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Der Zwergenwald

Heinrich Seidel

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Über den Autoren:

Der Zwergenwald

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Über den Autoren:

Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel war ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller.

Der Zwergenwald

Am Rande eines breiten Wiesentales, das in vielen Windungen von einem klaren Bach durchströmt wurde, lag ein ausgedehnter Wald, wo dieser Bach seinen Ursprung nahm, indem er dort aus vielen rieselnden Quellen zusammenströmte. Dort war es lustig und grün, die Vögel wohnten da gern und sangen gar eifrig den Frühling und Sommer hindurch, und wenn man dort wanderte, so freute man sich der vielen plätschernden Wässerchen, die allerorten wie spielend einherliefen und freundlich aus Farnkraut und üppigen Pflanzen hervorblitzten. So herrschte denn im Sommer eine rechte grüne Kühlung in diesem Walde, und das mochte wohl den Zwergen besonders gut gefallen, von denen hier ein kleines Völkchen seinen Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Sie hausten in den höher gelegenen Teilen des Forstes, wo man hinter bemoosten Granitblöcken oder zwischen den knorrigen Wurzeln mächtiger Eichbäume die Eingänge zu ihren Höhlen bemerken konnte.

Ein Holzhauer hatte einmal erzählt, er sei spät in der Nacht durch den Wald gekommen und habe aus einem Spalt in einer uralten Eiche Licht schimmern sehen. Neugierig sei er hinzugetreten und habe hineingeblickt. Da sei die ganze Eiche inwendig hohl gewesen, und darin um einen runden Tisch hätten eine Menge Zwerge mit spitzen grünen Hüten und grauen Röcklein gesessen. Sie hätten aus kleinen Kalkpfeifen geraucht und aus zinnernen Deckelkrügen Braunbier dazu getrunken. Eben hätte er sagen wollen, sie sollten ihm auch einen Trunk lassen, da hätte eine Stimme gerufen: »Er guckt!«, und auf einen Schlag sei alles finster gewesen. Nachher sei es aber gar nicht richtig im Wald gewesen, und immer sei ihm etwas zwischen die Füße gelaufen wie Katzen und junge Hunde und habe gewinselt, wie kleine Kinder weinen, und er habe große Not gehabt, nach Hause zu kommen.

Die kleinen Zwerge waren den Menschen sonst günstig gesinnt, und wenn man sie in Frieden ließ, taten sie niemand etwas zuleide. Ja, man erzählte sich mancherlei Geschichten von Wohltaten und Gefälligkeiten, die sie den Menschen erzeigt hatten. Auch beruhte nicht auf Wahrheit, was böswillige Menschen über sie ausgebreitet hatten, nämlich daß sie Gänsefüße hätten und ängstlich bestrebt wären, dies zu verbergen.

Im Winter nämlich, wenn ein leichter Schnee gefallen war, konnte man ihre Spuren finden, die denen von ganz kleinen, feinen Kinderfüßen glichen, so daß es offenbar war, nur schnöde Verleumdung hatte solche Gerüchte ausbringen können. Wenn der Schnee jedoch höher lag, kamen sie nicht hervor, sondern saßen in der Tiefe ihrer warmen Höhlen, zehrten von ihren gesammelten Vorräten und arbeiteten fleißig allerlei künstliche Dinge von Gold und Silber und köstlichen Steinen.

Außerhalb des Waldes wurden sie niemals in ihrer natürlichen Gestalt gesehen, aber man erzählte sich, sie vermöchten allerlei Zauber und verstünden die Kunst, sich in verschiedene Tiere zu verwandeln, auch wollten manche sie in solcher Verkleidung auf der Wiese, den Feldern und in den Gärten gesehen haben. Sie sollten sich als Hamster den geringen Kornvorrat einheimsen, den sie brauchten, und als Eichhörnchen in die Nußbäume kommen. Man gönnte ihnen dies gern, denn in den Feldern und Gärten, von denen die Sage ging, daß die Zwerge ihren Anteil davon nähmen, pflegte es also zu gedeihen, daß sie immer noch mehr Frucht brachten als andere.

Im Laufe der Zeit trat aber mit diesem lustigen, grünen, quelldurchrieselten Walde eine große Veränderung ein, denn er verwandelte sich in seinen tiefgelegenen Teilen allmählich in einen Sumpf. Dies ging von einem Moorbruch aus, der in der Nähe gelegen und ringsum wegen seiner Gefährlichkeit übel berüchtigt war, und zog sich allmählich immer weiter. Auf unerklärliche Art veränderte und hob sich der Boden, so daß die Quellen, in ihrem Laufe abgedämmt, sich zu trägen, breiten Morastflächen ausdehnten. Giftgrünes Kraut schoß an den Rändern üppig empor, und ein trügerischer Pflanzenwuchs bedeckte die schlammigen Flächen, so daß schon mancher, der, durch den Anschein getäuscht, solche Orte zu betreten wagte, nur mit Mühe dem Tode durch Versinken im Morast entgangen war. Viele Bäume erkrankten, starben ab und wurden vom nächsten Sturme in den Moder geschleudert, wo sie ihre nackten, weißgebleichten Äste emporragen ließen. An den trockneren Stellen vermehrten sich die giftigen Kreuzottern, und eine Unzahl von Stechmücken ward durch die Sonne in den stehenden Sümpfen ausgebrütet, so daß man zu gewissen Zeiten vor ihrer schwärmenden Menge kaum zu atmen vermochte. Der Wald kam zuletzt so in Verruf, daß sich selbst die Kundigsten nicht mehr hineinwagen mochten, denn schon mancher war dort ohne jegliche Spur verschwunden, und man wollte dort in den Sümpfen schauerliche Geschöpfe gesehen haben, menschenähnlich gestaltet, aber mit einer Haut, schwarz und glänzend wie die der Schnecken, mit kleinen tückischen, roten Augen und mit Armen, die sie blutegelartig verlängern oder an sich ziehen konnten. Sie sollten Saugewarzen an den Fingern haben wie ein Polyp und sich entweder mit widerlichem Quäken im weichen Schlamm wälzen oder unter dem Kraut verborgen, daß nur die stielartig verlängerten Augen hervorschimmerten, auf Menschen und Tiere lauern, um sie zu sich auf den Grund zu ziehen.

Wie sich die kleinen Zwerge zu dieser unliebsamen Veränderung ihres lustigen Wohnortes verhielten, das hatte man nicht erfahren. Sie mochten wohl kaum damit zufrieden sein, denn außer dem kleinen Teil des Waldes, der höher gelegen war und ihre Höhlen und Wohnungen enthielt, war nichts von dem Schicksale der Versumpfung verschont geblieben. Dies war auch der einzige Ort, den man noch mit Sicherheit betreten konnte, und hier sah auch ein Besenbinder eines Tages eines der kleinen Männchen auf einem Steine sitzen. Sein Hütlein, das nicht grün wie gewöhnlich, sondern purpurrot und mit einer feinen Goldkrone geziert war, lag neben ihm, und der Kleine hatte seinen Kopf in beide Hände begraben, als ob er schwer nachdenke. Als der Besenbinder ein Geräusch machte, blickte er auf, und während sonst die Zwerge feine rosige Gesichter zu haben pflegten, sah dieser jetzt erdgrau und traurig aus, und als der Besenbinder fragte, was ihm fehle, da seufzte er und schüttelte mit dem Kopfe, als wollte er sagen: »Du kannst mir doch nicht helfen!« Dann griff er nach seinem Hütlein, glitt an dem Steine herab und verschwand im Gebüsch. Ein anderer hatte einmal unter den Wurzeln einer uralten Eiche, wo sich der Eingang zu einer Zwergenhöhle befand, einen traurigen Gesang und viele klagende Stimmen gehört, und ein Bauer, der sich bei einem anhaltenden Platzregen unter denselben Baum geflüchtet hatte, wollte gesehen haben, wie sie in blanken Eimerchen eilfertig Wasser aus der Höhle getragen und dieses mit betrübten und sorgenvollen Gesichtern draußen ausgeschüttet hätten.

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94,72 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
21 стр.
ISBN:
9783754171073
Редактор:
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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