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Michaela Hössinger

Seelenecho

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Impressum neobooks

Prolog

Die zehnjährige Verena kam lachend ins Zimmer gestürmt, drückte­ ihren Eltern und ihrer Großmutter einen schmatzenden Kuss auf die Wange und winkte fröhlich in die Ecke.

„Verena, was machst du da“, fragte ihr Vater streng.

„Ich grüß den Grafen Bergenwald“, erwiderte diese verständnislos.

„Verena,­ da ist nichts und niemand. Würdest du also damit aufhören.“ Ihr Vater legte einen strengen Unterton in seine Stimme.

„Aber Papa. Da steht er doch, mit seinem Hund. Warum siehst du ihn nicht?“

„Verena! Nur weil wir in einen alten Gutshof leben, heißt das nicht, dass hier Gespenster leben. Und überhaupt, so etwas gibt es nicht. Folge dessen kann sich in diesem Zimmer nicht der Graf Bergenwald befinden, denn er starb bereits vor einhundertfünfzig Jahren. Er ist tot, Verena.“ Seine Stimme war immer bestimmter geworden und er bedachte seine Tochter mit jenem Blick bei dem sich seine Rekruten bereits zu winden begannen.

„Herbert, nur weil du nicht in der Lage bist deinen Blick zu erweitern, bedeutet nicht, das Verena Dinge sieht, die es nicht gibt“, rügte Verenas Großmutter.

„Mutter, ich bitte dich. Verschone mich mit deinem Hokuspokus. Verena ist kein kleines Kind mehr und sie muss endlich lernen Traumwelt von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Nur weil du in diesem Punkt nie erwachsen geworden bist, kannst du diese Hirngespinste nicht auch noch unterstützen und ich verbiete dir ein für alle mal Verena noch mehr Flausen in den Kopf zu setzen.“

„Aber Papa, Oma ..“

„Schluss jetzt. Es gibt keine Geister. Nicht hier und auch nicht wo anders!“, unterbrach sie ihr Vater streng.

Verena senkte unter dem bohrenden Blick ihres Vaters betreten den Kopf. Er wollte ihr einfach nicht glauben und nur mit Mühe konnte sie einen Schluchzer unterdrücken. Ihre Großmutter hingegen ließ sich nicht von ihren Sohn einschüchtern. Ärgerlich und keineswegs einsichtig erwiderte sie seinen Blick.

Letztendlich fixierte er noch Martha, seine Frau, die hob jedoch nur unschlüssig die Schultern. Sie wusste einfach nicht, woran sie glauben sollte. Sie glaubte Verena, doch ihr Mann war in diesen Belang unnachgiebig. Verena schien sich zumindest nicht vor Erscheinungen zu fürchten, sie fand es „normal“. Sie wusste, dass ihre Schwiegermutter nie einen Hehl daraus gemacht hatte, mit der Geisterwelt in „Verbindung“ zu stehen. Doch Martha hielt es nicht für ratsam sich zwischen die Fronten zu stellen, denn eines hatten ihre Schwiegermutter und ihr Mann gemeinsam – einen unglaublich sturen Kopf.

Kapitel 1

Leichte Nebelschwaden stiegen dunstartig aus dem feuchten Boden hoch und schienen anzukündigen, worauf Verena schon seit Stunden wartete. Fröstelnd zog sie sich ihre Jacke enger um den Körper als sie der auffrischende Wind anhauchte. Gespannt und abwartend wechselte ihr Blick von der Nadel ihres hochempfindsamen elektronischen Messgerätes zu dem Dunkel zwischen den Bäumen.

Es war bereits empfindsam kalt für eine Septembernacht und ihre Knie waren schon ganz steif von der ungewohnten Haltung. Doch Hartnäckigkeit war eine ihrer Spezialeigenschaften.

Mitternacht war bereits lange vorbei und obwohl die meisten Leute ihre Arbeit belächelten und sich hinter ihren Rücken ihre Späße machten, war Verena zuversichtlich, dass die meisten von ihnen nicht den Schneid hatten, alleine an den Orten zu nachtsschlafender Zeit zu verharren, wie sie es tat.

Inzwischen störte sie der Beiname Geisterjäger nicht mehr sonderlich, obwohl er ihre Arbeit total fälschlich darstellte. Sie erforschte das Phänomen der Geistererscheinungen, dokumentierte, sammelte Fakten, Berichte, suchte nach Augenzeugen und letztendlich suchte sie die Begegnung mit der Erscheinung selbst. Von je her waren diese Begegnungen ein Teil ihres Lebens gewesen.

Allgemein konnten die Leute ihre Begeisterung nicht teilen. Denn meisten bescherte das Thema wohl eher schlaflose Nächte, Verena akzeptierte es, doch ihr selbst erging es meistens nicht so. Die Leute wollten nur an Dinge glauben, die sie sehen konnten, da sie nicht sehen konnten, konnten sie auch nicht glauben. Zumindest in der offiziellen Version.

Verena zog tief die klare Luft ein um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken und beobachtete erneut die Umgebung.

In kaum merklichen Wellen begann sich die Nadel ihres Gerätes zu bewegen und zeichneten die Schwingungen auf das Papier. Der Energiefluss war aber nur schwach und nahm auch nicht merklich zu. Es war wie in den vorangegangen zwei Nächten und aufmerksam beobachtete Verena die Lichtung mit der Kapelle, die ruhig und dunkel da lag. Sie konnte auch mit erhöhter Aufmerksamkeit keine Veränderung bemerken und nun entschloss sie ihre Taktik zu ändern, sie wollte nicht noch eine Nacht ereignislos verstreichen lassen.

Spontan packte Verena ihren Rucksack und bewegte sich vorsichtig auf die Bäume zu und die Nadel ihres Messgerätes begann stärker auszuschlagen. Verenas Herzschlag beschleunigte sich als die Energien fühlbar zunahmen, doch auch ihre geschulten Sinne konnten nichts Ungewöhnliches wahrnehmen.

Langsam formierte sich in ihren Hinterkopf, dass irgendetwas hier gar nicht zusammen passte. Die Schwingungen wurden immer stärker, schienen aus verschiedenen Quellen zu kommen und ohne Vorwarnung überrollte Verena eine Welle der Angst und ­Beklemmtheit. Die Nadel sprang bereits unkontrolliert über das Papier als stünde sie mitten in einem Epizentrum eines Erdbebens.

Sie fühlte ihren Puls durch den Körper rasen und das Blut rauschte in ihren Ohren. Die Energie war fast greifbar, alarmiert stellten sich ihre Härchen auf und mit untrüglicher Gewissheit fühlte Verena, dass sie nicht mehr alleine war. Langsam und vorsichtig begann sie sich zu drehen und sah keine fünf Meter von ihr entfernt eine Frau stehen, ihre Haare hingen nass herunter, ebenso wie ihre Kleidung. Ihre Augen starrten regungslos gerade aus, sahen durch sie hindurch. Mehr aus den Augenwinkeln nahm sie weitere Bewegungen wahr, die blitzartig auftauchten, aber nicht beständig blieben und als ein schriller Schrei ertönte, fuhr Verena ruckartig herum. Die Luft vibrierte und das Wort Gefahr hallte in ihren Ohren und übertönte selbst das laute Pochen ihres Blutes.

Verena stand alleine zwischen den Bäumen, die Gestalt der Frau war verschwunden als hätte sie soeben nur davon geträumt. Nur die Rolle Papier, die von ihrem Gerät herabhing, war der einzige Beweis dafür.

Der Energiefluss ebbte merklich ab und die Nadel kam wieder zu Ruhe, nur der Rest von Energie hielt sie weiterhin in einem ­ruhigen Rhythmus. Verena atmete tief durch und die negative Emotionswelle verflüchtigte sich.

Sie strich sich noch leicht zitternd die Haare aus dem Gesicht, die Nacht war noch nicht zu Ende. Mit neuer Entschlossenheit trat sie zwischen die Bäume und folgte einfach ihren Instinkt. Dieser Ort war mit Schwingungen überhäuft und sie waren überwiegend negativ, hier musst etwas Furchtbares passiert sein.

Allmählich begann ihre Nadel wieder an Leben zu gewinnen und auch das Gefühl der Beklemmung nahm wieder zu. Mit einem Mal war sich Verena nicht mehr allzu sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, völlig unvorbereitet weiter zu gehen. Erneut begann die Nadel auf ihren Gerät verrückt zu spielen und die Schwingungen stürmten massiv auf ihren Körper ein. Die Luft wurde ihr eng, so als ob jemand gegen ihre Kehle drückte und schwer zog sie die kühle Nachtluft in ihre Lungen.

Unkontrollierbare Panik überrollte sie und ohne weiter darüber nach zu denken, ließ sie ihr Gerät fallen und machte kehrt. Sie lief, sie lief um ihr Leben, fühlte wie ihr jemand folgte. Die Äste peitschten ihr ins Gesicht und keuchend versuchte sie den Waldrand zu erreichen. Erneut tauchte vor ihren Augen die Frau auf und unfähig klar zu denken schlug sie einen Hacken und setzte mit einem Satz zwischen den Bäumen hervor.

Schwer atmend blieb sie stehen, die Panik, die Beklemmung war mit einem Schlag verschwunden. Und auch sonst war nichts mehr Ungewöhnliches zu sehen oder zu fühlen, nur ihr rasendes Herz, das dröhnend in ihren Ohren schlug.

Keuchend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Hier war etwas Schreckliches passiert und diese Geschehnisse waren noch nicht alt. Sie hatte die weiße Frau sehen wollen, die hier seit Jahrhunderten immer wieder auftauchte, aber auf das war sie nicht vorbereitet gewesen. Obwohl sie eigentlich nicht überrascht sein sollte. Sie hatte von Anfang an den Eindruck gehabt, dass die Leute, mit denen sie gesprochen hatte, ihr etwas verschwiegen.

Verena blickte zurück zwischen die Bäume, alles schien wieder ruhig, doch für den Moment hatte sogar sie genug. Es war vernünftiger, am Tag hierher zurück zu kehren.

Kapitel 2

Drei Stunden später reckte sich Verena müde, sie brauchte dringend einen Kaffee. Die zwei Stunden Schlaf hatten nicht wirklich zur Erholung beigetragen. Die Sonne schickte ihre Strahlen durch das Fenster und seufzend schlug sie die Decke zurück. Noch immer trug sie die Sachen der letzten Nacht und die Gedanken an ihr Erlebnis ließ sie noch leicht schaudern.

Seit ihrer Kindheit war sie ständig mit der Anderswelt in ­Verbindung gewesen. Doch das zurückliegende Erlebnis war vollkommen neu.

Entschlossen schüttelte sie ihre Gedanken ab und ver­suchte den Rest mit einer Dusche abzuspülen. Sie fühlte sich auch gleich erheblich besser und mit noch feuchten Haaren schlug sie die Tür hinter sich zu und pfiff nach Kaspar, ihrem Labradorrüden.

Überschwänglich umtanzte er seine Herrin und lief bellend vor ihr her. Es war gerade einmal sechs Uhr vorbei und nur wenig Leben war in diesen kleinen Ort in der Nähe der Stadt um diese Zeit zu bemerken.

Verena genoss die Stille, die Ruhe. Es war einer der Zeitpunkte am Tag, an dem die Welt noch im Gleichgewicht schien.

Emilias Café rückte langsam in ihr Blickfeld und auch Kaspar zog schnüffelnd in seine Richtung. Der Duft von frischem Brot und Kaffee schlug ihr entgegen, als sie die Tür öffnete und genussvoll zog Verena das Aroma in sich auf. Das Lokal gehörte Emilia, die auch täglich die köstlichsten Mehlspeisen aus dem Hut zauberte. Sie strahlte eine Mischung aus Mutter und guter Freundin aus und genauso fühlte sich Verena in ihrem Café, immer willkommen, so wie es zu Hause sein sollte.

Doch an diesem Tag saß bereits ein Mann an ihrer Theke und obwohl es sich Verena nicht offen eingestanden hätte, es störte sie. Doch an ihrem „Guten Morgen“ war nichts auszusetzen und Emilia winkte ihr gut gelaunt hinter der Theke zu. „Mein Gott, Mädchen, wie sehen sie denn aus. Sie haben wohl wieder die ganze Nacht gearbeitet“, tadelte sie mit erhobenen Finger.

„Ja, so ungefähr. War eine aufregende Nacht.“

„Heute habe ich wieder die Nusskipferl gebacken, die ihnen so gut geschmeckt haben. Ich darf doch eines zu ihrem üblichen Frühstück dazu legen.“

„Natürlich, Emilia. Doch nur, wenn sie endlich Verena zu mir sagen.“

„Ahh, ich weiß nicht so recht, ob das klug ist Emilia. Schließlich geht die liebe Frau Ritter einer sehr außergewöhnlichen Beschäftigung nach. Möglicherweise ist es nicht von Vorteil sich zu nahe zu kommen.“ Emilias Mann Tim war aus der Küche aufgetaucht und drückte seiner Frau einen zärtlichen Kuss auf die Wange.

Der Mann an der Theke betrachtete Verena inzwischen intensiv mit seinen grünen Augen. „Ich werde neugierig. Sie scheinen eine interessante Frau zu sein, Frau Verena Ritter.“ Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang, war im Gesamtbild eine wirklich angenehme Erscheinung, aber etwas an seiner Aura war gestört. Verena war im ersten Moment irritiert.

„Nun, dann sollten sie ihre Neugier bezähmen oder sind sie etwa bei der Kripo?“, konterte Verena sarkastisch, zugegeben mit einem Anflug von Belustigung.

„Ich hab es dir doch gesagt Tim, unsere Frau Ritter sieht Dinge, die andere nicht er­kennen. Ganz recht, unser Georg ist ein Polizist und eines können sie mir glauben, bei ihm sind sie gut aufgehoben.“ Emilia unterstrich ihre Worte mit einem breiten Lächeln, denn sie sah gerade das perfekte Paar vor sich. Sie konnte es nicht verhindern, doch sie war eine hoffnungslose Romantikerin und Georg hatte es sich nun doch wirklich verdient wieder Glück zu finden. Schließlich war diese furchtbare Tragödie seit drei Jahren vorbei.

„Wie schön, dann werde ich einmal frühstücken, dass können sie ja dann in ihrem Tagesprotokoll festhalten, Herr Inspektor.“ Doch wenn Verena dachte sich somit ihren Frieden gesichert zu haben, hatte sie sich geirrt. Emilia schien ihre neue Idee fabelhaft zu finden und dachte nicht daran, etwas den Zufall zu überlassen. Schließlich musste man ja hin und wieder einmal dem Schicksal unter die Arme greifen.

„Ihr Tisch in der Ecke ist bereits gedeckt und zufälligerweise ist es auch der Stammtisch von unseren Georg und Gewohnheiten soll man nicht ändern und es ist genug Platz für zwei. Und ihr beide werdet euch fabelhaft unterhalten.“

„Tatsächlich.“ Verena stöhnte innerlich auf, Emilia hatte mehr Eigenschaften einer Mutter an sich als sie gedacht hatte. Soeben wollte sie ihr eine gute Partie schmackhaft machen. Verena versuchte es noch mit einem flehenden Seitenblick auf Tim, doch der zuckte nur grinsend mit den Schultern. Er würde sich hüten, seiner Frau drein zu reden, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Und zu guter Letzt beging auch noch Kaspar Verrat. Es fehlte nicht mehr viel und er würde auf Georgs Schoß sitzen. Und Georg? Nun, er schien sich zumindest verdeckt über Emilias Kupplungsversuche zu amüsieren.

„Stell dir vor Georg, Frau Ritter jagt Geister. Ist das nicht furchtbar aufregend? Und irgendwie ist es doch ganz ähnlich mit der Polizeiarbeit. Sie sammelt Fakten, sucht Tatorte auf, sucht nach Beweisen und wie es aussieht, arbeitet sie auch zuviel. Kindchen, sie haben ganz rote Augen.“

Verena gab es auf, die Frau mit dezenten Hinweisen zu bremsen, sie war bereits in Vollfahrt und nicht mehr zu stoppen, also begab sie sich gezwungenermaßen in ihr Schicksal.

Also setzten sich Georg und Verena an den gedeckten Tisch und Emilia schenkte ihnen sogleich Kaffee ein und sie konnte es nicht lassen, sie entzündete auch noch die rosa Kerze am Tisch und zog sich dann mit einem Lächeln zu Verena und einen auffordernden Schulterklopfen an Georg in ihre Küche zurück.

„Es tut mir leid, wenn Emilia zu bestimmt ihren Willen vertritt. Ich komme hierher seit ich ein kleiner Junge bin. Tja, was soll ich sagen, sie ist wie meine zweite Mutter. Wenn sie nicht gestört werden möchten, setze ich mich einfach an einem anderen Tisch.“

„Sehr galant, Herr Inspektor. Doch das würde ihnen wohl so passen, dass ich bei Emilia bei meiner Beliebtheitsskala einbüße. Sie ist glatt dazu fähig, mir für längere Zeit die herrlichen Nusskipferl vorzuenthalten. Ja, ich denke, für solche Erpressungen wäre sie in der Lage. Und leider wird kein Gericht der Welt sie dazu verurteilen, mich verpflichtend damit zu versorgen.“

Georg sah zuerst verblüfft in ihr Gesicht und begann dann zu ­lachen. „Ich kann ihnen nur zustimmen. Sich mit Emilia anzulegen ist eine harte Angelegenheit. Doch ich würde in diesem Fall die volle Verantwortung übernehmen.“

„Wie galant. Ganz nach dem Motto, die Polizei dein Freund und Helfer. Doch wie es aussieht, sind sie nicht im Dienst.“

„Meine Schicht begingt um sieben. Ich habe noch genug Zeit für ein gemütliches Frühstück.“

„Na, dann lassen sie sich nicht aufhalten. Guten Appetit.“

„Reuter.“

„Wie bitte?“

„Georg Reuter, das ist mein Name. Ich finde, wenn wir schon gemeinsam an einen Tisch sitzen, sollte man sich vorstellen.“

„Natürlich. Ich bin…“

„Verena Ritter. Und sie jagen tatsächlich Geister?“

„Haben sie noch nie die Ghostbusters gesehen? Wissen sie, die Filme dokumentieren meine bisherige Arbeit und Slimer, ja der ist gerade bei Tim in der Küche und trieft seinen Schleim in die Tagessuppe.“

Verena kamen die spöttischen Worte ganz leicht über die Lippen und irgendwie konnte sie selbst nicht so ganz verstehen, warum sie so derart unhöflich war. Der Kerl schien doch ganz nett zu sein.

„Sie machen es mir nicht gerade einfach, doch ich reagiere auf Herausforderungen und bin äußerst hartnäckig. Ihre Tätigkeit hört sich interessant an.“

Verena betrachtete Georg Reuter und versuchte sein Interesse einzuschätzen. Selten nahm wer ihre Arbeit ernst, zumindest öffentlich. In Österreich oder wie auch im Großteil von Europa gab niemand gerne zu, Geister gesehen zu haben, geschweige denn ­einen in seinen vier Wänden zu beherbergen.

Und erfahrungsgemäß gehörte ein Polizist einer sehr bodenständigen Person an, die wenig Hang zu spirituellen oder unerklärlichen Phänomenen hatte. Und Georg Reuter erweckte dennoch ernst gemeintes Interesse.

„Sie scheinen nicht gerade zu der gesprächigen Spezies des Menschen anzugehören.“ Seine Stimme unterbrach Verena in ihren Gedanken.

„Tut mir leid. Es war nicht meine Absicht sie anzuschweigen.“

„Nennen sie mich beim Vornamen, Verena. Das ist doch in Ordnung?“

„Ja, natürlich. Sie frühstücken wohl öfters bei Emilia?“

„Jeden Tag.“

„Ich komme seit zwei Wochen jeden Morgen hierher, war jedoch bis jetzt immer alleine um diese Zeit“, widersprach Verena. Georg setzte wieder sein breites Lächeln auf. „Soll in Zukunft nicht mehr vorkommen, ich war auf einem Seminar in Salzburg, bin erst gestern Abend zurückgekommen.“

Verena fühlte sich benommen, ihre Konservation war wirklich etwas sonderbar und ob sie es wollte oder nicht, sie fühlte sich in seiner Gesellschaft besser. Kaspar schien nichts dagegen einzu­wenden zu haben. Er saß brav neben dem Tisch, sah ihn mit herzhaftem Blick an und verfolgte mit seinen braunen Augen jeden Bissen, der zwischen den Zähnen des neuen Freundes verschwand.

Als jedoch Kaspar den strengen Blick von seinen Frauchen bemerkte, protestierte er murrend und legte bettelnd seinen Kopf auf Georgs Bein. „Unterstehe dich. Es ist schlecht für seine ­Zähne und außerdem mag ich es nicht, wenn er bei Tisch bettelt.“

„Hmm, mein Guter, da hast du aber ein strenges Frauchen. Und weißt du, wird sind gerade dabei Fortschritte zu machen.“ Georg streckte bedauernd seine leeren Hände aus und Kaspar fand das gar nicht schön. Er bellte beleidigt auf und legte sich dann mit einem lauten Schnaufer zu Verenas Füßen.

„Also, wie sieht nun die Arbeit eines Geisterjägers aus“, kam Georg auf das eigentliche Thema zurück.

„Um es kurz zu machen, es ist so ähnlich, wie es Emilia darstellte. Im Vorfeld recherchiere ich Geschichten, die bereits in der Vergangenheit dokumentiert wurden, versuche mögliche Augenzeugen zu finden und führe schließlich wissenschaftliche Untersuchungen durch und versuche mit den Erscheinungen selbst in Kontakt zu kommen.“

„Hört sich interessant an, aber auch unheimlich. Bist du dabei immer alleine?“

„Ja, meistens.“

„Ist das nicht gefährlich?“

„Es gibt durchaus Möglichkeiten sich zu schützen.“

„Hast du denn dabei gar keine Angst?“

„Warum, weil ich eine Frau bin?“

„Meine Frage hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Männer sind durchaus in der Lage Angst zu fühlen.“

Verena rührte nachdenklich in ihrer Tasse. Georg schien ein netter Kerl zu sein, doch nach zehn Minuten ihr Leben, ihre Gefühlswelt vor ihm auszubreiten und ihm Einblick in ihr Inneres zu geben, war sie sicherlich noch nicht bereit. „Ich bin daran gewöhnt“, sagte sie schließlich neutral. Georgs Augen hingen an ihrem Gesicht, versuchte zu erahnen, was sie nicht preisgeben wollte, noch nicht.

„Ich denke, ich hebe mir die Frage für später auf und dann werde ich mich nicht mit so einer seichten Antwort zufrieden geben.“

„Wie kommst du auf die Idee, dass es ein später gibt?“

„Na klar doch. Morgen um dieselbe Zeit am selben Tisch?“

„Kann ich denn nein sagen?“

„Du willst es dir doch nicht mit der örtlichen Polizei verscherzen“, und dabei tanzten fröhliche ­Funken in seinen Augen.

„Es scheint mir nicht ratsam.“

„Wusste ich es doch gleich, dass du eine kluge Frau bist. Ich wünsche dir einen schönen Tag.“

„Danke, gleichfalls.“

Und als Georg Emilias Café verlassen hatte, fühlte sie sich sogar etwas einsam.

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9783847650706
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