Читать книгу: «Die Spielregeln des Lebens»

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Das Buch

Wozu lebe ich? Wo war ich vor meiner Geburt? Was passiert mit mir, wenn ich sterbe?

… solche Fragen, die heute allenfalls noch Mönche und kleine Kinder stellen, werden in unseren Zeiten eher belächelt als beantwortet. Die Wissenschaft erklärt sich für nicht zuständig – und alles, was man nicht sehen kann, als nicht-existent. Die Kirchen, die uns auf ein besseres Leben nach dem Tod vertrösten, vermögen auch nicht so recht zu überzeugen.

Angesichts dieses allgemeinen Herumirrens zwischen frommen Versprechen und drögem Materialismus gelingt diesem Buch das Kunststück, die universellen Regeln des Lebens, wie sie die Weisheitslehren seit alters her beschreiben, spannend und klar darzustellen. Universelle Wahrheiten, die helfen, aus dem Hamsterrad auszusteigen, den Sinn unseres Lebens wiederzuentdecken – und eine Ahnung davon, was das wirklich ist: Glück.

Der Autor

Friedrich G. Scholz, geboren 1966, kehrte er nach dem Studium der Universität den Rücken, um an der Schule des Lebens zu lernen. Seit über zwanzig Jahren ist er erfolgreich in Marketing und Vertrieb tätig und erforscht die grundlegenden Fragen des Lebens sowie philosophische, historische und religiöse Themen. Seine umfangreiche spirituelle Ausbildung schenkte ihm einen Einblick in die verborgenen Gesetze des Lebens.

Friedrich Scholz

Die Spielregeln des Lebens

12 Gesetze, die unser Schicksal lenken


Inhaltsverzeichnis

Umschlag

Das Buch / Der Autor

Titel

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Urwissen statt Unwissenheit

Die hermetischen Lehren

Ägypten in ewiger Harmonie

Die Initiation

Über Spiritualität

Der dreifach größte Hermes

Die Weisheitstexte

Die Tabula smaragdina des Hermes Trismegistos

Die universellen Gesetze

Das Prinzip der Geistigkeit

Der Urknall

Der Geist herrscht über die Materie

Frühkindliche kognitive Programmierungen

Alles ist mit allem verbunden

Das Prinzip der Entsprechung

Das Gesetz der Polarität

Das Gesetz der Schwingung

Das Gesetz des Rhythmus

Das Prinzip von Ursache und Wirkung

Das Prinzip des Geschlechts

Die Seele oder: »Wer bin ich?«

Das Gesetz der Wiederverkörperung

»Woher komme ich?«

»Wohin gehe ich?«

1. Der Tod als das endgültige Ende von allem

2. Paradies, Hölle oder Fegefeuer nach nur einem Leben

3. Seelenwanderung

Reinkarnation in den Religionen

Ein Wort zum »Paradies« …

»Warum bin ich hier?«

Lernen oder Leiden

Wo bleibt die Erinnerung?

Selbstmord als Ausweg?

Der Wert der Seelen

Wie wär’s denn mit Gerechtigkeit?

Das Gesetz des freien Willens

Das Gesetz des Flusses

Das Gesetz der Fülle

Das Gesetz der Anziehung

1. Gleiches zieht Gleiches an

2. Wie innen, so außen

3. Unsere Gedanken formen unser Leben

Wie im Negativen, so im Positiven …

Ausrichtung der Aufmerksamkeit

Richtig zielen will gelernt sein …

So ist die Welt erschaffen

Das Leben ist ein Spiel

Wir sind geistige Wesen

Unser traditionelles Gottesbild ist falsch

Quellenverzeichnis

Impressum





Man kann einen Menschen nichts lehren,

man kann ihm nur helfen,

es in sich selbst zu entdecken.

- Galileo Galilei -

Urwissen statt Unwissenheit

Die Frage »warum« ist offensichtlich die wichtigste Frage unseres Lebens. Schon als Kinder erkunden wir die Welt und stellen uns so Fragen wie: »Warum ist der Himmel blau, das Gras grün, das Blut rot?«

Die Wissenschaft hat uns diese Fragen beantwortet. Der Himmel erscheint uns blau wegen der Brechung des Lichts in der Atmosphäre. Das Gras ist grün durch das sich darin befindende Chlorophyll, und das Blut ist rot vom Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff.

Die Wissenschaft gibt uns Antworten auf unsere Fragen. Sie erscheint allwissend und allmächtig. Doch es gibt auch sehr viele Fakten, die sie nicht erklären kann. In solchen Fällen leugnet die Wissenschaft einfach die Existenz dessen, was ihr nicht zu greifen möglich ist – ungeachtet der Tatsache, dass diese Dinge einen beträchtlichen Teil unserer menschlichen Erfahrung ausmachen.

Ihrem überholten, mechanischen Weltbild zufolge verleugnet die Wissenschaft das Vorhandensein eines tieferen Sinnes unseres Lebens und spricht von Zufällen und Bedeutungslosigkeit. Sie zerteilt die Materie in immer kleinere Teile bis zu dem Punkt, wo sich ihr angeblich gesichertes Wissen selbst zu widersprechen beginnt. Trotzdem erlangt sie zunehmend Einblick in die Geheimnisse der Natur.

Doch in gleichem Maße, wie die Menschheit an »know-how« gewinnt, verliert sie das »know-why«. Wenn es um zentrale Fragen des Lebens geht wie: »Warum bin ich hier?«, »Was ist der Sinn meines Lebens?«, »Woher komme ich?« oder »Wohin gehe ich?«, erschöpft sich die Wissenschaft in langatmigen Erklärungen, die sinngemäß in einen Satz gefasst lauten: »Wir wissen es nicht.« Die Wissenschaft hat keine Ahnung von den Wurzeln der Menschheit – vom Urwissen der Menschen – von den Spielregeln des Lebens.

Unterdessen sind in der westlichen Welt psychiatrische Erkrankungen im Vormarsch. Unsere Gesellschaft übt sich regelrecht darin, psychisch kranke Menschen zu produzieren. Die steigende Anzahl an psychisch Erkrankten kann jedoch als Indikator dafür gesehen werden, dass die Richtung, in welche sich unsere Gesellschaft bewegt, nicht die richtige sein kann.

Das Streben nach Profit steht im Vordergrund. Traditionelle Werte bleiben auf der Strecke. Der Verbrauch von Psychopharmaka nimmt unfassbare Ausmaße an.

Die Menschen haben ihre Wurzeln, und damit ihren Halt verloren. Sie sind ratlos. Ihr Leben besteht zunehmend aus Hast und Eile. Die Welt dreht sich für so viele dermaßen schnell, dass sie keine Zeit mehr finden innezuhalten, um darüber zu reflektieren, was sie überhaupt tun. Leere macht sich breit.

Das Leben erscheint vielen wertlos – die Menschen sind planlos – und schlussendlich empfinden viele Menschen ihr Leben als im Grunde sinnlos … Von der Gesellschaft werden Ersatzbefriedigungen als Ablenkung angeboten.

Das Burnout-Syndrom, der Tablettenmissbrauch, der Alkohol-Abusus und verschiedenste Formen von Drogenabhängigkeit sind Erscheinungen unserer modernen Zivilisation. Die Menschen betäuben sich, um die innere Leere zu übertünchen. Sie fühlen sich entwurzelt.

Das Urwissen über den Wert, die Bedeutung und den Sinn des Lebens ist ihnen abhanden gekommen. Das Urwissen ist dem Unwissen gewichen. Und so taumeln die Menschen haltlos durch ihr Leben, wie ein angeschlagener Boxer durch den Ring.

Statistiken belegen, dass an zweiter Stelle der Todesursachen unter amerikanischen Studenten, nach den Verkehrsunfällen, der Selbstmord rangiert. Dabei ist die Anzahl der erfolglosen Suizidversuche etwa fünfzehn Mal so hoch. Eine Statistik der Idaho State University belegt, dass 85 % der missglückten Selbstmordversuche aus dem Motiv der Sinnlosigkeit begangen werden. In dieser Statistik wurden sechzig Studenten zum Motiv ihres Suizidversuches befragt. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Aussagen der Personen zu ihren persönlichen Umständen.

Demnach waren von den Personen, welche in ihrem Leben keinen Sinn mehr erkennen konnten, 93 % sowohl körperlich, als auch geistig vollkommen gesund. Sie kamen aus funktionierenden Familien, hatten keinerlei finanzielle Probleme und kamen auch im Studium zufriedenstellend voran.

Der Gründer der Logotherapie, Professor Viktor Frankl, beschrieb den Zusammenhang zwischen dem abgründigen Leeregefühl der Menschen und dem damit einhergehenden Sinnlosigkeitsgefühl. Er äußerte dazu, dass es wohl weniger darauf ankommt, ob das Leben eines Menschen lust- oder leidvoll ist, als vielmehr darauf, ob es sinnvoll ist.

Um den Sinn eines Spieles zu erkennen, muss man um seine Regeln Bescheid wissen. Und um den Sinn des Lebens zu verstehen, muss man seine Spielregeln kennen …

Die Geisteswissenschaft hat das Problem, bezüglich der Leere im Menschen, zwar richtig analysiert, doch welche Lösung bietet sie uns an, was sagt sie über den Sinn des Lebens? – Nichts, denn sie kennt ihn nicht.

Die westlichen Religionen sehen den Sinn des Lebens darin ein gottesfürchtiges Leben zu führen, um danach im Himmel, Hölle oder Fegefeuer zu enden. Einige Menschen geben sich mit dieser Antwort zufrieden, die meisten jedoch nicht …

Die Wissenschaft leugnet die Existenz Gottes, die Religionen halten in der Argumentation dagegen. Die Kontrahenten streiten sich, die Menschen sehen zu, zucken mit den Schultern und sagen: »Wenn die Gelehrten es nicht wissen, wie soll ich es tun?« Ratlos wenden sie sich von den philosophischen Fragen des Lebens ab.

Unsere Gesellschaft währenddessen ist mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Sie braucht wirtschaftlichen Profit um jeden Preis – sei es auf Kosten unserer Umwelt oder auf Kosten der Arbeitnehmer. Der Einzelne findet sich wieder im Karussell von Leere, Wertlosigkeit, Ratlosigkeit und Sinnlosigkeit …

Warum nun dieses Buch? Weil ich selbst mehr als zwanzig Jahre vergeblich nach solch einem Buch suchte und glaube, dass es vielen anderen Menschen gleich ergeht. Weil die Zeit dafür reif ist. Weil die Wirtschaft in Zeiten der Globalisierung auf der Suche nach Profit unseren Planeten zerstört – und weil der Mensch, der Einzelne, das Individuum in unserer Gesellschaft zunehmend auf der Strecke bleibt.

Einerseits steigt die Anzahl derer, die, angesichts der Ermangelung einer Erkenntnis eines höheren Sinnes, am Leben verzweifeln. Sie suchen Trost bei Sekten, Betäubung vom Alltag oder schlimmstenfalls gar die Lösung ihrer Probleme im Suizid.

Andererseits erwachen immer mehr Menschen aus ihrem schlafähnlichen Zustand und erkennen, dass der Sinn des Lebens woanders zu finden sein muss als im Erlangen von Gütern. Immer mehr Menschen spüren, dass ihre persönlichen Bedürfnisse ganz andere sind, als ihnen die Gesellschaft suggerieren will. Sie begeben sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und damit auf die Suche nach dem wahren Sinn.

Beiden Gruppen kann der Weg gezeigt werden. Man kann nämlich den Wert, die Bedeutung und den Sinn unseres Lebens schlüssig erklären. Doch nur unter der Voraussetzung, den falschen Vorstellungen der Wissenschaft und der Religionen den Rücken gekehrt zu haben.

Darum wollen wir uns den Spielregeln des Lebens zuwenden, um den Sinn des Lebens zu verstehen. Wir werden in eine Zeit zurückblicken, in der die Menschen noch tief verwurzelt waren und über die Zusammenhänge im Universum Bescheid wussten.

Eine Zeit, in der die moderne Wissenschaft noch nicht existierte und die Religionen, um ihre Existenz kämpfend, noch in ihren Windeln lagen.


Wer den Sinn des Lebens mit seinen fünf Sinnen

in der materiellen Welt sucht,

wird ihn niemals finden.

Friedrich Scholz

Die hermetischen Lehren

Wenn man sich in unserer »modernen«, westlichen Welt die Frage nach dem Sinn – und den Spielregeln des Lebens stellt, findet man sich sehr schnell alleingelassen auf weiter Flur. Die Wissenschaft zerlegt unser Leben von der Zeugung bis zum Tod. Doch was sie uns dann mit ihrem materiellen Weltbild als Erklärung für den Sinn des Lebens anbietet, stellt die meisten Menschen nicht zufrieden. Dass der alleinige Sinn die Fortpflanzung und die Evolution sei, ist für einen selbstständig denkenden Menschen zu wenig.

Zugegeben, wenn man sich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens auf den Zeitraum zwischen Zeugung und physischem Tod eines Menschen beschränkt, ist es unmöglich, einen solchen Sinn zu erkennen. Zu unterschiedlich sind allein die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen die Menschen ins Leben treten. Auch die Lebensdauer wirft Fragen auf. Warum werden die einen Menschen in Wohlstand und Gesundheit alt, während andere arm und krank schon in jungen Jahren sterben? Was ist der Grund dafür? Worin liegt da der Sinn? Wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Selbst die westlichen Religionen gelangen in ihrem Redefluss ins Stocken, wenn die Sprache auf den Sinn des Lebens kommt. Sie sprechen davon, dass es wichtig ist, ein gottesfürchtiges Leben zu führen, um nach dem Tod ins Paradies zu gelangen. Sie befassen sich zwar mit dem Thema: »Was kommt nach dem Tod?«, sie versprechen den Menschen die Vergebung ihrer »Sünden« und das »Eingehen ins Paradies«; aber nur, wenn die Menschen so tun, wie ihnen gesagt wird. Religionen versprechen den Menschen ein besseres Leben nach dem Tod, wenn diese dem Klerus finanziell ein besseres Leben vor deren Tod bescheren. Nach dem Motto: »Tauschen Seelenheil gegen Geld.«

Religionen bieten vielen Menschen zwar eine tröstlichere Antwort als die Wissenschaft, doch für die meisten sind diese Perspektiven nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss. Wenn man die Geistlichen nach der Gerechtigkeit im Leben fragt, bekommt man die Antwort: »Die Wege des Herrn sind unergründlich« – und das sind sie auch – für den, der keine Ahnung hat …

So ist der Tod für die Menschen der westlichen Welt etwas Unbekanntes, und vor Dingen, die einem nicht vertraut sind, fürchtet man sich. Wir leben zwar in einer nekrophilen Gesellschaft, welche sich in mehrfacher Hinsicht am Leiden oder Tod der anderen ergötzt, wenn es aber um den Vorgang des Sterbens und die Geschehnisse um den Tod an sich geht, schieben die meisten Menschen dieses Thema beängstigt und verschämt weit von sich.

In früheren Hochkulturen war das Sichbefassen mit dem Tod und dem Sterbeprozess etwas Natürliches. In China, in Tibet, in Ägypten – es gab viele Kulturen, die sich mit dem Tod und dem Geschehen »danach« aktiv auseinandersetzten. Aus den zuletzt erwähnten Kulturen stammen sowohl das »Ägyptische Totenbuch« als auch das »Tibetanische Totenbuch«. Auf beide Bücher werden wir noch genauer eingehen.

Selbst im frühen Christentum hatten Sterben und Tod eine andere Wertigkeit als in unseren Tagen. Jesus meinte diesbezüglich, dass man erst durch den Tod das Leben erringt; und im Tibetischen Totenbuch steht geschrieben: »Wer nicht das Sterben gelernt hat, kann nicht das Leben lernen.«

Nun ist es aber so, dass die Menschen unserer Gesellschaft sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen wollen und den Sinn des Lebens nicht finden, während sich die Menschen vergangener Kulturen mit dem Sterben befassten und offensichtlich über den Sinn des Lebens Bescheid wussten. Könnte es nicht sein, dass zwischen den Spielregeln des Lebens, dem Sinn des Lebens und dem Geschehen nach unserem physischen Tod ein direkter Zusammenhang besteht?

Ägypten in ewiger Harmonie

Im alten Ägypten wurde der Zustand der ewigen Harmonie Ma'at genannt. Dieser Zustand soll der Überlieferung zufolge von Anfang der Schöpfung an bestanden haben. Nur durch menschliches Fehlverhalten konnte es zum Abweichen von diesem harmonischen Zustand kommen. Daher hatte jeder Bürger, ungeachtet seiner sozialen Stellung, die Aufgabe, an der Erhaltung der Harmonie mitzuwirken.

Die letzte Instanz und die höchste Verantwortung beim Erhalt von Ma'at verblieb beim Pharao, dessen Bestrebungen der Garant dafür waren, dass die Harmonie zwischen der feinstofflichen Welt und der physischen Welt Bestand hatte. Der Pharao stützte sich dabei auf ein Tempelsystem, welches ganz Ägypten durchzog.

Innerhalb dieser perfekten Harmonie existierten für die Ägypter zwei verschiedene Welten:

1 die grobstoffliche, physische, in der sie aktuell lebten

2 die feinstoffliche, welche sie nach ihrem physischen Tod aufsuchten. Diese bezeichneten sie als Jenseitsland.

Dieses Jenseitsland war nicht ein ferner Ort, wie das Paradies oder Himmel und Hölle; nein, diese feinstoffliche Welt war allgegenwärtig und dabei eng mit der physischen Welt verknüpft. Die geistige Welt und die grobstoffliche Welt teilten sich praktisch denselben Raum. Die physische Existenz war umgeben von der Feinstofflichkeit.

Interessanterweise war die physische Existenz den Auswirkungen der Zeit unterlegen, während das Jenseitsland sich jenseits der Zeit befand. (Das besagen im Übrigen auch die Überlieferung der hellsichtigen Kelten.) Die Zeit begann mit der Schöpfung des Universums und würde mit dessen Zusammenbruch wieder enden. Die materielle Welt galt als vergänglich, die feinstoffliche Welt dagegen hatte ewigen Bestand.

Das Jenseitsland wurde von den Ägyptern als Quelle der physischen Welt angesehen. Alles, aber auch wirklich alles, was in der physischen Welt existierte, hatte seinen Ursprung in der Feinstofflichkeit.

Um es noch einmal klar herauszustreichen: das Jenseitsland war im Gegensatz zum propagierten Paradies der aktuellen Religionen, keine ferne Abstellkammer für Verblichene, sondern der Ursprung allen Lebens.

Die Ägypter vertraten die Meinung, dass die feinstoffliche Welt, welche aus reiner Energie besteht, alles für uns Sichtbare manifestiert, indem sie die Schwingung der Energie so verlangsamt, dass sie als Materie in unserer physischen Welt in Erscheinung tritt.

Und genau das ist es, was uns die Quantenphysiker der Gegenwart zu erklären versuchen: Materie ist nur langsam schwingende Energie.

Osiris war der Herrscher über das Jenseitsland und Thot geleitete die Verstorbenen in das Reich der »Toten«. Interessanterweise wurden aber die »Toten« als die wahrhaft Lebenden angesehen, denn sie hatten die Beschränkungen der physischen Welt hinter sich gelassen. Die Menschen, welche wir als Lebende ansehen, betrachteten die Ägypter als »Schlafende«, denn diese konnten sich an den Ursprung, die Unsterblichkeit der Seele und den wahren Sinn nicht mehr bewusst erinnern.

»Normale« Menschen hatten zu diesem Wissen keinen Zugang. Dieses Wissen war nur den Eingeweihten vorbehalten. Denn obwohl die feinstoffliche Welt stets um uns ist, können die meisten Menschen diese nicht wahrnehmen und mit der geistigen Welt auch nicht in Kontakt treten. Erst im Augenblick des Todes traten die Nicht-Eingeweihten über die Schwelle des Jenseitslandes und hatten wieder Zugang zum ewigen Wissen.

Der Führer ins Jenseitsland, der von den Griechen Thot genannt wurde, trug in Ägypten den Namen Tehuti. Heute ist er vielen Menschen unter einem anderen Namen ein Begriff: Hermes Trismegistos – »Hermes, der dreifach Größte«.

Hermes Trismegistos besaß das Wissen über die »Geheimnisse der Nacht« und hatte die Möglichkeit, die Lebenden in diese Geheimnisse einzuweihen. Unter seiner Anleitung und mit der richtigen Technik konnten Menschen gedanklich in das Jenseitsland reisen und am universellen Wissen teilhaben.

Ein Mensch musste initiiert werden – also in die Technik eingeweiht werden –, um diese Reise antreten zu können. Aus vielen Aufzeichnungen geht hervor, dass sowohl Männer als auch Frauen eingeweiht wurden. Es gab keinen geschlechtsspezifischen Ausschlussgrund, die Menschen mussten bereit für die Reise sein – und schweigen. Noch heute kann man im Horustempel in Edfu die eingemeißelte Warnung lesen: »Enthülle nicht, was du in dem Mysterium der Tempel gesehen hast.«

Die Initiation

Wenn Menschen über die Schwelle des Todes treten und ins Jenseits eingehen, setzt der außerkörperliche Zustand, den die Ägypter als ba bezeichneten, automatisch ein. Will man aber Zeit seines Lebens in einen solchen Zustand überwechseln, muss die außerkörperliche Erfahrung bewusst herbeigeführt werden. Dazu benötigt man eine Initiationstechnik, ein Ritual, um im vollen Bewusstsein diese Reise antreten zu können.

»Dr. Jeremy Naydler, der die Mysterien der ägyptischen Texte ergründet hat, (…) legt den Schluss nahe, dass die alten Ägypter ungewöhnliche Initiationstechniken anwandten, die eine Kenntnis des Jenseitslandes vermittelten und dem Einzelnen ermöglichten, es zu besuchen und wieder zurückzukehren«, berichtet Michael Baigent. »In der Tat gibt es gewisse ägyptische Tempelrituale, die von den Wissenschaftlern nicht ganz durchschaut werden. Laut den vorliegenden Texten saß der amtierende Priester an einem ruhigen Ort und wandte spezifische Techniken an, um einen Zustand zu erreichen, den die Hieroglyphen als qed beschreiben. Unter normalen Umständen wird dieses Wort mit ›Schlaf‹ übersetzt, doch in einem rituellen Kontext deutet es auf einen Zustand der Trance oder Meditation hin.« [1]

Es wäre falsch, die Initiation und die Reise ins Jenseitsland als Aberglauben abzutun, denn zu groß ist die Verbreitung des Wissens darüber. Der römische Philosoph Seneca wusste darüber genauso Bescheid wie Plutarch, Heraklit, Pythagoras oder Plato, welcher den Ausspruch tätigte: »Zu sterben heißt, initiiert zu werden.«

Themestius behauptete, dass, wer initiiert sei, das gleiche Wissen hätte wie die Toten.

»Gegen Ende des 3. und zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. lehrte der Philosoph Iamblichus von Apamea, einer der prominentesten neoplatonischen Gelehrten seiner Zeit, im heutigen Libanon. (…) Iamblichus hatte sich mit der Mystik Ägyptens vertraut gemacht. Eines seiner Hauptwerke trug den Titel ›De mysteriis‹ (Über die Geheimlehren). Darin enthüllte er viel von den in den Tempeln verborgenen Kenntnissen. Er äußerte sich offen über die Fähigkeit der Priester, ihr Bewusstsein vom Körper zu trennen und sich ins Jenseitsland zu begeben«, berichtet Baigent und fährt fort: »Iamblichus sprach hierbei nicht von Möglichkeiten oder Fantasien, sondern er beschrieb eine reale, alltägliche Praxis der ägyptischen Priesterschaft. Er bestätigte, dass die Priester in der Lage waren, ins Jenseitsland zu reisen.« [2]

Im Buch Henoch finden wir auch Hinweise auf die Initiation. Dort steht geschrieben, dass der Aufstieg Henochs in den Himmel sich bei Lebzeiten vollzog. Die Initiation wird dort zwar nicht beim Namen genannt, das beschriebene Ereignis enthält jedoch alle Eigenschaften dieser.

Johannes der Täufer tauchte die Menschen im Zuge der Taufe mit dem Kopf vollständig in den Fluss Jordan. Ihm wird die Fähigkeit nachgesagt, dass er die Menschen dabei für einen kurzen Augenblick in das Jenseitsland schauen lassen konnte (nicht in Form eines Nahtoderlebnisses). Dieses Ritual wird sogar von den katholischen Herausgebern der Jerusalem Bible für eine Initiation gehalten.

Bestätigung für die enorme Bedeutung der Initiation finden wir auch in einigen Büchern. Im Amduat, dem Buch über das, was in der Unterwelt ist, finden wir mehrfach den Hinweis, dass es für die Toten gut sei, dieses Wissen zu besitzen, doch auch für die Lebenden ist es von großem Nutzen. Sowohl das Amduat wie auch das Buch der Tore waren nach Ansicht einiger aufgeschlossener Ägyptologen in erster Linie zum Gebrauch in der physischen Welt bestimmt, und nicht als Literatur für königliche Begräbniszeremonien gedacht.

1 346,73 ₽
Возрастное ограничение:
0+
Дата выхода на Литрес:
23 декабря 2023
Объем:
182 стр. 4 иллюстрации
ISBN:
9783945574218
Издатель:
Правообладатель:
Автор
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