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Der gelüftete Vorhang oder Lauras Erziehung

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2  Impressum

Honoré-Gabriel Riqueti de Mirabeau
Der gelüftete Vorhang oder Lauras Erziehung
Zieht euch zurück, ihr eifernden Zensoren,
Schließt, Frömmler, Moralisten, Narren eure Ohren!
Nicht sollt ihr eifernden Megären mit uns rechten,
Hinweg mit euch, ihr Stolzen, Selbstgerechten,
Denn dieser Blätter süße Heimlichkeit
Ist nie und nimmer euch geweiht.

Laura an Eugenie

Weicht von mir, ihr einfältigen Vorurteile! Ihr seid nur etwas für furchtsame Seelen. Eugenie fordert, ihrer Einsamkeit überdrüssig, von ihrer Laura diesen kleinen Liebesdienst. Nichts kann mich zurückhalten, ihn ihr zu leisten, ja, meine liebste Eugenie, diese kostbaren Augenblicke, die ich in Deinen Armen erfahren durfte, diese Leidenschaft der Sinne, die jede von uns dazu getrieben hat, in den Armen der anderen ihr Vergnügen zu suchen, diese Gemälde unserer Jugend, aus denen wir den Rauschtrunk unserer Wollust keltern wollten, ich werde sie, um Dich zufrieden zu stellen, alle vor Dir ausbreiten. Du solltest alles erfahren, was ich seit den Tagen meiner zartesten Kindheit gedacht und erfahren habe. Alles, was ich je empfunden habe, wird vor Deinen Augen wieder lebendig werden. Ich werde vor Dir diese lebhaften Gefühle wiedererstehen lassen, die kostbare Bewegtheit, diese reizvolle Trunkenheit. Und jedes Wort, das ich Dir sage, wird aus den Quellen der Wahrhaftigkeit und Natürlichkeit gespeist werden. Ich werde meine Hand alle jene Ornamente meines Lebens nachzeichnen lassen, die Deiner entflammten Begierde würdig sind. Ich fürchte nicht, daß es mir an Kraft dazu mangeln wird. Denn Du selbst inspirierst und begeisterst mich ja. Du bist mir Venus und Apoll in einem.

Doch hüte Dich wohl, mein Herz, daß dieses Geständnis meines Lebens je Deinen Händen entgleite! Bedenke, Du befindest Dich in einem Heiligtum des Aberwitzes und der Torheit. Diese Nonnen sind alle zu fürchten, jene, die guten Glaubens sind, wie jene, die unter einem Schleier von Scheinheiligkeit die exquisitesten und raffiniertesten Lüste verbergen. Die Frauen lieben ganz allgemein den Schatten des Geheimnisvollen. Doch geben sie nur zu oft Furcht und Anstand ihrem Vergnügen preis. Dieses Werk darf niemals das Tageslicht sehen. Es ist nicht für die Augen des Pöbels gemacht, der die Aufrichtigkeit einer Frau nicht begreifen kann und den seine nichtswürdige Leichtgläubigkeit vor der nackten Natur zurückschrecken läßt.

Du glaubst nicht, meine teure Eugenie, wie uns die Männer — sogar die freizügigsten unter ihnen — um die Freiheit unserer Einbildungskraft beneiden. Sie wollen uns nur jene Freuden zubilligen, die ihnen selbst dienen. Wir sind in ihren Augen nichts als Sklavinnen, die es nicht wagen dürfen, die Hand der mächtigen Herren zu halten, die uns unterdrücken. Alles gehört ihnen, sie sind die Tyrannen, deren Vergnügen wir dienen müssen. Sie sind eifersüchtig, wenn wir unsererseits jemanden anschauen. Egoisten sind sie, die immer nur ihr eigenes Selbst im Auge haben. Am besten sollte niemand außer ihnen existieren.

Nur wenige von ihnen denken daran, uns an den Vergnügungen, die wir ihnen bereiten, teilnehmen zu lassen, ja, sie versuchen sich sogar Vergnügungen zu schaffen, indem sie uns quälen und den schmerzhaftesten Prozeduren unterziehen.

Welche bizarren Spielereien hat ihre Extravaganz nicht erfunden! Ihre Einbildungskraft, die nie zur Ruhe kommt, erlischt ebenso rasch, wie sie sich entzündet. Ihre Anstrengungen, ihre Perfidie und ihre unbeständigen Begierden irren von einem Objekt zum nächsten. Durch eine seltsame Perversion der Gefühle gestehen sie uns keinen der Genüsse zu, die sie sich anmaßen. Und das uns, deren Empfindsamkeit um so viel größer, deren Phantasie um so viel lebhafter und leichter entflammbar ist als die ihre.

Ah, diese grausamen Ungeheuer! Sie wollen unsere Sinnenfreudigkeit vernichten, und doch wäre unsere Kälte ihre Marter und ihr Unglück. Nur wenige spielen, um der Wahrheit die Ehre zu geben, mit offenen Karten. Aber es wäre selbst ihnen gegenüber unklug, wenn wir uns ihnen ganz enthüllen wollten.

Indessen wäre dieses Werk in den Händen jener Unglücklichen nicht weniger deplaziert, die nicht einmal die Liebe wärmen kann. Ich spreche von jenen phlegmatischen Frauen, die selbst die Aufmerksamkeit liebenswürdiger Männer nicht erregen kann, und von jenen schwerblütigen Männern, die nicht einmal die Schönheit zu begeistern vermag. Es gibt viele dieser unentschlossenen und trägen Tiere, die sich mit dem hochtrabenden Titel eines Künstlers oder Philosophen schmücken und deren geistige Ergüsse doch nur das Resultat einer Gallenkolik, eines melancholischen Anfalls und anderer Mißgeschicke sind. Kein Wunder, daß sie der Welt entfliehen, in der sie sich so wenig wohlbefinden.

Diese Leute verdammen natürlich ebenso wie das nutzlose Alter alle Vergnügungen, die ihnen verwehrt sind.

Es gibt andere, die von leidenschaftlichem Temperament sind. Doch die Vorurteile ihrer Erziehung und ihre Schüchternheit haben sie für eine Tugend begeistert, deren Wesen ihnen doch gänzlich unbekannt ist. Sie unterdrücken die natürlichen Ergüsse des Menschen und laufen einem Phantom nach. Die Liebe ist ihnen eine profane Gottheit, die es nicht verdient, daß sie ihr ihren Weihrauch streuen. Höchstens, daß sie ihr in Gestalt des Hymen etliche Male opfern. Ferner gibt es Fanatiker, die unter dem Vorwand der Ehre ihre Eifersucht verbergen. Das ist ein Verrat an der Liebe und eine Blasphemie gegen die liebenswürdigste aller Gottheiten.

Doch, meine liebe Eugenie, wir wollen doch niemanden schockieren. Bewahren wir unsere freimütigen Geständnisse deshalb so gut wie möglich. Nur für Dich öffne ich mein Herz. Es ist nur Deinetwegen, daß ich alle Schleier von dem Gemälde hinwegziehe, das vor Deinen Augen auszubreiten ich im Begriff bin. Möge es für die anderen verborgen bleiben, genauso wie die Freiheiten, die wir uns genommen haben.

Und so seien die folgenden Blätter nur der Freundschaft und der Liebe gewidmet. Mögen diese mit Wohlgefallen auf die schlüpfrigen Bilder blicken, die meine Feder nur zögernd enthüllt.

1. Kapitel

Ich beginne meine Geschichte mit meinem zehnten Lebensjahr. Meine Mutter starb an einer langwierigen Krankheit, die sie nach acht Monaten des Leidens zu Grabe brachte. Mein Vater tröstete mich über einen Verlust, den ich täglich mit bitteren Tränen beweinte. Seine Zuneigung, seine Gefühle, die mir so teuer waren, wurden ihm von meiner Seite auf das lebhafteste vergolten.

Ich war stets der Gegenstand seiner zärtlichsten Liebkosungen gewesen. Es verging kein Tag, an dem er mich nicht in seine Arme schloß und mich mit den süßesten Küssen überhäufte.

Ich erinnere mich noch daran, wie meine Mutter ihm eines Tages Vorhaltungen machte, daß er mich auf diese Weise verwöhnte. Er gab ihr eine Antwort, die mir später noch viel zu denken gab, obwohl seither bereits einige Zeit vergangen war.

„Worüber beklagen Sie sich, Madame? Ich habe keinen Grund zu erröten. Wenn sie meine Tochter wäre, so wären diese Vorwürfe vielleicht begründet, aber so fühle ich mich nicht in der Situation, das Beispiel Lots nachzuahmen. Ich bin glücklich, diese Zärtlichkeit für sie zu empfinden, die Sie so tadelnswert finden. Das, was Konvention und Gesetze bestimmen, ist keine Forderung der Natur. Es fällt daher dem denkenden Menschen leicht, sich darüber hinwegzusetzen.“

Diese Antwort habe ich nie wieder aus dem Gedächtnis verloren. Das Schweigen meiner Mutter, das darauf folgte, ließ sie mir noch bedeutungsvoller erscheinen, ja, ich glaube, daß dieses Gespräch, das ich zufällig belauschte, und die Gedanken, die ich mir darüber machte, mich noch fester an meinen Vater banden. Ich begriff wohl, daß ich alles in meinem Leben seiner Freundschaft verdankte. Dieser Mann, der so liebenswürdig, geistvoll und weise war, vermochte wahrhaftig die zärtlichsten Gefühle zu erwecken. Die Natur hatte mich begünstigt, als ob die Liebe selbst mich geformt hätte. Du weißt, meine liebe Eugenie, daß ich in diesem Punkt nicht übertreibe. Von Kindheit an hatte ich eine hübsche und ebenmäßige Figur, eine schlanke Taille und einen ausgezeichneten Teint. Die Lebhaftigkeit meiner braunen Augen wurde durch einen sanften und zärtlichen Blick gemäßigt, und mein Haar fiel in schönen Locken auf meine Schultern. Ich hatte ein fröhliches Gemüt, wenn ich auch ein wenig zur Nachdenklichkeit neigte.

Mein Vater studierte meine Neigungen und meinen Geschmack, und er kultivierte meine Anlagen mit der größten Sorgfalt. Die größte Mühe verwandte er darauf, mich zur Wahrheitsliebe anzuhalten. Er wollte, daß ich nichts vor ihm verberge, und er erreichte dies auch mit Leichtigkeit. Denn es war unmöglich, ihm etwas zu verschweigen. Seine strengste Strafe bestand darin, mir seine Zärtlichkeit zu verweigern. Ah, wie habe ich die wenigen Male, da dies geschah, darunter gelitten!

Einige Zeit nach dem Tod meiner Mutter schloß mich dieser hervorragende Mann eines Tages besonders innig in seine Arme.

„Laurette, mein liebes Kind“, sagte er, „Du bist nun beinahe elf Jahre alt, und Deine Tränen über den Verlust deiner Mutter sollten nun aufhören. Ich habe Dir genügend Zeit zur Trauer gelassen. Nun wollen wir durch vernünftige Beschäftigung für Deine Zerstreuung sorgen.“

Tatsächlich habe ich eine brillante Erziehung genossen. Ich hatte nur einen einzigen Lehrmeister: Meinen Vater. Aber er unterrichtete mich in allem. In Malerei, Tanz, Musik und allen Wissenschaften war er gleicherweise ein Meister. Es war ihm nicht schwer gefallen, sich über den Tod meiner Mutter hinweg zu trösten. Ich wunderte mich darüber, und eines Tages konnte ich mich nicht enthalten, mit ihm darüber zu sprechen.

„Du mußt wissen, daß in einer Gemeinschaft, in der sich Charaktere und Temperamente ähneln, der Augenblick, in dem diese Übereinstimmung zerbricht, die Herzen der Einzelwesen zerreißt, die sich auf solche Weise miteinander verbunden fühlten. Weder Charakterstärke noch irgendeine Art von Philosophie helfen einem sensiblen Menschen, dieses Übel ohne Kummer zu ertragen. Auch die Zeit, von der es heißt, daß sie alle Wunden heilt, kann da nur wenig Linderung verschaffen. Wenn wir nicht durch die Bande der Sympathie mit einigen unserer Mitmenschen verbunden wären, gäbe es auf dieser Welt keine Trennung außer der, die durch die unvermeidlichen Naturgesetze verursacht wird, denen alles Leben unterworfen erscheint. Ein vernünftiger Mensch wird sich deshalb früher oder später mit dem Schmerz abfinden müssen, der keinem menschlichen Wesen erspart bleibt. Doch soll ich Dich in einem so wichtigen Punkt etwa täuschen, mein Kind? Gewiß nicht. Dies ist vielmehr ein Gegenstand, um darüber zu reden. Du kannst Dir selbst ein Urteil bilden. Stell dir also zwei Wesen vor, die in ihrer Veranlagung ganz verschieden sind, sich aber durch eine fragwürdige äußere Macht, sei es nun durch Konvention oder auch durch materielle Erwägungen, auf das intimste miteinander verbunden haben. Nimm an, diese Menschen haben durch eine flüchtige Täuschung ihrer Sinne zueinandergefunden. Oh, sie brauchen nur kurze Zeit, um zu erkennen, daß sie einer Illusion zum Opfer gefallen sind. Es dauert nicht lange, so lassen beide die Masken sinken, durch die sie einander getäuscht haben, jene Masken also, die ihren natürlichen Charakter verdecken. Wie glücklich werden diese beiden sein, sich wieder zu trennen!

Welch ein Glück bedeutet es, eine Kette zu sprengen, die durch die Gewohnheit zur Tortur wurde. Welch ein Glück, sich dann mit jemandem zu vereinen, der dem eigenen Charakter entspricht! Denn, meine Laurette, während zwei Menschen, deren Neigungen und Charaktere ganz und gar nicht zusammenpassen, ihre gegenseitige Gesellschaft fliehen, fühlen sie sich zu einem Wesen, das dem ihren kongenial ist, um so heftiger hingezogen. Glaube mir, die Übereinstimmung des Geschmacks und des Geistes ist für den Menschen ungleich wichtiger als der flüchtige Rausch der Sinne. Und ein Wort, eine gewisse Gedankenassoziation, ja selbst eine Gebärde kann die Übereinstimmung der Gefühle wie der Gedanken bezeugen. Überlege Dir nun, welche Qualen zwei Menschen leiden müssen, die durch die Ketten der Konvention und des gesellschaftlichen Scheins aneinander gefesselt sind, während doch alles in ihnen nach Trennung schreit. Welch eine Verstellung, welch schmerzliche Selbstbeherrschung!“

„Mein teurer Papa, Du nimmst mir alle Lust darauf, je zu heiraten. Ist das Deine Absicht?“ warf ich zutiefst betroffen ein. „Ah nein, mein Kind. Ich wollte Dir nur eine Situation vor Augen führen, die mir nur zu gut bekannt ist. Und damit Du die Natürlichkeit und Vernunft meiner Ansichten besser verstehst, empfehle ich Dir zu lesen, was der Präsident von Montesquieu in seinen „Nachdenklichen Briefen“ darüber geschrieben, hat. Wenn Alter und Vernunft Dich in die Lage versetzen, gegen unwürdige Vorurteile anzukämpfen, wird es Dir ein Leichtes sein, das richtig zu erkennen. Ich könnte Dir leicht Rechenschaft ablegen über alle Gedanken, die ich mir zu diesem Thema gemacht habe. Aber Deine Jugend erlaubt es mir nicht, mehr darüber zu sagen.“

Damit beendete mein Vater dieses Gespräch.

Und nun, meine teure Eugenie, siehst Du die Szene sich verwandeln. Eugenie, liebste Eugenie, was soll ich Dir sagen? Die Schreie, die ich um mich zu hören glaube, der Zwiespalt unter den Menschen, den die Worte meines Vaters vor mir heraufbeschworen, lassen meine Feder sich sträuben. Aber die sanften Stimmen der Liebe und Freundschaft beruhigen mich wieder. Ich fahre also mit meiner Geschichte fort.

Wiewohl mein Vater ausschließlich mit meiner Erziehung beschäftigt schien, entdeckte ich doch nach etlichen Monaten eine gewisse Verwandlung an ihm. Er schien zerstreut und unruhig. Irgendetwas, von dem ich nicht wußte, was es war, schien ihn zu beschäftigen. Nach dem Tod meiner Mutter hatte er jeden gesellschaftlichen Verkehr abgebrochen, um sich ganz der Sorge um mich zu widmen. Wir lebten in einem großen und sehr bequemen Landhaus völlig für uns. Ich hatte wenig Ablenkung, und so nahm ich seine Ideen mit großem Eifer entgegen. Die Liebkosungen, die er mir zuteil werden ließ, verdoppelten sich mit der Zeit und schienen ihn zu beleben. Seine Augen bekamen dann einen lebhaften Glanz, seine Wangen röteten sich, seine Lippen brannten auf den meinen. Er liebkoste meinen Hintern, er legte seine Hand zwischen meine Schenkel und küßte meine Lippen und meinen Busen. Einmal tauchte er mich splitternackt in ein Bad. Ah, es war köstlich! Nachdem er mich am ganzen Körper mit einer duftenden Essenz eingerieben hatte, überhäufte er mich mit seinen Küssen. Sein Busen bebte, und seine Hände taten desgleichen. Niemals zuvor hatte ich ein so köstliches Bad gehabt. Diese himmlische Unordnung hinter uns! Aber mitten in den lebhaftesten Zärtlichkeiten verließ er mich und schloß sich in seinem Zimmer ein.

Wenige Tage später hatte ich plötzlich unter seinen brennenden Küssen ein Gefühl, wie ich es noch nie gehabt hatte. Unsere Lippen hatten einander wohl unzählige Male berührt, ja selbst seine Zunge berührte meinen in Zärtlichkeit hinschmelzenden Mund. Da fühlte ich das Feuer dieser Küsse in meine Adern dringen. Aber wieder löste sich mein Vater aus meinen Armen und enteilte. Ich blieb verstört und neugierig zurück. Auf jeden Fall wollte ich entdecken, was meinen Vater dazu veranlaßte, just nach einem Augenblick solcher Zärtlichkeiten in sein Zimmer zu eilen und sich dort einzuschließen. Ich versuchte hinter das Geheimnis zu kommen, indem ich durch die Fensterscheiben spähte. Aber der Vorhang, der auf der Innenseite der Fenster angebracht war, verhinderte die Sicht, so daß ich nicht entdecken konnte, was sich dort abspielte.

Wenige Tage darauf bekam er einen Brief der ihn zu erfreuen schien. Nachdem er ihn gelesen hatte, zog er mich beiseite und sagte: „Meine liebe Laura, Du kannst nicht ohne Gouvernante bleiben, und nun teilt man mir mit, daß morgen eine kommen wird. Sie soll ausgezeichnete Qualitäten haben, man widmet ihr förmlich Elogen. Wir werden sie uns ansehen, um uns selbst ein Urteil zu bilden.“

Das war eine Neuigkeit, die mir nicht im Geringsten gefiel. Ich muß Dir gestehen, meine liebe Eugenie, daß mich ihre Ankunft jetzt schon störte, ohne daß ich hätte sagen können, warum. Diese in Aussicht gestellte Gouvernante mißfiel mir schon, obwohl ich sie noch gar nicht gesehen hatte.

Doch zurück zu den Tatsachen. Lucette kam an dem Tag, den sie angekündigt hatte. Sie war ein großes, sehr hübsches Mädchen, neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Ihre Vorzüge waren ganz offensichtlich: Ein schöner, schneeweißer Busen, eine wundervolle Figur, an der nichts niedlich war.

Unregelmäßige, aber höchst pikante Züge. Ein schöner Mund, hinreißende Lippen, kleine Zähne von einem schimmernden Emailweiß. Ich war überrascht. Mein Vater hatte mich gelehrt, einen hübschen Mund zu erkennen, indem er unzählige Male den meinen gelobt hatte.

Lucette fügte übrigens all diesen Vorzügen einen ausgezeichneten Charakter hinzu, in dem sich Sanftmut, Güte und ein charmantes Wesen mischten. Ich wurde ungeachtet des Unbehagens, mit dem ich ihrer Ankunft entgegengesehen hatte, fast augenblicklich gut freund mit ihr. Und das, obwohl ich begriff, daß mein Vater ihre Erscheinung mit einer Befriedigung zur Kenntnis nahm, die offensichtlich war.

Ach, meine Liebe, wie gut, daß Neid und Eifersucht meinem Herzen fremd sind! Überdies ist es weder unsere Schönheit noch unser Verdienst, was das Begehren der Männer entfacht. Ihre Unbeständigkeit entzündet vielmehr einen flüchtigen Funken, der in Sekundenschnelle zu einem alles verzehrenden Brand anwachsen kann. Wenn sie darüber nachdächten, wie eilends kehrten sie zu einer Frau zurück, deren Sanftmut und Anpassungsfähigkeit es ihnen einst unmöglich erscheinen ließ, ohne sie zu leben. Wenn sie indessen nicht denken, was meist der Fall ist, geraten sie schnell auf Abwege. Ah — wie unsinnig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen!

Natürlich dachte ich damals noch nicht mit so viel Scharfsinn über diese Dinge nach. Ich bemerkte wohl, daß mein Vater sich intensiver mit meiner neuen Gouvernante beschäftigte, als dies im Allgemeinen üblich sein mochte. Trotzdem empfand ich keine Eifersucht gegen Lucette. Ihre Zärtlichkeiten, die sich denen meines Vaters zugesellten, hielten jede unerfreuliche Regung von mir fern.

Mein Vater zeigte sich mir gegenüber unverändert, und heute schreibe ich dieses Betragen seiner Klugheit zu. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich bemerkte, daß er sich keine Gelegenheit entgehen ließ, um in Lucettes Nähe zu sein. Doch traf sich meine Vorliebe für Lucette mit der seinen, und so hatte ich daran nichts auszusetzen. Lucette schlief in meinem Zimmer, das unmittelbar neben dem meines Vaters lag. Doch am Morgen, gleich nach dem Erwachen, kam er meistens herüber, um uns zu umarmen und mit uns ein wenig zu scherzen. Wir lagen in einem riesigen Bett nebeneinander. So hatte er genügend Möglichkeit, sich nach Belieben mit uns zu amüsieren. Ich weiß heute, daß er Lucette eine ganze Reihe von Avancen machte, und natürlich wies sie diese nicht gerade zurück. Aber sie ermutigte ihn auch nie in meiner Gegenwart, wie ich es gerne gesehen hätte. Ich wunderte mich im Stillen über ihre Zurückhaltung. Da ich nach mir selbst urteilte, dachte ich, daß alle Welt diesem so liebenswürdigen Mann gegenüber, den ich so leidenschaftlich liebte, ganz ähnlich wie ich empfinden müsse. Ich brachte es niemals fertig, ihm etwas zu verwehren oder ihm Vorwürfe zu machen. Eines Tages fragte ich Lucette: „Warum, meine Teure, lieben Sie Papa nicht, wo er doch so von Freundschaft zu Ihnen erfüllt scheint? Wirklich, Sie sind sehr undankbar.“

Sie lachte zu diesen Vorwürfen und versicherte mir, daß sie ungerecht seien. Doch es sollte anders kommen, als ich es erwartet hatte.

Eines Abends nach dem Souper zogen wir uns in mein Zimmer zurück. Mein Vater schenkte uns noch einen Liqueur ein, der offenbar die Eigenschaft hatte, den Schlummer zu begünstigen. Ich fühlte mich bald schlaftrunken, obwohl ich nur wenig davon genommen hatte, und kaum daß eine halbe Stunde vergangen war, so schien auch Lucette eingeschlafen zu sein. Mein Vater nahm mich nach einer Weile in seine Arme, trug mich in sein Zimmer und legte mich dort auf sein Bett. Darauf verließ er mich wieder. Ich wunderte mich über dieses neue Arrangement und war im Nu wieder wach. Mit einem raschen Schritt eilte ich zu der Glastür, die unsere Zimmer trennte, und lüftete das Ende des Vorhangs ein wenig, der mir den Blick nach drüben verwehrte.

Ich war sehr erstaunt, geradewegs auf Lucettes völlig entblößten Busen zu sehen. Welch schöne Brüste! Zwei Halbkugeln von schneeigem Weiß, auf denen sich zwei reizende, rosig schimmernde Erdbeeren erhoben, bewegten sich im Rhythmus ihrer Atemzüge. Mein Vater betrachtete sie, nahm sie in die Hand, küßte sie leidenschaftlich und begann daran zu saugen.

Umsonst, nichts weckte Lucette. Schließlich zog er sie an den Rand des Bettes, und zwar so, daß sie mir zugewandt war. Er schob ihr Hemd nach oben, und ich sah zwei alabasterweiße Schenkel, rund und wohlgeformt. Er zog sie behutsam auseinander, so daß ich ihr hübsches Kraushaar und die rosenfarbene Furche dazwischen sehen konnte. Sanft zog er die rosigen Lippen auseinander und legte die Finger dazwischen. Aber trotz aller Bemühungen seiner Hand blieb sie unbeweglich. Erregt durch den Anblick, der sich mir bot, und durch sein Beispiel belehrt, imitierte meine Hand die Bewegungen, die ich ihn vollziehen sah. Das Resultat war eine Empfindung, die mir bis dahin völlig unbekannt war.

Mein Vater legte Lucette nun auf das Bett zurück und ging dann zur Tür, um sich zu vergewissern, daß sie verschlossen sei. Ich floh ins Bett zurück und stellte mich schlafend. Er kehrte zurück, und ich probierte mein neues Wissen aus, indem ich meine Hand wieder in jene verborgenen Regionen führte. Ich geriet in Glut, und es dauerte nicht lange, so empfand ich ein so leidenschaftliches Vergnügen, daß meine Seele darin hinzuschwinden drohte. Ich versank in einen Zustand, der mir bisher völlig unbekannt gewesen war und den ich deshalb umso eifriger genoß.

Als ich aus meiner süßen Betäubung wieder erwachte, stellte ich mit Erstaunen fest, daß ich an einem gewissen Ort ganz feucht geworden war. Das beunruhigte mich für einen Augenblick sehr, doch bald fiel ich in einen erquickenden Schlaf, der durch die angenehmsten Träume versüßt wurde. Das Bild meines Vaters, wie er Lucette liebkost hatte, stand mir noch immer vor Augen, und als ich am anderen Morgen selbst unter seinen Liebkosungen erwachte, gab ich sie ihm mit doppeltem Eifer zurück.

Ich bewunderte die Klugheit dieser beiden schönen Menschen, die sich untertags so außerordentlich zu beherrschen wußten, eine unzweifelhafte Gemeinsamkeit zu verbergen. Ich malte mir aus, wie sie das wiederholten, was ich gestern durch einen Zufall gesehen hatte. Es war mir unmöglich, mich von diesem Gedanken loszureißen. Ich starb vor Begierde, Zeuge dieses Schauspiels zu werden. Du kannst Dir das leidenschaftliche Verlangen, das mich beseelte, wohl ausmalen, meine Liebe. Doch gemach! Der Augenblick, in dem ich alles erfahren sollte, kam unweigerlich näher.

Einige Tage nach diesem Ereignis fand ich eine Gelegenheit, meine Begierde zu stillen. Mein Vater war ausgegangen, Lucette beschäftigt. Das gab mir Zeit genug, in Papas Zimmer zu schlüpfen und den bewußten Vorhang so zu befestigen, daß er eine Ecke freiließ. Von diesem Arrangement wollte ich profitieren. Am nächsten Morgen geschah es dann. Mein Vater, der nur einen leichten seidenen Hausmantel trug, zog die gleichfalls nur nachlässig bekleidete Lucette mit sich. Sie waren vorsichtig genug, die Tür zu schließen und den Vorhang zuzuziehen. Doch meine kleine Vorsichtsmaßnahme war erfolgreich. Der bewußte Winkel blieb frei. Ich eilte an die Tür und spähte hindurch. Ich entdeckte Lucette. Ihre Brüste waren völlig entblößt. Mein Vater hielt sie in seinen Armen und bedeckte sie mit Küssen. Dann schienen die beiden von ihrem Verlangen überwältigt. Unterröcke, Korsett, Hemd, alles flog auf den Boden. Oh, wie schön erschien mir Lucette in diesem Zustand, in dem ich sie niemals zuvor gesehen hatte. Sie strahlte die Frische und Anmut der Jugend wider.

Liebe Eugenie, die Schönheit der Frauen ist doch eine wundersame Macht, der sogar wir Frauen uns nicht ganz entziehen können, ja, meine Liebe, sie ist lockend selbst für unser eigenes Geschlecht. Diese sanft gerundeten Formen, der Samt und die reizenden Farben einer gepflegten Haut sind schlechthin unwiderstehlich. Du hast mich in den Armen gehalten und weißt das. Es ist Dir nicht viel anders als mir ergangen.

Mein Vater befand sich übrigens in einem ganz ähnlichen Zustand wie jenem, in den er Lucette gebracht hatte, und das war für mich ein völlig neuer Anblick. Er trug sie auf sein Bett, und ich unternahm alle Anstrengungen, die beiden weiter zu beobachten, obwohl das gar nicht so einfach war, weil der Vorhang meine Sicht behinderte.

Da sie sich ungestört glaubten, erlegten sie sich nicht die geringste Hemmung auf. Lucette lag auf ihm, ihr hübsches Hinterteil ragte in die Luft, ihre Schenkel waren gespreizt. So ließ sie mich, ohne es zu wollen, die ganze Öffnung ihrer Spalte sehen, die sich dunkel zwischen zwei hübschen Schamlippen hinzog. Diese Situation schien ganz geeignet, meine Neugier zu befriedigen. Mein Vater, dessen Kniee nach oben ragten, präsentierte meinen Blicken ein erstaunliches Objekt: Ein mächtiges Glied, das prall und steif aus dem Haarwald hervorstach, der seine Wurzel umgab. Der Kopf dieses Instruments war rötlich gefärbt und zur Hälfte mit einer Haut bedeckt, die sich anscheinend mühelos zur Seite schieben ließ. Ich sah diesen erstaunlichen Gegenstand in Lucettes Spalte verschwinden und wieder auftauchen. Sie küßten sich, und die Seufzer, die ihren Lippen entflohen, bewiesen, daß sie dabei ein überaus großes Vergnügen empfanden. Schließlich sah ich dieses prächtige Instrument wieder auftauchen. Karmesinrot und ganz feucht von einer weißlich schäumenden Flüssigkeit, die sich ungestüm auf Lucettes Schenkel ergoß. Du kannst dir vorstellen, meine liebe Eugenie, in welcher Situation ich mich befand, mit einem solch eindrucksvollen Gebilde vor Augen.

Leidenschaftlich erregt und von bisher unbekannten Gefühlen durchdrungen, bediente ich mich meiner vorwitzigen Finger, um wenigstens auf diese Weise an einer Lust teilzunehmen, die ich so leidenschaftlich gern in ihrem vollen Umfang erfahren hätte.

Es kam, wie es kommen mußte: Meine Unklugheit verriet mich. Mein Vater, der während der verflossenen halben Stunde bestimmt keinen Gedanken an mich verschwendet hatte, entdeckte plötzlich den gelüfteten Vorhangzipfel. Er löste sich aus Lucettes Armen, legte seinen Morgenrock an und näherte sich der Tür. Ich versuchte mich vorsichtig zurückzuziehen. Er untersuchte den Vorhang und entdeckte natürlich mein kleines Manöver. Doch wartete er, bis Lucette sich angezogen hatte. Ich wunderte, mich, wo er blieb, und kehrte, von Neugier getrieben, auf meinen Beobachtungsposten zurück.

Wie erschrak ich doch, als ich das Gesicht meines Vaters unmittelbar vor mir auf der anderen Seite des gelüfteten Vorhangs entdeckte. Der Schreck nagelte mich beinahe auf der Stelle fest. Ich wußte nicht, sollte ich bleiben oder fliehen. Ich bemerkte wohl, daß Lucette mit ihrer Toilette fast fertig war. Er kehrte zu ihr zurück und gab ihr Anweisungen für den Haushalt. Sie verließ das Zimmer durch die entgegengesetzte Tür, und ich fand mich mit ihm allein.

Ah, in welchem Zustand befand ich mich! Zitternd und bleich konnte ich nicht verbergen, was mit mir vorgegangen war. Doch mein teurer Vater nahm mich, anstatt zu schelten, in die Arme und überhäufte mich mit hundert Küssen. „Beruhige Dich, meine teure Laura“, sagte er. „Wie könntest Du auch bei meinem Anblick erschrecken. Fürchte nichts, meine geliebte Tochter! Du weißt wohl, was ich Dir immer gesagt habe. Ich fordere von Dir nichts als die Wahrheit. Ich möchte, daß Du in mir mehr Deinen Freund siehst als Deinen Vater. Wirklich, ich bin nichts als Dein Freund, und ich möchte, daß Du Dir dessen allzeit bewußt bleibst. Darum bitte ich Dich, mein Kind, verschweige mir nichts. Sag mir, was Du durch diesen Vorhang gesehen hast, während ich mit Lucette zusammen war. Ich beschwöre Dich, sag mir die Wahrheit! Du hast keinen Grund, etwas zu befürchten. Doch wenn Du es nicht tust, wirst Du damit rechnen müssen, daß ich Deine Erziehung in einem Konvent beenden lasse.“

Diese Institutionen haben für mich von jeher einen intensiven Schrecken gehabt. Dabei wußte ich doch wenig genug davon. Doch es mußte ein schrecklicher Unterschied bestehen zwischen dem Leben einer solch unglücklichen Eingeschlossenen und dem erfreulichen Dasein, das ich bei meinem Vater führte. Im Übrigen zweifelte ich nicht daran, daß er überzeugt war, ich hätte alles gesehen. Und schließlich — hatte ich denn je ein Geheimnis vor ihm gehabt?

Ich erzählte ihm also von Anfang an alles, und er schien darüber gar nicht böse zu werden. Wirklich, er geriet nicht im Geringsten in Zorn, so genau ich ihm auch die Bilder, die ich gesehen hatte, ausmalte. Vielmehr ermutigte er mich durch seine Zärtlichkeiten, und ich verlor schließlich alle Scheu und sprach ganz offen über jene Dinge, die meine Phantasie so sehr beschäftigten.

„Meine teure Laurette“, sagte er schließlich, „Du hast mir noch nicht alles gesagt.“ Seine Hand ruhte auf meinen Lenden, und seine Lippen berührten die meinen. „Komm, sag mir alles, versuch nicht, mir etwas zu verbergen.“

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9783746711720
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