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SINODIS

John Marten Tailor

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

©2017 John Marten Tailor

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.

www.john-marten-tailor.com

E-mail: Martin.Tailor@web.de

Titelbild: ©Bianka Baumhöfner

Umschlaggestaltung: Michael Preissl, www.voodoo-press.com

Verlag: Martin Schneider

Windelsbleicher Str. 195a

33659 Bielefeld

Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

SINODIS

Die Auserwählte

Ein Roman von John Marten Tailor

Dieser Roman, seine Figuren und manche Orte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig. Historische Details wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, trotzdem kann ich für eine hundertprozentige Richtigkeit nicht garantieren.

Geschrieben aus dem Verlust einer Liebe ...

Die Auserwählte

Erster Teil

Zitat von Ovid in Ars Amatori

»Tief durchbebe das Weib im innersten Marke die Wollust, und es erfreue den Mann gleiches Entzücken mit ihr.«

Inhaltsverzeichnis

Prolog 7

01 – Hamburg 18

02 - Lagerhalle 27

03 - Nichts ist, wie es scheint 34

04 - Flucht 42

05 - Am Strand 53

06 - Der Aufstieg 67

07 - Über den Klippen 72

08 – Chambery 75

09 – Mehr Schein als Sein 81

10 – Versöhnung 89

11 - Die Zusammenkunft 92

12 – Entlarvt 96

13 – Unterschlupf 108

14 – Pläne 114

15 – Anspannung 126

16 – Aufbruch 131

17 – Unerwartet 135

18 – Paris 138

19 – Der Kontakt 140

20 – Der Schatz 146

21 – Unter Wasser 171

22 – Tauchgang 183

23 – Schock 197

24 – Neue Erkenntnisse 216

25 – Reich 251

26 – Entschluss 278

27 – Der Anschlag 289

. 298

28 – Training 299

29 – Ausgesetzt 319

30 – Härtetest 327

31 – Schießtraining 354

31.1 Bergung 358

31.2 Schießtraining 360

32 – Aufbruch 366

33 – Keine Zeit für Trauer 379

34 – Charlotte 384

35 – Denkzettel 391

36 - Countdown 399

37 - Hochzeitsgeschenk 410

38 - Offenbarung 431

Epilog 446

Danksagung 447

Prolog

Tag x, Mai

Ich lag hüllenlos schwitzend auf dem Bett, das war der derzeit herrschenden Schwüle in Norddeutschland geschuldet, und träumte immer noch von Jack. Von meiner Eroberung, die ein verdammtes Raubein aber auch ein Gentleman gewesen war. Nach der großen Enttäuschung in Hamburg, die gerade erst hinter mir lag, hatte ich von Männern nichts mehr wissen wollen, aber das Leben schrieb seine eigenen Gesetze. Auf Kuba hatte ich ihn kennengelernt, mich Hals über Kopf verliebt, was gar nicht meine Art war, und das in der ersten Urlaubswoche. Ich hatte im Treppenaufgang eines heruntergekommenen Hauses vor dem prasselnden Regen Schutz gesucht, ursprünglich auf der Suche nach einer typisch einheimischen Bar, die sich in unmittelbarer Nähe befinden sollte. Doch was ich stattdessen fand, stellte jegliche Erwartungen in den Schatten. Den Tipp mit der Bar hatte ich von einer erfahrenen Reisenden, einer Pool-Bekanntschaft, bekommen, um dem stereotypen All-Inclusive-Einerlei zu entfliehen. Bedauerlicherweise wollte sie mich nicht begleiten und so trat ich alleine den Fußmarsch von knapp zwei Kilometern an. Problemlos hätte ich auch ein Taxi nehmen können, aber es zog mich in die Freiheit, um die Luft des kubanischen Alltags zu schnuppern. Ich trug ein luftiges Sommerkleid und bequeme Espadrilles und fühlte mich mit meiner kleinen Umhängetasche bewaffnet bereit, Varadero zu erkunden. Auf dem Weg durch die Stadt öffnete der Himmel nach ein paar hundert Metern seine Schleusen für einen tropischen Regenguss, der in Sekunden bis auf die Haut vordrang. Als der Schauer endlich nachließ und ich es wagen wollte, meinen Unterstand zu verlassen, trat ein großgewachsener kräftiger Mann von links an mich heran und bat in akzentfreiem Englisch um Feuer. Ich schaute in seine braunen Augen und rang nach Luft. Ich hätte darin versinken können, daher verfiel auch ich automatisch ins Englische und stotterte:

»Sorry, ich habe kein Feuer. Ich rauche nicht.« Der Duft seines Rasierwassers hüllte mich ein, und ich begann tatsächlich, mich zu einem wildfremden Menschen hingezogen zu fühlen. Was war nur mit mir los? Jetzt bloß die Contenance bewahren. Er hatte offenbar nicht bemerkt, dass ich mich wie eine Idiotin benahm. Glück gehabt. Er sah umwerfend aus, wie er dastand, die Haare von der Luftfeuchtigkeit wirr. Ich spürte die Wärme seiner Hand auf meinem Rücken, die eine Welle der Sinnlichkeit durch meinen Körper jagte. Er presste dreist die Lippen auf die meinen, zärtlich, unmissverständlich, hielt mich an den Hüften fest. Er hätte eine Ohrfeige verdient, doch er küsste zu gut. Sollte ich davonlaufen oder es genießen? Ich entschied, es zu genießen, so lange es dauerte. Nur ein einziger Kuss von ihm setzte alle Regeln außer Kraft, die mir bisher heilig waren. Mein Herz raste, Sehnsucht regierte das Geschehen und im Geiste wünschte ich mir einen Stall voller Kinder von ihm. Ich hatte sie immer für dummes Geschwätz gehalten, die Sache mit der Liebe auf den ersten Blick, doch nun schien es mich gepackt zu haben, ich war Sklavin meiner Gefühle, sie hatten das Kommando übernommen.

»Kannst du haben, Kleines«, kam prompt die Antwort. Was? Bitte sag, dass ich das nicht laut ausgesprochen habe! Oh Gott! Ich quietschte auf, als er mich mit einer Leichtigkeit hochhob, als wäre ich eine Feder und keine erwachsene Frau von fünfzig Kilo. Ich wollte protestieren, doch der Blick in sein schelmisches Gesicht ließ mich alle Vorsicht vergessen. Mit einem charmanten Lächeln trug er mich durch ein dunkles Treppenhaus und die knarzende Treppe des gleichen alten Hauses hinauf. Oben schloss er eine Tür auf und stieß diese wenig später mit der Ferse wieder zu, als wir in einem schmalen Flur standen, von dessen Wänden die Farbe in großen Placken abblätterte.

Herrje, kann mir mal jemand verraten, was ich hier eigentlich mache? Ein Kerl lächelt dich an und du wirfst alle Vorsicht über Bord? Mama wäre stolz auf dich.

»Eine schicke Wohnung hast du«, ließ ich ablenkend verlauten, als er mich in seiner Küche wieder auf meine Füße stellte.

»Möchtest du einen Kaffee?«

»Ja, gerne«, entgegnete ich hölzern und kaum hörbar. Eigentlich hatte ich sagen wollen: »Für einen Kaffee würde ich sterben.« Er lehnte sich an mir vorbei, um Tassen aus dem Hängeschrank hinter mir zu nehmen. Oh Mann, riecht der gut, schoss es mir durch den Kopf.

»Du aber auch.« Er küsste mich einmal mehr. Hatte ich das schon wieder laut ausgesprochen? »Hast du.«

»Verdammt!« Mein Blutdruck hatte Hochkonjunktur. Das Zimmer drehte sich in einem Schwindelanfall, mein Schoß verlangte nach ihm.

»Wie heißt du eigentlich? Ich finde es an der Zeit, uns vorzustellen.«

»Amily«, fiepte ich wie eine winzige Maus. »Und wie heißt du?«

»Man nennt mich Jack. Hier ist dein Kaffee, Amily. Woher hast du deinen schönen Namen?« Schweratmend antwortete ich:

»Von meiner Mutter!« Oh nein, in Gedanken schlug ich mir die flache Hand vor die Stirn. Das war an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen.

»Ein seltener Name. Woher stammt der?«

»Aus dem Französischen, soweit ich weiß.« Er lehnte bequem am Küchentresen und trank seinen Kaffee, ohne seinen Blick von mir abzuwenden.

»Ach so.«

»Meine Mutter hat französische Wurzeln. Und du? Bist du etwa Kubaner?« Ich nippte an dem starken Gebräu.

»Nein, Halb-Spanier.«

»Ach, echt?« Er nahm meine freie Hand, zog mich an sich und küsste mich erneut so unverschämt gut, dass ich weiche Knie bekam. »Vorsicht!«, rief ich und knallte die Tasse auf die Ablagefläche der Küche, dass der Kaffee herausspritzte. Er umschlang mich mit beiden Armen und bedeckte meinen Hals mit Küssen. Ich schloss die Augen. Seine Hände glitten zu meinen Hüften hinunter und ich erschauderte. Es war ein angenehmes Schaudern, aber die Situation wurde brenzlig.

»Olè!«, rief ich aus, eines der wenigen spanischen Worte, die ich fehlerfrei verwenden konnte. »Ich sollte vielleicht besser gehen ...«, versuchte ich, mich aus der Affäre zu ziehen. Mein Innerstes war in Aufruhr, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, mein Magen protestierte nervös. Das machte mich noch kribbeliger, während diese wunderbaren Hände leicht um mein Steißbein kreisten und ich dabei war, mich immer mehr in diesen Mann zu verlieben - in einen völlig Fremden, in dessen Wohnung ich mich befand, in einem exotischen Land. Das ungewohnte Klima musste schuld sein, oder der Jetlag, daheim wäre mir so etwas im Leben nicht passiert.

»Hast du eine Verabredung?«

»Ja! – Ja, hab ich«, log ich. Jack war keinesfalls entgangen, dass ich ihm hoffnungslos verfallen war. Er zog mich seelenruhig und mit einer Selbstverständlichkeit, die mich erschreckte, in sein Schlafzimmer. Dort öffnete er den Reißverschluss meines Kleides, streifte mir unter Küssen das Blümchenkleid von den Schultern und betrachtete mich eingehend. Er ging auf die Knie und schob mir im Zeitlupentempo die Panty von meinen Hüften. Seine Hände streichelten über die Hüften zu meinem Po, sein Mund bedeckte liebevoll meinen Intimbereich. Wie konnte ich meine Erregung jetzt noch verbergen? Mein Schoß hatte seine eigenen Gesetze und bereitete sich auf eine Verköstigung der Superlative vor. Jack stand nun wieder aufrecht vor mir, erwiderte meinen Blick, jedoch nicht, ohne vorher seine magischen Augen bewundernd über meinen athletischen Körper wandern zu lassen.

»Amily, du bist eine wunderschöne Frau.« Geschmeichelt und ermutigt zugleich knöpfte ich automagisch sein Leinen-Hemd auf und streifte es von seinem muskulösen Oberkörper. Ich öffnete seinen Gürtel und ließ seine schwarze Stoffhose auf die Holzdielen fallen. Meine Hände streichelten über seinen Bauch bis hin zu seinem erregten Penis unter der Boxershorts. Ich tat so, als wäre ich nicht überrascht. Immer wieder musste ich Jack küssen. Langsam wanderten meine Lippen nach unten zu seiner Brust, seinem Bauch und zu seinem harten Glied unter dem Stoff. Dabei vernahm ich ein wohliges Aufstöhnen, das er gewiss nicht hatte preisgeben wollen. Also hatte auch Jack weiche Knie bekommen. Ich streifte ihm bewusst langsam seine Unterwäsche von den Hüften, betrachtete ihn nun genauer - und war beeindruckt. Sanft knetete ich seinen Penis mit warmen Händen, ihn hingebungsvoll liebkosend. Unweigerlich stöhnte Jack auf.

»Jack, du bist ein schöner Mann.« Seine Erregung stand plakativ vor mir und er grinste.

»Du unanständiges Mädchen.«

»Und das bin ich gerne, Jack«, erwiderte ich provozierend. Wenigstens hatte ich inzwischen meine Stimme wiedergefunden und stand auf. Ich legte meine Arme auf Jacks Schultern, zog ihn so nah, wie die physikalischen Gesetze es zuließen, an mich heran, unser warmer Atem vermischte sich mit der Neugier aufeinander. Sein steifes Glied zwängte sich zwischen meine Beine, berührte meine empfindlichste Stelle. Bloß nicht in Ohnmacht fallen, flehte ich innerlich und kniff die Augen zusammen. Ich atmete stoßweise durch den Mund. Jack hielt mich, streichelte meinen Rücken. Meine Beine vermochten mich längst nicht mehr zu tragen. Er fasste unter meinen Po und hob mich etwas höher und drang ganz behutsam, aber unerhört tief in mich ein. Die Festspiele der Lust waren eröffnet und die Gefühle übernahmen das Kommando. Wie von Sinnen verschaffte ich uns mehr Lust, indem ich mein Becken auf und ab bewegte. Sein Mister Jack erteilte mir die erste Unterrichtsstunde zum Thema Stellungen. Jack brachte uns auf dem Bett in die Horizontale und das unbändige Verlangen nach ihm stellte nach wenigen Minuten meine Lust zur Schau. Die Phase der absoluten Ekstase ließ nicht lange auf sich warten. Wir bettelten einander um mehr an und verschmolzen miteinander. Ein altmodischer Deckenventilator rackerte sich damit ab, einen kühlen Luftzug über uns zu hauchen, während unser lautes Stöhnen Jack und mich in eine unbekannte Welt riss.

Er hatte mich gefunden. Ich schaute unentwegt in seine Augen, die ein Spiegel seiner Seele darstellten. Das Knistern war nahezu greifbar, wir wollten es jetzt zu Ende bringen. Ich spürte seine erregten Blicke, seine Hitze und meinen Schweiß, der aus sämtlichen Poren rann. Er leckte das salzige Nass von meiner Haut. Jetzt sollte ich Jacks ganze Energie zu spüren bekommen. Die Flut der Gefühle stürzte mich ins Chaos, meine alte Welt existierte nicht mehr. Noch nie hatte mich ein Mann dermaßen in Ekstase versetzt. Doch Jack konnte meine verborgensten Wünsche lesen.

Die erste Lust war gestillt. Nachdem wir gemeinsam den Höhepunkt erlebt hatten, küssten wir uns zärtlich. Ich flüsterte in sein Ohr: »Ich bin längst nicht fertig mit dir.«

»Das glaube ich dir gerne«, antwortete er amüsiert, dann ließ er von mir ab und ging in die Küche, um etwas zu trinken. Ich folgte ihm, stellte mich dicht hinter ihn und umschlang seinen muskelbepackten Oberkörper, sodass sich meine Brüste gegen sein Kreuz pressten, streichelte ihm liebevoll über den flachen Bauch.

»Du böses, böses Mädchen.«

»Ach, findest du? Ich war bloß von dir und deinem - du weißt schon - von Mr. Jack so überwältigt, ich konnte gar nicht anders ... Na ja, ich habe lange keinen so zärtlichen Mann mehr gehabt.« Er schaute fragend. »Ich bin noch nie so innig, so leidenschaftlich geliebt worden, Jack.«

»Noch nie? Ich bitte dich. Das machen doch alle Männer so«, behauptete er, aber ich senkte den Kopf. »Hey, Kleines. Was ist denn?«

»Nein, das ist es ja. So wie du, Jack, lieben nur wenige Männer.« Dabei strich mein Zeigefinger über seine vollen Lippen.

»Das muss mein südländisches Temperament sein«, feixte er und leitete bewusst oder unbewusst einen Themenwechsel ein. Ich hatte keine Lust über die leidige Thematik zu sprechen, denn damit hätte ich weder mir noch meiner Eroberung einen Gefallen getan. Schließlich war daran vor kurzem meine letzte Beziehung gescheitert.

»Das wird es sein. Küss mich einfach«, bat ich. Er sah mich erst nur schweigend an, so als müsse er über etwas nachdenken, dann sagte er:

»Nichts lieber als das. Dann komm mit.« Nebenan legte ich mich erwartungsvoll auf das Bett. Seine Hände brachten meine Haut zum Prickeln und versetzten mich in absolute Alarmbereitschaft. Er küsste meine Brüste und lächelte genießerisch. Dann beugte er sich über mich und schenkte mir einen sinnlichen Kuss. Als ich meine Augen öffnete, setzte er ein freches Grinsen auf.

»Was ist los, Amily?«

»Nichts, mach weiter! Ich habe es nie für möglich gehalten, so zu empfinden. Ich habe einfach nicht mehr daran geglaubt, Jack.« Wir lagen auf der Seite und schauten uns verliebt an. »Du siehst glücklich aus.«

»Ja, das bin ich.«

»Und ich verdurste gleich«, ließ ich ihn wissen. Jack holte eine neue Flasche Wasser, öffnete sie und trank, ohne mir etwas anzubieten. Meine bösen Blicke reichten aus, mir die Flasche Wasser zu überreichen. Dann legte er sich hinter mich und liebkoste meinen Nacken. Die Gänsehaut ließ nicht lange auf sich warten, er hörte nicht auf, meinen Rücken zu streicheln. Der warme Atem verriet mir trotz geschlossener Augen seine unmittelbare Nähe, es kribbelte überall. Ich rieb meinen Po an seinem Penis, doch er schlief ein - und ich? Ich war überglücklich, einen zärtlichen Liebespartner gefunden zu haben, der eine solche Leidenschaft mit mir teilte. Mit diesem wohligen Gedanken glitt auch ich ins Land der Träume.

Wir schliefen lange. Der schöne Mann hatte Frühstück zubereitet: Croissants, rein zufällig mit meiner Lieblingsmarmelade Waldfrucht, Rührei und frisch gebrühten Kaffee.

»Mmh, schmeckt das gut.« Ich lächelte Jack zufrieden an.

»Viel besser als im Hotel.« Als ich aufstand, um ins Bad zu gehen, wurde ich meiner wackeligen Beine vom Sex gewahr. Verträumt betrachtete ich mein Abbild im Spiegel. Die Frau darin war eine ganz andere Amily. Eine glückliche, braungebrannte Person, die ein gewisses Strahlen umgab. Leider hatte ich weder eine Zahnbürste noch sonstige Pflegeprodukte dabei, daher spülte ich mir nur den Mund aus und richtete mein Haar so gut es ging. Gut gelaunt ging ich zurück in die Küche, aber Jack war mit unseren Kaffeetassen ins Schlafzimmer umgezogen. Ich beugte mich nackt über ihn, völlig frei und sehr vertraut. Er strich spielerisch über meinen Po und glitt dann mit einem Finger in mich.

»Jack, nicht!« Ich keuchte auf, fragte mich gleichzeitig, ob ich mehr wollte, was ich bedingungslos bejahen konnte. Allerdings wollte ein Teil von mir meinen Adonis gern näher kennenlernen, bevor ich mich noch weiter auf ihn einließ. Er hingegen hinterließ eine Spur der Lust an meinem G-Punkt, als er seinen Finger aus mir herauszog und ablutschte. Bei diesem Anblick war es schier unmöglich, nicht mehr zu wollen. Er hatte meinen schwachen Punkt gefunden, von Gefühlen überwältigt kniff ich die Beine zusammen. Ich spürte die Röte meine Wangen hochkriechen, aber ich hatte Prinzipien.

»Jack, die letzte Nacht war unglaublich aufregend. Niemals hätte ich erwartet, so etwas hier zu finden und ich habe mich, glaube ich, ernsthaft verliebt.« Zur Bestätigung überschüttete ich ihn mit Küssen.

»Wow«, kam von ihm als Antwort. »Glaubst du?«

»Ja«, ich strich eine imaginäre Haarsträhne aus meinem Gesicht. Obwohl er jedes Detail meines Körpers gesehen hatte, war es mir trotz allem peinlich, mein Seelenleben vor einem Mann auszubreiten, den ich keine vierundzwanzig Stunden kannte. Wie albern. Außerdem fürchtete ich mich vor dem Zeitpunkt des Abschieds. »Ich glaube, meine Beine sind aus Pudding«, meinte ich nur, um etwas zu sagen und lachte auf.

»Wenn du mich doch in Hamburg besuchen könntest! Ich weiß, dass es viel zu weit weg ist. Aber ich möchte dich besser kennenlernen. Ich schreibe dir meine Adresse auf. Moment.« Dann notierte ich die Anschrift auf einer Ansichtskarte, die ich geplant hatte zu verschicken.

»Das werde ich tun, verlass dich darauf. Wie wäre es, soll ich dir ein heißes Bad einlassen? Danach geht es auch deinen Beinen wieder besser.«

»Prima Idee.« Während die Wanne volllief, legte ich meine Silberkette, die mit einem mythischen, uralten Symbol versehen war, auf die Ablage. Die genaue Bedeutung oder den Ursprung des Symbols hatte ich trotz Internetrecherche bislang nicht herausfinden können, aber irgendwann würde die Zeit dafür kommen. Das Erbstück meiner Mutter bedeutete mir sehr viel und ich hütete es wie meinen Augapfel. Das Wasser war nun wohltemperiert und von einer Schaumkrone bedeckt. Ich glitt hinein, dachte aber immer nur an den Einen. Ich verfiel abermals der Lust und gab mich ihr hin. Schon wieder erreichte ich den Höhepunkt und hoffte, dass Jack mich nicht gehört hatte. Ich lehnte mich zurück, dann fielen mir die Augen zu.

Wie lange war ich jetzt schon im Bad? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und musste eingenickt sein. Anscheinend schon sehr lange, denn meine Haut an den Fingerkuppen war aufgeweicht wie die einer Wasserleiche. Ich spülte rasch den Schaum weg und trocknete mich ab, dabei umfing mich eine eigenartige Stille. Ich rief nach meiner Eroberung, aber es regte sich nichts. Ich ging ins Schlafzimmer zurück, um nach ihm zu schauen, aber von Jack keine Spur. Alles, was ich vorfand, war eine Holzpuppe mit meinen Kleidern darauf ... Das Zimmer war im wahrsten Sinne des Wortes leer. Wie konnte das sein, war ich doch gerade erst ins Bad gegangen?

Ich nahm zitternd meine Sachen von der Schneiderpuppe, zog mich verunsichert an und fragte mich, wo verdammt noch mal Jack war. Aufgelöst lief ich in die Küche, aber auch die wirkte unbewohnt, ausgeräumt. Alles, mit dem wir in Berührung gekommen waren, war fort. Keine Spur verriet die Anwesenheit eines Bewohners. Wie war das möglich? Waren die letzten vierundzwanzig Stunden nur ein Traum gewesen? Aufgeregt und panikerfüllt rief ich unaufhörlich nach ihm ... Jack. Meine Worte hallten in den kargen Räumen und verdeutlichten bloß die Trostlosigkeit des Ortes. Ich verstand die Welt nicht mehr. Auf dem Weg zur Tür fand ich einen Zettel, nach dem ich mich bückte und auf dem stand:

Ich werde dich finden, egal wo du bist. Versprochen. Kuss Jack.

Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich zog die Tür hinter mir zu, lief hurtig nach unten, und natürlich war ich immer noch auf Kuba, in meinem verdammten Traumurlaub. Die Sonne stand bedenklich tief und ich musste zusehen, dass ich in mein Hotel kam, bevor es dunkel wurde.

01 – Hamburg

Von meinem Traumurlaub zu Hause in Hamburg in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung in bester Innenstadt-Lage angekommen, dachte ich darüber nach, den Mann meiner Träume gefunden und gleich wieder verloren zu haben. Kein Wunder, dass ich mich einfach nur hundsmiserabel fühlte und unsagbar enttäuscht war. Immer noch kämpfte ich gegen die Tränen an, betrat die kleine Wohnung, die ich mein Eigen nannte, warf vor Verzweiflung Koffer und Handtasche achtlos in den Flur, zerrte mir die Klamotten vom Leib und stieg erst einmal unter die Dusche. Der Schweiß der anstrengenden Reise wollte abgewaschen werden, aber die Enttäuschung blieb. Ich heulte mir die Seele aus dem Leib, wimmerte leise unter der Dusche:

»Bitte, Jack, wo bist du? Bitte, bitte.« Mein Mantra der letzten Tage. Ich werde dich finden, egal wo du bist. Was hatte ich von einer Urlaubsliebelei erwartet? Den Mann fürs Leben? Dabei hatten wir noch nicht mal viel miteinander gesprochen. Was wusste er von mir? Was wusste ich von ihm? Nur seinen Vornamen. Ich stellte das Wasser ab und cremte mechanisch meinen Körper ein, dabei registrierte ich verspätet, dass in Deutschland mittlerweile der Frühsommer Einzug gehalten hatte. Der Kalender wies den Monat Mai aus, das Thermometer zeigte 26 Grad. Rasch verfasste ich eine SMS an meine Mutter Sophie im Elsass mit den Worten:

Bin gut angekommen, habe Jetlag. LG.

In Gedanken versunken räkelte ich mich auf meinem Bett. Die Erinnerungen wirbelten durch meinen Schädel wie ein Tornado, kreisten immer noch um den Einen, es war zum Verrücktwerden. Ich sehnte mich doch nach ihm, streichelte mich selbst, versuchte, meinen Bauch zu beruhigen, der allein bei der Erinnerung an Jack nervös wurde. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn er hier bei mir wäre, mich glücklich machen könnte. Dann schlief ich unzufrieden ein.

Am kommenden Morgen weckten mich die Düfte von Kaffee und warmen Brötchen. Ich schnupperte. Das konnte nicht stimmen, denn ich lebte alleine. Wer sollte mir Frühstück machen? Mir ging es miserabel, ich musste wohl im Schlaf geweint haben, denn meine Augen waren ganz verschwollen. So konnte das nicht weitergehen! Ich folgte dem Wohlgeruch in die Küche und erstarrte vor Schreck. Auf dem Tisch standen wahrhaftig dampfender Kaffee und Brötchen, frisch vom Bäcker. Mir schwante Böses. Ich schrie auf und rannte zur Tür, um zu schauen, ob diese verschlossen war. Dort klebte ein Zettel:

Mach bitte immer deine Tür zu. Ich hoffe, das mit dem Kaffee und den Brötchen ist dir recht. Habe dich die ganze Nacht weinen gehört. Gruß Marten.

Nicht doch. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich sackte zusammen. Was hatte Jack mit mir angestellt, dass ich sogar meine Wohnungstür offen stehen ließ? Mir fiel das Atmen schwer, mein Herz raste wie wild vor Aufregung, doch nach einer Weile hatte ich mich halbwegs beruhigt und ging zum Frühstücken in die Küche. In drei Tagen würde ich auf der Arbeit erwartet werden - in meinem jetzigen mentalen Zustand und mit den rot verquollenen Augen undenkbar. Ich konnte die Lästereien der Kollegen im Büro schon in meinen Ohren klingeln hören. Ich arbeitete in einem produzierenden Betrieb, der seine Eigenkonstruktionen in Sachen Anlagenbau vermarktete, als Maschinenbau-Ingenieurin und kämpfte mich erfolgreich durch diese rein von Männern dominierte Welt. Dabei gehörte meine eigentliche Leidenschaft der Archäologie. Von Kindesbeinen an wollte ich in die Fußstapfen großer Archäologen treten, forschen, mit den eigenen Händen etwas ausgraben, um einen der Funde schlechthin zu machen: den Schatz Alexander des Großen. Nur meiner alleinerziehenden Mutter Sophie zuliebe, die meinte, ich solle etwas Vernünftiges lernen, hatte ich Maschinenbau studiert und es machte mir Spaß.

Ich zog mir einen Slip über, mehr nicht, denn es war mittlerweile brütend heiß geworden. Verträumt ging ich zur Balkontür, die Kaffeetasse in der Hand, schob die Gardine zur Seite, lugte vorsichtig durch die Scheibe. Von meinen Nachbarn war niemand zu sehen, was mir sehr entgegenkam. Ich öffnete die Balkontür vollständig, eine leichte Brise wehte in das stickige Wohnzimmer. Endlich ein Hauch Luft. Doch nicht nur das. Da war auch noch etwas anderes. Ich zog die Gardine zu und wandte meinen Blick in Richtung Geräuschquelle. Der Schreck fuhr mir erneut in die Glieder.

»Du?« Jack stand in meiner Wohnung, als wäre es das Natürlichste der Welt. Als Nächstes wurde mir ganz schummrig.

Ich fand mich auf dem Sofa wieder. Meine Sicht nahm an Schärfe zu. Wie kamen die Blumen auf den Tisch? Da stand ein wunderschöner Strauß, der einem das Herz aufgehen ließ. Ein mir bekanntes Gesicht beugte sich über das meine. Überrumpelt von diesem Anblick brachte ich kein Wort über die Lippen.

»Hallo Amily!« Die Stimme passte zu dem Bild, aber wie hatte er ohne Schlüssel meine Wohnung betreten können?

»Ich glaub, ich spinne! Wo kommst du denn her?« Die geballte Wut kam von ganz tief in mir hoch und ich schrie den Mann an, den ich so sehr mochte: »Du Schwein, was hast du getan? Ich war ganz alleine! Kuba war die Hölle für mich, nachdem du weg warst.« Ich sank in Jacks Arme und schluchzte.

»Ich habe doch versprochen, ich finde dich«, murmelte er kleinlaut und streichelte über mein Haar. Sicher hatte er sich das Wiedersehen etwas anders vorgestellt, aber ich konnte nicht aus meiner Haut. »Wer konnte denn ahnen, dass du gleich umkippst, wenn du mich siehst.«

»Das …, das lag nur daran, weil ich zu wenig getrunken habe«, log ich. »Da macht mein Kreislauf nicht mit.«

Er brachte mich ins Schlafzimmer, entkleidete sich und schmiegte sich dicht an mich. Ich spürte die Hitze seines Körpers, wimmerte verletzt und verliebt zugleich:

»Hast du überhaupt eine Ahnung, was du mir damit angetan hast, du Schuft? Weißt du das?« Wahrscheinlich wusste er es nicht. Wie konnte er ahnen, wie schrecklich die restlichen Urlaubstage nach unserer Begegnung für mich gewesen waren? Wie ich wie ein Zombie durch die Gegend gewandelt bin, mein Gesicht hinter einer riesigen Sonnenbrille aus dem Souvenirshop verborgen? Wie ich von Appetitlosigkeit geplagt vor dem ausladenden Buffet gestanden und zu einem Stückchen trockenem Baguette gelangt hatte? Wie konnte er auch? Ich schlug blindlings auf ihn ein, bekam einen Weinkrampf, aber er sagte noch immer keinen Ton, als hätte ihm jemand die Zunge rausgeschnitten.

»Ich liebe dich und du verschwindest ohne ein Wort! Jetzt sag doch mal was! Du machst mich wahnsinnig.« Abermals sank ich schluchzend in seine Arme. Er hörte mir schweigend zu, küsste ganz zärtlich meine Schulter. Ich fauchte: »Lass das! Gib mir lieber endlich eine Antwort.« Stattdessen wiegte er mich beruhigend, gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und letztendlich schlief ich ein.

Jacks Schnarchen holte mich irgendwann aus dem Schlaf. Ich schaltete die Nachttischlampe ein und entdeckte eine frische Wunde an seinem Oberkörper, die mir bisher nicht aufgefallen war, weil ich mich viel zu sehr in meinen Schmerz hineingesteigert hatte. Wer hatte ihm so zugesetzt? Er flehte im Schlaf: »Tut ihr nichts!«, um dann zu verstummen. Ich streichelte vorsichtig über seinen geschundenen Körper, drehte ihn behutsam auf den Rücken, um zu sehen, wie viele Narben er noch davongetragen hatte. Verdammt, ich zählte fünf Wunden und faustgroße Blutergüsse. Ich schmiegte mich eng an, um ihm das Gefühl von Sicherheit zu geben. Die restliche Nacht schliefen wir tief und fest durch.

Als ich erwachte, war es an der Zeit, Klartext zu reden.

»Jack, aufwachen! Wir haben etwas zu klären!«, keifte ich ihn an. Er schaute mich aus verschlafenen Augen an.

»Moment, Amily, bitte.« Er hielt mich eng an seinen Körper gepresst und flüsterte mir ins Ohr: »Ich liebe dich wie verrückt, das musst du mir glauben. Ich habe nur versucht, die Gefahr abzuwenden, aber das erkläre ich dir später. Ich kann dir nur eins sagen: Seitdem ich dich getroffen habe, ist alles anders für mich.«

»Auf die Erklärung bin ich gespannt«, giftete ich, doch er küsste mich sanft.

»Entspann dich.«

»Na, du bist gut!« Mein Schoß stand in Flammen. Küsse, die liebevoller nicht sein konnten, ließen meinen Zorn verrauchen. Gerade als ich anfing, mich ihm hinzugeben, begannen seine Arme unkontrolliert zu zittern und er sank in die Bewusstlosigkeit.

»Oh nein! Jack, was ist? Sag doch was, verdammt!« Nichts. Ich zog mir in Windeseile einen Morgenmantel an und alarmierte meinen netten fürsorglichen Nachbarn Marten von gegenüber, der als Arzt in einem Krankenhaus in der Stadt arbeitete. Er sah nach Jack und meinte lapidar:

»Der hat ganz schön was einstecken müssen, aber das wird wieder. Herz und Puls sind in Ordnung. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Keine Sorge, Amily.«

»Ich danke dir, Marten«, sagte ich und brachte ihn zum Ausgang. »Dafür, dass du nach Jack gesehen hast – und für das andere auch.« Gerade als ich die Tür schließen wollte, streckte mir eine behandschuhte Hand eine Pistole entgegen. Ich war wie erstarrt. Jack stand mittlerweile im Flur und schrie:

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