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Blutiges Verlangen - Erotik

1  IVY MIRROR

2  Kapitel 1 – Schmutzige Verführung

3  Kapitel 2 – Die Mutprobe

4  Kapitel 3 – Gebrochene Regeln

5  Kapitel 4 – Die Brandburg

6  Kapitel 5 – Verführerisches Spiel

7  Kapitel 6 – Hitzige Gespräche

8  Kapitel 7 – Im Folterkeller

9  Kapitel 8 – Schweiß & Ketten

10  Kapitel 9 – Die Wahrheit

11  Kapitel 10 – Gefährliche Verführung

12  Kapitel 11 – Am Scheideweg

13  Was euch erwartet

14  Nachwort

IVY MIRROR
Blutiges Verlangen

© 2019 Ivy Mirror
All rights reserved
Art © Charlie - Pop Goes The Pixel Ltd
Aktualisierte und überarbeitete Neuauflage!

„Du wirst betteln“, hauchte er, während seine Fingerspitzen zärtlich über ihre Knospen streichelten. „Ganz sicher sogar.“

„Das denkt nur Ihr“, wisperte Marie leise und versuchte, sich unter den Fesseln zu bewegen.

„Wenn du dich wehrst, bringt es mir nur noch mehr Freude.“

Marie lächelte. Es klang wie eine Drohung. Sie wusste, dass sie in höchster Gefahr schwebte. In allzu süßer, verlockender Gefahr …

Kapitel 1 – Schmutzige Verführung

Ihr Lachen hallte im Kornspeicher wider, während sie den Krug an ihre Lippen setzte und der Wein ihre rosigen Wangen herablief.

„Das traust du dich niemals, Johann.“ Marie lachte erneut und zupfte ihren Arbeitsrock ein wenig, damit die Jungs einen Blick auf ihre langen Beine werfen konnten. „Niemand von euch traut sich das!“

Sie trank erneut und bemerkte, wie sich die Welt zu drehen begann. Marie lächelte zufrieden. Die vier Jungs hatten nur noch Augen für ihre braungebrannten Schenkel, sodass sie den Krug für sich ganz alleine beanspruchen konnte.

Diese Bengel waren so berechenbar. Sie wusste, dass sie das hübscheste Mädchen hier in Blumenbach war und das mit weitem Abstand. Lässig zwinkerte sie zu den Zwillingen hinüber. Charlotte und Jette waren zwar ganz bestimmt nicht hässlich – im Gegenteil, ihre feuerroten Haare fügten sich gut in ihre Gesichter.

Sie waren groß, hatten üppige Brüste und waren blitzgescheit, aber die Jungen hatten definitiv ihre Augen nur auf sie, ihre lange, blonde Mähne und die strahlend blauen Pupillen geworfen. So war es schon, seitdem sie sich erinnern konnte, und so würde es in diesem langweiligen, kleinen Dorf am Rande des Brandwaldes immer sein.

Während die Grillen ihr helles Lied über die Felder warfen und den untergehenden Mond begleiteten, trank Marie noch einen Schluck und lehnte sich nach vorne, damit ihre Brüste fast aus dem Kleid hüpften. „Oder habe ich unrecht, Johann?“

Endlich schien der Junge sich aus seiner Starre zu lösen. Er schüttelte mit dem Kopf, als wäre er gerade erwacht, und lächelte. „Was? Ja, ganz genau. Wie du sagst, Marie.“

„Was genau?“ Sie lehnte sich zurück und gab noch einen Zoll ihres nackten Beins preis. Den Jungs hier den Kopf zu verdrehen, war die einzige Ablenkung an diesen heißen Sommertagen. Wenn das Stroh eingefahren war, der Lehrer die Schule beendet hatte und ihre Adoptiveltern schon im Bett lagen, dann gab es nur diese eine Möglichkeit, sich ein wenig Kurzweil in diesem Kaff zu verschaffen. „Ich wette mit dir um einen großen Krug Wein, dass ihr euch nicht in den Brandwald traut.“

Die Jungen machten große Augen. Eigentlich waren sie mittlerweile alle volljährig, doch niemand von ihnen hatte das Dorf in Richtung der großen Stadt verlassen. Warum auch? Hier gab es alles, was das Herz begehrte. Und extreme Langeweile.

Johann fand als Erster seine Sprache zurück. „Niemand geht in den verbotenen Wald“, sagte er und verkreuzte die massigen Arme. An seiner Hose zeichnete sich eine gehörige Beule ab. Offensichtlich hatte er ihr zu lange in den Ausschnitt geschaut. „Außerdem bist du die Adoptivtochter des Müllers. Ihr habt gar keinen Krug Wein.“

„Du hast recht, wir haben nur Brot und Mehl.“ Marie stieß sich vom Holz ab und landete geschickt auf ihren Füßen. Sie stolzierte auf Johann zu, strich über seine Bartstoppeln und kam gerade so nah an ihn heran, dass er die Wärme ihrer Haut spüren konnte. „Aber deinem Vater gehört die Kneipe am Marktplatz.“ Sie streichelte über seinen Bauch, fuhr über die Seiten und lächelte so verführerisch, wie es nur möglich war. „Ich brauche keinen Einsatz, wenn ich ohnehin gewinnen werde.“

Diese Worte ließen die kleine Gruppe laut loslachen. Im nächsten Moment legten sie ihre Finger über die Münder. Die Alten mussten nicht wissen, dass Johann für Marie einen Krug geklaut hatte und sie nun im Kornspeicher dem Alkohol verfielen und Schweinereien austauschten. Das würde Pastor Sittlich überhaupt nicht gefallen und vielleicht war es gerade deshalb so interessant.

Johann, dieser Bube mit den blonden Haaren, der immer etwas nach Bier roch, genoss sichtlich Maries Berührungen.

Sie kam noch näher, küsste seine Wange und ließ ihre Finger wie unabsichtlich über seinen Schritt streichen. „Also, haben wir eine Abmachung?“, hauchte sie verführerisch.

Er nickte hastig. „Ich sage, dass ich mindestens 30 Fuß in den Wald gehe“, protzte der Junge. Johanns intimste Stelle schwoll noch mehr an. Seine Mundwinkel zogen nach oben, während seine Freunde ihm auf die Schulter klopften. „Und was ist mit dir?“

Marie intensivierte ihre Berührungen. Sie küsste vor all ihren Freunden seinen Hals, streichelte über die empfindlichen Ohren und wartete, bis sein bestes Stück noch mehr angeschwollen war. Erst als Johann nicht mehr bei Sinnen war, öffnete sie die Lippen. „Ich gehe mit dir“, hauchte sie. „Wenn du kneifen solltest, schuldest du mir einen großen Krug mit Wein.“

„Und wenn du kneifst, Marie?“

Sie küsste sich langsam zu seinem Mund vor und stoppte an den Lippen. Von allen Dorfbewohnern war Johann noch der ansehnlichste und netteste. Allerdings hatte er leider einen Fehler, den Marie nicht außer Acht lassen konnte: Er kam aus Blumenbach und sie wollte auf keinen Fall in diesem Ort geboren werden, leben und sterben, wie die meisten hier.

Ganze dreimal hatte sie mit ihrem Adoptivvater die nächste Stadt besucht. Es waren immer zwei Tagesritte gewesen.

Dort war alles anders. Es gab eine Burg, einen Ritter in glänzenden Rüstungen und Fräulein, die wallende Kleider trugen und nicht die Arbeitsröcke, wie die meisten hier. In der Stadt trugen sie Ringe und Ketten und bezahlten mit glänzenden Talern, um sich alles zu kaufen, und waren weit gereist und konnten Geschichten erzählen. Und das war erst die nächste Stadt. Wie musste es erst in Sturmwasser aussehen? Der Hauptstadt der Lande, wo Königin Klara auf ihrem prächtigen Schloss regierte?

Das Einzige, was sie erzählen konnte, war, dass Marie gerne mit Jungs spielte, die ihr zu Füßen lagen.

„Wenn ich kneife …“, begann sie gerade so laut, dass es jeder der Anwesenden mitbekam. „… dann schenke ich dir eine ganze Nacht“, flüsterte sie. „Nur wir beide und der Mondschein. Versprochen.“

Es dauerte keine Sekunde, bis Johann einschlug und den Handel damit besiegelte. Schnell griff er zum Krug und er hätte auch getrunken, wäre Marie nicht schneller gewesen.

„Was soll das?“, protestierte er.

„Ich nehme mir den Rest.“ Marie ließ sich wieder auf ihren angestammten Platz fallen und lächelte in Richtung der Zwillinge. „Was dagegen?“

Johan ließ das nicht auf sich sitzen. „Wie wäre es mit einem kleinen Vorgeschmack auf deinen Wetteinsatz? Dann kannst du auch den Rest des Weins trinken.“

Marie zuckte mit den Schultern und drückte Charlotte die Karaffe in die Hände. Sie würde ein wenig mit ihm spielen und darauf achten, dass seine Lust ins Unermessliche stieg. Dann waren die Jungs immer besonders dumm und das Blut war nicht in ihren Köpfen. Sie würde heute Abend noch Spaß haben. Es war bestimmt eine Wonne, die sonst so harten Jungs wie kleine Kinder schreien zu hören, wenn sich keiner in den Brandwald traute.

Immerhin hatte sie einen Ruf zu verteidigen und Johann hatte sie herausgefordert. Mit ihm würde sie beginnen.

Marie griff in sein Hemd und lächelte. Wieder kam sie ganz nah an sein Ohr. „Komm mit“, wisperte sie und zog ihn in die hinterste Ecke des Speichers.

Seine Küsse waren feucht und überhastet, eines Ertrinkenden gleich, der nach Luft schnappt. Gierig und heißblütig drückte er sein Becken gegen ihren Schoß, dabei störten immer noch etliche Hüllen Stoff, dass Johann endlich sein Begier erhielt.

Marie spürte, wie hart sein Penis mittlerweile war, einem Felsen gleich, der vor trotziger Stärke nur so pulsierte.

Sie hatten sich einen Platz weit von den anderen gesucht. Noch immer duftete das frische Korn und die Nacht brachte eine kühlende Brise mit sich. Marie lag auf dem Rücken, zog Johann immer wieder an seinen Haaren zurück und lächelte, wenn er sich dagegen stemmte, um ihr noch einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Dabei nahm er die Schmerzen nur allzu gerne in Kauf.

Es war eine Wohltat, mit anzusehen, wie sich der Junge abmühte. Im sanften Schein der Petroleumlampe brannte sein Gesicht feuerrot, der Blick war glasig und die Lust brach durch jede Pore und befeuchtete seine verschwitzten Haare.

Auch Marie spürte die Nässe zwischen ihren Schenkeln. So sehr sie auch mit dem blonden Jungen spielte, auch sie war eine junge Frau und die Reibungen des harten Leders durch den Stoff ihres Arbeitsrocks lösten auch bei ihr eine gewisse Begierde aus.

„Ganz ruhig“, hauchte sie und legte ihren Kopf nach hinten, damit Johann ihren Hals mit Küssen bedecken konnte. „Es soll nur ein Vorgeschmack sein.“

„Ich will mehr“, stöhnte Johann flehend. „Bitte.“ Dieser Junge war Butter in ihren Händen. Dabei tat er sonst immer so stark und selbstbewusst, und das nur, weil er mit seinem Vater die Städte oftmals besuchte. Die Mädchen des Dorfs lagen ihm zu Füßen und das lag nicht nur am kostenlosen Wein und Met, den er besorgen konnte. Doch wie die anderen Jungs, hatte auch Johann nur Augen für Marie und sie genoss es, mit ihm zu spielen und mit jeder Nuance zu erkennen, dass sie die Macht über seinen Körper besaß.

Wenn sie den Rock nur ein wenig lüften würde, Johann hätte sich sofort seiner Kleidung entledigt. Obwohl … vielleicht sollte sie das Spiel noch weiter treiben. Nur für ihr eigenes Amüsement.

„Vielleicht“, flüsterte sie und biss in sein Ohr. „Wenn du ein lieber Junge bist, wird der Vorgeschmack um einiges intensiver.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Zieh die Hose aus.“

Johann starrte sie aus freudigen Augen an. Ein weiterer, warmer Windstoß drang in den Speicher und ließ seine verschwitzten Haare zappeln. „Wirklich?“, keuchte er.

Sie zuckte mit den Schultern und befeuchtete ihre vollen Lippen. „Vielleicht.“

Es benötigte kein weiteres Wort, um seine Gedanken rasen zu lassen. Völlig überhastet zog er seine Lederhose vom Körper und entledigte sich seiner Unterwäsche. Marie stieß ihn zurück. Noch bevor er etwas sagen konnte, packte sie seinen Penis fest mit einer Hand und bewegte ihren Arm ganz leicht.

Noch nie hatte sie so einen Ding in sich gehabt, obwohl sie den Mädchen im Dorf etwas anderes erzählte. Doch allmählich wuchs ihre Lust, das mal auszuprobieren, wovon die Männer in der Kneipe schwärmten, wenn sie mal wieder zu viele Humpen Met getrunken hatten.

Ein paar Mal hatte sie schon mit seinem Penis und denen seiner Freunde gespielt. Manchmal mit der Zunge, oftmals mit ihren Händen. Aber einen in sich haben? Von diesen Dorfjungs? Marie würde sich am liebsten von einem Ritter entjungfern lassen oder einem Edelmann … doch der Sohn des Wirts?

„Gefällt es dir?“, hauchte sie so verführerisch wie nur möglich und lächelte keck. „Ist es das, was du möchtest?“

„Fast“, gab Johann zu und schloss die Augen.

Marie packte seinen Penis fester. Ein Tropfen löste sich von der glänzenden Eichel. Johann musste offensichtlich alle Kraft aufwenden, um nicht in wilde Raserei zu verfallen. Es war eine Wohltat, zu sehen, welche Macht sie in ihren Händen hielt, wenn sie diese nur richtig einsetzte.

Genüsslich zog sie die Vorhaut zurück, nahm sich etwas Stroh und kitzelte die empfindliche Eichel damit. Johann zuckte zusammen. Sie genoss sichtlich, ihn zu quälen. Behutsam streichelte sie über seinen Hoden, berührte nur mit den Fingerspitzen den Schaft und verteilte die Flüssigkeit des Lusttropfens auf der Eichel. Anschließend fuhr sie grob über das Bändchen, bis Johann mehr und mehr zusammenzuckte.

Marie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er kurz davor war, sich zu ergießen. Sie hätte das Spiel auch fast noch weitergespielt, doch auch ihre Brustwarzen waren hart wie Kirschkerne geworden und drückten sich immer sichtbarer durch die dünne Sommerbluse. Ihre Atmung wurde schneller, auch die Nässe zwischen ihren Schenkeln nahm zu. Gerne hätte sie sich nun selbst Erleichterung verschafft, doch in dieser Nacht gab es noch etwas zu tun und den Spaß würde sie sich nicht entgehen lassen.

„Möchtest du kommen?“, hauchte sie und bewegte ihre Hand ein wenig schneller. „Deinen Samen über mein Gesicht und meinen üppigen Busen ergießen?“

Johann legte seinen Kopf in den Nacken. „Ja“, stöhnte er. „Und ich will noch viel mehr.“

Sie wusste, dass er in sie eindringen wollte. Schon seit Monaten bettelte er beinahe darum. „Das ist das Einzige, was du heute bekommen wirst.“ Mit einem Mal ließ sie los. „Und selbst dieser kleine Vorgeschmack hat irgendwann ein Ende.“

Ruckartig stand sie auf und blickte in die weit aufgerissenen Augen von Johann. Er konnte nicht glauben, was ihm gerade passierte. Seine Eichel war puterrot, Schweißperlen standen auf seiner Stirn und der Penis stand so hart, als könnte er damit ein zugefrorenes Feld durchpflügen.

„Bitte … ich tue alles.“

„Oh, armer Johann.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und tippte mit der Fingerspitze auf die Eichel. „Wir haben heute doch noch etwas vor. Du hast unsere kleine Wette doch nicht etwa vergessen, oder?“

Jede Faser seines Köpers zitterte vor Spannung, als er alle Kraft aufwenden musste, um die Hose hochzuziehen. „Nein, habe ich nicht.“

„Gut so. Holst du die anderen?“ Sie lächelte freudestrahlend, als wäre nichts gewesen. Diese Macht war einfach wundervoll. Noch einmal griff sie an seinen steifen Penis, dann vollführte sie den ersten Schritt nach draußen. „Wollen wir dann? Oder bist du ein feiges Huhn?“

Kapitel 2 – Die Mutprobe
Einsam und dunkel lag der Brandwald vor ihnen.

Obwohl der warme Wind noch einmal zugenommen hatte und an ihrer Kleidung riss, als würde er sie fortzerren wollen, rauschte kein Blatt, knarrte kein Ast, knackte kein Stamm. Es war, als würde der Wald die Luft anhalten und mit scharfen Augen auf die ungebetenen Gäste herab starren.

Die Gruppe befand sich circa 20 Fuß vor dem ersten Baum. Sie alle waren laut lärmend in Richtung des mächtigen Waldes gegangen, doch als sie dem Dickicht immer näher kamen, verstummten ihre Worte zusehends.

Selbst Maries Lippen waren geschlossen. Sie wandte alle Kraft auf, um Stärke in ihren Blick zu legen, und sah zu den Zwillingen hinüber. Charlotte und Jette hielten sich an den Händen. Obwohl sie kaum jünger waren als Marie, wirkten ihre bleiche Haut und die feuerroten Haare im Mondschein fast zerbrechlich, als wären sie Puppen, die sich nur ab und an bewegten.

Marie drehte sich zu den Jungs. Hinter ihnen waren noch einzelne Lichter des Dorfes zu erkennen. Blumenbach lag friedlich ein paar Steinwürfe von ihnen entfernt. Sie hätte sich nur umdrehen und wieder ins Haus ihrer Adoptiveltern schleichen müssen, dann wäre der Spuk vorbei. Allerdings besaß sie wenig Lust, sich wieder zu den beiden zu gesellen. Ihre wahren Eltern hatte sie nie kennengerlernt und zwischen ihnen und Herrn und Frau Müller war nie ein richtiges Band entstanden. Zum Glück sorgte sie mit ihrem Aussehen dafür, dass der Laden an der Mühle immer voll war.

Niemand hätte gewagt, die unangefochtene Schönheit des Dorfes als Feigling zu bezeichnen. Doch wenn sie jetzt nach Hause ging, würde morgen die Sonne wieder aufgehen und derselbe Trott sie erneut erdrücken und die Frage wäre nie beantwortet, was passiert, wenn man die unsichtbare Grenze zwischen den Toten und den Lebenden passierte.

„Was ist jetzt, Johann?“, wollte Marie herausfordernd wissen und ging ein paar Schritte auf den Jungen und seine Bande zu. „Wenn du möchtest, kannst du auch meine Hand halten und wir gehen gemeinsam.“

Diese Schmach schien ihm gar nicht zu gefallen. Künstlich prustend drehte er sich zu seinen Jungs. „Du sollst meine Hand halten?“ Er schüttelte mit dem Kopf, sodass seine blonden Haare nur so um ihn herum wirbelten. „Wenn schon, dann halte ich deine Hand.“

„Gut, dann nicht.“ Marie zuckte mit den Schultern. „Bist du bereit?“

Die Gruppe hielt den Atem an. Der kleine Bach, der ihre Wassermühle antrieb, rauschte bedächtig, und hier am Waldesrand schienen die Geräusche des Wassers noch lauter zu sein, fast als würde er sie warnen wollen.

„Ja, bin ich“, antwortete Johann voller Trotz.

Gerade als sie den ersten Schritt auf den ausgedörrten Feldrand vollführen wollte, wurde sie von Charlotte angestupst. „Marie, du kennst die Geschichten über den Grafen. Bitte, gehe nicht.“

„Hat irgendjemand ihn schon einmal gesehen?“ Marie schluckte trocken. „Ihn oder einen der anderen Vampire, die angeblich im Brandwald leben?“

„Aber die Geschichten sind wahr“, protestierte Jette. „Seit dem großen Brand dürfen wir den Wald nicht mehr betreten, dafür bekommt der Graf Blut für seine Armeen und behelligt die Königsländer nicht.“

„Der Brand war weit vor unserer Geburt, selbst meine Adoptiveltern haben es nicht miterlebt. Und die sind steinalt.“ Marie wischte den Gedanken mit einer Geste beiseite und sah hoch zum voller werdenden Mond, dann wieder zum Wald. „Wer weiß, ob sie nicht doch beim großen Vampirkrieg alle gestorben sind. Ich habe noch nie einen gesehen. Ihr etwa?“

Die Gruppe schüttelte mit dem Kopf.

„Meine Oma hat ihn gesehen.“ Jettes Stimme war so leise, dass man meinen könnte, ihre wallenden Haare hätten den Ton ihrer Stimme verschluckt. „Damals, als der Graf noch das Dorf besuchte und Mädchen auf sein Schloss nahm.“

„Das sind Legenden und Geschichten, um uns vom Wald fernzuhalten“, entgegnete sie zunehmend nervös. Doch auch sie kannte jedes einzelne Wort, das die Alten immer wieder betonten. Als die Vampire immer weiter in die Königslande eindrangen und immer mehr Menschen ihrem Blutdurst zum Opfer fielen, sammelte der damalige König Theodor eine riesige Armee und zog in den Wald.

Doch die Untoten, die Skelette und Gruftghule, die Harpyien und die Geister waren übermächtig. Man sagte sogar, dass die von Hartsteins Totenbeschwörer wären und egal, wie oft ihre Armee fiel, sie ließen sie immer wieder aufstehen.

Der König erkannte, dass dieser Krieg nicht mit mehr Männern zu gewinnen sei, und schickte seine besten Maschinenbauer. Kurzerhand fackelte er große Teile des Waldes ab. Die Flammen stachen so hoch in den Himmel, dass man es angeblich noch von den Küstenstädten aus sehen konnte. Tagelang brannte der Wald und mit ihm die Untoten und auch einige Zweige der stolzen Familie von Hartstein.

Die Vampire zogen sich zu ihren Schlössern zurück und ernannten ihren jüngsten Sohn Alexander zum Herrn der Brandburg. Er sollte darüber wachen, dass kein Untoter einen Fuß über die Grenze des Waldes setzte und die Vampire dafür Blut erhielten. Die von Hartsteins schworen, sich an die Abmachung zu halten, bis der Mond erneut selbst sein Blut vergieße. Wie damals, im großen Brandkrieg.

Marie lief ein Schauer über den Rücken, als sie die Geschichte im Kopf wiederholte. Es waren nur einige Zoll bis zum Waldesrand. Sie würde einige Schritt ins Dickicht setzen und dann wieder umkehren. Selbst wenn der Graf oder eins seiner Geschöpfe noch leben würde, seine Aufmerksamkeit hätte sie bestimmt nicht, nur weil sie ein paar Lidschläge in seinem Wald verbrachten.

„Wir sind nur ganz kurz da“, sagte sie, um sich selbst Mut zuzusprechen, und blickte zu Johann. „Ich denke einfach an die Karaffe Wein, die du mir schuldest, wenn ich es schaffe.“ Sie musste sich zwingen, gewinnend zu grinsend. Dann setzte sie sich in Bewegung.

Über die Schulter sah sie, dass Johann es ihr gleich tat. Natürlich. Vor all seinen Freunden wollte er nicht als feiges Huhn dastehen und die Aussicht auf ihren Körper erledigte den Rest. Gier frisst Hirn, hat ihre Adoptivmutter immer gesagt, wenn die Männer ihr auf die Brüste starrten und sie auf diese Weise zu wenig Taler zurückgeben konnte. Genau so war es hier!

Als sie vor dem ersten Baum stand, stockte Marie der Atem. Eine kaum vernehmbare Brise von frischem Moos legte sich angenehm in ihre Nase. Eine dunkle Aura umgab diesen Wald und schien ihn wie durch einen milchigen Schleier zu umhüllen. Marie zwang sich, ihren Brustkorb mit dem seltsamen und doch wundervollen Geruch zu füllen. Alles an diesem Wald rief sie und stieß sie auf gleichsame Art ab.

„Bereit?“, wollte sie wissen, obwohl ihre Stimme so zitterte wie das letzte Blatt an einem Baum im Herbststurm.

Johann stellte sich breitbeinig neben sie. Mehrmals musste er sich räuspern, um seine Stimme wiederzufinden. „Bin ich.“

Dann schritt er voran und wenige Sekunden später legte sich ein gräulicher Schleier über seine Silhouette.

Wenn der Brand des Königs tatsächlich stattgefunden hatte und es keine Ammenmärchen waren, musste es lange her sein. Die Baumkronen waren dicht zugewachsen und das Mondlicht bekam fast keine Gelegenheit, sich bis auf den bemoosten Waldboden zu setzen.

Maries Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie den ersten Schritt auf den weichen Boden vollführte. Sie konnte doch nicht einfach Johann ihre Wette gewinnen lassen. Das würde gar nicht zu ihr passen und ihren Ruf ganz schön ramponieren. Also beschleunigte sie ihren Schritt.

Äste knackten zart unter ihren Füßen, ein Uhu warf sein einsames Lied durch den Wald, doch ansonsten war es weiterhin so ruhig, dass sie ihre eigene Atmung hören konnte. Nach wenigen Schritten hatte sie Johann eingeholt. Obwohl sein Gesicht nicht klar zu erkennen war, konnte sie doch sehen, dass sein Unterkiefer zitterte. Sie waren vielleicht zehn Fuß in den Wald gegangen, doch schon jetzt waren ihre Freunde auf den Wiese kaum mehr zu erkennen.

„Reicht es jetzt?“, wollte Johann wissen und blieb stehen.

Auch Maries Glieder versagten ihren Dienst für einen Augenaufschlag. „Nein. 30 Fuß hatten wir gesagt. Wer zurückbleibt, hat verloren.“

Johanns Hände ballten sich zu Fäusten. Er nickte verbissen. „Gut, dann gemeinsam.“

„Einverstanden“, antwortete Marie. Dabei war sie froh, dass er den Vorschlag gemacht hatte. „Denk einfach an die Belohnung.“

Doch ihre Worte waren nicht nur an ihn gerichtet, auch sie musste sich Mut zusprechen. Endlich konnte sie sich aus der Starre lösen und weitergehen. Mit jedem Schritt wurde es um sie herum dunkler. Gleichzeitig fasziniert und ängstlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Das Mondlicht fiel nun so durch die Baumkronen, dass man das Gefühl nicht los wurde, durch einen Silberschweif zu marschieren. Dabei fiel ihr gar nicht auf, dass Johann immer weiter zurückfiel.

„Es ist … es ist …“ Marie fand keine Worte für das Farbenspiel mitten in der Nacht. „… wundervoll“, hauchte sie schließlich und drehte auf dem Absatz.

Von Johann konnte sie nur noch eine Umrandung erkennen. „Marie!“, schrie er. „Du hast gewonnen!“ Zitterte dieser junge Mann etwa, den sonst nichts aus der Ruhe bringen konnte?

„Ach, komm schon.“ Sie winkte und lachte auf. Ihre helle Stimme schien von den mächtigen Bäumen zurückgeworfen zu werden. „Du feiges Huhn, es sind doch nur noch zehn Fuß, dann haben wir beide gewonnen!“ Zu ihrer eigenen Überraschung war der Waldrand kaum mehr zu erkennen.

„Nein“, schrie Johann entschieden, sah sich um und ging rückwärts. „Dieser Wald scheint zu leben. Kehre auch um, Marie. Ich bitte dich!“

„Damit du die Wette gewinnst?“ Sie gluckste vergnügt. „Auf keinen Fall.“

Johann verschwand ganz allmählich im Schatten, seine Stimme wurde so leise, bis sie plötzlich ganz versiegte. „Marie, der Wald ist gefährlich, bitte …“

„Hosenscheißer“, wisperte sie und sah nach vorne. Ein leichter Nebel legte sich um ihre Füße wie eine durchsichtige Schlange und ließ das wenige Mondlicht hell erstrahlen. Nebel am Abend? Was war das nur für ein geheimnisvoller Ort? Langsam schlich sie weiter, während der Nebel um ihre Schuhe quoll. Nach wenigen Herzschlägen meinte sie, die 30 Fuß problemlos erreicht zu haben.

„Ich bin im Wald“, schrie sie und drehte ihren Kopf zu ihren Freunden. Doch da war niemand mehr. Der Waldrand, der sich eben noch schemenhaft abbildete, war von der Dunkelheit verschluckt worden und aufkommender Nebel verwirrte ihren Blick. „Hallo?“

Marie sah sich um und ging in die Richtung, von der sie meinte, gekommen zu sein. Erst lächelte sie noch und rief freudestrahlend, dann beschleunigte sich ihr Schritt. „Hallo? Ich habe es geschafft, wo seid ihr?“ Maries Beine begannen schneller zu laufen. Das waren definitiv mehr als dreißig Fuß.

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9783748586838
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