach vorne und gießt das Wasser gut sichtbar in die Schale (b); währenddessen spricht S.
S:Du bist angekommen: Quelle, Rinnsal, Bach, Fluss und Strom münden in die unendlich scheinende Weite des Meeres. Dein Auge kann das Ende des Meeres nicht erfassen. Die Fluten, die großen und kleinen Wellen. Stumm stehst du vor der Größe und Weite des Meeres.
kurze Pause
S:Vom heiligen Augustinus wird erzählt, dass er wie du auch einmal am Meer spazieren ging – damals, als er an seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit Gottes arbeitete. Bei diesem Spaziergang beobachtete er ein kleines Kind, das ein Loch in den Sand gegraben hatte und nun mit einer Muschel in der Hand immer wieder zum Wasser lief, Wasser schöpfte, zurück zum Loch rannte und das Wasser in das Loch schüttete. Dann lief es wieder zum Wasser, schöpfte, rannte zu seinem gegrabenen Loch und immer so weiter. Einige Zeit schaute Augustinus dem Treiben des Kindes zu, bis er nicht mehr anders konnte, als zu fragen: »Was machst du denn da?« Und das Kind antwortete ihm: »Ich schöpfe das Wasser des Meeres in dieses Loch!« Augustinus schüttelte den Kopf und sagte: »Du kleiner Dummkopf, das ist doch ganz und gar unmöglich. Du kannst doch das große, unendlich weite Meer nicht in dieses kleine Loch füllen!« Darauf schaute das Kind Augustinus mit seinen großen Kinderaugen an und erwiderte: »Du lachst über mich? Und dabei bildest du selbst dir ein, die unendliche Größe des dreifaltigen Gottes mit deinem kleinen Kopf ergründen zu können.« Gott hatte Augustinus eine Lektion erteilt, die er nicht mehr vergessen würde. Gott ist immer der Größere: größer als wir ihn uns überhaupt denken und vorstellen können; größer auch als unsere irdische Vorstellung von Gerechtigkeit und Liebe. Im unscheinbaren Zeichen der Taufe, bei dem ein wenig Wasser über den Kopf des Kindes gegossen wird, werden wir an die unendliche Größe Gottes erinnert. Die paar Tropfen des Taufwassers sind nicht mehr und nicht weniger als die Quelle, an der deine Reise am Wasser begonnen hat und die enden wird im Angesicht der unendlichen Weite des Meeres, wenn du einst kommst in Gottes himmlisches Reich. Es ist gut und tut gut zu wissen, dass Gott größer ist als alle unsere Gedanken. Aber du bist ein Gedanke Gottes. Und das ist es, was für dich zählt.
Tauferneuerung
Die brennende Osterkerze (e) wird geholt und mitten hinein in die Wasserschale (b) gestellt.
V:Johannes hat die Menschen mit Wasser der Umkehr getauft. Und er hat angekündigt, dass einer kommt, der mit Heiligem Geist und Feuer taufen wird. Wasser und Feuer sind nun hier vereint als Symbole von Ostern. Taufe und Auferstehung sind eins. So wie wir bei der Taufe zu irdischen Menschen geboren wurden, so werden wir bei der Auferstehung zu himmlischen Menschen geboren werden.Ich lade euch ein, nach vorne zu kommen, an die eigene Taufe zu denken und euch mit dem Wasser zu bekreuzigen. Anschließend darf sich jeder ein kleines Reagenzglas (d) mit Taufwasser für zu Hause abfüllen. So nehmen wir etwas von dem mit, was uns alle miteinander und mit Gott verbindet: das Wasser, das wir alle mit unseren Händen berühren.
Während der Tauferneuerung kann leise Musik erklingen oder »Nada te turbe« (Taizé; M: Jacques Berthier) oder »Christus, dein Geist« (Taizé) gesungen werden.
Friedensgruß
V:Als getaufte österliche Menschen verbindet uns das Wasser, das wir nun in Händen halten. Es ist ein Zeichen des Friedens, den wir nun einander wünschen wollen. Als Zeichen dafür tauschen wir mit unserem Nachbarn unser Reagenzglas mit Wasser.
Lobpreis und Bitte
Lobpreis C. »Lobpreis und Dank für Schöpfung und Neuschöpfung«, aus: Wort-Gottes-Feier, Werkbuch für die Sonn- und Festtage, Deutsches Liturgisches Institut, Trier 2004, S. 174–177. Als Akklamation: »Laudate Dominum« (Taizé; M: Jacques Berthier).
Hymnus
»Bless the Lord, my soul« (Taizé; M: Jacques Berthier)oder »Singt dem Herrn« (Taizé; M: Jacques Berthier)oder »Lob« (siehe Liedanhang)
Fürbitten
V:Gott, den Vater, der uns Wasser zum Leben schenkt, dürfen wir nun bitten:
S1:Lass uns sein wie Wasser, das sich in den Flüssen bewegt, durch Wald und Felder fließt, um überall Leben zu bringen.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
S2:Lass uns sein wie Wasser, das jeden Schmutz abwäscht und jedem Menschen neue Hoffnung gibt.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
S3:Lass uns sein wie Wasser, das die vielen Boote trägt mit Menschen und ihren Lasten, um ihre Fahrt durch das Leben zu erleichtern.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
S4:Lass uns sein wie Wasser, das unsere Familien zusammenführt, die Herzen der Menschen vereinigt, damit wir gemeinsam Freud und Leid teilen.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
S5:Lass uns sein wie Wasser, das der Richtung folgt, die Gott uns weist, um in der Welt den Auftrag zu erfüllen, den Menschen zu helfen, mehr Mensch zu sein.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
S6:Lass uns sein wie Wasser, das in Verbindung zu allen Meeren steht und uns lehrt, alle Menschen anzunehmen als Geschwister und Kinder desselben Vaters.
A:Wir bitten dich, erhöre uns.
Vaterunser
V:Lasst uns zum Gott und Vater des Wassers beten.
A:Vater unser …
Danklied
»Gott aller Liebe« (Taizé; M: Jacques Berthier)
Einladung
V:Unser Gottesdienst hat sich ums Wasser gedreht – und trotzdem sind wir hoffentlich nicht baden gegangen. Wir haben uns mit dem Wasser bekreu zigt, das zuvor geschöpft wurde, als wir uns auf die gedankliche Reise von der Quelle zum Meer gemacht haben. Wir haben selbst Wasser geschöpft, das wir mit nach Hause nehmen, um auch dort an unsere Taufe erinnert zu werden. Und noch ein letztes Mal wollen wir uns alle mit dem Wasser in Berührung bringen. Viele von uns sind gewohnt, beim Betreten und Verlassen einer Kirche Weihwasser zu nehmen. Ein schönes Zeichen, das uns zu Beginn und Ende des Gottesdienstes an unsere Taufe erinnert. Unsere Wasserschale (b), die erst gefüllt wurde und deren Inhalt sich nun zum Teil in unseren Händen befindet, wandert nun nach hinten und wir dürfen am Ende des Gottesdienstes (bzw. beim Verlassen der Kirche) unseren Daumen hineintauchen und einem anderen, der gerade neben uns steht, ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen. So segnen wir einander mit dem Wasser des Lebens.
Die Wasserschale (b) wird nach hinten bzw. zum Kirchenausgang getragen und dort von zwei Personen gehalten, sodass alle am Ende einander wie beschrieben segnen können.
Segen
V:Gott segne euch, wie er euch durch das Wasser der Taufe gesegnet hat mit seinem Geist. Er durchdringe euch so, wie das Wasser des Regens das ganze Erdreich durchdringt. Der Heilige Geist reinige euch wie das Wasser alles Schmutzige von euch abwäscht. Der Heilige Geist belebe euch wie ein kühler Trank. Seid gesegnet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
A:Amen.
Schlusslied
»Gott ist nur Liebe« (Taizé; M: Jacques Berthier)oder »Bleib mit deiner Gnade« (Taizé; M: Jacques Berthier)oder »Wie ein Baum« (siehe Liedanhang)

Lied »Lob«

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107 стр. 12 иллюстраций
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9783784042435
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