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Table of Contents

Impressum

1. Band

Einleitung

Geschichte des Henkers

Ursprung meiner Familie

Charles Sanson de Longval

Das Horoskop

Das verwünschte Gehöft

Manuskript Charles Sansons

Der Henker von Paris

Ankunft in Paris

Der Bettler

Eine Verbrecherhöhle im 17. Jahrhundert

Ein Pamphlet unter Ludwig XIV. Jean Larcher

Zerrüttung in Frankreich; die Maintenon; die Prinzessin von der Pfalz; Herr de la Reynie; das Skapulier.

Nicolas Larcher

Chavance.

Eine Intrige unter der Regentschaft Die Marquise von Parabere

Dubois, Law, der Regent.

Der Graf von Horn

Das Bittgesuch; Herr von Créquy; die Hinrichtung.

Cartouche

Der Verbrechertyp des 18. Jahrhunderts.

Ein Attentat auf Ludwig XV.

François Damiens

Das Attentat

Peinliches Verhör im Schloss; die Haft; Machault, d'Argenson.

Der Prozess

Die Hinrichtung

Der spanische Stiefel; Zange, Schwefel und Rad.

Der Henker und das Parlament

Das Dessert nach der Jagd; der Prozess.

Die Halsbandgeschichte

Jeanne de Valois, Gräfin de la Motte; Kardinal de Rohan; Marie Antoinette; Cagliostro; Mlle. d'Oliva; Ludwig XVI.; der Prozess und Vollstreckung.

Das Autodafé auf der Place de Saint Louis in Versailles Meister Mathurin

Finanzielle Notlage Frankreichs; die Neuerer; die Notablenversammlung.

Elisabeth Verdier und ihre Tochter

Die Tat.

Das Autodafé

Die Menge.

Vor der Revolution Der Marquis de Favras

Die Nationalversammlung; die Truppen auf dem Marsfeld; Augeau, de Besenval; der Hof.

Der Henker vor der Nationalversammlung

Das Bürgerrecht; Robespierre, Marat.

Die Guillotine

Dr. Guillotin; Schmidt, Ludwig XVI.

Das Ende des Königtums Das Tribunal vom 17. August 1792

Die Konstituante; die Legislative; Jakobiner und Kommune; der 20. Juni, der 10. August; Gefangensetzung des Königs, das Tribunal, die Septembermorde; Assignatenfälscher.

Die Kommune

Lafayette; Gironde und Berg; der Konvent; die Nationalgarde.

Der Tod Ludwigs XVI.

Die Sühnemesse

(Balzac.)

Das Revolutionstribunal

Reviers-Mauny, Beaulieu.

Marats Tod; Charlotte Corday

Der Prozess der Königin

Die Nelke; Fouquier-Tinville, Hébert, de Rougeville, Chauveau-Lagarde, Trouson-Ducoudray; Prozess und Hinrichtung.

2. Band Gegen die Gemäßigten Die Girondisten

Brissot, Gensonne, Ducos, Boyer-Fonfrêde, Vergniaud usw.; Chabot, Hébert, Fabre d'Eglantine, Chaumette, Herman, Amar.

Der Herzog von Orleans

Ebene und Berg.

Madame Roland

Bailly

Tagebuch des Charles Henri Sanson

Madame Dubarry, Biron, die Cordeliers.

Danton und seine Freunde Die Verhaftung

Danton und Robespierre, Desmoulins, Lacroir, Philippeaur; Eulogius Schneider.

Der Prozess

Legendre, Robespierre, St. Just, Chabot, Delaunay, Vazire, Fabre d'Eglantine, Herault de Séchelles, Westermann; »Die Verschwörung der Fremden«; Unruhen in den Gefängnissen; Luzile Desmoulins.

Die Hinrichtung

Die Luxembourg-Verschwörung; Chaumette, Gobel.

Lucile Desmoulins

Tagebuch

Die Parlamentsrichter und Beamten; Malesherbes, d'Espremenil; die Generalpächter; Lavoisier.

Madame Elisabeth

Die Schreckensherrschaft

Tagebuch des Henkers

Ränke um Robespierre

Der Prozess der »Mörder Robespierres«; die Saint Amaranthe; die »große, rote Messe«; Ladmiral, Cecile Rénault; Collot d'Herbois, Vadier, die Wahrsagerin; die Gefangenen von Bîcetre.

Die Verschwörungen in den Gefängnissen Das St.-Bartholomäus-Gericht hat seinen Gipfel erreicht.

Die Prozesse des Luxembourg, der Karmeliter, von Saint Lazare; Baron v. Trenck.

Offener Angriff auf die Triumvirn

Cambon, Collot d'Herbois, St. Just, die Kommunen, Henriot.

Die Verhaftung

Tallien, Blllaud-Varennes; Barère, Vadier; Louchet, Loseau; die beiden Robespierre, Couthon, Saint Just, Lebas, Henriot, Dumas; Aufstand in Paris, Coffinhal; der Konvent; Barras, Bourdon; im Stadthaus; verschiedene Versionen; Médal; Thuriot.

Prozess und Hinrichtung

Simon.

Ende der Revolution

Coffinhal

Carrier

Die Bürger von Nantes; Tronjolly; Trouson- Ducoudray; das Revolutionstribunal von Nantes; Pinard, Grandmaison.

Fouquier-Tinville

German, Vilate usw.

Ende der Bergpartei

Aufruhr im Konvent; Feraud; Tinette; die sechs Repräsentanten.

Gracchus Baboeuf

Jacques Roux; Sylvain Marechal; das »Manifest der Gleichen«; Drouet, Vadier, Darthé.

Attentate auf Napoleon

Arena, Ceracchi, Topino-Lebrun, Harel, Diana.

Das Attentat mit der Höllenmaschine Das Attentat mit der Höllenmaschine

Françis Carbon; Cadoudal, Saint-Régent; Collin.

Die Generäle gegen Napoleon

Pichegru, Moreau; Cadoudal, Querette, Vouvet de Lozier.

Der Prozess

Polignac.

Meine eigenen Erinnerungen

Meine erste Hinrichtung

Das Attentat auf den Herzog von Berry Louvel; Ludwig XVIII.

Die Verschwörung der Carbonari

Bories.

Jean Asselineau – Abbé Contrafatto Nicolas Benoît

Lacenaire, Avril

Zwei Anschläge auf Louis Philipp

Fieschi, Morey, Pépin, die Höllenmaschine; Louis Alibaud.

Salmon, Poulmann

Nachwort

Anmerkungen

Henry Sanson

Tagebücher der Henker von Paris

1685 bis 1847

Nach einer zeitgenössischen deutschen Ausgabe ausgewählt von Eduard Trautner

1923

In Schreib- und Ausdruckweis modernisiert, bebildert.


Impressum

Covergestaltung: Irene Repp

Digitalisierung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke

Altenberger Straße 47

01277 Dresden

brokatbook@aol.com / gunter.50@gmx.net

1. Band
Einleitung

Am 18. März 1847 kam ich ermüdet und erschöpft von einem jener langen Spaziergänge nach Hause zurück, bei welchen ich die abgelegensten Gegenden aufsuchte, um dort meine düsteren Träume und meinen fortwährend aufgeregten Geist begraben zu können. Kaum hatte ich die Schwelle des Hauses übertreten, kaum war das alte Torgitter knarrend in die verrosteten Angeln gefallen, als mir der Pförtner einen Brief übergab.

Augenblicklich erkannte ich das breit zusammengefaltete Papier und das große Amtssiegel, bei dessen Anblick ich stets vor Schrecken und Schmerz erbebte. Zitternd griff ich daher nach der Botschaft und erwartete darin einen jener fürchterlichen Befehle zu lesen, welchen zu gehorchen mein furchtbares Amt mir zur Pflicht machte.

In meinem Arbeitszimmer angelangt, löste ich verzweiflungsvoll das verhängnisvolle Siegel, welches irgendeinen Auftrag zur Todesvollstreckung einschließen sollte; nachdem ich aber den Brief geöffnet, las ich – meine Entlassung!!!

Ein ganz sonderbares und unerklärliches Gefühl bemächtigte sich nun meiner Person. Ich wandte meine Augen den Bildnissen meiner Ahnen zu; ich ließ meinen Blick über alle diese düsteren, nachdenklichen Gesichter hinschweifen, auf denen man den nämlichen Gedanken las, der auch mein Dasein bisher niedergedrückt und geschändet hatte.

Ich betrachtete meinen Großvater, im Jagdanzuge, melancholisch auf sein Gewehr gestützt und mit der Hand seinen Hund liebkosend, vielleicht den einzigen Freund, der ihm vergönnt gewesen.

Ich sah ebenfalls nach dem Bilde meines Vaters hin, welcher in Trauerkleidung gehüllt, die er nie ablegte, den Hut in der Hand, ernst dastand.

Es schien mir, als ob ich alle diese stummen Zeugen davon in Kenntnis setzte, dass endlich jenes unselige Verhängnis, das auf ihren Geschlechtern gelastet, sein Ende erreicht und ich sie gleichzeitig meinem Beginnen beigesellte. Ich zog die Klingel, ließ mir ein Waschbecken und reines Wasser bringen, und hier – allein, ohne Zeugen, vor Gott, der bis auf den Grund des Herzens und bis in die innersten Falten des Gewissens sieht – wusch ich feierlich meine Hände, welche fortan von dem Blute meiner Mitmenschen nicht mehr besudelt werden sollten.

Dann verfügte ich mich nach dem Gemache meiner Mutter, einer armen und heiligen Frau: denn auch wir fanden Frauen!

Ich glaube sie noch vor mir zu sehen in ihrem alten, mit Utrechter Samt überzogenen Lehnstuhl, aus welchem sie sich nur noch mit Mühe emporrichten konnte. Ich legte den mir von dem Justizminister gewordenen Bescheid auf ihre Knie nieder. Sie durchlas ihn, und ihre freundlichen Augen, aus denen ich so oft meine ganze Kraft und meinen Mut geschöpft hatte, mir zuwendend, sagte sie:

»Gesegnet sei dieser Tag, mein Sohn! Er macht dich frei von der blutigen Erbschaft deiner Väter; in Frieden wirst du den Abend deines Lebens genießen, und vielleicht wird die göttliche Vorsehung es bei diesen Gaben nicht allein bewenden lassen ...«

Und da ich, fast erstickt von Aufregung, in welcher die Freude endlich durchzubrechen begann, stets in Schweigen verharrte, fügte sie hinzu:

»Übrigens musste es wohl ein Ende nehmen. Du bist der letzte Spross deines Geschlechtes. Der Himmel hat dir nur Töchter gegeben; ich habe ihm stets dafür gedankt.«

Bereits am folgenden Morgen stritten sich achtzehn Bewerber um meine blutige Verlassenschaft, und ihre Bittschriften, mit den höchsten Empfehlungen versehen, liefen in den ministeriellen Vorzimmern von Hand zu Hand.

Man sieht, meine Ersetzung verursachte keine Schwierigkeiten. Was mich selbst betrifft, so war mein Entschluss bald gefasst. Ich beeilte mich, jenes von so traurigen Andenken bevölkerte Haus, wo sieben Generationen der Meinigen, in Schmach und Schande eingepfercht, ihre Tage verlebt hatten, ebenso meine Pferde, meine Equipage, auf welcher sich als Wappenschild eine zersprungene Glocke1 befand, zu verkaufen. Mit einem Worte, ich entfernte alles, was ein Andenken an die Vergangenheit unterhalten oder erwecken konnte. Ich schüttelte den Staub von den Füßen und verließ jene erbliche Wohnung, wo ich, wie meine Ahnen, weder den Frieden des Tages noch die Ruhe der Nächte hatte genießen können. – – –

Seit zwölf Jahren bin ich nun unter erborgtem Namen an diesem Orte wie begraben und genieße hier mit geheimgehaltener Schande Freundschaften, die zu usurpieren ich mir zum Vorwurf mache und welche ich durch die Entdeckung meines Inkognitos zu verlieren jeden Augenblick fürchten muss. Außerdem wage ich für meine Person nicht, etwas anderes zu lieben als einige Tiere, Gefährten meiner Einsamkeit, denen ich – man verzeihe mir diese Empfindsamkeit – eine um so zärtlichere Sorgfalt widme, als ich mein Gewissen darüber zu beschwichtigen suchte, den Schrei der Menschlichkeit erstickt zu haben, wenn es sich um meine Nebenmenschen handelte.

Eitle Vorsicht unserer ärmlichen Weisheit! Gerade in dieser Zurückgezogenheit, wo ich allem, selbst meinen Erinnerungen entfliehen wollte, gerade hier fühle ich sie wieder aufleben und mich mit ihrem ganzen Gewicht niederdrücken! Hier nun, als sechzigjähriger Mann, des Lebens müde, dessen Süßigkeiten ich nie ohne Beimischung von Bitterkeit gekannt, habe ich der sonderbarsten und dennoch so naheliegenden Versuchung, die sich meines Geistes bemächtigen konnte, nachgegeben:

Ich rief mir die Reihe von Ahnen ins Gedächtnis, unter welchen selbst ein Kind von sieben Jahren nicht hatte Gnade finden können. Mein Urgroßvater, Karl Johann Baptiste Sanson, geboren zu Paris am 19. April 1719, folgte seinem Vater am 2. Oktober 1726 im Amte, und da es nicht möglich war, dass ein Kind in solchem Alter persönlich das furchtbare Amt vollziehe, zu dem es berufen war, so gab ihm das Parlament einen Stellvertreter namens Prudhomme; ausdrücklich wurde aber dabei bestimmt, dass es den Hinrichtungen beizuwohnen habe; durch seine Anwesenheit wurde der Akt erst gesetzlich bestätigt. Ist diese Minderjährigkeit und diese Regentschaft in der Geschichte des Schafotts nicht ein der Betrachtung werter Gegenstand?

Ich dachte an meinen Großvater, der zu jener Zeit, für die das Wort »Schrecken« ein viel zu sanfter Ausdruck zu sein scheint, gezwungen war, das bluttriefende Beil an die edelsten wie an die strafbarsten Häupter zu legen, ohne dass ihm jener Abscheu vor dem Verbrechen oder jene Verachtung des Opfers verblieben wäre, welche in mir nie den Schrei des Herzens zu ersticken vermochten.

Indem ich die sonderbaren Jahrbücher, die ich selbst fortgeführt und welche mit der Chambre ardente beginnen, um über die Saturnalien der Regentschaft und der Regierung Ludwigs XV. hinweg bis zur Revolution und endlich bis zu unserem Jahrhundert zu gelangen, eifrig studierte und in denselben einem Durcheinander der berühmtesten und verachtetsten Namen begegnete, fragte ich mich, ob hier nicht die Elemente zu einem Buche vorhanden seien und ob die Sorgfalt, es zu schreiben, nicht die beste Verwendung sei, die ich von den Tagen meines Alters machen könnte.

Gott behüte mich vor dem Gedanken, dass ich, wie andere glauben konnten, je die Absicht gehabt hätte, der Guillotine eine Schutzrede zu halten oder die Rehabilitierung des Scharfrichters zu versuchen! Eher wäre meine Hand vertrocknet, als dass sie ein Werk versucht hätte, welches meiner innersten Überzeugung zuwiderläuft.

Der Grund, der mich mit der Feder bewaffnete, ist die große zur Zeit vor dem Gerichtshofe der Zivilisation anhängige Sache, zugunsten derer so viele beredte Stimmen seit Montesquieu, Beccaria, Filangieri bis auf Viktor Hugo sich haben hören lassen, um die Abschaffung jener unversöhnlichen Züchtigung zu verlangen, deren leibhaftige Personifizierung zu sein ich das Unglück gehabt.

Wenn man mich fragen wollte, wie ich mit derartigen Gefühlen so lange Zeit die mir erblich zugefallenen Dienstverrichtungen habe fortsetzen können, so habe ich einfach zu erwidern: »Man darf nur den Blick auf die Bedingungen meiner Geburt richten.«

Das Schwert des Gesetzes hat sich in meiner Familie fortgeerbt wie der Degen bei den Edelleuten, wie das Zepter bei den königlichen Geschlechtern: konnte ich mir ein anderes Dasein erwählen, ohne hierdurch das Andenken meiner Ahnen zu verleugnen und das Alter meines an dem gemeinschaftlichen Herd sitzenden Vaters zu beschimpfen? Durch heilige Pflichten an den Block und an das Beil geschmiedet, musste ich die traurige Aufgabe vollziehen, welche mir meine Geburt auferlegte. Aber inmitten meiner Laufbahn, der einzige Sprössling dieser Art einer Scharfrichterdynastie, habe ich dennoch mit Freuden dem Purpur des Schafotts und dem Zepter des Todes entsagt. Möchte es mir noch vergönnt sein, eine Strafe aus unseren Institutionen verschwinden zu sehen, deren Anwendung schon jetzt immer seltener wird, die sich inmitten der Zivilisation wie das letzte Überbleibsel menschlicher Barbarei ausnimmt! Möchten in nicht langer Zeit die Leser dieser Blätter bei Schließung des Buches sagen können: »Es ist das Testament der Todesstrafe, geschrieben von dem letzten Henker!«

Sanson.

Geschichte des Henkers
Ursprung meiner Familie

Es ist also meine Pflicht, zu erzählen, wie durch einen bitteren Spott des Schicksals der, welcher seinem Sohne die schreckliche Erbschaft hinterließ, die ich angetreten habe, ein Edelmann war; Pflicht ist es, zu Anfang dieses Buches zu gestehen, dass eine Schuld sechs Generationen meiner Vorfahren auf den schimpflichen Weg stürzte, auf dem das Unglück sie bis jetzt festgehalten hat.

Im fünfzehnten Jahrhundert hatte sich meine Familie zu Abbeville niedergelassen und nahm in der Geschichte dieser Stadt einen ehrenvollen Platz ein.

So folgten sich mehrere Sansons in der Bürgermeisterwürde der Hauptstadt des Grafen von Ponthieu.

Ein Mitglied dieser Familie diente Heinrich IV. in allen seinen Kriegen und wurde bei Fontaine-Française, wo der Béarner selbst beinahe von spanischer Kavallerie gefangen genommen worden wäre, schwer verwundet. Als der Friede von Vervins dem Bürger- und fremden Kriege, der das Königreich verheerte, ein Ende gemacht hatte, kehrte dieser brave Waffengefährte des großen Heinrich in seine Geburtsstadt zurück und verbrachte dort seine letzten Lebenstage, von der Achtung und Verehrung seiner Mitbürger umgeben; er starb daselbst am 31. Mai 1593. Sein Enkel war einer der bemerkenswertesten Männer in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, er hieß Nikolas Sanson und war der Vater der neueren Geographie.

Dieser berühmte Gelehrte, der im Jahre 1609 geboren wurde, hatte bereits einen europäischen Ruf, als der Kardinal Richelieu, der nicht die Absicht hatte, einen Mann, der ihn in seinen großen Plänen von transatlantischer Kolonisation zu unterstützen vermochte, in einer Provinzialstadt zu lassen, ihm eine angemessene Pension aussetzte und ihn mit seiner ganz besonderen Zuneigung beehrte.

Dem allmächtigen Minister zu gefallen, war das sicherste Mittel, die Gnade des königlichen Phantoms, im Namen dessen dieses mächtige Genie herrschte, zu erlangen. Auch andere Gründe noch empfahlen Nikolas Sanson der Aufmerksamkeit des Monarchen.

Die Geschichte hat Ludwig XIII. gerichtet. Den Menschen mit dem Herrscher verschmelzend, hat sie über beide das Urteil der Nichtigkeit gefällt.

Nichts ist weniger richtig.

Der Sohn Heinrichs IV. liebte Künste und Wissenschaften, er war leidlicher Musiker und sprach mit viel Feinheit und Geschmack über die Malerei; im ganzen war seine Erziehung zu einer Zeit, in der die Unwissenheit noch immer traditionell in den höchsten Klassen war, ziemlich bemerkenswert.

Er verkannte das Verdienst des Geografen, den ihm sein Minister berufen hatte, keinen Augenblick, und Nikolas Sanson empfing zahlreiche Beweise der königlichen Gunst.

Die Zerstreuungen des Hoflebens, die Beziehungen des Gelehrten zu den berühmtesten Zeitgenossen fesselten Nikolas Sanson sehr oft an Paris, obgleich er daselbst nicht seinen eigentlichen Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Das Bedürfnis der Sammlung und Einsamkeit, die Sehnsucht nach dem väterlichen Herde führten ihn immer wieder nach Abbeville zurück, woselbst er den größten Teil des Jahres zubrachte.

Im Jahre 1638, als Ludwig XIII. seinen Einzug in Abbeville hielt, lehnte er das Anerbieten eines der Majestät würdigen Quartiers ab und wollte trotz der Bitten des Magistrats seinen Geographen um Gastfreundschaft bitten.

Ein König von Frankreich, ein Bourbon, schlief zwei Nächte unter dem bescheidenen Dache meiner Familie, deren einer Abkömmling eines Tages im Namen eines barbarischen und gotteslästerlichen Gesetzes die Hand an einen anderen Bourbon, einen anderen König von Frankreich, legen sollte.

Wie sonderbar sind nicht Schicksalsspiele!

Charles Sanson, der Stamm, dessen letzter Ausläufer ich bin, war der Tradition nach von derselben Linie wie Nikolas Sanson.

Ich bin nun mit denen meiner Ahnen fertig, welche Bürger waren, Platz für die, welche man Henker genannt hat!

384,09 ₽
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803 стр. 23 иллюстрации
ISBN:
9783961181032
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