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Jo Danieli

Willkommen im Exzelsior

Über käufliche Liebe und andere Ungereimtheiten

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Willkommen Im Exzelsior

Die Fahrt

Die Idee

Das Experiment

Das Missverständnis

Die Entjungferung

Die Abwehr

Die Ermutigung

Die Fantasterei

Die Herausforderung

Das Risiko

Der Deal

Die Feigheit

Die Knochenarbeit

Das Vertrauen

Die Warnung

Der Feind

Die Verbündete

Die Konfrontation

Die Feier

Der Fanatiker

Die Serenaden

Nachwort

Impressum neobooks

Willkommen Im Exzelsior

Erotischer Kriminal-Roman

Von Jo Danieli © 2017

Die Fahrt

Gloria (42, klein, mollig, dunkelhaarig, in Jeans und bunter Bluse), sitzt neben ihrem alten Freund Bernie (41, groß, etwas übergewichtig, brünett, in Jeans und hellem Hemd) in dessen kleinem Auto; Sie fahren durch einen städtischen Vorort stadtauswärts, durchqueren eine Pappelallee und biegen in eine Landstraße ein, die in die Hügel führt.

Gloria betrachtet Bernie aufmerksam von der Seite. “Was jetzt? Hat es dir die Sprache verschlagen?

Bernie zuckt beim Fahren die Schultern und gibt sich eine gelassen amüsierte Haltung. “Da gibt’s nichts zu sagen, Glori.”

Gloria runzelt die Stirn und seufzt, genervt: “A. Glori-a. Wie oft noch? Schlimm genug, dass ich so heiße, ich will nicht auch noch heilig klingen.”

Bernie kichert. “Ja. Gerade du.”

Gloria wendet sich ihm mit entrüstet verengten Augen zu. “Was soll denn das jetzt wieder heißen?”

“Das fragst du noch? Wer redet denn schon die ganze Zeit über Sex?”

Gloria schnaubt empört: “Na, wir beide!? Also bist du mindestens genausowenig heilig wie ich, wenn ich schon so unheilig bin!”

“Ich bin aber nicht sexbesessen, wie du.”

Gloria lacht laut auf. “Sex ... besessen? Ich?” (Schnaubt.) “Wie kann man von etwas besessen sein ...”

Sie lehnt sich provokant zu Bernie hinüber, schnippt mit den Fingern, “... an das man sich kaum erinnern kann?”

Bernie brummt, unbehaglich: “Könnten wir von etwas Anderem reden, bitte?”

“Wieso? Ist es dir peinlich?”

“Schon.”

Gloria kichert und schaut aus dem Fenster. “Na eben. Mir auch nicht.”

Bernie rollt die Augen; Gloria stößt ihn mit dem Ellenbogen an. “Komm! Es geht doch dir genau so!”

Bernie erwidert eilig, heftig den Kopf schüttelnd. “Nein.”

Gloria schaut ihn scharf an, kichert dann. “Oh Gott, oh Gott! Du wirst ja rot!” (Lacht.) “Jetzt kennen wir uns so lange ...”

“Eben!”

“Neunzehn Jahre!” Gloria kichert und schubst Bernie mit dem Ellenbogen. “Und ich hab’ nicht gewusst, dass es dir so peinlich ist, über Sex zu reden.”

“Ist es nicht. Ist nur - unnötig.”

“Wieso? Es ist ein sehr bedeutsames, trendiges Thema - “käuflicher Sex”!”

Bernie rollte die Augen und schaut aus dem Fenster (auf die letzten Ausläufer der Stadt und die grünen Hügel in einiger Entfernung. “Mit dem ich mich nicht befassen muss.”

Gloria gibt ihm einen leichten Schubs, und Bernie schubst leicht zurück, dass Gloria ihn nicht schubsen solle.

“Komm schon! Keinen Sex zu haben ist einfach nicht gesund.”

Bernie schnaubt und rollt wieder die Augen. “In einer platonischen Freundschaft ist das Reden über Sex-Haben aber auch nicht “gesund”.

“Wieso nicht? Ist doch ein Thema wie jedes –“

“Nein. Lassen wir das also.”

Gloria betrachtet ihn stirnrunzelnd und leicht irritiert von der Seite. “Über Krieg könnten wir wohl reden? Über Mord und –“

Bernie wirft Gloria eine tadelnden Blick zu. Gloria zuckt die Schultern. “Oder über das Thema ob es männliche Prostituierte geben sollte.”

Bernie seufzt tief und öffnet das Fenster. “Und ich hab’ gedacht, es wird ein entspannter Ausflug.”

Gloria wendet sich ihm auf ihrem Sitz voll zu.

“Wenn du nicht so herumzicken würdest, wenn ich ein Thema anspreche, das mir wichtig ist!”

Bernie seufzt, genervt und macht eine besänftigende Geste.

“Es ist dir wichtig, dich darüber aufzuregen, dass es mehr weibliche Nutten gibt als männliche?”

“Sag nicht “Nutten”.

“Wie dann? In-der-Kauf-mich-zum-Ficken-Branche-Beschäftigte”?

Gloria mustert ihn einige Momente lang schweigsam, zuckt dann die Schultern.

“Liebesdienerinnen und -diener. Tendenziell gigantisch unausgewogen, das Verhältnis, übrigens, prozentuell, gendermäßig.”

“Ist doch wurscht.”

“Mir nicht. Liebesdiener sollten –“

Bernie macht eine Geste, die Gloria das Wort abschneidet. “Was hat es mit “Liebe” zu tun, für Geld mit fremden Leuten Sex zu haben?”

Gloria prustet, aufbrausend. “Und was hat es mit Liebe zu tun, in einer Ehe gar keinen Sex zu haben? Oder zu wenig? Oder unbefriedigenden?”

Bernie seufzt und kneift Gloria ins Kinn; Sie weicht ärgerlich zurück.

“Glori? Wir werden uns doch nicht wegen so etwas streiten!?”

“So etwas beschäftigt zufällig Millionen Frauen! Täglich! Minütlich!”

Bernie tätschelt ihr Knie, grinsend. “Ist ja gut ...”

Gloria faucht und schieb seine Hand zur Seite. “Ist nicht gut! Wenn Männer sich in einer Ehe oder als Singles sexuell nicht ausgelastet fühlen, können Sie zu käuflichen Frauen gehen.” (Schaut herausfordernd.) “Und Frauen? Was können Frauen tun?”

“Vielleicht kommen die nicht in eine solche Situation.” Er schaut aus dem Fenster und beginnt ein Liedchen zu pfeifen. Gloria schaut ihn zornbebend an.

“Spinnst du? Du stellst dich jetzt absichtlich dumm, oder? Haben wir keine Bedürfnisse? In einer Ehe gibt es zwei Leute, du Ignorant!”

Bernie hört zu pfeifen auf und furcht seine Stirn, genervt. “Wieso Ignorant? Ich hab’ ja nur ...”

Gloria äfft seinen Tonfall in bitterem Spott nach. “... hab’ ja nur ...”

“... gemeint, dass Frauen vielleicht nicht so dringende Bedürfnisse haben, wie Männer.”

Gloria öffnet den Mund, um etwas zu sagen, starrt Bernie aber nur momentelang an, nach Worten ringend. Dann gestikuliert sie, lehrerinnenhaft. “Okay. Also gut, dann sag’ ich dir was über uns, die nicht-so-dringend-befriedigt-werden-müssenden Kreaturen! Ich, deine alte Freundin Glori-a, denke oft, sehr of daran, mit einem wildfremden Man zu bumsen.”

Bernie hält sich die Ohren zu; Gloria greift erschrocken aufs Lenkrad (weil Bernie beide Hände auf seinen Ohren hat).

“Spinnst du? Bist du ein kleines Kind, oder was? Böses Wort, bumsen, oder was?”

Sie neigt sich zu seinem Ohr. “Bumsen!”

Bernie ergreift das Lenkrad wieder, schüttelt den Kopf und drängt Gloria mit seinem Arm zur Seite.

“Ich sehe nicht ein, warum ich mir das anhören sollte!”

“Das? Was? Das perverse Geständnis von einem ... einem ... Serienkiller? Ich werd’s dir sagen: Weil ich gerade hier bin, und ich es dir sagen will! Weil es dich gefälligst du interessieren hat ... du ... du ... verklemmter ...”

Sie ringt nach Worten, schaut ihn zornfunkelnd an, und Bernie zuckt provokant ergeben die Schultern.

“Na gut. Aber wenn mir schlecht wird ...”

Gloria holt tief Luft und schaut durch die Windschutzscheibe, in einem Fantasiebild schwelgend.

“Also - ich würde mit einem X-beliebigen ins Bett gehen, einfach nur, um Sex zu haben, damit die brachliegenden Funktionalitäten meines Körpers gewürdigt werden ...” (Knurrt.) “... ehe ich alt, grau und verrunzelt bin.” (Erhebt die Stimme.) “Soll heißen, ich will gebumst werden, damit es mir besser geht, ohne dass ich gleich eine scheinheilige Beziehung mit irgendeinem lauwarmen Typen eingehen muss!”

Bernie nickt, bedächtig. “Oder umgekehrt.” Gloria schaut ihn verwirrt an.

Bernie zuckt die Schultern. ”Eine lauwarme Beziehung mit einem scheinheiligen Typen?”

Gloria schaut ihn misstrauisch an, schüttelt dann unwillig den Kopf und schaut weiter aus dem Fenster.

“Entweder bist du zu dumm oder zu stur ... oder du nimmst das einfach nicht ernst.”

Bernie seufzt, mit leichtem Widerwillen in der Stimme.

“Entschuldige, wenn das nicht zu meinen gedanklichen Prioritäten gehört, mir zu überlegen, wie deine körperlichen Funktionalitäten –“

Gloria klatscht sich selber auf die Oberschenkel, genervt. “Das war nur ein Beispiel! Es geht darum, wie es den Frauen auf der Welt ganz allgemein geht, wenn sie in Nöten sind.”

“Nicht die Nöte, bitte, nicht die Nöte!”

Gloria schaut Bernie herausfordernd an. “Verarschst du mich?”

Bernie legt den Kopf schief und schaut sie treuherzig an. “Natürlich nicht. Wie könnte ich.” (Murrt.) “Aber ungewohnt darf ich es schon finden, oder, in diesen ... Bahnen zu denken?”

“Dann gewöhn’ dich dran - denn mich interessiert das Thema sehr.”

Bernie schaut sie irritiert an. “Wie sehr?”

Gloria wendet sich ihm eifrig zu. “So sehr, dass ich mich frage, ob es nicht vielleicht an der Zeit wäre, die Sache unternehmerisch anzugehen.”

“Deine Sexnot? Wie wär’s mit medizinisch?”

“Nein! Die ... Situation von Frauen, die “Sexnot” haben, wenn du das schon so blöd nennen willst!”

Bernie bläst die Luft hörbar aus. Gloria runzelt die Stirn. “Und überhaupt ... bin ich so abstoßend, dass du dir gar nicht vorstellen kannst, dass ich Sex mit jemandem habe?”

Bernie fuchtelt beschwichtigend. “Aber ... aber absolut nicht!” Er schaut Gloria eifrig an. “Ich meine ... ja! Natürlich bist du eine intelligente, interessante Frau und nicht nur ein Kumpel.”

Gloria brummt bitter ironisch. “Intelligent, das hört man ja gern als Frau. Und “interessant”. Oh, super. Die Roboterfrau ohne Unterleib.”

Bernie nickt bekräftigend; Gloria funkelt böse und neigt sich heftig zu ihm; Er weicht zurück, schüttelt den Kopf. “Aber so hab’ ich das doch nicht gemeint. Und gesagt habe ich es auch anders.”

“Wie wär’s mit “sexy” und “attraktiv”?”

Bernie nickt, eilfertig. “Klar. Bist du doch.”

“Ja. Sicher.” Gloria verschränkt die Arme, funkelt Bernie missmutig an, knurrt, “Frechheit.”

Bernie grinst sie an und wirft ihr einen Kussmund zu. “Nein, wirklich. Du bist hübsch. Das weißt du doch! Aber halt auch –

Gloria schaut ihn aus engen Augen herausfordernd an.

“... meine alte Freundin. Glori. Und irgendwie ...”

Gloria neigt sich zu ihm, schaut ihn gefährlich provokant an, während Bernie vorsichtig leiser wird.

“... androidisch.” (Eilig.) “So wie ... Audrey Hepburn!”

Gloria prustet empört. “Was? Audrey Hepburn war super-sexy!”

Bernie vollzieht eine “warnende” Geste und brummt, “ernsthaft”. “Oh nein! Audrey Hepburn war eine Heilige. Kein sündiges Haar an ihr. Oder Doris Day!”

Gloria prustet wieder empört. “Das ist doch nicht zu fassen! Alles Vollblutfrauen!”

Bernie schnaubt, entrüstet. “Was? Sex mit Doris Day? Glori, bist du pervers, oder was? Das waren Damen, bei denen man sich einfach nichts ... naja, nichts ... Schmutziges vorstellen kann.”

Gloria braust auf und zeigt auf Bernie: “Aha! Schmutziges?! Sex ist “schmutzig”? Verdammt,” ballt die Fäuste, “warum wirst du nicht gleich katholisch!”

Bernie seufzt und winkt ab. “Ach, halt doch den Schnabel, beste Freundin, du verstehst das sowieso nicht.”

“Ach nein!?!” Gloria gestikuliert gespielt aufbrausend. “Oh - ich hab’ vergessen: Ich bin ja ein “Es”, ein “Wesen ohne Unterleib”. Aber angeblich immerhin,“ fuchtelt sarkastisch bitter, “- intelligent!”

Bernie seufzt erschöpft und wischt sich das Gesicht, murmelnd. “Vollmond, oder was?”

Gloria boxt ihn gegen den Arm. “Frag’ mich gleich, ob ich meine Tage bekomme, dann ... “

Bernie schaut sie fragend an, und Gloria zischt, zwischen Empörung und Amüsement, “hör jetzt auf! Ich hab’ allen Anlass, mich aufzuregen.”

Bernie hebt die Augenbrauen in einer stummen Frage. Gloria fuchtelt wild.

“Kein Wunder sind so viele Frauen unbefriedigt, wenn solche Typen wie du herumrennen, die sich für so schlau halten und dabei Ansichten haben, die zum Himmel stinken!” Sie verschränkt die Arme und schaut zum Himmel. Es ist sonnig, der Himmel ist blau, ein kleines Lüftchen weht.

Bernie fährt eine Weile schweigend weiter; Gloria schaut hin und wieder zu ihm hinüber. Nach einer Weile zwinkert er ihr zu. “Adrenalinspiegel wieder normalisiert?”

Gloria runzelt zornig die Augenbrauen: “Thema immer noch nicht ernst genommen?”

Bernie tätschelt wieder ihr Knie. “Wir sind bald da. Die frische Luft wird dir guttun.”

Gloria brummt missmutig. “Was jetzt, bin ich krank, nur, weil ich die Wahrheit sage?”

“Irgendwie glaube ich, wir sollten das Thema wechseln.”

“Wieso? Ich bin noch nicht fertig.”

“Aber ich, ehrlich gesagt.”

“Sex ist ...” Gloria zählt an den Fingern, “... kreislaufbelebend. Herzstärkend. Depressionsvorbeugend.”

“Sehr romantisch.”

“Das auch.” Gloria hebt belehrend den Zeigefinger. “Momentan reden wir aber nur von Sex. Bumsen.”

Bernie brummt, genervt. “Was für ein blödes Wort.”

“Na, wie nennst du es dann?”

“Momentan nenne ich es “Belästigung”.”

Sie fahren einige Momente schweigend weiter; Glorias Gesichtsausdruck wird immer finsterer. Bernie schaut Gloria von der Seite her an, tätschelt wieder ihr Knie, fragt mitleidig: “So schlimm?”

“Lass mich in Ruhe.”

Bernie und Gloria marschieren eine leicht hügelige Wiese hinan; Gloria köpft unterwegs einige Blumen und Gräser. “... und neben den guten Freunden sollte es Männer geben, die nur für Sex da sind. Wie die Nutten ... die professionellen Liebesdienerinnen für die Männer. Halt für uns Frauen.”

Tief einatmend gestikuliert Bernie zum Himmel. “Herrlich, die frische Luft!” Er schaut interessiert in die Gegend. Gloria ignoriert seine Worte und schaut ihn herausfordernd an. “Warum gibt es sie nicht, ich meine, offiziell?”

Bernie breitet die Arme aus und saugt tief die frische Luft ein. Gloria hängt sich an seinen Arm. “Oh, der Bedarf, der ist vorhanden, das kann ich dir schriftlich geben!”

Bernie deutet in die Gegend. “In welche Richtung willst du?”

Gloria mustert ihn, etwas provokant. “Du bist ja schon lange unbeweibt. Du bist nicht schwul. Also willst du mir erzählen, dass du noch nie bei einer Nutte warst?”

Bernie schaut sie genervt an, merkt aber, dass sie nicht vom Thema ablassen wird, und er verschränkt die Arme, sodass Gloria ihn loslassen muss: “Noch nie. Leidet jetzt deine Statistik?”

“Aber du hast daran gedacht!”

“Möglich.” Bernie runzelt die Stirn und beginnt leicht den Kopf zu schütteln.

“Ha!” Gloria zeigt triumphierend auf ihn. Bernie rollt die Augen und marschiert hastig weiter. Gloria folgt ihm, etwas aufgebracht. “Wieso kannst du über solche Dinge nicht reden?”

“Kann? Ich will nicht. Das ist ja wohl mein Recht.”

“Warum nicht? Wie ist es mit Selbstbefriedigung?” Gloria holt Bernie ein, der tief seufzt und bergauf zeigt. “Hab’ gehört, dort oben auf der Anhöhe gibt es ein nettes Gasthaus. Zum Entspannen.”

“Ich entspanne mich beim Reden! Aber natürlich, wenn du einkehren willst?!”

“Will ich. Und ein Bier.”

“Sicher.”

Sie wandern einige Momente schweigend weiter. Bernie wirft einen vorsichtigen Blick auf Gloria, die gedankenverloren nach kleinen Steinen kickt. “Was meinst du ...”

Bernie schaut schnell wieder weg und rollt die Augen, aber Gloria spricht unbeirrt weiter. “... soll unsereins lieber in Lokalen herumhängen und irgendwelche Besoffenen abschleppen, wenn wir Lust auf Sex haben?”

“Ich kann dir ja nicht gut raten, zu einer Nutte zu gehen.” Bernie brummt unwillig und hält nach dem Gasthaus Ausschau.

Gloria fuchtelt aufgebracht. “Genau! Eine weit offene Marktlücke!”

Bernie muss grinsen, und Gloria bemerkt es, begreift den Doppelsinn ihrer Aussage und rempelt ihn leicht an. “Du hörst also doch zu!”

“Natürlich. Und ich hoffe, das war’s jetzt auch schon.”

Sie gehen Arm in Arm den Wanderweg entlang. Bernie saugt die frische Luft ein. “Herrlich.”

Gloria macht eine ausladende Geste. “Oh, ja, ich hör’ schon The Sound of Music. The Hills are alive ...” (kichert) “Und Julie Andrews. Auch so eine Frau ohne Unterleib?

Bernie zuckt die Schultern. “Na, ihre Rolle war ja auch nicht sexy angelegt. Oder als Mary Poppins. Kinderfilme. Aber als diese Missionarsfrau in Hawaii, Bingham oder so, war sie sexy.”

Gloria schubst ihn, “empört”. “Eine Gottesdienerin! Du bist ja pervers!”

Sie wandern weiter, und Bernie schaut sich begeistert um. “Wir sollten öfter hierher kommen. Schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe, denn –“

Gloria fällt ihm ins Wort. “Na gut! Gehe ich eben in eine Bar und werde von so einem Serienmörder angequatscht ... oder einem Triebtäter ...”

“Na dann Internet-Dating. Und Thema erledigt.” Bernie macht die Geste des “Händeabputzens”, aber Gloria schaut ihn vorwurfsvoll an. “Nicht erledigt. Weil keine Lösung gefunden!”

“Aber ich hab’ doch gesagt: Online-Dating! Viele Leute, dort, die nur aufs Kennengelerntwerden warten!”

Gloria beugt sich heftig zu ihm. “Ich will niemanden kennenlernen! Ich will nur ab und zu Sex!”

Bernie seufzt, genervt. “Im Internet gibt es aber auch viele, die sowas wollen.”

“Und Mörder. Vergewaltiger. Perverse.”

Bernie bleibt stehen und hebt resigniert die Hände. “Dann heirate eben! Meine Güte, Gloria, hör’ bitte auf mit dem Thema!”

“Ich will aber mit verschiedenen Männern!”

Bernie starrt Gloria verdattert an, während sie eifrig nickt.

“Jetzt wirst du mir unheimlich.” Bernie nimmt Glorias Kopf und bewegt ihn hin und her. “Weiche, Dämon und gib’ mir meine Gloria zurück!”

Gloria macht sich halb amüsiert, halb verärgert los. “Ich will jetzt auch ein Bier.”

Die Idee

Gloria ist bei ihrer Arbeit in einem Großraum-Callcenter-Büro und schaut sich heimlich die Männer und Frauen an, die dort aus und eingehen und herumsitzen, ihre Kolleginnen. Kollegin Sonja (35, rothaarig, hager) steht beim Kopierapparat, und Gloria gesellt sich zu ihr, lehnt sich sinnierend gegen die Wand, als wolle sie warten, bis Sonja mit dem Kopieren fertig sei.

“Du, Sonja ...”

“Mhm ...” Sonja ist in ihre Arbeit versunken und zählt die Kopien mit, die von der Maschine ausgespuckt werden.“

“Kennst du die Coca-Cola-Werbung, wo dieser Mann –“

Sonja gluckst. “Klar. Der sexy Coca-Cola-Mann! Yummie. Gibt’s wieder einen neuen?”

Gloria schaut sie verdattert an, “Ich weiß nicht. Ich wollte nur fragen ...”

Sonja schmatzt und kopiert weiter. “Muss googeln.” (zwinkert Gloria zu) “Was wolltest du fragen?”

“Wegen ... wegen dem Glückshormonspiegel ...”

Stirnrunzelnd nimmt Sonja Kopien aus dem Auffangfach und legt sie beiseite, legt ein anders Original in die Kopierklappe. “Ein Projekt?”

Gloria wendet sich ihr verschwörerisch zu. “Nein, ich hab’ da was gelesen, von Schokolade und so. Und dass aber nichts so gesund ist wie ...” (flüstert) “Sex, oder zumindest Gedanken daran.”

Sonja seufzt. “Optische Schokolade hilft. Ein bisschen, ja.” Sie zwinkert Gloria zu. “Der Cola-Mann, richtig?”

“Richtig. Nehmen wir aber mal an, dass so einer ... also dass du die Gelegenheit hättest, für eine Nacht mit ihm ...”

Sonja schnaubt verhalten, und ihre Augen werden groß. “Was heißt eine Nacht ... ich wär’ schon mit zehn Minuten zufrieden. Und Fantasien fürs ganze Leben.”

Gloria schaut sie verblüfft an und nickt dann. “Genau. Ich würde ihn auch ... nehmen. So als ... Zwischendurch-Snack. Oder? Ich meine ... es muss auch gar nicht so ein Schönling sein ...”

Sonja kichert. “Gestern war ich im Kino. Eine romantische Komödie. Und sexy! Mit Chris Evans. Oyoyoy! Ich war mit meinem Nachbarn. Der ist potthässlich, aber nach dem Film hätte ich beinahe ...”

Gloria starrt sie atemlos an. “Und?”

“Aber nein. Dann habe ich ihn ewig am Hals.”

“Und wenn’s ein Fremder gewesen wäre? Der nicht im Haus wohnt oder den du überhaupt nicht kennst?”

Sonja packt ihre Kopien zusammen und gibt Gloria einen nachdenklichen Blick aus schmalen Augen. “So eine Art One-Night-Stand von irgendwoher?” Sonja nickt, dramatisch. “Oh ja, yeah, Baby, sicher.” Sie nimmt ihren Papierstapel. “Beantwortet das deine Frage, von wegen Glücksgefühlhormone?”

“Teilweise, ja. Danke. Da sind ja auch noch Präparate und so aber ...” Sie gibt Sonja ein Daumenhoch und wendet sich zum Kopierer, murmelnd: “Und was ich noch fragen wollte, Sonja ... was für ein Typ Mann turnt dich eigentlich konkret an ... falls ich ein Callboy-Unternehmen aufmachen sollte!?”

Gloria lümmelt auf ihrem Sofa und schaut fern; Sie zappt durch die Kanäle – und findet ein Programm, in dem es um Feminismus geht. Eine Diskussion ist im Gange. Eine streng wirkende, attraktive Frau, Adriane (43) spricht leidenschaftlich: “... in einer Gesellschaft, wo Männer seit jeher die Moral diktieren - wohl gemerkt, nach ihren jeweiligen Glaubensmustern und Machtvorhaben! - ist es ja wohl heute noch ausgeschlossen, dass Frauen sexuell Rechte zugestanden werden, die Männer schon immer für sich beansprucht haben ...”

Gloria greift hastig zum Telefon, wählt eine Nummer, während sie weiter fernschaut.

Die Feministin fährt fort: “... was nicht nur ein Grenzfall der Diskriminierung ist, wie Frau Doktor Bertram es hier vorhin angesprochen hatte, sondern es ist in der Tat schlichtweg das: geschlechterdefinierte Diskriminierung.”

Gloria spricht aufgeregt ins Telefon: “Bernie? Da ist was Interessantes im Fernsehen ... schau mal auf Melody TV, beeil’ dich! Zapp hin, jetzt! Das ist ein Befehl!”

“Natürlich würden Männer niemals selber eingestehen, dass sie Angst haben, unfähig zu sein, Frauen zu befriedigen, wegen ihrer komplexen Sexualität. Doch in Wahrheit sieht es anders aus.”

Gloria fuchtelt, erregt. “Hast du das gehört?” (lauscht) “Ja! Das ist eine Feministin, aber sie spricht nur aus, was Faktum ist! Hör’ ihr mal zu!”

Die TV-Feministin lächelt, nachsichtig: “Die Sexualität der Frauen ist ergreifend simpel. Das Problem, das die Männer damit haben ist, dass die Frauen eigentlich immerwährend sexuell bereit sind. Es sind die Männer, die körperlich-hormonellen Schwankungen unterworfen sind, was ihre sexuelle Leistungsfähigkeit betrifft. Frauen können immer - wenn sie wollen. Männer nicht.”

Gloria lauscht lauscht mit offenem Mund und steht dann auf, die Stirn runzelnd, ins Telefon schnaubend. “Was meinst du damit, Bernie?” (lauscht) “Wie kannst du das sagen? Sie ist eine Expertin!”

Im Fernsehen schaut die Feministin die Moderatorin entspannt an und greift nach ihrem Wasserglas. “Käufliche Männer hätten wahrscheinlich viel mehr Kunden als käufliche Frauen.”

Gloria jubelt und springt auf. “Hast du das gehört, Bernie? Hallo? Bernie?”

Sie schaut ungläubig das Telefon an, denn Bernie hat aufgelegt. Gloria schüttelt den Kopf und schaut wieder zum Fernseher. “Er hat aufgelegt. Das fasse ich ja nicht.”

Sie nimmt die Fernbedienung und dreht den Ton leiser. Die Moderatorin spricht jetzt: “Glauben Sie, dass die Idee der frei zugänglichen sexuellen Befriedigung für Frauen von Männern als eine Art Bedrohung aufgefasst werden würde?”

Die Feministin lächelt. “Danke für die Frage. Ganz genauso ist es.”

Gloria setzt sich wieder hin und murmelt, versonnen. “Was für ein Zufall. Genau dieses Thema, heute, hier ...”

“Frauen, die ihre Sexualität ausleben und sie befriedigen könnten, wie und wann sie wollen, wären in keinem Aspekt mehr von den männlichen Machern der Gesellschaft abhängig. Sie wären gesund und frei. Und stark.”

Gloria nickt der TV-Frau zu. Die Moderatorin lächelt höflich. “In einer männerdominierten Gesellschaft wäre derlei vermutlich gar nicht zu verwirklichen.”

Die Feministin seufzt und macht eine bedauernde Geste: “Es gäbe kein Verständnis dafür und keine Ambition, einen solchen Zustand der weibliche Freiheit überhaupt herbeizuführen. Auch von Seiten der Frauen nicht. Jahrhundertelange Gehirnwäsche kann nicht über Nacht überwunden werden.”

“Also haben wir es hier mit einem geradezu utopischen Thema zu tun?” Die Moderatorin lächelt weiter verbindlich, aber die Feministin kontert völlig ernst. “Ich hoffe nicht mehr lange. Frauen mit ausreichend gutem Sex wären so gesund, agil und leistungsfähig, dass die Männer geradezu gebrechlich und wohl auch dumm dastehen würden. Und vor allem rückblickend. in die Geschichte, wo soviel durch männerdominierte Machtausübung ruiniert wurde, im Sozialen, im Weltpolitischen. Im Familiären, Zwischenmenschlichen!”

Gloria ballt die Faust und ruft aus: “So ist es!”

Die Moderatorin versucht, zu entschärfen. “Die meisten Leute würden allerdings sagen, dass die Männer ja alles lenkend im Griff haben ...”

Die Feministin schnaubt, bitter sarkastisch. “Ja, im Griff! Um alles wohin genau zu lenken? In welchen neuen Abgrund? Wir haben so viele kranke Gesellschaften, basierend auf Doktrinen, die von Männern geschaffen wurden.”

Die Moderatorin sucht in ihrem Skript nach einem Faden, nickt und zuckt die Schultern, und die Feministin beobachtet sie nachsichtig. “Es ist schwer, auf so etwas zu antworten, ich weiß. Meist geht es ja um Religionen und philosophische Weisheiten.”

Gloria flüstert grimmig. “Von Männern.”

“... von Männern, weil die Frauen ganz einfach nichts zu sagen hatten. Und immer noch erschreckend wenig zu sagen haben.”

Die Moderatorin wirft mutig ein: “Sie könnten aber, heutzutage, nicht wahr?”

Die Feministin runzelt die Stirn und betrachtet die Moderatorin, leicht frustriert: “In einigen wenigen Ländern, ja. Und selbst dort ist momentan der Einfluss unaufgeklärter, ja, mittelalterlicher patriarchalischer Ideologien, die auf Gewalt und Unterdrückung beruhen, wachsend. Also, die Antwort ist, nein. Nicht wirklich.”

Gloria ballt die Faust. “Und wir haben so lange für Gleichberechtigung gekämpft. Mit dem Erfolg, dass immer noch Männer glauben, dass sie besser und wertvoller als Frauen seien.”

Sie schnappt sich das Telefon wieder und will den Fernseher ausschalten, erregt den Kopf schüttelnd. Die Feministin fährt aber fort. “Aber was nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die Natur der Frau: Eine Frau wird immer mütterlich gestimmt sein, egal, wie befriedigt sie ist. Das heißt, je besser eine Frau sich fühlt, desto nachsichtiger wird sie mit den Männern sein. Eine Frau wird nur dann zur Furie, wenn sie sich wehren muss.”

Gloria schaut Adriane mit offenem Mund an. Die Feministin lächelt bitter: “In den Epochen der Matriarchate haben die Frauen den intellektuell weit unterlegenen Männern den Gefallen getan, sie wegen ihrer Körperkraft zu Schutzdiensten heranzuziehen. Wozu das geführt hat, sehen wir heute. Die Männer haben sich gegen ihre Ernährerinnen gewandt und ein Regime der Gewalt geschaffen. Weltweit.”

Die Moderatorin nickt und lauscht. Adriane gestikuliert. “Es gibt soviel Krieg. Alle Gesellschaften sind verschuldet. Die Menschen sind krank und verzweifelt! Was ist also an der Männerherrschaft positiv?” (lacht bitter) “Dass wir Frauen uns immerhin ohne Ketten bewegen dürfen?”

Sie schaut direkt in die Kamera. “Auch das ist keine Selbstverständlichkeit ...”

Gloria schaltet den Fernseher ab und lehnt sich seufzend zurück, schließt die Augen. “Und ich habe doch Recht, Bernie. Es gibt nicht deshalb keine Callboy-Ringe, weil es keinen Bedarf gibt, sondern weil ihr es zu einem Tabu erklärt habt ... aus lauter Angst!”

Sie schnappt sich ihr Telefon und schaut es an, zuckt dann aber die Schultern und legt es wieder weg. Ihr Gesichtsausdruck spiegelt den Gedanken, dass es keinen Sinn machen würde, sich weiter aufzuregen.

Gloria liegt in ihrem Jogging-Anzug auf der Couch im Wohnzimmer und schaut sich einen Pornofilm an. Sie klemmt sich ein Zierkissen zwischen die Beine und reibt sich daran. Dann beginnt sie mit ihren Händen ihre Schamgegend zu streicheln, zu massieren und zu drücken ... und hört genervt damit auf. Sie schaltet den Film aus und bleibt nachdenklich auf dem Sofa liegen. Dann greift sie zum Telefon und wählt die Nummer ihrer Freundin Suzie.

“Hi. Suzie.” Gloria steht auf und setzt sich an den Tisch, zündet sich eine Zigarette. “Ja, genau. Du, eine Frage: Wie oft machst du eigentlich Selbstbefriedigung?”

Sie lauscht ins Telefon und grinst vor sich hin, zieht einen Notizblock zu sich heran und einen Kugelschreiber und beginnt Penisse und Männchen zu kritzeln. “Nicht im Ernst? So oft? Und er merkt gar nichts, dein Allerliebster?” (lauscht) “Verstehe. Nein, bei mir klappt das gar nicht mehr.” (lauscht) “Hast du schon einmal daran gedacht, dir einen Callboy zu nehmen?” (kichert) “Aber sicher gibt es die!”

Sie raucht und seufzt. “Na, online! Also – viel besser als irgendwen in einer Bar aufzugabeln. Der vielleicht ein Mörder ist oder ein, was weiß ich, Spion.” (lauscht, kichert” “Wirklich? Nein, ein Vibrator gibt mir gar nichts.” (lauscht, kichert) “Auch nicht. He, wann hast du Zeit und Lust?” Sie zieht ein erstauntes Gesicht und schaut auf die Uhr.

399
501,49 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
150 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783742793249
Издатель:
Правообладатель:
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