Читать книгу: «Royal Baby»

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Juli 2013. Was um alles in der Welt hat seine Frau mit „einer letzten Chance“ gemeint, als sie ihn kürzlich aus der gemeinsamen Wohnung warf, weil er vielmehr mit seiner Arbeit verheiratet zu sein scheint? Kameramann John, liebevoller Ehemann und Vater eines 5jährigen Sohnes, steht mit seinem Team inmitten von Kollegen aus aller Welt vor dem Krankenhaus St. Mary’s in London. Hier soll Herzogin Catherine of Cambridge in diesen Tagen ihr erstes Kind und sprich – nach Papa William – den dritten britischen Thronfolger zur Welt bringen.

Während John nach einer Lösung sucht, wie alles wieder gut werden kann und Kate sich fern vom Medienrummel im Kreise ihrer Familie auf die bevorstehende Geburt vorbereitet, taucht der Leser von Moment zu Moment nicht nur in derer beiden Leben ein, sondern in das von 48 weiteren Figuren innerhalb und außerhalb Europas, die alle auf eine Weise miteinander verbunden sind …

HENRIETTE GERBER, Jahrgang 1976. Dipl. Dramaturgin. Erfahrene Theaterpädagogin, Dozentin, Filmemacherin. Im Mai 2013 veröffentlichte sie ihr erstes Taschenbuch „L.eipzig SpuE.ren“. Mit der Vermarktung ihres Kurzspielfilmes „Vorstellungsgespräch“, einer Satire über Arbeitsbedingungen, kam das Angebot für einen weiteren Film. Angenommen hat sie diesen Auftrag für einen Lehrfilm zur Gewaltprävention in gastronomischen Betrieben, weil sie ihn in Form einer Komödie gestalten darf. Neben dem Schreiben richtet sie ihr berufliches Wirken auf einen alten neuen Weg. Als Beraterin, um Menschen bei der Bewältigung beruflicher und privater Krisen zu unterstützen …

Henriette Gerber

Royal Baby

Roman in 68 Kurzgeschichten

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte bei der Autorin

Titelbild: baby pacifier with uk flag © fabioberti.it

Fotolia.com

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Meinem Vater gewidmet

Die im Folgenden geschilderten Ereignisse sind fiktiv. Zum Teil jedenfalls. Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig. Ich meine, wer weiß schon, was wirklich in einem anderen Menschen vorgeht. Sie vielleicht? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wage ich jedoch zu behaupten, dass Manches in diesem Buch tatsächlich belegt ist. Und zwar durch die wohl UNumstrittenste aller Quellen überhaupt – die Medienberichterstattung.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Über die Autorin

Impressum

Widmung

Informationen zum Buch

Montag, 15. Juli 2013

11 Uhr 20 / London

11 Uhr 37 / London

12 Uhr 42 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

12 Uhr 42 / Bedford. Vereinigtes Königreich

15 Uhr 08 / Cobh. Irland

17 Uhr 27 / Perdika. Griechenland

20 Uhr 02 / Los Angeles. USA

23 Uhr 49 / Belfast. Nordirland

Dienstag, 16. Juli 2013

5 Uhr 05 / Koroljow. Russische Föderation

9 Uhr 14 / Berlin

10 Uhr 29 / Sydney. Australien

13 Uhr 03 / London

18 Uhr 35 / Killsroe. Vereinigtes Königreich

19 Uhr 24 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

20 Uhr 10 / London

21 Uhr 54 / London

Mittwoch, 17. Juli 2013

4 Uhr 17 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

8 Uhr 14 / Rom

12 Uhr 19 / London

12 Uhr 27 / Stratford-upon-Avon. Vereinigtes Königreich

14 Uhr 11 / Bangkok

16 Uhr 21 / Lavaudieu. Frankreich

20 Uhr 17 / Zürich. Schweiz

22 Uhr 18 / Pyrenäen. Frankreich

Donnerstag, 18. Juli 2013

6 Uhr 35 / London

10 Uhr 31 / Stockholm

11 Uhr 07 / Chester. Vereinigtes Königreich

11 Uhr 37 / Zgorzelec. Polen

14 Uhr 39 / London

16 Uhr 09 / Scarborough. Vereinigtes Königreich

20 Uhr 37 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

22 Uhr 15 / London

Freitag, 19. Juli 2013

5 Uhr 29 / Sheffield. Vereinigtes Königreich

7 Uhr 42 / Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Vereinigtes Königreich

9 Uhr 35 / Frankfurt / Main. Deutschland

13 Uhr 33 / Pyrenäen. Frankreich

15 Uhr 10 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

16 Uhr 04 / London

18 Uhr 59 / Szentmihály. Ungarn

21 Uhr 36 / London

Samstag, 20. Juli 2013

13 Uhr 12 / Quelenesse. Frankreich

14 Uhr 21 / Primorsko. Bulgarien

15 Uhr 03 / Ronda. Spanien

15 Uhr 12 / Tokio

17 Uhr 02 / London

19 Uhr 53 / Paris

20 Uhr 17 UTC / Haysville. USA

21 Uhr 55 / London

Sonntag, 21. Juli 2013

9 Uhr 45 / Hamm. Deutschland

10 Uhr 28 / London

11 Uhr 53 / Pyrenäen. Frankreich

13 Uhr 25 / Nokia. Finnland

15 Uhr 05 / London

18 Uhr 23 / Vaiaku. Tuvalu

Es war einmal, an einem Ort am Meer …

22 Uhr 24 / London

Montag, 22. Juli 2013

7 Uhr 31 / London

12 Uhr 13 / New York. USA

14 Uhr 38 / London

16 Uhr 21 / Leipzig. Deutschland

17 Uhr 12 / Brüssel

20 Uhr 43 / London

21 Uhr 34 / London

23 Uhr 08 / Eine Wiese. Vereinigtes Königreich

Dienstag, 23. Juli 2013

19 Uhr 09 / London

19 Uhr 13 / London

19 Uhr 30 / London

19 Uhr 33 / London

„Mögen alle Wesen glücklich sein.“


11 Uhr 20 / London

Vielleicht kommt das Baby heute! Ob Junge oder Mädchen – das wussten die werdenden Eltern selbst nicht. Hatten die Kollegen von der Presse jedenfalls verlautbaren lassen. Ihm war es egal, was es wird. Hauptsache gesund, so wie man es sich bei jedem neuen Kind wünscht, das das Licht der Welt erblickt. Hauptsache, es kommt endlich!

John drehte sich eine Zigarette. Schon die dritte heute. Eigentlich hatte er sich das Rauchen abgewöhnt, aber es stand einfach zu viel für ihn auf dem Spiel. Im Grunde alles. Da kann man schon mal nervös werden, sagte er sich. Sein Redakteur war vor fünf Minuten losgegangen, um Kaffee für sie alle drei zu holen. Ein feiner Zug. Mit dem sollte er öfter zusammenarbeiten. Wenn das Kind in diesem Moment besagtes Licht erblicken würde, dann dauerte es sowieso noch mindestens zwei Stunden oder mehr, bis die Nachricht offiziell den LINDO WING des St. Mary’s Hospital verlassen würde. Tony hätte dann noch Zeit genug, seine Meldung in Johns Kamera zu sprechen, während Jim alles daran setzen würde, den Pegel so zu steuern, dass nicht unbedingt gleichzeitig die Meldungen der anderen Journalisten an deren Nachrichtensender bei der Aufnahme zu hören sein würden. Aber vielleicht brauchte Tony auch länger als zehn Minuten. Seit einer Woche hatte der eine neue Flamme und vielleicht traf er sich gerade mit ihr.

John dachte daran, was Mary ihm gesagt hatte und für einen Moment war es ihm wieder klar, warum er sich seit zwei Wochen hier die Beine in den Bauch stand. Denn was um alles in der Welt bringt einen dazu, den lieben langen Tag vor einem Krankenhaus herumzulungern, die Kamera permanent im Standby-Modus zu halten, gleichzeitig mit einem Haufen anderer Journalisten. Reportern, Männern und Frauen, manche von ihnen wahrscheinlich selbst Mütter, andere vielleicht nicht, in der Londoner Sonne brutzelnd, die sich extra häufig zu zeigen schien, als wolle auch sie das anscheinend wichtigste Weltereignis live miterleben? Die von THE SUN würden demnächst sogar eine Webcam direkt gegenüber vom Eingang postieren, hielt sich das Gerücht. Damit jeder auf der Welt, der einen Internetzugang hat, dieses Zoo-Spektakel mitmachen durfte. John grübelte, ob die Passanten, die gemütlich vorbeischlenderten oder radelten oder in ihren Autos vorbeifuhren, sich nicht eher als Medienereignis nutzen ließen. Sie drehten auf HD, keine Sorge wegen vergeudetem Filmmaterial. Er liebte seine Arbeit ohne jeden Zweifel. Als Kameramann hatte er für die BBC an zahlreichen Dokumentationen mitgewirkt, für die er immer wieder wochenlang unterwegs war. Wegen Paul hatte er in den letzten Jahren des Öfteren Jobs bei den Nachrichten angenommen. Das war auch okay, er liebte seinen Sohn über alles.

Tony geriet ihm ins Blickfeld. Zu kurz, um sich … oder vielleicht ein Quickie auf der Bürotoilette. Sie arbeitete bei einer Reiseagentur, hatte er ihm erzählt. Tony blieb eine Weile an der Treppe zum Eingang stehen, winkte dann zu Jim und ihm herüber und vollführte eine Geste, als wiege er ein Baby im Arm, wobei er fast den Kaffee verschüttete.

Als sie gemeinsam das heiße Getränk schlürften, gab jeder von ihnen eine neue Prognose für diesen Tag ab. Die Kollegen rechts neben ihnen vermuteten ebenfalls, dass es auch heute nicht passieren würde. Der offizielle Geburtstermin des königlichen Babys von Herzog und Herzogin William und Kate war vor zwei Tagen.

Mary war damals mit Paul eine ganze Woche über dem Termin gewesen. Ob sie ihn wieder einziehen ließe, wenn er die royale Geburt oder wenigstens das Drumherum live für sie filmen würde? Sie war ein Fan der Königin und ihrer ganzen Sippe. Feine Leute, er hatte da nichts zu meckern. Was konnte er denn dafür, dass sich Kate einfach nicht blicken lassen wollte. Sein Blick folgte einem Pärchen, das in einem kleinen Bogen über die Straße an der Absperrung vorbei – hinter der die Horde Journalisten hockte – Hand in Hand an ihnen vorüberlief. Wer weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen.

11 Uhr 37 / London

Claire trat ans Fenster und blickte hinaus auf die Straße, die vor der Klinik verlief. Für einen Montag war es seelenruhig, kaum mal ein Lieferwagen, kaum Autos, ein paar Fahrradfahrer. Vor dem St. Mary’s Hospital hatten sie schon vor fast zwei Wochen vier Parkbuchten für die Royals gesperrt, dabei ließ Kate sich noch längst nicht blicken. Claire nahm es gelassen, setzte sich zu den anderen und packte ihr Lunchpaket aus.

Alle waren irgendwie gut drauf. Jennys Sohn war am Wochenende das erste Mal ohne die Hilfe der Eltern geschwommen, Lester hatte einen Ausflug mit seinen Kumpels aus der Armeezeit gemacht, dabei sind sie in einem Tümpel gelandet, wo sie von Blutegeln angefallen worden. Das dachte er sich sicher bloß wieder aus, typisch Lester. Es schien ihm zu gefallen, dass Mia neben ihm angewidert ihr Sandwich beiseitelegte. Claire hatte in der letzten Zeit den Eindruck, er habe sich in Mia verliebt. So ein Kindskopf. Seine Patienten mochten seine lustige Art, ein guter Charakterzug für einen Krankenpfleger. Aber sie war elegant, fast zu zart für eine Krankenschwester. Wenn er sie beeindrucken wollte, musste er sich wohl etwas anderes einfallen lassen.

Es war ein Murmeln im Raum, das von einer ausgelassenen Stimmung herrührte. Sie hatten jetzt Pause, in ein paar Minuten würde sie alle wieder zur Arbeit antreiben. Auf ihre strenge, aber herzliche Art. Selbst die Patienten wirkten heute so fröhlich, als wären sie hier im Sanatorium. Vielleicht hatte es mit dem Baby zu tun, das alle Welt in diesen Tagen erwartete, wer weiß. Jeden Tag kommen Kinder zur Welt.

Hoffentlich geht bei dem Mädchen alles gut, mit ihren einunddreißig Jahren ist sie nicht mehr die Jüngste. Was das Kinderkriegen angeht. Und beim ersten – da fehlt diesen Kindern doch die Erfahrung. Oberschwester Claire, richtete die Schwesternschülerin Sophie direkt (so hatte Claire sie kennengelernt, als sie hier im letzten Jahr ihre Ausbildung angetreten hatte) und trotzdem mit Hochachtung das Wort an Sie, Madame, wie geht es Ihrer Enkelin? Ist ihr Kind schon zur Welt gekommen? Was sollte sie sagen, ihre Enkelin lebte oben im Norden, in Edinburgh. Noch hatte ihre Tochter sie nicht informiert. Das wäre das Erste, was (bei ihrer Stellung in der Familie und der langen Familientradition) nach der Geburt ihrer Urenkelin oder ihres Urenkels passieren würde.

Ich meine, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Seien wir froh, dass sie ihr Kind dort nicht unter den Augen der Öffentlichkeit bekommen wird. Und schätzen wir uns hier alle glücklich, dass die Herzogin von Cambridge im St. Mary’s entbinden wird und nicht in unseren heiligen Hallen. Ihr würdet euch umschauen, wenn ihr euch plötzlich schriftlich anmelden müsstet, um die Geburtsstation zu betreten oder wieder zu verlassen. Eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreiben und wer weiß was hier noch so alles auf den Kopf gestellt werden würde.


12 Uhr 42 / Bucklebury. Vereinigtes Königreich

Wann wird mein Kind zur Welt kommen? Kate genoss es, hier bei ihren Eltern zu sein. Sie saß in der Küche und schälte Kartoffeln. Weit weg vom Mediengetöse, das in London lärmte. Ende letzten Jahres, als sich ihre Landsleute schon fragten, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, hatte ein Brendan Soundso etwas getwittert, dass ihr bis heute das Herz wärmte, wenn ihr das Medientamtam zu viel wurde. „Gnade euch Gott Journalisten, wenn die Folgen eures Tuns nachteilige Wirkung auf die Schwangerschaft der Herzogin haben sollte.“ Sie kannte ihn nicht, aber er sprach ihr aus der Seele. Wer wünscht sich schon so viel Aufmerksamkeit in dieser Zeit? Als eine Freundin von ihr schwanger wurde, hatte sie es außer ihrem Freund allen verheimlicht, bis ihr Babybauch ab dem 5. Monat deutlich zu sehen war. Zu viel, das passieren konnte, das schief gehen könnte, hatte sie es ihnen erklärt. Und Kate hatte es verstanden. Ihr war dieser Schutz nicht vergönnt. Die Leute erwarteten ein Kind von ihr. Nun würden sie es haben. Das dürfen sie sich zumindest einbilden. Es ist mein Kind, meins und Williams. – Kate, bist du fertig mit den Kartoffeln? Ihre Mutter holte sie in die Gegenwart des Moments zurück. Kate beeilte sich mit der letzten Kartoffel, deren Form sie an eines der ersten Ultraschallbilder erinnerte. Sie reichte ihrer Mutter die Schüssel mit dem Gemüse, das gelb leuchtete, wenn man es ins Wasser legte, nachdem es der braunen Schale entledigt war, nachdem man es aus der Mutter Erde gegraben hatte.


12 Uhr 42 / Bedford. Vereinigtes Königreich

Ein Schweißfleck breitete sich auf seinem Rücken aus. Im Nacken und an den Armen lugten seine Tattoos hervor. David Beckham hatte im Mai seine Fußballerkarriere beendet, doch die Kinder holten alles aus ihm raus. Als die Journalistin ihn fragte, warum er das „Sky“ Sport Programm für Kinder unterstütze, lag die Antwort für ihn so nahe wie die Ruhe, die sich seit wenigen Augenblicken über die Turnhalle breitete, in denen eben noch die Jungen und Mädchen der Bedford Academy mit ihm herumgetobt waren. Aufrecht saß er auf dem Stuhl, dessen Lehne weit nach hinten strebte. Alte Schule, modernes Design. Die Antwort war ganz einfach. Damals, als er selbst acht, neun Jahre alt war, suchte er nach einem Mentor. Jemand neben seinen Eltern, von dem er etwas fürs Leben lernen konnte. Sport war sein Leben. Durch das „Sky“ Programm können die Schüler, die daran teilnehmen, einen Mentor finden, indem sie Motivation erfahren und sich mit den Sportlern auch unterhalten.

Seit einigen Jahren war er gut mit William bekannt, nannte ihn sogar seinen Freund. Mit Sicherheit würde ihn die Journalistin darauf ansprechen, in diesen Tagen ganz klar. Mal abwarten, dachte er sich. Das Interview, das sie beide hier für „Sky“ führten, war schließlich Werbung in eigener Sache. Unterstützen, wo man es kann. Etwas an die nächste Generation weitergeben. Das macht jeder Einzelne, der heute lebt. Kommt eben bloß darauf an, was man weitergibt.

Seine eigenen Kinder? Seine Kinder, ja! Oh, er würde es toll finden, wenn sie zum Fußball fänden. Vielleicht eines von seinen vier. Vielleicht wäre es etwas für Harper, die Jüngste und einziges Mädchen. Käme darauf an, was Victoria dazu meint. Doch das Wichtigste ist schlicht, dass seine Kinder glücklich sind. Glücklich, gesund und natürlich fit.

Die royale Geburt? Na da hätten wir es ja, dachte er und grinste offen vor sich hin. William und Kate werden großartige Eltern sein! William kenne er besser als Kate, logischerweise. Ein bemerkenswerter Gentleman, der da herangewachsen ist. Ob er einen Namensvorschlag für den dritten Thronfolger nach Charles und William habe? Warum Stammbäume analysieren, schoss es ihm in den Sinn. David wäre ein guter Name.


15 Uhr 08 / Cobh. Irland

Der Touristenführer hatte sie beeindruckt. Auch die Freundin, mit der sie ein paar Tage durch Irland reiste und die Anderen hatten an seinen Lippen gehangen. Wenn sich die Zeit zurückdrehen ließe – wie viele Menschenleben würde man retten können?

Hier, in einem der weltweit größten Naturhäfen, hatte die Titanic am 11. April 1912 das letzte Mal angelegt, bevor sie aufbrach zu ihrer letzten Reise. Cobh war damals noch britisch und hieß Queenstown, aus Anlass des Besuches von Königin Victoria im Jahre 1849. Er erzählte von einem jungen Priester, der hier von Bord der Titanic gegangen war, dessen Fotos seinen Teil der Fahrt bis hierher bezeugen. Natürlich lebte der heute auch nicht mehr. Die letzte Station der Führung war die Anlegestelle gewesen, von wo aus die Leute in kleinen Booten abgeholt und rüber zum Schiff gebracht worden sind. Der Touristenführer beschrieb die Stimmung an diesem Tag, als würde er eine Geschichte erzählen und hob die Klassenunterschiede der Passagiere hervor. In sich ruhend, mit lebendiger Mimik und unterstreichender Gestik, ließ er sie alle an einem Stück britischer Geschichte teilhaben und nahm sich die Zeit, alle Fragen nach bestem Wissen zu beantworten. Erst zehn Jahre später wurde Irland unabhängig. Als Schweizerin wusste sie, was Unabhängigkeit bedeutet.

Sympathisch war ihr der Typ auch deswegen, weil er mit den Klischees um die Titanic aufräumte. Es handele sich um einen von Hollywood aufgeblasenen Mythos. Weder sei die Titanic das größte, noch das luxuriöseste Schiff aller Zeiten gewesen. Aber das sei eben typisch für die Medien. Heute können Journalisten entweder nicht mehr unterscheiden zwischen Fiktion und Fakten oder sie legen es schlicht darauf an, Informationen aus anderen Quellen aufzubereiten und als eigene auszugeben. Das kenne man ganz aktuell vom Rummel um die britische Herzogin Kate – falls die Leute Zeitung lesen oder Sonstiges. Mit der Titanic war es im Grunde genauso. Sie war schlicht die Kopie eines anderen Schiffes.

Julia und ihre Freundin aus der Primarschulzeit waren noch einmal zurückgegangen an Station Nummer Zwei, das Denkmal der Lusitania. Das wäre Stoff für Filme … Dieses Passagierschiff wurde am 7. Mai 1915 (während des Ersten Weltkriegs) ungefähr 40 Kilometer entfernt von einem deutschen U-Boot torpediert und war schnell gesunken. In viel kürzerer Zeit, als die Titanic sank, konnten hier viel mehr Menschenleben gerettet werden. Die Leute aus Cobh waren unter unermüdlichem Einsatz mit ihren eigenen Booten herbeigeeilt, um die Anderen vor dem Ertrinken zu bewahren.


399
477,84 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
22 декабря 2023
Объем:
137 стр. 13 иллюстраций
ISBN:
9783954885787
Издатель:
Правообладатель:
Автор
Формат скачивания:
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