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Omsriaurobindomira

Drei Wanderer auf dem Pfad

des Integralen Yoga

Manoj


SRI AUROBINDO BHAVAN

BERCHTESGADENER LAND


Copyright 2020

AURO MEDIA

Verlag und Fachbuchhandel

Wilfried Schuh

Deutschland

www.sriaurobindo.center

www.auro.media

Englische Ausgabe

Centenary Tributes – Manoj First Edition 2011 @Dipak Gupta, 2011 Published by Dipak Gupta, Kolkata

Deutsche Ausgabe

Drei Wanderer auf dem Pfaddes Integralen Yoga Manoj 1. Aufl. 2020 ISBN 978-3-96387-071-2


© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Anmerkung des Herausgebers

Dieses Buch stellt eine Sammlung der Reden dar, die zum Anlass des einhundertsten Geburtstages dreier unserer überaus respektierten und verehrten ältesten Mitglieder (des Sri Aurobindo Ashrams, Pondicherry) gehalten wurden: Nolini Kanta Gupta, Nirodbaran, Amal Kiran. Sie sind ein Zeichen tiefer Liebe und Dankbarkeit für ihre uneingeschränkte Zuneigung und ihre guten Wünsche für die jungen aufstrebenden Seelen.

Die Reden wurden ohne zusätzliche Bearbeitung veröffentlicht, um die ursprüngliche Frische zu erhalten.

* * *

InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersI. Sadhak Nolini-daII. Nirod-daIII. Amal Kirans 100. GeburtstagGuideCoverInhaltStart

I.

Nolini-da

(13.1.1889 – 7.2.1984)

Sadhak Nolini-da
Der Wanderer auf dem sonnenhellen Pfad
(Eine Rede zum Hundertsten Geburtstag Nolini-das am 13.1.1989)

[Mutters Musik auf dem Harmonium]

Die Musik, die wir gerade gehört haben, ist Mutters Harmonium-Musik, die sie „Marschieren auf der Suche nach der Seele“ genannt hat. Sie soll die Hauptstimmung und das zentrale Thema der Rede dieses Abends bestimmen.

Lasst mich zuerst kurz berichten, wie die heutige Rede zustande kam. Seit Beginn des Jahres von Nolini-das hundertstem Geburtstag wurde ich mehrfach gebeten, etwas über Nolini-da zu sagen, was ich höflich, manchmal weniger höflich, ablehnte. Vor drei Wochen jedoch wurde dieselbe Bitte an mich herangetragen, und aus irgendeinem Grund willigte ich ein. Was mich erkühnte, diese gewagte Aufgabe zu übernehmen, sind diese sechs Notizbücher. Eigentlich sind es fünf, das sechste umfasst nur wenige Seiten. Diese Notizbücher sind Nolini-das sehr persönliches Tagebuch, sein täglicher Bericht oder – wie er es nennt – sein Bekenntnis-Buch, das er über einen Zeitraum von drei Jahren, vom 26. Juli 1932 bis zum 24. September 1935, Sri Aurobindo täglich vorlegte. Die Umstände haben es mit sich gebracht, dass ich ihr Treuhänder wurde. Das Erlebnis, diese Aufzeichnungen durchzusehen, war – mit einem Wort – erhebend und beglückend. Wenn man diese Seiten liest, wird man von einem Elan, einem Schwung erfüllt, – der in meinem Fall ziemlich kurzlebig ist, – immerhin jedoch ein Anstoß, ein Drang und Wunsch, dem großen und außergewöhnlichen Beispiel nachzueifern, das Nolini-das Leben ist und wie ein Leitstern immer sein wird. Seitdem ich durch diese Aufzeichnungen gegangen bin, hatte ich den geheimen Wunsch, alle Sadhaks des Ashrams an diesem Erlebnis teilhaben zu lassen. Wie ihr wisst, heißt es in Savitri: „Unvollständig ist die Freude, die nicht mit allen geteilt wird“. Das ist nun der Hauptgrund für die heutige Rede.

Mit Rücksicht auf die uns zur Verfügung stehende Zeit habe ich mich hauptsächlich auf das erste Notizbuch beschränkt. Ihr werdet verstehen, dass ich bei der Auswahl sehr behutsam und umsichtig vorgehen musste, und wenn ich eine Indiskretion begangen habe, bitte ich Nolini-da um Nachsicht.

Ich werde nun die allererste Seite vorlesen. Vermutlich wird sie euch bewusst machen, warum ich es ein gewagtes Unternehmen nenne, das eine umsichtige Auswahl erforderlich macht. Der erste Eintrag in diesem Tagebuch wurde am 26.07.1932 vorgenommen.

Nolini-da beginnt folgendermaßen:

Ich begebe mich auf den Seziertisch. Ihr werdet hier nur etwas Hässliches und Unehrenhaftes, Abscheuliches und Übelriechendes finden. Gebt mir die Kraft, die Maske herunter zu reißen und die Dinge ungemildert so offenzulegen, wie sie sind. Es ist unwahrscheinlich, dass ich übertreibe. Die Entstehungsgeschichte dieses Bekenntnisses ist sehr konfus. Der erste oder drängendste Impuls dazu entsprang nicht einer Sehnsucht nach Läuterung. Wenn dies der einzige Grund gewesen wäre, hätte ich es noch weiter hinausgeschoben. Ich hätte mir sagen können, dass sich Läuterung unvermeidlich, langsam oder schneller, zu ihrer Zeit einstellen würde, und dass keinerlei Notwendigkeit bestanden hätte, dieses ganze schmutzige Innenleben hervorzuholen und es Euch so drastisch darzulegen. Ich hätte mir sagen können, dass die Dinge sich auch ohne diesen chirurgischen Eingriff nicht schlecht entwickeln.

Jetzt zum Titel „Sadhak Nolini-da – der Wanderer auf dem sonnenhellen Pfad“. Ihr mögt euch wundern, warum ich ihn „Sadhak Nolini-da“ genannt habe. Nun, wie ihr wisst, hat Sri Aurobindo irgendwo gesagt, dass die Sadhaks im Ashram hier meistens Teilzeit-Sadhaks sind. Aber bei Nolini-da war es anders; er war ein Vollzeit-Sadhak. Ich sage „Sadhak Nolini-da“, weil jener Nolini-da, den ich heute vermitteln möchte, nicht der Nolini-da ist, wie ihn die meistens von uns kennen, der siddha purusha, die verwirklichte Seele, der sthithaprajna der Gita –

Der Erhabene sprach: Wenn ein Mensch, O Partha, aus seinem mentalen Wesen alles Begehren ausmerzt und im Selbst durch das Selbst sein volles Genüge gefunden hat, dann sagt man von ihm, er ist in seiner Intelligenz fest gegründet. (2:55)

Ich glaube, ihr werdet kein besseres Beispiel finden für die Beschreibung, die die Gita für einen stithaprajna gibt, als Nolini-da. Aber wie ich schon sagte, ist es nicht dieser Nolini-da, den ich heute vermitteln möchte. Der Nolini-da, den ich heute zeigen will, ist jener der frühen dreißiger Jahre. Und ich bin sicher, die meisten von euch, die jetzt hier sind, haben ihn nicht einmal persönlich gekannt – ausgenommen Dyuman-da, Nirod-da, Sahana-di, Mrityunjoy-da, und vielleicht einigen anderen. Sadhak Nolini-da ist uns näher, vielleicht kann ich sagen: im menschlichen Sinne.

Irgendwann im Juli 1933 schreibt Nolini-da in seinem Tagebuch an Sri Aurobindo:

Irgendetwas flüstert mir zurzeit fast ständig ins Bewusstsein: „Es ist Zeit, höchste Zeit, mache den letzten Sprung, den letzten, der dich definitiv in dem anderen Bewusstsein ankommen und dich für immer vom gewöhnlichen Bewusstsein abwenden lässt.“ Möge das Beharren darauf stärker und stärker werden, bis es zum Erfolg führt.

Wir wollen uns heute mit dem Nolini-da vor diesem Sprung befassen. Ich spüre, dass das für uns von größerer Bedeutung ist, weil es uns anhand eines lebendigen und konkreten Beispiels lehrt, wie man sich auf diesen großen Sprung vorbereitet. Das erklärt den Titel „Sadhak Nolini-da“. Und ich habe hinzugefügt „der Wanderer auf dem sonnenhellen Pfad“. In Anlehnung an Sri Aurobindos Worte „Wenn Nolini nicht meinen Yoga macht, wer tut es dann?“ möchte ich sagen: „Wenn Nolini-da nicht ein Wanderer auf dem Sonnenhellen Pfad ist, wer dann?“ Einige Worte nun zum Sonnenhellen Pfad. Ich habe aus Sri Aurobindos Briefen zwei Passagen ausgewählt, die erklären, was der Sonnenhelle Pfad ist. Sri Aurobindo schreibt:

Dem sonnenhellen Pfad können jene folgen, die fähig sind, die Hingabe zu vollziehen, zuerst eine zentrale Hingabe und später ein vollständigeres Selbstgeben in allen Teilen des Wesens. Wenn sie die Haltung der zentralen Hingabe einnehmen und aufrechterhalten können, wenn sie sich ganz dem Göttlichen überlassen können und freudig das annehmen, was immer vom Göttlichen auf sie zukommt, dann wird ihr Pfad sonnenhell werden und kann sogar gerade und einfach sein. Sie können nicht allen Schwierigkeiten entgehen, kein Suchender kann das, aber sie werden fähig sein, ihnen ohne Schmerz und Verzagtheit zu begegnen – so wie Yoga entsprechend der Empfehlung der Gita tatsächlich ausgeübt werden soll, anirvinnacetasa – auf die innere Führung vertrauend und sie mehr und mehr wahrnehmend, oder aber der äußeren Führung durch den Guru vertrauend.

Der zweite Brief:

Dem sonnenhellen Pfad kann man nur folgen, wenn die Seele immer oder normalerweise im Vordergrund steht oder wenn man einen natürlichen Glaubensgeist und Hingabe hat oder ein gewöhnlich der Sonne oder der seelischen Veranlagung zugewandtes Wesen besitzt (z.B. einen Glauben an die eigene spirituelle Bestimmung) oder man ganz in der Seele lebt. Das bedeutet nicht, dass der sonnenhelle Mensch keine Schwierigkeiten hat; er kann viele haben, aber er sieht sie heiter und als nichts Besonderes an. Wenn er Prügel bezieht, kann er sagen: „Nun, das war nicht so gut, aber das Göttliche ist offensichtlich in seltsamer Stimmung. Wenn dies seine Art ist, Dinge zu tun, dann muss es richtig sein; ich bin sicherlich selbst ein noch seltsamerer Kerl und vermute, dass dies wohl das einzige Mittel war, mich eines Besseren zu belehren.“ Aber nicht jedermann kann die Dinge so sehen, und Hingabe, die alles richtigstellen würde, ist – wie du sagst – schwierig. Wenigstens ist die vollständige Hingabe schwierig. Deshalb bestehen wir nicht von Anfang an auf völliger Hingabe, sondern sind anfangs mit ein Wenig zufrieden. Das Übrige kommt nach und nach, so wie es möglich ist.

Nolini-das Leben ist ein Gedicht par excellence, eine Hymne, in der sich die seelische Empfänglichkeit zeigt. Ich bin nicht der erste, der Nolini-das Leben mit einem Gedicht vergleicht. Nolini-da selbst schreibt dies Sri Aurobindo:

Wie sehr ich auch die Welt der Ideen und des reinen Wissens mag, kann ich mich doch niemals damit zufrieden geben, nur ein Mensch der Theorie zu sein. Ich strebe danach, auch ein praktischer Mann zu sein, und wenn es mir nicht gelingt, auf dem Feld von Kunst und Literatur kreativ zu sein, sage ich mir selbst, dass ich im Leben kreativ sein muss. Statt Gedichte zu schreiben, muss ich Dichtung leben. Mein Leben sollte ein lebendiges Gedicht sein, in Form, Rhythmus, Bewegung und Substanz rein und vollkommen. Und von Zeit zu Zeit versuche ich sehr, dieses Gedicht vollkommen zu leben, aber wie jede Schöpfung gelingt dies nicht so leicht und auf Wunsch.

Über die seelische Öffnung sagt Sri Aurobindo:

Nur dann kann das seelische Wesen sich ganz öffnen, wenn der Sadhak die Vermischung vitaler Motive mit seiner Sadhana beseitigt hat und einer einfachen und aufrichtigen Selbst-Hingabe an die Mutter fähig ist. Reinheit, einfache Aufrichtigkeit und die Befähigung zu einer selbstlosen reinen Selbst-Hingabe ohne Überheblichkeit oder Ansprüche sind die Bedingungen für eine vollständige Öffnung des seelischen Wesens.

Ja, Reinheit, einfache Aufrichtigkeit und die Fähigkeit zu einer selbstlosen, unvermischten Selbst-Hingabe ohne Überheblichkeit oder Ansprüche – dies ist das Geheimnis von Sadhak Nolini-da, das ihn befähigte, auf dem sonnenhellen Pfad zu wandeln und das Allerheiligste des Bewusstseins der Mutter zu erreichen und ein Mitarbeiter zu werden. Ihr werdet euch an Mutters Zeilen auf seiner Geburtstagskarte erinnern:

Nolini, auf dem Weg zum Übermenschen.

Für Nolini, mit meiner Liebe für ein Leben der Zusammenarbeit und meinen Segenswünschen für die anhaltende Fortsetzung dieser glücklichen Zusammenarbeit in Frieden und Liebe.

Reinheit und Aufrichtigkeit, eine kristallklare Transparenz, dies ist es, was ihr heute in Nolini-da findet. In einem seiner Tagebücher schreibt Nolini-da bezüglich der Reinheit an Sri Aurobindo:

Ich möchte von diesen hässlichen Regungen frei werden, und deshalb zeige ich mich ohne Zögern, wie ich bin. Reinheit bezaubert mich so sehr. Sie berührt mich genau so tief wie die Liebe selbst. Eigentlich sehe ich irgendwo in mir so einen Fundus an Reinheit, den diese ganze Masse hässlicher Verkehrtheiten nicht anrühren und beschmutzen kann. Ich hoffe, es ist nicht bloß ein schöner Schein.

An einem anderen Tag schreibt er:

Ich spüre eine solche Notwendigkeit und Forderung in meinem Körper, dass er ganz geläutert und von seinem Unrat befreit werden will. Das beste und einzige Mittel ist natürlich, den Körper mit der Gegenwart der Mutter zu erfüllen. Möge es mir gelingen.

Wie erlangt Nolini-da diese umfassende Reinheit? Er erlangt sie, indem er sich ganz Ihrer Berührung aussetzt. Diese Tagebücher, die er Sri Aurobindo immer vorlegte, enthalten auch seine Prosa-Gedichte, die von Sri Aurobindo korrigiert und, – wie ihr wisst, – später in dem berühmten Buch „To the Heights“ veröffentlicht wurden. Nun schreibt er in einem dieser Gedichte:

Ich lege mich offen dar – in jedem Bereich,

Vom äußersten zum innersten, vom höchsten bis zum niedersten,

Vom Scheitel bis zur Zehenspitze,

Von meinen Sinnen bis zu meiner Seele.

Ich lege mich – einfach und vollständig –

Der Berührung des Einen, den wir lieben, dar

Wie ein Baby, in seiner Blöße ganz Schönheit,

Voll verzückter Freude in der Wärme des Mutterschoßes.

Die Verkleidungen und Tarnungen, die Vorwände und Falschheiten –

All die Eigenschaften, die unsere erwachsene Weisheit ausmachen –

In den Wind geworfen, werden sie so unschuldig wie bei deiner Geburt

Und baden im weiten Sonnenlicht der Göttlichen Liebe.

Dies ist also nun sein Geheimnis – sich offenzulegen. Und dieser Nolini-da tat es schonungslos, er legte sich dem heiligen und reinigenden Blick des Meisters offen. Und weil er seinen eigenen Schwächen gegenüber so unnachsichtig war, konnte er unseren menschlichen Unzulänglichkeiten und Verfehlungen mit großer Milde begegnen. Ihr werdet euch der Erinnerungen Amal Kirans entsinnen, in denen er sagt: „Ich erinnere mich, wie Mutter sagte, dass er ihr gegenüber niemals etwas Schlechtes über jemand anderen gesagt hatte.“ Niemals gab es in Nolini-da irgendeine Bitterkeit.

Nun wollen wir uns diese Seiten etwas genauer ansehen. Zuerst will ich jene Passagen nehmen, die veranschaulichen, wie sich Nolini-da offenlegte. Ich fahre mit dem fort, was ich vorher vom Anfang des Bekenntnis-Buches, – als Nolini beschloss, täglich an Sri Aurobindo zu schreiben, – vorgelesen habe.

Er sagt, dass er sich beim Schreiben dieses Buches fragte:

Ist es wirklich wichtig? Vielleicht ist es nicht notwendig für mich. Statt zu schreiben, würde ich es ihr, der Mutter, gerne erzählen; ich dachte, ich könnte das ganz frei und leicht tun. Lass diejenigen ihr schreiben, die nicht den Mut, die Nerven oder die Offenheit haben, es ihr zu erzählen. Ich bin nicht für diese indirekte Methode. Ich lehnte diese indirekte Methode ab, war aber auch nicht ihn Eile, den direkten Weg zu nehmen. Zwei unmittelbare Gründe zwangen mich, einen entscheidenden Schritt zu tun und nichts aufzuschieben.

Dann spricht er von den offenkundigen Gründen.

Am nächsten Tag schreibt er:

Ich spüre schon die Wirksamkeit dieses schriftlichen Bekenntnisses, obschon mir manchmal heimlich der Gedanke kommt, dass ich es schließlich Euren Augen doch nicht preisgeben mag. Ich hoffe, dies ist nur ein müßiger und vorübergehender Gedanke, und ich bete, dass es so ist. Ich spüre eine Erleichterung und habe ein tiefes Gefühl der Offenheit in mir. Ich scheine Geschmack daran zu finden, diese Dinge zu schreiben. Ich will hier zwei andere Gründe erwähnen, die mich zögern lassen, die Geschichte meines Bewusstseins schwarz auf weiß – mehr Schwarzes als Weißes – aufzuschreiben. Zuerst: Faulheit. Für mich ist es eine ungeheure Mühe, auch nur einige Zeilen zu schreiben. Ich muss meine Gedanken sammeln, darauf achten, dass sie angemessen ausgedrückt sind, und Sprache und Stil beachten. All das kühlt meine Inspiration ab. Zweitens ist da eine Art Nervosität bezüglich eines geschriebenen Dokumentes. Etwas Geschriebenes scheint wie der Öffentlichkeit preisgegeben zu sein, wie etwas Dauerndes, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ist das nicht empörend und beschämend? Wenn es nur um mich ginge, würde es nicht viel ausmachen, aber so ist es nicht, denn ich werde als fortgeschritten, als jemand, der ‚der Mutter so nah‘ ist, gesehen. Vielleicht sollte ich mir das nicht zugutehalten, ich werde schon als das angenommen, was ich wert bin. Doch manche sehen mich als jemanden, der viele menschliche Schwächen überwunden hat (armer Dilip!). Das Ideal mit Aussatz behaftet zu sehen, ließ das Vital nach einer schnellen Methode suchen, und was noch schlimmer ist: vielleicht lauerte im Hintergrund ein heimlicher Hang, den momentanen Zustand fortbestehen zu lassen, laissez-faire. Eines Tages wird alles in Ordnung sein; warum dann bis dahin Trubel und Unruhe kreieren. Aber vielleicht schweife ich ab. Ich muss zur Sache kommen und anfangen. Ich will der Reihe nach die Themen aufgreifen, die die Hauptbereiche meines Bewusstseins beschäftigen. Ich schlage vor, zuerst einen generellen Überblick zu geben, einen Gesamteindruck. Einzelheiten, Vorfälle und Ereignisse werde ich später hinzufügen, – es wird genug von ihnen geben, wenn ich mit meinem täglichen Bericht beginne. Als erstes Thema wähle ich meine Beziehung zur Mutter.

Aber das werden wir zuletzt aufnehmen. Dann greift er seine anderen Beziehungen auf.

Ich schlage vor, – wie ich euch schon sagte, – nun direkt darüber zu sprechen, wie er sich, seine Berichte, seine Nachlässigkeiten offenlegt. Und ihr werdet sehen, dass Sri Aurobindo sehr oft nur ein oder zwei Worte an den Rand schreibt. Dass Sri Aurobindo alles Geschriebene umsichtig durchgelesen hat, kann man an seinen ausführlichen Korrekturen sehen, zum Beispiel bei einem Schreibfehler. Wenn Nolini-da eine Präposition oder ein Komma oder Ähnliches vergessen hat, fügt Sri Aurobindo es ein. Dies zeigt, dass er die Notizbücher sehr umsichtig durchgesehen hat.

Nolini-da schreibt:

Ich glaube, ich habe das Übel in meinem physischen Bewusstsein gefunden, genau den Grundpfeiler des Hindernisses, das jedweden dynamischen Ausdruck der Kraft in mir unterbindet. Es ist ein sehr starkes und festes Gebilde aus Zweifel, Misstrauen und Zynismus, verschanzt in einer entlegenen Hinterhofecke, das von dort aus seinen ätzenden Einfluss ausübt. Ich habe den Eindruck, dass es eine Art feiste, plumpe Person ist, die fest in ihrem gemütlichen Sessel sitzt und manchmal höhnisch lächelt. Sie ist immer da, aber ich wollte sie nie sehen. Wann immer sie auftauchte, habe ich mich abgewandt. Oder wenn ich sie anschauen wollte, verschwand sie. Eine Regung dieser Art, eine vollständige Verweigerung in sich zu finden, war so beschämend. Vom Standpunkt des Gesamtbewusstseins aus gesehen, nimmt sie so einen winzigen Platz ein. Es scheint, dass man sie fast vernachlässigen kann. Und das ist es, was ich bisher getan habe. Mir schien es unwichtig, dass diese unbedeutende Ecke nicht erkannte, was das restliche Bewusstsein so leicht akzeptiert. Offenbar schien sie nicht schwach oder in solchem Maße wichtig zu sein. Dieser an der Basis des spirituellen Lebens versteckte Wurm muss herausgerissen und vernichtet werden. Er ist wie ein Krake. Ich denke, dass mein Rheuma sein körperlicher Ausdruck ist. Er ist eine Art Krake, der sich im Untergrund ausgebreitet hat und alle Gaben und Segnungen, die von der Mutter kommen, verschluckt. Ist meine Diagnose richtig?

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399
650,26 ₽
Возрастное ограничение:
18+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
Объем:
74 стр. 8 иллюстраций
ISBN:
9783963870712
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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