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Anatomie der Kommunikation

Nach diesem Überblick über Sach-, Selbstoffenbarungs-, Appell- und Beziehungsebene einer Nachricht fragst du dich vielleicht: Wozu nützt diese Anatomie der Kommunikation? Anhand einfacher Tipps und Übungen möchte ich dir zeigen, wie du dieses Wissen einsetzen kannst, um die Auseinandersetzungen und Streits deines Alltags nachzuvollziehen und künftig zu vermeiden.

Doch vorher einige wichtige Ergänzungen zum vierseitigen Modell von Botschaften, das ich dir beschrieben habe:


Jeder Mensch hat andere Gewohnheiten, wenn er eine Nachricht „sendet“. Manche Menschen betonen häufiger die Sachebene, andere die Beziehungsebene. Dabei haben einige gekonnt Strategien entwickelt, um in Gesprächen überlegen zu wirken – indem sie beispielsweise die Sachebene überbetonen und die Selbstoffenbarung so gering wie möglich halten.


Jeder Mensch hat andere Gewohnheiten, wenn er eine Nachricht „empfängt“. Viele hören primär die Appellebene einer Botschaft heraus – und interpretieren deshalb vieles als Vorwurf.


Kommunikation ist ein Spiel zwischen Sender und Empfänger: In Verbindung mit nonverbalen Gesten, der Mimik oder dem Tonfall lassen sich vielschichtige Botschaften senden.

Wenn mein Mann beispielsweise schmollt, jedoch auf die Frage „Ist alles in Ordnung mit dir?“ ein trotziges „Ja, alles gut!“ von sich gibt und weiterhin schweigt, dann weiß ich natürlich: Was er sagt, ist nicht das, was er meint! Die Appellebene könnte nämlich entweder lauten: „Kümmere dich um mich und frage weiter nach!“, oder: „Ich brauche meine Ruhe!“


Tipps und Übungen für erfolgreiche Kommunikation

Wie versprochen folgen nun ein paar praktische Ratschläge für den Alltag. Ich habe sie selbst ausprobiert. Sie helfen dir, deine eigenen Kommunikationsgewohnheiten zu erkennen und dein Gegenüber zu verstehen.


Erinnerst du dich an deinen letzten Streit? Welche Aussage war dabei die Wurzel der Auseinandersetzung? Welche Botschaft wurde missverstanden und welche Ebenen haben sich dabei vermischt? Analysier diese Botschaft und notier dir die Sach-, Selbstoffenbarungs-, Beziehungs- und Appellebene der Nachricht.

Kleine Übung
ERSTELL EINE LISTE

Mein letzter Streit

Sachebene:


Selbstoffenbarung:


Beziehungsebene:


Appellebene:


Wann hast du das letzte Mal auf eine Aussage besonders emotional oder aggressiv reagiert? Hast du dabei möglicherweise nur eine Seite der Nachricht herausgehört und die Selbstoffenbarungsebene ignoriert? Wenn du dich durch eine Aussage verletzt oder provoziert fühlst, achte auf die versteckte Selbstoffenbarungsseite der Nachricht: Möglicherweise möchte dir dein Gegenüber gar keinen Vorwurf machen, sondern gibt etwas Wichtiges von sich selbst preis – etwa Verletzlichkeit, emotionale Bedürftigkeit, Unsicherheit oder einfach nur schlechte Laune.



Wenn du ein heikles Thema ansprechen möchtest, ob in der privaten Beziehung oder beruflich: Sende Ich-Botschaften statt Du- oder Wir-Nachrichten. So betonst du die Selbstoffenbarungsebene. Deine Aussagen werden dann weniger als Vorwurf oder Appell interpretiert. Formulier deshalb Sätze wie „Sie haben Ihre Arbeit nicht erledigt!“ oder „Du hast schon wieder dein Geschirr stehen lassen!“ um in: „Ich kann diese Aufgabe nicht alleine bewältigen, sondern benötige Ihre Mitarbeit“, und: „Ich fühle mich wohler, wenn die Küche sauber ist und wir uns den Haushalt teilen. Wie können wir die Aufgaben künftig so aufteilen, dass wir beide zufrieden sind?“


Sende Ich-Botschaften!


Vermeide zweideutige Botschaften, bei denen die Ebenen der Nachricht oder deine nonverbale Mitteilung auseinanderdriften: Wenn du selbst schmollst und dein Partner fragt, ob alles in Ordnung ist, antworte nicht mit einem trotzigen „Ja“. Sag konkret, was du möchtest: Willst du einfach in Ruhe gelassen werden oder bist du wegen irgendetwas verletzt? Eindeutig zu kommunizieren ist der Schlüssel!


Mein

TIPP:


Du kannst den anderen nicht ändern, wohl aber dich selbst und deine Gewohnheiten.

Konzentrier dich daher auf deine eigenen Teufelskreise aus Wahrnehmung, Interpretation und Reaktion und hör auf die versteckten Botschaften deines Gegenübers.

Acht zentrale Kommunikationsstile

Immer wieder fasziniert es mich, wie unterschiedlich Menschen doch sind: Manche Menschen sind besonders still, andere plappern ständig von sich selbst, der eine bohrt gerne in den Schwachstellen von anderen und der Nächste bettelt regelrecht um Anerkennung.

Ich habe gelesen, dass vor allem Erfahrungen aus unserer Kindheit und Jugend dazu führen, dass wir uns eine ganz individuelle Form der Kommunikation aneignen. Doch welche Kindheitserfahrungen zu welcher Art der Kommunikation führen, überlassen wir an dieser Stelle besser Freud und anderen Psychoanalytikern, denn das würde hier zu weit führen.


In diesem Kapitel stelle ich dir acht zentrale Stile vor, die Menschen in ihrer Kommunikation anwenden. Der bereits erwähnte Kommunikationsforscher Schulz von Thun hat diese herausgearbeitet. Dabei kann man jedoch nie eine Person nur einem bestimmten Stil zuordnen, sondern es befindet sich immer eine bunte Mischung aus Kommunikationsstilen in jedem Menschen.

Die folgende Übersicht erleichtert sowohl deine berufliche als auch deine private Kommunikation, da du so

• schneller erkennen kannst, mit wem du es zu tun hast,

• und auch herausfindest, zu welchem Stil du selbst tendierst.

Eines muss ich an dieser Stelle jedoch betonen: Ein perfektes Rezept, wie du mit welchem Kommunikationsstil umgehen kannst, gibt es nicht!

Stattdessen gebe ich dir zu jeder Tendenz einige Ratschläge, Hinweise und Hintergründe, die dir helfen, mit Konflikten mit einer Person dieses Typs besser umgehen zu können.

Die perfekte Kommunikation wird es allerdings nie geben – das wäre auch irgendwie langweilig, oder?

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67 стр. 63 иллюстрации
ISBN:
9783956237492
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Bookwire
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