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Jasmin Lorenz

Rosa Luxemburg

Eine Kurzbiografie

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

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ISBN: 978-3-86408-148-4

Korrektorat: Frank Petrasch

© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2013

www.vergangenheitsverlag.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ermordung

3. Die frühen Jahre

4. Zwischen Politik und Liebe

5. Rosa und die Revolution

Fazit

Reden von Rosa Luxemburg

Quellen- und Literaturverzeichnis

Über die Autorin

Endnotenapparat

1. Einleitung

„Ich fühle, wie Sie darunter leiden, daß Jahre unwiederbringlich vergehen, ohne daß man „lebt“. Aber Geduld und Mut! Wir werden noch leben und Großes erleben.“1 Das waren die hoffnungsvollen Worte Rosa Luxemburgs – ein halbes Jahr vor ihrem Tod 1919. Sie schrieb sie aus dem Gefängnis in freudiger Erwartung auf bessere Tage.

Für viele ist sie das Sinnbild der Frauenbewegung, für andere die „Vorkämpferin deutscher Arbeiter“2. Alljährlich pilgern zehntausende linksgesinnte Gruppierungen und Verbände zur Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde. Doch was machte diese Frau, deren Tod damals wie heute eine Welle der Entrüstung hervorruft, so besonders?

Vielleicht ist es der tragische Mord an ihr, der sie bis heute zur Ikone und Märtyrerin macht. Der Mordfall Luxemburg gilt als einer der spektakulärsten und vielleicht auch tragischsten des letzten Jahrhunderts. Der Mord an Luxemburg ist bis zum heutigen Tag nicht eindeutig aufgeklärt worden.

Trotz aller Rätsel, die mit Luxemburg verbunden sind, sollen hier überblicksartig die wichtigsten Stationen ihres Lebens – ihre Jugend, ihre politische Laufbahn und ihr Kampf für mehr Gerechtigkeit und Freiheit – nachgezeichnet werden.

Abschließend wird ihr Nachwirken als eine der einflussreichen Theoretikerinnen und Politikerinnen des 20. Jahrhunderts untersucht und die Bedeutung Rosa Luxemburgs für die heutige politische Linke in Deutschland herausgearbeitet.

Zahlreiche Briefe und Reden Rosa Luxemburgs zeugen von ihrem brillanten Geist. Im Anhang werden beispielhaft einige ihrer wichtigsten Selbstzeugnisse aufgeführt.


Abbildung 1: Rosa Luxemburg (1871-1919). Aufnahme um 1900 (Quelle: Wikimedia Commons, Urheber: unbekannt, gemeinfrei).

2. Die Ermordung

15. Januar 1919. Abends. Fünf Männer betraten eine Wohnung in der Mannheimer Str. 43 in Berlin-Wilmersdorf. Die Wohnung gehört den Eheleuten Siegfried und Wanda Marcusson – Anhänger der USPD und enge Freunde von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Bei der Wohnungsdurchsuchung stießen die Männer jedoch nicht auf das Ehepaar, sondern zunächst auf Karl Liebknecht. Als er die Männer sah, versuchte er zu fliehen. Liebknecht wurde sofort abgeführt und in eine nahegelegene Schule gebracht, wo seine Personalien überprüft werden sollten. Drei Männer blieben in der Wohnung, weil man dort noch eine „verdächtig auffallende“ Frau vorgefunden hatte. Ihr Name war Rosa Luxemburg.3

Gegen 22:00 Uhr brachte man sie, vorbei an schaulustigen Hotelgästen, durch den Haupteingang in das Hotel Eden am Kurfürstendamm. Kurz zuvor hatte man auch Karl Liebknecht dort hindurchgeführt. „Da kommt Röschen, die alte Hure“4 riefen ihr einige anwesende Soldaten hinterher. Im „kleinen Saal“ im ersten Stock verhörte der Generalstabsoffizier der Garde-Kavallerie-Schützendivision Waldemar Pabst die Verdächtige: „Sind Sie Frau Rosa Luxemburg?“, fragte er. „Entscheiden Sie bitte selber.“ „Nach dem Bild müßten Sie es sein.“ „Wenn Sie es sagen!“ war ihre knappe Antwort. Dann wartete sie über eine Stunde im „kleinen Salon“ auf ihr Schicksal. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihr stark zugesetzt, Kopfschmerzen plagten die sichtlich geschwächte Politikerin. Überraschend dabei war, dass Rosa Luxemburg ruhig und gefasst in Goethes Faust las. Karl Liebknecht war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Man hatte seine Leiche in der Rettungswache gegenüber vom Hotel eingeliefert.5

Um 23:40 Uhr begleitete Oberleutnant a. D. Vogel sie durch die Empfangshalle nach draußen – ein Gang ohne Wiederkehr. Im Hinausgehen versetzte sein Komplize Otto Wilhelm Runge ihr zwei Schläge mit seinem Gewehr, woraufhin Luxemburg bewusstlos zusammenbrach und einen Schuh sowie ihre Handtasche verlor. Ein Soldat nahm den Schuh später als eine Art Trophäe mit.6

Danach trugen die Männer sie zum offenen Auto und schmissen die Frau hinein auf die Rückbank. Links und rechts von ihr saßen zwei Kopfgeldjäger, auf dem Trittbrett stand ein dritter. Insgesamt begleiteten sechs Männer den Transport.7

Nur 40 Meter vom Hotel entfernt, auf Höhe der Nürnberger Straße, schoss plötzlich einer der Männer auf Rosa Luxemburg – ein Kopfschuss, „der links vor dem Ohr eintrat und auf der gegenüberliegenden Seite etwas tiefer austrat“.8

Bis heute ist nicht genau geklärt, wer den Schuss abgab. Oft ist die Rede von einem siebten Mann namens Leutnant a.D. Ernst Krull, der kurz vorher auf das Trittbrett aufgesprungen sein und geschossen haben soll. Um 23:45 Uhr war Rosa Luxemburg tot – keine fünf Minuten nachdem man sie aus dem Hotel geführt hatte. Entgegen dem Befehl von Pabst, ließ Vogel die Leiche in den Landwehrkanal werfen. Auf die Frage, warum man Rosa Luxemburg ins Wasser geschmissen hätte, antwortete Vogel nur: „Die alte Sau hat nicht mehr verdient.“9 Am nächsten Tag verkündete die Presse: „Liebknecht auf der Flucht erschossen – Rosa Luxemburg von der Menge getötet!“10

Erst am 31. Mai 1919 entdeckte ein Schleusenarbeiter die Leiche Rosa Luxemburgs im Landwehrkanal. Die Obduktion der Leiche ergab später, dass die „durch den Schuss bewirkte Zertrümmerung der Schädelgrundfläche den sofortigen Tod herbeigeführt hat […].“11 Doch warum musste Rosa Luxemburg, die revolutionäre KPD-Politikerin und Theoretikerin, einen solch grausamen Tod sterben?


Abbildung 2: Die Beisetzung von Rosa Luxemburg am 13. Juni 1919 (Quelle: Bundesarchiv, Urheber: unbekannt, CC BA-SA 3.0).

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