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Andrea Fadani Hunger über Hunger Eine kulturgeschichtliche Spurensuche

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Andrea Fadani

Hunger über Hunger

Eine kulturgeschichtliche Spurensuche

Am 9. Oktober 2020 wurde dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen der Friedensnobelpreis zugesprochen. Die Hilfsorganisation unterstützte 2019 fast 100 Millionen hungernde Kinder, Frauen und Männer in 88 Ländern. Die meisten Beobachter dieser Entscheidung waren überrascht von der Wahl, obwohl die wichtigen Leistungen durch das Welternährungsprogramm seit Jahren anerkannt werden. Ob in Syrien, im Jemen oder dem Südsudan: Menschen, deren Leben oft brutal von Instabilitäten und Konflikten auseinandergerissen wurde, werden versorgt. Das Welternährungsprogramm steht zuallererst für Katastrophenhilfe, aber auch für innovative Projekte in den Ländern des Südens, die Hilfe zur Selbsthilfe beim Aufbau von Ernährungssicherung leisten sollen. Das Nobelpreiskomitee hob hervor, dass die Bekämpfung des Hungers am Anfang jedweder Konfliktlösung steht und somit eine Grundbedingung für den Frieden ist.

Die Kulturgeschichte zeigt, dass große Zivilisationsfortschritte in Friedenszeiten entstehen, Krieg und Konflikte dagegen die Entwicklung unserer Zivilisation stoppen oder sie zurückwerfen. 1970 wurde der Friedensnobelpreis an den Agrarwissenschaftler Norman Borlaug verliehen, der in seiner Preisträgerrede seine pessimistische Ansicht über die Unfähigkeit der Menschheit, aus der Geschichte zu lernen, erläuterte: »Die Zivilisation, wie sie heute bekannt ist, hätte sich ohne eine ausreichende Nahrungsversorgung weder entwickeln noch überleben können. Trotz der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hungrig ist, ist Essen für die meisten Staats- und Regierungschefs der Welt eine Selbstverständlichkeit. Der Mensch scheint darauf zu bestehen, die Lehren aus der Geschichte zu ignorieren.« 1

Der große Wendepunkt in der Geschichte des menschlichen Hungers stellt die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 dar. Das Recht auf Nahrung für alle Menschen wird in Artikel 25 (1) fest verankert.

Im Angesicht der dramatischen Hungersnöte mit Millionen von Toten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedurfte es einer neuen »Magna Carta«, um das Zusammenleben auf unserem Planeten zu definieren. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy formulierte 1963 die sich daraus ableitende politische Aufgabe: »Wir haben die Fähigkeit, die Mittel und die Kapazität, den Hunger in der Welt verschwinden zu lassen. Was wir brauchen, ist nur der Wille.« Am Ende seiner Ansprache hob er hervor: »Es gibt keinen Kampf auf der Erde oder im Weltraum, der wichtiger und ehrenvoller ist als dieser, und der ein so unmittelbares Erfolgsversprechen bietet.« 2 Kennedy sah vor allem den Technologietransfer aus den entwickelten Ländern als Schlüssel für die dauerhafte Lösung des Hungers an. Aber der Feind, der bekämpft werden sollte, ist nach fast 60 Jahren – und trotz der zahlreichen Nobelpreisvergaben – immer noch nicht bezwungen.

Eine Welt frei von Hunger – eine Utopie?

Mit der Verabschiedung der nachhaltigen Entwicklungsziele – insbesondere des zweiten Ziels, den Hunger für alle Menschen der Erde bis 2030 zu beenden – hat sich die Weltgemeinschaft eine gewaltige Herausforderung auferlegt. Die Forderung, dass alle Menschen das ganze Jahr über Zugang zu sicheren, nahrhaften und ausreichenden Nahrungsmitteln haben sollen, klingt nach paradiesischen Zuständen. Die meisten Experten haben wenig Hoffnung, dass dieses Ziel in den verbleibenden zehn Jahren bis 2030 erreichbar ist.

Hunger tritt ein, wenn die tägliche Energiezufuhr für einen längeren Zeitraum unter dem Bedarf liegt, der für einen gesunden Körper und ein aktives Leben benötigt wird – so definiert es die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Nach über 70 Jahren Entwicklungszusammenarbeit und -hilfe aus staatlichen und zivilgesellschaftlichen Quellen stellt sich die Frage, ob wir die Beendigung des Hungers als Utopie eingeschätzt haben. Ist die Aufgabe überhaupt lösbar angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, des drohenden Klimawandels und immer knapper werdender Ressourcen?

War 1950 die Hälfte der Weltbevölkerung unterernährt (bei insgesamt 2,5 Milliarden Menschen), waren es 1960 noch 35 Prozent (bei insgesamt drei Milliarden Menschen) und im Jahr 2000 nur noch 800 Millionen unterernährte Menschen (14 Prozent) bei insgesamt sechs Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Trotz des enormen Wachstums der Weltbevölkerung konnte der Anteil der Unterernährten enorm verringert werden. Allerdings ist dieser Anteil seit 2000 nicht weiter zurückgegangen.3 Seit 2015 steigt die Zahl der Hungernden wieder leicht an und liegt 2019 bei etwa 820 Millionen Menschen (bei insgesamt 7,7 Milliarden Menschen).

Den Hunger nur an der Verfügbarkeit von Kalorien zu messen, kann die Probleme von Unterernährung nicht wirklich abbilden. Ein besserer Indikator zum Verständnis der Ernährungssituation bietet der Welthunger-Index. Er berechnet sich aus der Verbreitung von Unterernährung kombiniert mit dem Anteil der Kinder unter fünf Jahren, die an Wachstumsverzögerungen und Auszehrung leiden, sowie der Kindersterblichkeitsrate. Der Welthunger-Index 2020 zeigt einen langfristigen weltweiten Rückgang der Hunger- und Unterernährungswerte. Dieser Verbesserung liegen abnehmende Werte aller Faktoren seit 2000 zugrunde.4

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0+
Объем:
19 стр. 1 иллюстрация
ISBN:
9783961962112
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

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