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Clarissa Fuchs

Geheimnisvoller Fremder

Erzählung

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Widmung

Alpha

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Omega

Anmerkung / Rechtlicher Hinweis

Impressum neobooks

Widmung

Für S.

Alpha
Alφha

ER streift umher, ruhelos.

ER tut, was IHM aufgetragen ist.

Nie ist IHM Ruhe vergönnt, niemals.

Wie lange schon?

ER weiß es nicht, denn Zeit spielt keine Rolle für IHN.

ER sieht viel, beinah alles.

Es kümmert IHN nicht.

Mitleid ist IHM fremd.

Nie hat ER gefühlt, niemals gespürt, was Menschen Nähe nennen.

Aber ER ist neugierig.

Manchmal erlaubt ER sich etwas mehr.

Niemals zu viel.

Denn ER muss tun, was IHM aufgetragen ist.

Kein Raum für eigene Wünsche.

ER tut, was ER tun muss.

Tut ER es gern?

Es ist nicht wichtig.

Es ist wichtig, dass ER es gut macht.

Es ist wichtig, dass ER es richtig macht.

Immer.

In jedem Fall.

So wie jetzt.

Ruhig, gelassen.

ER steht im Schatten und wartet.

Auf sie.

*****

Im Nachhinein wusste er, dass es ein Fehler gewesen war. Er hätte einen anderen Platz wählen sollen. Aber vielleicht wäre es auch passiert, wenn sie an den Waldsee gefahren wären. Oder auf die kleine Anhöhe hinter seinem Elternhaus.

Er wusste, dass es seine Schuld war. Er hatte sich wieder nicht beherrschen können. Womöglich würde sie jetzt nicht dort liegen, kalt und zerschmettert, sondern warm und unversehrt in seinen Armen. Seine Arme. Die nicht umschlungen hatten. Seine kräftigen Hände. Auch sie hatten versagt.

Langsam wandte er sich ab und ging zu seinem Auto hinüber. Als er den Sandweg hinunter zur Straße rollte, kam es ihm in den Sinn, dass es vielleicht doch richtig war. Hier hatte alles angefangen. Und hier hatte es geendet. Er verstand noch nicht, wie es überhaupt so weit gekommen war. Hatte er die Zeichen nicht gesehen?

Er zuckte kurz zusammen, als er Olivias Stimme in seinem Kopf hörte: „Du kannst ihr helfen, David. Du musst es nur wollen.“

Hatte er helfen wollen? Oder war seine reflexartige Bewegung genau das Gegenteil gewesen? War er nicht im Grunde genommen froh, dass es vorbei war?

*****

1. Kapitel

Helen war auf dem Heimweg. Endlich. Acht Stunden hatte sie die Klatschtanten Linda und Fanny und ihr Geschnatter ertragen müssen. So wie jeden Tag. Oft war kaum festzustellen, was schlimmer war: dieses Geschnatter und Getratsche oder das ewige Klappern und Rattern der Tastaturen, Kopier- und Faxgeräte.

Glücklicherweise gab es den Computermonitor, hinter dem Helen sich verstecken konnte, um den lauernden Blicken zu entgehen. Ahnten die beiden etwas?

Eigentlich war das unmöglich, denn Helen hatte IHN ja erst heute morgen zum ersten Mal gesehen. Im Bus hatte ER gestanden, ganz hinten an der Tür. Sie war sich sicher gewesen, heute morgen als sie aufwachte, dass sie IHN treffen würde. So sicher wie nie zuvor.

Lange schon hatte sie geahnt, dass ER eines Tages in ihrem Leben auftauchen würde. Geheimnisvoll, unerwartet und unausweichlich erwartet zugleich.

Und heute morgen war es dann passiert. Sie hatte wie immer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung am Fenster gesessen und hinaus gesehen, vor sich hin geträumt, an gestern und über die vergangene Nacht nachgedacht. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass etwas passieren müsse. Sie hatte den Kopf gewendet, ihren Blick nach hinten durch die rückwärtige Scheibe schweifen lassen.

Plötzlich war es wie ein Stromschlag durch sie gefahren. Dort stand ER. Locker an die Lehne des vorletzten Sitzes gelehnt, die linke Hand am Haltegriff, in dunkelblauen Jeans und engem weinrotem Poloshirt – so stand ER da und blickte durch die Heckscheibe auf die belebte Straße hinaus.

David hasste Jeans und Poloshirts. Das wäre was für Arbeiter und ärmere Leute. Auf keinen Fall etwas für überaus erfolgreiche Immobilienmakler wie ihn: Er trug immer gut sitzende Designer-Anzüge. Doch an IHM sahen die Jeans großartig aus, betonten sie doch ebenso wie das Shirt SEINEN anziehenden, sportlichen Körper.

Helen war wie hypnotisiert und konnte ihren Blick nicht von IHM wenden. Niemals würde ER ihr wehtun, da war sie sich sofort sicher gewesen. Bei IHM fühlte sie sich gut aufgehoben, sicher. ER sah gut aus, besonders im frühen Morgenlicht, das SEIN sanft gewelltes dunkelbraunes Haar warm glänzen ließ. Ihr Blick war an SEINEN schlanken Beinen, über SEINEN knackigen Po und den kräftigen Rücken hinauf zu SEINEN muskulösen Schultern und SEINEM weichen Nacken gewandert.

Wie hatte sie sich gewünscht, diesen Nacken liebkosen zu dürfen und SEINEM zärtlichen Blick zu begegnen. In dem Moment hatte ER sich umgewandt. Sie wollte den Blick senken, hob aber dennoch instinktiv ihre Augen und sah in SEINE blaugrünen Augen, mit denen ER sie musterte. Ein feines Lächeln spielte auf SEINEN Lippen. Etwas verlegen hatte Helen bemerkt, dass sie ebenfalls lächelte.

Einen Augenblick später hatte es gekracht. Der Bus musste eine Vollbremsung machen. Um nicht auf die zusammengestoßenen Pkws aufzufahren. Die Türen öffneten sich, der Busfahrer bat alle Fahrgäste, auf die Untergrundbahn zu wechseln, fünfzig Meter entfernt war eine Haltestelle.

Helens Aufmerksamkeit wurde für einen Moment abgelenkt, als die korpulente ältere Dame, die ihr gegenüber gesessen hatte, auf ihrem Weg zur Tür auf Helens Fuß trat. Helen wiegelte die Entschuldigung mit einem kurzen Nicken ab und sah zum hinteren Ende des Busses: ER war verschwunden.

Sie hatte sich beeilt, den Bus zu verlassen, weil sie gehofft hatte, IHN draußen wiederzufinden, doch ER blieb verschwunden. Aufgewühlt hatte sie die U-Bahn bestiegen und war eine Station gefahren und das letzte Stück bis zur Kanzlei zu Fuß gegangen.

Es war viertel nach neun gewesen, der Chef hatte sie bereits zum Diktat bestellt gehabt, war wütend über ihr Ausbleiben und brüllte sie rund zehn Minuten lang an, bevor sie ihm den Grund ihres verspäteten Erscheinens nennen konnte.

Daraufhin beruhigte er sich einigermaßen, fluchte, sie solle sich gefälligst ein Mobiltelefon anschaffen, und begann mit dem Diktat. Sie war nicht so aufmerksam wie sonst, musste sich anstrengen, um jeden Satz mitzubekommen. Sie dachte an IHN. Den übrigen Vormittag träumte sie von SEINEM anziehenden Körper, dem schönen Haar und vor allem von SEINEN lächelnden Augen.

Linda und Fanny hatten den ganzen Vormittag über gekichert und getuschelt. Ab und zu hatten sie Helen verstohlene Blicke zugeworfen. Ob die beiden etwas gemerkt hatten? Wenn ja, dann konnte davon ausgegangen werden, dass morgen das ganze Büro Bescheid wusste.

Und David. Er wusste es bestimmt jetzt schon. Was sollte sie ihm sagen? Wie sollte sie ihm das erklären? Nach gestern?

Das war absolut unmöglich.

Ihn verlassen?

David verlassen?

Noch unmöglicher.

Sie galten als Traumpaar, harmonisch und glücklich. Jeder beneidete sie. Am Tag nach der Hochzeit war sie im Büro mit Glückwünschen überhäuft worden. Sogar der Chef hatte ihr herzlich gratuliert. David war beliebt und begehrt, reich, erfolgreich und sympathisch.

Nach außen jedenfalls.

Es hatte keine Woche gedauert, bis das junge Eheglück den ersten Knacks bekommen hatte: Er kam spät nach Hause, stark alkoholisiert, da er mit Maklerkollegen nach einem geglückten Millionengeschäft noch auf einen Drink gegangen war. Er stand am Fuße der Treppe und rief nach ihr.

Sie hatte schon im Bett gelegen und gelesen und brauchte etwa zwei Minuten, um am Kopf der Treppe zu erscheinen. Er war mittlerweile zur Hälfte die vierundzwanzig Stufen herauf gestiegen und starrte sie aus kleinen, vom Tabak geröteten Augen unwirsch an. Warum sie sich so viel Zeit gelassen habe. Sie hatte versucht zu erklären, doch er hatte sie grob unterbrochen und ihr befohlen, ihm ins Schlafzimmer zu helfen. Sie hatte ihn gestützt, ihm seinen dreiteiligen Anzug ausgezogen und ihn zugedeckt. Dann hatte sie ihr Buch genommen, um weiterzulesen.

Mit einem Mal war er über ihr gewesen, schlug ihr das Buch aus der Hand, packte ihre Handgelenke, zerrte an ihrem Nachthemd bis der spitzenbesetzte Saum riss und presste sie hart in die Kissen. Sie war viel zu überrascht und entsetzt gewesen, um sich zu wehren. Nicht einmal zu schreien hatte sie vermocht.

Nach einem Aufwallen seiner Kraft ließ er von ihr ab und schlief erschöpft ein. Sie hatte starr vor Entsetzen da gelegen und die ganze Nacht kein Auge zugemacht.

Am nächsten Morgen hatte er getan, als sei nichts gewesen. Sie war den ganzen Tag wie in Trance gewesen, hatte mit niemandem darüber sprechen können – wer hätte ihr auch geglaubt? David war so angesehen und beliebt, dass man sie für verrückt erklärt hätte. Denn in der Öffentlichkeit verhielt er sich ihr gegenüber ganz wie der zärtliche Ehemann, den sie zu heiraten geglaubt hatte. Doch immer, wenn er etwas getrunken hatte, fiel er wieder über sie her. Wie ein wildes Tier, das mit seinen Krallen nach ihr griff, um sie zu zerfleischen.

So auch gestern. Er war früh nach Hause gekommen, hatte Mantel und Aktentasche abgeworfen und Helen auf die Treppenstufen gedrückt. Als sie seinen Namen rief und ihn bat aufzuhören, schlug er ihr mitten ins Gesicht. Ihn störte es nicht, dass ihre Nase zu bluten begann. Es war schrecklich gewesen. Sie hatte sich danach stundenlang im Badezimmer eingeschlossen, geweint und mit einem nassen Tuch im Nacken und geschlossenen Augen auf dem Boden gelegen. Ihr Atem war schnell gegangen, alles tat ihr weh.

Aber mit einem Mal war sie sicher gewesen, nicht allein zu sein. Jemand war da gewesen, hatte sie beruhigt. Als sie vorsichtig die Augen öffnete und sich umsah, hatte sie jedoch feststellen müssen, dass sie allein war.

Sie war aufgestanden und in die Küche gegangen. Ein Schluck Leitungswasser, eiskalt erfrischend im Gesicht und über ihren schmerzenden Handgelenken.

David musste sie gehört haben, denn er rief aus dem Arbeitszimmer nach ihr. Es tue ihm leid und ob sie ihm nicht ein Glas Wasser bringen könne. Sie hatte sich taub gestellt. Er war in die Küche gekommen und hatte sie angebrüllt, warum sie denn nicht hören könne. Sie war stumm geblieben. Da hatte er wieder zugeschlagen. Mit der Faust ihr mitten ins Gesicht.

Noch jetzt spürte sie den Schmerz. Er hatte sich sofort dafür entschuldigt, doch sie hatte nur geweint und war ins Schlafzimmer hinauf gelaufen und hatte die Tür abgeschlossen. Sie hatte geweint und war todunglücklich gewesen.

David war ihr Traummann gewesen, seit jenem Tag vor zwei Jahren, an dem sie sich kennengelernt hatten. Er hatte ihren Vanilla Latte für seinen Caramel Macchiato gehalten.

Zwei Stunden später hatten sie immer noch in dem kleinen Café gesessen und geredet, Händchenhaltend und einander mit verliebten Blicken verschlingend. Der erste vorsichtige Kuss damals, im warmen Sommerregen auf den Stufen vor ihrer Haustür, hatte ihre Vorsicht ins Wanken gebracht und sie unter seinen fordernden Händen geradezu schmelzen lassen.

Dass sie am folgenden Morgen kaum aus dem Bett gekommen war, hatte sie als normal empfunden, auch wenn ihr schon damals etwas unwohl gewesen war angesichts der kompromisslosen Härte. In den ersten Wochen, in denen sie alles durch eine dicke rosarote Brille gesehen und noch geglaubt hatte, er müsse sich erst noch fangen und den richtigen Rhythmus finden, war sie hin und her gerissen zwischen unersättlichem Verlangen, alles verzeihender Verliebtheit und dem Gedanken an Flucht.

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9783847689805
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