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Michael Franzen
Doc Holliday
Spieler und Revolverheld
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Kindheit und Jugend
Aufbruch in den Westen
Fort Griffin
Dodge City
Tombstone
Schüsse am OK-Corral
Jäger und Gejagte
Letzte Jahre in Colorado
Nachwort
Bibliografie
Bereits erschienen:
Impressum neobooks
Vorwort
„Doc war ein Zahnarzt, kein Gesetzloser oder gar ein Mörder, der aus der Notwendigkeit heraus zum Spieler wurde. Ein Gentleman, der aufgrund seiner Krankheit zu einem Grenzvagabunden wurde und ein Philosoph, den das Leben zu einem bissigen Zyniker gemacht hatte. Ein hochgewachsener dünner aschblonder Bursche, dem Tode nahe und zugleich der geschickteste Spieler und nervenstärkste, schnellste und tödlichste Mann mit einem Sechsschüsser, den ich je kannte.“
Wyatt Earp, „San Francisco Examiner“,
02. August 1896
„Billy Allen, ein Freund von Sheriff John Behan aus Tombstone, dem Doc noch fünf Dollar schuldete und der von diesem deswegen schon mehrmals angemahnt worden war, betrat Hyman's Saloon in Leadville, Colorado. Doc Holliday, der am Tresen hinter der Vitrine mit den Tabakwaren stand, zog seinen 44er Revolver und feuerte ohne Umschweife auf Allen. Die erste Kugel durchschlug die Scheibe der Windfangtür und blieb im Türrahmen stecken. Allen machte panisch auf dem Hacken kehrt und versuchte zu fliehen, wobei er in seiner Hast jedoch stolperte und zu Boden stürzte. Holliday lehnte sich über die Vitrine und feuerte ein weiteres Mal, wobei er Allen in den Ellenbogen traf. Bevor er einen dritten Schuss abfeuern konnte, wurde er von dem Bartender des Hyman's Henry Kellermann gepackt, während Allen, nachdem er sich erhoben hatte, geschockt aus dem Raum wankte und vor dem Saloon ohnmächtig zusammenbrach. Doc wurde anschließend entwaffnet und in Arrest genommen.“
Doc Holliday, Freund von Wyatt Earp, Zahnarzt von Beruf und Spieler aus Passion, der ein geradezu unheimliches Geschick im Umgang mit seinen beiden vernickelten und elfenbeinbeschlagenen Revolvern gehabt haben soll und der jeden Revolverhelden im Wilden Westen überlegen gewesen war. Ein Gentleman, stets gut gekleidet, mit einem schönen Schnauzbart und zwei blaugrauen Augen, die stets pfeilgerade nach vorne gerichtet waren und die einem bis auf dem Grund der Seele zu schauen schienen. Ein Mann, der an der Schwindsucht erkrankt, in den Westen der USA gezogen war, um dort Linderung von seiner Krankheit zu erhalten und der mit seinen Revolvern jenen Mitmenschen zur Hilfe kam, die sich gegen das Verbrechertum selber nicht zur Wehr zu setzen vermochten. Zumindest die obige Episode lässt davon nur wenig übrigzulassen und außer Wyatt Earp, besaß Doc tatsächlich nur sehr wenige Freunde im damaligen Wilden Westen. So schrieb der bekannte Gunfighter und Marshal Bat Masterson in dem Magazin „Human Life“ 1907 über ihn:
„Holliday hatte eine niederträchtige Grundhaltung und war unbeherrscht. Wenn er unter Alkoholeinfluss stand, war er ein sehr gefährlicher Mann. Holliday hatte nur wenige Freunde im Westen gehabt. Er war egoistisch und hatte eine perverse Natur. Eigenschaften, die nicht dazu bestimmt gewesen waren, ein Mann in den frühen Tagen an der Grenze populär zu machen“,
während Virgil Earp hingegen als Fürsprecher über ihn schrieb:
„Doc hatte etwas Seltsames an sich. Er war ein Gentleman, ein guter Zahnarzt, ein freundlicher Mann und doch, außer uns Jungs, ich glaube nicht, dass er einen Freund im Territorium hatte. Es wird erzählt, dass er Männer in verschiedenen Teilen des Landes ermordet hatte; dass er alle Arten von Verbrechen begangen hatte, und doch, als Personen gefragt wurden, woher sie es wussten, nur zugeben konnten, dass es Hörensagen war und dass diese Taten nicht zu Doc zurückverfolgt werden konnten. Er war ein schlanker und kränklicher Bursche, aber wann immer eine Postkutsche ausgeraubt worden war oder es anderen Ärger gab und Hilfe benötigt wurde, war Doc einer der ersten, der sein Pferd sattelte und sich zum Dienst meldete.“
Virgil Earp, „Arizona Daily Star“, 30. Mai 1882
Ja, was denn nun, ist man versucht zu fragen. Wer steckt hinter der Fassade des Spielers und Gunfighters Doc Holliday? Diese Frage zu beantworten und den Lebensweg Hollidays nachzuverfolgen, hat sich der Autor in diesem Buch zum Ziel gesetzt. Machen wir daher eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit und folgen wir den längst verwehten Spuren Hollidays, die in Griffin, Georgia ihren Anfang nahmen und die Jahrzehnte später in dem Ort Glenwood Springs in Colorado endeten.
Neumünster, im August 2018
- der Autor -
Kindheit und Jugend
Der Nachname Holliday stammt vermutlich aus dem alten Schottland und die ersten Leute, die den Nachnamen benutzten, waren vermutlich Briten aus Strathclyde. Der Name ist eine Variante von „Holy Day“, der von jenen Menschen benutzt wurde, die in der Nähe des Berges gleichen Namens in der Grafschaft Annandale gelebt hatten. Über Großbritannien wanderten die ersten Hollidays (Halliday, Holaday, Holiday, Holladay, Halladay, Hollaway, Hollman) in die USA und nach Kanada hin ein, so dass um das Jahr 1840 herum bereits 195 Familien mit diesem Nachnamen auf der östlichen Seite des Mississippis lebten, die meisten davon, nämlich 26, in Ohio, nur knapp gefolgt von jenen Hollidays, die sich in Georgia angesiedelt hatten, nämlich 19 Familien.
Die Geschichte unserer Familie Holliday und im Speziellen, die von Doc, beginnt mit einem Walter Halliday in Kent, England, der dort im Jahre 1215 geboren worden war. Er war Vater von zwei Söhnen, die ihrerseits Söhne zeugten und die somit den Beginn einer langen Ahnenreihe von Hollidays mit all den oben angeführten Schreibvarianten ins Leben riefen, wobei sich unter ihnen auch eine beachtliche Anzahl mit dem Vornamen Walter, William und „vos coniectans eam“ auch John befunden hatten.
Captain John Marshall „The Ranger“ Holladay wurde am 20. April 1676 in Minchinhampton, Middlesex, England geboren und wanderte nach Virginia hin aus, wo er seine Frau Elizabeth ehelichte und später nach einem langen Leben, am 04. November 1742 auf seiner Plantage Bellefonte bei Spotsylvania, Virginia verstarb. Er hinterließ dabei elf Kinder, darunter William H. Holladay, der 1705 ebenfalls in Bellefonte geboren wurde. Er wurde Vater von vier Kindern, darunter William Holliday, der wiederum im Jahre 1787 Robert Alexander Holliday zeugte, Doc Hollidays Großvater also. Dieser erreichte ein hohes Alter und verstarb am 16. November 1862 in Georgia.
Doc Hollidays Vater Henry Burroughs Holliday ging aus der Ehe zwischen Robert Alexander und Rebecca Holliday geb. Burroughs (1800-1856) hervor und er wurde am 11. März 1819 in Laurnes, South Carolina geboren. Henry Burroughs Holliday, der von seinen Mitmenschen aufgrund seines Ranges im Allgemeinen Major genannt wurde, war ein verdienter Veteran aus den früheren Kriegen gegen die Cherokee (1838) und Mexikaner (1846-1848). Nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt war, im Gefolge der 13-jährige Waisenjunge Francisco Hidalgo, den er in seine Obhut genommen hatte, heiratete er am 08. Januar 1849 in Fayetteville, Georgia die am 21. April 1829 ebenfalls in South Carolina geborene Alice Jane McKey. Im selben Jahr, am 03. Dezember 1849 wurde dem frischverheirateten Paar eine Tochter namens Martha Eleonora geboren, doch das Kind verstarb bereits im Alter von sechs Monaten am 12. Juni 1850 in Griffin, Spalding County, Georgia, wohin das Ehepaar nach der Hochzeit gezogen war, sodass John Henry der einzige Stammhalter der Familie bleiben sollte.
Seinen ersten „weniger historischen“ Schrei als neuer Erdenbürger tat John Henry laut dem Eintrag in der Familienbibel des Vaters am 14. August 1851, doch könnte es laut anderen Quellen auch der 03. Januar 1852 gewesen sein. Ein Geburtsregister dazu findet sich nicht oder es ging, wenn es denn existiert hatte, später während der Bürgerkriegswirren verloren. Die Taufe jedenfalls fand am 21. März 1852 in der Presbyterianischen Kirche in Griffin, Georgia statt und da Taufen früher in der Regel schnell und bereits wenige Wochen nach der Geburt stattfanden, könnte auch das zweite Geburtsdatum das durchaus richtige gewesen sein.
John Henry sollte jedoch kein Einzelkind im Haushalt der Hollidays bleiben, denn außer ihm lebten dort auch noch drei der acht jüngeren Geschwister seiner Frau, nämlich Margaret Ann (1839-1871), Mellissa Ella (1844-1927) und Eunice Helena (1846-1906), für die Henry Burroughs Holliday nach dem Tode der Eltern seiner Frau - William Land McKey (1853) und Jane McKey, geb. Cloud (1856) - die Vormundschaft übernommen hatte. Sie waren somit die Tanten von John Henry gewesen, gleichwohl man sie vom Alter her schon eher als Geschwister ansehen konnte.
Nachdem der Amerikanische Bürgerkrieg ausgebrochen war, diente Major Holliday bis 1862 in der 27. Infanterie von Georgia und bekam den Einmarsch von Unionsgeneral William Tecumseh Sherman (1820-1891) nach Georgia 1864 hautnah am eigenen Leibe zu spüren. Atlanta und Savannah wurden von der Union erobert und Georgia ging als einer der letzten Staaten für die Konföderation verloren. Der Erfolg Shermans sorgte am Ende dann auch dafür, dass Abraham Lincoln (1809-1865) erneut ins Weiße Haus gewählt wurde.
Zusammen mit seiner Familie und dem gesamten Hausrat zog Major Holliday 1864 nach Bemiss und dann später 1866 weiter in die am 07. Dezember 1860 gegründete Stadt und Verwaltungssitz des Lowndes County Valdosta an der südlichen Grenze und Küstenregion Georgias gelegen, die von einigen Historikern und Romanschreibern oftmals als Geburtsort von Doc Holliday betitelt wurde - und zwar fälschlicherweise muss man an dieser Stelle sagen, denn Doc wurde nachweislich in Griffin, Georgia geboren - Punktum!
In Valdosta gewann Major Holliday rasch an Einfluss und übte gleich mehrere Tätigkeiten aus. Er war Vorsteher der regionalen Landwirtschaftsgesellschaft, Drogist, Bürgermeister, Makler, Mitglied der Freimaurer-Loge, sowie erster Sekretär des konföderierten Veteranen-Camps. Die Familie Holliday galt somit als hochangesehen und das übertrug sich am Ende auch auf John Henry, der „standesgemäß“ eine höhere Ausbildung abschließen musste. Diese begann bereits mit der Schulzeit am Valdosta Institute, wo er in Rhetorik, Grammatik, Mathematik und Geschichte unterrichtet wurde. Daneben bekam er auch Sprachunterricht in Latein, Französisch und Griechisch, so dass er zu einem jungen und gebildeten Mann heranwuchs. Damit erschöpft sich das Wissen um Docs Jugendzeit dann auch schon fast, wenn es nicht drei wichtige Ereignisse während dieser Zeit gegeben hätte, die an dieser Stelle dann auch gleich Erwähnung finden sollen:
Laut den alten Familiengeschichten kam es zwischen John Henry und seiner Cousine Martha Ann „Mattie“ Holliday, die rund achtzehn Monate älter gewesen war, zu einer kindlichen Freundschaft, die im späteren Teenageralter zu einer kurzen Romanze avancieren sollte. Mattie war die Tochter von Docs Onkel Robert Holliday gewesen und wuchs in Jonesboro, runde 30 km von Griffin entfernt auf. Wann immer es die Zeit zuließ, trafen sich die Mitglieder der Familie Holliday in dem Haus von John Stiles Holliday, dem Bruder von Major Holliday und Arzt von Beruf, der u. a. operativ dafür sorgte, dass John Henry nicht den Rest seines Lebens mit einer Gaumenspalte, umgangssprachlich auch „Wolfsrachen“ genannt, herumlaufen musste. Die beiden Kinder trafen sich somit oft und aus der „Sandkastenliebe“ sollte sich später im Jugendalter eine Romanze entwickeln, die jedoch am Ende unglücklich für die beiden verlief, denn Matti war Katholikin und in ihren Heiratsentscheidungen eingeschränkt gewesen. So durfte sie einen Cousin ersten Grades nicht heiraten und den beiden Liebenden blieb am Ende nur die Rolle der „küssenden Cousins.“ Ob diese unglückliche Liaison auch ein Grund dafür gewesen war, dass Doc später Georgia in Richtung Westen der USA verließ, bleibt dabei aber reine Spekulation. Mattie entschied sich am 01. Oktober 1883 Nonne zu werden und trat dem Kloster St. Vincent's Convent in Savannah bei, wo sie den Namen Schwester Mary Melanie annahm. Ihr Kontakt zu Doc sollte aber nie wirklich abreißen und beide unterhielten während seiner Reisen durch den Westen einen regelmäßigen Briefverkehr. Als Doc später in Glenwood Springs, Colorado verstarb, schrieb die örtliche Zeitung:
„Er hatte nur einen Korrespondenten unter seinen Verwandten - eine Cousine, eine Schwester der Nächstenliebe, in Atlanta, Georgia. Sie wird über seinen Tod informiert und wird wiederum andere Verwandte, die er möglicherweise hat, beraten. Wenn es einen alten Vater oder eine alte Mutter gibt, werden sie erfreut sein zu erfahren, dass freundliche und sympathische Hände über ihren Sohn in seinen letzten Stunden gesprochen haben, und dass seine Überreste eine christliche Beerdigung erhielten.“
Docs Hinterlassenschaft, darunter auch seine Briefe wurden an Mattie, alias Schwester Melanie in Georgia geschickt und viele Jahre lang in der Familie Holliday aufbewahrt. Nach Matties Tod wurden die Briefe, so oft es möglich war, bei Familienversammlungen geteilt, bis ihre jüngere Schwester sie aus Gründen der Privathaltung verbrannte. Somit ging ein wichtiger Teil im Leben Doc Hollidays für immer verloren, doch wer weiß, ob es nicht noch mehr Briefe als jene gibt, die ein Raub der Flammen geworden waren? Warten wir es einmal ab.
Interessanterweise wäre noch anzumerken, dass Mattie Holliday die Cousine der Autorin Margaret Mitchell gewesen war, die den Weltbestseller „Vom Winde verweht“ schrieb. In der Verfilmung aus dem Jahre 1939 wurde Mattie die fiktive Figur der Melanie Hamilton, die den Erben der Nachbarplantage Twelfe Oaks Ashley Wilkes heiratet. Somit wäre Margaret Mitchell tatsächlich die Cousine zweiten Grades von Doc Holliday gewesen.
Die zweite Geschichte beschreibt ein Ereignis, welches sich irgendwann zwischen 1866 und 1870 ereignet haben soll und in der Doc seinen ersten Menschen erschossen haben soll. Diese Story wurde zwar oft erzählt, doch mit der Wahrheit, nahm man es dabei nicht allzu genau. Nach dem Bürgerkrieg 1865 gerieten die Südstaaten unter die Knute der Rekonstruktionszeit, der Wiedereingliederung der ehemaligen Konföderierten Staaten in die Union, die jegliche Selbstverwaltung im Kern unterdrückte und Afroamerikaner, die weder Lesen noch Schreiben konnten, in gehobene Ämter brachte. Eine Demütigung jener stolzen Ex-Plantagenbesitzer im Speziellen und der Bevölkerung des Südens im allgemeinen - Georgia dabei nicht ausgenommen. Die Erzählung stammt von Mrs. Clyde McKey White, der Tochter von Thomas Sylvester McKey, der auch gleichzeitig der Bruder von Doc Hollidays Mutter gewesen war:
„Papa erzählte mir, dass Doc über ihre Köpfe schoss. Sie stießen auf die Neger, die in einem Teil des Withlacoochee Rivers schwammen, den Doc und seine Freunde von Pflanzen befreit hatten, um ihn als Badestelle zu benutzen. Die Gegenwart der Neger an diesem Ort ließ Doc so wütend werden, dass er seinen Revolver zog und über ihre Köpfe schoss, um sie zu verscheuchen.“
Jens Kiecksee, „Doc Holliday Wahrheit und Legende“, S.11
Tote oder Verwundete ließ Doc somit an diesem Tage nicht zurück und etwaige Zeitungsartikel oder Gerichtsakten verzeichnen auch nichts dergleichen. Was von dieser Episode am Ende übrig bleibt, ist jedoch die Tatsache, dass Doc - jedenfalls an diesem Tage - einen Hang zur leichten Reizbarkeit gehabt haben dürfte, die sich in seinen späteren Jahren insbesondere unter dem Genuss „geistiger Getränke“ und seiner Krankheit eher noch verschlimmern sollte. Sollte sich diese Tat unmittelbar nach dem Tod seiner Mutter ereignet haben, so könnte sie möglicherweise als Erklärung für diesen oben geschilderten Gewaltausbruch herhalten. Dieses dritte einschneidende Ereignis fand dann auch am 16. September 1866 statt, dem Tag, an dem John Henrys Mutter an der damals tödlichen Krankheit der Tuberkulose verstarb und da sich beide sehr nahe gestanden hatten, lässt sich nur vage erahnen, was ihr Tod in ihm ausgelöst haben mag. Der öffentliche Nachruf stammt von Reverend N.B. Ousley, der bemerkte:
„Mrs. A. J. Holliday, die Tochter vom alten William L. McKey aus Griffin und Frau von H.B. Holliday, vormals wohnhaft in Griffin, starb in Valdosta am 16. September 1866. Sie war bereits mehrere Jahre lang ans Bett gefesselt und litt unter ihrer Krankheit. Sie ertrug ihr Leiden mit christlicher Stärke (…) Sie war sehr besorgt um das Wohlergehen all jener, die sie liebte (…) Sie war eine Zeitlang Mitglied in der Presbyterianischen Kirche (…) Ich besuchte sie wenige Tage vor ihrem Tod. Sie war ruhig, heiter und fröhlich. Sie sagte mir, sie sei im Reinen mit ihrem Gott und so ist sie von uns gegangen (…)“
Bereits drei Monate später, am 18. Dezember 1866, heiratete Major Holliday seine zweite Frau Rachel Martin (1843-1921) und gemeinsam zog die Familie von Bemiss nach Valdosta, wo Major Holliday neben seinen bereits an vorangegangener Stelle erwähnten Tätigkeiten, zum Bürgermeister gewählt wurde. Gemäß seines Familienstandes musste sich John Henry einen Beruf erwählen und er entschied sich für die Zahnheilkunde. 1870 schrieb er sich an dem Pennsylvania College of Dental Surgery in Philadelphia ein, um Zahnmedizin zu studieren und an seiner ersten Vorlesung teilzunehmen. Jede Vorlesung dauerte etwas mehr als drei Monate und während dieser Zeit schrieb er seine Dissertation über „Die Krankheit der Zähne.“ Die zweijährige praktische Ausbildung absolvierte er bei einem Dr. L. F. Frank. Am 01. März 1872 war es dann soweit und neben 26 weiteren Anwärtern, wurde Mr. Holliday der Titel eines Doctor of Dental Surgery verliehen. Damit wurde Doc Holliday einer der wenigen Männer im Wilden Westen, der seinen Beinamen „Doc“ zu Recht tragen durfte. Einige Historiker und Romanschreiber vertreten die Auffassung, dass Holliday seinen Doktortitel in Baltimore verliehen bekommen hatte, da sich dort die bekannteste zahnärztliche Hochschule von Maryland befand, doch das ist ebenfalls nicht richtig - Punktum 2!
Als stolzer Doktor nach Georgia zurückgekehrt, wurde Holliday Partner von Dr. Arthur C. Ford in Atlanta und begann dort zu praktizieren. Die „Atlanta Constitution“ vom 26. Juli 1872 liefert dazu den folgenden Artikel:
„Ich informiere hiermit meine Patienten, dass ich an der Sitzung der Southern Dental Association in Richmond, Virginia teilnehmen muss und werde bis ungefähr Mitte August abwesend sein. Während dieser Zeit wird Dr. John H. Holliday meinen Platz in meinem Büro ausfüllen. Büro: 26 Whitehall-Street - Arthur C. Ford, DDA.“
John Henry Holliday erfüllte diese Aufgabe, so schien es, zur vollsten Zufriedenheit, denn er war ein guter Zahnarzt gewesen. Entgegen der häufig verbreiteten Legende, hatte sich John Henry Holliday während dieser Zeit nicht als Zahnarzt bei einem seiner Patienten mit der Tuberkulose infiziert, sondern war wahrscheinlich bereits von seiner Mutter mit der Lungenkrankheit angesteckt worden. Obwohl er eine Anzahl von Ärzten konsultierte, waren deren Meinungen im Konsens gleich und die besagten, dass er nur noch einige wenige Monate zu leben gehabt hatte, vielleicht auch noch ein paar Monate länger, wenn er in ein wärmeres und trockenes Klima zog. Mit dieser unheilvollen Diagnose im Gepäck fuhr Doc zunächst zu einem kurzen Besuch nach Jonesboro, um sich dort sehr wahrscheinlich von Mattie und den anderen Verwandten zu verabschieden. Danach fuhr er zurück nach Valdosta, um seinen Eltern und Tanten Lebewohl zu sagen, bevor er einen Zug bestieg, der ihn Ende 1872 oder Anfang 1873 fort von Georgia in den Südwesten der USA brachte.
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