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Matthias Wermter
95 ROZ E10
auf Dienstreise
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Widmung
Interview
Vorwort
01. Endlich fertig
02. Blockheizkraftwerke
03. Werkzeugmaschinen
04. Windkraftanlagen
05. Tiefseekabel
06. Jagdwaffenmuseum
07. Fitnessmodel
08. Theorie in angewandt
09. Kaltes Russland
10. Hydraulikzylinder
11. Stahlmöbel
12. Edelstahlabgasanlagen
13. Stahlgießerei
14. Stahltrassen
15. 16 Liter Hubraum
16. Rhein und Ruhr
17. Vertrieb wie früher
18. Kunst & Kultur
19. Bio-Kosmetik
20. Waschmaschinen
21. Gemäldegalerie
22. Pay-on-Demand
23. Day Trading
24. Marketing
25. Budgetannahmen
26. Industriepumpen
27. Schienenfahrzeuge
28. Schaltschränke
29. Kostenrechnung
30. Unternehmensplanung
31. Jagdwaffenfertigung
32. Hochrechnung
33. Autos für alle
34. hölzern Lenkräder
35. Schnellimbiss
36. Automanufaktur
37. British Motor Show
38. Jobportal
39. Prokurist
40. Klassiker
41. Geschenke
42. Elektromotoren
43. Lean Production
44. Personalabbau
45. Geflügelfleisch
46. Geschäftspartner
47. Gefängnishof
48. Erfunden
49. Motivation
50. Controller
51. Controlling
52. Getriebe für Bagger
53. Industrieanlagen
54. Verpackungen
55. Planbilanz
56. Fachwissen
57. Business
58. Fundamente
59. Seifenlauge
60. Ventilklappen
61. Pappverpackungen
62. Gold & Platin
63. Proteinveredelung
64. Erscheinung der Welt
65. Bildung ist gut
66. Projektgeschäft II
67. Stahlbau in Russland
68. Werkstattfertigung
69. Fließfertigung
70. Baukästen der Systeme
71. CRM
72. Fühlen ist wichtig
73. 1850 im Bohrgeschäft
74. Bohrtürme
75. Organisation
76. Märkte
77. Korruption
78. Stillstand
79. Aufbruch
80. … 2050
81. Herkunft
82. Munition
83. Holzmöbelfertigung
84. Frettchen
85. Limonade
86. Pistolen
87. Outdoor
88. Nadelstreifen
89. Turnaround
90. Sortiment
91. Fertigungslayout
92. Vertrieb weltweit
93. Verwaltung
94. Probleme
95. Meditation
96. Umsetzung
97. Spurwechsel
98. Äpfel & Birnen
99. Sterne im Süden
100. Weiße Berge
101. St-Etienne
102. Alabaster
103. Bikini
104. Emotionen
105. Ein Traum in Rot
106. Produktportfolio
107. Produktionslayout
108. Personalpolitik
109. Motor & Technik
110. Vertrieb
111. Private Equity
112. Verkaufstraining
Nachwort
Zur Person
Danksagung
Zusammenfassung
Interview II
Interview III
Interview IV
Interview V
Nachwort II
Impressum neobooks
Widmung
dem alten Mann auf der Parkbank
vor dem Armaturenwerk
Interview
Januar 2019 … Ein gemütliches Wohnzimmer lädt mit seinem dunklen warmen Ambiente zu einer entspannten Konversation unter Freunden ein. Ein neugieriges Gegenüber ist voller Hoffnung auf viele Antworten.
Frage: Sagen Sie mir, was war Ihre Motivation, dieses Buch zu schreiben? Was trieb Sie an?
Autor: Am Anfang sollte es nur ein handlicher Katalog der Beratungsleistung für meine Kunden sein, doch mit dem Schreiben kamen die kleinen Anekdoten, die jedes Fachgespräch lebendig und amüsant gestalten.
Frage: Ihre Fälle kommen fast ganz ohne Zahlen aus. Wie geht das? Sie sind doch ein Controller?
Autor: Man benötigt nicht komplexe Tabellen, um ein Unternehmen zu verstehen. Viel wichtiger sind die Zusammenhänge und das betriebliche Verständnis.
Frage: Sie diskutieren auch Menschen. Hat das für Sie einen hohen Stellenwert?
Autor: Oh ja, Maschinen stehen brav in der Ecke, bereit durch einen Mitarbeiter ins Leben gerufen zu werden.
Frage: Auf was sollte sich der entspannte Leser in Ihrem Buch der erweiterten Analyse vorbereiten?
Autor: Er wird ihm bekannte Firmen aus einer anderen Sichtweise wiedererkennen und sein eigenes Leben und Wirken auf der Arbeit in der Firma würdigen.
Frage: Ist das wirklich so?
Autor: Ein Rentner saß in einer Bar in Bentheim und meditierte Stunden über das beschriebene Thema des Produktgewinns und seine Auswirkung auf die Möglichkeit, dass er selbst sein ganzes Leben immer richtig gearbeitet hat und die Firma nur aufgrund von Ineffizienzen tief in der Verwaltung zu Grunde ging.
Frage: Ihr gesamtes Buch nimmt häufig Stellung zu menschlichem Versagen im betrieblichen Umfeld. Glauben Sie, dass das nicht zu viel ist?
Autor: Wir übersehen oft Dinge, die uns bei der Lösung eines Problems helfen würden. Die Optimierung einer Kostenrechnung muss nicht unbedingt sabotiert werden. Sie kann auch zweckentfremdet falsch umgebaut werden, damit die Zahlen wieder sonnig und fröhlich erscheinen.
Frage: Sie bedienen sich oft einer erheiternden Sprache, um ihre Themen den interessierten Leuten anzutragen.
Autor: Sie können nicht über eine alteingesessene Firma mit einem innovativen Produkt schreiben, die Zahlen im Bundesanzeiger lesen und sich dabei nicht fragen, ob das alles richtig ist? Warum ist diese Firma so klein und unbedeutend und macht kaum Gewinn? Warum läuft das hier nicht? Wie kann man das ändern? Wer ist dafür verantwortlich? Wen darf man dabei ansprechen?
Frage: Für wen ist das Buch geschrieben?
Autor: Für jeden, der sich für Wirtschaft interessiert, wie Schüler, Studenten, Azubis, Arbeiter, Angestellte und die, die Zeit zur Diskussion haben: Rentner!
Vorwort
Juli 2018 … Warum stehen wir jeden Tag in der Frühe auf? Warum fahren wir in der Kolonne zur Arbeit? Warum arbeiten wir im hellen Büro? Warum geben wir uns der strukturierten Formulare und der bunten Präsentationen hin? Am Anfang mögen die Anweisungen des erhabenen Vorgesetzten neu und herausfordernd sein, doch mit der Zeit passen wir uns dem geduldigen Papier und der komplexen EDV an, aber wir sind nicht so, wir sind voller Hoffnung auf das Kommende und das Moderne, das Teure und das Wichtige, und vielleicht das wir unbedingt haben wollende Unnötige und all das, was uns eine gewinnende Anstellung und gemeinschaftliche Anerkennung bringt. Sicher, im Kern sind es immer die leuchtend weißen Hemden und die silbernen Nadelstreifen, die es auch in Blau gibt. Es muss nicht das erhabene Bürogebäude oder das feine hölzerne Mobiliar sein, doch das hilft, einen langen Tag zu überdauern. Ich werde bei teuren Stoffen, heimischen Geistern und schönen Frauen schwach. Ich benötige den Ausgleich vom grauen Alltag, so wie der erhabene Herr der exotischen Eroberung nötig hat, so der kleine Angestellte der üppigen wasserstoffblonden Ablenkung bedarf, so wie der traurig Einfältige der wortgewandten Ausrede sucht, so verlangen wir der unbeschwerten Jugend, so wie der Junge gern die schmalen Wanderwege mitten im Sommer quer durch die hellen Weizenfelder vor vielen Jahren mit dem Fahrrad erkundet hat. Er war gern da draußen. Die saubere Luft, die helle wärmende Sonne und das fröhliche Miteinander in einer für ihn sehr komplexen und unerklärlichen Natur. Hier sind alle nicht nur zusammen, sondern völlig integriert mitten in einer Welt, die wir nicht begreifen mussten, um darin Freude zu haben. So wie auf dem langen Tag die zu kurze Nacht, wie auf dem Sonnenschein der Regen folgt, so naht auf dem Winter der Frühling, so wie du auf deinen Wegen wandelst, wirst du vielen interessanten Menschen begegnen. Die Frage ist, sind sie Probleme oder Bereicherung? Waren die dicke grauen Steinmauern des alten elterlichen Anwesens Schutz oder Gefängnis, waren die farbenfrohen Mosaiken in den mannshohen Glasfenstern Hoffnung oder Täuschung? War dein Geist im Jugendgefängnis eingeengt oder fand er in den Büchern eine dir völlig neue Welt nicht nur aus Wörtern, sondern aus gut beschriebenen Erfahrungen, so wie der fremde Mann voller Würde damals unsere Integrationsfähigkeit in die menschliche Gesellschaft abwog, so denkst du heute über die Absatzfähigkeit eines bestimmten Produktes nach und findest heraus, dass er gar nicht so falsch lag, nur du selbst damals zu unangepasst warst, sodass eine Zeit der inneren Einkehr und des erweiterten Studiums kam, dass in der Rückbetrachtung gar nicht mal so schlecht war, denn heute sind wir frei von Schuld und erfasst von Neugier und Frohgemut. Lest das Buch mit offenem Herzen und mit frechem Verstand. Legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage und versucht nicht jede Redewendung gleich zu verstehen. Vieles ist, wie im Leben, reine Unterhaltung, bereit dem Wissbegierigen die langen Stunden zu verkürzen, damit der Abend sinnvoll und die Anstrengungen es wert sind, wie die Eintönigkeit der Schule, die die einzige Möglichkeit war, etwas zu lernen, weil ich nie etwas auf das Gerede im Jugendclub gegeben habe, nur um nicht zu begreifen, dass dort die Jobs vergeben werden, dort, wie auf der Kegelbahn und wie in der Eckkneipe, erfährst du das wirkliche Leben, so wie in der Werkstatt die Firma auflebt, so möchte ich mit diesem Buch jedem meine Eindrücke vom gelebten Mittelstand beschreiben. Sicher, jeder kann zu den Kapiteln umfangreich beitragen, doch es ist an der Zeit mit unliterarischen Worten und freien Gedanken, nicht nur mit Mahnungen und Analysen, sondern auch mit Erklärungen und Lösungen aufzuwarten, denn bereit dafür sind wir, doch steht es auch uns zu, andere zu bewerten und durch den Kakao zu ziehen? Nein, aber wir machen es trotzdem, denn wir haben Zeit, in uns zu gehen und nachzudenken. Wir haben viel zu besprechen und nicht nur das luftige T-Shirt von dem jungen Mädchen, das mir freudig entgegenkam. Ich habe ihren Namen vergessen. Es ist ja auch schon lange her, doch die Erinnerungen an eine einfache Jugend voller Ideale und Lebensbegrüßungen halten den munteren Berater zwischen silbergrauen Sportwagen, fremden Häusern und komplexen Fragen am Leben. Ich weiß, ich springe in den Gedanken, doch es wird sich lohnen. Seid eingeladen zu einer aufregenden Fahrt aufs weite Land und in die große Stadt, zu den eigenwilligsten Firmen und den charismatischsten Führungskräften, zu den komplexesten Aufgaben und zu den tatsächlich richtig gut durchdachten Lösungen.
01. Endlich fertig
März 2002 ... Das Studium der Betriebswirtschaftslehre ist vorbei und ich mag das schwere Wort Arbeit nicht, aber die Lichter der Großstadt verführten allzu sehr. Es ist schon hektisch pulsierendes Leben hier am Rhein tief im wilden Westen. Ein kleines und verstecktes Büro voller alter Akten betraute mit der Aufgabe, eine Lösung zu einem Kredit-Umsatz-Problem zu finden. Ich war neu in der Firma, neu in der Branche und ohne Berufserfahrung, aber mit Disziplin und Fleiß. Es ist tatsächlich die eigene Ordnung in den Notizen, die die erfüllende und herausfordernde Sache zum erfolgreichen Abschluss bringt. Es kann ja sein, dass die früheren Kollegen nur an ihrer eigenen Komplexität scheiterten. Was ich nicht wusste, war, dass diese Aufgabe in den damals letzten 20 Jahren tatsächlich keiner gelöst hatte. Selbst bis zu 20 Berater konnten die tatsächlich umsatz- und gewinnstarke Firma wirklich gerade so am Leben halten, wobei deren Rolle meines Erachtens zu undurchsichtig und zu unaufrichtig gewesen sein musste, da mir Jahre später bewusst wurde, wie nahe ich der recht einfachen Lösung war und wie kompliziert sich die Umsetzung in der Praxis hätte gestalten würden. Jeder hat sich sicher gefragt, warum ist eine Sache so, warum macht man das nicht anders und wieso sehe ich das nur so? Keine Sorge, das ist ein guter Hinweis. Die ersten Schritte bei einer umfassenden und verstehenden Analyse sind fragend, warum das so ist, wem das nützt, was vor sich geht und wie das hier so abläuft? Verliere dich aber nicht in einer Fragerei um seiner selbst willen. Stehe mit beiden Beinen im arbeitserfahrenen und bodenständigen Mittelstand und habe eine solide Berufserfahrung vorzuweisen. Nicht wenige Berater versagen da schon, da sie nie in der Branche oder überhaupt irgendwo jemals gearbeitet haben oder, wie in meinem Fall, frisch vom Studium kamen. Jede Firma wird im Grunde genommen gesund geboren. Es gibt ein Produkt, das gefertigt wird, das gemocht wird und das sich anfänglich gut verkauft. Mit der Zeit verändern sich aber nicht nur die Marktanforderungen, sondern auch die Unternehmung. Was vor mehr als 10 Jahren Wachstum, Wohlstand und Zukunft versprach, wirkt heute mitunter verlangsamend, fehlleitend und auflösend. Ja, Firmen ändern sich. Mitarbeiter kommen und werden, genau dann, wenn du sie am nötigsten brauchst, gehen, auch in die Rente. Praxisnahe Lösungen können in ein komplexes nicht steuerbares Geflecht von undurchsichtigen Handlungsweisen umschlagen, die eine Firma ins unbemerkte Schlingern und zum unausweichlichen Kippen bringt. Die gute und durchdachte Analyse setzt genau da an. Was war, was ist und warum war das so? Eine durchdachte Lösung wird dabei oft naheliegend, recht einfach und für jeden einleuchtend sein. Die Komplexität hat dir die Unsteuerbarkeit und damit erst die Probleme gebracht. Seht dieses Buch als unterhaltsamen Erlebnisbericht und als meine subjektive Interpretation des Mittelstands und legt die Lösungen nicht allzu schwer auf die Goldwaage.
02. Blockheizkraftwerke
März 2017 ... Es war der übergroße kaufmännische Leiter, der mit seinem handgenähten blauen Tweet meine ganze Aufmerksamkeit erhalten sollte. Seine Weise, mir die alltäglichen Dinge zu erklären, war bemerkenswert. Eine mittelständische Firma inmitten der grünen Landwirtschaft Niedersachsens, die sich auf die Wartung und Reparatur von Verbrennungsmotoren bis 10.000 PS spezialisiert hatte, war Jahre auf der Suche nach Gewinn und Rentabilität. Interessanterweise wusste dieser Kaufmann immer, wo sich welche Fehler in welcher Art und Umfang bei welchen Mitarbeitern befanden. Ein Blick in die Büros entschärfte die Situation und erhellte den vorliegenden Fall. Wie die Eichhörnchen saßen die lieben Leute völlig ahnungslos nebeneinander. Nicht wenige der fleißigen Anwesenden wussten nicht viel um die Profitabilität der Firma. Sie tappten schon immer im Dunkeln. Ich denke, die Probleme, warum seit Jahren keine vernünftigen Gewinne erwirtschaftet wurden und damit auch kaum Steuern zu zahlen waren, lagen direkt in den geführten Bereichen meines Gesprächspartners. Das Unternehmenscontrolling, die Produkt-Kalkulation und der EDV-Bereich, eben jene im Einfluss des allwissenden kaufmännischen Leiters, sollten meiner Meinung nach stark in Organisation, Aufgaben und Verantwortung verändert werden. Ja, ich denke, hier kann vieles zum Besseren geändert werden, denn es ist sehr hilfreich zu wissen, dass das Reparaturgeschäft ein stabiles und saisonunabhängiges Geschäft und immer ertragreich ist. Die technisch bedingten kurzen Fertigungs-, Reparatur- oder Durchflusszeiten garantieren Klarheiten. Die Quartalsergebnisse werden kaum schwanken, was sie aber taten. Jeder Monat ist ein Abbild von Jahresgewinn, Betriebsrentabilität und Fertigungsproduktivität, sowie Vorschauen, Szenarioanalysen und Trendentwicklungen, doch die Firma und ihre Beteiligungen waren nicht in einer Konzernstruktur organisiert. Gerade bei nur 400 Beschäftigten hätte sich das Niederlassungsmodell angeboten und nicht die wilden GmbH Gründungen. Dieses Vorgehen nimmt man gern, um die Gewinn- und Geldströme durch Hin- und Herschieben bei internen Verrechnungen zu verschleiern. Ich denke, dass heute keiner mehr weiß, wo welcher Ertrag entsteht. Das Reparaturgeschäft ist immer profitabel. Die Kalkulation und der Prozess der Berechnung sind relativ einfach, aber sollten in dem Beispiel ebenso zu hinterfragen sein, da sie die Quelle des Plangewinns sind, doch dieser verharrte bei um die Null. Ein vertiefter Blick in die gelebte interne Berichterstattung würde noch viel mehr offenbaren. Im Reparaturgeschäft bei Industrieanlagen gibt es meistens Kosten-plus-Gewinn Bestellungen und selten Pauschalpreise. Allein das garantiert stabile Gewinne. Aber was war die Realität? Sehr schwankende Gewinne um die Null Euro EBT. Manchmal Minus, manchmal Plus. So genau wusste das keiner. Hier merkt man eine äußerst schwache Buchhaltungsdisziplin ohne große Verantwortung, viel Chaos in den Abläufen und eine schlecht geführte interne Bestelllogistik. Ja, die Entnahmen, die Arbeit und die Auslieferungen wurden suboptimal von unfähigen Führungskräften organisiert. Dieses gewünschte Arbeiten auf Sicht bei Bodennebel und nach engen Terminen bremste die gesamte Firma aus und war sicher der Anlass, intelligente und aufbaufähige Mitarbeiter aus der Firma zu drängen. Hier wurde ein Unsinn in Reinform täglich zelebriert und nicht nur geduldet, sondern absichtlich gezielt aufgebaut, um von den eigenen fachlichen, organisatorischen und menschlichen Schwächen abzulenken. Diese reinen Führungsunzulänglichkeiten sind nicht selten anzutreffen. Erschwerend kam hinzu, dass die EDV als amateurhafte undurchsichtige Parallelorganisation mit komplexen Entscheidungswegen zu ungesund für eine einfache, aber moderne und motivierte Reparaturtruppe war. So ausgebildet die Werker, so intransparent war die EDV und deren Entscheidungsgewalt. Jeder gute Gedanke der Mitarbeiter wurde ausgebremst, nur um nicht eingestehen zu müssen, dass hier intelligente Leute am Werk waren. Diese Schwächen ließen ein sicheres Geschäft höchst instabil erscheinen und schlussendlich auch werden. Sicher könnte man hier von einer dreisten Steuerverkürzung basierend auf Korruption bei rückzahlungswilligen Lieferanten und wirtschaftlich abhängigen Mitarbeitern sprechen, doch es war etwas anderes, was man zum damaligen Zeitpunkt wollte. Diese Firma wollte nur weitere komplexe Erklärungen und wohlklingende Ausreden für die nächste jährliche Betriebsprüfung abschöpfen.
03. Werkzeugmaschinen
April 2017 ... Mitten im Thüringer Wald steht ein hochmoderner Maschinenbauer, der seit den 1970er Jahren eine der modernsten Fertigungsstätten Europas sein Eigen nennt und tatsächlich weltbekannt ist. Diese beschauliche und angenehme Firma hatte moderne Gebäude, neue Maschinen, klimatisierte Fertigungshallen, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, aber eine unerklärliche sehr geringe 2% Umsatzrendite. So, jetzt ist es gut zu wissen, dass sie schlanke Methoden ohne Verschwendung in Materialeinsatz, Wegebenutzung, Fertigungs- und Verwaltungszeit, Menschen und Informationen anwendeten. Mit Lean ist eine Firma, so wie diese, damit rund zehnmal produktiver und profitabler als der normale hart arbeitende Mittelstand. Unglücklicherweise wurde diese schlanke Produktion in Philosophie (sehr wichtig), Theorie und Praxis aber nicht wirklich begriffen. Lean ist keine Software, die man aufspielt! Die Organisation und die Abläufe in der Fertigung waren perfekt, nur der große Einfluss des Alltäglichen war nicht bewusst. Das automatische Kleinteilelager war praktisch und sehr erklärbar lahmgelegt! Die Produktionsabläufe wurden viel zu komplex dargestellt und konnten nicht auf Effizienz überwacht werden! Die mit der Zeit gewachsene Komplexität, auch in der Berichterstattung, bremste vieles gut aus. Der Maschinenbau lebt vom entwickelnden Engineering. Unnütze Aktionen der Verwaltung, allgemeiner Leerlauf und nicht genutzte geistige Kapazitäten gab es reichlich. Das System war in sich zufrieden und gedanklich in der Rente. Die geringe Umsatzrendite störte keinen und wurde somit nicht diskutiert! Innovationen im Design beginnen auch in der Wirtschaftlichkeit! Kleinliche Kosteneinsparungen treffen das größere Genie besonders hart. Die Effizienz der Lean Production begründet Wachstum und Wohlstand, das unnütze Kapazitäten freisetzt und diese mit sinnvoller und gewinnbringender Arbeit versorgt. Auch das wurde nie begriffen. Lean kreiert Jobs! Der Personalleiter war dabei völlig unwissend, recht hilflos und ehrlich gesagt etwas zu bubenhaft. Ich glaube, um die Umsatzrentabilität auf sehr angemessene 12% zu erhöhen, sollte nicht am Personal und an den Gemeinkosten gespart werden, sondern die Personalpolitik an sich schlicht vereinfachend korrigiert werden. Es muss ein Entscheidungspapier der einzelnen Tätigkeiten erstellt werden. Sicher, jeder kennt das und viele wissen, dass es Stellenbeschreibungen gibt, doch gibt es das auch in Matrizenform auf einem A0-Blatt? Diese Landkarte der (vom Kunden bezahlten) Kapazität stellt die Vermengungen der produktiven, produktionsunterstützenden, produktionsverwaltenden, vertriebstechnischen und verwaltenden Kräfte der Firma dar. Damit werden Lücken in der Lean Production und auch in der Digitalisierung sichtbar. Ein vollautomatisches Lager ist nun mal nicht teilmechanisiert. Hier sieht man die Hilflosigkeit der Firma auf ihre modernisierten und zukunftsfördernden Prozesse. Eine Endabnahme ist keine Werkstatt, auch wenn sie noch so digitalisiert ist. Das Auslieferungslager ist nicht die Wartehalle dutzender Maschinen, die längst verpackt und unterwegs auf den fremddienstleistenden LKWs quer durch Europa sein sollten (Stichwort: Rollendes Lager). Die emsige Verwaltung hingegen war offensichtlich zu aufgeblasen und mit vielen unnützen Aktionen belastet. Ja, hier wurden 8% Punkte Umsatzrendite, völlig unter dem Radar der operativen Obergesellschaft, verbrannt. Witzigerweise kannte die Firma keine teuren Marketingaktivitäten. Das Produkt verkaufte sich von selbst. Sicher, es gab Forschung und Entwicklungskosten, doch nicht so stark wie in anderen Branchen. Meines Erachtens ist hier jemand einfach nur wild gewachsen und hat Posten besetzt, nur um im Dorf wild zusätzliche Arbeitsplätze anzubieten. Sämtliche Entscheidungsgrundlagen basierten auf familiären Befindlichkeiten, fachlichen Unzulänglichkeiten und menschlichen Abhängigkeiten. Hier möchte ich nicht von Steueroptimierung sprechen, denn es war keine. Es waren eher die Realitäten des Arbeitsmarktes und des eigenen Überlebenswillens, der Aufgaben teilt, nur um keine starken Positionen entstehen zu lassen. Ja, mitten im grünen Wald steht eine hochmoderne Firma und kann seine magere Ergebnissituation, aufgrund mangelnder objektiver Erfahrungen und fehlendem Organisationswissen nicht mehr erklären! Derzeit ist die im Grunde hochprofitable und damit finanzstarke Firma an einen schnellagierenden börsennotierten ausländischen Investor verkauft, in Hoffnung noch effizienter in die Zukunft zu gehen.