Читать книгу: «Der Junge»

Der Junge

Vor mehr als fünfzehn Jahren wurde er geboren.

Er war das Kind einer jungen Frau und eines jungen Mannes, die sich erst kurz kannten.

Sie fanden sich attraktiv, fühlten sich voneinander angezogen und ließen sich ein auf ein intimes Abenteuer.

Nach einiger Zeit merkte die junge Frau, daß sie schwanger war.

Der junge Mann war sehr überrascht, denn ein Kind kam für ihn in diesem Lebensabschnitt nicht in frage.

Er wollte das Kind nicht, zumal er sich nicht sicher war, ob er mit der jungen Frau zusammen bleiben wollte, um eine

Familie zu gründen.

Sie kannten sich ja erst so kurz.

Die junge Frau wollte dies Kind gerne bekommen.

Dann kam das kleine Wesen an einem Tag im April auf die Welt.

Er war so entzückend.

So klein, hilflos und unschuldig.

Da war er nun, der kleine Junge, nach den Monaten der Schwangerschaft, in denen der junge Mann mehr und mehr

merkte, diese junge Frau war nicht seine große Liebe.

Was tun?

Verantwortung zeigte der junge Vater.

Vor allem für Kinder.

Das hatte er so gelernt, erlebt in der eigenen Familie, aus der er stammte!

Er selbst war eines von drei Kindern.

Aufgewachsen bei Eltern, die sich sehr um ihre Kinder kümmerten.

Der Vater streng, die Mutter unendlich liebevoll.

Und nun sollte er selbst Vater sein!

Diese große Last der Verpflichtung, die auf ihn da zukam…!

Es war für ihn Ehrensache, diese einzugehen.

Der Kleine wuchs heran.

Wurde gut ernährt.

Sein Körper entwickelte sich prächtig.

Er weinte auch und das war manchmal anstrengend für die jungen Eltern.

Sie waren müde und fühlten sich überfordert.

Er war kein Wunschkind und ging ihnen oft auf die Nerven.

Sie waren ja so jung.

Was sollten sie tun?

Was macht man, wenn ein Säugling schreit und schreit und sich nach Aufmerksamkeit und Nähe sehnt- aber man

selbst so gestreßt ist?

Tag und Nacht?

Wenn man entnervt ist ob seiner Lebenssituation, die man sich ganz anders vorstellte?

Weit entfernt von all´ den Lebensplänen, die man als junger Mensch hatte, die man nun vielleicht niemals mehr

verwirklichen kann?

Wo war die Unbeschwertheit der Jugend hin?

Die jungen Eltern waren erschöpft, entkräftet, überlastet, hilflos.

Das kleine Kind wurde mehr und mehr beiseite geschoben.

Zur Seite gelegt.

Nicht beachtet.

Damals galt: `Laß das Kind weinen, das stärkt seine Lungen`.

Oder:

`Man soll nicht so schnell zu einem Kind gehen, das weint. Dann verwöhnt man es nur`!

So lag unser Kleiner da, merkte, daß niemand kam, um sich zu kümmern, ihn zu trösten.