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Gabi Sommer

HOFFNUNG

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Hoffnung

Liebe

Nachwort

Impressum neobooks

Hoffnung

Liebe ist vor allem, sich selbst zu schenken

(Jean Anouilh, franz. Dramatiker, 1910-1987)

Antonia kam vom Einkaufen zurück .

Die Wohnung war hell und freundlich eingerichtet, ganz nach ihrem Geschmack. Endlich etwas Eigenes!

Sie fühlte sich frei und gelöst, wie seit langem nicht mehr.

Es war Sommer, ihre Jahreszeit - sie liebte die Sonne, den Strand, das Liegen und Lesen am Meer.

Dabei das Rauschen der Wellen zu hören, ein Buch ihres Lieblingsautoren vor den Augen - was gab es Schöneres, um die Alltagssorgen zu vergessen?

Sie hatte frei die nächsten Tage, Überstunden mußten genommen werden, und sie wollte das schöne Wetter ausnutzen um zu lesen und zu faulenzen an ihrem Strand.

Ihre Kinder, Frieda und Paula, waren schon 15 und 11 Jahre alt!

Sie wussten, dass sie nach der Schule an den Strand kommen konnten und sie hier antreffen würden.

Ihr Liebster arbeitete auf einem kleinen Schiff, das vor der Küste kreuzte und sie konnte ihm zuwinken, wenn er mit den Urlaubern, die eine kleine Hafenrundfahrt unternahmen, vorbeischipperte.

Ja, ihr Freund, ihr Leben…

Wie manche Frauen um die 40 hatte auch sie die Gedanken,

"war das nun schon alles – was ist der Sinn meines Lebens"?

So gerne wollte sie die GROSSE LIEBE kennenlernen.

Ihr jetziger Freund war lieb und verehrte sie, aber die große Liebe war es für sie nicht.

Es waren da einige Dinge, die ihr mißfielen, einfach nicht passten im gemeinsamen Leben.

Irgendwo in ihrem Hinterkopf war die Gewißheit, den EINEN irgendwann zu treffen.

Sie hatte ihn schon gesehen, in ihren Träumen.

Den Mann, nach dem sie sich irgendwie sehnte.

Aber wann, wo und wie konnte sie IHN kennenlernen??

Hier am Strand guckte sie ganz heimlich manchmal netten Männern nach.

Auf ein Abenteuer war sie nicht aus!

Vor einem halben Jahr hatte sie sich nach fünfzehn jähriger Ehe von ihrem Mann getrennt, der es gerne hatte, sie finanziell von sich abhängig zu machen.

So machte es schon sein Vater ihm vor, mit seiner Mutter.

Sie war mit den Kindern, als diese klein waren, viele Jahre zu Hause geblieben, um ihnen Nestwärme zu geben.

Sie widmete sich ganz und gar ihrer Erziehung und hatte ihnen all` ihre Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt, ohne an sich selbst zu denken.

Doch nun kam die Zeit wo die Mädchen älter wurden und die Mutter merkte, daß ihr etwas fehlte.

In ihrem Leben hatte sie bereits mehrere "Wunder" erlebt.

Sie arbeitete seit acht Jahren für drei Stunden täglich in einem kleinen Büro unweit ihres Zuhauses.

Diese Arbeit hatte sie sich erkämpft und erbettelt, denn sie wollte ein bißchen Geld für sich selbst und ihre Kinder verdienen, ohne ihren Mann um jeden Groschen bitten zu müssen.

Dann, Jahre später, las sie die Ausschreibung einer Stelle als Filialleiterin oder Verkaufsmitarbeiterin für eine Boutique, ganz in der Nähe wo sie wohnte, in der Zeitung.

Sie bewarb sich - aus einer Eingebung heraus - als Verkäuferin, denn mehr traute sie sich nicht zu.

Als sie diese Bewerbung abgeschickt hatte, wurde ihr bewusst, dass das doch eigentlich nichts werden konnte mit dem Job.

Sie hatte ja gar keine Ausbildung in dieser Richtung.

Sie war gelernte Pädagogin und das mit Leib und Seele, genau wie ihr Vater, den sie so sehr verehrte.

Ihr geliebter Vater war bereits vor sieben Jahren verstorben.

Viel zu jung, mit Anfang 60, und er fehlte ihr so sehr!

Er war der einzige Mensch in ihrem Leben, bei dem sie sich anlehnen konnte und Ruhe und Trost fand, wenn sie dies brauchte!

Nach ein paar Tagen jedenfalls bekam sie einen Anruf mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

Sie kaufte sich ein elegantes Kostüm von ihrem eisern ersparten Geld.

Es waren ein blauer Rock und eine karierte blau-beige Jacke dazu, mit einem Spitzen- Einstecktuch in der kleinen Brusttasche, des taillierten Blazers.

Sie war wirklich flott in dem Anputz!

Dann das Vorstellungsgespräch.

Zig fein herausgeputzte, jüngere Frauen als sie selbst, mit sicherlich gut aufbereiteten Bewerbungsunterlagen, standen mit ihr im Flur und warteten auf DIE Chance.

Sie waren teilweise hippelig und nervös.

Das spürte sie, als sie dort wartend im Flur saß.

Sie selbst allerdings fühlte nur Ruhe in sich!

So ein tiefes Vertrauen.

Wie sie es immer vor Prüfungen empfand.

Wenn sie meinte, gut vorbereitet zu sein.

Denn so kurz vor jeder Prüfung konnte sie ja doch nichts mehr tun.

Wichtig war die Vorbereitung vorher.

Dann wurden die Frauen in Gruppen zum Gespräch gebeten.

Immer 8 -10 Personen!

Am Kopfende des Tisches saß eine nette, dezent zurechtgemachte Dame, die sich als Bezirksleiterin des Unternehmens vorstellte.

`Aha, dies ist also die Frau, die mich telefonisch einlud`, ging es Antonia durch den Kopf.

Sie erzählte vom Unternehmen und bot an, bei Bedarf Fragen zu stellen.

Antonia hatte sich gut vorbereitet , über das Unternehmen gelesen, und konnte sich interessiert zu Wort melden.

Dies beeindruckte die Dame offensichtlich!

Auch schon vorher am Telefon, als sie vom Gegenüber zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, empfand Antonia eine so nette Verbindung - eigentlich nicht zu erklären.

Sie unterhielten sich über dies und jenes.

Dabei kannten sie sich nicht und fanden trotzdem gleich einen gemeinsamen Ton!

Am Ende des Vorstellungsgespräches, sagte die Dame, daß sie sich innerhalb einer Woche bei derjenigen melden würde, die sie ausgewählt hatte.

Antonia ging mit der Ahnung nach Hause, daß sie die Stelle bekommen würde.

`Welch eine Arroganz`, dachte sie bei sich.

Aber ganz tief in ihr war eigenartiger Weise diese Gewißheit!

Wieder spürte sie nichts als Ruhe in sich.

Die Familie freute sich mit ihr, als sie alles ganz aufgeregt erzählte, auch von ihrem Glauben, die Stelle zu bekommen.

Innerlich aber waren sie nicht überzeugt von dem positiven Ausgang des Gespräches, wegen der vielen, sicher gut für diese Stelle ausgebildeten jungen Frauen, die auch dort waren.

Nach nur einem Tag des Wartens, bekam Antonia einen Anruf mit der Frage:

"Haben sie Lust in unserer Firma als Filialleiterin zu arbeiten?"

"Oh ja, hurra", antwortete sie so freudig, dass sie, wenn sie gekonnt hätte, der netten Anruferin sofort um den Hals gefallen wäre.

Und als Filialleiterin!

Das war ja kaum zu glauben.

Welch ein Stolz sie plötzlich erfaßte.

Welch eine Freude sie empfand.

Sie sprang jubelnd um den Küchentisch, so daß ihre Familie gleich in den Gesang mit einstimmte.

Alle lachten und freuten sich gemeinsam.

Also mußte sie doch einen guten Eindruck gemacht haben, wenn man ihr sogar so eine leitende Tätigkeit zutraute.

Ja, das war vor einem Jahr und sie ging vom ersten Tag an sehr gerne zur Arbeit.

Inzwischen war sogar die Stelle der Filialleiterin einer zweiten Filiale, die in ihrer Heimatstadt eröffnet werden sollte, frei.

Man bot Antonia an, auch diesen Laden mit aufzubauen und dann als Leiterin zu übernehmen.

Sie hatte gute Erfahrungen gemacht bei der Organisation und dem Aufbau des ersten Geschäftes, war voller Elan und Energie, wurde gelobt und staunte oft über sich selbst.

Sie war nach kurzer Zeit eine gute Geschäftsführerin geworden .

Sie spürte diese neue Kraft in sich, die sie so noch nicht kannte.

Diese grenzenlose Energie, geboren und gefüttert durch befriedigende Arbeit, die in jedem Moment einfach nur Spaß machte.

Sie stand jeden Morgen mit dieser großen Freude auf, das tun zu können, was ihr Spaß macht, sie ausfüllt, womit sie auch andere Menschen beglücken kann.

Und damit auch noch gutes Geld zu verdienen.

Sie erkannte sich selbst kaum wieder!

Nun konnte sie sogar den Sprung in ein eigenes Leben, gemeinsam mit ihren zwei Töchtern, wagen.

Sie dachte all` die letzten Jahre, daß sie nie aus dieser unbefriedigenden Ehe herauskommen würde.

Sie war stets melancholisch, fühlte sich niedergeschlagen, oft kraftlos und leer.

Bekam nicht die Liebe, Zuwendung und seelische Stütze, herzliche Wärme, die sie so gerne gehabt hätte.

Die sie brauchte als Gefühlsmensch.

Die sie ihrem Mann zu geben versuchte.

Sie wollte von Anfang an den Kindern die heile Welt erhalten!

Und hatte sich so verbogen, gegen ihre eigenen Lebensvorstellungen gelebt.

Oft einfach nur ausgehalten.

Auch das Zusammenleben mit den Schwiegereltern unter einem Dach war für die empfindsame Antonia nicht leicht.

Sie fühlte sich eingeengt und spürte bald, daß sie nicht wirklich mit diesen drei Menschen (ihrem Mann und seinen Eltern) harmonierte.

Sie in völlig verschiedenen Welten lebten.

Mit Zustimmung der Eltern ihres Mannes, hatte sie einen Kredit über 10.000 DM auf ihren Namen aufgenommen, für die Modernisierung des Teiles des Hauses, in dem sie lebten und das doch den Schwiegereltern gehörte.

Es mußten eine neue Heizung und moderne Fenster her, damit die Kinder sich wohlfühlten

Da sie mit ihrem Schwiegervater nicht das beste Verhältnis hatte und ihre Ehe ehrlich gesagt eine Katastrophe war, bot sie nun an auszuziehen.

Sie wollte aus der dogmatischen Welt endlich ausbrechen.

Von der sie sich bis dahin nur vorstellen konnte, bis an das Ende ihrer Tage gefangen zu sein.

Wegen der Kinder, die doch das Beste im Leben bekommen sollten, wollte sie ausharren.

Das Beste an Familie, Umfeld und auch materieller Sicherheit.

Innerhalb von vier Wochen wollte sie sich nun eine eigene Wohnung besorgen, wenn, ja, wenn der Schwiegervater dafür die Schulden, die sie bei der Bank hatte, übernehmen würde.

Tatsächlich - der alte Mann wollte sie gerne loswerden, da sie unbequem war und nicht `nach seiner Pfeiffe tanzte` und übernahm den Kredit, den er dann sofort abbezahlte.

Da stand sie nun mit großen Plänen:

alleinerziehend mit zwei Teenagern, einem neuen Job und der unbändigen Lust auf Unabhängigkeit –

und dieser unstillbaren Sehnsucht im Herzen!

Um es kurz zu machen: die neue Wohnung wurde nach drei Wochen bezogen.

Die Kinder hatten sie mit ausgesucht und wurden zu Rate gezogen bei allem, was zu organisieren und bedenken war.

Und das war eine Menge.

Sie hatten einen kurzen Weg zum Papa und den Großeltern, die in dem Haus um die Ecke, sozusagen, lebten.

Selbst ein Kind geschiedener Eltern, wollte sie ihren Kindern nie den Vater `nehmen` und in der eigenen problematischen Ehe aushalten.

Aber nun hatte sie eine Lösung gefunden, selbst aus der Enge der angeheirateten Familie herauszukommen und dabei den Kindern die Möglichkeit zu geben, den Papa und die Grosseltern jederzeit besuchen zu können.

Sie konnten sich dort sooft und soviel aufhalten, wie sie wollten.

Auch Schule und Freundeskreis mussten ihre geliebten, inzwischen zu kleinen Freunden und Partnern gewordenen Mädchen, nicht wechseln.

Alles war sozusagen beim Alten, nur sie schliefen woanders als vorher.

Es ging Antonia sehr gut!

Sie fühlte sich stark und schön und ohne Limit.

Sie kaufte sich ein kleines Auto.

Der nette Verkäufer half ihr bei den Formularen und diesen Dingen.

Sie hatte nicht das nötige Verständnis für all´ den Papierkram.

Dabei bemerkte sie, daß sie ihm und auch anderen Männern gefiel.

Sie interessierte Blicke zugeworfen bekam.

So, wie es lange nicht mehr der Fall war.

Strahlte sie denn neuerdings etwas aus, das ihr gar nicht bewußt war?

Die Kinder fühlten sich wohl in der neuen Wohnung, denn nun hatten beide ein eigenes Zimmer.

Das war neu im Vergleich zum Leben vorher.

Das gefiel ihnen.

Sie konnten es nach Herzenslust einräumen und gestalten.

Antonia selbst blühte auf und lernte einen netten Mann kennen.

Sie nannte ihn zärtlich "Hasi".

Er bemühte sich sehr um sie.

Brachte ihr Blumen mit, die sie dann vor der Wohnungstür fand.

Oder steckte ihr kleine Zettelchen hinter die Windschutzscheibe ihres neuen Autos.

Überraschte sie oft mit liebevollen Aufmerksamkeiten, die sie so gar nicht gewohnt war.

Nach einiger Zeit, es waren wohl inzwischen zwei Jahre ins Land gezogen, fand sie heraus, dass es nicht die große Liebe ihrerseits war, wenngleich er sie vergötterte.

Nun hatte sie also frei, lag am Strand, dachte über ihr Leben nach und über das, was sie an kleinen Wundern bisher so erlebt hatte.

Sie erinnerte sich auch daran, unter welchen Umständen sie ihre Kinder bekam.

Sie war schon einmal verlobt vor der Ehe und bereits zwei mal schwanger in dieser Zeit, bevor sie ihre erste Tochter Frieda, Jahre später mit ihrem Mann, bekam.

Leider waren die beiden ersten Schwangerschaften Aborte, sie verlor die Föten in den ersten Monaten der Schwangerschaft, und manch einer sagte:

"Na, wer weiß, ob Du wirklich einmal ein Kind austragen wirst".

Aber ja, natürlich!

Sie wußte es so fest und tief in sich, daß es für sie gar keine Zweifel gab!

Die Trauer und Ohnmacht, die sie empfand, die heißen Tränen, die sie weinte, wenn ein „Kind“ abging, waren zum Glück nie von langer Dauer.

Dazu war sie tief in ihrem Herzen ein zu hoffnungsfroher Mensch.

Als sie dann mit ihrem Mann ein Baby "bastelte", blätterte sie eines Tages eine Zeitung durch und ihr Blick blieb an einem Bild hängen:

Eine Mutter hatte ein kleines Bay, ein Mädchen, auf dem Arm.

Ihr Herz ging auf und sofort WUSSTE sie, nun werde ich schwanger und bekomme ein Mädchen.

Es war wie ein Zeichen für sie.

Neun Monate später war die kleine Frieda auf der Welt!

Wer, außer Eltern, kann diese tiefe Freude einer Mutter nachempfinden.

Diese Glückseligkeit, diesen unbändigen Stolz und diese so sehr bedingungslose Liebe?

Nach Fehlgeburten ist dies Empfinden besonders tief und stark.

Mit der zweiten Tochter, Paula, war es ähnlich!

Wieder hatte sie Aborte und eine lebensbedrohliche Eileiterschwangerschaft zu überstehen.

Sie ging durch endlose Schmerzen seelischer und körperlicher Natur.

Weinte wieder so viele bittere Tränen.

Mußte operiert werden, verlor einen Eileiter und fuhr mit einer häßlichen Narbe auf dem Unterbauch nach Hause.

Aber, sie schaffte alles, ohne von ihrem Wege abzukommen.

Ohne jemals ihren Glauben an ein zweites Kind zu verlieren und ihre Vorfreude darauf.

Wieder wusste sie ganz fest, `ich bekomme noch ein Kind`!

Woher dies Wissen kam, verstand sie nicht.

Aber, sie wollte es und vertraute ihrer Kraft.

Die Ärzte warnten nach der Eileiterschwangerschaft sogar:

"Bitte schaffen Sie sich nicht so schnell wieder ein Kind an"!

"Das kann gefährlich werden"!

"Sie haben ohnehin nur noch einen Eileiter "!

" Wer weiß, ob sie überhaupt wieder ein Kind bekommen können. Die Chancen sind gering".

„Warten Sie mit einer erneuten Schwangerschaft noch eine lange Weile…“

Nein, sie wußte, ich bekomme noch ein Kind.

Und richtig, viereinhalb Jahre nach Frieda kam die kräftige, wunderschöne Paula, mit den vielen, schwarzen Haaren, auf die Welt.

Nun empfand sie vollkommenes Mutterglück.

Sie war so sehr angefüllt mit Liebe, Harmonie und Glückseligkeit, daß sie sie nicht in Worte fassen konnte.

Ihr Herz war so sehr weit geöffnet.

Das Leiden, Warten, Weinen, Hoffen und Probieren hatte sich gelohnt.

Sie war beschenkt worden mit dem Wertvollsten, das es gab.

Mit zwei wunderbaren, gesunden, herrlichen Mädchen.

Und sie wollte sich würdig erweisen.

Ihre Kraft, Liebe und Energie für diese göttlichen Wesen geben.

Tag und Nacht.

Immer!

Aber war das Liebe, die sie und ihren Mann verband?

In ihrem Herzen ersehnte sie immer noch die große, einmalige Liebe, von der sie ja genaue Vorstellungen hatte!

Sie wünschte sich eins zu sein mit dem Mann an ihrer Seite, ihn als die zweite Hälfte von sich selbst ansehen zu können.

Sie wünschte sich einen Seelenpartner, mit dem sie reden, lieben und lachen konnte.

Der sie verstand, trug wenn es nötig war, zurückholte, wenn sie abhob und emotional stützte und beschützte.

Gegen die Wirren und Untiefen des Lebens.

Mit ihrem Freund, der nun gerade an ihr vorbeischipperte, dachte sie, hätte sie die Liebe gefunden.

Sie hatten gute Zeiten.

Sie liebten sich leidenschaftlich.

Aber leider entdeckte sie, dass er dem Alkohol verfallen war und immer unzuverlässiger wurde.

Er guckte auch gerne anderen Frauen nach und das empfand sie als Verrat an sich selbst und der gemeinsamen Liebe.

Sie hatte ganz klare Vorstellungen von Liebe, vom Sich - Verschenken, vom gegenseitigen Nehmen und Geben in der Beziehung.

Auch von Harmonie und dem gegenseitigen Verständnis träumte sie.

Sie wollte die seelische, geistige und körperliche Verschmelzung.

Sie wollte Freundschaft, Herzlichkeit, ähnliche Lebensziele und individuellen Freiraum für jeden!

Selbstbestimmung und dennoch innere Wärme, gegenseitige GÜTE und manch` Positives mehr strebte sie an.

Ja, und nun, in der Sonne liegend, dachte sie wieder an diesen Wunsch-Traum :

der großen Liebe hier an ihrem Lieblingsplatz, dem Strand, zu begegnen!

Sie hatte, wie gesagt, eine knappe Woche frei.

Es war Donnerstag, vier Tage nach ihrem 40. Geburtstag, als sie wieder an ihrem Lieblingsstrandstück lag.

Sie las in ihrem Buch, war ganz vertieft in ihre Literatur.

Es war ein traumhafter Tag.

Sonnig, angenehm warm, ohne Wind, ruhig und wirklich entspannend.

Ein paar Freunde traf sie hier heute auch .

Die waren inzwischen gegangen, aber sie konnte sich nicht trennen – wie immer - von den letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses Tages.

Es wurde allerdings allmählich kühl.

Sie hatte sich etwas übergezogen, las und hörte plötzlich, wie jemand sie von der Seite ansprach :

" What are you reading?".

Wie bitte?

Sie hatte Englisch in der Schule gehabt, es nie anwenden können und nun war sie vertieft in ihren Roman!

Sie wandte den Kopf fragend zur Seite:

"a book",

kam es ihr über die Lippen mit dem Unterton:

"stör` mich jetzt nicht…" !

Gleichzeitig dachte sie:

`Man, das muß sich wirklich blöd anhören, wenn ich englisch spreche`!

Der Mann, der da mit seinem Sohn den Tag verbrachte, gab nicht auf.

Er fragte weiter:

" Are you here tomorrow?".

Was hieß das doch gleich?

Ob ich morgen hier sein würde?

"Yes", antwortete sie so knapp wie möglich, wegen ihrer mangelnden Englischkenntnisse und der Unsicherheit, die sie verspürte, wenn sie eine andere Sprache über ihre Lippen bringen wollte.

Als Kind der DDR war sie es nicht gewohnt, z.B. englisch auch außerhalb der Unterrichtsräume zu benutzen.

Die Gelegenheit hatte sie nie gehabt.

Er sah sie an und schenkte ihr sein charmantes Lächeln.

Und sie, die eben noch kratzbürstig war, weil sie jetzt nur Ihre Ruhe haben wollte,

staunte über sich selbst - sie lächelte, trotz ihrer schüchternen Art, spontan zurück!

Auch wenn sie dabei die Augen beschämt niederschlug.

Sie ging nach Hause, dem Fremden zum Abschied scheu zuwinkend.

Es war später Nachmittag.

Die Kinder waren inzwischen von den Grosseltern und dem Vater nach Hause gekommen.

Sie mochte gerne mit ihnen den Tag auswerten und wollte so viel Zeit wie möglich mit Beiden verbringen.

Ihre Mädchen waren so anschmiegsam und brauchten die Wärme und Aufmerksamkeit der Mutter.

Es erfüllte sie mit Dankbarkeit, diese Beiden zu haben und mit ihnen in Frieden und Harmonie zusammen leben zu können.

Sie erzählten sich gegenseitig von ihrem Tag und was die Kinder so im Dorf erlebt hatten.

Da waren der Hund und die Katze, mit denen sie spielten und die liebevollen Großeltern und der Papa, bei denen sie so gerne waren.

Aber nun, als die Kinder im Bett lagen, ihr Freud nicht kam und sie alleine im Wohnzimmer saß, mußte sie plötzlich an den Fremden denken.

Das war ihr noch nicht `passiert`, daß ein Mann sie am Strand ansprach - obwohl sie es sich immer gewünscht hatte.

Sie war aufgeregt.

Wurden ihre Wünsche womöglich erhört??

Nun war sie doch gespannt, ob der Fremde morgen wiederkommen würde.

Und warum sprach er englisch?

Woher kam er?

"Bitte keine falschen Hoffnungen", sagte Antonia zu sich selbst.

Wer weiß was der wollte.

Vielleicht nur eine Frau für die langen, einsamen, Urlaubsabende?

Aber, er gefiel ihr.

Das mußte sie sich eingestehen, obwohl sie ihn nur so kurz sah und sprach.

Es war spannend.

Der nächste Tag wurde wunderschön!

Schon morgens schien die Sonne vom Himmel, es war fast windstill und versprach ein strahlender Tag zu werden.

Also, den großen Sonnenschirm fix eingepackt, Apfelsaft in die Strandtasche, Handtuch auch und dann los.

Am Strand angekommen, bekam sie einen schönen Platz.

Direkt am Wasser, wie sie es mochte.

Dann Sonnenbrille auf und lesen!

Herrlich!!

Sie war Eins mit sich und der Welt.

Gegen Mittag hörte sie eine Stimme hinter sich :" Möchtest Du auch etwas zu trinken?", fragte jemand radebrechend.

"Nein danke, ich habe meinen Saft mit", antwortete sie den Kopf wendend.

Ah, es war der nette Mann von gestern!

Sein Sohn spielte im Wasser unweit von ihr.

Sie hatte Beide gar nicht kommen sehen.

Der Vater kümmerte sich um seinen durstigen Sohn, dann kam er zu ihr.

Sehr charmant fragte er, ob er sich ein bißchen setzen dürfte.

Eigentlich ist sie ein eher zurückhaltender Mensch, aber seine Art sagte ihr zu.

Er war so unaufdringlich und ehrlich freundlich.

Das spürte sie.

Sie antwortete: "Ja gerne" und machte Platz für ihn.

Dann versuchten sie Konversation!

Es war nicht so einfach!

Ihre Englischkenntnisse waren gering!

Selbst ihre Kinder sprachen es inzwischen besser als sie.

Er bemühte sich sein Deutsch, das er vor so vielen Jahren in der Schule lernte, hervorzukramen und so war diese Unterhaltung sehr interessant.

Es war ein Gemisch aus englisch und deutsch, Händen und Füssen.

Lachen und staunen.

Sie erfuhr nun, dass er aus Norwegen kam.

`Norwegen, fast am anderen Ende der Welt`, dachte sie.

Sie erzählten und radebrechten von diesem und jenem.

Er fragte sie: " Bist Du von hier?"

Und sie antwortete voller Stolz: "Ja, ich wurde hier geboren und lebe in der Nähe des Strandes, bereits seit 40 Jahren".

So erfuhr er also auch ihr Alter.

Als das Ausflugsschiff mit ihrem Freund vorbei schipperte, zeigte sie es dem Mann und berichtete, daß dort ihr Freund arbeitet.

Der nette, charmante Norweger war ihr sympathisch – wirklich!

Ach ja, das mußte sie sich nach so kurzer Zeit ehrlich eingestehen.

Es sprach ihre Seele an durch seine Art.

Nach einer angemessenen Weile ging er zu seinem Sohn und kam dann noch einmal kurz vorbei.

Sie bot ihm an:

"Wenn Du heute Abend nichts weiter vorhast, komm doch mit uns und ein paar Freunden in eine kleine nette Kneipe hier im Ort. Ich würde mich freuen"!

Er lehnte dankend ab:

"Leider kann ich nicht mitkommen, ich fahre morgen ganz früh wieder nach Hause", und fragte sie noch, ob er ihre Telefonnummer bekommen könne.

Sie gab sie ihm gerne!

Abends, zu Hause, mußte sie sich eingestehen, daß dies ein wirklich netter Tag war, auch wenn sie kaum zum Lesen kam und die Unterhaltung manchmal schwierig war.

Beim Blick in den Spiegel abends mußte sie unwillkürlich lachen, denn dadurch, daß sie die Sonnenbrille den ganzen Tag aufbehalten hatte, zeichnete sich nun der weiße Rand ihrer Brille auf ihrem Gesicht ab.

Rundherum war sie braun geworden.

Nur nicht dort, wo die Sonnenbrille saß.

Sie erzählte ihren Kindern dann noch von dem kleinen Abenteuer, das sie heute am Strand erlebte und sagte ihnen, daß es sein könnte, daß dieser Mann einmal anruft.

Die Tage vergingen, sie mußte wieder zur Arbeit.

Es gab viel zu tun im Geschäft.

Ihre Kinder kamen oft und gerne kurz vorbei und auch bei der Inventur halfen sie mit.

In einer der darauf folgenden Wochen konnte sie wieder ein paar Überstunden abbummeln, die wegen der Inventur zuvor angefallen waren.

Sie fuhr sofort zum Strand.

Da konnte sie ausruhen, ihre Seele baumeln lassen.

Da war sie so gerne.

Bis mittags wollte sie bleiben, um zu Hause zu sein, wenn die Kinder aus der Schule kamen.

Am Strand traf sie einen Schulfreund, der sich zu ihr gesellte und sie schwatzen von alten Zeiten, seiner Frau, die ihre Freundin war, etc..

Dann erzählte sie ihm:

" Stell Dir vor, es ist eine Weile her, da traf ich hier einen netten Norweger, der mich ansprach. Zuerst war die Konversation schwierig, denn er sprach englisch und ich habe ja alles vergessen. Ich glaube, ich habe mich sogar ein wenig in ihn verliebt."

Sie zeigte auf die Stelle, wo sie damals lagen und traute ihren Augen kaum:

der Norweger war da.

Nur ein paar Meter von ihr entfernt.

Ihr Herz blieb fast stehen.

Er drehte ihr den Rücken zu und schrieb etwas.

Ganz aufgeregt sagte sie ihrem Schulfreund:

" Das gibt es doch nicht - da liegt er ja". Ihr Schulfreund sagte zu ihr: " Nun sprich ihn doch mal an - ruf doch mal."

"Also erstens weiß ich gar nicht wie er heißt und zweitens - nein, ich spreche ihn nicht an", meinte sie.

Das kam für sie nicht in Frage!

" Ich laufe doch keinem Mann nach".

Dann, zu ihrem Entsetzen, stand der Fremde auf und ging mit hängenden Schultern weg, ganz langsam, den Strandweg hoch ..

Als er fast aus ihrem Blickfeld verschwunden war, stieß ihr Schulfreund sie an und sagte : "Wenn Du jetzt nichts unternimmst, ist er weg! Faß Dir endlich ein Herz und sei nicht so stolz."

Da stand sie auf, winkte ihm zu, lief ihm ein Stück hinterher und rief "hallo, hallo"!

Er kam mit so großen Schritten herunter gelaufen, daß sie dachte, er würde fliegen.

In seinen Händen hatte er eine weiße Plastiktüte und eine hübsche Karte.

Beides überreichte er ihr atemlos, als er bei ihr unten ankam.

Und er guckte so glücklich!

Er lächelte sie wieder mit seinem charmanten Lächeln an, das so einzigartig war.

Und das sie nie vergessen würde.

Sie verstand im gleichen Moment:

er dachte, dieser Schulfreund hier, sei ihr Lebensgefährte, von dem sie ihm erzählt hatte.

Und er wollte nicht stören.

Was für eine großherzige, uneigennützige Art, dachte sie.

Was für ein toller Charakter.

Sie sagte ihm dann atemlos vor Freude:

" It`s not my boyfriend…Dies ist mein Schulkamerad. Wir trafen uns heute zufällig am Strand".

Als sie in die schon halb zerrissene, knautischigeTüte guckte, die er ihr freudestrahlend entgegenhielt, lag da eine Dose kostbarer Creme, die sie sich selbst nie geleistet hätte.

Er sagte ihr: " Die habe ich auf der Fähre für Dich gekauft. Ich habe mich extra beraten lassen, um die richtige Kosmetik für Dich zu bekommen. Ich mußte mich dabei genau an Dich erinnern.".

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432,22 ₽
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100 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783847674207
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