Читать книгу: «Die Elfenprinzessin Keleia»
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© 2020 novum Verlag
ISBN Printausgabe: 978-3-99107-277-5
ISBN e-book: 978-3-99107-278-2
Lektorat: Mag. Elisabeth Pfurtscheller
Umschlagfotos: Tomert, Indigocrow,
Anna Kraynova | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: Gabriele Marchner-Trieb
Kapitel 1
Ich habe nie an die Existenz von Elfen, Fabelwesen und Zwergen geglaubt, bis zu jenem Tag, als ich an einem schönen Samstagnachmittag mit meinem Mann einen Spaziergang machte. Es hatte am Vormittag stark geregnet und nach dem Mittagessen blitzten wieder die Sonnenstrahlen hervor, die es vermochten, einen aus dem Hause zu locken. Ein großer Regenbogen erhob sich über das Tal und die Landschaft sah wie frisch gewaschen aus. Wir waren guter Stimmung und stapften Richtung Wald. Wir unterhielten uns prächtig, lachten und erfreuten uns an unserem schönen Leben. Ein großer Insektenschwarm kreuzte unseren Weg. „Sieh mal, das sind aber große Brummer. Solche habe ich noch nie gesehen“, staunte ich. Eines der vermeintlichen Insekten blieb vor uns in der Luft stehen. „Das hat ja ein Gesicht!“, rief ich erstaunt aus. „Und Hände und Füße!“, kam es ganz baff von meinem Mann. Die Elfe betrachtete uns neugierig und ihre Flügel bewegten sich in unglaublicher Geschwindigkeit. Bevor uns eigentlich bewusst wurde, wer und was uns da begegnet war, zischte das Wesen mit ihrem Schwarm so schnell weg, dass wir verdutzt dastanden. „Was war denn das?“, fragte mein Mann, der den Kopf schüttelte, weil er meinte, eine Halluzination gehabt zu haben. „Nein, nein. Das war schon echt“, murmelte ich überwältigt.
„Keleia!“, schimpfte Sina, die Zofe der Elfenprinzessin.
„Du weißt doch, du sollst nicht immer so neugierig sein. Jetzt haben dich die beiden Menschen gesehen und wissen, dass es uns wirklich gibt.“ „Die beiden haben so glücklich und nett ausgesehen“, verteidigte sich die Elfenprinzessin. Keleia war ein überaus neugieriges Wesen und an Menschen hatte sie besonderes Interesse. Alle Zwerge, Gnome und Elfen betonten immer wieder, wie gefährlich es war, mit dem Menschenvolk Kontakt aufzunehmen. „Menschen sind von Natur aus schlecht. Sie wollen uns nur Böses. Wenn sie einen von uns erwischen, geschehen grauenhafte Dinge!“ Die schaurigsten Geschichten erzählte man sich. Keleia glaubte aber an das Gute im Menschen. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihr ein solches Wesen etwas zuleide tun könnte.
„Hallo Keleia! Wie geht’s dir heute?“ Aus dem Nichts tauchte eine wunderschöne, smaragdgrüne Libelle auf, deren Flügeln in der Sonne wie kleine Kristalle funkelten. „Schön, dich zu sehen, Tipsy“, begrüßte die Elfe ihren treuen Freund. „Sag mal, Tipsy! Glaubst du auch, dass die Menschen schlecht sind? Heute habe ich zwei Exemplare entdeckt. Die waren bestimmt nett.“ „Die Menschen sind eigenartig. Die meisten freuen sich über Libellen. Sie glauben, dass wir Glück bringen, weil sie uns so selten zu Gesicht bekommen. Manche wollen uns fangen und da habe ich dann immer ein ganz schlechtes Gefühl. Es wird solche und solche geben“, erklärte Tipsy seiner Freundin Keleia.
Am Abend lag die Elfenprinzessin lange wach und konnte einfach nicht einschlafen. Die Sache mit den Menschen bereitete ihr Kopfzerbrechen. Sandmännchen Kilian setzte sich an den Rand des Bettes und beklagte sich: „Jetzt war ich schon das dritte Mal da und du schläfst immer noch nicht! Du glaubst wohl, du bist meine einzige Kundschaft!“ „Aber Kilian! Bitte schimpf nicht so mit mir. Heute habe ich schon von Sina eine Standpauke bekommen, weil ich mich zwei Menschen gezeigt habe, und ich kann einfach deswegen nicht einschlafen. Die beiden haben so nett gewirkt. Jeder sagt, Menschen sind schlecht. Was sagst du, lieber Kilian? Tipsy hat mir auch keine vernünftige Antwort darauf geben können“, erzählte die Prinzessin verzweifelt. „Na, weißt du. Von meiner Arbeit als Sandmännchen kann ich nur berichten, wenn die Menschen müde sind, machen sie keine Probleme. Aber ich mache auch nur meine Arbeit und bin dann gleich wieder beim nächsten Kunden. Es wird solche und solche geben. So! Und jetzt schlaf endlich!“ Kilian streute noch eine extra Brise Sand in Keleias Augen. Gott sei Dank schlief die Elfenprinzessin in kürzester Zeit tief und fest. „Hoffentlich verrennst du dich nicht in etwas.“ Kilian das Sandmännchen streichelte Keleia noch über die Wange, schwang seinen Schlafsandsack über die Schulter und zisch, war er weg.
Am nächsten Morgen öffnete Sina fröhlich summend die Vorhänge des Prinzessinenschlafzimmers. „Guten Morgen, du Schlafmütze! Kommst du heute gar nicht aus den Federn? Anziehen! Deine Eltern warten schon mit dem Frühstück auf dich und dann ab in die Elfenwaldschule.“ Keleia zog sich noch einmal die Decke über den Kopf und grübelte wieder.
Sie sagte aber nichts zu Sina, damit sie nicht wieder mit ihr schimpfte.
Kapitel 2
Als meine Tochter noch klein war, sind wir oft durch die heimischen Wälder gewandert. Ich habe ihr dann immer fantasievolle Geschichten erzählt. Wir haben jeden Baumstumpf untersucht, um Eingänge ins Zwergenreich zu finden, und jedes Geräusch deutete ich meinem Kind als Elfen- und Zwergengetrampel. Meine Tochter erzählte mir dann ganz aufgeregt, dass die Elfe dort drüben, die soeben vorbeigehuscht war, ein wunderschönes, kobaltblaues Kleid trug. Ich freute mich darüber, mit welch herrlich ausgeprägter Fantasie mein Kind ausgestattet war und dass wir die Welt gemeinsam anders sehen konnten. Jahre vergingen und meine Tochter wurde erwachsen. Wir besuchten einen Vortrag, bei dem uns erzählt wurde, wie man mit dem kleinen Volk Kontakt aufnehmen kann. Ich kam aus dem Stauen nicht mehr heraus. Das alles hörte sich für mich so ungeheuer unglaubwürdig an. Meine Tochter sagte begeistert zu mir: „Weißt du noch, wie wir die Elfe mit dem kobaltblauen Kleid im Wald gesehen haben?“ „Wieso wir?“, entgegnete ich sprachlos. Sie hatte als Kind wirklich die Freude erlebt, einer echten Elfe zu begegnen, und ich habe gedacht, dies wäre nur ihrer Fantasie entsprungen. Die Vortragende erklärte uns, dass Kinderherzen anders schlagen. Wenn Elfen, Kobolde und Zwerge spüren, dass es sich um eine reine Seele handelt, werden sie für einen Moment sichtbar.
Mitten im Wald befand sich ein lieblich anzusehender Teich, in dem sich allerlei Fischlein und Frösche tummelten und der selbstverständlich für Menschen nicht zu sehen war. In der Mitte des Teiches blühten das ganze Jahr über die schönsten Seerosen. Fliegen, Mücken und viele andere Insekten spielten und tanzten gemeinsam an der Wasseroberfläche. Die Libellen, die so schön grün und blau im Sonnenlicht glänzten, sausten durch am Schilf und Gräser hängenden Spinnennetze. Eine Spinnendame erschreckte so sehr, dass sie beinahe ins Wasser plumpste. „Müsst ihr so übermütig sein und mir immer mein Netz zerstören, ihr Rowdys?“, schimpfte sie auf die Libellen ein. „Oh Entschuldigung, Frau Langbein! Ist dieser Tag heute nicht herrlich?“, schwärmten die fliegenden Geschöpfe und sogleich waren sie schon wieder am anderen Ende des Teiches. Unter einer Weide am Teichufer stand ein hübscher Tisch mit Bänken, die Tischlermeister Severin Koboldus in liebevoller Handarbeit aus einer großen Baumwurzel für die Prinzessin angefertigt hatte. An solch schönen, sonnigen Tagen war Keleia dort nach ihren täglichen Prinzessinnenverpflichtungen anzutreffen.
„Einen wunderschönen Tag wünsche ich dir, liebe Prinzessin!“, begrüßte Tipsy, die Libelle seine Elfenfreundin und landete am Wurzeltisch, wobei er sich noch von einer hängen gebliebenen Spinnenwebe befreien musste.
„Es ist heute wieder herrlich“, schwärmte Keleia. Sie lehnte sich zurück und genoss das lustige Treiben der Teichbewohner. „Willst du mit mir um die Wette schwimmen, Prinzessin?“ Eine Kröte kletterte an Land und die Wassertropfen perlten lustig von ihrem Körper. „Ja, lieber Moritz! Das wäre eine willkommene Abkühlung.“ Keleia streifte ihr rosaglitzerndes Tüllkleidchen ab und sobald sie ins Wasser hüpfte, nahmen die beiden lachend und plusternd ihren Wettkampf auf. Moritz ließ immer die Prinzessin gewinnen, die sich dann über alle Maßen darüber freute. Keleia planschte mit den Fischen, entdeckte kleine Krebse und tauchte mit den Fröschen um schöne Steine. Tipsy, der mittlerweile seine Loopings über den Teich ausprobierte, vernahm aus der Ferne ein leises Weinen. Er flog seiner Wahrnehmung entgegen und entdeckte zwischen zwei Tannenbäumen, auf dem moosbewachsenen Waldboden einen Knaben sitzen, der den Kopf in den Schoss gelegt hatte und bitterlich weinte. Die Libelle näherte sich vorsichtig dem Menschenkind. Der Bub erblickte Tipsy und wischte sich mit seinen Jackenärmel die Tränen aus dem Gesicht. „Bist du eine schöne Libelle! Ob du mir Glück bringst? Könnte ich gut gebrauchen“, schluchzte der Knabe und fing wieder herzzerreißend zu weinen an. Tipsy tat der kleine Mensch leid. Aber wie sollte er helfen? Er flog in Windeseile zum Teich zurück. „Keleia! Keleia!“, rief er aufgeregt. „Ich brauche deine Hilfe, wenn das möglich ist!“ Tipsy erzählte der Prinzessin von dem traurigen Buben. „Es ist mir aber verboten worden, mich sichtbar zu machen.
Letztes Mal habe ich fürchterlich Ärger deswegen bekommen“, erinnerte die Elfenprinzessin ihren Freund. „Sina wird nie etwas davon erfahren und von uns wird dich auch keiner verraten!“, versuchte Tipsy, Keleia zu überzeugen. „Nur du kannst dem armen Buben helfen. Wir Tiere können uns nicht mit Menschen verständigen“, unterstützen jetzt auch die Insekten und Frösche die Libelle. „Also gut! Tipsy, bring mich zu der Stelle, wo der kleine Junge ist.“ Keleia verwandelte sich in ein winzig kleines Elfchen und setzte sich auf den Rücken der Libelle, hielt sich gut fest und auf ging es Richtung Wald. Tipsy setzte seine Freundin sanft ab und zack, hatte sie wieder ihre normale Größe. Der Bub erschreckte sich, da aus dem Nichts auf einmal ein Mädchen vor ihm stand. Er schnäuzte sich in ein großes Lattichblatt. Es war ihm sehr peinlich, von einem Mädchen beim Weinen erwischt worden zu sein. „Wo kommst du denn auf einmal her? Im Dorf wohnst du aber nicht und aus der Schule kenne ich dich auch nicht? Oder haben dich die anderen Kinder geschickt, um mich auszuspionieren?“ „Weißt du, ich bin eine Elfenprinzessin und heiße Keleia. Das ist Tipsy, mein bester Freund. Er hat dich hier entdeckt. Wir dachten, du brauchst Hilfe.“ Der Junge konnte es kaum fassen und zwickte sich selbst in die Backe, weil er meinte, zu träumen. „Autsch! Also träumen tu ich nicht. Ich habe geglaubt, so etwas wie Elfen und Zwerge gibt es nur in Märchenbüchern. Ich heiße Luca und wohne da drüben im Dorf“, berichtete der Knabe von sich. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie ihm geschah. Luca hatte aber schnell Vertrauen zu Keleia und Tipsy und erzählte, warum er sich in den Wald geflüchtet hatte und weinend zwischen den Bäumen saß. „Da sind zwei Buben aus meiner Klasse. Die haben mich schon seit Anfang des Schuljahres am Kieker. Bei jeder Gelegenheit hänseln sie mich, verstecken meine Hefte und Bücher oder zerreißen sie. Die ganze Klasse haben sie schon gegen mich aufgehetzt. Eigentlich traue ich mich gar nicht mehr in die Schule. Alle lauern mir auf, bewerfen mich mit Steinen und neuerdings verlangen sie sogar mein Taschengeld. Meinen Eltern traue ich mich nicht, das zu erzählen, und die Lehrer wollen sich nicht einmischen und schauen weg.“ Luca war jetzt erleichtert, weil ihm einmal wer zugehört hatte. Keleia kullerten große Tränen über ihre roten Bäckchen und sie streichelte Luca liebevoll durch seine blonden Locken. „Lieber Luca! Wir werden dir helfen. Dies versprechen wir dir!“, sagte die Prinzessin. Luca lächelte. Jetzt war ihm viel leichter ums Herz und er hatte großes Vertrauen zu Keleia und Tipsy gefasst.
Kapitel 3
Da meine Tochter damals bestätigte, als Kind Elfen gesehen zu haben, und ich mittlerweile auch davon überzeugt war, beschlossen wir, in unserem Garten eine Ecke dem kleinen Volk zu überlassen. Keiner von uns durfte die kleine Fläche betreten. Ich stellte zu meiner Verwunderung fest, dass ab diesem Zeitpunkt genau dort die größten Frauenmäntel und andere Wiesenkräuter wuchsen. Im darauffolgenden Frühling, bei Arbeiten im Garten rund ums Haus, entdeckte ich mitten im Elfengarten eine wunderschöne, rosarote Rose. Ich sah mich um, weil ich glaubte, einem Schabernack aufgesessen zu sein. Weit und breit wuchsen bei uns nämlich keine Rosen. Ich holte aufgeregt meine Familie dazu. „Wahrscheinlich hat sich wer einen Scherz mit uns erlaubt! Die Rose sieht eigentlich gar nicht echt aus, so wie die Farbe leuchtet. Da hat uns bestimmt wer eine Plastikrose in den Elfengarten gesteckt“, war meine Vermutung. Meine Tochter berührte die Rose, wobei sie sich der Dornen wegen von der Echtheit der edlen Blume überzeugen konnte. „Mama, ich glaube die Elfen bedanken sich bei uns für ihren eigenen Platz in unserem Garten!“ Diese Rose blühte tatsächlich nur das eine Mal.
Im Dorf wohnte eine alte Dame namens Amalia. Ihr Mann war schon vor einigen Jahren gestorben und ihre Kinder wohnten sehr weit weg. Ihr Sohn Edi war Börsenmakler an der Wallstreet in New York. Er hatte schon ewig nichts mehr von sich hören lassen und ganz darauf vergessen, dass er noch eine Mutter hatte. Tochter Evelyn war eine international gefragte Designerin. Manchmal meldete sie sich telefonisch bei ihrer Mutter, mit dem Nachdruck, es eilig zu haben, weil der nächste Termin schon wieder anstand.
Amalias ganze Freude galten den Tauben im Park. Jeden Tag war sie auf ihrer Lieblingsbank anzutreffen. Die schlauen Vögel erwarteten Amalia immer schon ungeduldig. Sie packte altes Brot aus einem dafür vorgesehenen Säckchen und fütterte die Tauben, die sich scharenweise um die alte Dame versammelten. Amalia unterhielt sich prächtig mit den Vögeln. Manchmal blieb Sabine, eine Nachbarin, die vor Kurzem ein Baby bekommen hatte, mit ihrem Kinderwagen stehen und wechselte mit der alten Dame ein paar Worte. Die junge Mutter lud Amalia ab und zu auf einen Kaffeeklatsch ein, um sie ein wenig der Einsamkeit zu entreißen. Sabine hatte es leider auch nicht so leicht. Ihr Verlobter kam bei einem Autounfall ums Leben und jetzt musste sie ihr Baby allein aufziehen. Darum tat auch ihr manchmal Amalias Gesellschaft gut.
Luca war jetzt öfters bei Keleia und Tipsy am Teich anzutreffen. Er war stolz darauf, im Elfenreich sein zu dürfen. Luca erzählte viel von der Menschenwelt. Alle hörten ihm aufmerksam zu und staunten über die Eigenheiten der menschlichen Wesen. „Im Park sitzt jeden Tag eine alte Frau. Sie redet mit den Tauben und daher finden sie alle schrullig und ein bisschen verrückt“, erzählte Luca von seiner neuesten Beobachtung. „Wir Elfen reden auch mit den Tieren. Was soll daran so komisch sein?“, bemerkte Prinzessin Keleia. „Na ja! Ihr könnt die Tiere verstehen. Ihr sprecht die gleiche Sprache. Aber wir Menschen können uns mit den Tieren nicht unterhalten. Ich glaube sogar, dass Hunde und Katzen schon genau wissen, was wir sagen, aber umgekehrt leider nicht. Darum bin ich ganz erstaunt. Nur wenn ich bei euch im Elfenreich bin, kann ich alle Tiere verstehen!“, betonte Luca stolz. „Eine befreundete Taube hat mir von der alten Dame erzählt. Sie heißt Amalia und sie sind sehr besorgt um sie. Wenn keine Menschenseele in der Nähe ist, fängt sie oft an zu weinen und hat große Sehnsucht nach ihren zwei erwachsenen Kindern. Die haben scheinbar keine Zeit für sie. Die Tauben haben Mitleid mit der lieben alten Frau“, berichtete Tipsy die Libelle. Keleia hatte eine blendende Idee. „Warum versuchen wir nicht, Amalia zu helfen. Luca! Wir haben dir auch helfen können. Du könntest dich mit der alten Dame anfreunden, dann finden wir heraus, warum sich ihre Kinder nicht mehr um sie kümmern. Wir werden Amalia wieder glücklich machen!“, besiegelte Keleia und alle waren davon begeistert.
Edi, Amalias Sohn stand am Fenster seines Büros. Er hatte eine Tasse Kaffee in der Hand, betrachtete die umliegenden Wolkenkratzer und beobachtete das rege Treiben auf New York Citys Straßen. Es war ihm schwer ums Herz. Im Laufe der Jahre hatte er ein Vermögen an der Börse gemacht. Der Stress und der Druck in diesem Job setzten Edi aber sehr zu. Manchmal erinnerte er sich an seine unbeschwerte Kinderzeit, die er und seine Schwester Evelyn erleben durften. Wie schön wäre es, einfach alles hinzuschmeißen, neu anzufangen, eine Familie zu gründen und ruhiger zu treten. Er lächelte, aber da läutete schon wieder sein Handy.
Evelyn schluckte wieder einmal ein paar Beruhigungspillen. In letzter Zeit brauchte sie immer mehr von dem Zeug. In zwei Stunden begann die große Modenschau der Pariser Modetage und hinter der Bühne herrschte reinstes Chaos. Die Models wurden gestylt, Kleiderständer wurden wie verrückt durch den Raum geschoben und alle schrien durcheinander, dass man nicht einmal sein eigenes Wort verstand. „Madame Evelyn! Ich bin aufs Tiefste empört! Man hat uns den falschen Gürtel zum silbernen Overall geliefert! Meine Nerven, meine Nerven!“, stöhnte der Chefdesigner. Evelyn öffnete nochmals ihre Pillenbox und meinte zu sich selbst: „Braucht man im Leben so viel Ruhm und Geld? Ist Erfolg alles? Vielleicht sollte ich aussteigen aus dem Ganzen. Zu Mama fahren … sie besuchen, wie früher.“
Amalia saß wie alle Tage im Park. Sie fütterte und unterhielt sich mit den Tauben, die zufrieden und gesättigt gurrten. Luca kam mit seinem Fahrrad angeradelt und setzte sich neben der alten Frau auf die Bank. „Einen schönen guten Tag wünsch ich Ihnen!“, grüßte Luca freundlich.
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