Читать книгу: «Vom Winde verweht», страница 6

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Pork ging in die Halle zu seiner Frau, die von Wilkes' Plantage soeben angekommen war, um ein Glied des Haushaltes auf Tara zu werden. Sie kam herein, hinter ihr her, von ihrem mächtigen Katrunrock fast verborgen, ihr zwölfjähriges Mädchen, das sich an das Bein der Mutter schmiegte.

Dilcey war groß und hielt sich sehr gerade. Sie hätte in jedem Alter zwischen dreißig und sechzig sein können, so glatt war ihr unbewegliches, bronzefarbenes Gesicht. Ihren Zügen sah man deutlich das Indianerblut an, das die Merkmale des Farbigen überwog. Die rote Haut, die schmale, hohe Stirn, die hervortretenden Backenknochen und die Habichtsnase, deren unteres Ende über wulstigen Lippen hing, alles verriet die Mischung der beiden Rassen. Sie trug sich mit einer selbstbeherrschten Würde, die selbst Mammys übertraf. Mammy hatte sich ihre Würde anerzogen, Dilcey lag sie im Blut. Wenn sie sprach, klang ihre Stimme nicht so verschliffen wie bei den meisten Farbigen, auch wählte sie ihre Worte sorgfältiger aus.

»Guten Abend, junge Missis, guten Abend, Master Gerald. Es tut mir leid, daß ich Sie störe, aber ich wollen herkommen und mich bei Ihnen bedanken, weil Sie mich kaufen und mein Kind dazu. Eine Menge Herren vielleicht mich auch kaufen, aber meine Prissy nicht mit kaufen, nur damit ich nicht traurig wäre. Ich danke auch schön. Ich wollen alles für Sie tun und zeigen, daß ich es Ihnen nicht vergesse.«

»Hrr-hmm.« Gerald räusperte sich vor Verlegenheit, weil er öffentlich einer guten Tat überführt wurde.

Dilcey wandte sich zu Scarlett, und etwas wie ein Lächeln huschte um ihre Augenwinkel. »Miß Scarlett, Pork mir sagen, daß Sie Master Gerald gebeten haben, mich doch kaufen. Dafür gebe ich Ihnen meine Prissy als Ihre eigene Kammerzofe.«

Sie langte hinter sich hin und schubste das kleine Mädchen nach vorn. Es war ein schmächtiges braunes Ding, mit Beinen so mager wie Vogelbeine und einer Unzahl sorgfältig mit Zwirn umwickelter Zöpfe, die ihr steif vom Kopf abstanden. Sie hatte ein Paar scharfe Augen, denen nichts entging, und trug eine gewollt dumme Miene zur Schau.

»Danke, Dilcey«, erwiderte Scarlett. »Ich fürchte nur, da hat Mammy ein Wort mitzureden. Sie ist seit meiner Geburt meine Zofe gewesen.«

»Mammy werden alt«, sagte Dilcey mit einer Ruhe, die Mammy in Wut gebracht hätte. »Sie sein eine gute Mammy, aber Miß Scarlett sein jetzt eine junge Dame und brauchen eine gute Zofe, und meine Prissy sein seit einem Jahr bei Miß India Zofe gewesen, sie kann nähen und das Haar aufstecken wie eine Erwachsene.«

Auf einen Rippenstoß der Mutter hin machte Prissy einen Knicks und grinste Scarlett an, die nicht anders konnte als ihr wieder zulächeln. Ein gerissenes kleines Mädel, dachte sie und sagte laut: »Dank dir, Dilcey, wir sprechen weiter darüber, wenn Mrs. 0'Hara nach Hause kommt.«

»Danke, Miß, ich wünsche allen Herrschaften gute Nacht.« Damit kehrte Dilcey sich um und verließ mit dem Kinde das Zimmer, während Pork dienstbeflissen umsie hertänzelte.

Als das Abendessen abgeräumt war, nahm Gerald seinen Vortrag wieder auf, doch machte es ihm selbst keine rechte Freude mehr und den Zuhörern noch weniger. Wenn er donnernd den Krieg als unmittelbar bevorstehend bezeichnete und rhetorisch fragte, ob der Süden sich weitere Beleidigungen von den Yankees bieten lassen dürfe, bekam er darauf nur ein stilles, gelangweiltes »Ja, Papa« und »Nein, Papa« zu hören. Carreen saß auf einem Kissen unter der großen Lampe und vertiefte sich in den Roman von einem Mädchen, das nach dem Tode ihres Liebsten den Schleier genommen hatte. Stille Wonnetränen tropften ihr dabei aus den Augen, und sie sah sich im Geiste selber wohlgefällig mit der weißen Nonnenhaube. Suellen stickte »etwas für ihre Hoffnungstruhe«, wie sie es kichernd nannte, und überlegte sich, ob sie nicht doch morgen auf dem Gartenfest Stuart Tarleton ihrer Schwester abspenstig machen und mit der süßen Weiblichkeit bestricken könnte, die ihr eigen war und Scarlett so ganz abging. Scarlett aber war voll inneren Aufruhrs wegen Ashley.

Wie konnte Pa nur immer weiter über Fort Sumter und die Yankees reden, wo er doch wußte, daß ihr das Herz brach? Sie wunderte sich nach Art sehr junger Leute darüber, daß man ihren Schmerz vergessen konnte und die Welt sich trotz ihrem gebrochenen Herzen weiter drehte wie immer. Ihr schwirrte der Kopf, als brauste ein Sturmwind durch ihn hindurch, und es war so sonderbar, daß das Speisezimmer mit dem wuchtigen Mahagonitisch, den Anrichteschränken, dem schweren Silbergeschirr, mit den bunten Flickenteppichen auf dem blanken Fußboden so friedlich wie immer vor ihr lag. Die ruhigen Stunden, die die Familie hier nach dem Abendessen verbrachte, hatte Scarlett so gern, aber heute war der Anblick ihr verhaßt, und am liebsten wäre sie leise hinausgegangen durch die dunkle Halle in Ellens kleines Schreibzimmer und hätte auf dem alten Sofa ihren Kummer ausgeweint. Dieses Zimmer hatte Scarlett von allen im Hause am liebsten. Hier saß Ellen morgens an ihrem Schreibtisch, führte die Abrechnungen über die Plantage und nahm den Bericht Jonas Wilkersons, des Aufsehers, entgegen. Dort verbrachte auch die Familie ihre Mußestunden, während Ellens Gänsekiel über die Buchseiten flog, Gerald in dem alten Schaukelstuhl, die Mädchen auf den eingesessenen Sofakissen, die zu zerschlissen und abgenutzt für die Vorderzimmer waren.

Dort zu sein, allein mit Ellen, sehnte Scarlett sich jetzt, und - den Kopf imSchoßeder Mutter- ungestörtzu weinen.

Da knirschten Räder geräuschvoll durch den Kies, und schon war Ellens sanfte Stimme draußen zu vernehmen. Gespannt blickten alle auf, als sie mit ihrem wiegenden Gang hereintrat. Mit ihr kam der schwache Duft von Zitrone und Verbene, der immer den Falten ihres Kleides entströmte und den Scarlett allezeit mit dem Bild der Mutter verband. Ein paar Schritte hinter ihr folgte Mammy, die Ledertasche in der Hand, mit vorgeschobener Unterlippe und gesenkten Brauen. Sie sprach, während sie hereinwatschelte, leise vor sich hin, und zwar so, daß ihre Bemerkungen nicht verstanden wurden, aber doch ihre entschiedene Mißbilligung zumAusdruck brachten.

»Es tut mir leid, daß ich so spät komme.« Ellen ließ ihr Plaid von den Schultern gleiten, gab es Scarlett und streichelte ihr die Wange. Bei ihrem Eintritt hellte sich Geralds Gesicht auf. »Ist das Wurm getauft?« erkundigte er sich.

»Ja, und tot, das arme Ding«, sagte Ellen. »Ich fürchtete, Emmie würde auch sterben, aber ich glaube, sie bleibt am Leben.« Die Mädchen hoben ihre erschrockenen, fragenden Gesichter empor, und Gerald schüttelte philosophisch den Kopf: »Nun, es ist besser, das Wurm ist tot, das arme vaterlose ...«

»Es ist schon spät, wir sollten lieber jetzt beten.« Ellen unterbrach ihn so sanft, daß die Unterbrechung unbemerkt vorübergegangen wäre, hätte Scarlett ihre Mutter nicht so gut gekannt. Gern hätte Scarlett gewußt, wer der Vater von Emmie Slatterys Baby war, aber wenn sie die Wahrheit von ihrer Mutter zu hören begehrte, so würde sie sie nie erfahren. Sie hatte Jonas Wilkerson im Verdacht, denn sie hatte ihn oft bei einbrechender Nacht mit Emmie die Landstraße entlanggehen sehen. Jonas war Junggeselle und ein Yankee. Seine Stellung als Sklavenaufseher schloß ihn ein für allemal von jeder Berührung mit der Gesellschaft des Landes aus. In keine auch nur halbwegs angesehene Familie konnte er hineinheiraten, mit niemand konnte er verkehren, außer mit den Slatterys und ähnlichem Gelichter. Da er an Bildung mehrere Stufen höher stand als die Slatterys, hatte er natürlich keine Lust, Emmie zu heiraten, sooft er auch in der Dämmerung mit ihr spazierenging. Scarlett seufzte, denn sie war sehr neugierig. Immer gingen unter den Augen ihrer Mutter Dinge vor sich, die Ellen so wenig bemerkte, als seien sie überhaupt nicht vorhanden. Ellen sah über alles Unschickliche hinweg und verlangte von Scarlett dasselbe, allerdings nur mit kümmerlichem Erfolg.

Ellen war zum Kamin gegangen und hatte aus dem kleinen eingelegten Kästchen ihren Rosenkranz genommen, als Mammy energisch dazwischentrat: »Mrs. Ellen, erst wird zu Abend gegessen, ehe Sie beten.«

»Danke, Mammy, ich habe keinen Hunger.«

»Ich richte Ihnen selbst die Mahlzeit an, und dann essen Sie.« Mammy runzelte vor Entrüstung die Stirn und begab sich durch die Halle in die Küche. »Pork!« rief sie, »sag der Köchin, sie soll das Feuer anblasen, Mrs. Ellen sein da.« Während die Dielen unter ihrem Gewicht erdröhnten, wurde das Selbstgespräch, in dem sie schon zuvor begriffen war, immer lauter, bis man es im Speisezimmer deutlich verstehen konnte: »Ich sagen es immer wieder, es haben keinen Zweck, für das weiße Pack sorgen, das sein die größten Faulpelze und undankbarsten Nichtsnutze, Mrs. Ellen sollen sich nicht todmüde machen für Leute, die Farbigen genug zum Pflegen haben können, wenn sie nur einen Schuß Pulver wert sein, ich haben gesagt ...«

Ihre Stimme verklang. Sie hatte ihre eigene Methode, den Herrschaften ihren Standpunkt klarzumachen. Sie wußte wohl, daß es unter der Würde der Weißen war, zuzuhören, wenn ein Schwarzer vor sich hin sprach. Sie war vor Antworten und Verweisen sicher, wenn sie sich auch noch so laut vernehmen ließ, und doch blieb keiner über ihre Meinung im Zweifel.

Pork kam mit einem Teller, dem Besteck und einer Serviette herein. Ein kleiner farbige Junge folgte ihm auf dem Fuße. Mit der einen Hand knöpfte er hastig seine weiße Leinenjacke zu, in der anderen trug er einen Fliegenwedel aus dünnen Streifen Zeitungspapiers an einem Bambusrohr, das länger war als er selbst. Ellen besaß einen prachtvollen Fliegenwedel aus Pfauenfedern, aber der wurde nur bei ganz besonderen Anlässen gebraucht, und auch dann nur nach langen häuslichen Kämpfen, denn Pork, die Köchin und Mammy waren der hartnäckigen Überzeugung, daß PfauenfedernUnglück brächten.

Ellen setzte sich auf den Stuhl, den Gerald für sie hervorzog, und dann fielen sie vierstimmig über sie her:

»Mutter, an meinem Ballkleid ist die Spitze los. Ich will es doch morgen in Twelve 0aks anziehen. Nähst du sie mir wieder an?«

»Mutter, Scarletts neues Kleid ist viel hübscher als meins, ich sehe in Rosa wie eine Vogelscheuche aus. Kann sie nicht mein rosa Kleid anziehen und ich ihr grünes?«

»Mutter, darf ich morgen für den Ball aufbleiben? Ich bin doch schon dreizehn.«

»Mrs. 0'Hara, sollte man es glauben - seht, ihr Mädchen, erst komme ich! - Cade Calvert war heute früh in Atlanta und sagt - wollt ihr still sein, ich kann ja mein eigenes Wort nicht verstehen! - er sagt, sie seien dort alle in mächtiger Aufregung und redeten von nichts anderem als vom Krieg, und in Charleston heißt es, man würde sich nun nichts mehr von den Yankees gefallen lassen.«

Ellen lächelte müden Mundes in den Tumult hinein und wandte sich zunächst, wie es sich gehörte, an ihren Mann. »Wenn das die Meinung und das Gefühl der netten Leute in Charleston ist, so haben sie sicher recht«, sagte sie. Sie hatte die feste Überzeugung, daß, mit alleiniger Ausnahme von Savannah, die Vornehmsten auf dem ganzen Erdteil in jenem kleinen Seehafen zu finden seien, eine Überzeugung, die von den Leuten aus Charleston selber in hohem Grade geteilt wurde.

»Nein, Carreen, nächstes Jahr, mein Kind, dann darfst du zum Ball aufbleiben und Kleider wie die Großen tragen. Dann wird mein kleiner Rotback sich aber amüsieren. Nicht maulen, du weißt doch, du darfst auf das Gartenfest und bis zum Abendessen aufbleiben, aber Bälle sind erst mit vierzehn Jahren erlaubt.«

»Gib mir dein Kleid, Scarlett. Ich nähe dir nach der Abendandacht die Spitze an.«

»Suellen, dein Ton gefällt mir nicht. Dein rosa Kleid ist wunderhübsch und steht gut zu deinem Teint wie Scarletts zu dem ihren. Aber du darfst morgen meine Granatkette tragen.«

Hinter dem Rücken der Mutter machte Suellen triumphierend eine krause Nase zu Scarlett, die gehofft hatte, selber die Kette zu tragen. Scarlett steckte ihr die Zunge heraus. Suellen konnte mit ihrem Gejammer und ihrer Selbstsucht unerträglich sein, und hätte nicht Ellens Gegenwart Scarlett zurückgehalten, so hätte sie ihre Schwester schon des öfteren geohrfeigt.

»Erzähl mir mehr davon, was Mr. Calvert aus Charleston berichtet hat«, sagte Ellen zu ihrem Mann.

Scarlett wußte wohl, daß ihre Mutter sich für Krieg und Politik gar nicht interessierte. Das waren für sie männliche Angelegenheiten, um die eine Dame sich nicht kümmerte. Aber Gerald hatte Freude daran, seine Ansichten zum besten zu geben, und Ellen war stets darauf bedacht, ihrem Manne eine Freude zu machen.

Während Gerald seine Neuigkeiten heraussprudelte, stellte Mammy ihrer Herrin die Schüssel hin: Gebäck mit goldiger Kruste, gebratene Hühnerbrust und eine dampfende, aufgeplatzte gelbe Batate, von der die geschmolzene Butter herabtroff. Mammy gab dem kleinen Jack einen Puff, und er begann eilends, hinter Ellens Rücken zu wedeln. Mammy stand neben dem Tisch und beobachtete jeden Bissen, der vom Teller zum Munde der Herrin wanderte. Scarlett sah, daß Ellen vor Müdigkeit kaum wußte, was sie aß. Nur Mammys unerbittliche Miene zwang sie dazu. Als die Schüssel leer war und Gerald seinen Vortrag über die leidigen Yankees noch nicht annähernd beendet hatte, stand Ellen auf.

»Wollen wir schon beten?« fragte er.

»Ja, es ist schon spät - wahrhaftig, zehn Uhr. Carreen sollte längst schlafen. Bitte, die Lampe, Pork, und mein Gebetbuch, Mammy.« Auf Mammys heiseres Geflüster stellte Jack seinen Fliegenwedel in die Ecke und räumte die Schüssel weg, während Mammy in der Schublade der Anrichte nach Ellens zerlesenem Gebetbuch suchte. Pork stellte sich auf die Zehen, faßte den Ring an der Kette und zog die Hängelampe langsam herunter, bis das obere Ende des Tisches in Licht getaucht war und die Zimmerdecke im Dunkeln verschwand. Ellen schob ihre Röcke zurecht und ließ sich auf die Knie nieder, legte das offene Gebetbuch auf den Tisch vor sich hin und faltete darüber die Hände. Gerald kniete neben ihr. Scarlett und Suellen nahmen ihre gewohnten Plätze am anderen Ende des Tisches ein und legten ihre faltigen Unterröcke unter den Knien zu einem Polster zusammen, damit ihnen der harte Fußboden nicht so weh täte. Carreen, die klein für ihr Alter war, konnte nicht recht am Tisch knien und ließ sich deshalb vor einem Stuhl nieder, die Ellenbogen auf dem Sitz. So kniete sie gern, denn sie schlief fast immer während der Andacht ein, und wenn sie in dieser Stellung hockte, merkte ihre Mutter nichts davon. Die farbigen Bediensteten kamen in die Halle geschlurft und geraschelt und knieten dann an der Tür. Mammy stöhnte laut auf, als sie sich niederließ, Pork hielt sich gerade wie ein Ladestock, Rosa und Teena breiteten anmutig die bunten Kattunröcke aus. Die Köchin sah hager und gelb unter ihrem schneeweißen Kopftuch hervor, und der ganz verschlafene Jack suchte sich seinen Platz so weit entfernt von Mammys kneifenden Fingern wie nur möglich. Die dunklen Augen der Farbigen glänzten erwartungsvoll, die Andacht mit der weißen Herrschaft war eins der Ereignisse des Tages. Von den alten, schönen Sprüchen der Litanei und ihrer morgenländischen Bildersprache verstanden sie nicht viel, und doch gingen sie ihnen zu Herzen, und während sie singend respondierten: »Herr, erbarme dich unser, Christe, erbarme dich unser«, wiegten sie den 0berkörper andächtig hin und her.

Ellen schloß die Augen und fing an zu beten, ihre Stimme hob und senkte sich beruhigend wie ein Schlummerlied. Die Köpfe senkten sich in den gelben Lichtkreis, als Ellen Gott dankte für die Gesundheit und das Glück ihres Heimes und ihrer Familie und ihrer Farbigen.

Als sie ihre Gebete für alle Bewohner von Tara, für ihren Vater, ihre Mutter, ihre Schwestern, die drei kleinen toten Söhne und »alle die armen Seelen im Fegefeuer« beendet hatte, nahm sie die weißen Perlen in ihre schlanken Finger und begann den Rosenkranz zu beten. Wie ein sanfter Wind kamen die Antworten aus schwarzen und aus weißen Kehlen zurückgesäuselt:

»Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.«

Trotz ihrem Herzweh und dem Schmerz unvergossener Tränen kam Ruhe und tiefer Friede über Scarlett, wie immer zu dieser Stunde. Ein wenig von der Enttäuschung dieses Nachmittags, von der Angst vor dem kommenden Tag wich von ihr. Nicht die Erhebung des Herzens zu Gott brachte ihr diese Linderung; denn Religion war ihr kaum mehr als Lippendienst. Es war der Anblick ihrer Mutter, wie sie ihr verklärtes Gesicht zum Throne Gottes, seinen Heiligen und Engeln erhob und Segen herabflehte auf die Menschen, die sie liebte, der ihr so naheging. Wenn Ellen im Himmel für sie eintrat, mußte der Himmel sie erhören, dessen war Scarlett gewiß.

Ellen war fertig, und Gerald, der seinen Rosenkranz zur Abendandacht nie finden konnte, begann verstohlen sich die Aves und Paternosters an den Fingern abzuzählen. Bei seinem summenden Psalmodieren konnte Scarlett nicht verhindern, daß ihre Gedanken abschweiften. Sie wußte wohl, sie sollte jetzt ihr Gewissen prüfen. Ellen hatte sie gelehrt, es sei ihre Pflicht, am Ende jedes Tages in ihrem Gewissen gründlich Umschau zu halten, ihre zahlreichen Verfehlungen zu gestehen und Gott um Vergebung und um die Kraft zu bitten, nicht wieder rückfällig zu werden. Scarlett aber prüfte ihr Herz.

Sie ließ den Kopf auf den gefalteten Händen, so daß die Mutter ihr Gesicht nicht sehen konnte, und die Gedanken wanderten betrübt zu Ashley zurück. Wie konnte er nur beschlossen haben, Melanie zu heiraten, wo er in Wirklichkeit doch sie, Scarlett, liebte? Und wenn er wußte, wie sehr sie ihn liebte? Wie konnte er ihr so das Herz brechen?

Da auf einmal fuhr ihr strahlend und hell wie ein Komet ein neuer Gedanke durch den Sinn. »Mein Gott, Ashley hat ja keine Ahnung davon, daß ich ihn liebe!«

So unerwartet kam ihr diese Erleuchtung, daß sie vor Schreck beinahe laut aufgeatmet hätte. Einen langen, atemlosen Augenblick stockten ihre Gedanken wie gelähmt, dann rasten sie weiter.

»Woher sollte er es denn wissen? Ich habe mich ihm gegenüber immer so zimperlich und damenhaft benommen und bin in seiner Gegenwart ein solches Rührmichnichtan gewesen, daß er wahrscheinlich denkt, ich mache mir nichts aus ihm, außer höchstens als Freund. Natürlich, darum hat er nie etwas gesagt! Er hält seine Liebe für hoffnungslos, und darum ...«

Geschwind eilten die Gedanken zurück in jene Zeiten, da sie ihn dabei ertappt hatte, wie er sie so seltsam ansah, da die grauen Augen, die seine Gedanken sonst so vollständig verhüllten, offen und nackt vor ihr gelegen hatten mit einem Blick voller Qual und Verzweiflung.

»Er denkt, ich sei in Brent, Stuart oder Cade verliebt, daher sein enttäuschtes Herz. Und wenn er mich doch nicht haben kann, meint er sicherlich, er könne seiner Familie zu Gefallen ebensogut Melanie heiraten. Wenn er aber wüßte, daß ich ihn liebe ...«

Ihr bewegliches Gemüt schnellte aus tiefster Niedergeschlagenheit empor zu seliger Erregung. Das also war die Erklärung für Ashleys Stillschweigen, für sein seltsames Verhalten. Er wußte nicht! Ihre Eitelkeit kam ihrem Wunsch zu Hilfe, Glaube wurde Sicherheit. Wenn er nur wüßte, daß sie ihn liebte, käme er eilends zu ihr. Sie brauchte nur ...

»Ach!« dachte sie überglücklich und grub ihre Finger in die gesenkte Stirn. »Ich Dummkopf, warum fällt mir das jetzt erst ein! Ich muß mir etwas ausdenken, um es ihn wissen zu lassen. Er heiratet sie sicher nicht, wenn er weiß, daß ich ihn liebe! Wie könnte er denn?«

Sie fuhr zusammen, als sie bemerkte, daß Gerald zu beten aufgehört hatte und der Blick ihrer Mutter auf ihr ruhte. Hastig begann sie ihre Gebete und sprach mechanisch herunter, was der Rosenkranz verlangte, aber mit so viel Ergriffenheit in der Stimme, daß Mammy die Augen öffnete und sie forschend von der Seite ansah. Als sie die Gebete gesprochen hatte und Suellen und dann Carreen mit den ihren folgten, jagten ihre Gedanken immer noch weiter mit der berauschenden neuen Hoffnung. Auch jetzt war es noch nicht zu spät! Allzu oft schon hatte sich die Provinz entrüsten müssen über Entführungen in dem Augenblick, da die eine oder die andere Partei mit einem Dritten schon so gut wie vor dem Altar stand. Und Ashleys Verlobung war noch nicht einmal veröffentlicht. 0 ja, sie hatte reichlich Zeit! Wenn nicht Liebe Ashley an Melanie band, sondern nur ein altes Versprechen, warum sollte es dann nicht möglich sein, daß er sein Wort zurücknahm und sie, Scarlett, heiratete? Das tat er sicher, sobald er nur wußte, daß sie ihn liebte. Sie mußte es ihn auf irgendeine Weise wissen lassen. Wie, das wollte sie schon ersinnen! Und dann ...

Scarlett schreckte jäh aus ihrer Traumseligkeit empor. Sie hatte die Responsorien versäumt, und ihre Mutter sah sie vorwurfsvoll an. Als sie in das Ritual wieder einfiel, schlug sie geschwind die Augen auf und warf einen raschen Blick durch das Zimmer. Die knienden Gestalten, das milde Lampenlicht, der dämmerige Schatten, in dem die Farbigen sich wiegten, sogar die vertrauten Gegenstände, die noch vor einer Stunde ihrem Auge so verhaßt gewesen waren, alles nahm augenblicklich die Farbe ihres bewegten Gemüts an, und das Zimmer wurde wieder schön. Diesen Augenblick, dieses Bild würde sie niemals vergessen!

»Treueste Jungfrau«, betete die Mutter. Die Litanei der Jungfrau begann, und gehorsam respondierte Scarlett: »Bitte für uns«, während Ellen in sanftem Alt die Attribute der Mutter Gottes pries.

Schon als kleines Kind hatte Scarlett bei diesen Worten immer mehr ihre Mutter angebetet als die Jungfrau, und so war es auch jetzt noch. Mochte es auch eine Gotteslästerung sein, Scarlett sah immer durch die geschlossenen Lider hindurch Ellens emporgerichtetes Gesicht und nicht die Heilige Jungfrau, wenn die uralten Worte erklangen: »Heil der Kranken, Sitz der Weisheit, Zuflucht der Sünder, geheimnisvolle Rose« - die Worte waren schön, weil sie Ellens Attribute waren. Aber heute abend hatte die ganze Zeremonie, die leisen Worte, die gemurmelten Antworten, für Scarlett in ihrem eigenen Hochgefühl eine Schönheit, wie sie sie nie zuvor erlebt hatte. Ihr Herz erhob sich zu Gott in aufrichtigem Dank dafür, daß ihren Füßen ein Pfad sich öffnete - ein Pfad aus dem Elend, geradeswegs in Ashleys Arme.

Als das letzte Amen verklungen war, erhoben sie sich alle auf die etwas steifen Füße, Teena und Rosa richteten mit vereinten Kräften Mammy wieder auf. Pork nahm einen langen Lichtstock vom Kamin, entzündete ihn an der Lampe und ging hinaus in die Halle. Der Wendeltreppe gegenüber befand sich ein Anrichteschrank aus Nußbaumholz, der für das Eßzimmer zu groß war, und auf seinem weiten Sims standen mehrere Lampen und eine lange Reihe Leuchter mit Kerzen. Pork zündete ein Lampe und drei Kurzen an und geleitete mit der Würde eines ersten Kammerherrn des königlichen Schlafgemachs, der dem König und der Königin in ihre Gemächer voranleuchtet, die Prozession die Treppe hinauf, die Kerze hoch über dem Kopf. Ellen folgte ihm an Geralds Arm, dann gingen die Mädchen, jedes mit seinem eigenen Leuchter, hinauf. Scarlett ging in ihr Zimmer, stellte die Kerze auf ihre hohe Kommode und suchte in dem dunklen Wandschrank nach dem Ballkleid, an dem etwas zu nähen war. Sie nahm es und schritt dann leise über den Flur. Die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern stand ein wenig offen, und ehe sie klopfen konnte, vernahm sie Ellens Stimme leise, aber streng: »Mr. 0'Hara, du mußt Jonas Wilkerson entlassen.«

Gerald schäumte auf: »Und woher soll ich einen neuen Aufseher bekommen, der mich nicht übers 0hr haut?«

»Er muß sofort entlassen werden, morgen früh. Der große Sam ist ein guter Vorarbeiter, er kann das Amt so lange übernehmen, bis du einen neuen Aufseher anstellst.«

»Ah, so!« klang darauf Geralds Stimme. »Jetzt verstehe ich! Dann hat also der würdige Jonas mit der ...«

»Er muß entlassen werden.«

»Er ist also der Vater von Emmie Slatterys Baby«, dachte Scarlett. »Nun ja, was kann man von einem Yankee und einem Mädchen aus dem weißen Pack anderes erwarten?«

Nach einer behutsamen Pause, in der Geralds Wortschwall Zeit hatte abzuebben, klopfte sie an die Tür und reichte ihrer Mutter das Kleid.

Als sie sich dann ausgezogen und das Licht gelöscht hatte, war ihr Plan für morgen bis in jede Einzelheit fertig. Ein einfacher Plan. Mit der von Gerald ererbten Geradlinigkeit sah sie nur das eine Ziel vor sich und den kürzesten Weg, der dahin führte.

Zuerst wollte sie »stolz« sein, wie Gerald befohlen hatte, sobald sie aber in Twelve 0aks ankamen, wollte sie ihre lustigste, ausgelassenste Miene aufsetzen. Niemand sollte auf den Gedanken kommen, sie könne wegen Ashley und Melanie traurig sein. Und dann wollte sie jedem Manne dort Augen machen. Das war vielleicht grausam gegen Ashley, aber er würde nur um so leidenschaftlicher nach ihr verlangen. Keinen Mann in heiratsfähigem Alter wollte sie übersehen, von dem alten Rotbart Frank Kennedy, Suellens Verehrer, bis zu dem schüchternen, stillen, fortwährend errötenden Charles Hamilton, Melanies Bruder. Sie sollten sie alle umschwärmen wie Bienen ihren Stock; sicher würde das Ashley von Melanies Seite weg in den Kreis ihrer Bewunderer ziehen. Darauf wollte sie es einrichten, fern von der Menge ein paar Minuten mit ihm allein zu sein. Wenn Ashley nicht den ersten Schritt tat, so mußte sie ihn eben selber tun.

Waren sie dann endlich allein, so war der Eindruck von all den andern Männern noch frisch in seiner Seele; die Tatsache, daß alle sie umwarben, ging ihm nahe, und dann würden seine Augen den bekümmerten, verzweifelten Blick haben. Aber dann wollte sie ihn wieder glücklich machen und ihn fühlen lassen, daß sie, die von allen Geliebte, ihn allen andern Männern auf der Welt vorzog. Und während sie es verschämt und süß gestand, sollte er noch tausenderlei mehr in ihren Augen lesen. Natürlich würde das alles auf die vornehmste Weise geschehen. Sie würde sich nicht im Traum einfallen lassen, ihm offen zu sagen, daß sie ihn liebte - das ging auf keinen Fall. Die Art, wie sie es ihn merken lassen wollte, war eine Nebensache, über die sie sich nicht den Kopf zerbrach. Mit einer solchen Lage war sie schon fertig geworden, und es würde ihr wieder gelingen.

Wie sie da im dämmerigen Mondenschein in ihrem Bett lag, stellte sie sich die ganze Szene vor. Sie sah sein Gesicht, überrascht, in Glück erstrahlen, wenn er begriff, daß sie ihn wirklich liebte. Sie hörte ihn fragen, ob sie seine Frau werden wollte.

Natürlich mußte sie dann erwidern, daß sie überhaupt gar nicht daran denken könne, jemanden zu heiraten, der mit einem anderen Mädchen verlobt sei, aber dann würde er darauf bestehen, und schließlich wollte sie sich überreden lassen. Und dann würden sie beschließen, noch denselben Nachmittag nach Jonesboro durchzugehen und ...

Wahrhaftig, morgen abend um diese Zeit war sie vielleicht schon Frau Ashley Wilkes!

Sie setzte sich im Bett auf, umfaßte ihre Knie und war eine lange, glückliche Weile wirklich Frau Ashley Wilkes - Ashleys Braut! Dann überkam sie ein leiser Schauder. Wenn es nun nicht so gehen würde? Wenn Ashley sie nun nicht entführte? Entschlossen schlug sie sich den Gedanken aus dem Sinn.

»Daran will ich nicht denken«, sagte sie fest, »sonst komme ich aus dem Gleichgewicht. Ich sehe gar keinen Grund dazu, daß es nicht so gehen sollte, wie ich will - wenn er mich liebt. Und ich weiß es, daß er mich liebt!«

Sie hob das Kinn, die grünen Augen funkelten im Mondlicht. Ellen hatt e ihr nie gesagt, daß Begehren und Erlangen zweierlei sei. Das Leben hatte sie noch nicht gelehrt, daß nicht immer der Schnellfüßigste das Rennen gewinnt. Da lag sie im silbrigen Dunkel und faßte neuen Mut, schmiedete Pläne, wie eben eine Sechzehnjährige sie schmiedet, wenn das Leben so schön ist, daß eine Niederlage unmöglich scheint; wenn ein hübsches Kleid und ein schöner Teint Waffen genug sind, das Schicksal zu besiegen.

Es war zehn Uhr in der Frühe. Für einen Apriltag war es sehr warm, heller Sonnenschein strömte durch die blauen Gardinen der breiten Fenster in Scarletts Zimmer hinein. Die cremefarbenen Wände erglühten in seinem Licht, in den Mahagonimöbeln schimmerte es wie roter Wein, der Fußboden spiegelte wie Glas, wo er nicht mit den farbe nfrohen Flickenteppichen belegt war. Schon meldete der georgianische Sommer sich an, vor dessen grimmiger Hitze die Flut des Frühlings widerstrebend zurückebbte. Balsamische Wärme, schwer vom Duft der Blüten und der feuchten Erdschollen, drang in den Raum. Durch das Fenster erblickte Scarlett den prangenden Farbenflor der Narzissen zu beiden Seiten der kiesbestreuten Auffahrt und die goldige Flut gelben Jasmins, der seine Blütenzweige wie einen Reifrock zur Erde spreizte. Spottdrosseln und Häher trugen ihre alte Fehde um den Besitz des Magnolienbaumes unter ihrem Fenster aus. Man hörte ihre zankenden Stimmen, die schrillen, harten der Häher, das sanfte Klagen der Spottdrosseln.

Ein so schöner Morgen rief Scarlett immer ans Fenster, um, die Arme auf das breite Sims gestützt, die Düfte und Laute von Tara einzusaugen. Heute aber hatte sie kein Auge für all die Schönheit, sondern nur den Stoßseufzer: »Gottlob, daß es nicht regnet!« Auf dem Bett lag ihr apfelgrünes Moirekleid mit den maisfarbenen Spitzenvolants, sauber in eine große Pappschachtel verpackt. Es sollte nach Twelve 0aks gebracht und zum Tanz angezogen werden; aber Scarlett zuckte nur die Achseln, als sie es sah. Wenn ihr Plan gelang, so würde sie das Kleid heute abend nicht anziehen. Längst, ehe der Ball anfing, waren sie und Ashley dann schon auf dem Wege nach Jonesboro, um zu heiraten. Die lästige Frage war vielmehr, was sie für das große Gartenessen, das mittags stattfand, anziehen sollte. Welches Kleid brachte ihre Reize am besten zur Geltung und machte sie am unwiderstehlichsten? Seit acht Uhr hatte sie Kleider anprobiert und wieder weggehängt, und nun stand sie mißmutig und unschlüssig in ihrer Spitzenhose, der Batistuntertaille und drei wogenden, spitzenbesetzten Unterröcken da. Alles, was sie schon verworfen hatte, lag auf dem Fußboden, auf Bett und Stühlen um sie her in farbenfrohen Haufen Stoffs und schleifender Bänder.

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