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Mara Trevek

Liebe fragt zweimal

Eine Mara-Lovestory

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Liebe fragt zweimal

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Impressum neobooks

Liebe fragt zweimal

Marianna lehnte sich in ihrem Korbstuhl zurück. „Herrlich!“, dachte sie, streckte die Beine aus, schloss die Augen und hielt ihr Gesicht der warmen Maisonne entgegen. Auf der Terrasse des Straßencafés war im Augenblick wenig los. Nicht ungewöhnlich an einem Montag, aber sie brauchte heute nicht zu arbeiten.

Am Wochenende hatte sie Dienst gehabt. Sie war Rezeptionistin in einem kleinen Hotel, und wenn Not am Mann war, half sie auch mal im Restaurant aus. Gestern war Not am Mann gewesen: Eine große Gesellschaft feierte einen achtzigsten Geburtstag. Die alte Dame schien geradezu überwältigt von all dem, was ihr zu Ehren um sie herum vorging. Marianna lächelte in der Erinnerung. Eine richtig liebe Omi war das! Bescheiden und freundlich und damit das genaue Gegenteil ihrer Söhne, die dauernd neue Wünsche hatten und ständig an irgendwas herummeckerten. Marianna war stundenlang hin und her geflitzt, bis ihr die Füße wehtaten. Doch in letzter Zeit machte ihr das kaum etwas aus. Seit Ingo da war, arbeitete sie nämlich ausgesprochen gern im Restaurant ...

Jemand trat an ihren Tisch. „Bitte sehr.“

Sie öffnete die Augen. Der Kellner brachte ihr den Cappuccino, den sie bestellt hatte. Marianna nickte ihm dankend zu. Schön, zur Abwechslung mal bedient zu werden!

Sie nahm den ersten Schluck. Der Cappuccino war schon etwas abgekühlt und der Milchschaum nicht fest genug. Egal. Da müsste schon mehr passieren, ehe sie sich beschwerte!

Sie schaute auf die Uhr. Wo Nils wohl blieb? Da sah sie ihn schon auf die Terrasse treten. Die junge Frau am Nachbartisch verfolgte seinen Weg interessiert und vergaß dabei sogar, ihre Tasse abzusetzen. Marianna konnte ihr das nicht übel nehmen. Nils bot einen überaus angenehmen Anblick. Wie immer war er untadelig gekleidet. Normalerweise bevorzugte er einen Casual-Look mit Blazer, heute trug er einen knapp geschnittenen Anzug in dezentem Grau, der seine schmalen Hüften betonte, dazu ein weißes Hemd. „Aha“, dachte Marianna, „wahrscheinlich Kommunikationstraining für Führungskräfte“. Nils zog sich stets so an, wie seine Klienten es von ihm erwarteten.

Sie winkte und er kam durch die Tische auf sie zu. „Hallo, Marianna!“, begrüßte er sie und neigte sich zu ihr herunter. Sie bot ihm ihre Wange zum Kuss. Unwillkürlich seufzte die junge Frau am Nebentisch auf. Marianna unterdrückte ein Grinsen. Viele beneideten sie um Nils – ganz zu Unrecht übrigens!

Sie betrachtete ihn, während er ihr gegenüber Platz nahm. Wie gut sie die Frauen verstehen konnte! Nils sah wirklich fantastisch aus. Er hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar, klare graue Augen, nicht zu schmale und nicht zu volle Lippen, eine nicht zu große und nicht zu kleine Nase. Alles in seinem markanten Gesicht schien perfekt aufeinander abgestimmt.

„Entschuldige die Verspätung“, begann er, „aber die Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung haben mich vor der Mittagspause noch mit gefühlten tausend Fragen gelöchert.“

„Kein Problem. Ich habe mich in der Zwischenzeit entspannt und die Sonne und die Ruhe genossen.“

Nils schaute sie mit gespielter Empörung an. „Was soll das heißen? Etwa, dass es jetzt, wo ich hier bin, vorbei ist mit der Ruhe und Entspannung?“

„Damit liegst du nicht ganz falsch.“

Einen Augenblick lang schien er aus der Fassung gebracht. Das Lächeln wich aus seinem Gesicht, dann kehrte es zurück. „Ich verstehe.“ Er zwinkerte ihr zu. „Du willst damit sagen, du bist wie elektrisiert durch meine Gegenwart.“

Nun war es an Marianna, verwirrt zu sein. Flirtete er mit ihr? Das konnte nicht sein! Sie kannten sich schon seit der Grundschule, und es hatte nie – wirklich nie! – geknistert zwischen ihnen. Leicht verunsichert schaute sie ihn an.

Nein, alles in Ordnung. Ihr gegenüber saß der gute, alte Nils, den sie seit Urzeiten kannte.

Sie tätschelte kurz seinen Arm. „Sei unbesorgt. Ich bin vollkommen immun gegen deinen Charme. Ganz im Gegensatz zu unserer Tischnachbarin übrigens.“ Sie wies mit den Augen in deren Richtung. „Was ich meinte, ist, dass von Ruhe keine Rede mehr sein kann, weil du zwar kein bisschen aufregend, dafür aber sehr anregend auf mich wirkst.“

Das stimmte. Bei ihren Gesprächen und Diskussionen ging es meistens hoch her, und es gab heftige Meinungsverschiedenheiten, jedoch auch viel Gemeinsamkeiten, Spaß und Frotzelei.

Heute war es anders. Nils trank stumm seinen Espresso, den der Kellner ihm gebracht hatte, und ließ dabei seine Blicke schweifen. Die junge Frau am Nachbartisch lächelte ihm zu. Er lächelte zurück. Es war eine automatische Reaktion. Marianna hatte oft den Eindruck, dass er sich seiner Wirkung auf Frauen gar nicht bewusst war.

„Ich muss gleich wieder los.“ Nils nahm den letzten Schluck. „Ich will schnell zum Frisör, ehe es heute Nachmittag weitergeht.“

Marianna schaute ihn prüfend an. „Das kannst du dir sparen. Deine Haare sitzen tadellos.“

„Noch“, erwiderte er.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne niemanden, der dermaßen oft zum Frisör rennt wie du.“

„Ich gehe nicht gern hin, falls du das denkst“, gab er zurück. „Ich sehe es als Teil meines Jobs an. Ein Kommunikationstrainer muss einen rundum guten Eindruck auf seine Klienten machen. Daher auch ...“ Er zeigte auf seinen Anzug. „Ich würde weiß Gott lieber in Jeans und T-Shirt herumlaufen wie du, wenn du frei hast. Dazu vorzugsweise unrasiert und mit Pferdeschwanz.“

Marianna kicherte. Nils mit Bartstoppeln und Pferdeschwanz, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Allerdings hatte sie Verständnis, dass er auf sein Äußeres achtete. In ihrem Job kam es ebenfalls auf das Erscheinungsbild an. Nur gegen ihre Haare war sie leider machtlos. Die wilde, dunkle Lockenmähne ließ sich durch nichts und niemanden bändigen.

Nils legte Geld auf den Tisch, erhob sich und küsste sie zum Abschied auf die Wange. „Bis bald, Marianna. Ich rufe dich an.“

„Wir sollten mal wieder schwimmen gehen“, rief sie ihm nach.

„Okay.“ Er hob grüßend die Hand, während er eilig davonstrebte.

***

Nachdenklich verfolgte Marianna ihn mit ihren Blicken. Merkwürdig, dass ein Mann wie Nils keine Freundin hatte. Schon seit längerer Zeit nicht. Oder womöglich doch? Hatte er ihr etwas verschwiegen? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Sie waren so eng miteinander verbunden, fast schon ihr ganzes Leben lang. Als ob sie Bruder und Schwester wären, nur dass es weniger Reibereien gab als unter Geschwistern üblich.

Mariannas Gedanken schweiften zurück. Freud und Leid hatten sie in der Vergangenheit geteilt, sich gemeinsam durch die Schule gekämpft, sich gegenseitig Vokabeln abgehört und miteinander Hausaufgaben gemacht. Er half ihr bei Englisch, sie ihm bei Mathe.

Nach dem Abitur trennten sich vorübergehend ihre Wege. Er studierte Kommunikationspsychologie, sie machte eine Ausbildung an einer Hotelfachschule und verbrachte nach ihrem Abschluss zwei Jahre im Ausland. In dieser Zeit sahen sie sich nur selten, dennoch riss der Kontakt nie ab. Sie erzählten sich fast alles, am Telefon, in E-Mails oder im Chat, und nahmen stets regen Anteil am Leben des anderen.

Inzwischen waren sie 27 und wohnten beide nicht weit voneinander entfernt wieder an dem Ort, wo sie geboren wurden und aufwuchsen. Nils musste viel reisen zu Firmen in der Umgegend, wo er Seminare abhielt. Sie arbeitete in der benachbarten Stadt.

Marianna trank noch einen zweiten Cappuccino, dann kehrte sie in ihre stille Wohnung zurück. Nur Tony, ihr schwarzer Kater, wartete dort auf sie. Er strich um ihre Beine, sie nahm ihn hoch und setzte sich mit ihm aufs Sofa. Gedankenverloren streichelte sie ihn, was Tony ein vernehmliches Schnurren entlockte. „Abrakadabra“, dachte sie unwillkürlich, „dreimal schwarzer Kater.“ Sie stutzte. Also, das war wirklich absurd! Wie um alles in der Welt kam sie jetzt auf einen Zauberspruch?

Sie begann zu überlegen. Wenn sie magische Kräfte hätte, wen oder was würde sie herbeizaubern? Ganz klar: den Richtigen! Eigentlich dürfte das nicht schwierig sein. An Bewerbern hatte sie keinen Mangel. Sie wusste, ihre lebhafte Art gefiel Männern, und sie hatte auch schon die eine oder andere Beziehung gehabt. Aber leider dauerten sie nie sehr lang. Die meisten zerschlugen sich, weil sich früher oder später herausstellte, dass die Männer anders waren, als Marianna sie eingeschätzt hatte. Und bisher war sie noch keinem begegnet, auf den sie sich hundertprozentig verlassen konnte.

Vielleicht würde sich das ja nun ändern ...

Marianna begann zu träumen, von dem gutaussehenden, neuen Restaurantchef mit den blonden Locken und den Augen, deren Farbe an alten Whisky erinnerte. Ja, mit Ingo könnte es etwas werden! Ab und zu hatte sie den Eindruck, dass auch er sich zu ihr hingezogen fühlte. Dann wiederum schien er sie gar nicht zu bemerken.

Sie seufzte und setzte Tony auf den Boden. Warum bloß musste die Liebe so kompliziert sein? Warum konnte sie sich nicht einfach in einen von den Männern verlieben, bei denen sie nur mit den Fingern zu schnippen bräuchte?

***

Am Sonntag trafen sich Marianna und Nils im Freibad. Nach einer ersten Runde im Schwimmbecken lagen sie einträchtig nebeneinander auf einer Decke auf der Wiese.

Marianna setzte sich auf, um ihr Dekolleté und den Bauch einzucremen. Nils hatte die Augen geschlossen. Sie musterte ihn unauffällig. Er trug schwarze, halblange Badeshorts, die ihm sehr gut standen. Er hatte – das musste der Neid ihm lassen – eine richtig knackige Figur. Besonders gefiel ihr sein glatter Oberkörper.

Nils öffnete plötzlich die Augen. „Was guckst du so?“

„Ich habe nur einen kurzen Kontrollcheck durchgeführt“, antwortete Marianna schnoddrig, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

Er ging sofort darauf ein. „Und?“, fragte er. „Wie habe ich abgeschnitten?“

Sie legte sich auf den Rücken. „Du bist durchgekommen“, erwiderte sie knapp.

Er rollte sich auf die Seite. Marianna schaute in den blauen Himmel hinein. Sie spürte, dass Nils sie lange ansah, doch er sagte nichts. Sie könnte ihn ja jetzt fragen, ob er sie ebenfalls einer Qualitätskontrolle unterzog und ob sie seinen Gütekriterien entsprach. Wahrscheinlich erwartete er solch eine Frage sogar. Aber sie schwieg, sie wusste selbst nicht, warum.

„Hi, Marianna! Wie schön, dich wiederzusehen!“

Sie fuhr hoch. Marcel, den sie seit ihrer Ausbildung kannte, stand vor ihr und strahlte sie an. Damals hatte er ein Auge auf sie geworfen, aber sie war zu diesem Zeitpunkt mit einem anderen liiert gewesen. Deshalb wurde nichts daraus. Offenbar hatte er noch immer eine Schwäche für sie, seinen Blicken nach zu urteilen, die bewundernd über ihre langen Beine glitten und den Bikini in Pastelltönen, die ihren bräunlichen Teint vorteilhaft betonten. Der arme Marcel! Er würde wieder kein Glück bei ihr haben. All ihr Sinnen und Trachten stand nur nach Ingo.

„Hi, Marcel“, sagte sie. „Was für eine Überraschung. Wohnst du jetzt auch wieder hier?“

„Nein, ich bin nur zu Besuch. Meine Schwester heiratet.“

„Ach so.“ Marianna war fast erleichtert. Sie stellte die beiden jungen Männer einander vor.

Nils hatte sich aufgesetzt und nickte Marcel kurz zu.

Der nickte ebenfalls flüchtig und sagte gleichzeitig zu Marianna: „Komm mit, ich geb einen aus. Dann können wir über alte Zeiten quatschen.“

Sie war nicht abgeneigt. Alte Erinnerungen auszutauschen wurde meistens lustig. Dann sah sie seinen intensiven, fast flehenden Blick und kam zu dem Schluss, dass sie es besser bleiben ließ. „Ich habe gerade erst gefrühstückt“, behauptete sie. „Ein anderes Mal, ja?“

Marcel warf einen Blick auf Nils, der ihn mit ausdrucksloser Miene betrachtete, und nickte resigniert. „Alles klar“, sagte er. „Mach’s gut.“

„Du auch!“

Marianna schaute ihm nach. Netter Kerl! Und attraktiv! Schade eigentlich, dass sie nie zusammengekommen waren. Aber das Schicksal hatte es anders gewollt.

„Warum hast du abgelehnt?“, wollte Nils von ihr wissen.

„Weil es unfair wäre. Er würde sich Hoffnungen machen. Aber du weißt ja: Ich bin vergeben. Genauer gesagt: Ich hoffe, ich werde es bald sein.“

Natürlich hatte sie ihm von Ingo erzählt. Sie weihte ihn jedes Mal ein, wenn sie verliebt war. Er wusste wahrscheinlich mehr über ihr Liebesleben als Laura. Nein, das stimmte nicht ganz. Gewisse Dinge besprach man am besten mit einer Freundin. Aber wenn es Probleme im zwischenmenschlichen Bereich gab, fragte sie zuerst Nils um Rat, zumal sie davon ausging, dass niemand einen Mann besser verstehen konnte als ein anderer Mann.

Nils hörte sich immer alles geduldig an. Er hatte ihr auch schon so manchen Tipp gegeben und ihr oft beim Flirten zugeschaut, zum Beispiel auf Feten, die sie gemeinsam besuchten. Er beriet sie, warnte sie oder signalisierte seine Zustimmung. Er hatte einen guten Blick für Menschen, urteilte nüchtern und sagte Marianna seine ehrliche Meinung, auch wenn er wusste, dass sie etwas anderes hören wollte. Meistens stellte sich im Nachhinein heraus, dass er die Lage richtig eingeschätzt hatte. Dazu war er verschwiegen und hatte Mariannas rückhaltloses Vertrauen nie enttäuscht.

Nils legte sich wieder hin. „Wenn ich du wäre“, sagte er, „würde ich mich für Marcel entscheiden statt für Ingo.“

Diese Bemerkung missfiel Marianna. „Und wieso, wenn ich fragen darf?“, hakte sie unwirsch nah.

„Ich meine, dass der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach.“

„Ich will aber keinen Spatz“, protestierte sie, „ich will die Taube. Und zwar nicht auf dem Dach, sondern in der Hand!“

„Ich frage mich, ob dein Ingo wirklich eine Taube ist“, entgegnete Nils. „Dieser Marcel dagegen scheint ganz in Ordnung. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich letztlich als die Taube erweist.“

Ärger kochte plötzlich in ihr hoch. „Wieso hältst du so wenig von Ingo? Du kennst ihn doch gar nicht!“, fuhr sie ihn an.

Nils blieb gelassen. „Es stört mich, dass er dich die ganze Zeit im Ungewissen lässt.“

„Ich finde sein Verhalten vollkommen richtig und nachvollziehbar! Er will eben nichts überstürzen und sich erst ganz sicher sein, ehe er einen Annäherungsversuch macht“, verteidigte Marianna ihn.

„Was heißt hier ‚ganz sicher sein‘?“, entgegnete Nils. „Er wird ja wohl nicht daran denken, dich vom Fleck weg zu heiraten. Nein, deinen Erzählungen nach halte ich ihn für einen Weiberhelden. Unfähig zu einer echten Bindung.“

„So ein Blödsinn! Nur weil er mit weiblichen Gästen flirtet? Das gehört zu seinem Job!“

Nils schwieg, was bedeutete, dass er vollkommen anderer Ansicht war als sie, aber keinen Sinn in einer Diskussion sah.

Mariannas Zorn verstärkte sich. „Und überhaupt“, fügte sie aufgebracht hinzu, „was verstehst du schon von Liebe? Du redest doch davon wie ein Blinder von der Farbe.“

An seinem Blick erkannte sie, dass sie ihn verletzt hatte. Und daran, dass seine Kieferknochen plötzlich kantig hervortraten. Dennoch antwortete er in gleichmütigem Ton: „Du hast zwar in diesem Bereich schon einige Erfahrungen gemacht. Trotzdem glaube ich, dass du es bist, die nur wenig von Liebe versteht.“

Das war zu viel. Marianna sprang auf. „Weißt du was? Du kannst mich mal! Ich gehe jetzt ins Wasser.“

***

Marianna versuchte, sich die Wut aus dem Leib zu schwimmen. Mit schnellen, kräftigen Zügen zog sie durchs Wasser. Wenn ihr jemand in die Quere kam, tauchte sie kurzerhand unter ihm hinweg. Nachdem sie mehrere Bahnen geschwommen hatte, hielt sie sich atemlos am Rand fest. Ihr Zorn war verraucht. Im Grunde wusste sie ja, dass Nils es gut mit ihr meinte.

Sie stieg aus dem Becken und kehrte tropfend zu ihrer Decke zurück.

Nils‘ Badezeug war verschwunden. Er selbst auch.

Das verwunderte Marianna. Beleidigt zu sein, das passte überhaupt nicht zu ihm! Sie trocknete sich ab und setzte sich auf die Decke, um zu warten. Vielleicht überlegte er es sich und kam zu ihr zurück.

Doch das war nicht der Fall. Marianna erwog, ihn auf dem Handy anzurufen. Besser wartete sie noch was. Vielleicht brauchte er Zeit, um sich zu beruhigen.

Sie streckte sich aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Hatte sie Unrecht, als sie behauptete, er verstünde nichts von Liebe? Einmal, als Student, war er verliebt gewesen. Richtig verliebt, bis über beide Ohren. Fast drei Jahre lang. Sogar von Hochzeit war schon die Rede gewesen. Dann ging die Beziehung in die Brüche. Marianna war nie genau dahintergekommen, wieso. Nils hatte nur wenig darüber gesagt und sie wollte ihn nicht bedrängen. Es hatte wohl damit zu tun, dass seine damalige Freundin es vorzog, ihr Studium an einer Universität im Ausland fortzusetzen, statt in seiner Nähe zu bleiben. Nils war am Boden zerstört. Er litt lange, Marianna hatte alle Mühe gehabt, ihn ein wenig aufzuheitern und ins Alltagsleben zurückzuführen.

Danach hatte es keine Frau mehr für ihn gegeben. Warum nicht? Oder hatte er gelegentlich eine flüchtige Beziehung, ohne ihr etwas davon zu sagen? Das erschien ihr unwahrscheinlich. Er vertraute ihr ebenso wie sie ihm, und soweit sie es beurteilen konnte, sprach er mit ihr über alles, was ihn bewegte.

Schreckte er möglicherweise vor einer neuen Liebe zurück, aus Angst, wieder so tief verletzt zu werden? Nils war äußerst sensibel und tiefer Empfindungen fähig. Er nahm alles sehr ernst. Viel ernster als sie.

Marianna drehte sich auf den Bauch und stützte sich auf die Ellenbogen. Sie suchte die Liegewiese mit den Augen ab. Das Gewühl war unbeschreiblich, und je später es wurde, desto mehr Menschen kamen. Aber Nils tauchte nicht auf.

Ein Gedanke durchfuhr sie – nicht zum ersten Mal: Hatte er womöglich inzwischen herausgefunden, dass er schwul war? Aber das hätte sie doch mitkriegen müssen! Gelegentlich neckte sie ihn: „Willst du nicht langsam mal wieder ran?“ Dann antwortete er ausweichend: „Ich habe im Moment zu wenig Zeit.“ Oder: „Die Richtige ist wie eine Stecknadel im Heuhaufen, und es ist schwer, sie im Heu zu finden.“ Meinte er das wirklich, oder waren es nur faule Ausreden?

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9783847614906
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