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"… Wilde Küsse" ‒ nur eine von vielen metaphorischen Wendungen für das Begehren aller Liebenden, die geschlechtliche Vereinigung. Auf sie zielen die Gedichte dieses Bandes. Alle streben danach, die einen verhaltener, die anderen deutlicher… Zurückhaltend wirken die dreiunddreißig Gedichte des ersten Teils, der mit «Liebe mich!» überschrieben ist. Hier wird Liebe als Sehnen und Begehren thematisiert. Die oder der Geliebte ist oft fern, unerreichbar, manchmal auch nur ein Traum- oder Wunschbild, nach dem sich die Liebenden verzehren. Ist die Angebetete nah und verweigert sich den Wünschen des Verehrers, so fleht er sie an, bietet Geschenke, bedrängt sie, bestürmt sie, will sie erobern. Wird er Erfolg haben? – Bei der zweiten Gruppe von dreiunddreißig Gedichten, die den Titel «Küss mich!» trägt, ist männliches wie weibliches Begehren noch drängender; die Liebenden verspüren körperliche Qualen, wenn der Wunsch nach Nähe ‒ in diesen Gedichten im leidenschaftlichen Kuss symbolisiert ‒ nicht erfüllt wird oder erfüllt werden kann. Im dritten Teil, der wiederum dreiunddreißig Gedichte enthält, geht es ‒ endlich! ‒ zur Sache. «Nimm mich!», lautet die bezeichnende Überschrift. Die Texte werden nun recht konkret, teilweise überdeutlich. Hier beschränken sich die Protagonisten nicht mehr aufs Sehnen und Begehren. Hier werden Wünsche wahr. Im Ineinanderschmelzen der Liebenden wird die Sehnsucht gestillt, das Begehren erfüllt… ‒ metaphorisch als Sterben oder «kleiner Tod» bezeichnet… «Ich flehe dich um Wunden und um Male / Von deinen Händen, die mich heilig sprechen. / Du sollst das Glied, das du gesaugt, zerbrechen. / Das steif geragt in deine Kathedrale.» (Friedrich Schlegel)
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