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Ernst Michael Schwarz

Mörderische Gier

Ein Berlin Krimi

Inhalt:

Prolog

1.Nachts in der Altstadt

2. Gartenparty

3.Auf der Langen Brücke

4. Müggelheim- Am Bauernwäldchen

5. Auf dem Parkplatz am Müggelturm

6. Tarek

7. Siedlung Kämmereiheide

8. Konferenzraum des LKA 11

9. Zum Goldenen Anker

10. S-Bahnhof Wuhlheide

11.Arrival BER, Flug 230, Pegasus Airlines

12. Paul Landgraf

13. Der Zugriff

14. Sven

15. Neukölln

16. Der Deal

17. Puchanstraße

18. Eisstadion Neukölln

19. LKA 1 Keithstraße

20. Tempelhofer Feld

21. Max

22. Am Rathaus Köpenick

23. Andreas Koller

24. Entscheidungen

25. In der Prenzlauer Allee

26. Im Ratskeller

27. Azaleenstraße

28. Leichenfund

29. Abschied

Nachwort

Prolog: Humboldt Gymnasium Berlin-Köpenick;

Ende Mai 1995

Es war bereits weit nach Mitternacht und die Reihen der feiernden Abiturienten hatten sich deutlich gelichtet. Kleinere Gruppen aus den verschiedenen Klassen und Leistungskursen saßen noch beieinander und tranken die Reste aus. Man schwor sich, keinesfalls für immer auseinanderzugehen, sich immer wieder zu treffen, Kontakt zu halten und vieles mehr. Die Zeit würde auch dieses Mal zeigen, es kommt alles ganz anders und die meisten würden sich erst nach Jahren vielleicht auf irgendeinem Klassentreffen wiedersehen, wenn überhaupt. Der Eine oder die Andere mussten schon mal eine Träne wegwischen. Es waren vier Jahre, die sie alle zusammen waren, manche noch viel länger, da sie schon gemeinsam in Köpenick und Umgebung aufwuchsen.

Am Ende der großen Treppe, die zur Aula führte, saßen drei spezielle Schüler, die seit Kindertagen alles gemeinsam unternommen hatten und durch dick und dünn gegangen waren: Paul, Andreas und Markus, die man nur im Dreier Pack bekam, als Clique vom Humboldt Gymnasium weithin bekannt. Egal was jetzt auf sie zukommen würde, Eines stand für sie fest: zusammen bleiben. Paul, der Kleine, wollte an der Humboldt Universität ein Kriminalistik-Studium aufnehmen. Andreas, der Beste von den Dreien, hatte seinen Studienplatz für Medizin in München sicher und Markus, das Sorgenkind, war im zweiten Anlauf für Wirtschaftswissenschaften und Informatik an einer Technischen Hochschule eingeschrieben. Mit dem steigenden Alkoholspiegel an diesem Abend klangen auch die Zukunftspläne immer kühner. Markus und Andreas würden nach dem Studium gemeinsam ein Start Up in Berlin gründen und da Paul bei der Kripo auch in Berlin blieb, waren ja dann alle wieder zusammen. So der Plan, die letzte Flasche war auch geleert und Zeit, nach Hause zu gehen. Da alle noch für ihren zukünftigen Weg viel organisieren wollten, verabredete man sich für Ende Juli im Ratskeller. Alle umarmten sich und jeder ging seines Weges, und das doch für sehr lange Zeit.

Markus verschwand von der Bildfläche und außer dem einen oder anderen Telefonat zwischen Andreas und Paul gab es bis zum Sommer 2019 keinen Kontakt.

1. Nachts in der Altstadt

Diese Sommerabende waren in der Köpenicker Altstadt immer sehr belebt, die Restaurants und Kneipen gut besucht. Während bei den meisten anderen so um Mitternacht die Tische hochgeklappt wurden, war im „Goldenen Anker“ noch schwer was los. Peter, der Wirt, kam kaum zum Luft holen, die Stimmung war gut und alle ließen sich die Drinks und vor allem das Bier schmecken. Ein junges Pärchen, das schon seit dem frühen Abend draußen an einem Tisch saß und mit ein paar Stammgästen ins Gespräch gekommen war, wollte jetzt aufbrechen, um am nächsten Morgen pünktlich zum Stadtbummel bereit zu sein. Tipps hatten sie von den Gästen genug bekommen. Beide kamen aus Hamburg und besuchten zum ersten Mal Berlin. Da sie im Penta-Hotel jenseits der Spree wohnten, würden sie nach ein paar Schritten im Hotel sein. Jetzt, weit nach Mitternacht, blieb alles ruhig, kein Auto und auch die Straßenbahn fuhr schon lange nicht mehr.

„Lass uns hier rüber gehen, Karin. Schau mal: das Schloss sieht ja wirklich toll aus, so angestrahlt. ...und da ist ja schon unser Hotel.“ Aber sie war von etwas anderem fasziniert. „Da sieh mal, da liegt was auf den Schienen, ein Rucksack oder so was. Wenn da morgen früh die Tram kommt kann sie entgleisen. Lass uns mal nachsehen. Jetzt fahren ja keine Bahnen mehr und ob wir auf den Schienen laufen oder auf dem Fußweg ist auch egal.“ Noch ein paar Meter und der Rucksack erschien immer größer.

Den wenigen Gästen, die noch bei Peter vor dem Lokal saßen, ging der Schrei durch Mark und Bein.

„Peter - was ist da los? Wo sind die jungen Leute, die müssten ja jetzt auf der Langen Brücke sein? Los, lasst uns mal nachsehen.“

Als drei der Gäste vom „Anker“ auf der Brücke ankamen, sahen sie erst einmal nichts. Dann auf den Gleisen, neben einem Pfeiler saß der junge Mann, mit dem sie eben noch gemütlich gemeinsam ein Bier getrunken hatten, im Arm leblos seine Freundin, offensichtlich bewusstlos.

„Schau mal Lothar - und was ist das dort? Ein Toter? Wirklich, ich sehe mal nach. Vielleicht ist er nur besoffen und schläft.“

Nach zwei Minuten kam Lothar zurück. „Der ist tot, mausetot. Ein Einschuss, ein Loch in der Stirn, den hat jemand hingerichtet. Sofort fing Karin, die wieder aufgewacht war, an zu schreien.

In der Zwischenzeit war ein Mann vom Wachschutz aus dem Hotel rübergekommen und hatte die Regie am Tatort übernommen.

„Bringen Sie bitte Ihre Freundin ins Hotel aufs Zimmer und kommen Sie gleich wieder zurück. Die Polizei wird Fragen an Sie haben.“

Schon waren die Sirenen und das Blaulicht zu hören. Mit der Ruhe in der Altstadt war es vorbei.

2. Gartenparty

Es gab viele Gründe für das Treffen der „Sandertruppe“, wie sie sich selbst nannten. Sie hatten in letzter Zeit eigentlich nur bis über alle Ohren in Arbeit gesteckt, keine Zeit für die sonst üblichen Treffen und Feierabendbiere, egal ob beim Italiener in Charlottenburg oder bei Peter im Anker. Aber dann hatte Paul Landgraf die Idee zu einer Gartenparty bei sich zu Hause in der Kämmereiheide. Jetzt nach Mitternacht wussten viele nicht mehr so wirklich, was sie hier feierten. War es die bestandene Prüfung und die Ernennung zum Kommissar von Peter Schneider, der seit der Luisenhainsache zum Team gehört, oder die Verlobung des Chefs mit Marie, die Rückkehr von Tarek nach Berlin und seine Ernennung zum Hauptkommissar beim Bundeskriminalamt? Egal, es war ein toller Abend geworden, mit Grill und vielen interessanten Gesprächen mit allen: vom Kriminalrat Winter und Professor Weinert bis zu Renate Klein, der guten Seele des Teams, die immer wieder heulen musste, egal ob bei der kurzen Rede des Chefs oder bei den vielen Geschichten, die immer von dem Einen oder Anderen zum Besten gegeben wurden.

Dann gab es noch etwas Besonderes. Es war schon etwas später und alle hatten schon etwas Leckeres auf dem Teller, da kam noch ein besonderer Gast: Frau Dr. Tina Steffens, die Staatsanwältin. Es gab spontanen Beifall und das Team war fast komplett.

Max, das Computergenie, fehlte noch und traf schließlich ohne Laptop und Pizza, aber mit Fahrrad ein. Er postierte sich zwischen Grill und Bierkasten und jetzt waren wirklich alle da.

Tarek und Britta Fuchs, die Stellvertreterin von Sander, mussten sich auch nicht mehr verstecken. Sie LKA und er BKA - da gab es keine Probleme mehr.

„Sag mal Karl, verlässt du eigentlich jetzt deine Burg hier in Köpenick und zieht ihr Beiden endlich zusammen?“ Frank Winter war neugierig.

„Nein, Frank, es bleibt alles so wie es ist. Jeder bleibt erst mal in seiner „Höhle“. Es geht uns damit sehr gut.“

„Eine äußerst vernünftige Einstellung“, meldete sich Professor Weinert zu Wort, der es sonst sehr spannend fand, von Susi Weiß etwas über einige ihrer brisanten Fälle zu erfahren. Marie verstand sich offensichtlich mit Monika, der Frau von Paul Landgraf, sehr gut und man kam überein, sich einfach mal zu viert im Garten zu treffen.

Die sonst so humorlose und trockene Staatsanwältin Tina Steffens schien wie ausgewechselt und amüsierte sich mit Renate Klein und den vielen kleinen Geschichten aus dem Alltag des LKA köstlich.

Kriminalrat Winter wandte sich an sein Team: „Also, liebe Kollegen und Kolleginnen, feiert schön weiter, aber ich muss jetzt nach Hause. Erstens bin ich der Älteste und für Euch eine - wenn auch kurze –Zeit ohne Chef muss doch auch sein.“

Er wollte sich grade ein Taxi rufen, als ein Streifenwagen, ohne Signal, aber mit Blaulicht vorfuhr.

„Frank, das nenne ich mal Timing.“ Alle mussten über die Bemerkung von Karl lachen.

„Wir sollen Kriminalrat Winter abholen.“ Der Beamte schaute sich fragend um. Frank Winter ging mit ihm zur Seite, winkte Karl Sander ran und die Stimmung der Party sackte augenblicklich in den Keller.

„So, Kollegen, wer ist noch halbwegs nüchtern und kann arbeiten?“ Alle meldeten sich.

„Wir haben einen Toten auf der Langen Brücke. Es riecht nach organisierter Kriminalität, Auftragsmord und was sonst noch alles uns so richtig Freude macht. Die Kollegen aus Köpenick haben uns gerufen, weil es unsere Zuständigkeit ist. Karl übernimm bitte.“

In der Zwischenzeit war ein kleiner Polizeibus vorgefahren und Karl teilte seine Leute ein. „Peter, Susi mit mir. Professor Winter ? Wollen Sie?“

„Natürlich, ich fahre mit meiner Kollegin in meinem Wagen, bin ja nüchtern, Frau Staatsanwältin, kommen Sie mit uns.“

„Britta, fahr zur Wohnung des Opfers, Adresse schicke ich dir auf´s Handy. Ich will alles wissen. Renate - fahren Sie bitte nach Hause, frisch machen, eine Stunde schlafen und dann sehen wir uns im Büro.“

„Tarek, hilfst du uns?“

Tarek überlegte kurz. „Ja Karl, ich fahre in mein Büro, hole mir grünes Licht vom Chef und Ihr schickt mir alles was Ihr von dem Toten habt, dann sehen wir morgen früh klarer.“

Für die Arbeitsorganisation hatte Karl Sander genau zehn Minuten gebraucht. Er verabschiedete sich noch schnell von Paul und dessen Frau.

„Paul, du bleibst erst mal hier und beräumst mit deiner Frau das Chaos. War ein tolles Treffen, für die Berufseinlage kann keiner was, na doch - einer, aber den kriegen wir früher oder später. Besser früher. Du fährst dann ins Büro und bereitest alles vor. Erste Dienstberatung heute um 08:00 Uhr.“

Beinahe hätten sie Max vergessen, der sich jetzt meldete: „Paul, hast du einen Laptop oder Computer? Dann bleibe ich gleich hier und fange, sobald ich Namen oder Adresse bekomme, mit der Recherche an. Wir verlieren sonst zu viel Zeit.“

Was Karl Sander zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste:

dass dieser Fall nichts, aber auch gar nichts mit der üblichen Routine zu tun hatte.

3. Auf der langen Brücke

Als Karl, Susi und Peter auf der Brücke ankamen, war bereits alles abgesperrt, die KTU schon vor Ort und auch Professor Weinert und Marie bei der ersten Begutachtung des Toten zu Gange.

„Habt Ihr schon was?“ wandte sich Karl Sander an die Kollegin von der KTU.

„Ja, Karl, eins ist sicher, Auffindort ist nicht gleich Tatort. Es fehlt so fast alles, was einen Tatort ausmacht. Keine Blutspuren, sonstige Spuren – Fehlanzeige. Papiere, Ausweis, Geld - alles da. Kein Raubmord.“

Karl Sander wurde langsam sauer.

„Haben wir eine Adresse? Susi, schicke sie gleich mal Britta aufs Handy. Wer ist das?“

Susi hielt den Ausweis hoch, um etwas zu sehen.

„Nico Peters, Am Bauernwäldchen?“

„Das ist doch Müggelheim…“, meldete sich Peter zu Wort.

„Okay Peter, schnapp dir zwei Kollegen und einen Streifenwagen und fahrt raus, Britta sollte schon vor Ort sein. Seid vorsichtig.“

Karl Sander wandte sich wieder dem Toten zu, der gerade von Marie und Professor Weinert in Augenschein genommen wurde.

„Also Professor, was können Sie sagen?“

„Ja, Hauptkommissar, der Mann ist tot, mausetot, hingerichtet und er war auch sofort tot, ein Schuss, sieht aus wie 9mm, aufgesetzt. Sehen Sie hier die Wundränder, Schmauchspuren? Alles andere sagt Ihnen Frau Dr. Dreger, für vor Ort ist sie zuständig, ich bekomme unseren Freund hier auf meinen Tisch, so bald als möglich.“

Marie grinste Karl Sander an, dessen Laune sich augenblicklich besserte.

„Also Karl, wir können nur das bestätigen, was die KTU schon herausgefunden hat. Hier wurde er nur abgelegt, die Brücke ist nicht der Tatort. Ich will dir mal was zeigen.“ Sie legte die Arme frei und schnitt die Hosenbeine auf. „Diese Flecken, auch am Kopf, rühren von Stürzen her und zwar post mortem, keine Färbung, keine weitere Ausprägung. Ich vermute, unser Freund wurde, wo auch immer, erschossen, in ein Auto verfrachtet und hier auf die Schienen aus dem fahrenden Wagen geworfen. Die Verletzungen würden passen.“

„Susi, habt Ihr noch was gefunden?“

„Nein, nichts, alles abgesucht, der oder die Täter hatten wohl gehofft, dass man ihn erst Stunden später finden würde, wenn die erste Bahn fährt, also gegen fünf Uhr.“

In dem Moment meldete sich das Smartphone von Karl Sander. Er ging ran und wurde blass.

„Es hat eine Schießerei gegeben in Müggelheim, ob es Tote gegeben hat wissen wir nicht. “

„Professor, Sie müssen allein fahren und mit der Obduktion beginnen. Marie, du fährst gleich mit den Kollegen nach Müggelheim, die KTU schicke ich raus, sobald die hier fertig sind. Susi, du bleibst hier, bis die KTU fertig ist. Um 08.00 Dienstberatung, bringe bitte deren Bericht mit. Ruf Tarek an, ich will ihn dabei haben.“

Karl Sander ließ sich nach Hause fahren. Er brauchte jetzt ein paar Stunden, Ruhe und Zeit zum Nachdenken.

Britta und Peter würden schon allein in Müggelheim klarkommen und alles Nötige veranlassen.

Nico Peters, wo und wann war ihm der Typ über den Weg gelaufen? Er musste telefonieren.

„Max, bist du noch bei Paul? Gut, ich brauche alles über einen Nico Peters, alles, wann er die Hemden wechselt, aufs Klo geht, einfach alles.“

Es war kurz still am anderen Ende.

„Karl, meinst du d e n Nico Peters?! Bestandsimmobilien und Bauträgerservice, Geschäftsführer von GIB Immobilien?“

„Mensch Max - woher?...egal, ja genau den!“

„Gut Karl, morgen früh hast du alles auf dem Flipchart im Konferenzraum. Paul hat mitgehört und fährt jetzt in die Dienststelle.“

Karl Sander war zufrieden, wenn es besonders hektisch und turbulent wurde, konnte er sich auf seine Leute verlassen. Schon wieder Köpenick. Es war doch gar nicht so lange her, dass das LKA in Köpenick, Gosen und Neukölln ermittelte und sie den Mord am alten Kreibig und das Chaos um den Rachefeldzug seiner Familie aufklären konnten. Jetzt lief es in eine andere Richtung. Aber dass diese Leute ihm seine schöne Sommerparty eben versaut hatten, das nahm er persönlich.

4.Müggelheim- Am Bauernwäldchen

Als Peter Schneider vor dem Haus der Peters eintraf, begann der Morgen schon zu grauen. Ein paar Nebelfetzen lagen noch auf der Wiese vor den Gärten am Ende der Straße, sonst war hier gar nichts.

„Da werden ja auch die Zeugen nicht gerade Schlange stehen.“ Der Kommissar bemerkte es wie nebenbei zu seinem Kollegen, bevor er ausstieg.

„Kommissar Schneider, da vorn ist ein Mann mit Hund. Ich frage ihn mal, ob er was gesehen hat.“

Britta stand vor dem Haus und wollte offensichtlich nicht allein hineingehen. Kommissar Schneider ahnte, dass sie hier nichts Gutes erwartete. In dem Augenblick kam auch der Kollege um die Ecke und deutete ihnen an, leise zu sein.

„Da ist was. Da ist noch jemand im Haus. Die Terrassentür zum Garten ist nur angelehnt. Wollen wir auf Verstärkung warten, oder gehen wir rein?“

„Keine Zeit, wir gehen rein!“ Britta überlegte nicht lange, zog die Waffe, gab ihrem Kollegen ein Zeichen und ging rein, während der Kollege den Eingang sicherte.

„Du oben - ich unten, den Keller später.“ Nach ein paar Minuten hörte sie Peter Schneider von oben rufen: „Kommt rauf ins Schlafzimmer, ich habe Frau Peters gefunden.“ Im selben Augenblick hörten sie den Kollegen an der Tür. „Halt! Bleiben Sie stehen - Polizei.“ Dann fiel ein Schuss.

Der Kollege, der den Hundebesitzer befragen wollte, kam zurück mit einem jungen Mann in Handschellen.

„Der Hundebesitzer hat nichts gesehen, aber unser Freund hier, der grade abhauen wollte, sicher mehr.“

Peter Schneider kam die Treppe herunter, mit dem Handy am Ohr. „Die Kollegen sind gleich da. Ja, wen haben wir denn hier?“

„Ich… wollte doch nur…“

Jetzt wurde Peter Schneider sauer.

„Ja, ich weiß, nur etwas Salz oder Zucker borgen. Verarsch mich nicht. Da oben liegt eine Tote. Wenn du sie nicht erschossen hast, dann erzählst du mir jetzt sofort alles, oder du bekommst riesige Probleme. Kollege, pass auf ihn auf. Mit ihm beschäftigen wir uns später.“

Mit vier Sprüngen war der Kommissar oben im Schlafzimmer. Auf dem Bett lag Frau Schneider, unbekleidet, aber mit einem Loch in der Stirn und tot.

„Da, Peter zwei Gläser, die ganzen Sachen auf dem Fußboden. Mann hatten die es aber eilig. Halt… bleib stehen.“ Peter Schneider stand wie angewurzelt, vor sich ein Stück Papier und auf dem Blatt ein Teilfußabdruck, wie aus dem Lehrbuch.

„Der Mörder ist durch den Garten gekommen. Die KTU wird garantiert Erde finden. Na wenigstens was.“

Britta Fuchs beugte sich über die Leiche. „Wie beim Toten auf der langen Brücke…. Hinrichtung. Sie hatte keine glückliche Ehe und kein schönes Ende. In dieser Gott verlassenen Gegend hat sicher niemand was gehört oder gesehen.“

„Doch“… meldete sich einer der beiden Kollegen: „Wir haben einen Autotyp, ein Teilkennzeichen und einen Zeugen mit Hund.“

„Gute Arbeit, Kollege.“ Britta war zufrieden.

Die Befragung des „Betthupferls“ von Frau Peters ergab nichts Neues. Er war ein Kollege ihres Mannes, wollte mal kurz ins Bad gehen, hörte einen Schrei aus dem Schlafzimmer, keinen Schuss, nichts. Dann Totenstille. Er kam erst nach einer Weile aus seinem Versteck, wollte fliehen und der Rest ist bekannt.

„Britta, schau mal, hier fehlt etwas. Der Computer ist weg, die Festplatte auch. Lassen wir der KTU auch noch etwas Arbeit.“

Wie auf Kommando fuhr die KTU mit Marie, der Gerichtsmedizinerin, vor.

„So, wir hauen jetzt ab, Peter und nehmen unseren „Freund“ da unten mit. Es wäre aber schön, wenn er seine Hose finden würde.“ Peter Schneider musste lachen.

„Geht nicht, ist ein Beweisstück, liegt im Schlafzimmer.“

„Kollegen, kommt ihr mal bitte, wir haben da was.“

Die Chefin der KTU stand im Arbeitszimmer vor zwei Metallkoffern. „Das ist Geld, viel Geld. Ich glaube, Ihr habt hier noch etwas zu tun. Das war kein Raubmord, der Mörder hatte nur den Auftrag, die Dame des Hauses zu töten und den Laptop/Computer mitzunehmen. Das Geld war für ihn uninteressant, wenn er es überhaupt gesehen hat. Eher nicht, denn er war höchstens fünf Minuten im Haus.“

Peter wandte sich an Britta:

„Britta, ich fahre jetzt bei Karl vorbei, es ist fünf Uhr. Ich nehme ihn mit in die Keithstraße, hoffentlich hat er schon geduscht, schlafen fällt heute aus. Auf dem Weg setze ich ihn ins Bild. Kollege, kommst du, wir fahren los.“

„Was macht Ihr, wenn Ihr hier fertig seid?“ wandte Britta sich an die KTU. „Wir fahren in die Firma. Hier habe ich eine Karte: „GIB Immobilien“, Kantstraße 14. Wenn es dort nicht weitere Überraschungen geben sollte, wäre ich sehr enttäuscht.“

Britta überlegte kurz; „Wartet mal, ich rufe Karl an und lasse ihn abholen. Kollegen - unseren Freund hier bringt Ihr bitte in die Keithstraße“.

„Besorgt mal bitte jemand Kaffee, schön stark?“ Es war alles etwas viel auch für einen Profi wie Britta.

Erstes Telefonat mit Karl, der natürlich noch nicht geschlafen hatte, dann noch mit Max. Sie erfuhr wie nebenbei, dass der Geschäftsführer der „GIB“ die Geschäftskonten schon vor zwei Tagen leer geräumt hatte.

„Ach ja Britta, seht Euch mal um, da muss irgendwo zu Hause oder in der Firma ein Flugticket rumliegen, ja richtig, eins, seine Frau wollte er wohl zu Hause lassen. Wir treffen uns in der Kantstraße. Ich will mir mal die Computer ansehen, so noch vorhanden.“

In der Zwischenzeit war die KTU fertig und Marie mit der Leiche von Frau Peters unterwegs in die Gerichtsmedizin.

5 Auf dem Parkplatz am Müggelturm

Er ließ seinen Kleinwagen auf dem Waldparkplatz unterhalb des Müggelturms langsam ausrollen. Zu der frühen Stunde waren er und sein Auto die Einzigen hier. Das kam seinen Ambitionen sehr entgegen. Er wollte weder gesehen werden, noch irgendjemanden treffen. Wie er den kleinen Wagen hasste. Aber seine Auftraggeber hatten darauf bestanden. Unauffällig, nichtssagend wäre hier im Berliner Osten wichtig. Was wusste der schon. Er kam aus dem Osten, der Clanchef aus dem Libanon, also „Achmed, Füße still halten,“ sagte er dann immer.

Zur Zeit arbeitet er für die mächtige Familie H., die von Einbruch und Diebstahl weg zum Immobilienhandel möchte. Nicht nur regional, auch von den zu erwartenden Gewinnen bieten sich Köpenick und Treptow geradezu an wie „warme Schrippen“. Für seinen Job war es wichtig, immer Zusammenhänge zu kennen und mögliche Verstrickungen der örtlichen Politik ins kriminelle Milieu. Wem darf ich auf die Füße treten und wen lässt man eher in Ruhe? Er hatte Achmed zwei Schritte vorgeschlagen. Zum einen die örtlichen Immobilienhändler aufmischen. Dabei vor allem die, die Dreck am Stecken hatten. Mit GIB- Immobilien hatte er begonnen. GIB – Immobilien sollte für die Russen hier im Südosten Berlins das Feld bereiten. Natürlich wusste er, was sich in den Metallkoffern befand. Es würde noch etwas, aber nicht mehr lange dauern, bis alle merkten was sich in den Koffern wirklich befand. Aber das war nur ein „Fliegenschiss“ zu dem, was bei dem Gesamtgeschäft drin war. Am 1.Juli 2017 war ein neues Gesetz in Kraft getreten, dass die „Abschöpfungslücke“ schließen sollte. Die Ermittler mussten bei Summen ab 100.000 Euro keine konkrete Straftat mehr zuordnen, unmöglich, dass sich ein Hartz IV Empfänger so viel Geld zusammengespart hatte. Es muss also nicht mehr unmittelbar eine frühere Tat vorhanden sein, der Verdacht genügt, Beschlagnahme und fertig. Das Gesetz ließ sich auch auf andere Vermögenswerte anwenden. So war es noch gar nicht so lange her, dass die Familie H. 77 Immobilien und auch ihre Villa in Rudow an die Staatsanwaltschaft Berlin verloren hatte. Es musste also seitens der Clans reagiert werden und auf keinen Fall duften irgendwelche Konkurrenten die neuen Geschäfte im aufstrebenden Köpenick stören. Deshalb hatten sie ihn geholt, und da er seit seiner Zeit im Libanon de facto zur Familie gehörte ließ er die Finger von den Geldkoffern.

Wann war er das letzte Mal hier, vor über zwanzig Jahren, mit Vaters Fahrrad und seinen Kumpels? Das war in einem anderen Leben.

In dem Momente plopte sein I-Pad auf, Konto Nr. 1 – Panama, Konto Nr. 2 auf den Cayman –Inseln und ein höherer sechsstelliger Betrag wurde angezeigt, bestätigen, fertig.

Die Aufgaben, die ihm dann gestellt wurden, hatten es in sich. Nun ging es also ans Eingemachte. Wenn alles klappte, gab es noch mal zwei höhere Beträge auf sein „Inselkonto“. Personenschutz für Basima. Das wird schwieriger.

Jetzt war aber eine kleine Pause dran, Nostalgie am Müggelturm und Teufelssee. Was machen wohl die Kumpels jetzt. Egal, sie hatten sich nie für ihn interessiert, keiner war aufgetaucht, auch nicht in den fünf Jahren, die er im Libanon wegen Drogen und Waffenschmuggel im Knast saß. Hätte ihn Ali H, der Vater von Achmed, nicht rausgeholt, wer weiß… Seit dieser Zeit war er l`Allemand. Keiner durfte eine Verbindung zur Familie H. finden, das war der Kern der Sache. Der erste Auftragsmord war noch schwer, dann ging es immer leichter von der Hand. Nachdem alles vorbei war, falsche Spuren legen und weg.

Aber die Müggelberge trugen daran keine Schuld. Er genoss die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Bäume ihren Weg suchten. Oben am Turm würde er eine Currywurst essen, die Aussicht genießen und ein Bier trinken, dann die Nummernschilder des Corsa wechseln. Sicher ist sicher… und ab nach Neukölln.

6. Tarek

Das Auffälligste bei den erst anlaufenden Ermittlungen war diesmal, dass sie nichts Verwertbares hatten.

„Ein kleines rotes Auto, ein offensichtlich gefälschtes Nummernschild und einen Teilfußabdruck.“ Karl Sander war unzufrieden und genoss den marokkanischen Vorspeisenteller. Fast drei Tage nach den Vorfällen in Köpenick hatten alle gut geschlafen und das erste Meeting der neugeründeten SOKO Bau über sich ergehen lassen. Jetzt saßen Karl Sander, Marie Dreger, Tarek Uri und Britta Fuchs um den großen Tisch in Tareks kleiner Wohnküche bei marokkanischen Speisen und gutem Rotwein zusammen. Wenn gleich noch Paul Landgraf und Susi Weiß dazu kommen würden, waren sie alle bis auf Max komplett. Er hatte sich entschuldigt, war wohl einer größeren, nicht ganz legalen Sache auf der Spur.

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